Bad Bachelor - Stefanie London - E-Book
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Bad Bachelor E-Book

Stefanie London

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Beschreibung

"Reed McMahon ist ein Meister der Manipulation; er weiß genau, was er sagen muss, um dich rumzukriegen. Glaub ihm kein Wort." Was wäre, wenn es eine App zur Bewertung von New Yorks heißesten Single-Männern gäbe? Und warum sich auf Prince Charming konzentrieren, wenn man den neuesten Klatsch über die am schlechtesten bewerteten Bachelors lesen kann – New York Citys berüchtigtste Bad Boys! Reed McMahon kann den Tratsch über die Bad Bachelors App nicht mehr hören. Er ist ein PR-Genie und als "Image-Fixer" bekannt, aber nun holen ihn seine Frauengeschichten ein. Denn er ist New Yorks Bad Bachelor Nummer 1. Reed braucht dringend ein PR-Wunder, um seinen Ruf und seinen Job nicht zu verlieren.  Als Reed Darcy Greer anbietet, ihr bei der Rettung ihrer kurz vor der Schließung stehenden Bibliothek zu helfen, glaubt sie ihm zunächst kein Wort. Denn Darcy weiß, dass Reed genau die Art Mann ist, von der sie sich fernhalten sollte. Aber die Bibliothek braucht wirklich Hilfe. Also stimmt Darcy zu und beginnt gemeinsam mit Reed eine Charity-Veranstaltung zu planen. Dabei erkennt sie, dass manchmal mehr hinter einem Menschen steckt, als sein Ruf verrät … Meinungen zum Buch: Der Auftakt der New York Bachelors Reihe ist super geglückt, weil er einfach Spaß macht. Die Story von Reed und Darcy hat Witz, Drama und ganz viel Gefühl, also alles, was ein schöner Roman braucht. (Rezensentin auf Vorablesen) Unterhaltsam, fesselnd, emotional - eine gelungene Geschichte mit aktuellen Themen. (Rezensentin auf NetGalley) Es hat großen Spaß gemacht das Buch zu lesen, denn die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und die Geschichte ist einfach herzlich und auch komisch und gleichzeitig mega interessant. (Rezensentin auf Vorablesen) Von Stefanie London sind bei Forever by Ullstein erschienen: Bad Bachelor (New York Bachelors 1) Bad Boss (New York Bachelors 2) Bad Billionaire (New York Bachelors 3)

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Seitenzahl: 483

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Bad Bachelor

Die Autorin

Stefanie London stammt ursprünglich aus Australien, lebt aber inzwischen mit ihrem ganz persönlichen Helden in Toronto. Sie ist USA Today und iBooks Bestseller Autorin und hat bereits mehr als fünfzehn Liebesromane veröffentlicht. Für ihre Bücher erhielt sie verschiedene renommierte Auszeichnungen. Stefanie wuchs in einer Familie von Frauen auf, die es lieben zu lesen. Sie absolvierte ein Studium der Betriebswissenschaft und arbeitete eine zeitlang im Kommunikationsbereich, bevor sie zum Romanschreiben fand. Stefanie liebt es, die ganze Welt zu bereisen. Sie hat eine Schwäche für guten Kaffee, Lippenstift, Love Storys und alles, was mit Zombies zu tun hat.

Das Buch

Was wäre, wenn es eine App zur Bewertung von New Yorks heißesten Single-Männern gäbe? Und warum sich auf Prince Charming konzentrieren, wenn man den neuesten Klatsch über die am schlechtesten bewerteten Bachelors lesen kann – New York Citys berüchtigtste Bad Boys!

Reed McMahon kann den Tratsch über die Bad Bachelors App nicht mehr hören. Er ist ein PR-Genie und als „Image-Fixer“ bekannt, aber nun holen ihn seine Frauengeschichten ein. Denn er ist New Yorks Bad Bachelor Nummer 1. Reed braucht dringend ein PR-Wunder, um seinen Ruf und seinen Job nicht zu verlieren. Als Reed Darcy Greer anbietet, ihr bei der Rettung ihrer kurz vor der Schließung stehenden Bibliothek zu helfen, glaubt sie ihm zunächst kein Wort. Denn Darcy weiß, dass Reed genau die Art Mann ist, von der sie sich fernhalten sollte. Aber die Bibliothek braucht wirklich Hilfe. Also stimmt Darcy zu und beginnt gemeinsam mit Reed eine Charity-Veranstaltung zu planen. Dabei erkennt sie, dass manchmal mehr hinter einem Menschen steckt, als sein Ruf verrät …

Von Stefanie London sind bei Forever by Ullstein erschienen:Bad Bachelor (New York Bachelors 1)Bad Boss (New York Bachelors 2)Bad Boss (New York Bachelors 3)

Stefanie London

Bad Bachelor

Aus dem Englischen von Christiane Bowien-Böll

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever.Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinJanuar 2019 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019© 2018 by Stefanie LondonTitel der amerikanischen Originalausgabe: Bad Bachelor

Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Christiane Bowien-BöllAutorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-333-9

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Posting

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

Drei Monate später …

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Cover

Titelseite

Inhalt

Posting

Posting

So böse, dass es schon wieder gut ist? Spar dir das für deinen Liam-Neeson-Film-Marathon. Für böse ist kein Platz in deinem Liebesleben!

Mit mehr Möglichkeiten als je zuvor, den Richtigen zu finden, sollte man meinen, die New Yorkerinnen wären im Vorteil. Aber in der Welt von Instagram-Filtern und mobilen Dating-Apps gestaltet sich die Suche nach einem Seelengefährten schwierig – die Erwartungen sind hoch, die Aufmerksamkeitsspannen kurz.

Es ist ja so leicht für dein Date, nach anderen Kandidatinnen Ausschau zu halten, während du auf der Toilette bist. Er könnte ein Dutzend anderer Frauen in der Umgebung nach rechts wischen. Womöglich ist er weg, bevor er überhaupt deine Bio zu Ende gelesen hat.

Wie also die Guten von den Serientätern unterscheiden? An diesem Punkt kommt die Bad-Bachelors-App zum Einsatz und rettet dich. Unsere App gibt den Frauen von New York eine Stimme. Du gehst zu einem Date? Gib einfach den Namen deines Bachelors ein und erfahre, was dessen frühere Dates über ihn erzählen.

Wie das funktioniert? Auch nicht anders, als das Bewerten von Lieblingsrestaurants auf Yelp. Bad Bachelors verwendet ein 5-Sterne-Bewertungssystem und stellt Nutzerinnen einen Kommentarbereich zum Teilen weiterer Details zur Verfügung. Schlüsselfragen – wie z. B. »Ist er pünktlich erschienen?« oder »Wollte er mehr über dich erfahren?« – führen dich durch den Prozess, um sicherzustellen, dass deine Beiträge von anderen genutzt werden können.

Wir verstehen, dass unsere Userinnen diese Beiträge ungern mit Klarnamen posten, deshalb erlauben wir anonyme Beiträge. Allerdings können nur verifizierte Nutzerinnen einen Bachelor zur Datenbank der App hinzufügen – dein Profil muss also mit einem Datensatz, der eine Identitätsbestimmung ermöglicht, z. B. einem Facebook-Profil oder einer Handynummer, verlinkt sein.

Wenn dein Date im Schlafzimmer endet, dann ist das wunderbar! Wir möchten dich nur bitten, Beiträge auf einem jugendschutzgerechten Niveau zu halten. Wir brauchen hier keine Neuauflage von Fifty Shades of Grey.

Unsere Userin MidTownMolly hatte ihr bestes Date seit Wochen, nachdem sie die positiven Beiträge über einen Kollegen gesehen hat, in den sie schon lange verknallt war. »Seine Bewertung hat mich dazu veranlasst, ihn zu fragen, ob er mit mir ausgeht, und er hat ja gesagt! Wir haben den Abend in einem Restaurant verbracht und die ganze Zeit geredet, dann hat er mich nach Hause gebracht. Ich freue mich schon auf unser nächstes Date.«

Wenn du mit einem vielversprechenden Mann ausgehst und das Date verläuft trotzdem nicht gut, dann zögere nicht, deine Geschlechtsgenossinnen darüber zu informieren, dass dieser Mann Potenzial hat. Denk daran, auch wenn er dich nicht umgehauen hat, muss das nicht bedeuten, dass es mit ihm nicht für eine andere Frau ein Happy End geben kann.

Uns geht es darum, unseren Userinnen zu helfen, mithilfe von Informationen richtige Entscheidungen zu treffen, und dafür benötigen wir qualitativ hochwertige Daten. Wenn du also wieder ein Date hast, vergiss nicht, eine Bewertung abzugeben. Morgen werden wir ein Profil-Spotlight über unseren »Bad Bachelor« veröffentlichen. Das ist der, dem man auf jeden Fall aus dem Weg gehen sollte. Ich möchte nicht zu viel verraten, bevor unser Post online geht, nur das: Es handelt sich um den Bachelor mit der schlechtesten Bewertung überhaupt!

Liebe GrüßeEure Dating-InformationskriegerinUnterstützt weibliche Singles in New York, seit 2018

1. Kapitel

Reed McMahon ist ein Meister der Manipulation; er weiß genau, was er sagen muss und wie er es sagen muss. Glaubt ihm kein Wort.

