Beautiful-Bastard Serie - Christina Lauren - E-Book

Beautiful-Bastard Serie E-Book

Christina Lauren

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Beschreibung

6-teilige Serie inkl. den Novellen BEAUTIFUL BITCH, BEAUTIFUL BOMBSHELL und BEAUTIFUL BEGINNING

BEAUTIFUL BASTARD
Eine ehrgeizige Praktikantin. Ein anspruchsvoller Boss. Eine knisternde Atmosphäre …
Chloe Mills weiß, was sie will. Doch auf dem Weg zum Traumjob stellt sich ihr ein Problem in den Weg: ihr Boss Bennett Ryan. Perfektionistisch, arrogant - und absolut unwiderstehlich. Ein verführerischer Mistkerl!
Bennett Ryan weiß, was er will. Und dazu gehört garantiert keine Affäre mit seiner sexy Praktikantin, die ihn mit ihrem unschuldigen Lächeln in den Wahnsinn treibt. Trotzdem kann er Chloe einfach nicht widerstehen. Er muss sie haben. Überall im Büro.
Gemeinsam verfangen sie sich in einem Netz aus Lust, Gier und Obsession …

BEAUTIFUL STRANGER
Ein charmanter britischer Playboy. Eine hemmungslose Frau. Eine geheime Affäre ...
Sara Dillon hat von Männern erst mal genug, als sie spontan für einen Neuanfang nach New York zieht. Bis ihr gleich am ersten Abend in einem Club ein unwiderstehlicher Fremder begegnet. Aber was spricht eigentlich gegen ein bisschen Spaß? Einen One-Night-Stand sieht man ja nicht wieder ...
Max Stella genießt sein Junggesellenleben in vollen Zügen. Bis er Sara trifft. Zum ersten Mal will er mehr als nur eine unverbindliche Affäre. Doch so sehr Sara offensichtlich der tabulose Sex mit ihm gefällt, so sehr scheint sie zu fürchten, dass er ihr privat zu nahe kommen könnte.
Die beiden beginnen ein erregendes Spiel um Nähe und Distanz, um Lust - und Gefahr!

BEAUTIFUL PLAYER
Band 3 der unwiderstehlichen New York Times-Bestsellerserie:
Eine sexy Streberin. Ein faszinierender Frauenheld. Eine heiße Herausforderung …
Hanna Bergstrom liebt ihr Studium - und hat deshalb jahrelang ihr Privatleben vernachlässigt. Schluss damit! Will, der beste Freund ihres Bruders - stinkreicher Geschäftsmann und unverbesserlicher Playboy - soll ihr helfen, sich in eine Femme Fatale zu verwandeln, die allen Männern den Kopf verdreht.
Will Sumner liebt Herausforderungen - und ist dennoch skeptisch. Kann aus der attraktiven, aber unschuldigen Hanna wirklich eine hemmungslose Verführerin werden? Er zweifelt - bis sie ihm in einer aufregenden Nacht ihre sinnliche Seite zeigt. Und plötzlich gewinnt das Spiel mit der Verführung eine ganz besondere Note …
Doch was sind sie bereit zu riskieren, wenn die Grenzen zwischen Leidenschaft und Vernunft verschwimmen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1888

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Christina Lauren

Beautiful-Bastard Serie

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit

Christina Lauren

Beautiful Bastard

Roman

Aus dem Amerikanischen von Mette Friedrichs

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2014 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Beautiful Bastard

Copyright © 2013 by Lauren Billings und Christina Hobbs

erschienen bei: Gallery Books, New York

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This edition published by arrangement with the original publisher, Gallery Books, a division of Simon & Schuster, Inc., New York

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Maya Gause

Titelabbildung: Simon & Schuster; Thinkstock/Getty Images, München

Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN eBook 978-3-95649-476-5

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Für SM, weil du uns unwissentlich

zusammengebracht hast.

Für unsere Fans, weil ihr es offiziell gemacht habt.

Für unsere Ehemänner, weil ihr all das ertragt.

EINS

Mein Vater sagte immer, um den Beruf, den man machen möchte, richtig zu lernen, muss man jemand anderem dabei genau auf die Finger schauen.

„Um im Job ganz nach oben zu bekommen, musst du ganz unten anfangen“, sagte er zu mir. „Die Person werden, ohne die der CEO nicht leben kann. Seine rechte Hand sein. Lern ihre Welt kennen, und sie holen dich zu ihnen, sobald du deinen Abschluss gemacht hast.“

Ich war unersetzlich geworden – und ich war definitiv die rechte Hand. Nur dass ich in diesem Fall die rechte Hand war, die dieser verdammten Fresse meistens eine Ohrfeige verpassen wollte.

Mein Chef, Mr Bennett Ryan. Der hübsche Bastard.

Beim Gedanken an ihn zog sich mir der Magen zusammen: groß, umwerfend schön und durch und durch gemein. Er war das selbstgerechteste, aufgeblasenste Arschloch, das ich je kennengelernt hatte. Ich hatte gehört, wie die anderen Frauen im Büro über seine Bettgeschichten herzogen, und fragte mich, ob es dafür nichts weiter brauchte als ein hübsches Gesicht. Aber mein Vater sagte auch: „Du wirst früh begreifen, dass Schönheit nur oberflächlich ist, während Hässlichkeit bis ins Mark vordringt.“ Ich hatte in den letzten Jahren mit genügend widerwärtigen Männern zu tun gehabt, war mit einigen von ihnen sogar während der Highschool und des Colleges ausgegangen. Aber dieser hier toppte sie alle.

„Ach, hallo, Miss Mills!“ Mr Ryan stand in der Tür zu meinem Büro, das als Vorzimmer zu seinem diente. Seine Stimme war honigsüß, trotzdem stimmte da was nicht … süß wie Honig, der eingefroren war und Risse bekommen hatte.

Ich zuckte zusammen, nickte kurz. Nachdem ich erst Wasser über mein Telefon geschüttet hatte, dann meine Ohrringe in den Küchenabfallzerkleinerer hatte fallen lassen, dann auf der Interstate jemand auf mich draufgefahren war und ich auf die Cops warten musste, um ihnen zu sagen, was wir eh alle wussten – dass der andere Schuld hatte – war das Letzte, was ich an diesem Morgen brauchte, ein schlechtgelaunter Mr Ryan.

Pech für mich, dass es ihn in keiner anderen Geschmacksrichtung gab.

Ich sagte mein übliches „Guten Morgen, Mr Ryan“ und hoffte, dass er wie üblich mit einem knappen Nicken antwortete.

Aber als ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschlängeln, murmelte er: „Tatsächlich? ‚Morgen‘, Miss Mills? Wie spät ist es denn in Ihrer kleinen Welt?“

Ich blieb stehen und erwiderte seinen kalten Blick. Er war gut zwanzig Zentimeter größer als ich – bevor ich für ihn arbeitete, hatte ich mich noch nie so klein gefühlt. Ich war seit sechs Jahren bei der Ryan Media Group. Aber seit seiner Rückkehr zum Familienunternehmen vor neun Monaten hatte ich begonnen, Absätze zu tragen, die ich zuvor als zirkusreif empfunden hätte, um ihm einigermaßen auf Augenhöhe zu begegnen. Selbst so musste ich noch ein wenig zu ihm aufsehen, und er genoss das eindeutig – seine haselnussbraunen Augen funkelten.

„Ich hatte einen ziemlich grauenhaften Morgen. Es wird nicht wieder vorkommen“, sagte ich mit zum Glück fester Stimme. Ich war noch nie zu spät gekommen, nicht ein einziges Mal, aber natürlich machte er beim ersten Mal gleich ein Riesending draus. Schnell drückte ich mich an ihm vorbei, hängte Handtasche und Mantel in den Schrank und machte den Computer an. Dabei versuchte ich so zu tun, als würde er nicht im Türrahmen stehen und jede meiner Bewegungen beobachten.

„Grauenhaft ist eine ziemlich passende Beschreibung für das, womit ich mich während Ihrer Abwesenheit rumschlagen musste. Ich habe persönlich mit Alex Schaffer gesprochen, um auszubügeln, dass er die unterschriebenen Verträge nicht wie versprochen erhalten hat: um neun Uhr morgens, Ostküstenzeit. Ich musste Madeline Beaumont anrufen, um ihr mitzuteilen, dass wir mit dem Proposal in der Tat wie besprochen weitermachen werden. Anders ausgedrückt – ich habe heute Morgen zugleich Ihren und meinen Job gemacht. Selbst bei einem ‚grauenhaften Morgen‘ müsste es Ihnen doch möglich sein, um acht Uhr da zu sein? Einige von uns stehen früh auf und beginnen bereits vor dem Brunch mit der Arbeit.“

Ich blickte kurz zu ihm auf. Wie er mir da herausfordernd gegenüberstand, die Arme vor der breiten Brust verschränkt und mich wütend anstarrte – und das alles nur, weil ich eine Stunde zu spät war. Ich blinzelte und bemühte mich, nicht wahrzunehmen, wie sein gut geschnittener Anzug sich über seinen Schultern straffte. Im ersten Monat unserer Zusammenarbeit hatte ich während einer Konferenz den Fehler begangen, den Fitnessbereich unseres Hotels aufzusuchen, und als ich hereinkam, stand er schweißgebadet und mit nacktem Oberkörper neben dem Laufband. Er besaß ein Gesicht, für das jedes Männermodel morden würde, und das unglaublichste Haar, das ich je bei einem Mann gesehen habe. Postkoitales Haar. So nannten die Mädchen unten es, und ihnen zufolge trug es zu Recht diesen Namen. Das Bild, wie er sich mit seinem T-Shirt den Oberkörper abtrocknete, hat sich für immer in mein Hirn gebrannt.

