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Beliebte Orte, geliebte Städte ist der Titel einer Reihe von Reiseberichten, die ich meist zu zweit unternommen habe. Ich habe darin kurze und lange, weite und ganz nahe Reisen zu beliebten Zielen beschrieben. Manche waren gar keine Reisen, sondern nur Ausflüge. Die Reisen hätte man auch über Aldi, Lidl & Co. machen können, und ein paar Mal sind wir dem auch erlegen und haben gebucht, ansonsten haben wir die Reisen als Vorlage genommen und unsere eigenen "gestrickt". Mal waren es Angebote, bei denen man nicht nein sagen konnte. Mal waren es genügend Meilen oder Bonuspunkte, mal ein tolles Angebot von "Fly and More".
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Seitenzahl: 232
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Erster Band
Einmal in Spaniens Hauptstadt
Zum zweiten Mal die Messestadt Leipzig besuchen
Gerade im Herbst lohnt es sich ein Besuch
Ein Ausflug nach Preußen
Noch eine Reise nach Preußen
Kleine Fluchten in eine große Stadt
Boat & Bike rund um Berlin
Mit dem Bus durch Andalusien
Zweiter Band
Mit Ryanair Holiday nach Porto
Porto und das Douro-Tal, Salamanca nicht vergessen
Kleine Abstecher – Teil 1
Gruppenreise Eastern Triangle
Kleine Abstecher – Teil 2
Mit der Familie nach Bilbao
Dritter Band
Ein paar Tage in Istanbul, die Tochter besuchen
In und bei Berlin
Vor Weihnachten in Berlin
Auf dem Shannon
Kleine Abstecher
Kurz vor dem Advent nach Sevilla
Eine kommunikative Berlinreise
Eine Rundreise durch Südengland
Fontanestadt Neuruppin
Vierter Band
Eine romantischere Reise in den Süden
Über Hamburg nach Heidelberg
Wieder im Süden, mal verlobt, mal verheiratet
Durch den Süden Dänemarks
Immer wieder ins Tannheimer Tal
Have you seen the old man in the streets of London?
Schlußwort
Beliebte Orte, geliebte Städte ist der Titel einer Reihe von Reiseberichten, die ich meist zu zweit unternommen habe. Ich habe kurze und lange, weite und ganz nahe Reisen zu beliebten Zielen beschrieben. Manche waren gar keine Reisen, sondern nur Ausflüge. Die Reisen hätte man auch bei Aldi, Lidl & Co. machen können, und ein paar Mal sind wir dem auch erlegen und haben gebucht, ansonsten haben wir die Reisen als Vorlage genommen und unsere eigenen "gestrickt". Mal waren es Angebote, bei denen man nicht nein sagen konnte. Mal waren es genügend Meilen oder Bonuspunkte, mal ein tolles Angebot von "Fly and More".
Jetzt könnte man uns für Schnäppchenjäger halten, nur weil es billig ist, reisen wir. Weit gefehlt, wir haben einfach eine Vorliebe für bestimmte Reiseziele, die man als Lieblingsstädte bezeichnen könnte, und das lässt sich auch auf Landschaften und sogar Länder ausweiten. Aber auf eine Stadt möchte ich näher eingehen, auf mein geliebtes Berlin, aus dem ich auch komme.
In diesem Buch geht es hauptsächlich um Reisen, die wir als älteres Ehepaar in den letzten 15 Jahren unternommen haben. Damit ist meine Leserschaft wohl definiert. Einiges stammt aber auch aus früheren Zeiten. Nachlesen kann man unsere Kreuzfahrten in meinem Buch Ohne Ufer, keine See, das im BoD-Verlag erschienen ist, oder quasi miterleben in meinem Blog unter kreuzfahrtschreiber.wordpress.com. Insgesamt sind es vier Bände geworden, die ich in diesem Buch zusammengefasst habe. Zu jedem Band gibt es eine Kurzbeschreibung über dessen Inhalt, so dass sich der geneigte Leser oder die Leserin besonders Interessantes für sich heraussuchen und rufen kann: „Ach, da möchte ich auch mal hin!“.
***
Im ersten Band geht es zunächst nach Madrid, der Hauptstadt Spaniens. Nicht gerade in der besten Reisezeit, tagsüber war es heiß und abends aber schön. Geleitet von den Highlights des Reiseführers von Marco Polo trafen wir uns am Bären mit dem Erdbeerbaum, machten einen Ausflug nach Toledo, gingen am Sonntag auf den Rastro und besuchten die Plaza de la Villa, den Estación de Atocha und das habsburgische Madrid. Tapas-Bars und angesagte Restaurants haben wir durchstöbert, und nicht den superteuren Schinken von den Schweinen mit den schwarzen Pfoten ausgelassen.
