Aussaat in den Wind - Vom Dingfestmachen des Flüchtigen - Walter Buchenau - E-Book

Aussaat in den Wind - Vom Dingfestmachen des Flüchtigen E-Book

Walter Buchenau

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Beschreibung

Walter Buchenau, Jahrgang 1941, hatte nach dem Abitur zunächst an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst studiert, im Anschluss fünfzehn Jahre als Schauspieler und Regisseur gearbeitet, sich danach umorientiert und eine Ausbildung zum Heilpraktiker absolviert. Seit 1980 (bis heute 2022) arbeitet er in seiner eigenen Praxis in Mönchengladbach. Er war zweimal verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und machte sich 2015, nachdem der jüngste Sohn aus dem Haus war, auf den Weg nach Santiago de Compostela. Auf der Pilgerfahrt entstand der Plan zu seinem ersten Buch, (Santiago einfach, bitte) ein Reisebericht, mitdurchsetzt mit Gedanken, Gedichten und Selbstgesprächen auf den langen einsamen Wegstrecken des Camino. Es folgten ein Band mit fantasiereichen Kurzgeschichten, (Der Trockenregen) und  ein Roman über einen Komapatienten und seine erstaunliche Rückkehr ins Leben (Verstellte Wegzeichen). In all den Jahren enstanden immer wieder Gedichte. Mit einer Auswahl aus den letzten zehn Jahren stellt er sie  nun erstmalig im vorliegenden Buch vor.

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Aussaat in den Wind

Vom Dingfestmachen des Flüchtigen – Ungereimtes gereimt

1. Auflage, erschienen 5-2022

Umschlaggestaltung: Romeon Verlag

Text: Walter Buchenau

Layout: Romeon Verlag

ISBN: 978-3-96229-710-7

www.romeon-verlag.de

Copyright © Romeon Verlag, Jüchen

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Gewissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Walter Buchenau

Aussaat in den Wind

Vom Dingfestmachen des Flüchtigen

Ungereimtes gereimt

Inhalt

Vorwort

Abschied

Abschied

Entwicklung.

Ein Teil von Dir

Flugzeit.

Epilog für einen Freund

Flieg meine Seele

In d e r Sekunde

Jochen (Tod eines Schulfreundes)

Mein großer Bruder

Scheidungstermin

Unbekannt

... weil es eine Scheiße ist

Gefühl

Weihnachtsmarkt

Die Wut

Einsamkeit.

Es graut

Es schleicht ein Tier

Freunde und die alten Lieder

Harmonie

Heilbar

Kein Ausblick

Not

Laterne

Nackt

Nur etwas Mut.

Osterhymnus.

Prüfung

Sehnsucht

Trost

Trübsal

Vergessen

Von der Schicklichkeit

Was ich liebe!

Weißt du noch ...

Menschen

Annäherung an ein Leben

Annäherung an den Bruder

Der Heißluftballon

Der Sänger

Der Säufer

Der schöne Schein

Die Alten

Die Bettlerin.

Eine verflossene Partymaus

Die Bühne

Die Lügnerin

Flüchtlinge

Heimaltlos

Ihr, die nicht mehr seid.

Mein Bruder

Selbstmörder.

Witwen

Traumtänzer

Nähe und Ferne

Am Mekong.

Das ist’s Montanach

Geh westwärts, Kleiner

›Mary vom guten Leben‹

Heilig schuf Brahman das Land Agra

Leben auf Abstand Metz/Viersen

Meran

Mond über Yukatan

Mond am Meer

Palenque, Mexiko

Reisegesellschaft

Russland Wolgakreuzfahrt

Titicaca

Wind weht

Natur

Am Wasser

Buschwindröschen

Der Kohlweißling

Die Libelle

Die Rose

Die Welle am Strand

Ein Blatt nur, gelb

Elemente

Es kichert der Kiebitz

Es regnet

Glyzinien

Hasel, Weißdorn und Holunder

Ich besaß eine Quelle

Tränendes Herz

Von Poppenspeelern und Schimmelreitern

Welch ein Tag

Paradoxes

Das Ding

Das Eulenhaus

Das Tao

Der Leuchtturm

Der Zug nach Kilaglynnamoaninstone

Ein Nichts

Existenz

Ein Rätsel

Ich bin zwei

Kleine Welten

Ob oder nicht.

