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Petra Durst-Benning

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Beschreibung

1906: Hoffnungsvoll reist Clara an den Bodensee. Sie träumt von einem neuen Leben. Die Berlinerin lässt den eleganten Käfig ihrer gescheiterten Ehe hinter sich, endlich will sie ihre Pläne verwirklichen. Als Tochter eines Apothekers kennt sie sich aus mit den Kräften der Natur. Und sie macht die Schönheit der Frauen zu ihrer Lebensaufgabe. Clara blüht auf, die neue Freiheit schenkt ihr innere Ruhe. Doch die Schatten der Vergangenheit drohen ihr strahlendes Glück zu zerstören. Kann Clara ihrem Geschick vertrauen? Der Jahrhundertwind hilft drei Freundinnen, ihre Träume zu verwirklichen.

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Über das Buch

Clara Gropius kann die Herrschsucht ihres Mannes nicht mehr ertragen und lässt sich scheiden. Sie verliert alles, vor allem das Sorgerecht für ihre Kinder. Mittellos versucht sie, an ihre Ausbildung in der Apotheke ihrer Eltern anzuknüpfen. Doch als geschiedene Frau ist sie ein Skandal. Niemand will sie einstellen, sie wird wie eine Ausgestoßene behandelt. Nur ihre Freundinnen Josephine und Isabelle stehen ihr bei. Und tapfer hält Clara an ihren Träumen fest, sie zieht an den Bodensee und baut sich dort ein neues Leben auf. Mit einer selbstgemachten Creme beginnt es, ihre Schönheitsrezepte finden großen Anklang, schließlich revolutioniert Claras Naturkosmetik die Gewohnheiten ihrer Kundinnen. Aber zu keinem Zeitpunkt trösten Erfolg, Ruhm und die Aufmerksamkeit der Männer sie über den großen Verlust in ihrem Leben hinweg: Clara sehnt sich nach ihren Kindern.

Band 3 der Trilogie »Jahrhundertwind«

Die Autorin

Petra Durst-Benning ist eine der erfolgreichsten und profiliertesten deutschen Autorinnen. Ihre historischen Bestseller laden die Leserin ein, mit mutigen Frauenfiguren Abenteuer und große Gefühle zu erleben. Auch im Ausland und im TV feiern ihre Romane Erfolge. Petra Durst-Benning lebt mit ihrem Mann bei Stuttgart.

Mehr erfahren Sie auf Facebook und unter: www.durst-benning.de

Petra Durst-Benning

Bella Clara

ROMAN

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ISBN: 978-3-8437-1054-1

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Werde, die du bist.

Hedwig Dohm

1. Kapitel

Sommer 1906

Die Luft in dem Berliner Gerichtssaal war zum Schneiden dick. Auf den Zuschauerbänken saßen die Leute dicht an dicht gedrängt: Marktfrauen, die ihren Fisch- oder Gemüsestand für die nächsten Stunden einem Angestellten überlassen hatten. Elegante Bürgersfrauen, die sich mit spitzenbesetzten Fächern Luft zuwedelten. Auch etliche honorig aussehende Herren saßen mit angewiderter Miene im Publikum – Ärzte aus den umliegenden Krankenhäusern, die gekommen waren, um einem der ihren beizustehen. Oder seinem Untergang beizuwohnen. Ganz klar war das nicht.

Eine Tür ging auf, drei ehrenwerte Herren betraten den Saal. Ein winziger Lufthauch kroch mit ihnen herein.

»Da, der Richter«, sagte eine rothaarige Frau in der vordersten Reihe und biss schnell noch einmal von ihrem Butterbrot ab.

Die Frau neben ihr rutschte aufgeregt auf der Sitzbank nach vorn, um besser sehen zu können. »In seiner schwarzen Robe sieht er aus wie ein Scharfrichter, oder?« Ihre Augen glänzten sensationslüstern. »Wie viele Akten er auf seinem Pult verteilt …«

»Da würd ich gern mal drin lesen, ist bestimmt spannend«, sagte die Rothaarige und kicherte. Das letzte Stück Butterbrot verschwand in ihrem grell geschminkten Mund, zufrieden wischte sie sich die Hände an ihrem Rock ab. Von ihr aus konnten sie nun anfangen!