Mal ausgiebig die Messestadt Leipzig besuchen, ja, das haben wir. Wir waren dort wo Dr. Faustus mit den Studenten gezecht (pokuliert) hat, wissen jetzt wo das Mekka der "Kaffeesachsen" sich befindet und sahen uns auf dem Augustplatz um, da wo Kurt Masur das Gewandhausorchester dirigierte. Und das gute Gosenbier gab es in der Gastwirtschaft "Ohne Bedenken". Das Völkerschlachtdenkmal ist mehr ein Mausoleum denn ein Denkmal, dennoch ist Aussicht ausgezeichnet. Wir sind vom Hauptbahnhof zur Thomaskirche gelaufen und haben diese besichtigt, jedoch Bachs Grab nicht beachtet. Zum Schluss gab es noch ein kleiner Abendspaziergang rund um die Mädlerpassage.
Von Leipzig ist es nicht weit bis zur Niederlausitz, in Muskau den Fürst-Pückler-Park besuchen. An einem herrlichen Herbsttag haben wir uns durch den Park kutschieren zu lassen. Weiter ging es in den Spreewald, wo Kahnfahren, besser Staken lassen, Pflicht ist. Der Fährmann hielt sich mit seinen Auskünften zurück und alle Passagiere genossen die wohltuende Ruhe. Unsere kleine Rundreise fand den Abschluss in Potsdam, wo wir einem Spaziergang über den Schlosspark Sanssouci mit einem Bummel durch die historische Altstadt kombiniert haben.
Die beiden nächsten Reisen habe ich in einer Preußischen Anthologie zusammengefasst, welche bei novum-Verlag erscheinen wird. Diese literarisch verfassten Reisebeschreibungen beziehen sich auf Besuche des Schlosses Neuhardenberg im Märkischen Oderland und Rheinsberg im Ruppiner Land. Hier ein fiktives Gespräch mit dem Alten Fritz, dort Konzert, welches am Abend im Schlosshof stattfand, dessen Motto „Rendezvous in Paris, mit Prinz Heinrich ins Konzert“ war. Alles sehr preußisch.
Kleine Fluchten in eine große Stadt, gemeint ist Berlin, habe ich die dort unternommenen Streifzüge genannt. Zuerst war das Kulinarische dran, das Schinkeneisbein-Essen mit Freunden in dem Berliner Traditionslokal am Ku-Damm: Die Schildkröte. Dann ging in die jüngste Vergangenheit West-Berlins, nach Gatow zu den Fliegern. Der Besuch des Militärs-Historischen-Museums lohnt sich, dieses ist in den Hangars des währende der Blockade Berlins benutzten Flugplatzes untergebracht. Die Rosinenbomber landete und flogen auch weg von der Havel, an der Stelle, wo jetzt der öffentliche Dampfer den Fluss überquert. Das Humboldtforum ist nun fertig, des Kuppel kann man umrunden, so hat man die große Stadt voll im Blick. Nicht weit vom Forum gibt es viel Außengastronomie am Hackeschen Markt. Gleich über die die Straße wird es ruhiger und man kehrt ins Wempe ein, berühmt für seine Weißbierspezialitäten. Den Haveltrip mit dem BVG-Traditions-Bus kennt nicht jeder, die Pfaueninsel schon eher. Dort ist für den Doppeldecker-Bus Endstation. Wer nicht mehr die Havel entlang zum Funkturm fahren will, steigt am S-Bahnhof Wannsee um, nimmt ein Ausflugsschiff der Weißen Flotte oder die Wannsee-Bahn. Die Gegend rund um den Nollendorfplatz mit dem Metropol-Theater ist Schwulenkiez. Den Bedarf an Fetischbekleidung und anderen Gummiwaren dieser Klientel lässt sich unteranderem decken bei der Butcherei Lindinger. Ich ging vorbei, schaute mir die Auslagen an und besuchte alte Freunde. Keine kleine Flucht.