Natürlich musste er es damit zerstören, dass er den Mund öffnete. „Schön zu sehen, dass Sie sich endlich mal für Ihre körperliche Fitness interessieren, Miss Mills.“

Arschloch.

„Es tut mir leid, Mr Ryan, antwortete ich, mit nur einem Hauch Sarkasmus in der Stimme. „Mir ist klar, welche Last ich Ihnen aufgebürdet habe, indem Sie gezwungen waren, die Faxmaschine selbst zu bedienen und den Telefonhörer abzunehmen. Wie schon erwähnt, wird es nicht wieder vorkommen.“

„Da haben Sie recht, das wird es nicht.“ Er lächelte von oben herab.

Wenn er nur die Klappe halten würde, dann wäre er echt perfekt. Ein Stück Klebeband über seinem Mund würde schon reichen. Ich hatte welches in meiner Schreibtischschublade, das ich ab und zu herausnahm und streichelte und darauf hoffte, es eines Tages einsetzen zu können.

„Und nur damit Sie diesen Zwischenfall nicht so schnell wieder vergessen, möchte ich die genauen Status-Tabellen für die Schaffer-, Colton- und Beaumont-Projekte bis um fünf auf meinem Schreibtisch sehen. Und dann machen Sie die verlorene Zeit von heute Morgen wieder wett, indem Sie für mich im Konferenzraum einen Probedurchlauf Ihrer Präsentation des Papadakis-Accounts vor dem Gremium liefern. Wenn Sie zukünftig diesen Account übernehmen, müssen Sie mir schon beweisen, dass Sie wissen, was zum Teufel Sie da machen.“

Meine Augen weiteten sich, während ich zusah, wie er sich umdrehte und die Bürotür hinter sich zuschlug. Er wusste verdammt genau, dass ich mit diesem Projekt – das auch Thema meiner BWL-Masterarbeit war – weiter war als geplant. Ich hatte noch Monate Zeit, um meine Folien fertigzustellen, sobald die Verträge unterzeichnet waren – was sie noch nicht waren, es gab ja noch nicht mal einen fertigen Entwurf. Und jetzt, bei all dem, was sonst noch anstand, wollte er, dass ich eine Probe-Abschlusspräsentation hielt, in … Ich sah auf meine Uhr. Na toll, siebeneinhalb Stunden, falls ich das Mittagessen ausfallen ließ.

Ich öffnete den Papadakis-Account und legte los.

Während sich alle zum Mittagessen aufmachten, blieb ich wie festgeklebt auf meinem Stuhl sitzen, bewaffnet mit meinem Kaffee und einer Packung Studentenfutter aus dem Automaten. Normalerweise brachte ich mir Reste vom Abendessen mit oder holte mir mit den anderen Praktikanten was zu futtern, aber heute hatte ich dafür keine Zeit. Ich hörte, wie die äußere Bürotür aufging und sah hoch. Als meine Freundin Sara hereinkam, lächelte ich. Sara war in dem gleichen BWL-Praktikantenprogramm der Ryan Media Group wie ich, auch wenn sie in der Buchhaltung arbeitete.

„Fertig fürs Mittagessen?“, fragte sie.

„Mensch, Sara, tut mir leid. Ich weiß, ich hab’s versprochen, aber dieser Tag ist die Hölle.“ Ich sah sie entschuldigend an, und ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen.

„Ist der Tag die Hölle oder der Chef?“, frotzelte sie und setzte sich auf meine Tischkante. Sara arbeitete nicht für ihn, aber sie wusste trotzdem alles über Bennett Ryan. Er war in diesem Gebäude eine lebende Legende. Als jüngster Sohn der Firmengründers Elliott Ryan und als notorisch gemeines Genie akzeptierte Bennett es nur selten, dass ihm jemand widersprach. Himmel, wenn ich nicht so gut wäre in meinem Job und nicht schon so lange dabei, hätte ich nicht die Hälfte von dem geschafft, was ich heute bereits erledigt hatte.

„Ich ersticke in Arbeit“, sagte ich und pustete mir ein paar Fransen aus der Stirn. „Selbst wenn ich mich verdoppeln könnte, würde ich es nicht rechtzeitig schaffen.“

„Lass dich von diesem Arsch nicht herumkommandieren. Wir wissen alle, wer hier in Wahrheit die Trümpfe in der Hand hat, Chloe.“ Sara lächelte mir zu und verließ das Büro.

Ich schob meinen Rock ein bisschen hoch, um meine Strümpfe zu überprüfen. „Und zu all dem Mist kommt jetzt noch hinzu …“, begann ich, als ich hörte, dass Sara zurückkam, „… dass diese blöden Dinger bereits ein Loch haben. Ein echter Scheißtag, oder?“

Ich sah kurz auf – und hielt abrupt inne. Es war nicht Sara, die vor mir stand. Ich lief puterrot an und zog den Rock rasch wieder hinunter.

„Es tut mir leid, Mr Ryan, ich –“

„Miss Mills, da Sie und die anderen Büromädchen anscheinend genügend Zeit haben, um problematische Unterwäsche zu besprechen, gehen Sie doch bitte, nachdem Sie die Papadakis-Präsentation fertig haben, noch zu Willis Büro hinunter und besorgen mir die Marktanalyse und -segmentierung für Beaumont.“ Er betrachtete sich prüfend im Spiegelbild meines Fensters und richtete seine Krawatte. „Denken Sie, Sie schaffen das?“

Hatte er mich gerade „Büromädchen“ genannt? Ja, natürlich erledigte ich als Praktikantin häufiger einfache Assistenzarbeiten für ihn, aber er wusste verdammt gut, dass ich schon jahrelang für diese Firma gearbeitet hatte, bevor ich das JT Miller Stipendium der Northwestern bekam. In vier Monaten würde ich meinen Wirtschaftsabschluss haben.

Meinen Abschluss haben und verflucht noch mal von Ihnen weg kommen, dachte ich. Ich sah auf und direkt in seine glühenden dunklen Augen. „Ich frage gerne Sam, ob sie …“

„Das war kein Vorschlag“, schnitt er mir das Wort ab. „Ich möchte, dass Sie die Unterlagen holen, Miss Mills.“ Er starrte mich einen Moment grimmig an, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und zurück in sein Büro marschierte.

Was zum Teufel war nur sein Problem? War es wirklich nötig, dass er wie ein Teenager die Türen knallte? Ich nahm meinen Blazer von der Stuhllehne und machte mich auf den Weg zu dem anderen Büro ein paar Häuser weiter.

Als ich zurück war, klopfte ich an seine Tür. Keine Antwort. Ich drehte den Türknauf. Abgeschlossen. Vermutlich vergnügte er sich gerade mit einer Treuhandfonds-Prinzessin bei einem Nachmittagsquickie, während ich wie eine Bekloppte durch Chicago rannte. Ich schob die Aktenmappe durch den Briefschlitz und hoffte, dass die Papiere jetzt überall auf dem Boden herumlagen und er sich bücken musste, um sie eigenhändig aufzuheben. Geschähe ihm nur recht. Die Vorstellung, wie er auf dem Fußboden kniete, um ihn herum verstreut die Unterlagen, gefiel mir ziemlich gut. Aber soweit ich ihn kannte, würde er mich vermutlich in sein steriles Höllenloch rufen, um alles aufzuräumen, während er zusah.

Vier Stunden später waren die Status-Updates vollständig, meine Folien einigermaßen sortiert, und ich hätte beinahe hysterisch aufgelacht, was für ein grauenhafter Tag das wirklich war. Ich malte mir einen äußerst blutigen und quälend langsamen Tod für den Jungen bei Kinko’s aus. Es war doch wirklich simpel gewesen, was ich von ihm verlangt hatte. Ein paar Kopien, ein paar Bindungen. Wirklich ein Kinderspiel. Rein und raus. Aber nein. Es hatte zwei Stunden gedauert.

Ich spurtete den dunklen Flur des inzwischen leeren Gebäudes hinunter, die Präsentationsunterlagen fest unter den Arm geklemmt, und warf einen Blick auf meine Uhr. Zwanzig nach fünf. Mr Ryan würde mir den Arsch aufreißen. Ich war zwanzig Minuten zu spät. Und wie ich heute Morgen erfahren durfte, hasste er „zu spät“. „Zu spät“ war ein Ausdruck, den es im Bennett-Ryan-Wichser-Wörterbuch nicht gab. Außerdem fehlten: Herz, Freundlichkeit, Mitgefühl, Mittagspause oder Dankeschön.

Hier war ich also und rannte auf meinen Stelzenabsätzen italienischer Pumps durch die leeren Flure, rannte zum Henker.

Tief durchatmen, Chloe. Er kann Angst riechen.

Als ich mich dem Konferenzraum näherte, versuchte ich, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, und verlangsamte meine Schritte. Weiches Licht schien unter der geschlossenen Tür hindurch. Er war sicherlich schon da, wartete auf mich. Ich glättete sorgfältig Haar und Kleidung, soweit es möglich war, und richtete den Papierstapel unter meinem Arm. Dann holte ich tief Luft und klopfte an die Tür.