»Wem geht’s heute eigentlich an den Kragen?«, fragte ein Mann in Postbotenuniform, während er sich neben die Frauen quetschte. Er legte seine ölig glänzende Kappe vor sich auf den Boden, zog einen Apfel aus der Tasche und biss so kräftig hinein, dass der Saft der Rothaarigen ins Gesicht spritzte.

Die Frau wischte sich über die Wange und warf dem Mann einen verärgerten Blick zu. Dreist und keine Ahnung – den brauchten sie gerade noch! Doch dann siegte ihre Mitteilungsfreude, und sie sagte: »Um eine Frau Doktor geht’s. Im eigenen Haus hat sie’s mit ihrem Liebhaber getrieben, während der Herr Doktor die Brötchen verdiente.«

»Vor den Augen ihrer Kinder«, fügte die zweite Frau aufgeregt hinzu und wischte sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn. »Und der Chef vom Herrn Doktor, der Herr Professor, hat’s auch noch mitbekommen, weil er just in dem Moment zu Besuch kam. Das muss man sich mal vorstellen!«

»So eine Schande!«, echauffierte sich die erste Frau.

Die Augen des Postboten verengten sich bösartig. »Na, die hätte ich verdroschen …«

Hektisch zeigte die Rothaarige mit dem Zeigefinger auf eine zierliche blonde Frau, die in diesem Moment durch eine der vorderen Türen den Gerichtssaal betrat. »Ist sie das?«

Ihre Nachbarin runzelte die Stirn. »Das blasse Ding? Nee, das ist bestimmt nur die Amtsschreiberin …« Gleichgültig krempelte sie ihre Blusenärmel nach oben und kratzte trockene Hautschuppen von ihrem rechten Oberarm. Im nächsten Moment bekam sie von der Rothaarigen einen kräftigen Puff in die Rippen.

»Von wegen – das ist sie doch!«

Erstaunt und fasziniert zugleich beobachtete das Publikum, wie die elegante blonde Frau auf einem Stuhl vor der Richterbank Platz nahm. Ein kollektives Raunen ging durch den Raum.

Die Angeklagte.

»Sieht eigentlich ganz harmlos aus«, sagte der Postbote und klang enttäuscht.

»Das sind doch immer die Schlimmsten!«, zischte die Rothaarige.

Eine Reihe hinter ihnen saßen auch zwei Frauen. Sie hielten sich an den Händen, als wollten sie sich dadurch gegenseitig Mut zusprechen. Die etwas größere der beiden war ebenfalls rothaarig, die andere brünett. Sie waren ungefähr im selben Alter, Mitte dreißig, und nach der neuesten Mode gekleidet. Mit ihren Hochsteckfrisuren, ihren verspielten Handtaschen und eleganten Schuhen hätten sie eher in ein Café am Spreeufer oder in eine Theaterpremiere gepasst als hierher. Im Gegensatz zu den Leuten um sie herum sprachen sie kein Wort, sondern schauten nur auf die blonde Frau auf der Anklagebank. Statt Sensationsgier lag in ihren Blicken jedoch Liebe, Verständnis und Sorge.

»Gut sieht sie aus«, flüsterte die Rothaarige der Brünetten für andere unhörbar zu. »Und so gefasst.«

»Ich bin so stolz auf sie«, flüsterte die Brünette zurück. »Was sie alles auf sich nimmt, um endlich freizukommen …«

Im nächsten Moment drehte sich die Angeklagte um, suchend wanderte ihr Blick durch den Raum. Blanke Angst stand in ihren rehbraunen Augen. Doch als sie die beiden Frauen in der zweiten Reihe sah, huschte ein Hauch Erleichterung über ihre Miene.

Mit aufmunterndem Blick, das Kinn siegessicher nach vorn gereckt, nickte die Brünette der Angeklagten zu. »Du schaffst das, Clara«, sprach sie leise, aber eindringlich vor sich hin.

Die blonde Frau nickte unmerklich zurück.