Mit Boat & Bike rund um Berlin, davon schwärmte die Tochter, nicht um vorher den Breitscheidplatz unsicher zu machen, auf dem Frühlingsfest war. Dann war Einschiffung auf den umgebauten Lastkahn, der sich jetzt MS MARYLOU nennt. Vom Havelufer unterhalb der Schleuse Spandau, nahe dem Festungswerk genannt der Bär, ging die Fahrt nach Potsdam. Dann Besuch der Nikolaikirche im Zentrum des Integrierten Leitbautenkonzepts. Schon mit dem Fahrrad weiter durch den Park Sanssouci hin zur Friedenskirche. Durch den Teltow Kanal über die Kleinmachnower Schleuse nach Köpenick. Gut ausgeschlafen ging es mit dem Radel durch den Treptower Volkspark mit Ehrenmal und Soldatenfriedhof, weiter wo Kreuzberg schön ist, mit dem Engelbecken des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals. Übernachtung an der Weidendammbrücke im Herzen Berlins. Mittags waren wir wieder in Spandau.
Der erste Band schließt mit dem Busrundreise durch Andalusien. Es war ein unschlagbares Reiseangebot eines Diskounters, im Februar nach Spanien. Dafür waren die Unterkünfte weit weg von Geschehen und die Reisleitung gerade noch erträglich, immer ein Zusatzangebot im Ärmel. Von Madrid bis Córdoba sind es gut 400 km. Wir waren für die Besichtigung der Mezquita angemeldet. Zum Übernachten für das nächste Reiseziel fuhr der Bus noch 150 km weiter in der Umgebung von Sevilla. Dort gab viel zu sehen: Neben der Plaza de Espana, einer der schönsten Plätze, auch die Plaza de Americana, über die Real Frabrica de Tabaco ins alte Judenviertel zu den fürstlichen Gärten im Alkazar, schließlich zur "Sich drehenden Skulptur" sprich la Giralda. Nach der Costa de Luz kam nun Jerez de la Frontera, also doch wo der Sherry herkommt. Von Ronda ging´s nach Granada, wohl der Höhepunkt der Busreise. Wir waren bei den Zigeunern im Tablao Flamenco Albayzin und Garten und Palast der muslimischen Herrscher (Generalife), gemeinhin Alhambra genannt. Von Granada ging es nach Toledo. Von da ging´s zurück zu unserem Hotel in Madrid. Jetzt war genug Zeit, sich in den nächsten Tagen Spaniens Hauptstadt anzusehen.
***
Es war nicht das erste Mal, dass ich in Spanien war. Aber so richtig mittendrin war ich nicht. Ich war mit Freund Charlie an der Costa Brava, von Berlin aus mit dem Auto, genauer gesagt mit einem Karman Ghia, dem damals angesagten Sportcoupé. Irgendwie hatten wir eine Unterkunft gefunden, zu einer Zeit, als alle Welt dort Urlaub machte. Ich eriinnere mich noch ein Foto mit Charlie, lässig am Karmann stehend, welches in Barcelona entstand, wo wir eine corrida de toros (Stierkämpfe) besuchten. Die schönen Tage gaben uns die Kraft, in 28 Stunden nach Berlin zurückzufahren. Ein zweites Mal musste meine Segeljolle mit an die Costa Brava, wieder in der Ferienzeit, wo es schwierig war, eine Unterkunft zu finden. Trotzdem sind wir gesegelt, mit einem Charterboot. Heute frage ich mich, wozu das gut war, denn der Trailer wurde gezogen von einer besseren Ente (Modell Diane). Ich sehe noch die verzweifelten Blicke der Fernfahrer, die uns in den Pyrenäen überholten. Dem Segeln bin ich treu geblieben, ich habe es oft auf Mallorca gemacht. Und doch war ich einmal in Madrid, geschäftlich. Von der Stadt habe ich nicht viel gesehen. So, jetzt genug der Vorrede.
Wie beschreibt man eine solche Städtereise, chronologisch, tageweise? Ich habe mich an zwei Dingen orientiert, an den Fotos, die ich gemacht habe, und an den Highlights im Reiseführer. Hier ein Foto von einer der typischen Häuserfassaden.
Wenn die Spanier keinen besseren Treffpunkt wissen, sagen sie „Nos vemos en el oso y el madroño“. Das heißt, der Treffpunkt ist an der Puerta del Sol, dem Wahrzeichen Madrids. Der Platz ist riesig und liegt in der Mitte der Querachse vom Königspalast über die Oper zur Plaza de la Cebiles und zum Retiro-Park. Unsere Pension, das Hostal Oriental, liegt in der Calle del Arena, nicht weit vom Sol entfernt. Gegenüber der Pension konnte man in einer Filiale einer Bäckereikette frühstücken, wie überall bei uns. Und dann machten wir uns auf den Weg, alles war nicht weit. Rund um die Puerta del Sol ist eine große Fußgängerzone, in den Bars und Restaurants kann man die verschiedenen Schinkensorten probieren. Das haben wir mehrmals gemacht.