„Herein.“

Ich trat in einen anheimelnd erleuchteten Raum. Der Konferenzraum war riesig; eine Wand bestand aus einem vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster, das vom siebzehnten Stock aus einen herrlichen Blick auf Chicago bot. Nebel verdunkelte den Himmel draußen, und die Wolkenkratzer sprenkelten den Horizont mit ihren erleuchteten Fenstern. In der Mitte des Raumes stand ein langer schwerer Holztisch, und am Kopfende, gegenüber der Eingangstür, saß Mr Ryan.

Sein Jackett hing über der Stuhllehne, die Krawatte war gelockert, die blütenweißen Hemdsärmel bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt, und sein Kinn lag auf seinen zu einem Dach geformten Fingerspitzen. Sein Blick bohrte sich in meinen, aber er sagte kein Wort.

„Ich bitte um Entschuldigung, Mr Ryan“, sagte ich mit wackliger Stimme, weil ich immer noch zu heftig atmete. „Das Kopieren dauerte …“ Ich hielt inne. Ausreden würden mir jetzt auch nicht helfen. Außerdem würde ich nicht zulassen, dass er mich für etwas beschuldigte, was nicht in meiner Macht lag. Er konnte mich mal am Arsch lecken. Mit neuem Mut gewappnet, hob ich das Kinn und ging zu ihm hinüber.

Ohne ihm in die Augen zu sehen, zog ich aus meinen Unterlagen eine Kopie der Präsentation hervor und legte sie vor uns auf den Tisch. „Sind Sie bereit? Kann ich anfangen?“

Anstatt einer Antwort durchbohrte er mit seinem Blick meine herausfordernde Fassade. Das Ganze wäre um einiges leichter, wenn er nicht so fantastisch aussähe. Er zeigte auf die Unterlagen vor ihm, damit ich fortfuhr.

Ich räusperte mich und begann mit meiner Präsentation. Während ich auf die verschiedenen Aspekte des Proposals einging, starrte er stumm auf seine Kopien. Warum war er so ruhig? Mit seinen Wutausbrüchen konnte ich umgehen. Aber dieses gespenstische Schweigen? Das brachte mich aus dem Konzept.

Als ich mich über den Tisch lehnte und auf ein paar Diagramme zeigte, passierte es.

„Ihr Zeitplan für den ersten bedeutenden Projektabschnitt ist ein wenig ambi…“ Ich hielt mitten im Satz inne. Mir stockte der Atem. Seine Hand drückte sanft gegen mein Kreuz, bevor sie weiter nach unten glitt und auf der Rundung meines Hinterns liegen blieb. In den neun Monaten, die ich jetzt für ihn arbeitete, hatte er mich kein einziges Mal absichtlich berührt.

Und dies war eindeutig absichtlich.

Die Hitze seiner Hand brannte sich durch meinen Rock hindurch und in meine Haut. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an, und ich hatte das Gefühl, etwas in mir würde schmelzen. Was zum Teufel tat er da? Mein Verstand schrie mich an, ich solle seine Hand wegstoßen und ihm verbieten, mich jemals wieder anzufassen, aber mein Körper sah das anders, vollkommen anders. Meine Nippel wurden hart. Ich biss die Zähne zusammen. Diese treulosen Nippel.

Mein Herz pochte in der Brust, und es verging mehr als eine Minute, ohne dass einer von uns etwas sagte, als seine Hand plötzlich meinen Schenkel hinunterfuhr, ihn zu streicheln begann. In der Stille des Konferenzraums war nichts weiter zu hören als unser Atmen und die gedämpften Geräusche der Stadt unter uns.

„Drehen Sie sich um, Miss Mills.“ Leise brach er das Schweigen, und ich streckte den Rücken durch, den Blick nach vorn gerichtet. Langsam drehte ich mich um, und seine Hand glitt über mich hinweg, umfasste meine Hüfte. Ich spürte seine ausgebreitete Hand, von den Fingerspitzen auf meinem Kreuz bis zu der Stelle, wo sich sein Daumen in das weiche Fleisch direkt vor meinem Hüftknochen bohrte. Er erwiderte meinen Blick, als ich hinunter in seine Augen sah.

Ich beobachtete, wie seine Brust sich hob und senkte, jeder Atemzug tiefer als der vorherige. Ein Muskel zuckte in seinem kantigen Kiefer, als er begann, seinen Daumen zu bewegen, mit ihm langsam vor und zurück fuhr, den Blick fest auf mich geheftet. Er wartete darauf, dass ich ihm Einhalt gebot; ich hatte wirklich ausreichend Zeit, ihn wegzuschieben oder mich einfach umzudrehen und zu gehen. Aber bevor ich reagieren konnte, musste ich erst einmal diesen Ansturm an Gefühlen sortieren. Ich hatte so etwas noch nie empfunden – und ich hätte nie erwartet, dass ich so etwas ausgerechnet für ihn empfinden würde. Ich wollte ihm einerseits eine runterhauen, andererseits wollte ich ihn an seinem Hemd zu mir heranziehen und seinen Hals lecken.

„Was denken Sie?“, flüsterte er, sein Blick herausfordernd und besorgt zugleich.

„Das versuche ich gerade herauszufinden.“

Den Blick unverwandt auf meinen geheftet, ließ er seine Hand weiter hinuntergleiten. Seine Finger fuhren über meinen Schenkel, bis zum Saum meines Rocks. Er schob ihn ein Stück hoch, sodass seine Fingerspitzen meinen Straps berührten, den seidenen Rand des schenkelhohen Strumpfes. Ein Mittelfinger schob sich unter den dünnen Stoff und zog ihn ein wenig hinunter. Ich schmolz dahin, weich und warm.

Wie konnte ich nur zulassen, dass mein Körper so reagierte? Ich wollte ihm immer noch eine runterhauen, aber jetzt wollte ich mehr als alles andere, dass er weitermachte. Das heftige Ziehen zwischen meinen Beinen nahm zu. Er berührte den Rand meines Slips und schob seine Finger unter den Stoff. Ich spürte, wie er über meine Haut glitt und meine Klit kurz berührte, bevor er einen Finger in mich hineinschob, und ich biss mir auf die Lippen, versuchte vergebens, ein Stöhnen zu unterdrücken. Als ich zu ihm hinuntersah, bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn.

„Verdammt“, knurrte er leise. „Du bist so feucht.“ Seine Augen schlossen sich – er schien den gleichen inneren Kampf zu kämpfen wie ich. Ich sah hinunter auf seinen Schoß, wo sich etwas gegen das weiche Material seiner Hose wölbte. Ohne die Augen zu öffnen, zog er seinen Finger heraus und umschloss mit seiner Faust die dünne Spitze meines Slips. Er bebte, als er zu mir aufsah, die Wut stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Mit einer einzigen schnellen Bewegung riss er mir den Slip vom Leib. Das Reißen des Stoffes echote in der Stille.

Er packte grob meine Hüften, hob mich auf den kalten Tisch und spreizte meine Beine. Mir entfuhr unwillkürlich ein Stöhnen, als seine Finger wieder zwischen meine Beine glitten, sich in mich hineinschoben. Ich verachtete diesen Mann, aber mein Körper verriet mich; ich lechzte nach mehr von dem, was er tat. Er war verdammt gut darin. Seine Berührungen waren nicht sanft und liebevoll, wie ich es gewohnt war. Dieser Mann hier war gewöhnt, zu bekommen, was er wollte, und wie es schien, wollte er in diesem Augenblick mich. Mein Kopf fiel zur Seite, als ich mich auf die Ellbogen stütze und zurücklehnte, spürte, wie mein Orgasmus im Eiltempo herannahte.

Zu meinem absoluten Horror winselte ich tatsächlich: „Oh, bitte.“

Er hielt inne, zog seine Finger zurück und ballte sie vor sich zur Faust. Ich setzte mich auf, packte seine Seidenkrawatte und zerrte seinen Mund auf meinen. Seine Lippen fühlten sich genauso perfekt an, wie sie aussahen, weich und fest. Ich war noch nie von jemandem geküsst worden, der eindeutig jeden Einfallswinkel und jede neckende Bewegung kannte, um mich damit beinahe völlig um den Verstand zu bringen.

Ich biss auf seine Unterlippe, während meine Hände sich hektisch an seinem Schritt zu schaffen machten und seine Gürtelschnalle öffneten. „Sie beenden jetzt besser, was Sie da angefangen haben, Mr Ryan.“

Da stieß er einen tiefen, wütenden Laut aus und griff nach meiner Bluse, riss sie auf. Die silbernen Knöpfe verteilten sich auf dem langen Konferenztisch. „Ich habe vor, mehr als das zu tun, Miss Mills.“

Er strich mit seinen Händen über meine Rippen und über meine Brüste, rieb mit seinen Daumen über meine strammen Nippel, vor und zurück, vor und zurück, wobei er mit seinem finsteren Blick die ganze Zeit mein Gesicht fixierte. Seine Hände waren groß und so grob, dass es beinahe schmerzte. Aber anstatt zusammenzuzucken oder mich zurückzuziehen, drückte ich mich stärker gegen seine Handflächen. Ich wollte mehr. Wollte es härter.

Er knurrte, griff fester zu. Mir kam der Gedanke, dass ich blaue Flecken davontragen könnte, und für einen perversen Moment hoffte ich, dass es so wäre. Ich wollte mich auf irgendeine Art an dieses Gefühl erinnern können, dieses Gefühl, mir absolut sicher zu sein, was mein Körper wollte, vollkommen entfesselt.