Ein Amtsgehilfe pochte laut mit einem Stock auf den Boden. »Das Hohe Gericht bittet um Ruhe! Verhandelt wird die Ehescheidung des Frauenarztes Doktor Gerhard Gropius und seiner Ehegattin Clara Gropius, geborene Berg.«

»Ein Handlungsreisender?« Der Richter nickte. »Vielleicht haben Sie die Güte, uns zu verraten, in welchen Angelegenheiten der Herr zu reisen pflegte?«

»Na, in Sachen Liebe«, ertönte es im mittleren Teil der Zuschauerbänke. Das Publikum lachte lüstern. Der Amtsgehilfe stieß erneut unwillig seinen Stock auf den Boden.

Clara schluckte. Sie war auf die Häme des Publikums vorbereitet und hatte sich vorgenommen, die Zuschauer zu ignorieren. Wenn es zu unruhig im Saal wurde, würde der Gerichtsdiener schon für Ruhe sorgen, hoffte sie.

Keiner von euch hat auch nur einen Monat, eine Woche, ja nicht einmal einen Tag in meinen Schuhen gesteckt, dachte sie bitter. Trotzdem erlaubt ihr euch ein Urteil über mich.

Sie straffte ihre Schultern. »Er … er war für eine Solinger Messerwarenfabrik auf Reisen«, sagte sie mit so fester Stimme wie nur möglich.

»Messer?«, sagte der Richter und riss übertrieben erschrocken die Augen auf. Sogleich gab auch das Publikum erschrockene Zischlaute von sich.

Clara schwieg. Was hätte sie denn sonst sagen sollen? Hätte sie Gerhard mit einem Messer erstechen wollen, hätte sie dies auch mit ihrem eigenen Küchenmesser tun können – das wusste der Richter ganz genau. Was für ein Dummkopf.

»Und wie oft besuchte besagter … Handlungsreisender Berlin?«, fragte er weiter.

Clara antwortete: »Einmal im Monat.«

Die Weiber in der ersten Reihe schnalzten mit der Zunge, die Bürgersfrauen weiter hinten sogen laut den Atem ein, die Herren Ärzte im Publikum schüttelten missbilligend ihre Köpfe.

Gerhard Gropius, der mit seinem Anwalt links von der Richterbank saß, warf Clara einen hasserfüllten Blick zu.

»Verstehe ich das richtig – es handelte sich nicht um eine einmalige Verfehlung Ihrerseits? Sie haben tatsächlich … einmal im Monat das Haus Ihres Herrn Gemahls in ein … Liebesnest verwandelt?«

Clara nickte, während ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Am liebsten wäre sie in einem tiefen Loch im Steinboden verschwunden.

Dabei hatte sie rein gar nichts getan.

Bis ans andere Ende von Berlin war sie gefahren, um den Rat eines Advokaten einzuholen. Ihren Hut tief in die Stirn gezogen, einen kleinen Schleier zusätzlich vor die Augen gezogen, hatte sie sich als »Frau Müller« vorgestellt, eine Adresse hatte sie selbstredend nicht angegeben. »Wie kann ich eine Scheidung erwirken?« – diese Frage hatte sie offen und ohne Umschweife an den Anwalt gerichtet. Er schien sie nicht zum ersten Mal zu hören und hatte mit ihr die wenigen Möglichkeiten, die es gab, durchgespielt. Das war vor einem Jahr gewesen, kurz nach dem Tod ihrer Eltern.

Aufgrund einer einmaligen Affäre ihrerseits – eines Ausrutschers – würde Gerhard die Scheidung wahrscheinlich nicht einreichen, hatte der Anwalt ihr erklärt. So wie sie ihren Mann geschildert hatte, würde er ihr vielmehr das Leben zur Hölle machen, aber sich gewiss nicht scheiden lassen. Wenn sie ihn wirklich zu diesem großen Schritt bringen – oder sollte man besser sagen »zwingen« – wollte, würde sie schon stärkere Geschütze auffahren müssen. Ein Seitensprung, bei dem er sie in flagranti erwischte, am besten in Gesellschaft eines honorigen Gastes. Dann wäre die Schmach am größten. In diesem Fall blieb jedem Ehemann nur noch übrig, die Scheidung einzureichen.