Die Reise nach Madrid war für uns ein kleiner Urlaub, nur für drei Tage. Alles selbst organisiert, den Reiseführer immer zur Hand. Das Meilenkonto war gut gefüllt, so dass wir zwei Freiflüge hatten. Auch das Hotel hat nicht die Welt gekostet.
Vom Flughafen Barajas sind wir mit der Metro gefahren, haben freundlich auf Englisch gefragt, wie wir zum Hotel kommen und wie wir ein Metro-Ticket kaufen können. Dann haben wir ein bisschen gesucht und schließlich das Oriental gefunden. Die Zimmer in der Pension hatten keine Klimaanlage, was hätten wir dafür gegeben, bei der Hitze draußen. Abends war es dann erträglicher.
Neben El Greco, dem Maler, lebte hier auch Miguel de Cervantes mit seinem berühmten Helden Don Quijote. Auf dem Bild sieht man ihn in Richtung La Mancha blicken. Miguel de Cervantes war eigentlich ein Heimatdichter, der die Gegend südlich des Tajo (Tejo)-Flusses beschreiben wollte, die Region Kastilien-La Mancha, zu deutsch „Fleck“.
Vom Busbahnhof Estacion Sur fahren alle halbe Stunde Busse nach Toledo. Wir dachten, das können wir auch machen, und es wurde ein schöner Ausflug. Nur zur Stadt mussten wir einmal umsteigen. Wir sind durch die Stadt gelaufen, haben an der gotischen Kathedrale angehalten und sie besichtigt. Drinnen ist alles riesig und dunkel. Man spürt förmlich die Heilige Inquisition, wäre da nicht ein großes Loch in der Decke, durch das das Tageslicht hereinfällt. Ziemlich angruselt verließen wir die Kirche.
Irgendwo haben wir noch etwas gegessen, in einer Touristenkneipe, und uns dann auf den Rückweg gemacht, hier und da ein Blick in die mittelalterlichen Gassen geworfen. Wir erinnerten uns daran, dass Toledo einmal Hauptstadt war, gegründet von den Westgoten, erobert von den Arabern, zurückerobert von den Spaniern und zurückgelassen von Karl V. (Carlos I.), der nach Madrid ging.
Von der Balustrade aus warfen wir noch einmal einen Blick über den Tajo in die Mancha, konnten aber nirgends die Windmühlen entdecken, die Don Quijote so heftig bekämpfte.
Der riesige Flohmarkt von Madrid, der Rastro, ist nicht nur ein Sonntagsvergnügen der Madrileños, sondern auch für Touristen aus Deutschland, wie uns. Wir suchen auch nichts Bestimmtes, gucken mal hier, mal da, aber gekauft wird doch etwas. Als ich das erste Mal dort war, geschäftlich, wurden noch Singvögel verkauft, die habe ich jetzt nicht mehr gesehen.
Auf dem Rastro muss man zwei Dinge tun: Tapas und Wein genießen und aufpassen, dass man nicht bestohlen wird, die Taschendiebe haben alle Tricks drauf. Von der Plaza Cascorro, auf der früher geschlachtet wurde und die Metzger die blutige Ware verkauften, gelangt man über die Ribera de Curtidoros (Gerber) zu den besseren Klamotten- und Schuhläden. Hier kann man noch einmal richtig zuschlagen.
In jeder größeren Stadt Spaniens gibt es einen Plaza Major, von denen der in Madrid wohl der größte ist. Auf diesen Plätzen ist immer etwas los und im Innenkarree gibt es überall Lokale und Geschäfte und natürlich die Touristeninformation, wo man auch mit seinen Spanischkenntnissen überraschen kann. Weiter in der Fußgängerzone befindet sich der Plaza de la Ville, einer der ältesten Plätze der Stadt. Der Platz ist von Palästen umgeben, einer davon ist das Rathaus von Madrid. An ihm hängt die spanische Nationalflagge. Die Statue in der Mitte des ruhigen Platzes ist nicht, wie ich vermutete, König Karl I., sondern ein berühmter Admiral aus dem 16. Hier steht auch das älteste profane Gebäude, die Casa y Torre de los Lujanes. Wir verlassen den Platz durch den Torbogen und gehen weiter durch die alten Gassen und über kleine Plätze. Einige Straßenschilder erinnern noch an die maurische Zeit.
