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Dieses E-Book enthält Kurzgeschichten aus "Ach, wär ich nur zu Hause geblieben" - zum Entspannen komisch und das ultimative Buch für die Urlaubszeit. Es gibt insgesamt vier Bände mit unterschiedlichen Urlaubsgeschichten, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Wie man Postkartentexte richtig deutet, warum es sinnvoll ist, die Sprache des Urlaubslandes zu sprechen, was man unter "authentischem Ambiente" versteht und wer einem in der schönsten Zeit des Jahres den letzten Nerv rauben kann... Kerstin Gier schildert lauter urkomische Missgeschicke, die einem bevorzugt im Urlaub passieren und kennt auch die Antwort auf die Frage, warum sie eigentlich jedes Jahr wieder auf Reisen geht: Damit Sie mal so richtig was zum Lachen haben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 48
Cover
Über die Autorin
Titel
Impressum
Kapadokiophobie
Ferientaschengeld
Warum in die Ferne schweifen?
Der ökologisch-politisch-pädagogische Effekt von Reisen innerhalb Deutschlands
Frau-Schachtmann-Phobie
Eine Kiste voller Erinnerungen
Helena muss Pipi
Kerstin Gier hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben von Frauenromanen begonnen. Mit Erfolg: Ihr Erstling Männer und andere Katastrophen wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt, und auch die nachfolgenden Romane erfreuen sich großer Beliebtheit. Das unmoralische Sonderangebot wurde mit der »DeLiA« für den besten deutschsprachigen Liebesroman 2005 ausgezeichnet. Heute lebt Kerstin Gier, Jahrgang 1966, als freie Autorin mit Mann, Sohn, zwei Katzen und drei Hühnern in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.
Kerstin Gier
Ach, wär ich nurzu Hause geblieben
Lustige Geschichtenrund ums Verreisen
Band 2
BASTEI ENTERTAINMENT
E-Book-Teilausgabe Band 2
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
© 2007 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titelabbildung: getty-images / Kaz Mori
Umschlaggestaltung: Bianca Sebastian
E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN 978-3-8387-1269-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Die Menschen beurteilen einen nicht nur nach seinem Schuhwerk, der Frisur, dem Auto oder der Farbe der Haustür, sondern – und da sollte man sich nichts vormachen – auch nach der Art und Weise, in der man seine Ferien zu verbringen pflegt.
Wenn man kein befremdetes Naserümpfen ernten will, sollte man sich in gewissen Kreisen mit Sätzen wie: »Wir fahren wieder mit Neckermann nach Cala Ratjada« oder »zu Hause ist es sowieso am schönsten« eher zurückhalten.
Besser ist es, man besteigt den Kilimandscharo und macht anschließend noch eine Woche Badeurlaub auf Sansibar. Wenn man sich traut.
Oder man macht es wie Insa.
»Achim und ich kommen gerade aus West-Transdanubien«, sagt Insa. »Eine ganz großartige, vielfältige Landschaft, wunderbare Menschen, beeindruckende Kultur.«
»Oh, das klingt ja toll«, sage ich. Ich könnte Insa jetzt fragen, wo West-Transdanubien liegt, möchte mir aber nur ungern eine Blöße geben. Also wende ich einen alten Trick an: »Wo genau wart ihr denn in West-Transdanubien?«
»Oh, wir haben jede Nacht in einem anderen Hotel oder einer Pension geschlafen, um auch wirklich jedes Eckchen des Landes zu erkunden.« Insa streicht sich mit der Hand eine Haarsträhne hinters Ohr. »Achim und ich mögen es gern authentisch, weißt du? Jetzt kennen wir es wie unsere Westentasche und haben sogar Freunde gewonnen, die uns im nächsten Frühjahr hier in Deutschland besuchen kommen. Wir bringen uns gegenseitig unsere Muttersprachen bei.«
Und was heißt blöde Angeberin auf Westtransdanubisch?, möchte ich gerne fragen, halte aber den Mund, weil ich mich schäme, dass wir es im Urlaub nie schaffen, Freundschaften zu schließen. Wenn man mal von Jana und Mark Niemeyer aus Wanne-Eickel absieht, mit denen wir in Edinburgh drei Stunden in einem Fahrstuhl festsaßen. Da Mark zwei Flaschen schottischen Whisky dabeihatte, die eigentlich als Mitbringsel für zu Hause gedacht waren, fiel uns das Freundschaftschließen ausnahmsweise mal leicht.