»Aber warum muss ich die Schuldige sein?«, hatte Clara verzweifelt nachgefragt. »Warum kann ich nicht einfach die Wahrheit sagen? Mein Mann schlägt und misshandelt mich, seine Handgreiflichkeiten werden von Jahr zu Jahr schlimmer!«

»Aber trachtet er Ihnen auch nach dem Leben? Nur dann könnten Sie die Handgreiflichkeiten als Scheidungsgrund angeben. Aber davon rate ich ab, denn Ihr Mann würde gewiss alles abstreiten«, hatte der Anwalt ihr erklärt. Es gebe außerdem viele Richter, die einem Ehepaar in solchen Fällen statt einer Scheidungsurkunde lieber salbungsvolle Worte mit auf den Weg gaben, fügte er noch hinzu.

Salbungsvolle Worte? Die hatte Clara von ihren Eltern mehr als genug zu hören bekommen.

»Warum verlassen Sie Ihren Mann nicht einfach?«, hatte der Anwalt von ihr wissen wollen. »Viele Ehepaare leben diskret voneinander getrennt, so dass es vom gesellschaftlichen Umfeld kaum bemerkt wird.«

Getrennt leben? Clara hatte bitter aufgelacht. Und wer spielte dann die Magd für Gerhard? Wer war sein Sündenbock, wenn er wieder mal mit den Herren Professoren in der Uniklinik, seinen Patienten und Gott und der Welt haderte? An wem sollte er sich mit all seiner aufgestauten Wut geschlechtlich abreagieren? Gerhard würde sie an den Haaren nach Hause schleifen, wenn sie auf diese Idee vom Getrenntleben käme! Keinen Pfennig sähe sie von ihm, und die Kinder würde er ihr auch entziehen, so viel war sicher.

Der Anwalt hatte wissend mit dem Kopf genickt, als hörte er so etwas nicht zum ersten Mal. Sie sei nicht die erste Frau, die zu ihm komme, um sich nach den Möglichkeiten einer Scheidung zu erkundigen. Leider würde das Gesetzbuch in solchen Fällen wenig Spielraum lassen. Wo käme man auch hin, wenn sich jeder einfach scheiden lassen könnte? Der Anwalt hatte gelacht, als habe er einen Scherz gemacht. Clara hingegen war es wie eine Rüge vorgekommen.

»Am einfachsten wäre es, wenn Sie Ihren Mann bei einem Seitensprung erwischten«, hatte der Anwalt dann gemeint.

Doch auch hier hatte Clara den Kopf geschüttelt. Sie wusste nicht, ob ihr Mann Affären hatte. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Durch die Kinder war sie die meiste Zeit ans Haus gefesselt, ihm nachzuspionieren war ausgeschlossen. Und bei den gesellschaftlichen Ereignissen, zu denen er sie mitnehmen musste, hatte sie bisher auch keinen diesbezüglichen Hinweis bekommen, denn da spielte er brav den liebenden Ehemann.

Am Ende hatte sie die Anwaltskanzlei um vierzig Mark ärmer, aber mit einer Erkenntnis mehr verlassen: Wenn sie sich von Gerhard scheiden lassen wollte, dann musste sie ihn dazu bringen, die Scheidung einzureichen. Auch wenn dies bedeutete, dass sie wie eine böse Sünderin dastand. Auch wenn dies bedeutete, dass sie keinen Unterhalt gezahlt bekommen würde. Dafür würde sie die Apotheke ihrer Eltern erhalten, deren Verpachtung würde für ihr Auskommen sorgen. Alles andere war nicht durchführbar.

Ein ganzes Jahr lang hatte sie ihr Vorhaben geplant. Die Frage, wen sie als ihren »Liebhaber« ausgeben konnte, war schnell gelöst gewesen. Sie würde nach einem jungen, mittellosen Schauspieler suchen, rund ums Städtische Theater lungerten immer etliche Beaus herum, in der Hoffnung, für eine Rolle im neuen Arthur-Schnitzler-Stück vorsprechen zu dürfen. Schwieriger war es gewesen, die Gage für die erforderlichen »Schauspielkünste« aufzutreiben. Gerhard hielt sie äußerst knapp, nur selten konnte sie hier und da etwas abzwacken. Aber am Ende hatte sie das Geld zusammengehabt. Danach galt es nur noch, den richtigen Tag zu finden.