Partnerschaft

Alte Blätter

Dreimal

Ehe du gehst

Ein Stück von meinem Herzen

Familienfest

Verlieren

Santiago

Der Weg nach Santiago

Die kleinen Dinge am Weg

Die Wand mit dem einzigen Tor

Du bist da Camino-Sonette,

Finisterre

Ihr, die nicht mehr seid

Sie werden es nie begreifen

St. Jakobs Hochaltar

St. Marguerite

Wanderers Schlaflied.

Vielleicht, dass ich wieder wandern muss!

Wanderung

Weg und Geschick

Sein und Schein

Bunte Seifenblasen

Das Spiegelkabinett

Drehung

Entität

Flüchtlinge

Et is’ wie et is’ Rheinische Bilanz

Vom Anfang

Von Wänden und anderen Hindernissen

Von dem, was bleibt

Wartesaal zur Ewigkeit

Zuspruch

Tages und Jahreszeiten

Abendruhe

Dann wuchs der Sommer

Nachtgedicht

November

Oktoberabend

September geht

September, September

Sommerwonnen

Sommergefühle

Sommergefühle und Weisheit

Sommeridyll mit Einschränkung

Sonntags

Winterbeginn

Tod und Leben

An meinen Bruder

Das Ende

Arabesque

Der dunkle Engel

Der Lebensbaum

Der Tod im Tal

Der Untergang

Der zwölfte Ton

Die Kerze

Die Reise

Eisgrauer Vogel

Es dreht

Es dunkelt

Jene von Eichenau.

Memento

Karma – Schattensaat

Karussell, Karussell

Schleier über dem Shannon

Schwarzer Engel

Schwerkraft

Und so weiter ...

Soldat, Soldat

Und dann!?

Uralte Mächte

Vom Enden

Warteschleife

Wenn ich nun gehe

Vision

Endlose Verwandlung

Manches Mal

Meine Seele hat Flügel

Nachtmahre

Mozart

Rad des Lebens

Poesie

Schimäre

Bunte Seifenblasen

Shambhala

Vielleicht

Wenn das Paradies ein Apfel wäre

Wie Kinder fragen

Von Sinn und Unsinn

Blinde Sterne.

Brückengedichte

Moment

Sammlung

Danke

Versöhnter Hass

Brückenbogen

Brückenzoll werde ich ewig ein Schuldner sein.

Das Brückenseil

Brückenheilige

Überbrückung

Luftbrücke nach anderswo

Das Glück

Das Rad

Das Spiegelbild

Der Kreisel

Der Lohn

Der Stern ... bis

Du oder ich

Es sind die kleinen Dinge

Ich träumte

Jeder ist es wert

Genug

Leben

Nicht wichtig

Orientierung

Sie haben alle Recht

Vom Suchen

Vom Gehen Jodpur,

Vom Wünschen

An mich!

Begleitwunsch

Einst

Hoffnungsort

Ich wünsche

Könnte ich den Himmel wünschen

Von der Liebe

An Christine

Das unfassbare Du

Die besten Jahre

Die Liebe

Die Liebe, die’s nur einmal gibt!

Die Liebe ist ein Fluss

Wurzel des Lebens

Dort wo die Sterne zu Hause sind

Dreimal

Ein fernes Echo

Erinnerung an eine Liebe

Seemannsliebe

Flüchtige Vereinigung

Gefährtinnen

Im Angebot

Leuchtzeichen

Tontafeln

Traum

Und sie nannten es Liebe

Was übrig bleibt

Wenn ich ein Vogel wäre

Wo bist du hin?

Vorwort

Gedichte sind wie Fußabdrücke im Schnee oder in Worte gefesselte Wellen auf einem See – oder auch die Kleider, die der Gewandmeister des großen Welttheaters uns immer wieder übergestülpt. Ich habe etwas davon abgestreift und aufs Papier geworfen. Dort klebt es nun und ich bin es los!