Eigentlich wollten wir mit dem Zug nach Toledo fahren, aber man sagte uns, dass es mit dem Bus billiger sei. Aber wir sind nicht umsonst gekommen, der alte Bahnhof ist ein riesiges Tropenhaus, ein Palmengarten mit Cafés, gut für einen Café con leche. Hinter dem alten Bahnhof ist ein moderner Bahnhof, für die Schnellzüge nach Sevilla, wo die Weltausstellung stattfand.
Über die Straße liegt das Kunstzentrum der Königin Sofia (Cento de Arte Reina Sofia). Eine Sammlung zeitgenössischer spanischer Kunst, deren Herzstück das großformatige Picasso-Gemälde „Guernica“ ist. Muss man gesehen haben. Ein Stockwerk höher sind Bilder von Joan Miró, Salvador Dali etc. zu sehen. Eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt, das Museo Nacional del Prado, haben wir nicht betreten, sondern nur von außen gesehen. Als ich geschäftlich in Madrid war, bin ich einmal dort gewesen.
Kaiser Karl V. war auch König von Spanien, Charlos Primero, in dessen Weltreich die Sonne nie unterging. Dann kamen die Bourbonen an die Macht und bauten den Palacio Real. Um diesen herum entstand das Viertel (Barrio) La Latina, wo man abends gut ausgehen kann. Und schöne Parks und Plätze, wie Campo del Moro (Jardienes del Palacio Real), Jardines de Sabatini, Plaza de Oriente, tagsüber.
Abends gingen wir in die Zona de Marcha, hatten Hunger und fanden eine der schönsten Ecken, El Buey (Der Ochse). Wir aßen eines der leckeren Fleischgerichte vom heißen Stein. Nach reichlich Wein sind wir dann zu unserem Hotel getrottet, es war ja nicht weit. Unvergesslich die beleuchteten Calles am Abend.
Die Frage lässt sich kurz beantworten: Tagsüber heiß und abends erträglich schön. Vielleicht doch zu kurz. Wir haben in den wenigen Tagen einen Eindruck von einer schönen Stadt bekommen, wir waren mittendrin. Wir haben nicht das Prado-Museum besucht, nicht den Retiro-Park und auch nicht den Königspalast, sondern die Überreste der maurischen Bebauung in einer Tiefgarage. Abends waren wir aktiver: Tapas Bars und Restaurants waren angesagt, wir empfehlen die Finca de Susana mit Schlangestehen und für wenig Geld, Las Bravas (gemeint sind wohl nicht die Tapferen, sondern die, die die scharf gewürzten Bratkartoffeln essen) und das Museo del Jamón, wo es superteuren Schinken (von den Schweinen mit den schwarzen Pfoten) gibt und man erwarten kann, dass irgendjemand Deutsch kann. Die Lufthansa brachte uns dann nach Frankfurt am Main und von dort ging´s mit dem Regio nach Hause.
Ein paar Jahre später waren wir wieder in Madrid, auf einer Rundreise aus dem Prospekt. Dort entdeckten wir andere Dinge, von denen ich in einem weiteren Kapitel berichten werde. Nur soviel, das erste Mal fanden wir es schöner.
Ich war schon einmal in der Messestadt, zu DDR-Zeiten Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Mit der SED aus West-Berlin hatten wir, linksorientiert wie wir damals waren, die Gelegenheit dazu. Wir sind über Ostberlin zur Messe gefahren, eine Übernachtung inklusive. Auerbachs Keller haben wir auch besucht, das war wohl Standard, auch das Völkerschlachtdenkmal. Mehr war nicht drin.
Das noch in Erinnerung und dem Tipp meines Freundes folgend, stand nun der Besuch mit der ganzen Familie an. Eine Tochter kam mit dem FLIX-Bus aus Berlin, die Bahn wäre schneller gewesen und auch nicht viel teurer. Wir alle wollten sehen, wie sich Leipzig als Leuchtturm der Entwicklung in den neuen Bundesländern gemacht hat. Von unserem Besuch habe ich Fotos gemacht und sie kommentiert auf Tripadvisor gepostet. In meinen Berichten ist von Dr. Fautus die Rede, was es mit den „Kaffesachsen“ auf sich hat, was es am Augustusplatz alles zu sehen gibt, wie das Hotel so war, wir waren am Schillerhaus und im „Ohne Bedenken“, von Nationaldenkmal ist die Rede, mit ein bisschen Napoleon, sowie von einem Spaziergang am Tag und einem am Abend.
