Aus dem Schlaf gerissen - Birgit Vobinger - E-Book

Aus dem Schlaf gerissen E-Book

Birgit Vobinger

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Beschreibung

Die Bewohner der Mecklenburger Kleinstadt bemerken nicht, was für grausame Verbrechen, nachts in den Häusern ihrer Nachbarn stattfinden. Eigentlich will sich der Berliner Pathologe, Dr. Peter Döring, in seinem neuen Haus am See zur Ruhe setzen. Schnell spürt er, dass es in Werlow ein furchtbares Geheimnis gibt. Er beginnt mit seinen Nachforschungen, ohne zu ahnen, dass er längst ins Visier des Serientäters geraten ist.

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Seitenzahl: 370

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Impressum

Aus dem Schlaf gerissen Birgit Vobinger published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de Text Copyright©2013 Birgit Vobinger ISBN 978-3-8442-6007-6

Alle Rechte vorbehalten

Kapitel 1

Die letzten Wochen waren nervenzerreißend gewesen. Heute würde er dem Täter, den er vor Wochen „Das Wiesel“ getauft hatte, näher auf den Pelz rücken. Trotzdem war Peter erstaunlich ausgeglichen. Er war am Ziel. Er hatte den Fall so gut wie gelöst. Genau, wie der Pathologe es aus der Gerichtsmedizin kannte. Alles lag klar vor ihm, nur das letzte Analyseergebnis fehlte noch. Das letzte Teil in diesem grausamen Puzzle, und er würde dem Ungeheuer ein Gesicht geben.

Der warme Herbstabend ließ die Abendsonne durch das Küchenfenster scheinen. Der pensionierte Pathologe holte sich nach seinem reichhaltigen Abendessen eine Flasche Rotwein aus dem Keller und ging auf die überdachte Terrasse, um den lauen Oktoberabend zu genießen. Jeden Augenblick würde Ernst aus dem Labor anrufen und ihm das Ergebnis mitteilen. Er setzte sich in den Rattansessel, legte die Füße hoch und genoss den Ausblick. Der Werlower See grenzte an sein Grundstück. Das Wasser war wie gebügelt. Nur einige Fische brachten, während ihrer Jagd nach Fliegen und Wasserläufern, eine kleine Wellenbewegung zustande. Ein Anblick, der jedes Anglerherz höher schlagen ließ. Peter trank einen Schluck Wein und genoss, wie lange nicht mehr, den Anblick des Sonnenuntergangs über dem See. Am anderen Ufer erstrahlten die Lichter der Kleinstadt Werlow.

Peter fing an zu schwitzen und fühlte, dass sein Kreislauf durcheinander war. Kein Grund für ihn zur Beunruhigung. Nach wochenlangem Stress verlangte jeder Körper eine Zwangspause. Eiskalter Schweiß lief ihm am Körper herunter und sein Bauch krampfte. Auf dem Weg in die Küche musste er sich am Türpfosten festhalten, um nicht die Orientierung zu verlieren. Er bemerkte die Person, die sich im Haus befand nicht. Unbemerkt huschte die dunkle Gestalt, an der Küchentür vorbei, hinaus auf die Veranda, schnappte sich das Mobiltelefon vom Gartentisch und suchte Schutz hinter den Büschen.

Peter kochte sich einen Pfefferminztee. Er wusch sich mit kaltem Wasser durch das Gesicht und ging langsam wieder in Richtung Veranda. Er taumelte und stieß dabei an den Esstisch. Mit lautem Klirren fielen eine Bierflasche und ein Glas auf den Fliesenboden. Endlich erreichte er seinen Sessel, saß da und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Wie die Trommelschläge auf einer Galeere hämmerte sein Herzschlag. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer. Die Luft schien dick wie Glyzerin zu sein. Peter öffnete sein dunkelblaues Oberhemd.

„Verdammt! Was ist denn bloß los? Das Herz? Ich muss Helmut anrufen.“ Ohne einen Blick auf den Tisch zu werfen,tastete er nach seinem Handy. Nichts. Eine Hand schützend vor die schmerzende Brust gelegt, suchte er auf dem Tisch und auf dem Boden nach dem Mobiltelefon. „Wo ist dieses blöde Handy?“

Im Schutz der Dunkelheit lauerte das Wiesel. „Hier ist es. Glaubst du etwa ich lasse es auf dem Tisch?“, dachte es. „Bei dir muss ich vorsichtig sein. Du kannst dir helfen. Den Anderen hätte ich ein Gegenmittel in die Handgeben können, ohne dass die geschnallt hätten, was sie damit machen können. Ja Peter, du bist schon ein ganz besonderer Fall.“

Der überhebliche Gesichtsausdruck des Wiesels änderte sich. Die Augen schienen plötzlich ins Leere zu blicken. Es rieb sich das Kinn. Eroberten Zweifel den Wahnsinnigen?

„Was mache ich nur? Ich mag dich.“

In seinen Gedanken tauchten die Bilder der gemeinsamen Stunden auf. Bisher hatte der Täter keinen privaten Kontakt zu den Opfern. Er kannte sie nur oberflächlich. Heute war er hier um einen guten Bekannten, einen liebenswerten Menschen zu töten.

„Das kann ich nicht tun. Ich muss ihm helfen, alles erklären. Wenn ich ihm meine Mission erkläre, wird er es verstehen. Nein, wird er nicht. Es wäre zu riskant.“

Geschwächt saß Peter in seinem Gartensessel. Er zwang sich, nachzudenken. Er musste herausfinden, was seinen Körper verrückt spielen ließ. Herzschlag dröhnte immer stärker in seinem Kopf. Schweißtropfen lösten sich von seiner Stirn, liefen über den Nasenrücken, vorbei an den Wangen und sammelten sich zu einem großen Tropfen an seinem Kinn. Er hatte Angst. Er versuchte aufzustehen, um ins Haus zu gehen und Helmut anzurufen. Dumpf nahm er hinter sich ein Knacken wahr. Es sah sich um, konnte aber seinen Garten nur noch schemenhaft erkennen. Er spürte die Bedrohung, die Kälte der Augen, die ihn beobachteten. Wie durch einen milchigen Vorhang sah Peter in die Dämmerung. Irgendetwas stimmte nicht. Durch die Kopfschmerzen und Magenkrämpfe fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Dann erblickte er den Umriss eines Menschen, versteckt zwischen den Büschen. Er kniff die Augen zu einem Sehschlitz zusammen, um seinen Blick zu schärfen. Sollte ihm das Wiesel auf die Schliche gekommen sein und ihn nun, so kurz vor dem Ziel, heimsuchen? Und warum? Peter passte nicht ins Profil der Opfer.

„Wer ist da?“, fragte er ängstlich und tastete auf dem Tisch nach Gegenständen, mit denen er sich zur Wehr setzen könnte. Doch dann erkannte die dunkle Gestalt.

„Gut, das du da bist. Hilf mir“, fragte Peter.

Wortlos betrat der Besucher die Veranda und setzte sich zu Peter.