– MisguidedinManhattan

Schweißperlen glitten an Darcy Greers Augenbraue entlang. Mit zitternden Händen strich sie über den gebauschten Rock ihres Hochzeitskleids. Ihre Nägel blieben in der feinen Struktur des Musters hängen, mit dem die Seide bestickt war. Die langen Ärmel verbargen ihre Tattoos und machten sie zu einer Bilderbuchbraut. Ihre Mutter war ja so froh gewesen, als sie sich für dieses Kleid entschieden hatte, denn der Pfarrer war von ihren Tätowierungen überhaupt nicht begeistert. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Darcy war nicht gerade scharf darauf gewesen, wie eine Torten-Deko auszusehen, aber sie hatte an ihrem großen Tag auch kein Theater machen wollen. Außerdem, es war schließlich nur ein Kleid.

Ich kann nicht glauben, dass ich das tatsächlich tue …

Sie atmete tief ein und betrachtete den postkartenblauen Himmel mit Wölkchen, so weiß und flauschig wie kleine Marshmallows. Ein perfekter Tag, hatte der Fotograf ihr versichert. Beste Bedingungen, um diesen wichtigen Augenblick festzuhalten.

Vor ihr erstreckte sich die menschenleere Landschaft und sie fühlte sich plötzlich klein, wie ein winziger Punkt auf der Erdoberfläche. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen, als eine kühle Brise vorbeistrich.

Einfach durchatmen …

Ihre besten Freundinnen standen bei ihr, makellos in ihren Brautjungfernkleidern. Jede von ihnen trug die Farbe, die ihrer Persönlichkeit entsprach. Remi, die Ballerina, zartes Rosa, und die praktisch veranlagte Annie klassisches Königsblau. Das waren die Frauen, die ihr über die schwierigste Zeit ihres Lebens hinweggeholfen hatten. Sie hatten dafür gesorgt, dass sie heute hier war, wohlbehalten und in einem Stück − und endlich bereit, ihr altes Leben loszulassen.

»Auf geht’s, meine Damen.« Der Fotograf hob seine Kamera, sodass sich das große Objektiv auf Darcy richtete, wie das unverwandt starrende Auge eines Zyklopen. »Bitte alle auf ihre Positionen. Dieser erste Schuss muss perfekt sein.«

Darcys Herz setzte einen Schlag aus. Es war soweit. Die letzte Chance, diesem Irrsinn Einhalt zu gebieten.

»Alles in Ordnung?« Annie formte die Frage lautlos mit den Lippen.

Darcy nickte. Alles wird gut, alles wird gut, alles wird gut.

Peng!

Der erste Schuss traf sie direkt zwischen die Rippen und tat verdammt weh. Sie keuchte und presste die Hände auf die Stelle, wo sich die weiße Seide blutrot färbte. Die Kamera klickte. Der Moment war eingefangen.

Der Schmerz war stärker, als sie erwartet hatte, aber es hatte etwas zutiefst Befriedigendes, die Farbkleckse auf der hässlichen weißen Seide zu betrachten.

»Wow, Leute, gebt mir 'ne Chance.« Darcy fuhr zurück und wich einem grünen Ballon aus, der durch die Luft geflogen kam. »Und freut euch nicht so unverschämt, nur weil ihr dieses Zeug nach mir schmeißen dürft.«

Sie griff ihrerseits nach einem Ballon, holte aus und zielte auf Remis zartrosa Kleid. Der Wurf ging jedoch daneben und der Ballon zerplatzte auf dem Boden und verspritzte orange Farbe auf Remis Füßen und Beinen.

»Du siehst aus wie ein kitschiger Sonnenuntergang«, stellte Annie fest. Sie schürzte mit einer Hand ihren langen Rock und griff mit der anderen nach einer Ketchupflasche voll roter Farbe. Dann machte sie einen Satz auf Darcy zu und spritzte eine ordentliche Portion auf den herzförmigen Ausschnitt ihres Brautkleids. »Sieht doch gleich viel besser aus!«

»Ich sehe aus, als würde ich die Hauptrolle in einer Neufassung von Psycho spielen.« Darcy blickte an sich herab. Rote Farbe tropfte zu Boden und floss in kleinen Bächen über die Seide. »Ich brauche mehr Farben.«

»Kommt sofort.« Remi packte eine kleine Farbdose und einen winzigen Pinsel. »Achtung, jetzt zeige ich euch meine künstlerische Seite.« Sie verspritzte lila Farbe in einem eleganten Bogen und verwandelte Darcy von einer Horrorfilmfigur in ein modernes Kunstausstellungsobjekt.

»Wahnsinn, Ladys.« Der Fotograf klickte und klickte und erwischte Darcys Schrecksekunde, als Annie aus dem Nichts eine Farbbombe auf sie schmetterte. »Das werden fantastische Bilder.«

Ein schriller Schrei zerschnitt die Luft, als Annie sich Remi zuwandte. Die beiden gingen mit ihren Waffen aufeinander los und bald sahen ihre eleganten Kleider aus, als ob eine Lektion in Fingerfarbenmalerei ganz schrecklich aus dem Ruder gelaufen wäre. Remis blondes Haar war orange und grün gesprenkelt.

Sie hatten sich gegen die Paintball-Pistolen entschieden, die der Besitzer des Geländes ihnen aushändigen wollte. Sicherheit ginge vor, und so weiter und so weiter. Aus größter Nähe beschossen zu werden, war offenbar doch verdammt schmerzhaft. Also hatten sie sich die Mühe gemacht und vor dem Fototermin eine Stunde lang Ballons und andere Behältnisse mit Farbe gefüllt.

Darcy nahm eine weitere mit Farbe gefüllte Ketchupflasche und malte damit ein trauriges Gesicht auf den Rock ihres Kleids. »Ich hasse dieses verdammte Kleid.«

Annie legte die Hand auf den Mund in dem vergeblichen Versuch, ein Lachen zu unterdrücken, und beschmierte sich dabei das Gesicht mit Farbe. »Tut mir leid, Darcy. Ich weiß, du hast es nur ausgesucht, um deine Mom glücklich zu machen.«

»Stimmt.« Darcy runzelte die Stirn. »Die ganze verdammte Hochzeit war mehr für sie als für mich.«

Annie schlang den Arm um Darcys Schulter. »Komm schon, das ist dein Anti-Hochzeitstag. Deine ›Gott-sei-Dank-ich-bin-raus-solange-es-noch-ging‹-Party. Zeit, zu feiern, statt über Familienprobleme zu grübeln. Das Kleid ist sowieso hässlich wie die Nacht.«

Darcys Mundwinkel zuckten. »Es ist wirklich hässlich, nicht wahr?«

»Absolut übel. Im Ernst, ich wollte nichts sagen, weil, du weißt schon, ich mag deine Mom …« Annie rümpfte die Nase. »Aber in dem Ding würde ich nicht einmal meine Katze beerdigen.«

Wie aus dem Nichts zerplatzte plötzlich ein Ballon zwischen ihnen in der Luft. »Hey!«

»Zwei zum Preis von einem«, krähte Remi. Ihr australischer Akzent verstärkte sich, wenn sie die Stimme hob und die Faust reckte. »Schöne Maid.«

»Wir hatten gerade ein tiefsinniges Gespräch«, empörte sich Darcy theatralisch.

»Ja, und hier kommt ein tiefsinniger Regenbogen.« Remi ließ zwei weitere Farbballons von den Fingern baumeln und grinste schelmisch.

»Tu’s nur«, sagte Annie. »Du traust dich ja doch nicht.«

»Wollt ihr mich doppelt herausfordern?« Remi ging auf sie zu und bewegte mit der für sie typischen fließenden Anmut beide Arme auf und ab.

Annie versuchte, sie zu stoppen, doch Darcy umschlang von hinten ihre Taille und hielt sie fest. »Auf sie, Remi.«

Die Ballons platzten und die jungen Frauen kreischten.

Als sie schließlich nichts mehr hatten, womit sie sich gegenseitig bewerfen konnten, verspürte Darcy Hunger. Der Besitzer des Geländes – es war eigentlich eine Outdoor-Paintball-Arena – hatte ihnen großzügig einen Bereich für das Fotoshooting und auch die Freiluft-Cafeteria zur Verfügung gestellt.

Sie sah hinüber zu dem mit Cupcakes beladenen Picknicktisch und betrachtete das, was einmal die Spitze ihrer Hochzeitpyramide hatte sein sollen. Offenbar war es üblich, diese Pyramidenspitze einzufrieren und für den ersten Jahrestag aufzuheben.

Aber was, wenn die Hochzeit nie stattgefunden hatte? Bestimmt wäre das ein guter Grund gewesen, sie nicht aufzuheben. Ihre Mutter hatte es dennoch getan; sie hatte diese oberste Tortenstufe gerettet, als die ganze übrige Pyramide im Müll landete. Und jetzt, ein Jahr, nachdem Darcy hätte heiraten sollen, hatte ihre Mutter sie ihr heimlich untergeschoben, als wollte sie sie verhöhnen.

Das sagte eine Menge aus über das Verhältnis zwischen ihnen.

