Babybrei und Bettgeflüster - Melanie Schüer - E-Book

Babybrei und Bettgeflüster E-Book

Melanie Schüer

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Beschreibung

Eltern sein und gleichzeitig ein Liebespaar bleiben - das ist nicht immer einfach! Dieses Buch vermittelt fundierte Empfehlungen, wie Paare die herausfordernde Zeit vom positiven Schwangerschaftstest über die Geburt bis hin zu den ersten Lebensjahren des Kindes optimal gestalten können - und dabei auch ihre Liebesbeziehung nicht aus den Augen verlieren. Ein Ratgeber voller interessanter Fakten, persönlicher Berichte und hilfreichen Strategien rund um Erziehung, Lebensgestaltung und Paarbeziehung.

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Über die Autoren

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin und freie Autorin, unter anderem für die Zeitschrift „Family“ sowie die Portale www.elternleben.de und www.babycenter.de. 2014 hat sie die Kinderbibel „Mara und Timo entdecken die Bibel“ veröffentlicht, Anfang 2017 erschien bei Gerth Medien „Hey Gott, du bist echt spitze! 77 Geschichtenandachten für die ganze Familie“. Melanie Schüer berät Eltern von Babys und Kleinkindern mit Schlaf- und Schreiproblemen sowie Schwangere (www.neuewege.me).

Simon Schüer ist Physiker und hat nach seinem Studium Crash-Berechnungen für Autos durchgeführt. Seit 2017 unterrichtet er an einer Gesamtschule Physik und Mathematik. Er erforscht gern, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ – ob in physikalischen oder zwischenmenschlichen Fragen.

Die beiden haben zwei Kinder, Lias und Josephin.

Gewidmet unseren Kindern, die unser Leben täglich herausfordern und bereichern

Inhalt

1. Das Familien-Balance-Modell

2. The wind of change – Von den natürlichen Höhen und Tiefen einer Liebesbeziehung

Schmetterlinge im Bauch und der erste unsanfte Aufprall in der Realität

Gut streiten

Einen gemeinsamen Rhythmus finden

Sexuelle Anlaufprobleme

Alles nur eine Phase

Von Glückssuchern und Zweckgemeinschaften

3. Schwangerschaft – Jetzt wird alles anders!

Ein kleines Wesen stellt alles auf den Kopf

Körperliche Veränderungen und so viele Entscheidungen …

Hallo Baby, wie geht es dir? Bindung beginnt im Mutterleib

Die Schwangerschaft als Paar erleben

Die ersten Weichen frühzeitig stellen: Wie wollen wir als Familie leben?

4. Die Geburt – die Reise ins Leben

Wo sind die guten Geburtsberichte?

Was oft in der Geburtshilfe schiefläuft – und wie Eltern damit umgehen können

Geburt – wo und mit wem?

Wehen bewältigen – natürliche Methoden

Mann kann … sich bei der Geburt aktiv einbringen

Das Baby willkommen heißen

5. Das Wochenbett – anstrengend und zauberhaft!

Ruhe, Ruhe, Ruhe

Heultage oder mehr?

Die Mama-Kind-Symbiose oder: Wenn Väter eifersüchtig sind

Die Geburt verarbeiten

Paar-Beziehung im Wochenbett

Zärtlichkeit im Wochenbett

Stillen

Geschrei ohne Ende: Warum weint unser Kind so viel?

Was bei Schreiproblemen hilft: die TROST-Methode

6. Erstes Lebensjahr – Augenringe und Entzücken

Liebe im Ausnahmezustand: Meine Bedürfnisse, deine Bedürfnisse

Zeit für uns?

Im Alltag die richtigen Prioritäten setzen

Sex und der entspannte Umgang mit dem eigenen Körper

Wenn es in der Liebe kriselt

Was Ihr Kind in dieser Zeit braucht: Bindung und Bildung

Zärtlichkeit, sexuelle Entwicklung und Selbstregulation

Ernährung und Erste Hilfe

Die ANGEL-Schlaf-Methode – wirksame und sanfte Hilfe für Ihr Kind

Und wann kommt das zweite?

7. Das zweite bis dritte Lebensjahr – „Ich will aber!“

Die Ich-Entwicklung und was trotzende Kinder brauchen

Von Belohnungen und Strafen

Celebrate your marriage – Wir haben schon einiges geschafft!

Was Ihr Kind jetzt braucht

8. Viertes bis sechstes Lebensjahr – Schon so groß!

Wir beide: Manches wird einfacher, manches auch nicht

Unterschiedliche Erziehungsvorstellungen

Was Ihr Kind jetzt braucht

9. Das siebte bis zehnte Lebensjahr – Vom Leben mit Schulkindern

Der Übergang zum Schulkind – eine Herausforderung für die ganze Familie

Mein Kind in der großen, gefährlichen Welt

Aufklärung und Sexualität

Medien und Familienzeit

Das Paar mit großem Kind

Kinder und Gott

10. Altersübergreifende Themen

Mitten in der Krise – Von Entfremdung, Konflikten und Fremdverlieben

Dank

1. Das Familien-Balance-Modell

Man sagt, die Ehe sei ein großes Abenteuer. Mindestens genauso abenteuerlich ist die Erfahrung, Kinder auf die Welt zu bringen und zu erziehen. Und oft gehen diese Abenteuer ja auch Hand in Hand – was einiges erleichtert (gegenseitige Unterstützung, Zusammenhalt) und anderes erschwert (unterschiedliche Ziele oder Werte sowie zusätzliche Bedürfnisse).