„Mein Kreislauf“, keuchte Peter, „Mein Herz spielt verrückt. Ich brauche einen Krankenwagen. Ich kann mein Telefon nicht finden. Bitte geh' ins Haus und ruf' den Notarzt.“

„Ich weiß, wie es dir geht. Suchst du dieses Telefon?“

Peter stutzte über diese Bemerkung. Trotz der schlechten körperlichen Situation bemerkte er die ihm entgegengebrachte Feindseligkeit.

Der Gesichtsausdruck des abendlichen Besuchers veränderte sich. Der Täter zog seinen rechten Mundwinkel zu einem überheblichen Grinsen nach oben. Der Blick war hasserfüllt.

„Die Krämpfe sind ganz schön schlimm, was?“

Peter musterte die Person. Erneut reihte er Puzzle für Puzzle aneinander.

„Du bist das Wiesel! Du hast mich vergiftet! Warum ich? Ich gehöre nicht in dein Profil.“

„Es tut mir Leid aber ich konnte kein Risiko eingehen.“

Peterskonnte kaum einen klaren Gedanken fassen.

„WAAARUUM?“

„Es hätte nicht mehr lange gedauert, dann wärst du hinter meinen Auftrag gekommen. Das kann ich nicht zulassen. Musst dich ja in alles einmischen. Vielleicht tröstet es dich, dass mir dein Tod sehr schwer fallen wird. Ich muss meinen Auftrag erfüllen. Ich habe meine Mission. Da darf ich keine Rücksicht nehmen. Nimm es nicht persönlich. Mir fällt dieser Schritt wirklich besonders schwer. Das verstehst du doch, oder? Ach, ist auch egal. Es muss getan werden, was es zu tun gilt.“

Der ungebetene Gast lachte. Die Stimme des Wahnsinns durchdrang die Abendruhe.

Peter zwang sich, nicht weiter zu zuhören. Als guter Diagnostiker würde er das Gift erkennen und wissen, was zu tun sei. Magenkrämpfe, Temperaturanstieg. Langsamer aber hämmernder Herzschlag. Beginn einer Bradykardie? „Du kennst das Zeug, denk nach, dir läuft die Zeit weg. Mein Gott, diese Krämpfe.“ Peter ahnte, womit er vergiftet worden war. Er musste ins Haus und medizinische Kohle einnehmen, um die weitere Resorption zu stoppen. Kraftlos drückte Peter sich aus dem Sessel hoch und versuchte ins Haus zu gelangen. Sein Peiniger packte ihn bei den Schultern und warf ihn zurück zu seinem Sessel. Peter schlug an die Armlehne. Der Rattansessel fiel um und der 57Jährige schlug mit dem Kopf auf den gepflasterten Boden. Als er sich, benommen vom Schmerz zu dem Wiesel umdrehte, lief warm das Blut über sein Gesicht. Der Aufschlag hatte eine Platzwunde an der Stirn hinterlassen.

Sein Herzschlag war auf ca. 40 Schläge pro Minute gesunken. Bradykardie.

Das Telefon läutete.

„Du wirst nicht mehr erfahren wer dich sprechen will. Tja, die Diagnose wird wohl Herzinfarkt lauten, wenn man dich hier findet. Du bist 57, hast in letzter Zeit ganz schön zugelegt. So etwas passiert.“

Das Läuten des Telefons schien sich immer weiter von ihm zu entfernen. Peter kannte das Gift aber erst jetzt wusste er, was diese Menschen im Augenblick ihres Todes fühlten. Er konnte nicht entkommen. Zu viel war bereits in seinem Kreislauf. Ihm blieben nur noch wenige Minuten. Der dunkelhaarige Mann war am Ende und es gab noch so viel, was er gerne getan hätte. Nun, im Angesicht seines Todes, gab es keine Chance mehr all den geliebten Menschen zu sagen, was längst hätte gesagt werden sollen. Vor allem Kerstin. Peter war schuld, dass sie ihn verlassen hatte. Oft verbrachte der Pathologe 16 Stunden im Sektionssaal. Stunden, die dem Paar fehlten. Erst als sie gegangen war, wurde ihm die Größe des Verlustes klar.

Mit dem vorzeitigen Austritt aus dem Berufsleben und dem Kauf des Hauses, versuchte Peter, das Leben zu führen, dass Kerstin sich damals für sie beide gewünscht hatte. Die Hoffnung sie zurückzugewinnen konnte er nicht aufgeben. Oft betrachtete er das Foto von ihr in seiner Brieftasche und träumte davon, wieder mit ihr zusammen zu sein. Auch als Ernst ihm von ihrem neuen Lebensgefährten erzählte, blieb ein kleiner Funke Hoffnung in seinem Herzen zurück. Erst jetzt, wenige Minuten vor seinem Tot erlosch auch dieser.

Das Telefon verstummte. Das Wiesel stellte das Mobilteil wieder auf die Station. Einen Moment lang blickte es, fast betroffen, auf den leblos daliegenden Körper des Pathologen. Dann wandte es sich um und ging, berufen seine Mission zu erfüllen.

Kapitel 2

Sechs Monate zuvor.

Man benötige 1 ½ Stunden Fahrt mit dem Auto und eine große Portion Mut, um von Berlin nach Werlow zu fahren und sein Leben mit 57 komplett umzustellen.

Er bog mit seinem roten Audi A4 von der Bundesstraße links in seinen Privatweg ab. Unter dem Ortseingangsschild stand "5460 Einwohner".

„Ab jetzt5461“, dachte Peter.

Er stoppte den Wagen und öffnete die Fahrzeugscheiben. Links neben dem Weg lag ein Nadelwäldchen. Es hatte den ganzen Tag geregnet aber jetzt eroberte die Sonne den Himmel zurück. Der Duft nach Tannennadeln durchflutete das Fahrzeug. Peter kramte in seinem Handschuhfach, um sich von der passenden Musik in sein neues Leben geleiten zu lassen. Er sah den Stapel CDs durch. Lachend legte er „In the getto von Elvis“ wieder zurück. Bei „Vangelis“ nickte er zustimmend, legte sie in den CD-Player ein und setzte seinen Weg fort.

Hinter dem weißen Häuschen lag der Werlower See. Bodennebel hing über der Wiese, vor dem Wald und auf der Wasseroberfläche des Sees. Die Idylle überwältigte den Großstadtbewohner. Hier würde der Pathologe seinen Lebensabend verbringen. Er parkte vor dem Eingang, ließ sein Gepäck im Auto und ging die drei Stufen zur Tür hinauf. Die Tür knarrte beim Öffnen. Im Haus roch es muffig. Im Erdgeschoss befanden sich drei Zimmer. Die hellgrünen Fliesen der Gästetoilette, die überall mit „Pril-Blumen“ beklebt waren, stammten unübersehbar aus den 70er Jahren.

Links befand sich die große Küche. Die Einbauküche aus Buche war bereits vor einer Woche installiert worden. Durch das Fenster erblickte man den Wald. Am Ende des Flurs befand sich das Wohnzimmer mit anschließender Veranda. Im Obergeschoss gab es zwei Schlafzimmer und ein kürzlich renoviertes Badezimmer. Das Umzugsunternehmen hatte gute Arbeit geleistet. Seine Möbel waren so aufgebaut worden, wie er es anhand des Grundrisses in Auftrag gegeben hatte.