Diese blöde Tortenspitze war nach italienischer Konditortradition rundum von einer dicken Marzipanschicht bedeckt und befand sich auf einem Tapeziertisch. Darcy stieß sie mit dem Zeigefinger an, als wäre sie ein Objekt vom Mars, und überlegte, was sie damit anstellen sollte. Essen oder entsorgen?

»Pass auf, ich zeige dir, was man damit macht.« Remi nahm die Torte und winkte dem Fotografen, ihr zu folgen. Sie schleuderte die Torte hoch in die Luft, sodass sie in ein paar Metern Entfernung mit einem befriedigenden Platschen auf dem Boden landete.

»Siehst du«, sagte Remi. »Schluss mit der bösen Teufelstorte.«

Annie klatschte Beifall. »Jetzt kann die Party losgehen.«

Zu dieser »Party« hatte man Darcy mühsam überreden müssen. Sie wollte eigentlich diesen Tag einfach vorbeigehen lassen, ohne irgendeine Art von Zeremonie. Sie wäre völlig zufrieden damit gewesen, in ihrer Sweathose auf der Couch zu sitzen und Eiscreme aus der Packung zu essen, wie das perfekte Bridget-Jones-Klischee. Aber sie war eine Frau, die durchaus zugeben konnte, wenn sie falsch lag: Die »Trash-your-Dress-Party« war wider Erwarten recht amüsant geworden. Außerdem war es eine interessante Abwechslung zu ihren sonstigen Verabredungen zum »Trinken und Tratschen«.

Einmal die Woche trafen sich die drei Freundinnen, um sich zu erzählen, was während der Woche witzig oder schwierig gewesen war. Es war eine Tradition seit der Highschool, als Darcy und Annie sich regelmäßig trafen, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen. Was bedeutete, um über Jungen zu reden und Ihre MySpace-Profile zu aktualisieren oder was immer sechzehnjährige Mädchen taten, wenn sie sich mit ihren Smartphones beschäftigten.

Remi hatte das Trio vervollständigt, als sie ein Jahr zuvor von Australien nach New York gekommen und bei Darcy eingezogen war. Diese beiden Frauen hatten ihr den Rücken gestärkt – und taten es weiterhin – nachdem vor einem Jahr ihre Hochzeit geplatzt war.

»Die sehen lecker aus.« Annie blickte interessiert auf eine Etagere, die Remi mit Cupcakes gefüllt hatte. »Ich wünschte, ich könnte so backen wie du.«

»Ich wünschte, ich könnte backen, ohne den Ofen dabei in Brand zu setzen«, entgegnete Darcy, während sie sich die Hände an dem kleinen Outdoor-Waschbecken wusch und die grüne Farbe unter den Fingernägeln wegschrubbte. »Aber es können eben nicht alle sein wie Martha Stuart, oder?«

»Erzählt bloß niemandem in meiner Familie, dass ich Zucker und Weizenmehl verwende, sonst glauben die, ich will dich vergiften.« Remi schauderte. »Bei denen gibt es nichts außer Hanf-basiertem pflanzlichem Kram.«

»Tja, und ich kann weder kochen noch backen«, stellte Annie fest. »Meine Mutter sagt immer, ich werde einmal eine miserable Ehefrau abgeben.«

»Igitt.« Darcy unterdrückte eine Welle von Übelkeit. Nichts sorgte so schnell dafür, dass ihr übel wurde, wie der Gedanke an mütterliche Erwartungen. »Bitte benutze dieses Wort nicht in meiner Gegenwart. Mom versucht schon die ganze Zeit, mich mit den Söhnen ihrer Freundinnen zu verkuppeln. Sie versucht es wirklich mit jedem einzelnen. Ich glaube, es ist ihr egal, wer es ist, solange ich nur einen Ring an den Finger bekomme.«

»Hast du sie daran erinnert, was das letzte Mal passiert ist, als sie dich verkuppelt hat?« Annie schnaubte. »Oder will sie etwa dafür keine Verantwortung übernehmen?«

»Sie hat die Spitze der Hochzeitspyramide vorbeigebracht, als Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich mir ›Mr. Right‹ suchen soll. Und dann war sie noch so dreist zu sagen, sie hätte mich noch nicht aufgegeben. Als ob ich eine hundertjährige Jungfer wäre, die demnächst von ihren eigenen Katzen aufgefressen wird.«

Annie blinzelte. »Also wirklich.«

»Wenn sie dich jetzt sehen könnte.« Remi grinste.

Der Fotograf bewegte sich um sie herum und machte weiterhin Schnappschüsse von der ausgelassenen Szene. Was für ein Bild: Drei Frauen, frisch frisiert und gestylt, elegant gekleidet, aber von oben bis unten mit Farbe besudelt, aßen Cupcakes.

»Vielleicht wollte sie dich damit anstacheln«, meinte Remi.

»Deutlicher hätte sie es nicht sagen können. Es ist jetzt ein Jahr vergangen und sie will wissen, warum ich nicht versuche, endlich einen Mann zu finden, damit ich meiner Bestimmung gerecht werden und anfangen kann, Babys zu bekommen.«

»Scheiß drauf.« Remi rümpfte die Nase.

Mit einem Knall öffnete Annie die Champagnerflasche und füllte drei Champagnerflöten mit der perlenden Flüssigkeit, sorgfältig darauf bedacht, dass alle Gläser gleich hoch gefüllt waren.

»Auf dich, Darcy. Alles Gute zum Anti-Hochzeitstag.« Annie verteilte die Gläser und hob ihres. »Herzlichen Glückwunsch, du bist der Kugel ausgewichen.«

»Fühlt sich trotzdem an, als wäre ich erschossen worden.« Darcy schüttelte den Kopf, als sie zu dritt die Gläser klingen ließen.

»Besser richtig lieben und am Ende verlieren, als mit dem Falschen vor den Altar zu treten«, verkündete Remi und nippte an ihrem Glas. »Auf die Zukunft.«

»Hört, hört«, riefen sie einstimmig und ließen erneut die Gläser klingen.

»Es geht nichts über eine neue Affäre, wenn man eine alte vergessen möchte.« Remi wedelte mit ihrem Glas. »Vergiss ernsthafte Beziehungen und gönn dir ein bisschen Spaß. Du hast es dir verdient.«

Es hörte sich so einfach an, wenn Remi das sagte, aber Darcy war aus der Übung. Außerdem gab es da noch ein gewisses Problem, das sich seit jener Beinahe-Hochzeit entwickelt hatte. Die wenigen Male, die sie einem Mann körperlich nähergekommen war, hatten damit geendet, dass sie Panik bekommen und jedes Gefühl von Verlangen verloren hatte. Gab es so etwas wie Sex-Angst? Denn genau daran schien sie zu leiden.

»Ich weiß nicht …« Darcy knabberte an der Glasur ihres Cupcakes.

»Überleg doch. Wenn du einen miesen Job aufgibst, suchst du dir einen anderen, oder?«, erwiderte Annie. »Du hörst nicht auf zu arbeiten, nur weil du einmal den falschen Job erwischt hast.«

Remi schnaubte. »Typisch für dich, einen Job mit einer Beziehung zu vergleichen.«

»Im Ernst. Einen Job zu suchen und sich mit Männern zu verabreden − da ist gar kein so großer Unterschied. Man muss sich gegenseitig einschätzen und herausfinden, ob man zusammenpasst, dann kommt eine Probezeit, um festzustellen, ob es gut läuft.«

»Lässt du deine Dates auch einen Vertrag unterschreiben?«, witzelte Darcy.

»Das sage ich dir, wenn ich erst einmal genug Zeit habe, um jemanden zu daten.« Annie seufzte. »Vielleicht im Jahr 2045.«

Remi schälte ihren nächsten Cupcake aus der grellbunten Papierhülle. »So lächerlich der Vergleich auch ist, sie hat nicht ganz unrecht. Eine schlimme Erfahrung bedeutet nicht ein Leben ohne Sex. Für Männer ist Gelegenheitssex doch auch total normal, warum nicht auch für uns?«

Alle drei murmelten zustimmend. Sogar der Fotograf nickte mitfühlend.

»Hattest du jemanden seit Ben?«, fragte Annie.

Ihre Freundinnen blickten sie neugierig an. Darcy hatte kaum über das Ende ihrer Verlobung oder ihre kläglichen Versuche, erneut in der Dating-Szene Fuß zu fassen geredet. Sie war immer die Stillste von den dreien gewesen. Da sie bei einer Mutter aufgewachsen war, die ihre Emotionen in extremer Weise auslebte, hatte sie eine tiefe Scheu davor entwickelt, Gefühle zu zeigen.

Vielleicht hast du deswegen überhaupt nichts gemerkt. Du hast nicht genug Fragen gestellt oder nicht auf die richtigen Dinge geachtet.

»Den einzigen Sex, den ich im vergangenen Jahr hatte, hatte ich mit mir, mir selbst und mir ganz allein.« Darcy seufzte.

»Oh, ein Dreier.« Remi zwinkerte ihr zu. »Pervers.«

»Und sogar das war nicht so toll«, gestand Darcy. »Nicht, dass ich es nicht probiert hätte, wirklich, ich hatte ein paar Dates. Aber immer, wenn einer versucht, mich zu küssen, erstarre ich.«

Annie streckte die Hand aus und tätschelte ihr Knie. »Du bist gestresst. Das ist nur zu verständlich.«

»Wovon soll ich denn gestresst sein? Ich liebe meinen Job, ich bin gesund, ich habe eine wunderbare Familie …«

Annie hob eine Braue.