Menschen, die heiraten und ein oder mehrere Kinder bekommen, befinden sich also mitten in einem wunderschönen und gleichzeitig sehr herausfordernden Doppelabenteuer: Sie sind konfrontiert mit der Aufgabe, gute Eltern zu sein und gleichzeitig auch die Beziehung zu ihrem Ehepartner lebendig zu halten. Und das natürlich neben den üblichen Lebensaufgaben wie persönliche Entwicklung, berufliche Entscheidungen, Freundschaften, Hausbau und so weiter!

Besonders in den ersten Jahren erleben Eltern ein stetiges herrlich-schreckliches Wechselbad unterschiedlichster Gefühle: Himmelhochjauchzende Freude über das neue Leben und überwältigende Erschöpfung durch Schlafmangel und einen viel zu vollen Alltag, meterhoher Stolz über die ersten Worte und zentnerschwerer Frust über das Unverständnis des Partners, beflügelnde Erfüllung durch die neue Rolle und erdrückende Langeweile nach der zweiundzwanzigsten Runde „Baggerspielen“, übersprudelnde Liebesgefühle zu dem neuen Erdenbürger und unterdurchschnittliche Zufriedenheit mit dem ehelichen Liebesleben, offenes Entzücken über diese unglaublich kleinen Hände und versteckter Ekel über kilometerweit stinkende, übergelaufene Windeln.

Puh!

Kein Wunder, dass die Familienforschung mit Blick auf die Phase zwischen Mitte zwanzig und Ende dreißig von der „Rushhour des Lebens“ spricht. In kaum einer anderen Zeit werden wir mit so zahlreichen, unterschiedlichen Aufgaben und so viel Verantwortung, mit so wenig Zeit und so wenig Raum für unsere eigenen Bedürfnisse konfrontiert. Daher ist es nur allzu verständlich, dass sich viele Eltern in ihrem Alltag überfordert fühlen!

Eine Freundin schloss daraus recht passend: „Das kann man doch gar nicht alles schaffen! Da muss einem doch eigentlich jemand helfen!“

Ja, wirklich! Es ist wahr, wir können nicht alles schaffen. Zumindest nicht alles perfekt. Und ja, auch das stimmt: Wir brauchen Hilfe, um dieses Chaos an großen Herausforderungen so gut wie möglich zu bewältigen.

Und genau davon handelt dieses Buch: davon, wie sich das Elternwerden auf alle Lebensbereiche, besonders aber auf die Liebesbeziehung eines Paares auswirkt. Wir möchten uns damit befassen, welche Strategien Eltern nutzen können, um als Individuum, als Ehepaar und als Familie heil durch die „Rushhour des Lebens“ zu kommen.

Dabei beginnen wir bei den Veränderungen, die eine Partnerschaft im Laufe der Zeit durchläuft, und befassen uns dann mit den Herausforderungen, die die einzelnen Phasen der Elternschaft – Schwangerschaft, Geburt, Babyzeit, Kleinkindzeit, Kindergartenzeit bis zum Übergang in die Schule – für die Elternrolle und auch für die Beziehung eines Paares bedeuten.

Wir geben Anregungen und Hilfestellung, um die jeweiligen Phasen sowohl für das Kind als auch für die Eltern möglichst positiv zu gestalten. In den einzelnen Kapiteln finden Sie nicht nur fundierte Informationen und Tipps, sondern auch persönliche Impulse.

Paare, die sich dem christlichen Glauben verbunden fühlen oder einfach mal das gemeinsame Beten ausprobieren wollen, finden am Ende jeden Kapitels ein passendes Gebet. Es kann eine große Hilfe sein, die besprochenen Aspekte jemandem anzuvertrauen, der unsere täglichen Kämpfe sieht und gern bereit ist, uns Kraft und Segen zu schenken.

Ab Seite 166 finden Sie außerdem unser Ehe-Quiz, welches Partnern eine tolle Möglichkeit bietet, einander noch besser kennenzulernen und nahezubleiben.

Die Gedanken dieses Buches basieren auf dem sogenannten Familien-Balance-Modell, das wir Ihnen kurz vorstellen möchten. Dabei gehen wir davon aus, dass das System „Familie“ aus verschiedenen Elementen besteht, die einander stark beeinflussen.

Diese Vorstellung kommt aus der Systemtheorie und der systemischen Familienberatung, welche sich als sehr wirksam erwiesen hat. Die einzelnen Familienmitglieder, die Ehe und die Familie als Ganzes gehören eng zusammen und weisen unterschiedliche Bedürfnisse auf.

Es ist wichtig, dass alle Elemente ausreichend berücksichtigt werden: Wenn zwar eine liebevolle Beziehung zwischen Eltern und Kindern besteht, aber die beiden Partner sich nicht mehr umeinander bemühen, wird das früher oder später auch das Wohlergehen der Kinder beeinträchtigen. Wenn eine Frau zwar die perfekte Mutter und Ehefrau ist, aber selbst ständig zu kurz kommt, schadet das nicht nur ihr, sondern auch dem Rest der Familie.

Deshalb ist es wichtig, immer wieder die verschiedenen Perspektiven in den Blick zu nehmen, wie wir es auf den folgenden Seiten tun.

Das Familien-Balance-Modell

Wir hoffen, dass dieser Ratgeber Ihnen ein wertvoller Begleiter durch das wohl aufregendste Doppelabenteuer des ganzen Lebens sein wird!