Zufrieden griff Peter zum Telefon und rief seinen besten Freund, den Chemiker Ernst Fröhlich, an.

„Hallo, ich bin es, ich bin gerade angekommen“, berichtete Peter.

„Wie ist es, fühlst du dich schon einsam?“

„Nein, wenn du das sehen könntest. Ich bin überzeugt, dass es genau das war, was ich gesucht habe.“

„Vielleicht hättest du das vor drei Jahren schon wissen sollen. Ich meine Kerstin. Sie hat sich gewünscht, dass du mehr Zeit mit ihr verbringst“, entgegnete Ernst.

„Habe ich auch schon gedacht. Wer weiß, vielleicht ist es noch nicht zu spät.“

Peter hatte damals die Bankangestellte Kerstin kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie war 5 Jahre jünger. Die große Schwarzhaarige und er verbrachten zwei wunderschöne Jahre. Peter war ein Workaholic. Kerstin wollte nicht immer zu Hause auf ihn warten. Schließlich verließ sie ihn.

„Meinst du nicht, deine Erkenntnis kommt zu spät?“

„Nach der Ziehung der Lottozahlen kann jeder den Schein richtig ausfüllen. Ich konnte mir ein Leben ohne 12 Stunden in der Gerichtsmedizin nicht vorstellen. Aber wer weiß?“

„Sie hat jemanden kennengelernt. Aber hey, vielleicht wartet deine Traumfrau ja in dem kleinen Kaff.“

Peter schwieg. Es war ein Schock. Seine Kerstin in den Armen eines Anderen? War es wirklich aus und vorbei? Nein, Peter gab nie schnell auf. Wenn es noch eine Chance gab, würde er sie ergreifen.

„Ja klar. Du, ich muss los, selbst meinem Kühlschrank knurrt schon der Magen. Tschau, mach's gut.“

„Tschüss, denk dran, meine Mutter sagt immer, die Träume der ersten Nacht gehen in Erfüllung.“

„Ihr lest zu viele Arztromane.“

Peter legte auf und machte sich auf den Weg ins Dorf. Er fuhr wieder zur B198 und bog dann links in den Stadtring ein.

„Mal schauen, wo Tante Emma ihr Geschäft hat. Hoffentlich hat der Laden dann auch noch auf, es ist gleich sechs. Wer weiß, wann hier die Bürgersteige hochgeklappt werden.“

Rechts lag der Friedhof. Die alten Grabsteine ließen vermuten, dass die Grabbewohner nichts von der Existenz der DDR mitbekommen hatten. Gleich neben der Apotheke befand sich ein EDEKA-Markt.

„Na, wer sagt's denn, der hat noch auf.“

Es war ein kleiner Markt, bot aber das Notwendigste. Er schob seinen Einkaufswagen durch die Gänge und sammelte alles ein, was er für einen ersten Abend benötigte.

„Sie hab ich hier noch nie gesehen. Zu Besuch?“ wollte die Kassiererin wissen. Ihr blond gelocktes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Sie musterte ihn mit ihren großen, blauen Augen.

„Nein. Ich bin Einwohner Nummer 5461. Mein Name ist Dr. Peter Döring.“

„Oh, ein Neuer? Na, dann willkommen. Ich bin Sonja Krümpelmann. Mir gehört der Laden. Arbeiten sie für die Fabrik?“

„Nein, was für eine Fabrik?“

„Medi-Voß. Sagen Sie nicht die, kennen Sie nicht. Die machen doch diese ... Verdammt mit dem Wort stehe ich aber aus Kriegsfuß. Homopotischen Sachen? Ach, Sie wissen schon Salben, Säfte. Diesen ganzen Kram.“

„Homöopathie. Obwohl sich Homopotisch viel schöner anhört. Nein, ich habe mich zur Ruhe gesetzt und wohne jetzt in dem kleinen Haus, auf der anderen Seite des Sees.“

„Machen Sie sich über mich lustig?“, fragte sie und blickte ihn keck an.

Er betonte, dass er das nie tun würde, blickte auf seine Armbanduhr und erklärte, dass er weiter müsste.

Neugierig auf seine neue Heimat beschloss Peter, sich noch kurz den Ortskern anzusehen. Er ging auf den Marktplatz. Neben der kleinen Kirche war ein hübsches, kleines Café, die einige Tische im Freien hatten. Er setzte sich und bestellte sich eine Tasse Kaffee.

Wieder im Haus beschloss er, den ersten Abend auf der Veranda zu verbringen. Bei einem Glas Wein lauschte er der Stille. Bisher hatte Peter mitten in Berlin gewohnt. Straßenlärm, Sirenen und Menschen. Hier hörte man nur ein Knistern aus dem Gebüsch. Eine Drossel durchwühlte unerbittlich die Erde nach einem Abendessen. Ein Quaken vom See und das Schlagen der Entenflügel ließen vermuten, dass den kleinen Kerl etwas erschreckt hatte. Er saß einige Stunden nur da und beobachtete seine Gartenbewohner. Das war genau das, was der Mediziner gesucht hatte. Er nahm das Foto von Kerstin aus dem Portemonnaie. Mit dem Zeigefinger streichelte er ihr über das Haar.

„Ich war so dumm. Hier würde es dir gefallen. Du fehlst mir.“

Trotz der neuen Umgebung schlief Peter tief und fest in seinem neuen Haus.

Kapitel 3

Die Ladenglocke meldete den ersten Kunden am Morgen an. Die kleine 79jährige Witwe, mit blau/grauen Haaren, betrat das Geschäft und schüttelte ihren Regenschirm heftig aus. Die Wassertropfen spritzten zu allen Seiten und sammelten sich zu einer Pfütze auf dem Fliesenboden.

„Guten Morgen Sonja, Kindchen. Ist ja wieder ein Wetter zum Mäusemelken.“

„Morgen Frau Mitschke. Ja, furchtbar. Ich habe meinen Wecker heute gehasst wie 'nen Besuch beim Zahnarzt. Man hat im Haus gehört, wie schlimm es regnet", erwiderte die hübsche 35jährige.

Sonja ging zu den Backwaren. Frau Mitschke kam jeden Morgen um 8.00 Uhr, kaufte zwei Körnerbrötchen. Der kleine Tratsch mit der Ladenbesitzerin gehörte für die Witwe zum Frühstück wie eine Tageszeitung.

„Wussten Sie, dass das kleine Haus am See wieder bewohnt ist?“, erzählte Sonja.

„Nein, sagen Sie bloß. Wer wohnt denn da? Eine nette junge Familie vielleicht? Mit kleinen Kindern muss man am Wasser aber gut aufpassen.“

„Nein, ein Doktor Döring. Er ist bestimmt alleinstehend. Jedenfalls hat er nur für eine Person eingekauft.“

Wieder ertönte die Ladenglocke. Die beiden Damen blickten erstaunt zur Tür. Normalerweise kam niemand um diese Uhrzeit herein. Der zweite Kunde, Dr. Peschke kam täglich um 8:30 Uhr, um sein Frühstück einzukaufen. Peter grüßte freundlich und lies sich vom Duft frischer Brötchen leiten.