Er lehnte sich so weit vor, dass er in meine Schulter beißen konnte, und flüsterte: „Du verdammte Nervensäge.“

Ich kam nicht nah genug heran, fummelte hektisch an seinem Reißverschluss herum, schob seine Hose und seine Boxershorts hinunter. Ich drückte fest seinen Schwanz, spürte, wie er gegen meine Handfläche pochte.

„Mills!“

Die Art, wie er zischend meinen Nachnamen ausspuckte, hätte mich wütend machen müssen, aber ich fühlte jetzt nur noch eins: reine, unverfälschte Lust. Er zog meinen Rock meine Schenkel hinauf und drückte mich auf den Konferenztisch hinab. Bevor ich auch nur ein einziges Wort sagen konnte, hielt er mit einer Hand meine Fußknöchel fest, nahm seinen Schwanz in die andere, trat einen Schritt vor und drang tief in mich ein.

Es gelang mir noch nicht mal, über das laute Stöhnen entsetzt zu sein, das ich von mir gab – das hier fühlte sich besser an als alles je zuvor.

„Was war das?“, zischte er, während seine Hüften gegen meine Beine klatschten, als er noch tiefer in mich eindrang. „So bist du noch nie gefickt worden, oder? Du wärst nicht so eine Nervensäge, wenn man dich mal ordentlich rannehmen würde.“

Was dachte er, wer er war? Und warum machte es mich so sehr an, dass er auch noch recht hatte? Ich hatte noch nie außerhalb des Betts Sex gehabt, und es hatte sich noch nie so angefühlt.

„Ich hab schon besseren erlebt“, spottete ich.

Er lachte, ein leises, höhnisches Lachen. „Sieh mich an.“

„Nein.“

Er zog ihn heraus, als ich kurz davor war zu kommen. Zuerst dachte ich, er würde mich tatsächlich so zurücklassen, doch dann packte er mich an den Armen und zog mich vom Tisch, seine Lippen und seine Zunge auf meine gedrückt.

„Sieh mich an“, sagte er wieder. Und jetzt endlich, wo er nicht mehr in mir war, gelang es mir. Er blinzelte, ruhig und nur ein Mal, die langen dunklen Wimpern strichen über seine Wangen, und dann sagte er: „Bitte mich, dich zu ficken.“

Sein Ton passte nicht dazu. Er klang wie eine Frage. Aber seine Wortwahl war so typisch für ihn – durch und durch Bastard. Ja. Ich wollte, dass er mich fickte. Aber ich würde ihn verdammt noch mal nie um irgendetwas bitten.

Ich senkte meine Stimme, starrte zurück. „Sie sind ein Arschloch, Mr Ryan.“

Sein Lächeln verriet mir, wie siegessicher er war. Ich hätte ihm am liebsten in die Eier getreten, aber dann würde ich nicht mehr das bekommen, was ich eigentlich wollte.

„Sagen Sie bitte, Miss Mills.“

„Bitte, fick dich selbst.“

Als Nächstes spürte ich die kalte Fensterscheibe an meinen Brüsten, und der krasse Temperaturunterschied zwischen dem Fenster und seiner Haut entlockte mir ein Stöhnen. Ich stand in Flammen, sehnte mich mit jeder Faser meines Körpers nach seinen groben Berührungen.

„Zumindest bist du berechenbar“, knurrte er in mein Ohr, bevor er in meine Schulter biss. Er trat gegen meine Füße. „Mach die Beine breit.“

Ich spreizte die Beine, und ohne zu zögern zog er meine Hüfte nach hinten und stieß in mich hinein.

„Magst du die Kälte?“

„Ja.“

„Du hinterhältiges, schmutziges Mädchen. Du magst es, wenn man dir zusieht, stimmt’s?“, murmelte er und nahm mein Ohrläppchen zwischen seine Zähne. „Du liebst es, dass ganz Chicago hier hochgucken kann und sieht, wie du gevögelt wirst. Ja, du liebst jede Minute davon, mit deinen hübschen Titten ans Glas gepresst.“

„Hör auf zu quatschen, du machst es nur kaputt.“ Was nicht stimmte. Kein bisschen. Seine tiefe, raue Stimme machte mich vollkommen geil.

Aber er lachte nur in mein Ohr, und vermutlich bemerkte er, wie ich beim Klang seiner Stimme erschauerte. „Willst du, dass sie sehen, wie du kommst?“

Ich stöhnte nur, unfähig zu sprechen, während er mich noch härter gegen die Glasscheibe drängte.

„Sag es. Wollen Sie kommen, Miss Mills? Antworte mir, oder ich höre auf und lass mir stattdessen von dir einen blasen“, zischte er und drang mit jedem Stoß tiefer und tiefer in mich ein.

Der Teil von mir, der ihn hasste, zerschmolz wie Zucker auf der Zunge, und der Teil von mir, der alles wollte, was er mir zu geben hatte, wurde größer, heißer und fordernder.

„Sag es mir einfach.“ Er lehnte sich vor, saugte mein Ohrläppchen zwischen seine Lippen und biss kurz zu. „Ich verspreche, dass ich es dir gebe.“

„Bitte“, sagte ich und schloss die Augen, um nichts mehr mitzubekommen außer ihm. „Bitte. Ja.“

Er griff um mich herum, bewegte seine Fingerspitze über meiner Klit mit genau dem richtigen Druck und im richtigen Rhythmus. Ich spürte, wie er an meinem Nacken lächelte, und als er seinen Mund öffnete und seine Zähne auf meine Haut drückte, war ich erledigt. Wärme strömte meine Wirbelsäule hinunter, um meine Hüften herum und zwischen meine Beine, und ich presste mich ruckartig an ihn. Meine Hände stemmte ich gegen das Glas, mein gesamter Körper erbebte von dem Orgasmus, der mich überrollte, mir den Atem nahm. Als er schließlich nachließ, zog Ryan seinen Schwanz heraus und drehte mich zu sich um, saugte an meinem Hals, meinem Kinn, meiner Unterlippe.

„Sag Danke“, flüsterte er.

Ich grub meine Hände in sein Haar und zog fest daran, in der Hoffnung, eine Reaktion von ihm zu bekommen. Ich wollte herausfinden, ob er wirklich alles unter Kontrolle hatte oder ob er wahnsinnig war. Was taten wir da?

Er stöhnte, lehnte sich gegen meine Hände und bedeckte meinen Hals mit Küssen, drückte seine Erektion gegen meinen Bauch. „Jetzt besorg du es mir.“

Ich griff mit einer Hand nach seinem Schwanz und begann, ihn zu massieren. Er war schwer und groß, lag perfekt in meiner Hand. Ich hätte ihm das gerne gesagt, aber nie im Leben würde ich ihn wissen lassen, wie wunderbar er sich anfühlte. Stattdessen wich ich zurück und sah ihn unter halb gesenkten Lidern hinweg an.

„Ich werde dich so heftig kommen lassen, dass du vergisst, dass du eigentlich das größte Arschloch der Welt bist“, brummte ich und glitt am Fenster herunter. Dann nahm ich langsam seinen Schwanz in den Mund, bis tief in den Rachen. Er spannte die Muskeln an und gab ein tiefes Stöhnen von sich. Ich sah zu ihm auf: Seine Handflächen und seine Stirn ruhten auf der Fensterscheibe, die Augen fest geschlossen. Er wirkte verletzlich, und er sah umwerfend schön aus in seiner Hingabe.

Aber er war nicht verletzlich. Er war der größte Scheißkerl auf diesem Planeten, und ich kniete vor ihm. Das ging nicht, auf gar keinen Fall!

Also stand ich auf, anstatt ihm zu geben, was er – wie ich wusste – wollte, schob meinen Rock wieder hinunter und sah ihm in die Augen. Es war einfacher so, ohne dass er mich berührte und gegen meinen Willen irgendwelche Gefühle in mir hervorrief.

Ein paar Sekunden vergingen, ohne dass einer von uns beiden zur Seite sah.

„Was zum Teufel tust du da?“, sagte er mit rauer Stimme. „Knie dich hin und mach den Mund auf.“

„Niemals.“

Ich hielt mein knopfloses Hemd vorne zusammen und verließ den Raum. Dabei betete ich, dass meine wackligen Beine mich nicht verraten würden.

In meinem Büro packte ich meine Handtasche, die auf dem Schreibtisch lag, warf mir den Blazer über und versuchte ihn hektisch und mit zitternden Fingern zu schließen. Mr Ryan war mir nicht gefolgt, und als ich zum Fahrstuhl lief, betete ich, dass der Lift kommen würde, bevor ich meinem Chef wieder ins Gesicht sehen musste.

Bevor ich endlich draußen war, durfte ich über das Geschehene nicht mal nachdenken. Ich hatte zugelassen, dass er mich vögelte, mir den verflucht nochmal gigantischsten, geilsten Orgasmus meines Lebens schenkte … und dann hatte ich ihn mit bis zu den Knöcheln runtergelassenen Hosen im Konferenzraum stehen lassen, mit den dicksten Eiern seit Menschengedenken. Wenn das einer anderen passiert wäre, hätte ich ihr sicher begeistert ein High-five gegeben. Nur war es leider keiner anderen passiert.

Scheiße.

Die Türen öffneten sich, und ich drückte den Knopf, zählte die Stockwerke nach unten. Sobald der Fahrstuhl in der Lobby angekommen war, hechtete ich den Gang entlang. Ich hörte noch, wie der Wachmann irgendetwas von wegen spätem Feierabend sagte, aber ich winkte nur und rannte an ihm vorbei.