2. The wind of change – Von den natürlichen Höhen und Tiefen einer Liebesbeziehung

So liefs bei Melanie:

17 Jahr, blondes Haar … Dieser Schlager erinnert mich immer ein wenig daran, wie ich Simon kennengelernt habe, denn damals war er 18, ich 17 (und etwas übertrieben blondiert), und wir besuchten die gleiche Schule. Lange Zeit hatten wir nichts miteinander zu tun gehabt, und als wir dann plötzlich auffällig viel miteinander sprachen, konnten es weder die Lehrer noch unsere Mitschüler fassen: er, der Bad Boy der Schule – bodenlanger Ledermantel, lange Haare, Heavy-Metal-Fan –, sie das brave, christliche Streberchen. „Das hält keine zwei Wochen!“, war der Kommentar meiner Freundin. Und diese Meinung teilten wohl damals die meisten.

Aber uns war das ziemlich egal. Nachdem wir bei einem Schulausflug nebeneinandergesessen und aus Langeweile heraus ein Gespräch angefangen hatten, war etwas passiert. Die berühmten Schmetterlinge hatten in meinen Bauch Einzug erhalten, und als meine Mutter mich abholte, fiel sogar ihr auf, dass „der Junge mit dem Motorrad dir mit so einem traurigen Blick nachgesehen hat“ … Mütter und der sechste Sinn!

Jedenfalls ging mir dieser Junge mit dem Motorrad nicht mehr aus dem Kopf. Und er hatte, wie ich später erfuhr, ganz ähnliche Gefühle. Als wir dann nach einigen Monaten endlich offiziell ein Paar waren, hing wirklich der Himmel voller Geigen. Sie wissen vermutlich, wovon ich spreche … Verliebtheit pur. Schön ist das! Und ziemlich verrückt.Psychologen sagen, dass die Verliebtheitsphase ca. sechs bis maximal 18 Monate anhält. Danach verliert die rosarote Brille ihre Wirkung und die Macken des vermeintlichen Traumpartners treten zutage.

Wir durften die rosarote Phase tatsächlich etwa anderthalb Jahre genießen, wobei es zwischendurch natürlich auch mal Streitigkeiten gab. Und danach? Na ja, die Schmetterlinge sind natürlich nicht gleich als ganzer Schwarm ausgeflogen. Freundlicherweise kommen diese kleinen Liebestiere immer mal wieder zu Besuch. Aber es ist eben nicht mehr dieses permanente unfassbare Glücksgefühl wie am Anfang der Beziehung.

Und ganz ehrlich: Phasenweise haben wir ziemlich wenig Romantik und stattdessen ziemlich viel Alltag. Noch immer liebe ich diesen Mann, aber mein Gefühl schreit mir das nur noch selten laut in beide Ohren, wie es das früher tat. Denn heute weiß ich genau, was mich an ihm nervt. Was uns zum Streiten bringt und was wir einfach nicht auf die Reihe kriegen. An manches gewöhnt man sich, anderes nervt, je länger man es ertragen muss, noch mehr. (Ebenso verhält es sich natürlich mit meinen Schwächen, die Simon ertragen muss.)

Ich fürchte, wenn ich damals, mit 17 Jahren und etwas zu blond gefärbten Haaren, gewusst hätte, wie sich unsere Liebe heute anfühlt, wäre ich erst mal schockiert gewesen. Nicht weil wir uns nicht mehr lieben. Sondern weil diese Liebe jetzt – meistens – so bodenständig, so nebenher geschieht. Weil so viel weniger Raum für Zärtlichkeiten, Leidenschaft oder lange Gespräche ist. Dennoch wäre ich nach dem ersten Schock vermutlich auch stolz gewesen. Und glücklich, dass meine Ahnung, mit diesem Mann die Höhen und Tiefen sowie die langen, manchmal sehr ermüdenden Strecken dazwischen gemeinsam bestehen zu können, sich als richtig erwiesen hat.

Schmetterlinge im Bauch und der erste unsanfte Aufprall in der Realität

Unser Abenteuer beginnt mit Liebe: Liebe hat Gott dazu angetrieben, jeden Einzelnen von uns kunstvoll zu erschaffen. Liebe war es, die uns vor den Traualtar treten und dem Menschen, dessen Ring wir am Finger tragen, unser Jawort geben ließ. Und Liebe ist es, die uns trotz aller Widrigkeiten an diesem Ja festhalten lässt. (Die Widrigkeiten kommen unweigerlich auf uns zu, und es gilt, ihnen nicht auszuweichen, sondern sich ihnen mutig, Seite an Seite, zu stellen.)

Die erste Zeit, die ein Paar gemeinsam verbringt, ist meist geprägt von überwältigenden Gefühlen des Glücks und der Verbundenheit. Die Hormone vernebeln unser Gehirn und alles ergibt auf einmal einen Sinn. Wir könnten uns stundenlang mit unserem Partner unterhalten und das Sexleben ist … Nun ja, seien wir ehrlich, der Anfang gestaltet sich oft etwas holprig. Doch wenn es sich erst einmal eingespielt hat, erleben die meisten Paare eine sehr erfüllte Sexualität. Solange noch keine Kinder da sind, hat man so viel mehr Zeit und Energie für diese (und natürlich auch andere) Vergnügungen.

Auch ohne die Geburt eines Kindes lässt die erste Euphorie jedoch meist nach spätestens 18 Monaten deutlich nach und plötzlich hält der Alltag Einzug in die Beziehung. Viele stellen sich hier schon die Frage, ob etwas schiefläuft, ob die Wahl vielleicht doch auf den Falschen/die Falsche gefallen ist …

Doch, Moment, es ist noch nicht vorbei, wir fangen gerade erst an! Denn diese Ernüchterung nach der ersten Begeisterung ist völlig normal.

