Bayerisch Öd - Mordsgaudi zum Fasching - Felix Valentin - E-Book

Bayerisch Öd - Mordsgaudi zum Fasching E-Book

Felix Valentin

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Beschreibung

Es ist Faschingszeit und ein frischer Wind weht durch Bayerisch Öd! Ein neues Kaffeehaus hat seine Türen geöffnet - und die Besitzerin ist eine Neu-Zugezogene aus Wien. Und dann schwirrt auch noch eine mobile Yogatrainerin im Dorf herum. Nach dem feucht-fröhlichen Faschingsmontag gibt es jedoch ein böses Erwachen: Denn es liegen nicht nur Schnapsleichen herum, sondern auch die tote Yogalehrerin! Sie wird ausgerechnet im neuen Kaffeehaus gefunden. Doch Karin fragt sich: Hatte sich die Ermordete innerhalb so kurzer Zeit schon Feinde im Dorf gemacht? Oder findet sich das Motiv in der Vergangenheit?

»Mordsgaudi zum Fasching« ist der sechste Band der Regio-Krimi-Reihe »Bayerisch Öd - Mörderische Provinz« um die mobile Krankenschwester Karin Kerschbaumer, die ein Händchen für Mordermittlungen hat.

Zur Serie: In Bayerisch Öd, dem kleinen Dorf am Rand des Bayerischen Walds, kennt Karin Kerschbaumer einfach jeden - und jeder kennt sie. Als mobile Krankenschwester kommt sie schließlich überall herum. Leider begegnet sie auf ihrer Route nicht nur Patienten, sondern findet auch das ein oder andere Mordopfer. Bei ihren Ermittlungen kann sie immer auf die Hilfe ihrer besten Freundin Moni und ihres Sohnes Bene zählen. Und auch mit Dorfpolizist Michael tauscht sie ab und zu »Ermittlungsgeheimnisse« aus. Denn scheinbar hat sie ein Talent dazu, Mordfälle aufzuklären, bei denen die Polizei im Dunkeln tappt ...

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Bayerisch Öd – Die Serie

Titel

Prolog

Oans

Zwoa

Drei

Viere

Fümfe

Sechse

Siebme

Achte

Neine

Zehne

Älfe

Zwöife

Dreizehne

Vierzehne

Fuchzehne

Sechzehne

Siebzehne

Achtzehne

Neinzehne

Zwanzge

Oanaazwanzge

Zwoarazwanzge

Epilog

Über den Autor

Impressum

 

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Über diese Folge

Es ist Faschingszeit und ein frischer Wind weht durch Bayerisch Öd! Ein neues Kaffeehaus hat seine Türen geöffnet – und die Besitzerin ist eine Neu-Zugezogene aus Wien. Und dann schwirrt auch noch eine mobile Yogatrainerin im Dorf herum. Nach dem feucht-fröhlichen Faschingsmontag gibt es jedoch ein böses Erwachen: Denn es liegen nicht nur Schnapsleichen herum, sondern auch die tote Yogalehrerin! Sie wird ausgerechnet im neuen Kaffeehaus gefunden. Doch Karin fragt sich: Hatte sich die Ermordete innerhalb so kurzer Zeit schon Feinde im Dorf gemacht? Oder findet sich das Motiv in der Vergangenheit?

Bayerisch Öd – Die Serie

In Bayerisch Öd, dem kleinen Dorf am Rand des Bayerischen Walds, kennt Karin Kerschbaumer einfach jeden – und jeder kennt sie. Als mobile Krankenschwester kommt sie schließlich überall herum. Leider begegnet sie auf ihrer Route nicht nur Patienten, sondern findet auch das ein oder andere Mordopfer. Bei ihren Ermittlungen kann sie immer auf die Hilfe ihrer besten Freundin Moni und ihres Sohnes Bene zählen. Und auch mit Dorfpolizist Michael tauscht sie ab und zu »Ermittlungsgeheimnisse« aus. Denn scheinbar hat sie ein Talent dazu, Mordfälle aufzuklären, bei denen die Polizei im Dunkeln tappt …

FELIX VALENTIN

MORDSGAUDI ZUM FASCHING

Prolog

»Friedl, die guate Zeit ist abgelaufen! Bist du bereit, zu essen, was sie dir kocht, egal, wie’s schmeckt, und nicht zu widersprechen, auch wenn es draußen sauberer ist und weniger stinkt als drinnen? Wenn du damit einverstanden bist, dann antworte hier und jetzt, klar und deutlich mit: Ja, wenn’s sein muass.«