»Okay, nicht wunderbar, aber sie sind ganz in Ordnung … meistens.« Nun ja, abgesehen von der Sache mit der Torte. »Wenn man seinen Verlobten einen Tag vor der Hochzeit dabei ertappt, wie er es mit jemand anderem treibt, muss ja nicht das ganze Leben verpfuscht sein. Single ist das neue Schwarz, oder?«

»Ich liebe dich, Darcy, aber dieses Hashtag-für-immer-allein-Ding muss aufhören. Jetzt.« Sie stellte ihren Teller mit der übrigen Hälfte des Cupcakes auf dem Tisch ab. »Du musst den Bann brechen.«

Nach der Trennung war ihr Plan, sich wieder mit Männern zu verabreden, zunächst in der »Noch-nicht«-Schublade gelandet, um schließlich in der »Nie-wieder«-Schublade zu verschwinden. Das Dumme war nur, dass sich ihr in letzter Zeit immer wieder gefährliche Gedanken aufdrängten. Fragen, die sie nicht zu beantworten wusste, wie z. B., ob sie glücklich war, so allein, oder ob es ihr nichts ausmachen würde, ihre schönen Freundinnen eines Tages vor den Altar treten zu sehen und selbst nie diese Erfahrung zu machen.

Auch wenn ihr die übermäßig spießige Art ihrer Mutter zuwider war, tief im Innersten träumte auch Darcy den Traum vom trauten Heim − Hochzeit, Liebe, Ehe − sogar von Kindern.

Aber dafür müsste sie sich erst einmal mit jemandem verabreden. Und das bedeutete, der Tatsache ins Auge zu blicken, dass sie eigentlich keine Ahnung hatte, wie man das machte. Die Chance, sich mit dieser Materie vertraut zu machen, hatte sie vertan, als sie sich mit neunzehn Jahren für ein Leben in Doc Martens entschied. Jetzt, acht Jahre später, musste sie ganz von vorn anfangen, mit null Erfahrungen, auf die sie hätte zurückgreifen können.

Gelegenheitssex mochte für manche Leute völlig unproblematisch sein. Aber allein schon die Vorstellung, sich mit jemandem zu verabreden, war beängstigend. Eine flüchtige Sexaffäre? Darcy hatte ja noch nicht einmal einen einzigen One-Night-Stand gehabt. Noch nie.

»Ich wüsste nicht einmal, wo ich hingehen sollte, um jemanden kennenzulernen«, brummte sie. »Und Tinder habe ich gleich wieder deinstalliert, als die ersten Penisbilder reinkamen. Ganz zu schweigen davon, dass ich so aus der Übung bin mit allem. Selbst wenn ich es über ein erstes Date hinausschaffen würde. Ich kann nicht flirten. Ich beherrsche dieses geistreiche Geplänkel nicht. Die Verführerin spielen kann ich auch nicht. Wie soll ich also jemals eine Sexaffäre haben?«

Und das war noch nicht einmal das Schlimmste. Jemals wieder jemandem zu vertrauen, ohne ständig Angst zu haben, dass ihr Partner heimlich ein Doppelleben führte, das war die eigentliche Herausforderung.

»Zölibatär zu leben ist so viel einfacher.«

»Na, wenn es das ist, was du willst, meine Unterstützung hast du, zu hundert Prozent.« Annie drückte Darcys Schulter.

»Du musst es nur sagen, dann werden wir das Wort Dating nie wieder erwähnen«, fügte Remi hinzu.

Darcy zupfte an einem Stück getrockneter Farbe auf ihrem Kleid. »Ich will zurück in die Welt da draußen«, gestand sie, »aber ich habe Angst, wieder den Falschen zu erwischen.«

»Du musst einen finden, dem du vertrauen kannst.« Annie nippte an ihrem Glas. »Jemanden, der das Gleiche will wie du.«

»Und wie finde ich so einen? Ich kann ja wohl nicht einfach auf das vertrauen, was sie in ihren Dating-Profilen schreiben.«

»Versuch es doch mal mit der Bad-Bachelors-App«, meldete sich der Fotograf zu Wort. Alle Blicke richteten sich auf den jungen Mann mit Weste und Fliege. Eine schwere Kamera hing an einem Band um seinen Hals. »Ich habe neulich darüber gelesen.«

Darcy schüttelte den Kopf. »Was um alles in der Welt ist die Bad-Bachelors-App?«

»Oh!« Remi hüpfte auf ihrem Platz auf und ab. »Ich habe auch davon gehört. Anscheinend hat jemand eine App erstellt, in der alle ledigen Männer von New York gelistet sind und bewertet und kommentiert werden können.«

»Sag bloß.« Darcy blinzelte. »Das ist also wie Yelp … für Männer?«

»Oder Uber? Du weißt schon, lass dich irgendwohin fahren und bewerte deinen Fahrer«, ergänzte Remi. Annie verschluckte sich fast an ihrem Cupcake.

Darcy trank den Rest ihres Champagners und griff sofort nach der Flasche, um ihr Glas erneut zu füllen. »Das glaubst du doch selbst nicht.«

»Es ist wahr, ich schwöre. Hat keine von euch diese App?«, fragte Remi und erntete nur Kopfschütteln. »Gib mir dein Handy.«

Innerhalb weniger Minuten hatten sie die App heruntergeladen und schauten sich ein Profil nach dem anderen an − alles sagenhaft attraktive männliche Singles aus New York. Jedes Profil enthielt mindestens ein Foto, eine kurze Beschreibung und eine Sterne-Bewertung. Die App schien ziemlich neu zu sein, doch es gab schon unglaublich viele Beiträge.

»Das ist gigantisch.« Remi wischte über das Display. »Schaut euch den hier an. Trenton Conner, achtunddreißig. Arzt. Das einzig großartige an diesem Typen sind sein Ego und seine Kreditlinie.«

»Lass mich lesen.« Annie grapschte nach dem Handy und wischte ein paarmal über das Display. »Jacob Morales, neununddreißig. Technologie-Manager. Alles lief sehr gut, bis er sich direkt nach dem Sex auf die andere Seite drehte und einschlief. Dann tauchte plötzlich sein Dienstmädchen im Schlafzimmer auf und scheuchte mich aus dem Apartment.«

Darcy lachte. »O mein Gott.«

»Das hier klingt nett.« Annie hielt das Handy in einer Hand, das Glas in der anderen. »Darren Montgomery, einunddreißig. IT-Manager und Unternehmer. Darren ist ein wundervoller Mann, sehr lieb und romantisch. Aber wir hatten nicht viel gemeinsam – ich hoffe, er findet die Richtige. Ich gebe diesem Mann fünf Sterne für euch.«

»Gib her.« Remi riss das Handy wieder an sich. »Und der hier? Alexei Petrov. Dreißig. Investor. Mit diesem Mann wirst du das Abenteuer deines Lebens … o nein. Sieht aus, als hätte er schon einige Frauen im Vorbeigehen vernascht. Der Nächste!«

Darcy drückte die Fingerspitzen an die Schläfen. »Keine Fremdgänger, bitte.«

»Ach du meine Güte.« Remi drehte das Smartphone herum, damit die anderen den schönsten Mann betrachten konnten, den Darcy je gesehen hatte. Ja, schön war das richtige Wort. Er sah so perfekt aus, und wirkte doch männlich hart, wie eine Marmorstatue. Schön und kalt und unnachgiebig. »Reed McMahon. Zweiunddreißig. Marketing- und PR-Manager. Reed McMahon ist ein Meister im Manipulieren; er weiß genau, was er sagen muss und wie er es sagen muss. Glaubt kein Wort von dem, was er sagt. Er konsumiert Frauen wie Süßigkeiten.«

Darcy zog die Nase kraus. »Hört sich wirklich an, als müsste man vor ihm auf der Hut sein.«

»Guckt mal, man kann nach höchster oder niedrigster Bewertung sortieren.« Remi lachte. »Dieser Typ hat die niedrigste Bewertung von allen – Nummer eins auf der Bad-Bachelors-Liste. Fünfzig Frauen haben ihn schon bewertet. Serien-Bachelor, nicht an Beziehung interessiert, kälter als Eis … er scheint ständig eine andere Frau am Arm zu haben.«

»Und die Guten? Gibt es da überhaupt einen anständigen Mann?« Darcy seufzte. »Ich komme mir vor, als wäre ich auf der Suche nach einem Einhorn.«

»Wir werden den Richtigen für dich finden.« Remis Augen funkelten bei der Aussicht, die virtuelle Ehestifterin zu spielen. »Warum wischen wir uns nicht durch alle durch und stellen eine Liste auf?«

»Eine Liste, ja, das finde ich gut«, sagte Annie.