Bei jedem Schritt erinnerte mich das Brennen zwischen meinen Beinen an die Ereignisse der letzten Stunden. Als ich bei meinem Wagen ankam, drückte ich auf die Fernbedienung, öffnete die Tür und ließ mich in die Sicherheit des Ledersessels sinken. Ich betrachtete mich im Rückspiegel.

Was zum Teufel war da gerade abgegangen?

ZWEI

Verflucht. Ich bin dermaßen am Arsch.

Seit ich vor dreißig Minuten aufgewacht war, starrte ich an die Decke. Mein Hirn: ein Chaos. Mein Schwanz: hart.

Oder besser: wieder hart.

Mürrisch starrte ich gegen die Zimmerdecke. Egal, wie oft ich mir einen runterholte, seitdem sie mich gestern Abend stehen gelassen hatte, die Erektion kam jedes Mal zurück. Und auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hatte – es war diesmal tatsächlich schlimmer als die hundert anderen Male, die ich so aufgewacht war. Denn dieses Mal wusste ich, was ich verpasste. Sie hatte mich nicht mal kommen lassen.

Neun Monate. Neun beschissene Monate mit Morgenlatte, Selbstbefriedigung und endlosen Fantasien über jemanden, den ich noch nicht mal wollte. Na ja, das stimmte nicht ganz. Ich wollte sie. Ich wollte sie mehr als jede andere Frau, die ich je gesehen hatte. Das Riesenproblem war nur, dass ich sie hasste.

Und sie hasste mich auch. Ich meine, sie hasste mich wirklich. In den einunddreißig Jahren, die ich inzwischen auf der Welt war, war ich noch nie einer Frau begegnet, die mich so in Rage brachte wie Miss Mills.

Allein bei ihrem Namen regte sich mein Schwanz. Verdammter Verräter. Ich starrte auf die Stelle, wo sich das Laken zu einem Zelt wölbte. Dieses bescheuerte Körperteil war schuld an dem ganzen Schlamassel. Ich fuhr mir übers Gesicht und setzte mich auf.

Warum konnte ich ihn nicht einfach in der Hose lassen? Ich hatte es fast ein Jahr lang geschafft. Es hatte funktioniert. Ich blieb immer auf Distanz, kommandierte sie herum, verflucht, selbst ich musste zugeben, dass ich mich wie ein Bastard benahm. Und dann hatte ich einfach die Kontrolle verloren. Es hatte nicht mehr gebraucht als diesen einen Augenblick – in diesem stillen Raum zu sitzen, ihr Duft um mich herum und dieser verdammte Rock, ihr Hintern vor meinem Gesicht. Ich bin ausgeflippt.

Ich war mir sicher, wenn ich sie nur ein einziges Mal hätte, würde es eine Enttäuschung sein und das Verlangen wäre vorbei. Ich hätte endlich etwas Frieden. Aber nun lag ich in meinem Bett, mit einem Ständer, als wäre ich seit Wochen nicht gekommen. Ich sah auf die Uhr: das letzte Mal war nur vier Stunden her.

Eilig sprang ich unter die Dusche, rubbelte mich kräftig ab, als ob ich so jede Spur von ihr, von gestern Abend abwaschen könnte. Das würde ein Ende haben, es musste ein Ende haben. Bennett Ryan benahm sich nicht wie ein notgeiler Teenager, und vögelte ganz sicher nicht im Büro herum. Das Letzte, was ich brauchte, war eine Frau, die an mir klebte und damit alles zerstörte. Ich konnte nicht zulassen, dass Miss Mills solche Macht über mich besaß.

Alles war so viel besser gewesen, als ich noch nicht wusste, was ich verpasste. Denn wie schrecklich das auch gewesen war … das hier war tausend Mal schlimmer.

Ich ging gerade in mein Büro, als sie hereinkam. Der Art nach zu urteilen, wie sie mich gestern hatte stehen lassen, geradezu aus der Tür gestürmt war, vermutete ich, dass eine der folgenden beiden Szenarien mich erwartete: Entweder würde sie mir flirtende Blicke zuwerfen und denken, dass das von gestern Abend etwas zu bedeuten hatte, dass wiretwas zu bedeuten hatten. Oder sie würde mich verpfeifen, und dann wäre ich im Arsch.

Wenn sich herumsprechen würde, was wir getan hatten, lief ich nicht nur Gefahr, meinen Job zu verlieren, sondern alles, wofür ich gearbeitet hatte. Und trotzdem – sosehr ich sie auch hasste – konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie das tun würde. Wenn ich etwas über sie gelernt hatte, dann dass sie sich vertrauenswürdig und loyal verhielt. Sie war zwar vielleicht eine abscheuliche Kratzbürste, aber ich glaubte nicht, dass sie mich den Löwen zum Fraß vorwerfen würde. Seit dem College arbeitete sie schon für die Ryan Media Group und war nicht zu Unrecht eine angesehene Mitarbeiterin der Firma. Jetzt würde sie in wenigen Monaten ihren BWL-Abschluss machen und konnte sich danach ihren Job vermutlich aussuchen. Auf keinen Fall würde sie das gefährden.

Aber dass sie mich einfach völlig ignorierte – nicht zu fassen! Sie trug ihren knielangen Trenchcoat. Der verbarg, was immer darunter war, aber zeigte verdammt gut ihre beeindruckenden Beine.

O Scheiße … Wenn sie diese Schuhe trug, war es gut möglich, dass … Nein, nicht dieses Kleid. Bitte, lieber Gott, nicht dieses Kleid. Ich wusste genau, dass ich für solch einen Scheiß heute nicht genügend Willensstärke hatte.

Ich starrte sie wütend an, während sie ihren Mantel in den Schrank hängte und sich an ihren Schreibtisch setzte.

Teufel nochmal, diese Frau war wirklich so was von heiß.

Es war das weiße Kleid. Mit einem tiefen Ausschnitt, der ihre weiche, glatte Haut an Hals und Dekolleté betonte, und aus einem Stoff, der sich perfekt an ihre herrlichen Brüste schmiegte, war dieses Kleid mein Verderben – Himmel und Hölle auf köstlichste Weise vereint.

Der Saum ging knapp über ihre Knie, und dennoch hatte ich noch nie ein Kleid gesehen, das so sexy war. Es hatte nichts Provokatives an sich, aber irgendwas an dem Schnitt und an diesem verflucht jungfräulichen Weiß ließ mich praktisch den ganzen Tag mit einem Ständer rumlaufen. Außerdem trug sie ihr Haar immer offen, wenn sie es anhatte. Eine meiner wiederkehrenden Fantasien war, ihr Haar von all diesen verdammten Nadeln zu befreien, bevor ich es packte und sie vögelte.

Gott, sie machte mich wütend!

Als sie meine Anwesenheit immer noch nicht registrierte, drehte ich mich um und marschierte in mein Büro, warf die Tür hinter mir zu. Warum hatte sie immer noch so eine Wirkung auf mich? Ich hatte nie zugelassen, dass mich irgendwer oder irgendwas von der Arbeit ablenkte, und ich hasste sie dafür, dass ihr das als Erste gelang.

Aber einem Teil von mir gefiel die Erinnerung an ihren triumphierenden Gesichtsausdruck, als sie sich umgedreht und mich keuchend zurückgelassen hatte – keuchend und darum bittend, dass sie mir einen blies. Dieses Mädchen hatte ein Rückgrat aus Stahl.

Ich unterdrückte ein Grinsen und konzentrierte mich stattdessen darauf, sie zu hassen.

Arbeit. Ich würde mich einfach auf die Arbeit konzentrieren und aufhören, an sie zu denken. Ich ging zu meinem Schreibtisch hinüber und setzte mich hin, versuchte, meine Aufmerksamkeit auf irgendwas zu lenken – Hauptsache, ich dachte nicht daran, wie großartig sich ihre Lippen gestern Abend angefühlt hatten.

Das bringt dich nicht weiter, Bennett.

Ich klappte meinen Laptop auf und checkte meinen Terminplan für den Tag. Mein Terminplan … Scheiße. Das Biest hatte die aktuellste Version davon auf ihrem Computer. Hoffentlich verpasste ich nicht irgendwelche Meetings an diesem Morgen, denn ich würde die Eiskönigin nur hereinrufen, wenn es unbedingt notwendig wäre.

Als ich mir gerade eine Kalkulationstabelle ansah, klopfte es an der Tür. „Herein“, rief ich. Ein weißer Umschlag wurde mit lautem Klatschen auf meinen Tisch gepfeffert. Ich blickte hoch. Miss Mills sah auf mich herunter, eine Augenbraue spöttisch in die Höhe gezogen. Ohne eine weitere Erklärung drehte sie sich um und verließ mein Büro.

Panik stieg in mir auf, und ich starrte auf den Umschlag. Vermutlich war es ein offizieller Brief, in dem sie mein Benehmen beschrieb und darauf hinwies, dass sie mich wegen Belästigung am Arbeitsplatz verklagen würde. Ich erwartete einen Briefkopf und am Ende der Seite ihre gleichmäßige, klare Unterschrift.