Diese Szene, als Holzschnitt gesehen, inspirierte unseren Dichterfürsten zu seinem „Faust“. Und der Teufel (Mephisto) ritt auf dem Weinfass hinaus. Als wir dort waren, allerdings im Großen Keller, haben wir davon nichts gesehen. Dafür haben wir ein leckeres Essen bestellt und das noch leckerere Schwarzbier genossen. Der Keller fasst zwar über 500 Leute, aber man sitzt sehr schön und es ist überhaupt nicht laut. Schön ist auch, dass man von netten Damen platziert wird. Der Service ist überdurchschnittlich gut. Bemerkenswert sind die Schüsselgerichte, von denen sich jeder so viel nehmen kann, wie er möchte. Gut gestärkt setzten wir unseren abendlichen Bummel durch die Passagen fort. Übrigens, der Namensgeber war Leibarzt bei Seiner Durchlaucht, den Kurfürsten. Für seinen Dienst durfte Dr. Auerbach, nicht der andere Doktor, ein Weinlokal eröffnen.
Die abfällige Bemerkung Friedrichs des Großen geht wohl auf den Ausspruch "Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfn" zurück, mit dem die sächsischen Soldaten im Siebenjährigen Krieg den Dienst an der Waffe verweigerten. Sie wären sicher lieber im Coffe Baum in Leipzig gewesen. Dort haben wir zu Mittag gegessen. Während der Zubereitung sollte man die oberen Etagen besichtigen, Zeit genug. Zum Nachtisch gab es Gaffee und eine Lerche, eine Leipziger Spezialität (Törtchen mit Kirsch-Marzipan-Füllung). Die echten Lerchen waren damals schon verboten zu verzehren. Und wenn wir schon bei landestypischen Spezialitäten sind, gibt es noch zwei Dinge zu erwähnen: Leipziger Allerlei bestellt man nur im Juni, dann sind die Krebse bekömmlich. Bekömmlich wird auch das Gose-Bier, wenn man es mit allerlei Sirup versieht (ähnlich der Berliner Weiße). Im Original schmeckt es nach "saurem Bier", es gibt aber eine Leipziger Variante, die man auch so genießen kann. Wer nur einen Cappuccino trinken will, sollte draußen sitzen und die schöne Umgebung genießen.
Wer kennt das Gewandhausorchester und Kurt Masur nicht vom Hören? Sehenswert ist das Innere des 3. Baues an dieser Stelle. Aber erst von außen: der schöne Mendebrunnen davor, das Opernhaus gegenüber, die Moritzbastei dahinter. Wir haben uns auf eine der Bänke gesetzt, mit Blick nach Westen. Zwischen Universität und Kroch-Hochhaus geht es in die Einkaufsmeile. Der Blick nach oben geht zum Panorama-Hochhaus. In der Universität wurde Gottfried Wilhelm Leibniz zum Doktor der Rechte promoviert. Oben auf dem Krochhochhaus stehen Vater und Sohn und schlagen nach venezianischer Art jede Stunde die Glocke. Ihr Motto: "Arbeit überwindet alles". Auf dem Augustplatz (benannt nach dem Starken) demonstrierten am 9. Oktober 1989 siebzigtausend Leipziger für Reformen (alljährlich als Nacht der Lichter gefeiert). Und wie könnte es anders sein: Im ersten Stock des Gewandhauses fand die Messe der Tuch- und Wollhändler statt. Also doch Messe- und Kulturstadt Leipzig
Das Hotel ist eigentlich ein Standardhotel. Da es in den Reiseprospekten oft als Stadthotel angeboten wird, hier noch ein paar Anmerkungen dazu. Die Anfahrt ohne Navi ist schwierig, obwohl die Autobahnabfahrt nicht weit ist. Für Messebesucher ist das Hotel erste Wahl, in zwei Haltestellen ist man mit der Linie 16 dort. Zum Hauptbahnhof braucht man eine gute Viertelstunde. Die Tram fährt alle 9 Minuten. Eine Alternative ist die S-Bahn zum Hauptbahnhof. Dauert nur 6 Minuten, aber auf den Fahrplan achten: Die Bahnen fahren von Gleis 1 und 3 ab (sind nicht miteinander verbunden). Schön war, dass die Fahrkarten im Hotelpreis inbegriffen waren und es genügend Parkplätze gab.