Remi verdrehte die Augen. »Natürlich findest du das gut.«

»Mal angenommen, ich stimme zu, dass es eine gute Idee ist.« Darcy trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Was soll ich denn tun? Einfach auf die Typen zugehen und sagen ›Hey, du hast fünf Sterne gekriegt, treffen wir uns?‹«

»Man nennt das Informationensammeln.« Annie grinste und Darcy konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in ihrem Kopf zu drehen begannen. »Wir arbeiten uns durch die Liste ›Beste Bewertungen‹ und helfen dir, die Auswahl auf ein paar Kandidaten einzugrenzen. Man weiß nie, vielleicht habt ihr ja eine entfernte Bekannte gemeinsam, die dich vorstellen kann. Aber wenigstens weißt du von vornherein, dass der Mann ein anständiger Mensch ist … anders, als wenn du jemanden in einer Bar kennenlernst.«

Darcy überlegte.

Vielleicht war die Idee ja gar nicht so schlecht; eine weniger riskante, informationsbasierte Art, sich zu verabreden. Der Bibliothekarin in ihr kam das sehr entgegen. Sie konnte sich alle Informationen, die sie benötigte, im Voraus beschaffen und damit die Risiken einer völlig spontanen Verabredung umgehen.

Außerdem, was konnte es schaden, ein bisschen Recherche zu betreiben?

2. Kapitel

Wenn etwas zu gut erscheint, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch. Reed McMahon ist nicht der Mann, den du dir wünschst.

– LittleMissMidTown

Jeder einzelne Muskel in Reed McMahons Körper spannte sich an. Er überlegte, schätzte ab, drehte die Hüften und bereitete sich darauf vor, seinen ganzen Frust in einen einzigen kraftvollen Schlag hineinzulegen. Nach der Woche, die hinter ihm lag, hätte er am liebsten etwas in Stücke gehauen.

Seine Knöchel färbten sich weiß, so fest hielt er den Schläger. Er holte aus und konzentrierte sich so auf sein Ziel, dass er nichts anderes mehr wahrnahm. Der Baseball zischte an ihm vorbei und sein Schläger traf nur Luft.

Reed fluchte lautlos und ging erneut in Position. Seine Mannschaft, die Smokin’ Bases, lag in der letzten Runde um einen Run zurück, mit zwei Outs. Gegen eine Bande Columbia-Absolventen zu verlieren, die sich gerne gegenseitig mit den Fäusten bearbeiteten, war keine Option. Diese höllische Woche sollte nicht noch durch eine krachende Niederlage im Baseball gekrönt werden.

Der nächste Swing musste einfach ein Treffer werden.

Der Pitcher spulte seine Routine ab, rieb den Ball mit der handschuhlosen Hand und dehnte die Nackenmuskeln von einer Seite zur anderen. Dann holte er aus und warf. Der Ball flog durch die Luft direkt auf Reed zu. Perfekt. Sehr schnell. Aber perfekt. Reed holte aus und es knallte befriedigend, als der Ball auf den Schläger traf und erneut durch die Luft sauste. Er landete in dem leeren Pocket zwischen rechtem und mittlerem Spielfeld.

Reed rannte los − bewegte die Beine so schnell er konnte − zur ersten Base. Der Outfielder nahm den Ball auf und holte zu einem mächtigen Wurf aus. Doch er verschätzte sich und der Ball berührte die Oberseite des Handschuhs des ersten Basemans, sodass die Smokin’ Bases genug Zeit hatten, einen Runner zur Home Plate zu bringen.

Das war’s. »Los, los!«, rief der Third Base Coach, als ihr Kapitän, Gabriel, die Strecke zur Home Plate zurücklegte.

Reed rannte los zur zweiten Base, doch das gegnerische Team holte auf und deren zweiter Baseman traf Reed direkt in der Körpermitte, ein perfekter Treffer.

»Out!«, rief der Pitcher. Doch Gabriel hatte es bereits zur Home Plate geschafft und der Run zählte.

Reeds Treffer hatte ihnen zu einem Sieg mit einem einzigen Run verholfen. Der Rest des Teams jubelte und joggte aufs Spielfeld, um den gegnerischen Spielern die Hand zu schütteln.

»Ich wusste, du würdest uns retten.« Reeds Teamkollege und Freund, Emil Resnik, schlug ihm auf die Schulter, als sie das Spielfeld verließen.

Reed griff nach seiner Sporttasche und suchte nach einer Wasserflasche. »War einfach gutes Timing.«

»Allerdings.« Emil schnippte mit den Fingern. »Ich glaube, wir haben uns ein Bier verdient, oder drei.«

»O Mann, ja.«

Reed führte die Wasserflasche an die Lippen, legte den Kopf zurück und ließ das kühle Nass durch seine Kehle rinnen. Nach einem Spiel fühlten sich seine Muskeln immer viel lockerer an. Die Anspannung, die ihn von Montag bis Freitagabend begleitete, wich aus seinem Körper. Darauf freute er sich jedes Wochenende.

Er zog sein Smartphone aus dem Seitenfach der Sporttasche und schaltete es an. Das Display leuchtete und blinkte wie der Times Square an Silvester. Zahlreiche Warnmeldungen ließen das Gerät summen und piepen, es war fast wie ein digitaler Schlachtruf.

Einhundert Benachrichtigungen. Das konnte nicht gut sein.

Reed scrollte durch die Liste. Natürlich, bei den meisten lautete der Betreff »Bad Bachelors«. »Verdammt, verdammt«, brummte er. »Nicht schon wieder dieser Sch…«

»Das war ein Wahnsinnstreffer, den du da gelandet hast, Mann.« Gabriel, der Mannschaftskapitän, kam zu ihm herüber, um ihn zum Siegestreffer zu beglückwünschen. »Was gibt’s?«

Eine neue Nachricht mit dem Betreff »Hab’s ja immer gewusst, du kommst ganz schön rum, aber … woooow« erschien in seiner Inbox.

»Es gibt da so eine idiotische neue App, in der die männlichen Singles von New York bewertet werden.« Reed zeichnete Gänsefüßchen in die Luft. »Und ich bin anscheinend ganz oben auf der List der Bösen Jungs. Seit Freitag kriege ich ständig E-Mails.«

»Hast du dir die App angesehen?«, erkundigte sich Gabriel, während er sich das T-Shirt von Leib riss und ein frisches überzog.

Reeds Blick fiel auf eine Frau, die sich gegen den schwarzen Zaun lehnte, der das North-Meadow-Spielfeld vom übrigen Central Park abgrenzte. Sie trug ein Kostüm, was komisch wirkte, denn es war ja Wochenende. »Zum Teufel, nein. Ist mir doch egal, was diese Frauen über mich sagen. Wahrscheinlich, dass ich ein herzloser Rohling bin, dem es nur um Sex geht.«

»Ganz genau.« Emil grinste. »Und das hast du nicht schon mal irgendwo gehört?«

»Nur dass es jetzt die ganze Welt lesen kann, und die Leute im Büro haben den größten Spaß ihres Lebens.« Reed schüttelte den Kopf. »Sie finden es komisch.«

Als er am Freitagnachmittag nach einer Besprechung an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war, hatte er auf seinem Schreibtisch einen kleinen Plastik-Oscar gefunden, den ein Kollege mit Reeds Foto und der grellroten Aufschrift »Ladykiller No. 1« versehen hatte. Derselbe Kollege hatte sich auch noch die Freiheit genommen, den Kleinen Plastikmann mithilfe eines aufgeklebten eindrucksvollen Gemächts aufzurüsten.

Wie originell.

Aber Reed machte sich keine Sorgen. Nach seiner Erfahrung ebbten solche Tratschereien sehr schnell wieder ab. Es gab immer etwas, das skandalöser war als ein Mann, der Sex hatte.

»Was ist falsch daran, Frauen so sehr zu lieben, dass einem eine nicht genügt?« Gabriel schmunzelte und seine schwangere Frau Sofia versetzte ihm mit dem Klemmbrett, auf dem die Spielpunkte notiert waren, einen Hieb auf den Arm. »Was denn? Ich rede hier von Reed.«

Der schob sein Smartphone in die Tasche seiner Sweathose. »Sie wissen, worauf sie sich einlassen und dann jammern sie herum, wenn ich sie nicht noch einmal treffen will.«

»Weil jede glaubt, sie wäre die eine, die dich ändert.« Emil stieß ihm den Ellenbogen zwischen die Rippen. »Sie glauben, sie könnten das Biest zähmen.«

»Da gibt es nichts zu zähmen.« Reed nahm seine Tasche und schlang sich den Riemen über die Schulter.

Die Sonne stand sehr tief, wie eine riesige Goldkugel am Horizont. Im Central Park war wie immer viel Betrieb − Touristen und Einheimische genossen die warmen Sonnenstrahlen, nachdem die kalte Jahreszeit endlich begonnen hatte sich zurückzuziehen. Alles war wieder grün und das versetzte Reed normalerweise in gute Stimmung. Aber das Leben war im Moment zu frustrierend und das drückte ihm auf die Seele.

»Bestimmt löst sich das bald in Wohlgefallen auf.« Emil schlang den Arm um Reeds Schulter und zog ihn vom Spielfeld weg. »Ich spendiere dir ein Bier. Das wird dich aufmuntern.«

Sie gingen zum Rand des Spielfelds, dorthin, wo ein Weg zum Ausgang auf die West 96th führte. Es war Reeds Sonntagsritual: Baseball, ein paar Bier in einer Sportbar in Downtown Brooklyn, dort konnte man sich auch noch ein Spiel ansehen – vorzugsweise eines der Mets – und danach ging es rüber nach Red Hook, um auf dem Heimweg nach seinem Vater zu sehen. Nichts würde Reed bei dieser Sonntagsroutine stören. Nicht einmal seine eigene miese Laune.