Womit ich nicht rechnete, war die Quittung für einen Onlinekauf … zu Lasten der Firmenkreditkarte. Ich sprang von meinem Stuhl und rannte aus meinem Büro, ihr hinterher. Sie ging gerade zum Treppenhaus. Gut. Wir befanden uns im siebzehnten Stock, und niemand – außer uns beiden – benutzte jemals die Treppe. Ich konnte sie anschreien, wie ich wollte, und niemand würde es mitbekommen.

Die Tür schlug mit einem lauten Knall zu, und ihre Absätze klackerten vor mir die Stufen hinab.

„Miss Mills! Wo zum Teufel meinen Sie, jetzt hingehen zu müssen?“

Sie lief weiter, ohne sich nach mir umzudrehen. „Wir haben keinen Kaffee mehr, Mr Ryan“, fauchte sie. „Als Ihr ‚Büromädchen‘ gehe ich jetzt in die Cafeteria im vierzehnten Stock und hole welchen. Ich kann nicht zulassen, dass Sie Ihre Dröhnung Koffein nicht bekommen.“

Wie konnte jemand so heiß sein und gleichzeitig so eine Zicke? Ich holte sie auf dem Treppenabsatz ein, packte sie am Arm und drückte sie gegen die Wand. Abschätzig kniff sie die Augen zusammen und zischte durch die Zähne. Ich fuchtelte aufgebracht mit der Quittung vor ihrem Gesicht herum. „Was ist das?“

Sie schüttelte den Kopf. „Wissen Sie was – für einen solch aufgeblasenen Besserwisser sind Sie manchmal ein ganz schön dummes Arschloch. Wonach sieht es denn aus? Es ist eine Quittung.“

„Das sehe ich“, presste ich hervor und zerknüllte das Papier in meiner Faust. Dann drückte ich es gegen die zarte Haut direkt über ihren Brüsten und spürte, wie mein Schwanz sich regte, als sie nach Luft schnappte und ihre Augen sich weiteten.

„Wieso kaufen Sie sich von Ihrer Firmenkreditkarte Anziehsachen?“

„Irgend so ein Bastard hat meine Bluse zerrissen.“ Sie zuckte mit den Schultern, näherte dann ihr Gesicht meinem und flüsterte: „Und mein Höschen.“

Verflucht noch mal.

Ich atmete tief durch die Nase ein, warf das Papier auf den Boden, dann lehnte ich mich vor und drückte meine Lippen auf ihre, vergrub meine Finger in ihrem Haar und nagelte sie an der Wand fest. Mein Schwanz pochte gegen ihren Unterleib, als ich spürte, wie ihre Hand es meiner gleichtat und mein Haar packte, sich fest darum schloss.

Nun schob ich ihr Kleid hoch und stöhnte in ihren Mund, als meine Finger wieder die Spitzenkante ihrer schenkelhohen Strümpfe berührten. Sie tat das, um mich zu quälen, das musste es sein. Ich spürte, wie ihre Zunge über meine Lippen fuhr, während meine Fingerspitzen den warmen und feuchten Stoff ihres Höschens berührten. Ich griff nach dem Stoff und zog kräftig daran.

„Notieren Sie dann besser, dass Sie noch eins bestellen“, knurrte ich und drückte meine Zunge gewaltsam zwischen ihre Lippen, in ihren Mund.

Sie gab ein tiefes Stöhnen von sich, als ich zwei Finger in sie schob, und falls das überhaupt möglich war, schien sie noch feuchter als gestern Abend zu sein. Was für eine kranke Geschichte läuft da eigentlich zwischen uns? Sie entzog sich keuchend meinen Lippen, als ich sie hart mit den Fingern fickte, mit meinem Daumen kreisend ihre Klit rieb.

„Hol deinen Schwanz raus“, zischte sie. „Ich muss dich in mir spüren. Jetzt sofort.“

Ich sah sie mit schmalen Augen an und versuchte zu verbergen, welche Wirkung ihre Worte auf mich hatten.

„Sagen Sie bitte, Miss Mills.“

„Jetzt“, zischte sie.

„Willst du mich herumkommandieren?“

Der Blick, den sie mir zuwarf, hätte den Schwanz eines anderen Mannes vielleicht zum Schrumpfen gebracht, und ich musste gegen meinen Willen lachen. Mills hielt sich wacker. „Zum Glück habe ich heute einen großzügigen Tag.“

Ich öffnete rasch meinen Gürtel und meine Hose, bevor ich sie hochhob und brutal in sie eindrang. Grundgütiger, sie fühlte sich einfach unglaublich an. Besser als jede andere. Vielleicht erklärte das, warum ich sie nicht aus dem Kopf bekam, und eine leise Stimme in mir sagte, dass ich vielleicht niemals genug von ihr bekommen würde.

„Verdammt“, murmelte ich.

Ihr Atem kam stoßweise und ich spürte, wie sie sich um mich herum zusammenzog. Sie biss mir durch den Stoff meines Jacketts in die Schulter und schlang die Beine um mich, während ich begann, sie hart und schnell an der Wand zu nehmen. Jeden Moment konnte jemand ins Treppenhaus kommen und mich dabei ertappen, wie ich sie fickte, aber das war mir vollkommen egal. Ich musste mich von ihr befreien, sie vergessen.

Sie hob ihren Kopf von meiner Schulter und übersäte meinen Hals mit kleinen Bissen, dann nahm sie meine Unterlippe zwischen ihre Zähne.

„Kurz davor“, knurrte sie und drückte mich mit ihrem Bein tiefer in sie hinein. „Ich bin kurz davor.“

Perfekt.

Ich vergrub mein Gesicht zwischen ihrem Hals und ihrem Haar, um mein Stöhnen abzudämpfen, als ich plötzlich heftig in ihr kam, und umfasste ihren Hintern grob. Dann zog ich meinen Schwanz raus, bevor sie sich weiter an mir reiben konnte, und stellte sie auf ihre wackligen Beine.

Sie starrte mich mit offenem Mund an, ihr Blick wie ein Donnerschlag. Das Treppenhaus füllte sich mit bleierner Stille.

„Im Ernst?“, sagte sie und atmete laut aus. Ihr Kopf fiel mit einem stumpfen Geräusch gegen die Wand.

„Danke, das war fantastisch.“ Ich zog meine Hose hoch.

„Du bist ein Arschloch.“

„Das hast du schon mal erwähnt“, murmelte ich mit gesenktem Kopf, während ich meinem Reißverschluss schloss.

Als ich wieder aufsah, hatte sie ihr Kleid bereits zurechtgerückt, aber sie sah immer noch wunderschön derangiert aus, und ein Teil von mir sehnte sich danach, mich vorzubeugen und eine Hand über sie gleiten zu lassen, sie zum Orgasmus zu bringen. Aber ein noch viel größerer Teil von mir genoss die wütende Unzufriedenheit in ihren Augen.

„Wie heißt es so schön: Wie du mir, so ich dir.“

„Zu schade, dass der Sex mit dir so grauenhaft ist“, erwiderte sie ruhig. Dann wandte sie sich ab und begann, die Stufen weiter hinunterzusteigen, aber plötzlich hielt sie inne, drehte sich abrupt um und blickte mir in die Augen. „Nur gut, dass ich die Pille nehme. Danke, dass du gefragt hast, du Arschloch.“

Ich beobachtete sie, wie sie die Treppe hinunterging, und als sie um die Ecke verschwand, kehrte ich fluchend in mein Büro zurück. Mit einem lauten Schnauben ließ ich mich auf dem Schreibtischstuhl nieder und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Ich zog ihr zerrissenes Höschen aus meiner Tasche. Einen Moment lang starrte ich auf den weißen Seidenstoff zwischen meinen Fingern, dann öffnete ich meine Schreibtischschublade und ließ es fallen – neben das Exemplar von gestern Abend.

DREI

Keine Ahnung, wie zum Teufel ich es die Stufen hinunter geschafft hatte, ohne mir dabei den Hals zu brechen. Ich rannte raus, als würde ich lichterloh brennen, und ließ Mr Ryan allein im Treppenhaus zurück – mit offenem Mund, zerknitterten Klamotten und zerzaustem Haar, als wäre er belästigt worden.

Ich hetzte am Café im vierzehnten Stock vorbei, landete mit Schwung auf dem Treppenabsatz – was in diesen Schuhen keine leichte Sache war –, drückte die Metalltür auf und lehnte mich keuchend gegen die Wand.

Was war das denn gerade? Hatte ich tatsächlich meinen Chef im Treppenhaus gevögelt? Ich schnappte nach Luft und presste mir rasch die Hände auf den Mund. Hatte ich ihm befohlen, das zu tun? O verdammt. Was zum Teufel war nur mit mir los?

Wie betäubt löste ich mich von der Wand und stolperte ein paar Stufen hoch bis zum nächsten Waschraum. Ich sah kurz unter alle Türen, um sicherzugehen, dass die Toiletten frei waren, dann verschloss ich die Eingangstür. Als ich mich dem Spiegel näherte, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Ich sah aus, als wäre ich hart geritten und dann zum Trocknen abgestellt worden.

Mein Haar war der reinste Albtraum. Meine sorgfältig gestylten Wellen hingen jetzt in wirren Strähnen herunter. Anscheinend mochte Mr Ryan es, wenn ich mein Haar offen trug. Das musste ich mir merken.

Moment. Was? Wo zum Teufel kam das jetzt her? Ich würde mir das ganz sicher nicht merken. Ich schlug mit der Faust auf den Waschtisch und beugte mich etwas vor, um den Schaden genauer zu inspizieren.