„Das ist er", tuschelte Sonja.

„Oh, Herr Doktor“, die alte Dame streckte ihm ihre knochige Hand zum Gruß entgegen, „Herzlich willkommen in unserer kleinen Gemeinde.“

„Guten Morgen, und vielen Dank, Frau ...“

„Mitschke Herr Doktor. Werden Sie hier eine Praxis eröffnen?“

„Nein, nein, ich habe mich zur Ruhe gesetzt. Außerdem bin ich Gerichtsmediziner.“

Die alte Dame zog ihre Augenbrauen hoch. Ein durchdringender Blick traf Peter. Sie kniff die Augen zusammen.

„Wollen Sie sagen Sie schneiden Leichen auf“, erwiderte sie. Von ihrer sanften Stimme war nichts übrig geblieben.

„Ja, ich bin Pathologe.“

Sie riss ihre trüben Augen entsetzt auf, holte tief Luft und kündigte damit das folgende Redegewitter an.

„Der Herrgott gibt uns unser Leben, und wenn er es für richtig hält, nimmt er es uns wieder aber nicht, damit Leute wie Sie im Körper herumschnippeln, wie in einem toten Fisch“, zischte die Witwe.

„Frau Mitschke, manchmal werden Menschen gewaltsam umgebracht. Die Täter müssen betraft werden. Ich weiß, wie schwer es für die Angehörigen ist, wenn ihre Lieben obduziert werden müssen. Aber ich weiß auch, dass sie, wenn die Täter bestraft werden, mit ihrer Trauer besser umgehen können.“

„Blödsinn, vor Gottes Gericht werden die Mörder stehen. In der Bibel steht - Mein ist die Rache sprach der Herr. Da steht nichts davon, wie -Sucht euch doch 'nen Pathologen und klärt das unter euch.“

Wutentbrannt riss sie die Tür auf und stieß mit Dr. Peschke zusammen, der gerade das Geschäft betreten wollte.

Erstaunt blickte der schwarzhaarige Mann ihr nach. „Was hat Frau Mitschke denn?“, fragte der Allgemeinmediziner.

Der schlanke, 1,70m große Mediziner ging kopfschüttelnd auf Peter und Sonja zu. Trotz seiner 65 Jahre hatte er so gut wie keine grauen Haare. Es war mit den Jahren nur etwas dünner geworden.

„Ach, die Mitschke und ihr Autopsieproblem“, entgegnete Sonja.

„Ja, sie dachte ich sei ein ehrwürdiger Arzt. Aber ich musste sie enttäuschen. Ich bin Gerichtsmediziner. Guten morgen erst einmal. Döring, ich bin Einwohner Nummer 5461.“ Peter konnte das gerade Erlebte noch nicht ganz fassen.

„Dr. Peschke ich habe hier eine Praxis ein paar Häuser weiter.“

„Ich bin anscheinend aus Berlin hergezogen, um mir mit meinen 57 Jahren von einer älteren Dame den Hosenboden strammziehen zu lassen.“

Die drei lachten. Sonja wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und sortierte die Brote in die Holzregale.

„Aber mal was anderes. Gibt es hier ein gutes Restaurant, das Sie mir empfehlen würden?“, wollte Peter wissen.

„Restaurant ist übertrieben. Ich gehe immer zu Jürgen. Zum grünen Jäger heißt sein Gasthof. Kein 5 Sterne Koch aber gemütlich. Wir könnten doch heute Abend zusammen dahin gehen. Haben Sie Zeit und Lust?“

„Ja, gerne.“

„Treffen wir uns doch um 20:00 Uhr. Es ist am Werlower Weg. Einfach Richtung Fabrik fahren.“

„Prima, ich freu mich schon. Bis dann.“

Peter fuhr sichtlich gut gelaunt nach Hause, kochte sich einen starken Kaffee und musste über die alte Dame schmunzeln.

*

Es war 10 Minuten vor eins. Sonja schloss heute ihren Laden etwas früher. Sie hatte einen Termin bei Dr. Peschke. Sie ging die Straße herunter und klingelte an der Tür der Arztpraxis. Britta, die Arzthelferin, öffnete ihr.

„Hallo Sonja, alles klar bei dir?“

Die ehemaligen Klassenkameradinnen waren nie befreundet, kamen aber immer gut miteinander aus.

„Naja, ist halt so alles beim Alten. Kennst du schon Dr. Döring? Ich find' ihn ganz nett. Und er sieht gut aus.“

„Der Chef hat was erwähnt. Komm, du kannst schon rein.“ Die Arzthelferin nahm die Karteikarte und brachte Sonja ins Sprechzimmer.

Sie ging ins Sprechzimmer. Helmut Peschke strahlte eine väterliche Art aus. Seine Patienten kamen manchmal zu dem Allgemeinmediziner, nur um sich auszusprechen.

„Sonja, wie geht es ihnen. Ich hatte eigentlich vor", der Arzt blätterte in seinem Kalender, „drei Wochen schon mit ihrem Besuch gerechnet. Die Tabletten müssten doch schon leer sein.“

„Nö, ich hab' noch welche“, Sonja wurde etwas verlegen. Ihr war bewusst, dass der Arzt genau merkte, wenn sie die Psychopharmaka nicht regelmäßig nahm. Sie stellte sich schon innerlich auf eine Standpauke ein.

„Sonja, wir kennen uns jetzt, seit Sie 15 Jahre alt waren. Sie waren früher quirlig wie ein Laubfrosch. Wir wollen doch beide, dass das wieder so wird, oder? Dazu müssen Sie ihre Pillen nehmen. Arbeiten Sie an ihrem Problem. Besuchen Sie wenigstens noch die Therapiegruppe?“

„Ich, ... ich“, Tränen rannen über ihr Gesicht, „Das bringt doch alles nichts. Ich habe gehört, dass Rainer schon zum zweiten Mal Vater geworden ist. Es hat alles nur an mir gelegen.“ Sonja war völlig aufgelöst.

Beruhigend redete der Arzt auf seine Patientin ein. Riet ihr die Vergangenheit abzuhaken, vorauszuschauen. Peschke wusste, dass sie schwere Zeiten hinter sich hatte, zeigte ihr aber auf, dass es auch nach vielen Enttäuschungen wieder bergauf gehen wird, dass das Leben noch reichlich Schönes zu bieten hat. Der Mediziner machte der jungen Frau bewusst, wie wichtig sie und ihr Laden für die Gemeinde seien.

„Sonja, überlegen Sie, wenn Sie nicht wären, wo hätte sich dann Frau Mitschke heute so aufregen können?“ Sonja fing an zu lachen.

„Genau, lernen Sie wieder zu Lachen und gehen Sie mal wieder unter die Leute. Die Zukunft hält noch viel für Sie bereit, warten Sie es ab.“

Der Arzt stand auf und ging zu Sonja. Er verstand ihre Situation. Sie war mit Rainer verheiratet gewesen. Als sich der Kinderwunsch nicht erfüllte, hatte er sie behandelt. Ohne Erfolg. Das Paar hatte es in Schwerin mit künstlicher Befruchtung versucht. Zweimal wurde sie schwanger aber innerhalb der ersten Wochen bekam Sonja eine Fehlgeburt. Die Belastung war für das Paar zu groß. Sie trennten sich. Als Rainer wieder heiratete und dann auch noch Vater wurde brach Sonja zusammen. Seitdem ist sie in Behandlung, nimmt Psychopharmaka und sollte eigentlich an einer Gruppentherapie in Neubrandenburg teilnehmen. Es war eine knappe Autostunde entfernt aber in Werlow gab es kein passendes Angebot.