Denen, die auch solche Kleider tragen, welche vielleicht drücken oder jucken, könnten die nachfolgenden Seiten helfen sie ebenfalls abzulegen! Und wenn sie dann vor ihnen liegen, dürfen sie die alten Gewänder getrost zusammenschnüren und in die Altkleidersammlung geben. Nichts befreit mehr als eine Entrümpelung!

Seit Jahren helfe ich in meiner Praxis beim Schnüren solcher Pakete. Das Wegwerfen von alten Ballast nach getaner Arbeit lässt die Betreffenden und mich jedes Mal ein bisschen hüpfen!

Ich wünsche Ihnen einen leichten Gang und einen sicheren Blick, damit Sie mit geschärftem Durchblick das Glück erkennen und ergreifen, das überall herum liegt – wenn man nur zu schauen gelernt hat!

Ihr

Walter Buchenau

Walter Buchenau, Jahrgang 1941, hatte nach dem Abitur zunächst an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst studiert, im Anschluss fünfzehn Jahre als Schauspieler und Regisseur gearbeitet, sich danach umorientiert und eine Ausbildung zum Heilpraktiker absolviert. Seit 1980 (bis heute 2022) arbeitet er in seiner eigenen Praxis in Mönchengladbach. Er war zweimal verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und machte sich 2015, nachdem der jüngste Sohn aus dem Haus war, auf den Weg nach Santiago de Compostela. Auf der Pilgerfahrt entstand der Plan zu seinem ersten Buch, (Santiago einfach, bitte) ein Reisebericht, mitdurchsetzt mit Gedanken, Gedichten und Selbstgesprächen auf den langen einsamen Wegstrecken des Camino. Es folgten ein Band mit fantasiereichen Kurzgeschichten, (Der Trockenregen) und ein Roman über einen Komapatienten und seine erstaunliche Rückkehr ins Leben (Verstellte Wegzeichen). In all den Jahren enstanden immer wieder Gedichte. Mit einer Auswahl aus den letzten zehn Jahren stellt er sie nun erstmalig im vorliegenden Buch vor.

Abschied

Abschied

13.6.2014

Es friert mir das Herz ein,

wo die Gedanken doch mit dir jubeln sollten,

weil dich die Tore des Lebens aufsaugen

und weite Welten dir Wunder versprechen,

obwohl der Platz hier ziemlich leer sein wird,

neunzehn Jahre sind eine lange Zeit.

Geh hinaus in die Welt,

wie wir alle gegangen sind

ich möchte Moos

unter deine Füße legen und

deine Stirn mit der Hand begleiten,

wo du ab jetzt doch alleine

deine Straße gehen

und stolpern, fallen

und dich wieder aufrichten musst

und deine Kraft und den Stolz fühlen

und erleben, was und wer du bist!

Geh mein Sohn!

Der Jubel über deinen Anfang läutet die Glocken

und übertönt meine belegte Stimme.

Aber wohin du auch gehst,

werden deine Wege immer auch die meinen sein

und dein Erfolg auch meine Freude und mein Glück,

Weil du bei mir immer Wohnrecht hast und Heimat,

egal, wohin es dich ohne mich auch treibt.

Entwicklung.

4.6.2015 (Fronleichnam, Spaziergang Schmölderpark - Wickrather Wald)

Plötzlich war es da,

das kleine, großes Wunder!

Dann noch ein Zweites! Und ich dachte;

Wenn sie erst mal Mama sagen können ...

und freute mich.

Oder vor uns herspringen!

Wenn sie erst mal in die Schule …

ob sie Mathe mögen?

Oder Verse schreiben?

Oder keines von beiden …

Der erste Freund, die erste Freundin,

erste Tränen, Schul-Abschlussball,

… und alles schon vorbei,

die ganze Welt nicht weit genug

für ihre Entdeckerlust!

Noch immer sage ich:

wenn sie erst einmal …

Und mein Ruderboot schwimmt ihnen

ein bisschen ziellos hinterher,

ab und an mit launischem Rückenwind

einer Nachricht aus Brisbane

oder aus L. A., wo sie gerade sind.