»Jooaah, mei, wenn’s sein muass.«

»Sieglinde Immervoll, bist du gewillt, den hier anwesenden Friedl Netderhellste zu deinem Ehemanne zu nehmen? Ihm untertänig zu jeder Tages- und Nachtzeit Bier, Schweinsbraten und Leberkas zur Verfügung zu stellen? Und dich ihm mit Haut und Haaren hinzugeben, egal, in welchem körperlichen oder geistigen Zustand er ist? So antworte mit: Ja, wenn’s denn sein muass!«,

»Joaah, wenn’s denn sein muass.«

»Oh Herr, segne dieses glückliche Paar. Segne auch die Ringe im Namen des heiligen Faschings und des heiligen Branntweingeistes. Dann erklär ich euch hiermit offiziell für Eheleute bloß für einen Tag. Bis dass der eine oder die andere als Schnapsleiche sanft entschlafe … Amen!«

Oans

»Ausgerechnet an einem Rosenmontag! Und dann auch noch mitten in Bayerisch Öd, eine Wiener Konditorei mit einem Kaffeehaus zu eröffnen, das ist eine bodenlose Frechheit, Karin«, lamentierte die Bäcker-Berta. »Hast du das denn nicht verbieten können? Ich meine, immerhin bist du ja nicht mehr nur die windige Krankenschwester, sondern jetzt auch die Bürgermeisterin!«

Karin zitterte unter der Schaffelljacke in der Kälte. Auf manche Begegnung hätte sie gut und gerne verzichten können. »Müssen wir die Diskussion ausgerechnet mitten auf dem Dorfplatz führen, Berta? Ich glaube, ich hab dir doch schon gesagt, dass ich da rechtlich gar nix dagegen machen hab können. Bayerisch Öd ist ein freies Land. Wir leben in einer Demokratie.«

Die alte Dorfratschen hatte sich ihnen neben dem Dorfbrunnen, der den heiligen Florian mit dem Feuerwehrschlauch darstellte, einfach wie eine rächende Medea in den Weg gestellt. Wie es aussah, wollte sie Karins ironisch-demokratische Pointen nicht verstehen.

Karin seufzte und schaute nach links. Die Metzger-Moni stand neben ihr und trug die Styroporbox, deren Inhalt abzukühlen drohte, wenn sie hier noch länger herumstanden und aufgehalten wurden. Karin beneidete die beste Freundin, die sich an der Box wenigstens die Hände wärmen konnte. Karins Finger fühlten sich klamm an.

Es war Februar, und es roch nach Schnee, aber die weiße Pracht wollte einfach seit Tagen nicht kommen.

Moni beendete die leidige Diskussion schließlich. »Du, wir haben jetzt gar keine Zeit, Berta. Wir müssen zur Sisi rüber.«

Die Bäcker-Berta knurrte. Deren Miene erinnerte Karin an einen Regenwurm, der aufgrund von Rekordfluten biblischen Ausmaßes an die Oberfläche gespült worden war und mit der oberirdischen Welt eigentlich längst nichts mehr am Hut hatte. »Diese Sisi ist der Grund, warum mein Mann und ich auf unseren Faschingskrapfen heuer sitzen bleiben werden. Das ist unser Untergang. Und wo ist die Politik, wenn man sie mal braucht? Die hilft eher zu den Fremden als zu den alteingesessenen Geschäftsleuten!«

Karin reichte es jetzt. »Die Sisi will immerhin bayerische Brezen und Semmeln in ihrem Wiener Kaffeehaus verkaufen. Und sie hat dabei eure Ware ins Auge gefasst. Außerdem – welches niederbayerische Dorf hat schon sein eigenes Wiener Kaffeehaus? Der Andrang wird auch für eure Bäckerei mehr Kundschaft von nah und fern anlocken. Freu dich lieber über den österreichischen Zuzug, Berta.«

»Was habt ihr da überhaupt in der schwarzen Box?«, herrschte Berta sie misstrauisch an.

»Warmen Leberkäse«, antwortete die Metzger-Moni.