Meine Lippen waren geschwollen, mein Make-up verschmiert, mein Kleid ausgeleiert und hing nur noch an mir. Außerdem hatte ich wieder kein Höschen mehr an.

Was. Für. Ein. Arschloch. Das war schon das zweite. Und was machte er überhaupt mit ihnen?

„O nein!“, entfuhr es mir. Panik stieg in mir auf. Der erste Slip würde doch hoffentlich nicht noch irgendwo im Konferenzraum rumliegen? Vielleicht hatte er ihn aufgehoben und dann weggeworfen? Um sicherzugehen, musste ich ihn fragen. Aber nein. Ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, auch nur anzuerkennen, dass … dass … Ja, was?

Ich schüttelte den Kopf, rieb mir mit den Händen das Gesicht. Grundgütiger, ich hatte alles ganz schön vermasselt. Als ich heute Morgen das Büro betreten hatte, hatte ich einen Plan gehabt. Ich wollte zu ihm reingehen, ihm die Quittung in sein kleines hübsches Gesicht schleudern und ihm sagen, dass er daran ersticken solle. Aber dann sah er so verdammt sexy in seinem dunkelgrauen Prada-Anzug aus, und sein Haar hatte ihm zu Berge gestanden wie eine Leuchtreklame, die „Besorg’s mir“ schrie, und ich hatte keinen logischen Gedanken mehr fassen können. Erbärmlich. Was war nur an ihm, dass mein Hirn bei seinem Anblick jedes Mal zu Mus wurde und mein Slip feucht.

Das war nicht gut. Wie sollte ich ihm nur entgegentreten, ohne ihn mir nackt vorzustellen? Na schön, nicht nackt. Ich hatte ihn ja schließlich noch nicht vollkommen entblößt gesehen, aber was ich gesehen hatte, ließ mich am ganzen Körper erschauern.

O nein. Hatte ich gerade „noch nicht“ gesagt?

Ich konnte kündigen. Für einen Moment dachte ich darüber nach, aber mir gefiel nicht, wie sich das anfühlte. Ich liebte meinen Job, und Mr Ryan war vielleicht der größte Mistkerl, den die Welt je gesehen hatte, aber ich war damit nun schon neun Monate klargekommen – abgesehen vielleicht von den letzten vierundzwanzig Stunden. Ich wurde einigermaßen schlau aus ihm und wusste besser als jeder andere, wie ich mit ihm umgehen musste. Und so ungern ich das auch zugab: Ich liebte es, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Er war ein Arschloch, weil er sowohl die Ungeduld in Person als auch der totale Perfektionist war; er erwartete von jedem, dass er den gleichen Ansprüchen genügte, die er auch an sich selbst stellte, und war nur mit hundertprozentigem Einsatz zufrieden. Ich musste zugeben, mir gefiel seine Erwartung, dass ich noch Besseres leisten, noch härter arbeiten konnte und alles daransetzen würde, um meine Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen – auch wenn mir seine Methoden nicht immer gefielen. Er war wirklich ein Genie in der Marketingwelt – wie alle in seiner Familie.

Und das war der andere Punkt: seine Familie. Elliott Ryan war CEO und Gründer der Ryan Media Group und wie ein Vater für mich. Mein Dad war zu Hause in North Dakota, und als ich, noch während meiner Collegezeit, als Rezeptionistin in der Firma begonnen hatte, war Mr Ryan so gut zu mir gewesen. Sie alle waren gut zu mir. Bennetts Bruder, Henry, gehörte ebenfalls zur Firmenleitung und war der netteste Kerl, den ich je kennengelernt hatte. Ich mochte jeden hier – kündigen kam also nicht infrage.

Das größte Problem war mein Stipendium. Ich musste dem Stipendienausschuss der JT Miller meine praktischen Erfahrungen präsentieren, bevor ich meinen MBA in der Tasche hatte, und ich wollte, dass meine Arbeit richtungsweisend war. Aus diesem Grund war ich bei RMG geblieben: Bennett Ryan hatte mir den Papadakis-Account angeboten – den Marketingplan für einen stinkreichen Bauunternehmer – der die Projekte meiner Kommilitonen bei Weitem übertraf. Vier Monate reichten nicht aus, um irgendwo anders neu anzufangen und irgendetwas ähnlich Gutes auf die Beine zu stellen … oder?

Nein. Ich konnte Ryan Media auf keinen Fall verlassen.

Nachdem das entschieden war, wusste ich, dass ich einen Schlachtplan brauchte. Ich musste professionell bleiben und sicherstellen, dass zwischen mir und Mr Ryan nie, nie wieder etwas laufen würde, auch wenn es bei Weitem der heißeste, intensivste Sex gewesen war, den ich je erlebt hatte … auch wenn er mir Orgasmen vorenthielt …

Wichser.

Ich war eine starke, unabhängige Frau. Ich war dabei, mir eine Karriere aufzubauen, und hatte pervers viele Stunden gearbeitet, um dahin zu gelangen, wo ich jetzt war. Mein Verstand und mein Körper wurden nicht von der Lust bestimmt. Ich musste mich nur daran erinnern, was für ein Idiot er war. Ein Weiberheld und ein arrogantes, stures Arschloch, überzeugt, alle um ihn herum wären die absoluten Deppen.

Ich lächelte mir im Spiegel zu und ging meine Sammlung jüngster Bennett-Ryan-Erinnerungen durch.

„Ich finde es wunderbar, dass Sie mir einen Kaffee bringen, wenn Sie sich selbst einen gekocht haben, Miss Mills, aber wenn ich irgendeinen Schlamm trinken wollte, hätte ich meine Tasse heute Morgen in einem Garten gefüllt.“

„Wenn Sie weiterhin darauf bestehen, auf Ihrer Tastatur herumzuhämmern, als würden Sie die Erdhörnchen bei sich zu Hause vertreiben wollen, Miss Mills, dann würde ich es begrüßen, wenn Sie die Verbindungstür während Ihrer Arbeitszeit geschlossen hielten.“

„Gibt es irgendeinen triftigen Grund, warum Sie eine Ewigkeit dafür brauchen, die Vertragsentwürfe an die Rechtsabteilung weiterzuleiten? Sind Sie die ganze Zeit damit beschäftigt, von Bauernjungs zu träumen?“

Verdammt, es würde vermutlich leichter sein, als ich dachte.

Mit einem neuen Gefühl der Entschlossenheit richtete ich mein Kleid, strich mir das Haar glatt und marschierte ohne Slip, aber selbstsicher aus dem Waschraum. Ich holte schnell den Kaffee, wegen dem ich eigentlich losgezogen war, und ging zurück zu meinem Büro, diesmal allerdings nicht durchs Treppenhaus.

Ich öffnete die äußere Bürotür und trat ein. Die Tür zu Mr Ryans Büro war geschlossen; von drinnen war nichts zu hören. Vielleicht war er kurz rausgegangen. Als ob ich jemals solches Schwein hätte. Ich setzte mich vor meinen Schreibtisch und zog aus der Schublade meine Kosmetiktasche hervor, um mein Make-up zu richten, bevor ich mit der Arbeit fortfuhr. Ihm zu begegnen war das Letzte, was ich wollte, aber wenn ich nicht vorhatte zu kündigen, würde es früher oder später geschehen müssen.

Als ich in den Kalender sah, fiel mir wieder ein, dass Mr Ryan am Montag eine Präsentation vor den anderen Vorstandsmitgliedern hatte. Ich verzog das Gesicht, als mir klar wurde, dass ich keine andere Wahl hatte, als mit ihm heute über die Vorbereitung der Unterlagen zu sprechen. Nächsten Monat hatte er außerdem eine Tagung in San Diego, was nicht nur bedeutete, dass ich im selben Hotel sein musste wie er, sondern auch im selben Flugzeug, im Geschäftswagen und in allen Meetings, die stattfinden würden. Nein, das war mir nicht unangenehm, absolut nicht.

Während der nächsten Stunde ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich zu seiner Tür hinübersah. Und dass mir jedes Mal ganz flau im Magen wurde. Wie albern! Was war nur los mit mir? Ich schloss die Akte, die ich vergeblich zu lesen versucht hatte, und ließ den Kopf in die Hände fallen. Da hörte ich, wie seine Tür aufging.

Mr Ryan kam heraus, sah mich aber nicht an. Er hatte sich den Anzug glattgestrichen, sein Mantel hing über seinem Arm, und in der Hand trug er eine Aktentasche. Sein Haar war immer noch vollkommen zerzaust.

„Ich bin den Rest des Tages weg“, sagte er, unangenehm gelassen. „Sagen Sie meine Termine ab und nehmen Sie die nötigen Umbuchungen vor.“

„Mr Ryan.“ Er hielt inne, die Hand an der Türklinke. „Bitte vergessen Sie nicht, dass Sie am Montag um zehn eine Vorstandspräsentation haben.“ Ich sprach zu seinem Rücken. Er stand da wie eine Statue, starr und angespannt, ohne mir in die Augen zu sehen. „Wenn Sie möchten, kann ich die Tabellen, Mappen und Folien gegen neun Uhr dreißig im Konferenzraum bereitstellen.“

Okay, auf gewisse Weise genoss ich es. An seiner Haltung konnte man ganz klar erkennen, dass er sich unwohl fühlte. Er nickte kurz und wollte gerade zur Tür hinausgehen, als ich ihn erneut zurückhielt.