Und ich sage;

wenn sie dann einmal … wo sind? Oder was sind?

Und es hört nie auf!

Das ist das Schöne!

Ein Teil von Dir

16.10.2017

Die Tage, die Liebe, die Kinder gehen

und nehmen mit sich von dir einen Teil,

dass du dir selber fast fremd erscheinst.

Du bleibst zurück und sichtest derweil,

was du noch zu besitzen vermeinst.

Es wird auch schlechter mit Laufen und Sehen.

Erinnerung flattert zuweilen vorbei

und will zu der alten Mucke noch tanzen.

Den Füßen ist das höchst einerlei,

die stehen regungslos neben dem Ganzen.

Der Himmel legt graue Tarnfarbe auf

und was von dort oben herunterscheint,

ist nur ein Leuchtmittel – Fehleinkauf,

der Helligkeit sagt, aber Dämmerung meint.

Auch Hören geht anders als noch zuvor:

du achtest darauf, was die Stille spricht,

was Eichen flüstern im Wipfelchor

und fallende Blätter im schrägen Licht.

Vielleicht vernimmst du noch den Monolog

der einsamen Tanne im Buchenwald,

wenn das Vergehen im herbstlichen Sog

mit Baumsägelärm durch die Stämme hallt.

Gelegentlich schmeckst du auch vom alten Wein,

du träumst von Lachen und Sonnenschein

und hoffst, es könnte wie früher sein,

– nur der Rausch von – wann? – stellt sich nicht mehr ein!

Flugzeit.

19.-20.10.2016

Seine Füße tragen mit Trippelschritten

die abgewetzte Hülle von gestern.

Geräusche träufeln auf Watte ins Ohr,

erinnern an Lumpiges wie Lust seiner Reise,

tiefer zieht es die Schultern

und steiler steigt stetig der Weg.

Aus verwelkten Sommertagen glimmen

die Glutnester alten Feuers ins Dämmer.

Rabenvögeln versammeln sich

mit zerfledderten Schwingen,

um die Masten dessen, was er einmal war,

bekrächzen den Niedergang.

Sein Blick findet nur noch

mit Mühe jene Wegweiser,

die längst nicht mehr gültig sind,

Überkommene Nachrichten lasten auf seinen Lidern.

Verwunderlich, dass es noch schlägt

und pocht hinter den Rippen!

Kann es nicht abwarten auszufliegen,

Noahs Taube, wenn das letzte Tor sich öffnet?

Friedenstauben sollen ja, so heißt es,

in jenem Land ihren eigenen Schlag haben.

Wenigsten wäre das ein Ziel.

Epilog für einen Freund

23.7.2015 (Für Ulrich C.)

Nein! Einfach warst du nicht!

Und du konntest übelnehmen,

auch mit vollen Scheffeln austeilen,

ohne auf den Messstrich zu achten!

Was haben wir gestritten!

Und es genossen

unter Gleichen die Klingen zu kreuzen!

Weil wir uns ähnlich waren,

trotz verschiedener Kostüme

und auch gelegentlich Abstand brauchten

von dem nervenden Spiegelbild.

Wer zeigt mir jetzt

die Schwachstellen an meinem Harnisch

und den diskreten Rostansatz?

Oder entführt mich unerwartet

in die Steinzeithöhlen seiner Bilderwelt?

Ich werde mich daran gewöhnen müssen

wieder mein eigener Beckmesser zu sein

und alleine meine Bilder zu malen,

nicht mit dem Pinsel wie du,

sondern mit Syntax und Wort,

die dir eher fremd waren.

Sie werden sich ebenfalls

an dich gewöhnen müssen,

dort wo du jetzt bist,

und es hoffentlich auch genießen!

So wie ich es genossen habe,

als du noch hier warst.

Flieg meine Seele

9.2.2015 (Annes Abreise, 8.2.2015 nach Australien.)