Jetzt geht es darum, ob die erste Phase der Verliebtheit sich weiterentwickeln kann zu Liebe – der Liebe, die nicht auf Gefühlen basiert, sondern auf Vertrauen und bewussten Entscheidungen. In dieser Liebe haben Gefühle zwar ihren Platz, aber sie wird nicht von Gefühlen bestimmt.

Gut streiten

Streiten ist erlaubt – ja, sogar nötig. Oft muss man in einer Beziehung allerdings erst lernen, gut zu streiten, weil es entscheidend ist, wie man streitet. Das bedeutet nicht, dass man nie laut werden darf, im Gegenteil.

Ich (Melanie) bin zum Beispiel ein Mensch, der sich schnell mal von seiner Wut mitreißen lässt, und für den es einfach nicht authentisch wäre, wenn ich nicht auch mal schreien dürfte. Dennoch stelle ich fest, dass die Art, wie ich meinem Ärger Luft mache, großen Einfluss auf den Streitverlauf hat.

Folgende Prinzipien helfen bei der Entwicklung einer guten Streitkultur:

Ziehen Sie sich zurück: Die meisten Kinder kommen gut damit klar, die ein oder andere Zickerei zwischen den Eltern mitzuerleben, wenn sie auch die Versöhnung mitbekommen.Vor einem echten Streit sollten Sie aber dafür sorgen, dass Sie unbeobachtet sind und auch genug Zeit haben. Beginnen Sie keinen Streit, wenn Sie in fünf Minuten aus dem Haus müssen.

Vermitteln Sie Ihrem Partner, dass Sie ihn annehmen und verstehen. Solange man sich sicher ist, dass man als Person vollkommen akzeptiert und geliebt ist, kann man Beschwerden nämlich viel besser annehmen. Zum Beispiel: „Ich kann gut verstehen, dass du momentan gestresst bist. Das neue Projekt bei der Arbeit, die Probleme mit deinem Chef …“ Ein solcher Anfang schafft eine gute Basis und hilft Ihnen zudem, nicht nur Ihre eigene Sicht, sondern auch die des Partners zu berücksichtigen.

Senden Sie nicht immer nur Du-Botschaften („Du hast das Gartenhäuschen ja immer noch nicht aufgebaut!“), sondern bevorzugt Ich-Botschaften, zum Beispiel: „Ich fühle mich einfach nicht wohl, wenn das Gartenhäuschen weiterhin in tausend Teilen auf der Terrasse herumliegt. Ich sehe es jedes Mal, wenn ich nach draußen schaue, und fühle mich dann gestresst.“

Bleiben Sie beim Thema: Fangen Sie nicht an, alte Geschichten hervorzukramen. Konzentrieren Sie sich auf die Aspekte, die Sie jetzt klären können und möchten.

Drücken Sie Ihre Wut niemals körperlich aus. Wenn Ihr Ärger zu groß wird, verlassen Sie lieber kurz den Raum, um sich abzureagieren.

Vermeiden Sie die „vier apokalyptischen Reiter“, vier grobe Kommunikationsfehler, die der amerikanische Psychologe John Gottman beschreibt1:

Kritik: Streit lebt von Kritik, und es ist wichtig, diese auch äußern zu dürfen. Doch achten Sie auf ein „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Verfallen Sie nicht in ein permanentes „Mecker-Muster“, indem Sie Ihren Partner ständig anklagen und heruntermachen. Versuchen Sie außerdem, möglichst oft „Beschwerden“ statt Kritik zu äußern: Beschwerden konzentrieren sich auf das störende Verhalten, ohne aber Ihren Partner bzw. seinen Charakter anzugreifen.

Ein Beispiel: „Du nimmst dir einfach nie Zeit für die Kinder. Sobald du zu Hause bist, verkriechst du dich in den Hobbykeller und bastelst an deinen seltsamen Figuren oder schraubst sinnlos herum. Was die Kinder erlebt haben, interessiert dich offenbar überhaupt nicht – du bist echt ein toller Vater!“ – das wäre Kritik.

Als Beschwerde formuliert – kombiniert mit einer Ich-Botschaft – könnte das so klingen: „Es stört mich, dass du nach der Arbeit meistens direkt in den Hobbykeller gehst. So haben die Kinder gar nichts von dir. Ich würde mir wünschen, dass du dir mehr Zeit für sie nimmst.“

Verachtung: Probleme sollten offen besprochen und nicht unter den Teppich gekehrt werden. Wichtig ist dabei allerdings, die Ablehnung einer bestimmten Verhaltensweise nicht zur Ablehnung unseres Partners an sich werden zu lassen. Dass dies geschieht, merken wir an einer geringschätzigen, häufig auch sarkastischen, bitteren Einstellung unserem Partner gegenüber – wir verachten ihn. Behalten Sie daher Ihre Herzenshaltung Ihrem Partner gegenüber im Blick!

Wenn diese zu negativ wird, erinnern Sie sich daran, dass Wahrnehmungen stets subjektiv sind und dass das, was Sie wahrnehmen, nicht unbedingt die „objektive Realität“ ist (wenn es so etwas denn überhaupt gibt …). Führen Sie sich bewusst die positiven Seiten Ihres Partners vor Augen. Finden Sie für jeden Aspekt, der Sie nervt, eine Stärke Ihres Partners, die Sie seiner Schwäche gegenüberstellen. Versuchen Sie außerdem, sich in die Perspektive Ihres Partners zu versetzen, der ganz anders aufgewachsen ist und vieles anders erlebt und bewertet als Sie.