Und damit überließen sie die alte Ratschkathel am helllichten Tag ihrem Griesgramschicksal. Ein ganzes Leben lang hatten die Berta und ihr Mann alles getan, um die Dorfbäckerei von Bayerisch Öd am Laufen zu halten. Und jetzt, mit Anfang sechzig, fanden sie keinen Nachfolger. Karin bedauerte sie, hätte aber nicht gewusst, wie den beiden zu helfen war.

Das neue Kaffeehaus befand sich schräg gegenüber dem alten Dorfwirtshaus. Ein Bild der österreichischen Kaiserin Sisi und ein Plakat mit einer herrlichen Schokoladentorte, wie man sie auch vom weltberühmten Café Sacher in Wien kannte, hingen über der Tür.

Mit einem Klingelton ging die Tür auf, und Karin wäre beinahe über einen Haufen Luftschlangen gestolpert. Sie wich auf dem letzten Zentimeter aus.

»Servus, Sisi«, grüßte die Moni auf Bayerisch.

»Servas, Moni und Karin«, kam ihnen derselbe Gruß in seiner österreichischen, leicht veränderten Variation entgegen.

Die Konditorin stand hinter einer Theke. Sisis bernsteinfarbene Augen lächelten. Karin schob die Luftschlangen mit einem Bein unter einen Tisch und betrachtete das Gesicht der Neo-Bayerisch-Öderin. Sie hatte blonde Haare, am Ansatz schwarz, und zu Zöpfen geflochten. Eine Backschürze umsäumte ihre weibliche Figur. Das Kleid gewährte einen Einblick auf ein üppiges Dekolleté, mit dem Sisi sich ganz und gar von der legendären Kaiserin und Namensdoppelgängerin unterschied. Kaiserin Sisi war aus heutiger Sicht die erste magersüchtige Frau der Geschichte gewesen. Die lebendige Sisi dagegen strahlte eine wunderschöne Weiblichkeit aus. In einer Auslage torpedierten Apfelstrudel, Esterházy-Torte und allerlei selbst hergestellte, kunstvoll verzierte Pralinen schon im Vorhinein jegliches Vorhaben, körpereigenen Fettpolstern den Kampf anzusagen. Sisi war eine Künstlerin. Karin bewunderte so viel filigrane Handwerkskunst und Liebe zum Detail.

»Hi, Sisi«, grüßte auch sie.

Sisi lächelte ihr aus den großen mandelförmigen Augen zu.

Moni stellte die Box mit dem warmen Leberkäse auf der Theke vor der Konditorin ab.

Der Wirtshaus-Sepp und Michael Hansen, der Dorfpolizist von Bayerisch Öd, saßen bereits an einem der Tische, zu der um diese frühe Nachmittagszeit nur zehn weitere Gäste verstreut herumsaßen – vor ihnen Kaffeespezialitäten wie Wiener Melange, Einspännern und Großen Braunen, was auch immer das war, dachte Karin.

Sepp und Michael hießen sie ebenfalls willkommen.

Karin sog den Duft von frisch gemahlenem Kaffee und Schokobohnen in sich ein.

Sisi Böhm bediente die Kaffeemaschine. »Was darf’s denn sein?«, fragte sie.

»Zwei Kaffee«, bestellte Karin.

»Zwei große Braune also«, sagte Sisi.

»Ja«, bestätigte Moni.

Und auch Karin vermutete, dass das die richtige Bezeichnung für eine Tasse Kaffee sein müsste. »Ja, gerne«, sagte sie.

»Übrigens, noch mal danke«, sagte Sisi in die Runde, »Sepp, Michael, Karin und Moni, dass ihr mir geholfen habt, die Holzbänke und Tische aufzustellen. Und die Lüster aufzuhängen. Das war eine Mordshacken. Ohne euch hätte ich so viel Arbeit nicht geschafft. Da braucht man ein paar Haberer, ohne Haberer geht einfach nix im Leben.«

»Keine Ursache«, sagte der Sepp, »dafür sind Nachbarn ja da, dass sie einem bei der Arbeit helfen. Solange du hier in deinem Wiener Kaffee kein Bier und auch keinen Schweinsbraten anbietest, können wir jederzeit über alles reden. In Zukunft werden noch mehr Gäste nach Bayerisch Öd kommen. Und das wird auch für mein Wirtshaus ein gutes Geschäft werden, Frau Nachbarin.«

»Habe ich gerne gemacht«, sagte auch Michael und zwinkerte Sisi zu.