Immer am ersten Montag im Monat kam Oberstudienrat Kälblein zu ihnen, Gerhards Mentor aus Studienzeiten. Der alte Herr und er verzogen sich dann in die Bibliothek, wo sie bei Zigarren und Weinbrand die Welt diskutierten.

Wenn sie die Kinder an diesem Abend zu Josefine brachte und es ihr gelang, den »Liebhaber« ins Haus zu holen …

Allein bei dem Gedanken an die unglaubliche Posse, die sie plante, hatten Clara die Knie gezittert. Hatte sie wirklich die Nerven dazu? Was, wenn Gerhard den jungen Schauspieler verprügelte? Sie musste sich einen sportlichen Typen aussuchen, einen, der schnell davonlaufen konnte …

Und nun, ein Jahr später, saß sie als Ehebrecherin auf der Anklagebank des Berliner Gerichts und stand dem Richter mit fester Stimme Rede und Antwort.

Nach einer guten Stunde im Gerichtssaal lagen die Fakten auf dem Tisch. Clara, des Ehebruchs überführt, trug eindeutig die Schuld am Scheitern ihrer Ehe – daran gab es weder für das Gericht noch für das Publikum auch nur den geringsten Zweifel.

Was ihre Eltern wohl zu alldem sagen würden?, ging es Clara durch den Kopf, während der Richter vor der Verkündung des Scheidungsurteils nochmals wollüstig ihre gesamten Verfehlungen aufzählte. Sophie und Anton Berg, das angesehene Apothekerehepaar aus der Berliner Luisenstadt. Sie würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, was ihre Tochter hier anstellte! Ihre Mutter hatte nie wahrhaben wollen, dass Clara in ihrer Ehe unglücklich war.

»Du provozierst deinen Mann, da ist es doch kein Wunder, wenn er wütend wird!« »Eine Ehe ist nun mal nicht immer eitel Sonnenschein.« »Andere Frauen wären froh und dankbar, einen Herrn Doktor als Ehemann zu haben, du aber beklagst dich. Undankbar bist du!« – Clara hatte die Worte ihrer Mutter noch im Ohr, als hätte sie sie erst gestern gehört.

Die blauen Flecken, die Striemen auf ihren Oberarmen, die kahlen Stellen am Kopf, wo Gerhard sie an den Haaren durch die Wohnung gezerrt hatte – all das wog weniger als das Prestige, die Tochter mit einem Arzt verheiratet zu sehen.

Doch beide Eltern waren seit einem Jahr tot. Und in den vergangenen Jahren hatte auch sie, die brave Apothekertochter, sich manches Mal gewünscht, tot zu sein.

Zweiunddreißig Jahre war sie alt. Ihr Sohn Matthias war zehn, ihre Tochter Sophie sechs. Tausendmal hatte sie sich seit dem Tod ihrer Eltern gefragt, ob sie wegen der Kinder nicht doch weiter durchhalten sollte. Gerhard war kein schlechter Vater. Und gegen die Kinder hatte er noch kein einziges Mal die Hand erhoben. Nur gegen sie. Ein falsches Wort hier, eine unbedachte Bemerkung da, mehr hatte es nicht bedurft, Gerhards Zorn auf sich zu ziehen. Immer gewalttätiger waren seine Misshandlungen im Laufe der Jahre geworden, mehr als einmal hatte sie Angst um ihr Leben gehabt.

»… und so komme ich nun zur Urteilsverkündung …«

Die Worte des Richters rissen Clara aus ihren Gedanken. Angstvoll sog sie die Luft ein.