»Ist ja auch egal«, sagte Sofia mit einem schelmischen Zwinkern. »Er hat genug Geld, um zu einem Therapeuten zu gehen. Das ist es doch, was reiche Leute machen, wenn sie Probleme haben, oder?«

Gabriel und Emil sowie ein paar der anderen Jungs und Mädels vom Team hatten Handwerkerjobs und zogen Reed zu gerne wegen seines Bürojobs auf. Sofia machte mit, obwohl sie selbst einen Collegeabschluss hatte und genau wie Reed im Büro arbeitete.

»Keiner von euch scheint ein Problem mit meinem Geld zu haben, wenn ich die Drinks bezahle«, erwiderte dieser trocken.

»Ja, das stimmt. Vielleicht sollten wir dich doch nicht auf ein Bier einladen«, gab Gabriel zurück. »Obwohl – wir haben einen neuen Kunden. Ein Geldjunge mit einer Schwäche für Audis. Der Himmel weiß, warum er so viel Geld für die ausgibt, wo er doch was Besseres haben könnte.«

Gabriel und Emil gaben sich ihrem ewig andauernden Streit über die besten Luxuswagenhersteller hin und Sofia tat, als stecke sie sich den Finger in den Hals. Reed hing seinen eigenen Gedanken nach. Obwohl sein Gehalt genügend Nullen aufwies, um die meisten Leute neidisch zu machen, wohnte er nicht in Manhattan und fuhr auch keinen Sportwagen. Ein beträchtlicher Teil seines Einkommens ging für Gesundheitsfürsorge und eine Beinahe-Vollzeitbetreuung seines Vaters drauf. Was übrigblieb, steckte er in ein konservatives Investmentportfolio.

Abgesehen davon, dass er bei der Arbeit auf seine äußere Erscheinung achtete – was eine bei den oberen Zehntausend von Manhattan akzeptable Garderobe erforderte – lebte er recht einfach. Sein Apartment in Dumbo hatte er bereits ein Jahr zuvor abbezahlt, als man ihn zum Partner gemacht und ihm einen großzügigen Bonus ausgezahlt hatte; dieses Apartment hatte er zu seinem ganz persönlichen Rückzugsort gemacht.

»Reed?« Die Frau, die bei ihrem Spiel zugesehen hatte, winkte ihm zu. Sie trug ein hellgraues Kostüm und ihre Augen blinzelten hinter einer schwarzen Sonnenbrille. »Sind Sie Reed McMahon?«

»Wer will das wissen?«, fragte Emil.

»Ich bin Diane Lay vom Magazin Scion. Hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich, Mr. McMahon?« Sie erwiderte Reeds Blick, doch ihm entging ihr zögernder Ausdruck nicht.

Mit Sweathose und roter Baseballkappe sah er völlig anders aus als auf den Fotos, die im Internet kursierten, denn das waren größtenteils Firmenfotos oder professionell aufgenommene Bilder von irgendwelchen Galas, die er aus beruflichen Gründen besucht hatte. Sie zeigten alle das Gleiche – ein vollkommenes Äußeres, maßgeschneidert, gepflegt, perfekt gestylt. Er war stolz darauf. Es war jedoch eine unechte Version seiner selbst, die am Wochenende beim Baseball gar nicht existierte. Auch sonst nirgendwo, nur auf der Arbeit.

Verdammt, er hätte sich denken können, dass die Frau vom Scion kam. Die versuchten schon seit vergangenem Mittwoch, ihn zu erreichen. Dieses sogenannte Gesellschaftsjournal, das man nur mit viel gutem Willen als solches bezeichnen konnte, existierte inzwischen fast nur noch online. Doch es bildete sich immer noch etwas ein auf über eine halbe Million klatschhungriger Leser, die wohl kein eigenes Leben hatten. Scion schrieb über die oberste Schicht der Promis aus New York, Greenwich und den Hamptons. Alle Artikel waren von sehr vielen Werbeanzeigen für Bootsschuhe, Taucheruhren und dergleichen eingerahmt.

»Den haben Sie leider verpasst«, sagte Reed, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.

»Ich glaube nicht.« Die Frau eilte ihm nach, aber trotz flacher Absätze konnte sie mit ihm, der seine heißgeliebten Sneakers trug, kaum Schritt halten. »Wie fühlt es sich an, New Yorks berühmtester Junggeselle zu sein?«

»Das müssen Sie ihn schon selbst fragen.«

»Sie leugnen also, Reed McMahon zu sein, der bei Bath & Weston arbeitet?« Atemlos rannte sie neben ihm her. »Und dass Sie der Sohn von Adam McMahon sind?«

Als der Name seines Vaters fiel, blieb Reed abrupt stehen, sodass die Frau fast mit ihm zusammenstieß. »Lassen Sie ihn da raus.«

Sie lächelte, zufrieden wie eine Katze, die es geschafft hatte, den Sahnetopf zu öffnen. »Kannten Sie die Bachelors-App vor dem heutigen Tag?«

Reed wäre am liebsten einfach weitergegangen, doch er wollte auf keinen Fall, dass diese Frau glaubte, hier gäbe es eine Story. »Kein Kommentar.«

Er kannte diesen Typ: aufdringliche Klatschkolumnistinnen, die sich selbst als Journalistinnen bezeichneten, aber selten über etwas Substanzielleres als Sexvideos zu berichten hatten. Jedenfalls würde er sich von seiner Wut nichts anmerken lassen. Das würde sie nur anstacheln.

Er bedachte sie mit einem kühlen, gut eingeübten Lächeln und zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, ich habe nichts für Sie.«

»Macht es Ihnen etwas aus, dass all diese Frauen öffentlich Ihre schmutzige Wäsche waschen? Oder denken Sie vielleicht selbst, dass es Ihnen irgendwie recht geschieht?«

Reed zuckte nicht mit der Wimper. »Kein Kommentar.«

»Was denkt Ihr Vater darüber?« Sie blickte zu ihm hoch und ihre Miene verriet nichts, doch er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass sie seinen Vater absichtlich ins Spiel brachte, um eine hässliche emotionale Reaktion in ihm auszulösen. »Glauben Sie, dass er enttäuscht ist von Ihnen?«

Eher sollte die Hölle gefrieren, als dass er dieser Frau – oder irgendjemandem sonst – auch nur die geringste Genugtuung zugestehen würde, indem er Gefühle zeigte wegen dieser Story, die keine war. »Sie sagen, Sie sind vom Scion, richtig?«

»Richtig.« Sie hielt ihm ihr Smartphone hin, mit eingeschalteter Aufnahmefunktion, gierig nach skandalösen Aussagen, die er nicht machen würde.

Reed hatte schon früher mit Leuten vom Scion zu tun gehabt. Zum Beispiel, als er einem reichen Geschäftsmann helfen musste, sein familienfreundliches Image neu aufzupolieren, nachdem Fotos von ihm und seiner Frau bei eher ungewöhnlichen BDSM-Aktivitäten geleakt worden waren. Auch wenn er absolut kein Fan des Scion war, bis jetzt hatte er noch nie etwas getan, das diese Leute verärgert hätte.

»Sie arbeiten für Craig Peterson?« Reed achtete darauf, einen neutralen Ton zu wahren.

Die Frau fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ja.«

»Craig ist ein enger Freund von mir.« Das war eine Lüge, aber Reed war dem Mann mehrmals auf geschäftlicher Ebene begegnet. Er ließ das unbehagliche Schweigen, das folgte, so lange andauern, bis die Frau das Gewicht verlagerte. »Bath & Weston haben gute Geschäftsbeziehungen mit dem Scion. Ich weiß nicht, ob Craig es gutheißen würde, dass Sie eine wichtige Quelle Ihrer Werbeeinnahmen belästigen, Einnahmen, die, wenn ich mich nicht irre, eine ziemlich große Rolle für den Erhalt der Firma spielen, nachdem Ihr Finanzchef im Verdacht steht, Firmengelder unterschlagen zu haben.«

Gott sei Dank verfügte er über diesen winzigen Fetzen an Information. Regel Nummer eins für jeden PR-Manager: immer schön das Ohr am Puls haben.

Die Frau wurde blass. »Ich mache nur meinen Job.«

»Ich verstehe. Und ich mache meinen.« Er schwieg einen Moment. »Wenn ich feststelle, dass Sie oder jemand aus Ihrer Firma auch nur in die Nähe meines Vaters gekommen ist, werde ich dafür sorgen, dass weitere Personen darüber informiert werden, warum Scion in so schlechter Verfassung ist.«

»Das würden Sie einem engen Freund antun?« Ihre Lippen verzogen sich spöttisch.