»Habt ihr eigentlich draußen vor dem Rathaus das Auto gesehen?«, warf Sepp ein. »So ein Kleinwagen. Darauf war das Bild von so einer Yogatrainerin. Habe selten eine Frau mit einem derart verbissenen Gesicht gesehen. Vor lauter Entspannung schaut die total verspannt und verbiestert aus. Verbittert«, legte er noch eins drauf.

»Nein«, antwortete Karin.

»Schon«, sagte wiederum die Moni – und fügte noch hinzu: »Hat ausgeschaut, als hätte sie sich grad den Finger in der Tür eingezwickt. Und ich könnte schwören, mir kommt das Gesicht irgendwie bekannt vor. Aber ich kenn sie wahrscheinlich nicht.«

»Aber was ist denn mit dem Fahrzeug?«, fragte Karin.

»Ach«, sagte Michael, »das steht da schon den ganzen Tag. Und eigentlich ist da ein Halteverbot. Theoretisch müsste ich sie abschleppen lassen. Sie hat Glück, dass ich heute nicht im Dienst bin und dass es grade nicht brennt.«

»War die Fahrerin vielleicht schon in deinem Kaffeehaus?«, fragte Karin.

»Nein«, antwortete Sisi. Und fügte nach einem Zögern hinzu: »Ich hab hier keine verspannte Yogatrainerin gesehen. Weit und breit. Mir wäre nichts aufgefallen.«

Die Moni beendete die Diskussion. »Wir sind aus einem wichtigen Grund hier«, sprach sie. Sie nahm den Deckel der Styroporbox ab, woraufhin der Duft ihres über die Grenzen des Landkreises Öding hinaus bekannten Leberkäses ihnen entgegenwehte.

»Herrlich«, sagte Sisi und ließ eine Hand über den Rand gleiten. Michaels Hand berührte jetzt ebenfalls die Box. Der Polizist in Zivil und die Wienerin wechselten einen kurzen vertrauten Blick, fiel Karin auf.

»Jetzt bin ich aber narrisch gespannt«, sagte der Sepp, »ob die bayerische und die österreichische Küche wirklich harmonieren.«

»Das wird es«, sagte die Moni im Brustton der Überzeugung.

Sisi reichte der Metzgerin ein scharfes Messer. Moni schnitt die erste Scheibe Leberkäse ab. Gleichzeitig griff Sisi mit der Zange zu einem ihrer süßen Krapfen, die mit Marillenmarmelade gefüllt waren. Sisi schnitt die süße Köstlichkeit wie eine Semmel in der Mitte durch. Moni legte anschließend die Leberkäsescheibe auf den unteren Teil, Sisi klappte den oberen wie einen Deckel drauf.

»Und wer soll das jetzt probieren?«, fragte Michael, wobei Zweifel in seiner Stimme mitschwangen.

»Immer derjenige, der fragt, der darf als Erster kosten«, sagte Sisi.

Sie reichte Michael die Spezialität auf einem Teller mit einer Serviette dazu. Die süß-salzige Kreation mochte auf ihn wirken wie ein Stierhoden mit Senf, verriet Karin sein Blick. Michael nahm den Krapfen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er biss ab. Kaute langsam. Dann schneller. Und schluckte den ersten Bissen.

»Und?«, fragte Sisi. Sie strahlte wie ein Kind beim Anblick der Geschenke unter dem Christbaum.

Michael antwortete in seiner Hamburger Art: »Richtig zum Schwärmen schmeckt das. Echt jetzt. Ich staune, wie gut das zusammenpasst. Das hätte ich im Leben nie geglaubt.«

Sisi und Moni servierten auch den anderen Freunden die neue Kreation. Karin biss in ihren Krapfen, schmeckte dann den Leberkäse und spürte den unterschiedlichen Geschmäckern auf der Zunge nach.

»Und?«, fragte Moni.