»Ehebruch, grober Undank und keinerlei Schuldempfinden – selten lagen die Fakten in der Schuldfrage einer Scheidung so deutlich auf dem Tisch. Dem Scheidungsantrag von Doktor Gerhard Gropius wird hiermit stattgegeben. Ein Unterhaltsanspruch seitens der Schuldigen besteht nicht«, verkündete der Richter mit Vorwurf in der Stimme. Das Publikum rutschte aufgeregt auf den Bänken hin und her.

Der Richter räusperte sich. »Kommen wir nun zu den Details: Laut BGB gilt als gesetzlicher Güterstand der Eheleute die Verwaltungsgemeinschaft. Ich zitiere …« Der Richter setzte sich eine Lesehilfe auf die Nase. »›Das Vermögen der Frau – sprich das eingebrachte Gut – wird durch die Eheschließung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen. Zum eingebrachten Gut gehört auch das Vermögen, das die Frau während der Ehe erwirbt.‹ In Ihrem Fall, Frau Gropius, handelt es sich um das Haus Nummer 14 in der Görlitzer Straße sowie um die Apotheke Berg, untergebracht im selben Gebäude. Beides geht mit der Scheidung in den Besitz Ihres Ehemannes über.«

Clara glaubte nicht richtig zu hören. Die Apotheke war doch ihr Erbe! Sie hatte fest damit gerechnet, dass sie ihr zugesprochen werden würde. Sie brauchte doch das Geld aus der Verpachtung!

»Das Sorgerecht für die Kinder wird geteilt. Der zwölfjährige Sohn Matthias wird dem Vater zugesprochen, die Tochter soll zukünftig bei der Mutter leben. Für sie ist Doktor Gerhard Gropius außerdem zur Unterhaltszahlung verpflichtet.« Der Richter schaute den Arzt mit hochgezogenen Brauen an, der den Blick kühl beantwortete.

Clara blickte von ihrem Anwalt zum Richter und wieder zurück. Vergessen war die verlorene Apotheke, vergessen auch die drohende Armut. Sie sollte nur Sophie bekommen? »Kinder gehören zur Mutter, das erkennen die meisten Richter in der Regel an«, hatte der Anwalt, den sie einst konsultiert hatte, zu ihr gesagt. Clara war erleichtert gewesen. Solange sie die Kinder bekam, war ihr alles andere egal.

Auch im Publikum breitete sich Unruhe aus.

»Ruhe bitte! Ich weiß – auf den ersten Blick mag es aufgrund des liederlichen Verhaltens der Clara Gropius naheliegend erscheinen, beide Kinder beim Vater zu belassen«, führte der Richter weiter aus. »Andererseits kann niemand bestreiten, dass ein sechsjähriges Mädchen seine Mutter dringender benötigt als den Vater. Und so bin ich zu diesem großen Zugeständnis bereit, an das ich jedoch zwei Bedingungen knüpfe: Sie, Clara Gropius, dürfen Berlin mit Ihrer Tochter nicht verlassen. Außerdem sind Sie verpflichtet, Gerhard Gropius zu jeder Zeit ein Besuchsrecht zu gewähren, wohingegen er nicht verpflichtet ist, Ihnen dasselbe hinsichtlich Ihres Sohnes Matthias einzuräumen.« Der Richter nahm die Lesehilfe ab und beugte sich über seinen Tisch in Richtung Clara. »Ich kann nur hoffen, dass Sie für Ihre Tochter mehr Verantwortungsbewusstsein empfinden, als Sie es in Ihrer Ehe hatten. Sie haben heute Nachmittag Zeit, Ihr altes Zuhause aufzusuchen, Ihre Sachen und die Ihrer Tochter zu packen. Danach haben Sie kein Recht mehr, das Haus von Gerhard Gropius zu betreten. Haben Sie das verstanden?«, fragte der Richter Clara streng.

»Aber was ist mit meinem Sohn?«, rief Clara entsetzt. »Er braucht seine Mutter doch ebenfalls!«

»Das hätten Sie sich früher überlegen müssen«, antwortete der Richter kühl und erhob sich.

Im nächsten Moment entstand tumultartiges Gedränge. Das Publikum sprang erregt von den Bänken auf und diskutierte das Vorgehen des Gerichts. »Der Richter hat der gnädigen Frau ganz schön Bescheid gesagt«, sagte der Postbote in der ersten Reihe, während er seine schmierige Kappe aufsetzte.