Flieg, meine Seele, flieg,

in die Welt hinein, flieg:

fern nach down under,

ums Kap der guten Hoffnung,

das des Nordens oder Kap Horn,

und hoffe auf Sieg,

getragen vom leichtesten aller Stoffe.

dem Kopf entsprungen,

es drängt dich nach vorn.

Hoffe! Schließe nie ab!

Mit tausend Ideen, trab-trab,

von gestern ins Morgen-Land, –

lass dir den Schatz in der Hand,

von den Krämern niemals abhandeln,

den Besserwissern, notorisch negativ,

nie in gelehrte Makulatur verwandeln.

Erforsche die Meere tief,

die Dschungel und Wüsten,

den Kosmos draußen, den kleinen in dir.

Und klopft einmal später

Winter an die Tür,

wenn du die Fässer alle mit Wein

von den Hängen der Abenteuer aufgefüllt hast,

dann begrüße freundlich den unabweisbaren Gast.

Wenn’s dich fernen Tags

zur Erde hin drängt, die dich hervorgebracht hat,

auf der alle stehen,

wirst du den Wein auch versickern sehen.

Selbst dann, wenn die Äste

voll Frucht zur Erde sich biegen,

und wenn es das Letzte wäre,

– selbst dann lass deine Seele

immer noch fliegen!

In d e r Sekunde

Eli, 24.11.2020

In d e r Sekunde:

tickt die Uhr zu laut vielleicht,

werden tausende geboren oder sterben,

hat ein Mensch sein allerhöchstes Glück erreicht,

wird er eine Welt von seinen Ahnen erben,

schreiben hinter den verschlossenen Augenlidern

schwarze Punkte einen rätselhaften Code,

beugt dein Schicksal aus der Ewigkeit sich nieder,

und bringt Hoffnungen und Pläne aus dem Lot,

rasen die Planeten um unser Zentralgestirn,

füttert eine Mutter ihrem Baby Brei,

zieht die Liebe einem Jüngling durch’ Gehirn,

in d e r Sekunde ist dein Leben …t schon vorbei.

Jochen (Tod eines Schulfreundes)

11.5.2014

Wie viele Tage sind ein Leben,

wie viele Träume eine Welt?

Wer hat uns die Zeit gegeben,

wer hat dich jetzt einbestellt?

Da sein, wenn die anderen gehen,

trotz Entfernung niemals fort,

ohne Fragen sich verstehen,

alles sagen ohne Wort.

Keine Klage! – Niemand trennt,

was die Fügung je vereint,

keine Zeit, die dies verbrennt!

Sag: Ich hatte einen Freund!

Mein großer Bruder

31.5.2015

Warum gehen Lichter aus?

Warum bist du fortgegangen?

Warst zu lange außer Haus,

Gott hat dich wieder eingefangen?!

Warum macht ein Schatten kalt,

wird nicht blass nach all der Zeit?

Du warst Kind, noch gar nicht alt.

Was sagt man, wenn das Käuzchen schreit?

Warum ist ein Berg so hoch,

dass ich ihn nicht besteigen will?

Warum klingt dies Schlaflied noch

so rau im Ohr und macht mich still?

Mutter hat es dir gesungen:

»Guten Abend, gute Nacht …«

Und dann war das Lied verklungen. –

Du bist nicht mehr aufgewacht.

Scheidungstermin

31.7. 2017

Es wird schon leerer um uns her,

wir stehen am Rande vom großen Loch

und rackern weiter. – So wird ’s auch bleiben.

Was einmal war, bewegt immer noch

quantenverschränkt im Zeitenmeer,

egal wohin uns die Wogen auch treiben.

Sie schauen herunter von irgendwo,

ein himmlisches Panoptikum

von Namen, Herkunft und von Rang.

Nichts Hiesiges trieb sie jemals hier um.

nur wir – zur Belustigung oder so

halten das Hamsterrad noch in Gang.

Wenn einer dann geht – was soll schon sein?

An seinem Verlust wird keiner verzweifeln.

Den Gang der Sterne wird’s auch nicht halten.

Man stelle sich daher gefälligst drauf ein,

den dürftigen Rest seiner Daseinszeit

mit gehörigem Anstand zu gestalten.