Rechtfertigung: Diese Haltung signalisiert: „Nicht ich mache den Fehler, sondern du!“ Eigene Verhaltensweisen werden gerechtfertigt; die Schuld wird dem Partner zugeschoben. Tappen Sie nicht in diese Falle, denn das führt nur dazu, dass Sie einander mit einem großen „Ich wars nicht!“ über dem Kopf gegenüberstehen, ohne eine Einigung erzielen zu können. Seien Sie selbstkritisch genug, um der alten Weisheit „Zu einem Streit gehören immer zwei“ Glauben zu schenken. An den allermeisten Eheproblemen sind beide beteiligt, und letztlich sollte die Klärung, wer „schuld“ ist, nie das Ziel sein.

Ihr „Feind“ ist nicht Ihr Partner, sondern das Problem, das Ihre Ehe bedroht. Verbünden Sie sich gemeinsam dagegen und bekämpfen Sie dieses Problem als Team. Seien Sie dazu auch bereit, eigene Fehler einzugestehen und zu überlegen, was Sie verbessern können. Die Erfahrung zeigt, dass jeder Mensch nur sich selbst ändern kann. Tun Sie also das, was in Ihrer Macht steht – in den meisten Fällen steckt das früher oder später den Partner an, und auch er ist bereit zu wachsen.

Mauern: Besonders Männer neigen zu dieser Verhaltensweise. Um Streit aus dem Weg zu gehen, schirmen sie sich zunehmend ab. Das passiert zum Beispiel, wenn ein Partner sich im Gespräch abwendet und einfach nicht mehr reagiert oder nur noch einsilbig antwortet.

Gottman warnt außerdem vor dem „groben Auftakt“: Streitgespräche, die bereits mit Vorwürfen, Beleidigungen oder ähnlichen Angriffen, also aggressiv und negativ beginnen, verlaufen selten erfolgreich. Wenn Sie also gerade Ihrem Ärger Luft gemacht haben, bauen Sie nicht darauf Ihr Streitgespräch auf. Warten Sie kurz, bis die größte Wut verdampft ist, und beginnen Sie den Streit dann mit mehr Ruhe und Gelassenheit.

Begrenzen Sie den Streit: Nach spätestens 20 Minuten sollte Schluss sein. Das hilft, irgendwann auf den Punkt zu kommen – oder notfalls den Streit weiterzuführen, wenn Sie beide ein wenig Abstand gewonnen haben. Beenden Sie den Streit mit Gesten der Versöhnung – vergessen Sie nicht, es ist eine Verhaltensweise, die Sie ablehnen, nicht der gesamte Mensch! Erinnern Sie einander, dass Sie sich trotz des Problems wertschätzen und lieben – durch eine liebevolle Aussage oder eine Umarmung.

Humor: Eine scherzhafte Bemerkung, vielleicht auch über sich selbst, kann so manchen Streit auflockern oder friedlich abschließen.

Einen gemeinsamen Rhythmus finden

Auch die erste Phase des gemeinsamen Wohnens bedeutet für die meisten Paare eine Zerreißprobe: Plötzlich hockt man Tag und Nacht aufeinander! Während man sich zu Beginn der Beziehung nichts Schöneres vorstellen konnte, merkt man nun, dass das auch seine Schattenseiten hat.

Man muss lernen, den Haushalt zu organisieren und Aufgaben gerecht zu verteilen. Bisher versteckte Macken – Unordnung beispielsweise – werden deutlich. Seine Gewohnheiten und ihre Gewohnheiten passen womöglich nicht zusammen. Es gilt, eine gemeinsame Routine zu finden – und das ist gar nicht so einfach!

Eine Bekannte hatte mit ihrem Verlobten eine Fernbeziehung zwischen Nord- und Süddeutschland geführt. Nachdem sie geheiratet hatten und zusammengezogen waren, spürten sie zunächst wenig vom „Eheglück“. Denn der charmante junge Mann war in einer offensichtlich recht konservativen Familie aufgewachsen und hielt es für selbstverständlich, dass seine Frau nun für das Waschen und Bügeln seiner Hemden zuständig sei – obwohl diese, wohlgemerkt, genau wie er voll berufstätig war.

Solche familiären Prägungen zeigen sich oft erst, wenn man zusammenwohnt. Und dann kann es schon mal passieren, dass sehr gegensätzliche Vorstellungen aufeinanderprallen.

Oft kann man, wenn beide dazu bereit sind, gute Kompromisse finden (oder einem verwöhnten Bübchen klarmachen, wie die Welt im 21. Jahrhundert funktioniert). Manche Ansichten sind aber auch so unterschiedlich, dass einfach keine Einigung erzielt werden kann. Das gilt es dann auszuhalten, im Sinne von: „Ich bin okay, du bist okay. Wir sind unterschiedlich und das ist in Ordnung.“

Sexuelle Anlaufprobleme

Eine Freundin von uns berichtete, dass sie und ihr Mann sich in den ersten Wochen nach der Hochzeit plötzlich ständig stritten – obwohl sie schon vorher zusammengewohnt, nicht aber miteinander geschlafen hatten. Und dass die ersten Versuche im Bett ziemlich schwierig gewesen seien.

Sich das erste Mal für die Ehe aufzusparen, hat viele Vorteile – man sollte sich aber auch bewusst sein, dass die Erwartungen an die Hochzeitsnacht dadurch leicht überhöht werden können. Verständlicherweise sind die meisten Paare in der Hochzeitsnacht so erschöpft, dass nur noch wenig Energie für einen solch aufregenden Schritt übrig bleibt.