Nicht so schön ist die ausgebrannte Ruine (Flachbau) nebenan. Und bei offenem Fenster schlafen, dafür ist es nachts zu laut, die Straßenbahn, die Güterzüge, evtl. auch der Flughafen.
Über den Service und das Frühstück gibt es nur Gutes zu berichten. Für Städtereisende ist das Hotel nur eine Alternative, wenn die Hotels in der Innenstadt ausgebucht sind oder der Preis nicht ins Budget passt.
Der Stadtteil Leipzig-Gohlis ist gut mit der Straßenbahn zu erreichen. Je nachdem, wo man aussteigt und in die Menkestraße einbiegt, erreicht man zuerst das Schillerhaus (Linie 4, Menkestraße) oder die Gosenkneipe "Ohne Bedenken" (Linie 12, Fritz-Seger-Straße). Der frühe Abend ist die beste Zeit, kurz schauen, wo Schiller wohnte, und dann ab in die Kneipe. Das Gosenbier ist eigentlich ein Getränk, das man so nicht runterbekommt (im Gegensatz zum Kölsch - Bemerkung eines Rheinländers). Dem wird dadurch Rechnung getragen, dass möglichst viel Süßes reingeschüttet wird. Gegessen haben wir vorzüglich (wie in einem Kölner Brauhaus). Wer nicht im schönen Biergarten sitzen wollte, konnte in der Braustube das Bild von Michail Gorbatschow betrachten. Sein Vorgänger Erich sei 1989 abgehängt worden, versicherte uns die Bedienung, eine von der herzlichen Leipziger Art. Die Frage, ob wir wüssten, welcher ehemalige KGB-Offizier auf unseren Plätzen sitze, machte uns neugierig. Es war kein anderer als der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Wladimirowitsch Putin.
Über Kriegerdenkmäler kann man geteilter Meinung sein, eines haben sie alle gemeinsam: den Kopf gesenkt, die Waffe nach unten. So auch das Völkerschlachtdenkmal, allerdings in XXL. Das Bauwerk wirkt groß und wuchtig. Das Innere strahlt Trauer aus, besonders auf der Sängerempore. Angesichts der hunderttausend Gefallenen und der vielen toten Nichtkombattanten finde ich das angemessen.
Wer sportlich ist, schafft die 501 Stufen bis zur Aussichtsplattform locker. Für weniger Bewegliche stehen zwei Aufzüge zur Verfügung, gefühlte 200 Stufen sind es immer noch bis ganz nach oben. Nach Norden blickt man über die Alte Messe, das Goldene ist der sowjetische Pavillon, zur Innenstadt, nach Westen sieht man in der Ferne die Tagebaue, nach Südwesten fällt ein Gebäudekomplex ins Auge, der einer mittelalterlichen Abtei ähnelt, tatsächlich ist es ein Krematorium.
Der Besuch des kleinen Museums ist im Eintrittspreis enthalten. Ein Blick lohnt sich. Das Diorama zeigt die Ereignisse vor 200 Jahren. Zu sehen sind Gemälde der Generäle, Uniformen und Waffen. Etwas makaber ist die Nachbildung des Kopfes des Kaisers der Franzosen. Und wo sieht man schon eine Jakobinermütze und einen Spieß der Sansculotten?
Mit der Messetram (Linie 16) fuhren wir zum Hauptbahnhof, bzw. zum Vorplatz, einem Verkehrsknotenpunkt. Hier kann man zwar noch Fahrkarten kaufen und verreisen, aber eigentlich ist es ein Einkaufszentrum. Riesig, 280 Meter lang und auf 3 Ebenen. Gut gemacht, keine schlechte Idee.
An den Vorplatz schließt sich im Süden die Innenstadt an. Wir gingen die Nikoleistraße hinunter, vorbei an der gleichnamigen Kirche. Dann auf der Grimmaischen Straße westwärts über berühmte Passagen. Am Abend zuvor waren wir in Auerbachs Keller.
Diesmal soll es die Thomaskirche sein. Was gibt es da zu sehen? Natürlich das Grab des Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Und die berühmte Sauer-Orgel. Wer's noch nicht gemerkt hat: Das Kirchendach ist eines der steilsten Deutschlands. Gleich um die Ecke (Kleine Fleischergasse 4) ist das Coffe Baum, wo wir "ufn Schälchen Heeßen" waren.