»Saugut«, sagte Karin, »ehrlich. Das Süße schmeckt süßer, und das Salzige schmeckt salziger. Der gegenseitige Effekt zaubert eine echte Geschmackssymphonie für die Geschmacksnerven.«

»Endlich mal was Neues«, sagte auch Moni zufrieden und genoss die Spezialität. »Ab und zu muss man über seinen Tellerrand hinausschauen, stimmt’s? Und nicht immer nur die alten Sachen neu aufwärmen.«

»Ja«, sagte Sisi und aß. »Außerdem heißt es bei uns Wienern: Aufgewärmt is’ nur a Gulasch guat.« Und schaute zu Michael, der sich mit einer Serviette zufrieden den Mund abwischte.

»Ja«, sagte er, »richtig lecker. Und richtig neu. Und ab jetzt nur in Bayerisch Öd, der Leberkäse-Krapfen-Burger.«

Michael und die Konditorin umarmten einander und küssten sich auf den Mund. Karin blieb die Luft weg. Sie hustete. Warum hatte ihr bester Freund aus Kindertagen ihr nicht erzählt, dass er und die fesche Wienerin sich nähergekommen waren? Sonst erfuhr sie doch auch immer alles zuerst, legte sie innerlich eine Protestnote ein. Sepp klopfte Karin auf den Rücken, bevor sie an ihrem Krampfen erstickte. »Alles klar, meine Liebe?«

Karins Augen tränten, und sie krächzte mit heiserer Stimme verwundert: »Ja, alles klar, ich habe mich nur verschluckt. Das ist alles.«

Zwoa

Die Pflicht rief. Karin hatte sich vorzeitig von den Freunden verabschieden müssen.

»Mobiles Yogastudio Uschi Oswald.« Karin las die Aufschrift auf dem grünen Kleinwagen der Marke Fiat, ausgerechnet im Halteverbot vor dem Rathaus. Das Konterfei der Yogatrainerin Uschi Oswald war an der Seite des Autos aufgemalt. Karin hatte zwar keine Zeit, aber sie betrachtete trotzdem das Bild. Besagte Uschi Oswald besaß ein schmales Gesicht, drahtige Halsmuskeln und tief liegende Augen, die ein unsichtbares Ziel zu fokussieren schienen. Hoffentlich blieb die Trainerin auch so konzentriert, wenn Michael ihr morgen einen Strafzettel verpasste. Aber für einen Tag und eine Nacht wurde hier im Dorf wegen eines falsch geparkten Fahrzeugs nicht so viel Aufhebens gemacht. So viel Gelassenheit mochte Karin an ihrer Heimat. Sie ging einfach um das Fahrzeug herum und betrat das Rathaus.

Fünf Minuten später saß sie am Kopf einer Tafel im Sitzungssaal. Auf jeder Seite des Tisches thronten vier Gemeinderäte, am Fuße der Göhrl Bastian mit seinem ewig lauernden Blick als zweiter Bürgermeister. Seine Verbissenheit hatte Ähnlichkeit mit dem der Yogatrainerin, befand Karin. Sie spielte mit den Fingern der rechten Hand auf unsichtbaren Klaviertasten und machte ihrem Unmut Luft. »Ich frage mich, warum wir ausgerechnet an einem Rosenmontag eine Sitzung abhalten müssen. Und dann auch noch spontan. Hätte das nicht bis nach dem Fasching warten können?«

Der Göhrl Bastian erwiderte: »Entschuldige, Karin, dass man sich als Funktionsträger in diesem schönen Dorf engagiert. Oder hat es eine Dorfkrankenschwester, die zufällig zur Ersten Bürgermeisterin gewählt worden ist, heutzutage nicht mehr nötig, dass sie sich für die Interessen ihres Dorfes auch mal aus spontanem Anlass heraus einsetzt?«

Karin konterte: »Was sind das für spezielle Interessen, die da anscheinend nicht warten können? Sonst hat doch bei uns auch immer alles Zeit. Wir leben hier in Bayerisch Öd und nicht in New York, habe ich bisher immer gedacht. Und in der Nacht schlafen die Leute hier.«

»Sei froh, Karin, dass du nicht in der Stadt lebst«, sagte Bastian scheinbar beschwichtigend. »Stell dir vor, eine gewisse Uschi Oswald hat einen Antrag eingereicht, in der alten Mühle, die seit ein paar Monaten verwaist ist, ein Yoga-Studio aufmachen zu dürfen. Das ist der Grund, warum ich diese außerordentliche Sitzung einberufen habe, und sonst nichts.«

Karins Neugier war nun endgültig geweckt worden. »Kennst du die Frau persönlich?«