Doch selbst wenn die Kraft noch reicht, sind die ersten Male nicht selten eher ernüchternd. Man muss sich erst einmal aufeinander einstellen und ein Gefühl füreinander entwickeln. Nicht sofort funktioniert alles, wie es soll, und nicht sofort fühlt es sich gut an …

Frauen wissen oft anfangs nicht recht, was genau ihnen gefällt, und können daher auch ihrem Mann nicht begreiflich machen, welche Berührungen oder Stellungen sie mögen und welche ihnen Unbehagen bereiten. Um unnötigen Enttäuschungen vorzubeugen, sollte man seine Erwartungen an die ersten sexuellen Begegnungen also lieber ein wenig herunterschrauben.

Meine Freundin erwähnte nebenbei, dass vielleicht auch die Verhütung ein Punkt sei, der es ihr erschwere, sich zu entspannen. Hormonelle Verhütungsmittel lehnte sie aus gesundheitlichen Gründen ab und Kondome empfanden ihr Mann und sie als sehr störend.

Deshalb versuchten sie, nur an vermeintlich „ungefährlichen“ Tagen Sex zu haben. Damit fühlte sie sich aber tatsächlich recht unsicher und hatte immer wieder Angst, schwanger zu werden – was zu diesem Zeitpunkt einfach schwierig gewesen wäre.

Wenn wir an die vielen Paare denken, die noch vor 60, 70 Jahren völlig unfreiwillig ein Kind nach dem anderen in die Welt gesetzt haben, können wir echt dankbar für die Verhütungsmittel sein, die uns heute zur Verfügung stehen.

Trotzdem, ganz ehrlich: So ganz das Gelbe vom Ei ist das, was wir haben, auch noch nicht. Gesund und sicher zu verhüten, ist nach wie vor nicht einfach.

Verhütung

Das wohl bekannteste Verhütungsmittel ist die Pille. Ihr Pearl-Index beträgt 0,3 – das bedeutet: Von 100 Frauen, die die Pille nehmen und korrekt anwenden, werden innerhalb eines Jahres durchschnittlich 0,3 Frauen dennoch schwanger.

Es gibt sie in unterschiedlichsten Varianten – Minipille, Mikropille, Ein-Phasen-Präparat, Drei-Phasen-Präparat, um nur einige zu nennen.

Die meisten Pillen enthalten ein Östrogen und ein Gestagen. Sie wirken auf drei Weisen: Sie verhindern (in der Regel, manchmal klappt das auch nicht) den Eisprung, sie sorgen für die Bildung eines Schleimpfropfes, der Spermien den Eintritt in die Gebärmutter verwehrt, und unterdrücken den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich dort kein befruchtetes Ei einnisten kann.

Also eine ziemlich sichere Sache – der Nachteil sind die vielen Risiken und Nebenwirkungen, die dieser Hormoncocktail mit sich bringt.

Als besonders bedenklich gelten inzwischen Pillen der dritten und vierten Generation, die hauptsächlich junge Frauen gerne nehmen, weil sie auch dafür sorgen, dass die Haut reiner wird. Diese Pillen erhöhen besonders stark das Risiko von Thrombosen und Lungenembolien. Insbesondere wenn weitere entsprechende Risiken vorliegen – zum Beispiel Übergewicht oder Rauchen –, sollte also lieber auf ein älteres Präparat zurückgegriffen werden – auch hier besteht ein Risiko, aber es ist etwas geringer als bei den neueren Pillen.

Die Minipille enthält im Gegensatz zur „normalen“ Pille nur Gestagen. Dies gilt als weniger bedenklich für Säuglinge, weshalb diese Pillen auch in der Stillzeit erlaubt sind (wobei einige Hormonspezialisten dies dennoch kritisch sehen und Langzeitstudien fehlen). Die meisten Minipillen muss man recht zeitgenau einnehmen, damit sie zuverlässig wirken.

Eine Ausnahme ist die Cerazette (und entsprechende Varianten), die wie „normale“ Pillen bis zu zwölf Stunden nachgenommen werden kann, wenn sie mal vergessen wurde. Diese unterdrückt im Gegensatz zu anderen Minipillen genau wie die normale Pille auch den Eisprung – andere Minipillen verhindern nur den Zugang der Spermien und die Einnistung.

Übrigens: Durchfall und Erbrechen bis zu vier Stunden nach der Einnahme sowie Antibiotika und einige andere Medikamente können die Wirkung der Pille beeinträchtigen.

Einige Frauen stellen fest, dass die Pille ihre Lust auf Sex vermindert. Manchmal hilft ein Wechsel auf ein anderes Präparat – manchmal bleibt auch nur die Suche nach einer hormonfreien Alternative.

Neben der Pille gibt es viele andere hormonbasierte Verhütungsmethoden – das Pflaster, den NuvaRing, die Dreimonatsspritze usw. Die Wirkungsweise und das Risiko von Nebenwirkungen sind dabei vergleichbar mit denen der Pille

Die Hormonspirale wird in die Gebärmutter eingesetzt und oft damit beworben, dass die Hormone nur „lokal“ wirken. Das stimmt jedoch nicht – die Hormone gehen ebenso in den Blutkreislauf wie bei der Pille, und viele Frauen berichten von schwerwiegenden Nebenwirkungen.

Ebenfalls sehr beliebt, wenn auch weniger sicher, sind Kondome. Ihre Stärke: Sie schützen vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Ihre Schwäche: Viele Paare empfinden sie als störend. Glücklicherweise gibt es inzwischen eine recht große Auswahl, auch an latexfreien Kondomen. Achten Sie auch auf die richtige Größe und – ganz wichtig – immer auf das Verfallsdatum!