»Um meine Familie zu schützen? Auf jeden Fall.« Reed beugte sich zu ihr herab. »Und wenn ich das Craig antun würde, stellen Sie sich nur vor, was ich jemandem antun würde, der mir egal ist.«

Reed wartete ihre Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und ging zu Emil, Gabriel und Sofia, die auf ihn warteten. »Lasst uns von hier verschwinden.«

Ein paar Stunden später parkte Reed auf der Straße vor dem Haus seines Vaters. Den ganzen Abend war er rastlos gewesen, unfähig, still zu sitzen und sich auf das Spiel zu konzentrieren. Schließlich hatte er die Bar verlassen, während die anderen über einen Schiedsrichterfehler diskutierten. Seine Anwesenheit war nicht notwendig, er würde den anderen nur die Stimmung verderben.

Außerdem wurde er das grässliche Gefühl nicht los, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Reporter seinem Vater auf die Pelle rückten.

Es war kühl geworden und Reed schob die Hände in die Hosentaschen, als er die Stufen zum Eingang hinaufging. Diese Stufen machten das Haus für seinen Vater praktisch zum Gefängnis, denn er konnte sie ohne fremde Hilfe nicht mehr allein bewältigen. Aber Reeds Angebot, seinem Vater ein neues Haus zu kaufen – oder wenigstens eine Rampe oder einen Treppenlift zu installieren – war auf taube Ohren gestoßen.

Das Haus selbst benötigte dringend eine Renovierung. Die alten Schindeln waren rissig und die Farbe blätterte ab. Sie waren einmal hellblau gewesen, doch jetzt erinnerten sie an die alte Haut eines Reptils. Die feinen, silbrigen Fäden von Spinnennetzen zierten eine Ecke der Fliegengittertür. Reed entfernte sie mit der Hand und wischte selbige am Oberschenkel ab.

»Du brauchst nicht jedes Wochenende aufzutauchen«, ertönte Adam McMahons raue Stimme, als sich die Tür öffnete. Licht fiel auf den kleinen Vorplatz, auf dem ein paar vor langer Zeit abgestorbene Topfpflanzen standen.

»Ich hoffe, eines Tages lässt du mich mal ein bisschen am Haus arbeiten.« Reed trat ein und umarmte seinen Vater, behutsam, um nicht den Sauerstofftank umzuwerfen, der zu dessen ständigem Begleiter geworden war.

»Ich hoffe, eines Tages kommst du mal nicht her und machst mir das Leben schwer.« Sein Vater rang nach Luft, dann gingen sie beide ins Wohnzimmer.

»Wenn es jemand anders wäre, würde ich einfach kommen und es tun, ohne um Erlaubnis zu bitten.«

»Wenn es jemand anders wäre, wäre es dir sowieso egal.«

Reed brummte zustimmend. »War Donna heute da?«

»Ja.« Sein Vater runzelte die Stirn. »Sie hat mich genervt, auf deinen Befehl.«

»Sie ist Betreuerin, Dad. Das ist ihr Job.« Reed ließ sich auf das alte grüne Sofa sinken, das sein Vater auf keinen Fall durch ein neues ersetzen wollte, und wählte die eine Stelle aus, an der ihm keine der Metallfedern in den Hintern stechen würde. »Dafür bezahle ich sie.«

»Ja, ja.« Sein Vater stapfte zu dem Liegesessel aus Leder, den Reed ein paar Monate zuvor als Überraschungsgeschenk gekauft hatte. Eines, was damals keineswegs den Beifall seines Vaters gefunden hatte – lediglich einen brummigen Kommentar, der sich anhörte wie »Schade ums Geld« – inzwischen jedoch durch die tägliche Nutzung schon eine nette kleine Kuhle aufwies. »Willst du was trinken?«

»Nö, danke. Ich habe gerade mit den anderen ein paar Bier getrunken.« Reeds Handy vibrierte, doch er kannte die Nummer nicht, die angezeigt wurde. Wahrscheinlich wieder jemand, der seine Nase in seine Angelegenheiten stecken wollte. Er ignorierte den Anruf und schob das Handy zurück in seine Hosentasche.

Sein Vater stützte sich mit seiner knochigen Hand auf die Armlehne des Sessels und ließ sich langsam auf die Sitzfläche herabsinken. Selbst bei den einfachsten Dingen geriet er inzwischen außer Atem, aber Gott bewahre, wenn ihm jemand versuchte zu helfen. Adam McMahon mochte nicht der Allerfitteste sein, aber jemanden mit der Hand abwehren, das konnte er noch, und zwar so, dass es wehtat.

»Erzähl mir von diesem Handy-Dating-Dingsda«, brummte Adam. »Bad Bastards oder so ähnlich.«

Reed gefror fast das Blut in den Adern. »Woher kennst du denn das?«

»Eine hübsche junge Dame ist heute hier aufgetaucht.« Sein Vater verzog die Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. »Sie hatte eine Menge Fragen über dich.«

»Wie war ihr Name?« Reed vergrub die Fäuste in den Polsterkissen.

»Keine Ahnung. Hab ich nicht aufgeschrieben.« Sein Vater rieb sich die grauen Bartstoppeln. »Aber ich habe ihr gesagt, ich rede hinter seinem Rücken nicht über meinen Sohn, egal wie sehr er ein paar hinter die Ohren verdient hat.«

Natürlich würde sein alter Herr ihm nicht in den Rücken fallen. »Wofür denn?«

»Dafür, dass er ein kurzsichtiger Dummkopf ist. Willst du behaupten, dass du mit all diesen Frauen ausgehst und keine von ihnen mehr wert ist als eine einzige Einladung zum Abendessen?«

Einzugestehen, dass es bei einem ziemlich hohen Anteil seiner Dates nicht einmal bis zum Abendessen kam, würde ihm jetzt wohl wenig nützen. Nicht dass die Frauen etwas dagegen zu haben schienen, wenn sie, mit den Beinen in der Luft, seinen Namen schrien. »Ich habe keine Zeit für eine Beziehung.«

»Blödsinn. Du willst nicht so enden wie ich.«

Reed wurde es eng in der Brust und das machte ihn zornig. Er hasste dieses Gefühl, seinem Vater nicht helfen zu können. Das war das einzige Problem, das er nicht lösen konnte, indem er seine Kreditkarte zückte oder den alten Mann durch Argumente zum Schweigen brachte.

»Das ist es nicht, Dad.«

»Klar ist es das.« Ein rasselnder Husten durchbrach die Stille. Das hässliche Geräusch hallte in Reeds Ohren wider.

Reeds Kiefermuskeln zuckten, während er nach einer Antwort suchte. Er war ein Meister des gesprochenen Wortes, hatte immer auf alles die richtige Antwort parat. Aber die direkte Ehrlichkeit seines Vaters machte ihn immer wieder sprachlos.

»Du solltest dir ein nettes Mädchen suchen, Reed.« Sein Vater ächzte, als er versuchte, das Gewicht zu verlagern. Der Sessel schien den welkenden Körper des alten Mannes förmlich zu verschlucken. »Du solltest irgendwo Fuß fassen, heiraten. Eine Familie gründen … bevor es zu spät ist.«

Niemals. Das Schicksal hatte ihn schon einmal davor bewahrt, in einer Scheinehe zu landen, und er war heilfroh, dass dieser Kelch an ihm vorübergegangen war. Es gefiel ihm sehr gut, Single zu sein und uneingeschränkt frei. Und weder noch so viel Geschimpfe seines Vaters geschweige denn irgendwelche aufdringlichen Reporter würden daran etwas ändern.

3. Kapitel

Der Bad Bachelors Club: nichts für anständige Männer

Ich weiß, die Frauen von New York haben alle Hände voll damit zu tun, erfolgreich zu sein und ihre Träume zu verwirklichen, deshalb habe ich eine Liste der Männer zusammengestellt, von denen ihr euch fernhalten solltet. Das sind die Bachelors, die von unseren Userinnen die schlechtesten Bewertungen bekommen haben. Wir beginnen mit …

Reed McMahon.

Du bist ihm bei der Nutzung unserer App vielleicht schon begegnet. Lass dich nicht von seinem tollen Profilbild und seiner endlosen Liste sozialer Aktivitäten beeindrucken. Er tut euch nicht gut, Ladys.

Reed ist notorischer Single, bekannt dafür, dass er sehr geschickt mit Menschen umgehen kann, beruflich sehr erfolgreich und mit den Reichen dieser Stadt per du ist. Mr. Image-Fixer vom Dienst perfektioniert seit Jahren seinen Abgang am Morgen danach, indem er die Frauen von New York mit leeren Versprechungen und geschickter Zunge in sein Bett lockt (nun, nicht wirklich sein Bett. Ihm wird nachgesagt, dass er Besuch ausschließlich in seinem Hotelzimmer empfängt).

Userin BroadwayBelle war so nett, uns einen Einblick zu geben.

Er wird bedenkenlos auf euren Gefühlen herumtrampeln, warnt sie. Er ist der schlimmste Typ Mann, denn er gibt einer Frau das Gefühl, als würde die Welt sich nur um sie drehen … und dann lässt er sie aus seinem Büro entfernen.

Autsch! Ihr wollt ein Date mit diesem Teufel? Bitte sehr, aber denkt daran, einen Fallschirm mitzunehmen.

Bleibt dran, morgen gibt es einen Blog Post mit Tipps, wie man die flatternden Nerven vor einem ersten Date in den Griff bekommt und dafür sorgt, dass er aus den richtigen Gründen auch am nächsten Morgen noch an euch denkt. Haltet eure Notebooks und Tablets bereit.