Insa schwärmt noch ein Weilchen von West-Transdanubien, ohne dass ich auch nur eine ungefähre Vorstellung davon bekomme, wo es liegen könnte. Dann fragt sie unvermittelt, ob ich schon mal in Kapadokien gewesen sei.
Ich fühle mich ein wenig in die Enge gedrängt. »Ich glaube nicht«, murmele ich.
Insa sagt, dass man aber mal in Kapadokien gewesen sein sollte. Und ob ich nicht Lust hätte, bei der Busreise, die sie im Spätsommer organisiere, mitzufahren.
»Nach Kapi… Kapa… Ko… – zien?«
»Genau«, sagt Insa. »Wir erkunden vierzehn Tage lang die Schönheit Kapadokiens und widmen uns ganz dem Kennenlernen von Land und Leuten. Na, was sagst du?«
Ich sage, dass es mir sehr leid täte, aber wir hätten den ganzen Sommer urlaubstechnisch schon verplant. Falls sie fragen sollte, welche Pläne wir hegen, werde ich den Kilimandscharo und Sansibar ins Feld führen. Soll sie mir doch erst mal das Gegenteil nachweisen.
Aber Insa fragt gar nicht. Sie bedauert nur, dass ich nicht das Vergnügen haben werde, Kapadokien kennen zu lernen. Allein die wunderbaren Teppichmanufakturen, die ich verpassen würde. Zumal sie, Insa, dort einmalige Sonderrabatte für die Mitglieder der Reisegruppe ausgehandelt habe und nichts einen Haushalt mehr bereichern würde als ein handgeknüpfter Teppich aus Kapadokien.
Ich sage Insa, dass ich schon genug Probleme damit hätte, einen Platz für die hässlichen Perserteppiche meiner Schwiegereltern zu finden, und dass das Letzte, was ich wollte, ein weiterer Teppich sei, wo sie doch im Vorratskeller schon übereinanderliegen müssten. Da lacht Insa und sagt, dass man persische Teppichknüpfkunst keinesfalls mit kapadokischer Teppichknüpfkunst in einen Topf werfen dürfe, dazwischen lägen nun wahrlich Welten.
Zu Hause stürze ich mich sofort auf den Atlas, um meine Bildungslücken zu schließen. Seit wir Insa kennen, schauen wir viel öfter in unseren Atlas als früher. Kapadokien liegt in der Türkei, aha. Inwieweit sich die kapadokischen Teppiche von den Perserteppichen meiner Schwiegereltern unterscheiden, steht dort natürlich nicht.
Auch West-Transdanubien kann ich nicht finden. Vermutlich, weil ich nicht annähernd weiß, wo ich suchen muss.
»Warum machen wir eigentlich nie Urlaub in West-Transdanubien?«, frage ich meinen Mann.
»Warum sollten wir?«, fragt mein Mann zurück. »Achim musste da erst letzte Woche geschäftlich hin und fand es superöde.«
Achim ist Insas Mann.
Und würde man mich heute bei »Wer wird Millionär?«, nach West-Transdanubien fragen, könnte ich wie aus der Pistole geschossen antworten: »Das liegt in Ungarn, und das weiß ich deshalb, weil meine Freundin Insa dort eine ganze Woche verbringen musste. Ihr Mann ist dort als Auslandsbeauftragter der Industrie- und Handelskammer in Sachen Oststandorte für die deutsche Chemieindustrie von Gewerbegebiet zu Gewerbegebiet gefahren.«
Günter Jauch würde mich anlächeln und sagen: »Na, dann haben Sie Ihrer Freundin Insa sechzehntausend Euro zu verdanken.«
Schön wär’s ja.