»Nicht persönlich«, gab Bastian zu. »Aber diese seltsame Yogatrainerin soll Mitglied einer indischen Sekte sein, deren Mitglieder sich bunt anmalen und unter dem Einfluss von Drogen um ein Feuer herumtanzen und über glühende Kohlen laufen.«

»Gibt es für die Drogentheorie Beweise?«

»Natürlich nicht«, gab Bastian zu, »aber so was brauchen wir hier in Bayerisch Öd auf keinen Fall. Das verdirbt unsere Jugend und ist schlecht für unseren Ruf, wenn wir so ein Treiben bei der alten Mühle am Schwarzen-Regen-Ufer dulden. Die ganzen anständigen Bürger werden ihren Urlaub nicht mehr bei uns machen.«

Der Bäckermeister Franzl Wanninger schnäuzte sich laut. »Meine Frau hat mir erzählt, Karin, dass du sie vorhin einfach hast stehen lassen, als sie mit dir über die Österreicherin reden wollte. Das ist auch so eine Fremde. Und Fremde können wir hier in unserer Heimat absolut nicht brauchen.«

Karin ging ein Licht auf. »Daher weht also der Wind.«

Ein weiteres Mitglied des Gemeinderates leistete dem Bäcker und dem Bastian Schützenhilfe. »Da hat mein Onkel Franzl schon recht, Karin, wir müssen uns die Leute schon genauer anschauen, bevor sie sich hier bei uns in Bayerisch Öd einfach so einkaufen und unter uns leben wollen. Denk nur einmal dran, was sich alles verändert, wenn wir hier von lauter Fremden überrannt werden. Ich bin hier der größte Bauunternehmer im Ort. Jeder kennt mich, Karin. Ich bin der Löwe Karl, der Baulöwe. Und alles, was ich baue, das hält. Ich habe fünfzig Angestellte. Aber was tue ich, wenn da zu viel Konkurrenz von außen dazukommt? Oder wenn da irgendwelche fremden Pfuscher auftauchen und als Folge die Bausubstanz von unserem ganzen Dorf leidet? Dann wird es Bayerisch Öd, so wie wir es jetzt kennen, nicht mehr geben.«

Der Gerber Alfred, Geflügelbauer zu Ödhausen, einem kleinen Weiler, der zu Bayerisch öd gehörte, erwiderte: »Was kann ein Mensch dafür, Karl, wenn er in seinem Leben nicht das Glück gehabt hat, als Bayerisch Öder geboren worden zu sein? Das ist keine Auszeichnung und auch kein Verdienst. Und wir sollten auch anderen eine Chance geben, sich hier zu integrieren. Eine Yogatrainerin und ein Wiener Kaffeehaus werden ja wohl kaum eine Konkurrenz für dich sein, Löwe Karl.«

Der Bäckermeister Wanninger blieb von diesem Appell unberührt. »Wenn das so weitergeht, dann führt das zu einer völligen Überfremdung mit lauter Österreichern und Passauern jede Menge Isarpreußen, die dann Deutsch hier reden, statt unseren Dialekt. Und am Ende kommen noch Zuwanderer aus Deutschland, so wie unser Dorfgendarm, dieser Hansen Michael! Wenn der pflichtbewusst wäre, dann hätte er den Karren da draußen schon längst abschleppen lassen. Aber, nein, diese Preußen halten sich ja nicht mal an unsere Gesetze hier.«

Jetzt platzte Karin der Kragen. »Der Michael wohnt hier schon, seit er acht Jahre alt ist. Er ist in Bayerisch Öd aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er versteht unsere Sprache und ist als Bayerisch Öder genauso gut wie jeder andere hier. Habt’s ihr mich verstanden?«

Der linke Mundwinkel des Löwe Karl verzog sich nach unten. »Dass du immer schon ein Auge auf den Hansen geworfen hast, Karin, das weiß das ganze Dorf. Aber hast du schon gemerkt, dass die Wienerin dir jetzt zuvorgekommen ist? Das passiert, wenn man Fremde hier in unser Dorf lässt. Dann kriegen wir hier Verhältnisse wie in der Großstadt. Und dann explodieren auch noch die Mietpreise und Grundstückspreise, und kein Mensch kann sich das Leben hier noch leisten. Dann leben wir wie die Isarpreußen in München. Das kann keiner von uns wollen.«