„Und, Mr Ryan?“, fügte ich sanft hinzu. „Ich brauche noch Ihre Unterschrift für diese Spesenkostenabrechnungen, bevor Sie gehen.“

Seine Schultern sackten nach unten, und er atmete scharf aus. Er drehte sich auf dem Absatz um, kam zu meinem Schreibtisch herüber, lehnte sich vor und blätterte durch die Papiere bis zu den „Hier unterzeichnen“-Reitern, ohne mir ein einziges Mal in die Augen zu sehen.

Ich legte einen Kugelschreiber auf den Tisch. „Bitte unterzeichnen Sie dort, wo die Reiter sind, Sir.“

Er hasste es, wenn man ihm sagte, was er tun sollte, wenn er bereits dabei war, und ich unterdrückte ein Lachen.

Als er mir den Kugelschreiber aus der Hand riss, hob er langsam das Kinn und brachte seine haselnussbraunen Augen auf die gleiche Höhe wie meine. Unsere Blicke verbanden sich für gefühlte Minuten, keiner von uns sah zur Seite. Für einen kurzen Moment hatte ich das unwiderstehliche Verlangen, mich vorzulehnen, an seinem Schmollmund zu saugen und ihn zu bitten, mich zu berühren.

„Leiten Sie meine Anrufe nicht weiter“, fauchte er, unterschrieb rasch das letzte Formular und warf den Kugelschreiber auf meinen Tisch. „Wenn es irgendwo brennt, dann kontaktieren Sie Henry.“

„Bastard“, murmelte ich, während ich zusah, wie er verschwand.

Mein Wochenende war – milde ausgedrückt – beschissen. Ich aß kaum, schlief kaum, und das bisschen Schlaf, das ich bekam, wurde auch noch unterbrochen von Fantasien von meinem nackten Chef über mir, unter mir, hinter mir. Ich sehnte mich fast nach der Uni, um wenigstens etwas zu haben, das mich ablenkte.

Am Samstagmorgen wachte ich mürrisch und frustriert auf, schaffte es aber irgendwie, mich zusammenzureißen, um die Hausarbeit und den Einkauf zu erledigen.

Am Sonntagmorgen gelang mir das allerdings nicht. Ich schreckte aus dem Schlaf hoch – zitternd und keuchend, mein Körper schweißüberströmt und in die Laken verheddert. Der Traum war so intensiv, dass ich tatsächlich einen Orgasmus gehabt hatte: Mr Ryan und ich waren wieder auf dem Konferenztisch, aber diesmal waren wir beide vollkommen nackt. Er lag auf dem Rücken und ich ritt ihn, mein Körper bewegte sich vor und zurück, auf seinem Schwanz auf und ab. Er berührte mich überall, von meinen Wangen den Hals hinunter, über meine Brüste, zu meinen Hüftknochen, von wo er meine Bewegungen lenkte. Ich zerfiel in tausend Stücke, als sich unsere Blicke trafen.

„Scheiße“, stöhnte ich und hievte mich aus dem Bett. Es wurde wirklich immer schlimmer, und das im Eiltempo. Wer hätte gedacht, dass meine Arbeit für eine aggressive Arschgeige dazu führen würde, dass ich mich an ein kaltes Fenster gedrückt ficken ließ und mir das auch noch gefiel?

Ich drehte die Dusche auf. Doch während ich dastand und darauf wartete, dass das Wasser warm wurde, begannen meine Gedanken wieder zu wandern. Ich wollte, dass er zwischen meinen Beinen kniend zu mir aufschaute, ich wollte seinen Gesichtsausdruck sehen, während er mich nahm, in mich eindrang, fühlen, wie sehr ich ihn wollte. Ich sehnte mich danach, den Klang seiner Stimme zu hören, dass er meinen Namen sagte, wenn er kam.

Mein Herz wurde mir schwer. Mit diesen Fantasien befand ich mich auf einer Einbahnstraße mitten hinein ins Unglück. Ich war kurz davor, meinen Master zu machen. Er war ein Vorstandsmitglied. Er hatte nichts zu verlieren. Und ich war kurz davor, alles zu verlieren.

Ich duschte und zog mich rasch an, um Sara und Julia zum Brunch zu treffen. Sara sah ich jeden Tag auf der Arbeit, aber Julia, meine beste Freundin seit der Mittelstufe, war schwieriger zu erreichen. Sie war Einkäuferin für Gucci und füllte meinen Schrank brav mit Samples und Teilen aus der Überproduktion. Dank ihr und ihrem Rabatt besaß ich die schönsten Klamotten, die man sich kaufen konnte. Ich zahlte immer noch ziemlich viel dafür, aber das war es mir wert. Ich verdiente ganz gut bei Ryan Media, und mein Stipendium deckte alle Unterrichtskosten, aber ich konnte nicht 1900 Dollar für ein Kleid ausgeben ohne mich selbst in den Ruin zu treiben.

Manchmal fragte ich mich, ob Elliott mich so gut bezahlte, weil er wusste, dass ich die Einzige war, die mit seinem Sohn umgehen konnte. Oh, wenn er nur wüsste.

Ich beschloss, dass es keine gute Idee wäre, mit den Mädels über das zu reden, was da abging. Sara arbeitete schließlich für Henry Ryan und sah Bennett ständig irgendwo im Gebäude. Abgesehen davon wurde Sara leicht schwach. Ein Grinsen von Bennett Ryan, und sie würde alles ausspucken, was sie wusste. Julia hingegen würde mir einen kräftigen Arschtritt verpassen. Seit beinahe einem Jahr hörte sie sich mein Gejammere darüber an, was für ein Depp er war, und sie würde sich nicht gerade freuen, wenn sie hörte, dass ich mit ihm in die Kiste sprang.

Zwei Stunden später saß ich mit meinen zwei besten Freundinnen zusammen, trank auf dem Innenhof unseres Lieblingsrestaurants Mimosas und unterhielt mich über Männer, Klamotten und Arbeit. Julia hatte uns mit ein paar Anziehsachen überrascht, und für mich hatte sie ein neues Kleid dabei, das aus dem herrlichsten Stoff war, den ich je berührt hatte. Es lag in einem Kleidersack auf dem Stuhl neben mir.

„Also, wie läuft’s auf der Arbeit?“, fragte Julia zwischen zwei Melonenbissen. „Macht dieser Blödmann von Chef dir immer noch das Leben schwer, Chloe?“

„Ach, der hübsche Bastard“, seufzte Sara, und ich betrachtete interessiert das Kondenswasser auf meinem Champagnerglass. Sie stopfte sich eine Weintraube in den Mund und nuschelte: „Herrjeh, du solltest ihn mal sehen, Julia. Das ist der treffendste Spitzname, den ich je gehört habe. Er ist ein Gott. Und das meine ich. An ihm ist alles perfekt, äußerlich jedenfalls: Gesicht, Körper, Klamotten, Haare … O Gott, seine Haare. Er hat diesen kunstvoll arrangierten, zerzausten Stil drauf“, sagte sie und deutete mit ihren Handbewegungen die Form seiner Frisur an. „Es sieht aus, als hätte er gerade eine wilde Nummer mit jemandem geschoben.“

Ich verdrehte die Augen. An sein Haar musste mich nun wirklich niemand erinnern.

„Aber – ich weiß nicht, ob Chloe dir was erzählt hat – er ist wirklich grauenvoll“, fuhr Sara fort und wurde ernst. „Will sagen, dass ich ihm bei unserem ersten Zusammentreffen bereits nach fünfzehn Minuten am liebsten seine Reifen mit einem Messer aufgeschlitzt hätte. Er ist der größte Pimmel, dem ich je begegnet bin.“

Beinahe verschluckte ich mich an einem Stück Ananas. Wenn Sara nur wüsste! Der Kerl war wirklich gesegnet, wenn es um sein bestes Stück ging. Es war fast schon unfair.

„Warum ist er so ein Arsch?“

„Wer weiß“, sagte Sara und blinzelte, als ob sie tatsächlich über eine gute Begründung nachdenken würde. „Vielleicht hatte er eine harte Kindheit?“

„Hast du seine Familie kennengelernt?“, fragte ich skeptisch. „Hallo?“

„Stimmt“, lenkte sie ein. „Vielleicht ist es eine Art Abwehrmechanismus. Kann ja sein, dass er gefrustet ist und das Gefühl hat, er müsse härter arbeiten als alle anderen, und sich ständig allen und jedem gegenüber beweisen, weil er so verdammt gutaussehend ist?“

Ich schnaubte. „Es gibt keinen tieferen Sinn. Er denkt, jeder sollte sich so sehr einbringen und so hart arbeiten wie er, und die meisten Leute tun das nicht. Das ärgert ihn.“

„Verteidigst du ihn etwa, Chloe?“, fragte Sara mit einem überraschten Grinsen.

„Ganz sicher nicht.“

In Julias blauen Augen las ich eine stumme Anklage. Ich hatte in den letzten Monaten genügend über meinen Chef gelästert – aber vielleicht hatte ich nie erwähnt, dass er traumhaft aussah?

„Chloe, hast du mir was vorenthalten? Ist dein Chef etwa ein scharfes Schnittchen?“, fragte sie.

„Mehr oder weniger. Er sieht gut aus, aber sein mieser Charakter macht es einem unmöglich, sich daran zu erfreuen.“ Ich versuchte so gelassen zu sein wie möglich. Julia war in der Lage, meine Gedanken zu lesen.

„Tja.“ Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck von ihrem Drink. „Vielleicht ist er ja so schlecht drauf, weil er einen kleinen Schwanz hat.“