Peschke legte ihr die Hand auf die Schulter. „Kopf hoch Mädel.“ Sie verließ die Sprechstunde.

*

Peter machte sich auf den Weg zum grünen Jäger. Eine urige kleine Dorfkneipe. Nach Ende der 60er Jahre hatte kein neues Möbelstück hier einen Platz gefunden. Auf den Tischen standen Vasen mit künstlichen Nelken. Der Wirt, ein langer dürrer Mann, mit einem für sein Alter viel zu faltigen Gesicht. Seine blauen, stechenden Augen blickten zu dem neuen Gast.

Peter sah sich um aber Peschke war noch nicht da. Nachdem er an einem Tisch, nahe der Tür Platz genommen hatte, bestellte der Pathologe sich ein Glas Bier und die Speisekarte.

Der Wirt lächelte, als auch schon die Tür aufging und Peters Verabredung hereinkam.

Peschke bestellte sich ein Bier und setzte sich zu Döring an den Tisch.

„Schön, dass Sie es geschafft haben. Haben Sie den Gasthof gleich gefunden?“, fragte Peschke.

„Ja, war kein Problem. Aber von mir aus können wir Du sagen. Ich bin Peter.“

„Gerne. Helmut.“ Sie prosteten sich zu und genossen den Gerstensaft.

„Man, was war das denn heute Morgen? Ist die alte Dame immer so scharfzüngig?“ Peter schüttelte nur mit dem Kopf.

„Tja, ein Sonnenschein war sie nie aber, als man ihr mitteilte, dass ihr Ehemann zur Gerichtsmedizin gebracht würde, drehte sie fast durch.“

„Wieso, wurde ihr Mann obduziert? Wie ist er gestorben?“ Sofort kam der routinierte Pathologe zum Vorschein.

„Der Mann war kerngesund. Mal abgesehen von seinem Frauen Geschmack.“ Helmut grinste. „Er hat regelmäßig Sport getrieben, nicht geraucht und nur in Maßen getrunken. Kurz um, kein Patient, der mir zu Reichtum verhalf. Eines Tages ist er die Treppe heruntergefallen, Genick gebrochen. Bei der Autopsie stellte man als Todesursache ein gerissenes Aneurysma fest.“

„Klar bei so einem Unfall geht’s ab zur Sektion. Jetzt hat sie auch noch einen Pathologen in ihrer Nähe. Natürlich projiziert sie ihre Wut gegen mich.“

Jürgen brachte die Getränke und die beiden bestellten sich Bratwurst mit Pommes. Peschke machte Peter und Jürgen Granz miteinander bekannt.

„Freud mich, immer schön, wenn neue Leute herziehen. Hört sich an als hätten Sie die alte Mitschke schon kennengelernt.“ Jürgen kannte die Frau zu genüge. Sie hatte ihm oft an den Kopf geworfen, rechtschaffene Bürger mit Alkohol zu verderben. Dabei hatte Jürgen selbst in seinem ganzen Leben keinen Tropfen Alkohol getrunken. Als Willkommensgeste spendierte er die nächste Runde und brachte zwei Malteser und für sich ein Glas Wasser zu den Ärzten.

Langsam füllte sich die Gaststätte. Eine Stammtischrunde kam und nahm lautstark ihre Plätze ein. Ein verliebtes Pärchen zog sich an einen abseits liegenden Tisch zurück und an der Theke saßen drei Fernfahrer. Aus den Lautsprechern dröhnte Dein ist mein ganzes Herz von Wolfgang Petri. Die Atmosphäre einer ländlichen Dorfkneipe war perfekt.

Helmut erzählte von Jürgens schwerer Kindheit. Sein Vater, von dem er die Gaststätte geerbt hatte, war selbst sein bester Kunde. Wenn er betrunken war, hat er Frau und Kind verprügelt. Jürgen hat als kleiner Junge seiner Mutter versprochen, nie Alkohol zu trinken. Aber die Einnahmen des Betriebes sicherten ihren Lebensunterhalt. Im Laufe der Jahre intensivierte sich die Bindung zwischen Mutter und Sohn, die noch heute zusammen im Anbau der Wirtschaft leben. Die schwer an Arthrose erkrankte Frau saß seit langer Zeit bereits im Rollstuhl.

„Sag mal Peter, warum so ein Wechsel? Heute noch Großstadt und 12 Stunden Job. Morgen schon Rente und Kleinstadt.“

„Mein Privatleben ist auf der Strecke geblieben. Plötzlich war der Bekanntenkreis weg. Nur Leichen, Organentnahme, Analysen, Gutachten. Ich hatte das Gefühl etwas zu verpassen. Ich wollte mein Leben genießen, solange ich mich noch bewegen kann. Man wird ja nicht jünger. Prost.“

Er hob sein Glas hoch und prostete Helmut zu.

„Was ist mit dir? Hast du immer schon hier gelebt, Familie und so?“

„Nein, ich habe die Praxis vor zwanzig Jahren übernommen. Als meine Frau starb, brauchte ich einen Tapetenwechsel.“

Helmut blickte betroffen. Peter sah, dass es für ihn schwer war, über seine Frau zu reden und wechselte das Thema. Im Laufe des Abends wurde noch viel gelacht. Gegen 23:30 Uhr fuhren sie nach Hause. Ihnen war klar, dass sie noch häufiger gemeinsam etwas unternehmen würden.

Kapitel 4

Pastor Alfons Schürmann, ein 40 jähriger, großer dunkelhaariger Mann war bei seinem morgendlichen Kontrollgang durch die Kirche, als die schwere Eichentür aufgerissen wurde. Frau Mitschke kam in die Halle. Heute wollte sie nicht, wie gewöhnlich, eine Kerze für ihren verstorbenen Gatten anzünden. Sie war sehr aufgebracht. Energisch eilte sie zum Pastor.

„Guten Morgen Frau Mitschke ist etwas passiert? Sie sind ja ganz außer Atem.“ Er hatte eine sanftmütige Stimme, die aber heute auf die alte Dame keine Wirkung zeigte. „Herr Pastor, darf denn einfach jeder hier in unser kleines Städtchen ziehen? Kann man da nichts unternehmen?“

Erbost berichtete von ihrer Begegnung mit dem Pathologen. Der Pastor versuchte die aufgebrachte Frau zu beruhigen aber es hatte keinen Erfolg.