Außerdem gilt Vorsicht bei der Wahl eines Gleitmittels: Ölhaltige Produkte (z. B. Vaseline) können das Material des Kondoms beschädigen. Verwenden Sie daher silikon- oder wasserbasierte Produkte, wenn Sie mit Kondomen verhüten. Grundvoraussetzung ist natürlich die korrekte Anwendung – trotzdem bleibt ein gewisses Restrisiko. Der Pearl-Index von Kondomen liegt bei ordnungsgemäßer Benutzung bei 2.

Weniger bekannt, aber für viele Paare durchaus eine gute Alternative, ist die symptothermale Methode, die auch den Namen Natürliche Familienplanung (NFP) trägt. Mithilfe eines Thermometers mit zwei Nachkommastellen und der Beobachtung des Zervixschleims oder des Muttermundes können die fruchtbaren Tage eingegrenzt werden. Je nach Sicherheitsbedürfnis können Paare an den „riskanten“ Tagen entweder auf Sex verzichten oder beispielsweise mit Kondomen oder Diaphragma verhüten.

Das Erstaunliche: Wenn Paare sich genau an die Regeln von NFP halten, ist die Sicherheit vergleichbar mit der der Pille (0,4 – 0,6). Ein weiterer Vorteil: Neben der komplett hormon- und nebenwirkungsfreien Verhütungsmethode besteht er darin, dass man durch die genaue Beobachtung den eigenen Körper besser wahrnimmt und so sein Körpergefühl fördert. Wichtig ist allerdings, sich vorher sehr gut zu informieren, beispielsweise über https://www.mynfp.de.

Bei der Suche nach einer hormonfreien Verhütungsmethode denken viele Paare über die Kupfer- oder Goldspirale (Pearl-Index ca. 0,3 – 0,8) nach. Dieses Material erschwert das Eindringen von Samenzellen in die Gebärmutter. Falls das aber doch mal klappt, verhindert sie die Einnistung einer befruchteten Eizelle. Jedes Paar sollte gut überlegen, ob es dies ethisch vertreten kann: Viele sehen darin eine Art „Miniabtreibung“, da die Befruchtung bereits stattgefunden hat und die Eizelle sich dann nicht einnisten kann. Außerdem leiden viele Anwenderinnen unter starken und langen Blutungen.

Wenn eine Schwangerschaft keine Katastrophe darstellen würde, kann auch ein Diaphragma nützlich sein, beispielsweise das Caya, welches sehr einfach anzuwenden ist und kaum stört. Beratungsstellen wie pro familia helfen oft bei der Anpassung. Die Sicherheit ist allerdings nur sehr mittelmäßig – in Kombination mit einem Milchsäure-Gel, welches die Beweglichkeit der Spermien mindert, liegt der Pearl-Index bei 4 – 10.

Übrigens: Das unsicherste Verhütungsmittel ist der Coitus interruptus, bei dem der Mann sein Genital kurz vor dem Orgasmus herauszieht. Da bereits vorher Spermien austreten können, liegt der Pearl-Index nur bei 27.

Alles nur eine Phase

Ich (Melanie) kann mich erinnern, dass sich der Ring am Finger anfangs wie ein ziemlicher Fremdkörper angefühlt hat. Ich hatte den Mann geheiratet, den ich liebte – und doch wurde mir auf einmal überdeutlich bewusst: „Wow! Jetzt ist es wirklich passiert. Ich habe mich für immer festgelegt.“ Tatsächlich hat dieser Gedanke zu Beginn sogar ein wenig Panik ausgelöst: Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Für immer und ewig!

Dieses Gefühl, das nach der Hochzeit auftreten kann, ist psychologisch problemlos zu erklären und nicht besorgniserregend. So sind wir Menschen eben: Endgültigkeit kann uns ziemliche Angst einjagen. Und das ist – neben sexuellen Anlaufschwierigkeiten – ein Grund dafür, weshalb der Start in das Eheleben nicht immer so rosarot ist, wie oft behauptet wird.

Nach einigen konfliktreichen Monaten stabilisiert sich die Beziehung aber in der Regel wieder. Ein Paarrhythmus hat sich entwickelt und fühlt sich gut an. Die Liebe ist zwar nicht mehr so hormonvernebelt wie am Anfang, doch dafür umso tiefer. Und die neue Distanz schafft auch wieder mehr Freiheiten für den Einzelnen. Denn einer Beziehung tut es durchaus gut, wenn jeder Partner auch mal etwas alleine unternimmt.

Und dann kommt die nächste Krise … Die Reise zu zweit ist geprägt von einem ständigen Auf und Ab – darauf sollten sich alle Verliebten gefasst machen. Diese Wechsel von „eitel Sonnenschein“ zu „Regenwolken“ sind jedoch kein Zeichen persönlichen Versagens, sondern liegen in der Natur der Sache.

Wesentlich ist, sie als Teil des Abenteuers zu begreifen und gemeinsam anzugehen. Denn Krisen nerven nicht nur – richtig bewältigt machen sie uns sogar stärker!

Hilfreich ist da ein Gedanke, der auch beruhigen kann, wenn ein Kind gerade sehr anstrengend ist: Es ist alles nur eine Phase! Oder wie Theodor Fontane es formulierte:

Tröste dich, die Stunden eilen,

und was auch dich drücken mag,

auch das Schlimmste kann nicht weilen,

und es kommt ein neuer Tag.2

Das klingt vielleicht etwas abgedroschen, doch in diesem Gedanken steckt die tiefe Weisheit, dass „alles im Fluss ist“, dass nichts stillsteht und wir uns deshalb nicht sorgen müssen, dass problematische Situationen immer so bleiben werden. Dieses Wissen, dass immer wieder ein neuer Tag anbricht und Schwierigkeiten vergehen, kann uns helfen, uns auf das Jetzt einzulassen.