Unbekannt

29.2.2016

Wo bist du hin,

du mit den Sternenaugen?

Die Almenwiesen blühten

damals im jungen Mai;

ich wollte das Blaue

vom Himmel saugen,

Traumschlösser errichten

in den Falten des Einerlei,

die Tiefen erfühlen,

woraus die Mirakel erblühen,

für dich Gedankengipfel

ersinnen, erbauen,

des Morgens wie Abends

sollten sie glühen

um die Wunder des Lebens

mit dir zu schauen.

Wo bist du hin –

die Almen gemäht,

verdorrt das Versprechen:

der Tag kommt zu spät.

Von den Dächern bloß

pfeifen die Spatzen es schon:

die Gier hat einen

unfruchtbaren Schoß,

Wer die Liebe beleidigt,

verwirkt seinen Lohn.

… weil es eine Scheiße ist

26.6.2014

… weil es eine Scheiße ist mit dem Abschiednehmen!

Auch wenn du dir dutzende Mal gesagt hast,

dass es richtig ist und so sein muss

und alles andere verkehrt wäre,

bleibt es trotzdem eine Scheiße,

weil ein Stück von dir einfach weg ist, wieder mal,

und wie viele Stücke hast du denn noch

und es ein Wunder ist, dass du überhaupt noch da bist

und kein Schweizer Käse mit lauter Löchern drin, nach alledem!

Und wenn sie dich trösten wollen,

denn morgen wäre ja auch noch ein Tag

und von wegen Sonne aufgehen und so

und alles wieder anders aussehen,

dann geht dir das trotzdem am Arsch vorbei,

weil du doch ganz alleine durch den Sumpf musst,

wenn du bis zum Hals drinsteckst, – wieder mal.

Und du dir doch felsenfest vorgenommen hattest,

dass du das n i e wieder erleben willst!

Und aufgepasst und dich zurückgehalten

bevor du dich wieder zu tief einlässt!

Und dann ist es wieder passiert …

Und a l l e s wieder mal w i e g e h a b t!!

Und der hinterlistige Bastard von Schicksal

hat das nächste Mal sicher auch schon vorbereitet!

– Und trotzdem, wenn du das alles weißt,

hättest du das andere wirklich missen wollen??

Gefühl

Weihnachtsmarkt

9.12.2014

»Haste mal ’n Euro für was zu essen?«

Ein Penner, ein Junkie, der kann mich mal. –

Jetzt hab ich den Chateauneuf vergessen,

muss noch mal retour, mit bleibt keine Wahl!

Dies’ Weihnachtsgenöhle … »Heeeeiiiligeee Naaacht …«

Die Unicef-Karten sind viel zu teuer …

Was die mit Glühwein für ’n Umsatz macht …!

Und wie der parkt!! – Ach ja – Frau am Steuer!!

Für Ebola-Waisen soll ich jetzt spenden!

Was hat das mit Weihnachtsmarkt zu tun??

Und wofür sonst noch?! Wo soll das enden?

Diese Mitleids-Masche macht nur immun.

Schau!! Eine Krippe!! Die hatten wir auch!

Damals! – Da wird mir ganz wunderlich!

– Und heute füllt man sich nur noch den Bauch.

Ich auch!! – Ist das wahr?? – Bin das wirklich noch i c h ?

Ich geb’ jetzt dem Penner ’n Heiermann!

Soll sich die arme Sau doch betrinken!

– Schon komisch: Das Geben fühlt sich gut an.

Frage mich, könnte ich auch so tief sinken?

Die Wut

(Im Zug von Hamburg) 26.5.2019

Meistens tut die Wut

nicht gut,

schießt als böse Flut

durchs Blut.

Wenn sie dann die Hand

schließlich fand,

klatscht sie aus dem Stand

jemand an die Wand.

Dreht der dann – wie dumm –

den Spieß um,

– was kommt dabei rum? –

Klinikum!

Dummheit geht ja meist

auf den Geist!

Auch wenn sie dich auch beißt,

dass du schreist,

sag der Wut nur: Sitz!

Greller als ein Blitz

triff die Dummheit spitz