Ballett mit Bestie - Isabella Straub - E-Book

Ballett mit Bestie E-Book

Isabella Straub

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Beschreibung

Kurze Geschichten. Spannend erzählt. Einfach gut. In einem langweiligen und provinziellen Dorf beginnt das Grauen in der Regel dort, wo Männer in einem Wirtshaus sitzen und schweigen. So auch in "Ballett mit Bestie". Auf den Spuren eines Massemörders zieht es Reporter Karl nach Sibirien, das mitten in Österreich liegt. Der Literatur-Quickie – das schnelle Lesevergnügen für Zwischendurch von Deutschlands besten Autorinnen und Autoren.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Über dieses Buch:

In einem langweiligen und provinziellen Dorf beginnt das Grauen in der Regel dort, wo Männer in einem Wirtshaus sitzen und schweigen. So auch in „Ballett mit Bestie“. Auf den Spuren eines Massemörders zieht es Reporter Karl nach Sibirien, das mitten in Österreich liegt.

Der Literatur-Quickie – das schnelle Lesevergnügen für Zwischendurch von Deutschlands besten Autorinnen und Autoren.

Über die Autorin:

Isabella Straub, geboren in Wien, lebt in Klagenfurt am Wörthersee. Sie hat Germanistik und Philospohie studiert und arbeitete danach als Werbetexterin. Ihr Debütroman „Südbalkon“ wurde für den Franz Tumler-Literaturpreis 2013 nominiert und gewann den Debütpreis der Erfurter Herbstlese.

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eBook-Ausgabe Februar 2015

Die Printversion erschien 2013 bei Literatur-Quickie, Hamburg

Copyright © der Printausgabe Literatur-Quickie, Hamburg

Copyright © der eBook-Ausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: Michael Gassen

ISBN 978-3-95824-151-0

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Isabella Straub

Ballett mit Bestie

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„Nimmst du mich mit?“

„Das ist nichts für dich, meine Perle. Viel zu…“ – Karl überlegte, was er vorbringen sollte, damit sie nicht insistierte – „viel zu provinziell.“

Das saß.

Wenn Nina etwas nicht ausstehen konnte, dann war das die Provinz.

Für sie gab zwei Arten von Land: Die Sorte mit Kuh, Seilbahn und Gipfelkreuz, wo man stolz war, dass man was erreicht hatte. Und die Sorte, von der man Ohrensausen bekam: Dorfgasthaus, böser Blick, Kalbstrick. Dorthin musste Karl. Und zwar allein.

Karl arbeitete seit zwei Monaten für den Abendboten. Er konnte sich aussuchen, wann er recherchierte und wann er schrieb. Am Vormittag schlief er, also musste er die Arbeit am Nachmittag unterbringen. Da sie  kein Auto besaßen, fuhr er mit dem Zug oder per Anhalter. Er hatte immer einen Block und einen Stift dabei, selbst wenn er mit Nina ins Aristophanes ging. Ein Reporter kannte keinen Feierabend. Er begann zu rauchen, weil er Egon Erwin Kisch verehrte. Während er mit Nina schlief, visualisierte er seine erste Exklusiv-Story. Titelseite, was sonst. Er sah es vor sich, das Blatt. Las seinen Namen. VON KARL SAMSTAG. Fühlte das Papier zwischen den Fingern. Dann kam er. 

Noch waren die Themen, über die er schrieb, nicht weltbewegend. Die Kriegsgebiete würden später kommen. Das war normal, sagte er sich. Man begann in der Lokalredaktion, um zu zeigen, was man drauf hatte. Einmal interviewte er einen Mann, dem die Hausverwaltung das Klo ausgebaut hatte. Mit den Rohren stimmte was nicht, den anderen Mietern quoll die Gülle aus der Badewanne. Es war eine Siedlung mit Barackenersatzwohnungen, der Name sagte bereits alles. Zum Glück wohnte der Mann hinter einem Möbelhaus. Dort war das Klo strategisch gut positioniert, zumindest aus Sicht des Geschäftsführers, denn wer aufs Klo wollte, musste durch die gesamte obere Etage mit ihren Betten, Schränken und Teppichen marschieren.

Das sei das Schlimmste, sagte der Mann. Nicht der weite Weg zur Toilette, sondern dass er jedes Mal durch diese „Plunder-Allee“ musste, wie er sich ausdrückte. Das konnte Karl natürlich nicht im Artikel unterbringen, aber er tat so, als ob er mitschrieb, damit der Mann nicht zu erzählen aufhörte. Das ist ein alter Trick: Du schreibst und schreibst und wenn es nur Häkchen sind, und dein Gegenüber glaubt, du notierst alles mit, was es sagt und kommt so richtig in Fahrt und erzählt dir zum Schluss noch lauter Geheimnisse. Als Karl zwei Wochen später anrief, hatte der Mann immer noch kein Klo.

Nina lachte, als Karl ihr davon erzählte. Sie kam aus einer guten Familie und hatte Anrecht auf Unterhaltung. Sie hatte auch Anrecht auf eine schöne Bleibe, aber die musste warten, bis Karl Kriegsberichterstatter war. Vorübergehend wohnten sie in einer Souterrainwohnung, was nicht nur ein Nachteil war. Vom Küchenfenster aus sah man die Beine der Passanten aus nächster Nähe, ein Paradies für Orthopäden. Karl hätte seitenweise über Plattfüße, Hammerzehen und Überbeine schreiben können. Zumindest verfügten sie über ein Klo, das funktionierte. 

Karl sagte also zu Nina: „Ich fahre in die Provinz, warte nicht auf mich mit dem Abendessen.“ Das war ein alter Witz. Nina konnte nicht kochen und aß abends nur einen Joghurt, wegen der Figur. Karl bestellte meistens Pizza bei Tinos Pizzaservice, obwohl an der Qualität einiges auszusetzen war. Der Industriekäse verklumpte bereits im Mund, und die woher die Salami kam,  wollte er lieber nicht recherchieren.

Brockhorst, der Leiter der Lokalredaktion, schickte Karl nach Wulst. Von dort stammte Österreichs berühmtester Serienmörder, Josef Möchtl.