„Frau Mitschke, beruhigen Sie sich doch. Sie kennen den Mann doch gar nicht. Vielleicht stellen Sie fest, dass er sehr nett ist.“

„Der Herr hat uns nicht einen Körper geschenkt, damit wir Menschen ihn entweihen, wenn er uns zu sich ruft.“

„Das ist richtig aber Jesus sagte auch, Gott hilft denen, die sich selbsthelfen. Das kann auch heißen, dass wir nach einem Mörder fahnden. Frau Mitschke, ich bin sicher, dass der Arzt kein schlechter Mensch ist.“

„Ihr werdet das Unheil alle sehen, dass unsere kleine Stadt heimsuchen wird.“

Sie ging zornigen Schrittes zu den Kerzen, zündete eine an und knallte sie mit einer solchen Wucht in die Halterung, dass sie in der Mitte durchbrach. Sie bemerkte es nicht und ging.

*

Es entging Peter nicht, dass Sonja heute viel hübscher war, als am Tag zuvor. Ihre blonden Haare waren hoch gesteckt und mit glitzernden Haarspangen verziert. Das Make-up betonte die großen blauen Augen. Die Lippen waren mit einem blass roten Lippenstift bedeckt. Ihr verführerischer Blick sprach Bände.

„Ich habe schon Brötchen für Sie zur Seite gelegt.“Sonja spielt aufreizend mit ihrer Halskette und betonte ihr tiefes Dekolletee.

„Das ist ja wundervoll. Vielen Dank.“

Er war sich sicher, dass es für ihn besser war, nicht auf ihr Aussehen zu reagieren. Er wollte keine falschen Hoffnungen in Sonja wecken.

„Ich möchte angeln gehen. Gibt es in der Nähe ein Angelgeschäft. Ich brauche noch ein bisschen Kleinkram.“

„Im Nachbardorf, Hukslage, direkt an der Hauptstraße.“

Er bedankte sich und ging. Im Nacken spürte er, dass Sonja ihm nachblickte.

Kapitel 5

Peter nahm seine 3,60m Allround-Teleskop Angelrute aus der Tasche und freute sich auf einen gemütlichen Abend am See. Er besaß 3 oder 4 modernere Ruten, genau wusste er es selber nicht aber seine Allrounder war sein liebstes Angelgerät. Er hatte sie von Kerstin bekommen, damit er mal eine Pause vom langen Arbeitstag machte. Er hatte es nur selten genutzt. Das sollte sich schleunigst ändern.

Das Thermometer zeigte an diesem 25. April sagenhafte 23 Grad Celsius. Peter zog eine 22er Schnur auf und befestigte einen 14er Goldhaken. Er bestückte ihn mit Maden, tarierte die Pose aus und platzierte sie nach einem gelungenen Überkopfwurf 6m von sich entfernt. Angenehm wärmte die Nachmittagssonne sein Gesicht. Außer ein paar Vögeln, die das Gebüsch durchstöberten, war es still. Ganz sachte bewegte sich die Pose. Ein Tick nach rechts – Pause – ein Tick nach links. Es war viel zu früh jetzt anzuschlagen.

„Das kann nur eine Schleie sein. Das wird dauern.“Er erinnerte sich gut an das Bissverhalten der Schleie. Nach zehn Minuten zog der Pathologe eine ausgesaugte Made aus dem Wasser. Der Fisch war weg.

Ein kräftiges „Platsch“ ertönte links, 100m neben ihm. Die Wellenbewegung, die dem Geräusch folgte, zeigte einen kapitalen Fisch an.

„Hey, Kamerad. Hier gibt’s Maden im Sonderangebot, schau mal rüber.“

Nach 10 Minuten wieder. Die Fische hatten ihr Abendessen begonnen. 100m neben ihm. Dem Arzt ging es wie den meisten Hobbyanglern. Man saß immer ein paar Meter zu weit von der optimalen Stelle entfernt.

Peter beschloss dem Geschehen entgegen zu gehen, schnappte seine Sachen und ging zu der Stelle. „Wenn ihr nicht zu mir kommt, bitte, ich hab' damit kein Problem. Letzten Endes landet ihr sowieso in meiner Pfanne. Dann lade ich Helmut ein und ich werde ihm erzählen, wie gemein ihr zu mir ward.“

Er ging den beschwerlichen Weg am Ufer entlang. Die Bäume und Sträucher waren teilweise bis an die Wasserkante herangewachsen. „Ich komme, ihr beschuppten Fieslinge.“ Plötzlich rutschte Peter aus, glitt auf dem Hosenboden einen kleinen Hügel herunter und blieb mit seinem Gummistiefel im Schlamm stecken. Ein stechender Geruch stieg empor. Ein Abwasserrohr versteckt zwischen Wildkräutern. Die Wasseroberfläche glänzte metallisch. Zähe Schauminseln befanden sich ringsum. Er war entsetzt. „Wer leitet denn hier seinen Giftmüll ein.“ Der Werlower See war, bis jetzt, ein unbeschadetes Biotop. Er war sich sicher, dass die Behörden von dieser Stelle nichts wussten. Es durfte nicht sein, dass irgendjemand diesen Lebensraum zerstört. Peter beschloss, alles Notwendige in die Wege zu leiten.

Kapitel 6

Wieder Zuhause rief er seinen Freund und ehemaligen Kollegen, den Chemiker Ernst an.

„Ich bin's, Peter. Du glaubst nicht was ich hier gerade entdeckt habe.“

„So wie du klingst, nichts Schönes.“

„Schön? Ich war angeln und habe eine Giftbrühe entdeckt, die in meinen See geleitet wird, dass einem der Spaß am Fisch essen vergeht.“

„Konntest du sehen, von wem die Einleitung stammt?“

„Es gibt eine Fabrik in der Nähe. Was könnte sonst infrage kommen.Du kennst dich doch mit den gesetzlichen Regelungen aus. Was kann ich unternehmen?“

Ernst berichtete von der Einleiterüberwachung, dass alle Firmen, die ihre Abwässer in öffentliche Gewässer einleiten, von den Behörden kontrolliert werden, von den vorgegebenen Untersuchungen und Grenzwerten die eingehalten werden müssen.

„Wer ist da zuständig? Wen kann ich darauf ansetzen?“, fragte Peter.

„Ich schätze, dass die Behörde in Neubrandenburg ihren Sitz hat. Ist ja die größte Stadt in der Umgebung. Frag doch diesen Arzt, von dem du erzählt hast. Vielleicht kennt er den zuständigen Beamten oder frag bei der Polizei.“

„Helmut, ja gute Idee. Ich werde gleich Morgen zu ihm gehen.“

„Dann gibt’s bei dir wohl keinen Fisch zum Abendessen?“

„Mit Sicherheit nicht. Hättest die Brühe mal riechen müssen. Ich werde den Geruch gar nicht mehr los. Da glaubt man an Natur pur und dann hat man ein zweites Bitterfeld vor der Tür.“

„Ja, nun bleib mal in der Box, solange der Startschuss noch nicht gefallen ist. Warte ab. Was gibt’s denn sonst Neues. Schon ein paar Dorfintrigen mitbekommen?“

„Von Ruhe habe ich nicht viel bemerkt. Am ersten Tag wurde ich von einer alten Dame angepfiffen, weil ich Pathologe bin. Als wäre ich die rechte Hand Satans! Im Supermarkt bin ich heute von der Verkäuferin angebaggert worden. Hier ist was los!“

„Ich sollte nach Werlow kommen. Hört sich an als wäre der Männer-Notstand ausgebrochen. Wenn die sogar dich anfunken.“

Die beiden Freunde plauderten noch lange. Vor lauter Lachen dachte Peter den ganzen Abend nicht mehr an die grüne Brühe, die sein potenzielles Abendessen umspülte.