Wie ein Paar das Elternwerden erlebt, hängt natürlich auch davon ab, in welcher Phase es sich gerade befindet, wenn aus zweien drei werden. Ein Paar, das schon viele Jahre zusammen ist, kann oft besser damit umgehen, dass nach der Geburt erst einmal kaum Zeit zu zweit vorhanden ist. Man hat diese intensive Phase der Zweisamkeit bereits gehabt und ist nun fähig, eine Weile darauf zu verzichten und sich ganz dem Nachwuchs zu widmen.

Doch Vorsicht: Eine solche Haltung sollte nicht überhandnehmen! Auch eine gefestigte, stabile Beziehung bleibt nicht von allein lebendig. Spätestens nach den ersten drei Monaten sollten die Ehepartner sich deshalb auch gegenseitig wieder mehr Aufmerksamkeit schenken.

Wenn relativ frisch verheiratete Menschen ein Kind bekommen, bedeutet das eine ganz besondere Herausforderung: Vielleicht hat die rosarote Brille soeben ihren Zauber verloren, sodass sich Ernüchterung breitmacht und die ersten Streitigkeiten entstehen. Und genau in diese Situation hinein wird ein Baby geboren, dessen Bedürfnisse dem Paar kaum noch Zeit geben, sich mit dem, was zwischen ihnen als Mann und Frau passiert, auseinanderzusetzen.

Dann ist es wichtig, sich dieser schwierigen Situation erst einmal bewusst zu werden und, wo irgend möglich, kleine Paarzeiten einzurichten, zum Beispiel durch die Unterstützung von Freunden oder Verwandten.

Von Glückssuchern und Zweckgemeinschaften

In der Verliebtheitsphase könnten wir tanzen und schreien vor Glück. Wir brauchen nur diesen Menschen, um glücklich zu sein. Doch wenn der wilde Hormonsturm langsam ruhiger wird, merken wir: Das war eine Illusion. Auch dieser Mensch, so wunderbar er sein mag, ist nicht fähig, uns dauerhaft mit Glück zu erfüllen. Dies ist eine wichtige Lektion: Wir sollten unseren Partner niemals mit der Erwartung überfordern, uns glücklich zu machen. „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“ von Eva-Maria Zurhorst ist ein Klassiker, den wir allen Paaren empfehlen. In diesem Buch heißt es: „Während wir versuchen, unser Glück in der Beziehung zu einem anderen Menschen zu finden, suchen wir eigentlich nach Ausgleich und Harmonie in unserem Inneren.“

Natürlich macht Liebe auch glücklich, doch kein Mensch der Welt wird es schaffen, uns auf Dauer alles zu geben, was wir brauchen, um uns „komplett“ und zufrieden zu fühlen. Viele Menschen suchen jahrzehntelang nach ihrem Seelenverwandten, von dem sie annehmen, dass er ihnen genau das geben wird – und stellen irgendwann enttäuscht fest, dass so ein Mensch nicht existiert.

„Unruhig ist unsere Seele, o Gott, bis sie ruht in dir“, sagte der Kirchenvater Augustinus. Die Erfüllung unserer tiefen Sehnsucht nach bedingungsloser, permanent zuverlässiger und treuer Liebe findet der Mensch nur in der Beziehung zu einem größeren Du, das wir als „Gott“ verstehen.

„Ich bin zur Ruhe gekommen, mein Herz ist zufrieden und still. Wie ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter, so ruhig und geborgen bin ich bei dir!“ (Psalm 131,2) – so wird dieses „Ankommen“ des Menschen im Glauben in einem Psalm beschrieben.

Uns ist bewusst, dass nicht jeder Mensch einen Zugang zum Glauben hat, und das respektieren wir. Bleiben Sie einfach auf dem Weg, bleiben Sie offen, und hören Sie nicht auf, zu suchen und zu fragen!

Der folgende Text beschreibt sehr gut, wie sich die „Liebe“ mit der Zeit verändert und was passieren kann, wenn wir unser Glück nur vom anderen abhängig machen:

Die Liebe ist zu Beginn ein leichtes Spiel. Der Geliebte ist wie ein flammender Bewunderer, bei dem alles, was wir tun, unbändige Begeisterung auslöst. So ist die Liebe wie eine lang erwartete Bestätigung für das eigene Ich und hebt es sogar dazu empor, noch mehr „ich selbst“ zu werden. Erst in der liebenden Begegnung mit dem Du wird es zum wahren „Ich“.

Irgendwann, mal schleichend, mal plötzlich, wendet sich das Blatt. Die Geliebte wird von der wohlwollenden Bewunderin zur kritischen, strengen Lehrerin, vor der keine Schwäche, kein Fehltritt verborgen bleibt. Und statt federleichter Tänze im Sonnenschein verlangt sie nun Dauerläufe bei Schnee und Eis.

Auch das begründet sie, wenngleich es so anders scheint als das Vorherige, mit ihrer „Liebe“. Denn sie will doch nur mein Bestes, will, dass ich mein Potenzial nutze.

Der Spiegel des Du, der mir noch vorhin so freundlich ein wunderschönes Ich zeigte, zeigt mir nun ein makelhaftes Gesicht – aber nur zu meinem Besten, beruhigt sie mich, damit ich der werden kann, der ich sein könnte.