Liebe GrüßeEure Dating-InformationskriegerinUnterstützt weibliche Singles in New York, seit 2018

Als Reed am folgenden Morgen sein Bürogebäude betrat, war er von Geflüster und Getuschel umgeben. Zwei Juniorberaterinnen tauschten Blicke aus, als sie die Tür des Aufzugs für ihn offenhielten. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, konnte Reed in deren spiegelglatter Oberfläche sehen, wie eine der Frauen ihr Handy aus der Handtasche holte und ihrer Kollegin das Display zeigte.

»Guten Morgen, die Damen«, sagte Reed zum Spiegelbild.

Beide fuhren herum und machten große Augen. Ihr einstimmiges »Guten Morgen, Mr. McMahon.« gab ihm das Gefühl, Rektor einer Grundschule zu sein, doch er erzielte die gewünschte Wirkung. Die Frau schob ihr Handy in die Tasche zurück und das Flüstern hörte auf.

Der Aufzug stoppte ein paar ohrenbetäubend schweigsame Sekunden später im sechsunddreißigsten Stock. Als Reed die Kabine verließ, hätte er schwören können, dass eine von den beiden sagte: »Siehst du, ich habe recht.«

Aaron winkte ihm zu und ging dann neben ihm her, den Laptop unter den Arm geklemmt. »Hey, wie war das Wochenende?«

Nie zuvor wurde diese routinemäßige morgendliche Frage am Arbeitsplatz mit solch echtem Interesse gestellt. »Gut«, erwiderte Reed vorsichtig. »Und wie war deins?«

»Gut.« Aaron ging weiter neben ihm her, obwohl sich sein Schreibtisch in der anderen Richtung befand. »Ist dir jemand Interessantes begegnet?«

»Nö.«

»Jetzt komm schon.« Aaron gab ihm einen Schubs mit dem Ellenbogen. »Die Katze ist aus dem Sack. Du musst doch irgendwas Schmutziges zu erzählen haben.«

Reed unterdrückte den Impuls, dem Mann zu sagen, er solle ihn verdammt noch mal in Ruhe lassen. »Was willst du, Aaron?«

»Irgendwas. Eine Story, um über den Tag zu kommen. Ich bin seit zehn Jahren verheiratet, ich muss aus zweiter Hand leben. Wenn ich so jung wie du wäre, und ungebunden, dann wäre ich von morgens bis abends mit diesem Bad-Bachelors-Ding beschäftigt.«

»Es ist kein Ding.«

»Und ob es das ist. Du machst ganz Manhattan unsicher, als wärst du Tiger Woods, und jetzt weiß jeder darüber Bescheid.«

»Erstens bin ich nicht verheiratet, dein Tiger-Woods-Vergleich hinkt also. Zweitens …« Reed blieb vor dem Schreibtisch seiner Assistentin stehen. »Wenn deine Frau für dich so ein Klotz am Bein ist, solltest du es vielleicht mal mit Eheberatung versuchen.«

»O Mann, für einen Kerl, der so viel herumvögelt wie du, bist du ganz schön mies drauf«, brummte Aaron, machte kehrt und ging zu seinem Büro.

Reed holte Luft und zählte von zehn rückwärts. Sollte er diesen Tag überstehen ohne jemandem an den Kragen zu gehen, würde er das als Etappensieg verzeichnen.

Du setzt die Messlatte ganz schön tief. Noch ein bisschen tiefer und du stolperst darüber.

»Gute Morgen, Reed.« Kerrie, seine Assistentin, lächelte freundlich. Sie war die einzige Person bei Bath & Weston, die es zu bemerken schien, wenn man seine Ruhe brauchte, was sie zu einer raren Spezies machte.

Reed hatte schon öfter darüber gewitzelt, dass er sie heiraten würde, da sie die einzige Frau sei, die mit ihm klarkäme. Aber Kerrie, auch wenn sie ihm sehr effizient zur Seite stand, war alt genug, um seine Mutter zu sein. Und eine Mutterfigur war das Letzte, was er in seinem Leben brauchte.

»Morgen, Kerrie.« Er nickte ihr zu. »Muss ich heute mit einer weiteren Überraschung auf meinem Schreibtisch rechnen?«

»Nein.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Und das mit dem Plastik-Oscar tut mir leid. Zu mir hat Aaron gesagt, er hätte Unterlagen von dir ausgeliehen. Wenn ich gewusst hätte …«

»Schon gut.« Er winkte ab. »Im Ernst, man sollte Firmenteilhaber nicht nach ihren Absichten fragen müssen.«

»Offenbar ist das aber der Fall«, erwiderte sie und seufzte. »Du hattest um acht einen Termin mit Chrissy Stardust, aber ihr Agent hat vor ein paar Minuten abgesagt.«

Reed brummte. »Hammer.«

»Das bedeutet, keine weiteren Termine bis zehn.« Kerrie wies mit dem Kopf zu seiner Bürotür. »Ich habe unterwegs einen Americano für dich besorgt. Friedensangebot. Nach dem Chaos am Freitag.«

»Das war wirklich absolut nicht notwendig.« Reed legte ihr die Hand auf die Schulter. »Aber ich werde jeden Schluck genießen.«

»Gut.« Ihre Brauen zogen sich zusammen. »Wie geht es deinem Dad?«

»Frustrierend schlecht, aber nicht schlechter als sonst. Äh …« Es war gar nicht typisch für Reed, über seine persönlichen Angelegenheiten zu reden. Kerrie wusste über die Probleme mit seinem Dad nur deshalb Bescheid, weil sie ein paarmal Anrufe von dessen Betreuerin entgegengenommen hatte. Doch was er als persönliche Angelegenheit betrachtete, war plötzlich an die Öffentlichkeit gezerrt worden. »Diese Frau vom Scion, die letzte Woche ständig angerufen hat, hat ihn ausfindig gemacht. Jedenfalls nehme ich an, dass es dieselbe Person ist. Sie ist bei ihm aufgetaucht.«

»Das ist widerlich.« Kerrie schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen. »Also wirklich, einen kranken Mann auf diese Art zu belästigen …« Sie stieß einen empörten Laut aus. »Haben die denn gar keinen Anstand?«

»Offenbar nicht«, erwiderte Reed trocken. »Die rufen bestimmt wieder an.«

»Ich werde mich darum kümmern.«

»Danke.«

Als er sein Büro betrat, fühlte er sich, als hätte er schon einen ganzen Arbeitstag hinter sich. Vielleicht war es an der Zeit, sich Bad Bachelors einmal näher anzuschauen. Es nervte ihn, wegen so einer idiotischen Sache Energie verschwenden zu müssen, aber wenn diese Leute anfingen, bei seinem Vater herumzuschnüffeln, dann sollte er zumindest in Erfahrung bringen, was alles über ihn verbreitet wurde.

Reed nahm den Kaffeebecher und ließ sich auf seinen Schreibtischsessel fallen. Nach kurzer Suche landete er auf einer Website mit einem grell pinken Banner, auf dem ein verführerisch glänzender, halb geöffneter Mund hinter einer manikürten Fingerspitze »Pst« zu sagen schien.

Die Website warb für den kostenlosen Download ihrer mobilen App, doch anscheinend konnte man auch vom PC aus auf alle Funktionen zugreifen. Sein eigenes Hochglanz-Portrait blickte ihm entgegen. Es war dasselbe Foto, das auch auf der Bath & Weston-Website verwendet wurde. Darunter befand sich ein kleines rotes Banner, auf dem stand »Bad Bachelor« und ein weiteres, auf dem stand »höchste Anzahl von Beiträgen«. Was für fragwürdige Auszeichnungen.

Reed überflog die Bewertungen, dabei stach ihm eine sofort ins Auge.

Er wird bedenkenlos auf euren Gefühlen herumtrampeln. Er ist der schlimmste Typ Mann, denn er gibt einer Frau das Gefühl, als würde die Welt sich nur um sie drehen. Er geht mit dir aus und behandelt dich wie eine Prinzessin. Aber wage es nicht, in sein Territorium einzudringen. Wenn du ihm zu nahekommst, lässt er dich aus seinem Büro werfen.

– BroadwayBelle

Ah, Karlie.

Die Broadway-Show-Enthusiastin, die so voller verrückter Ideen war.

Über zwei Jahre war er mit ihr ausgegangen, lange bevor es diese App gab. Offenbar grollte sie ihm noch immer. Dabei war sie nur deshalb »aus dem Büro geworfen« worden, weil sie gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen und Kerrie bedroht hatte, nachdem er vergessen hatte, sie nach einem Date zurückzurufen. Spielte ja keine Rolle, dass sein Vater wegen Dehydrierung per Eiltransport in die Klinik gebracht worden war. Er selbst war nicht einmal im Büro gewesen, als die Sicherheitsleute sie hinauseskortierten. Aber Fakten hatten offenbar keine Bedeutung.

Er scrollte weiter abwärts. Da diese Website das anonyme Posten von Beiträgen gestattete, sagten ihm die Benutzernamen nicht viel. Ein paar vielleicht schon, doch die meisten ergaben für ihn keinen Sinn. Ein großer Teil der Bewertungen war nicht einmal sehr aussagekräftig.

Eine jedoch ließ ihn aufmerken.