Nun waren wir gesättigt, was lag da näher als ein kleiner Abendspaziergang. Also verließen wir Auerbachs Keller und schauten uns erst einmal in der Passage um.
Ein Blick ins Internet verrät uns: Die Mädlerpassage ist ein überdachter Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungskomplex in der Leipziger Innenstadt und zugleich eine der wenigen vollständig erhaltenen und prachtvollsten Einkaufspassagen der Messestadt. Vor allem abends, wenn alles beleuchtet ist.
Die Läden mit den Markenartikeln haben wir uns gar nicht erst angesehen, dafür aber den schönen Kuppelbau in der Mitte des Komplexes. Von der ganzen Passage waren wir schon beeindruckt, als wir Auerbachs Keller betraten.
Auf halbem Weg zwischen Nikolaikirche und Thomaskirche liegt der Alte Markt mit dem Alten Rathaus. Etwas weiter links fanden wir das Denkmal des Dichters J. W. v. Goethe. Leider erkennt man es nicht, das Gebäude dahinter überstrahlt alles. Und was wäre Leipzig ohne seine Messehöfe, von denen es 30 geben soll. Wir haben uns nur einen angeschaut, wahrscheinlich den Jägerhof.
Auf dem Rückweg zur Haltestelle am Hauptbahnhof kamen wir noch an der Nikolaikirche vorbei, auf deren Kirchplatz die Nikolaisäule steht. Wie wir später lasen, ein interessantes Denkmal. Ausgehend von den Friedensgebeten in der Nikolaikirche eroberte der Protest 1989 den öffentlichen Raum. Eine mit Palmzweigen gekrönte Säule aus dem Kirchenschiff wurde auf dem Platz nachgebaut.
***
Der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau ist von Leipzig aus in gut zweieinhalb Stunden mit dem Auto zu erreichen, egal ob man über Dresden oder durch die Niederlausitz fährt. Der berühmte Park ist ein Landschaftsgarten mit dichtem Baumbestand rund um ein romantisches Wasserschloss. Wir fuhren mit der Kutsche durch den Park. Dann ging es weiter in den Spreewald. Den hatte ich schon öfter besucht, aber jetzt im Herbst war alles entsprechend geschmückt, so dass die Kahnfahrt besinnlich schön war. Um aller Dinge drei voll zu machen, führte uns unser Weg über Potsdam nach Berlin. Was lag da näher, als den wunderschönen Park von Sanssouci zu besichtigen und anschließend shoppen zu gehen. Am nächsten Tag ging es wieder nach Hause, die Tochter hatte in Berlin noch einiges zu tun.
Sich an einem schönen Herbsttag durch den Park kutschieren zu lassen, hat was. Eine gute Stunde für 50 Euro und vier Personen, immer mit Blick auf das Schloss. Dafür gab es jede Menge Erklärungen: Jetzt wissen wir, was ein Pleasureground ist und wo es in der Stadt das berühmte Fürst-Pückler-Eis gibt (am Markt).
Mitten durch den Park fließt die Neiße. Kaum zu glauben, dass hier einmal der Eiserne Vorhang hing. Über die Brücke auf die polnische Seite zu gehen, lohnt sich nur für "Schnäppchenjäger". Viel interessanter ist die Besichtigung des Schlosses (mediale Führung). An einem Automaten kann man sich individuelle Liebesbriefe im Stil der Zeit ausdrucken, mit entsprechender Schrift und Umschlag, herrlich zu lesen. Wir taten dies im Schlosscafé. Wer den Südosten unserer Republik bereist, kommt an dem fürstlichen Landschaftspark nicht vorbei. Bei uns ging es weiter in den Spreewald, nur eine Autostunde nördlich.
Kahnfahren, besser Staken lassen, ist im Spreewald Pflicht. Aber besser nicht am Wochenende. Der Fährmann hält an, wo es Schmalzstullen (für Rheinländer "-schnittchen") und die berühmten Gurken gibt.
Die Standardfahrt ist zum "Fröhlich Hecht". Mit Pause dauert sie 3 Stunden. Ein Besuch im Museumsdorf Lehde lohnt sich, es liegt direkt neben dem Gasthof. Wir haben einen sonnigen Herbsttag erwischt. Der Kahn fuhr an den zum Erntedank geschmückten Gärten vorbei, die Blätter waren schon herbstlich verfärbt. Der Fährmann hielt sich mit seinen Informationen zurück und alle genossen die Ruhe. Wir gaben dem Fährmann 12 Euro pro Person plus Trinkgeld.
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