Kapitel 7

Die Arzthelferin Britta, eine zierliche Frau, Anfang 30, mit dunkelbraunem, kurz gelocktem Haar saß hinter der Empfangstheke. Sie blickte über den Rand ihrer großen Brille zu Peter.

„Hatten wir einen Termin?“, fragte sie überheblich.

„Ich kenne Sie doch gar nicht. Aber warum nicht. Schlagen Sie was vor“, entgegnete Peter.

Sie schüttelte leicht den Kopf und zog die Augenbrauen hoch.

„Ich meinte, ob Sie einen Termin beim Doktor haben, nicht bei mir“.

„Nein, leider nicht aber ich bin mir ganz sicher, wenn mir jemand in dieser Notlage helfen kann, dann Sie.“

Peter mochte die Helferin nicht.

„Na, dann müssen Sie aber warten. Haben Sie wenigstens ihre Karte mit? Waren Sie schon einmal hier?“

„Klar, Peter zog seine Visitenkarte aus der Jacke.“

Dr. med. Peter Döring

Leiter der Gerichtsmedizin

Berlin

Ihre Augen wurden größer. Verlegen rückte die Helferin die Brille zurecht und suchte nach einer Ausrede.

„Oh, das ist mir jetzt aber peinlich. Herr Doktor, ich hatte ja keine Ahnung. Ich werde gleich Bescheid sagen.“

„Tja, die meisten stolpern nicht über ihre Füße, sondern über ihre Klappe.Man sollte der Frau eigentlich mal erklären, dass man die Menschen freundlich behandeln sollte und nicht ihre Titel“, dachte er und lächelte sie schweigend an.

Helmut begleitete einen humpelnden, jungen Mann in Arbeitsanzug, zur Empfangstheke, gab der Helferin Anweisungen über das zu erstellende Rezept und die Krankenmeldung und verabschiedete sich von seinem Patienten.

„Grüß dich Peter. Besuchst mich nur oder fehlt dir etwas?“

„Tut mir leid, ich fühle mich gut. Hast du Zeit, dass wir uns kurz unterhalten können, oder ist im Augenblick viel los?“

Helmut blickte fragend zu Britta, die ihm mitteilte, dass noch Mareike, ein kleines Mädchen mit einer Erkältung warten würde, dann aber ein freier Termin wäre.

„Kein Problem, ich bin ja noch jung, ich kann warten.“ Peter setzte sich ins Wartezimmer, blätterte ein paar der üblichen Zeitschriften durch, bevor er, sehr freundlich von Britta aufgefordert wurde, jetzt zum Doktor zu gehen.

„Wie komme ich zu der Ehre deines Besuchs.“

Der Pathologe berichtete von seiner Entdeckung am Vorabend und erfuhr, dass die Einleitung des Fabrikabwassers bekannt ist.

Die Behörde war vor einem Jahr vor Ort um Proben zu untersuchen.

„Ich will der Sache nur auf den Grund gehen. Eine Untersuchung vor einem Jahr gibt natürlich keinen Aufschluss darüber, was heute eingeleitet wird. Kennst du den zuständigen Beamten oder hast du die Adresse der Behörde?“

„Leider nein, aber bei der Besichtigung war damals Gerd Finke von der Polizei dabei. Frag ihn mal. Er weiß ja, wie das damals ausgesehen hat. Er kennt auch den Ansprechpartner bei der Behörde.“

„Primawerde ich machen. Sag mal, die Sonja aus dem Supermarkt, die kennst du doch, oder?“

„Nettes Mädel. Die habe ich kennengelernt als sie 15 Jahre alt war.“

„Ich glaube die hat sich in mich verguckt. Ich habe wirklich kein Interesse. Wie komme ich aus der Sache am saubersten raus? Ich möchte sie nicht verärgern. Nachher bekomme ich nur noch angebrannte Brötchen.“

„Könnte passieren. Wir Männer werden die Gedankengänge einer Frau nie verstehen. Sei doch einfach nett, distanziert.“

Kapitel 8

Neugierig, ob das Internet Informationen über den Pharmabetrieb bot, verlegte Peter sein Frühstück an den Computer. Er nahm sich einen Pott Kaffee, belegte sich zwei Brötchen mit Käse und ging ins Obergeschoss. Im rechten, kleineren Schlafzimmer hatte er sich ein Büro eingerichtet. Sein alter Computer würde zwar einem Fachmann nur Mitleidstränen in die Augen treiben aber als Surfbrett fürs Internet reichte er. Google beantwortete seine Frage gleich mit der offiziellen Homepage. Alles über die Firma, Adresse, Produkte und vor allem Vor- und Zuname des Besitzers.

„So Kollege, da bist du ja. Mal sehen, ob du dem World wide web bekannt bist.“

Es gab reichlich Treffer bei der Suchmaschine. Mitteilung über Auszeichnungen, Teilnahme an Wohltätigkeitsveranstaltungen mit großzügigen Spenden. Peter überflog an die 20 Berichte über den Firmengründer. Dann sprang ihm ein Bericht einer Hamburger Tageszeitung förmlich ins Auge.

Umweltskandal bei Elbe-Pharma

Ein Umweltskandal erschüttert die Hamburger. In der Elbe wurde die Einleitung teils hoch giftiger Stoffe festgestellt. Die Gifte wurden vermutlich von dem Pharmaunternehmen Elbe-Pharma eingeleitet. Die Behörden teilten mit, dass für Natur und Umwelt ein teils erheblicher Schaden entstanden sei, dessen Ausmaß zu diesem Zeitpunkt nur schwer einzuschätzen sei. Die Führungsetage, bestehend aus Günther Radner, Manfred Knöckel und Helmut Voß schweigt zu diesem Thema.

„Aha, du bist also keine Jungfrau auf dem Gebiet der Umweltsünden mehr. Aber dir werde ich schon einen Keuschheitsgürtel verpassen und den Schlüssel weg werfen.“ Peter kniff seine Augen zusammen. Sein Gesicht schrie Rache für das Verbrechen an seinem See. Er teilte Ernst die Neuigkeiten mit.

„Dann hast du wohl wieder den richtigen Riecher gehabt. Du musst aber vorsichtig sein. Wenn du dem Voß einen Bullenring durch die Nase ziehst, erwarte nicht, dass er dich bittet, spazieren geführt zu werden.“

Ernst machte sich Sorgen. Der Chemiker kannte seinen Freund. Immer bohren, bis der Knoten platzt. Aber in diesem Fall stand die Behörde nicht auf seiner Seite. Er ermittelte als Privatmann.