»Das treibt anderen Weibsbildern dumme Gedanken hoffentlich aus!«, sagte ein anderer Mann.

»Aber dass der Herr Doktor auch noch die Apotheke ihrer Eltern bekommt …«, warf die Rothaarige stirnrunzelnd ein.

»Ist doch ihre eigene Schuld«, sagte ihre Freundin aggressiv. »Das kommt vom Herumhuren …« Sie warf Gerhard Gropius, der sich mit regungsloser Miene sein Jackett überzog, einen lüsternen Blick zu. »Gut sieht er aus, der Herr Doktor, meinst du nicht? Der findet bestimmt schnell wieder eine, die ihn über seinen Verlust hinwegtröstet.«

Zufrieden trollten die Frauen sich aus dem Gerichtssaal. Was für ein Schauspiel!

2. Kapitel

Als Clara aus dem Gerichtsgebäude trat, war der Tumult draußen fast noch größer als drinnen. Besucher, Fotografen, Journalisten – alle wollten die Ehebrecherin mit eigenen Augen sehen.

»Da ist sie, die Schlampe!« Finger zeigten auf sie. »Schäm dich, elendes Weibsbild!« Menschen spuckten vor ihr auf den Boden. »Pfui Teufel!«

Einen Moment lang war Clara versucht, wieder ins Innere des Gebäudes zu flüchten, doch dann holte sie tief Luft und straffte ihre Schultern. Das hier würde sie auch noch überstehen. Ihre Tochter wartete auf sie. Außerdem musste es ihr gelingen, Gerhard davon zu überzeugen, ihr auch Matthias zu überlassen.

»Ein Foto, ein Foto bitte!«

Bevor Clara sich’s versah, hielt ihr jemand eine riesige Fotokamera vors Gesicht. Ein greller Blitz traf sie, sie erschrak. Der Fotograf lachte auf.

»Frau Gropius, ein Interview für den Berliner Tagesspiegel!« Ein korpulenter Mann mit Schweißflecken unter den Achseln drängte sich aggressiv in Claras Sichtfeld. »Frau Gropius, wie fühlen Sie sich als geschiedene Frau?«

Erleichterung überflutete Clara, als sie Josefine und Isabelle entdeckte, die sich unter Einsatz ihrer Ellenbogen zu ihr durchschlängelten.

»Gott sei Dank«, flüsterte sie, als die Freundinnen sie in ihre Mitte nahmen.

»Lassen Sie die Frau in Ruhe!«, rief Isabelle den Journalisten zu. »Hauen Sie ab!«, schrie Josefine hinterher. »Der Zirkus ist zu Ende, ihr könnt alle nach Hause gehen.«

»Nur schnell weg von hier!«, sagte Clara und rannte los. Auf den hohen Absätzen ihrer feinen Sommerschuhe hasteten ihre beiden Freundinnen ihr hinterher.

Zwei Straßen weiter hielten sie außer Atem und verschwitzt auf einem kleinen ovalen Platz an. In der Mitte des Platzes befand sich ein schmiedeeiserner, prunkvoll verzierter Brunnen, und im Schatten mehrerer Kastanienbäume standen zwei hölzerne Bänke. Zwei kleine Mädchen spielten unter den wachsamen Augen eines Kindermädchens Fangen.

Mit zitternden Knien sank Clara auf eine der Bänke nieder. Josefine tat es ihr gleich, während Isabelle zum Brunnen ging und ein Taschentuch ins Wasser tauchte. Gleich darauf kam sie zurück und hielt Clara das nasse Tuch hin, dann ließ sie sich ebenfalls auf die Bank plumpsen.

Dankbar tupfte sich Clara die Stirn ab, hinter der Dutzende Gedanken hin und her schwirrten.