„Du hast recht. Morgen gehe ich zur Polizei.“

Mit seinem alten, bereits etwas klapprigen Drahtesel fuhr er den kleinen Waldweg entlang, der hinter seinem Haus vorbeiführte. Froh darüber mit seinen Recherchen ein Stück weiter gekommen zu sein, radelte der den holperigen, schmalen Pfad entlang und lauschte dem Zwitschern der Vögel. In der Nähe hämmerte ein Specht energisch an einen Baumstamm. Döring dachte sofort an einen Film von David Attenborough, der in der Dokumentation einen Specht ausgetrickst hatte. Peter hielt an, suchte sich zwei Stöcke und hämmerte mit ihnen an den Stamm einer Buche. Sofort antwortete der Specht mit seinen Klopfzeichen. Das Spiel wiederholte er einige Male. Der Vogel hielt ihn für einen Rivalen. Lachend setzte er seinen Weg zur Gaststätte fort.

„Hallo Jürgen. Hast du einen guten Rotwein für mich?“

„Ich habe nur Dornfelder. Hier trinkt sonst kaum jemand Wein. Wenn du aber eine Lieblingssorte hast, stell ich mich gerne darauf ein.“ Jürgen war ein sehr stiller aber zuvorkommender Wirt.

„Das ist aber nett.Den probiere ich. Wer weiß, vielleicht wird das mein neuer Lieblingswein.“

Das Lokal war zu diesem Zeitpunkt kaum besucht. Ein Mitarbeiter der Firma, wie Jürgen berichtete, saß seit 16 Uhr vor dem Spielautomaten. Der Wirt nahm sich ein Glas Cola und setzte sich zu Peter an den Tisch. Die beiden hatten zum ersten Mal Zeit sich ganz in Ruhe zu unterhalten.

„Du bist hier aufgewachsen, oder? Hattest du jemals Lust hier wegzugehen. Raus in die weite Welt?“, fragte Peter seinen Tischpartner.

„Als ich klein war. Ich habe meiner Mutter immer versprochen, dass ich ein berühmter Arzt werde und für sie dann ein Heilmittel gegen ihre Arthrose entdecke. Kinderkram. Die Realität sieht dann anders aus.“

„Warum Kinderkram. Du hast das beste Heilmittel entdeckt. Fürsorge. Viele hätten ihre alte Mutter in ein Heim abgeschoben und höchstens zum Geburtstag und zu Weihnachten besucht. Ich kann nur meinen Hut vor dir ziehen. Du hast dein Leben ganz deiner Mutter gewidmet. Helmut sagte mir, dass dein Vater schon früh gestorben sei.“

„Zu spät. Der Dreckskerl hat uns viel zu lange tyrannisiert. Mutti und ich sind alleine viel besser dran.“

Jürgens Augen waren hasserfüllt. Peter beschloss, ihn nicht weiter nach ihm zu fragen.

„Es gibt aber auch gute Schmerzmittel in der Natur. Mutti und ich haben ein Gewächshaus mit Kräutern. Wenn sie ihre Teemischungen regelmäßig trinkt, fühlt sie sich auch besser. Als ich klein war, haben wir immer zusammen 'drin gearbeitet. Jetzt sitzt sie im Rollstuhl, aber immer wenn ich hingehe, nehme ich sie mit. Wir besprechen dann, was zu tun ist.“

„Ich interessiere mich auch für Heilkräuter. Zeigst du mir es mal?“

Die beiden plauderten noch eine Weile, bis er sich auf den Heimweg machte.

Kapitel 9

Polizeiobermeister Gerd Finke legte den Telefonhörer auf. Der gut trainierte, gepflegte Mann stellte das genaue Gegenteil zu seinem übergewichtigen und ungepflegten Kollegen Werner Knöschke dar.

„Ulla, ich muss los. Kannst du uns einen Tee aufsetzen? Ich bringe auf dem Rückweg ein paar Vollkornbrötchen mit?“

„Wer kann dir denn etwas abschlagen?“

Die 25jährige Sekretärin Ursula Jobst notierte die Diensteinsätze und kümmerte sich um den Telefondienst. Die Gemeinde hatte sie eingestellt, damit die Dienststelle stets telefonisch erreichbar ist. In kleineren Gemeinden kommt es häufig vor, dass der Beamte zu einem Einsatz fährt und die Bürger die Polizeistation verschlossen vorfinden. In Werlow startete man vor 5 Jahren das Projekt „bürgerfreundliche Behörden“ und stellte die Sekretärin ein. Die langen, rot lackierten Finger der jungen Frau huschten über die Tastatur, bevor sie den Tee zubereitete, um den Einsatz zu Protokoll zu bringen. Neulandstraße 12. Ein Fahrzeug wurde in der Einfahrt des Einfamilienhauses geparkt. Die Besitzer können das Grundstück nicht verlassen.

Sie stand mit dem Rücken zur Tür, als diese, gefolgt von einem lauten Gähnen, geöffnet wurde.

„Morgen Werner.“ Die Sekretärin brauchte sich nicht herumdrehen, um nachzuschauen, wer hereingekommen war..Der zweite Polizist in Werlow, Werner Knöschke, war 1,70 groß, starker Raucher, liebte Fastfood und trug in seiner Freizeit T-Shirts mit Aufdrucken wie, „Wer seine Muskeln stählt – nur seinen Körper quält“. Es lebe das Couch TV. Der Duft von frisch aufgebrühtem Tee eroberte den Raum.

„Sag, Ulla Schätzchen, die Mutti hat dir doch so viel beigebracht. Hat sie dir nicht erzählt, dass echte Männer starken Kaffee und keinen Tee trinken. Körnerbrötchen ablehnen und nur Weißbrot essen. Ich meine, Süße, warum verwöhnst du denn immer unseren Ökobullen. Der ist doch höchstens biologisch abbaubar. Du kennst doch den Spruch, „Sind die Oberarme stark gespannt, ist die Manneskraft gebannt.“

„Wernerrede nicht. Wie siehst du denn aus? Warst du letzte Nacht überhaupt im Bett?“

Sein Grinsen verriet ihr, dass sie keineswegs eine Antwort hören wollte. Die Tür wurde, zu Ullas Erlösung, geöffnet. Peter Döring kam herein und grüßte. Er ging zu Ursula und fragte, ob Gerd Finke zu sprechen sei.

„Tut mir leid. Herr Finke ist zu einem Einsatz gefahren. Polizeiobermeister Werner Knöschke ist aber da", entgegnete die Sekretärin und zeigte auf ihren Kollegen. Die Handbewegung der Frau wies Döring an, auf dem freien Stuhl Platz zu nehmen.

Peter berichtete über seine Entdeckung am See und über seinen Verdacht gegenüber Medi-Voß. Als er auch noch Auskünfte über die Einleiterüberwachung erwartete, war Knöschke sichtlich überfordert. Der Polizist konnte sein Desinteresse nicht verbergen. Das war zu viel Öko an einem Tag für Werner. Die ganze Dienststelle roch nach Kräutertee und jetzt kam noch jemand und machte sich Sorgen um sein Biotop.

„Tja, das tut mir da aber echt leid. Unser Öko-Beauftragter ist der Kollege Finke. Ulla, wann erwartest du denn Gerd zurück?“

„Es kann nicht lange dauern. Möchten Sie warten und einen Tee mit uns trinken?“, bot Ursula an.

„Ja, gerne.“

Nach ca. 30 Minuten kam Gerd Finke zur Dienststelle zurück. Peter berichtete ihm über sein Anliegen.