Für einen langen Moment war nur das Zwitschern der Spatzen in den Kastanienwipfeln zu hören. Josefine war die Erste, die das Schweigen brach. Sie umarmte Clara und sagte: »Gratulation. Ab heute bist du ein freier Mensch!«

»Du hast deine Sache richtig gut gemacht, ich war so stolz auf dich«, fügte Isabelle hinzu und umarmte sie nun ebenfalls. »Wie der Richter die Zuschauer gegen dich aufgebracht hat! Am liebsten hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Aber du hast dich nicht von ihm provozieren lassen, und das war gut so.«

Clara lächelte schwach. Schon jetzt kam ihr der ganze Prozess vor wie ein böser Traum. War das vorhin wirklich sie gewesen, die sich im Gerichtssaal so tapfer geschlagen hatte?

»Aber dass der Richter Gerhard die Apotheke zugesprochen hat, ist der Gipfel der Ungerechtigkeit! Die Apotheke hat deinen Eltern gehört, also ist sie dein Erbe. Damit wolltest du dir eine neue Zukunft aufbauen. Kann man dagegen keinen Einspruch erheben?« Josefines Augen funkelten wütend.

»Um die Apotheke kümmere ich mich später«, sagte Clara grimmig und erhob sich. »Jetzt muss ich erst einmal alles daransetzen, auch Matthias in meine Obhut zu bekommen.«

Sofort sprangen auch Isabelle und Josefine auf. »Wir begleiten dich.«

Der Gedanke, ihre Freundinnen schützend um sich zu haben, war verführerisch. Doch Clara schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich allein mit Gerhard spreche. Er hat doch gar keine Zeit für Matthias’ Erziehung, in dem Alter braucht ein Junge seine Mutter. Das muss Gerhard einsehen, oder?« Bang schaute sie von einer zur anderen.

Die beiden Frauen tauschten einen sorgenvollen Blick.

Statt die Straßenbahn zu nehmen, machte sich Clara zu Fuß auf den Weg in die Luisenstadt, das Stadtviertel, in dem sie bis vor einem halben Jahr gelebt hatte. Sie brauchte die Zeit, um sich für den Besuch in ihrem alten Zuhause Mut zuzusprechen.

Seit Gerhard im Frühjahr die Scheidung eingereicht hatte, wohnte sie bei Josefine. In der eleganten Stadtvilla war Platz genug, und Adrian, Josefines Ehemann, schien nichts gegen dieses Arrangement zu haben. Gemeinsam hatten sie täglich Josefines Tochter Amelie von der Schule abgeholt. Auf dem Schulhof konnte Clara wenigstens einen Blick auf ihre Tochter Sophie erhaschen, manchmal auch ein paar Worte mit ihr wechseln. »Mama hat dich lieb. Mama denkt an dich« – mehr war nicht möglich gewesen, nachdem der Anwalt ihres Ehemanns ein sofortiges Kontaktverbot zwischen Clara und ihren Kindern erwirkt hatte. Auf Sophies Frage »Mama, wann kommst du wieder nach Hause?« hatte sie keine Antwort gehabt.

Ohne Jo, die sie immer wieder getröstet und aufgebaut hatte, hätte sie es nicht geschafft, dachte Clara, als sie ihr altes Viertel, die Luisenstadt, erreichte. Dass vor wenigen Tagen auch noch Isabelle aus Frankreich angereist war, um ihr während des Scheidungsprozesses beizustehen, hatte ihr noch mehr Stärke verliehen.

Sie hatte es geschafft. Nie mehr würde Gerhard sie schlagen. Nie mehr musste sie sich seine abfälligen und demütigenden Gemeinheiten anhören. Doch der Preis dafür war hoch. Einen Vorgeschmack darauf, was sie als geschiedene Frau zukünftig erwartete, hatte sie heute schon bekommen. Aber nicht alle Menschen waren so niederträchtig wie die Zuschauer im Gericht. Es gab auch die, die ihre Entscheidung akzeptierten. So wie ihre Freundinnen es auch taten.

Sie würde nur ein paar Kleider von Sophie einpacken, beschloss Clara, während sie in die Görlitzer Straße einbog. Und Sophies Spielsachen natürlich. Ihre eigenen Sachen – Kleidung, ein paar Bücher, Fotografien und Erinnerungen an ihre Eltern, hatte sie schon im Frühjahr mitgenommen. Weitere Erinnerungsstücke wollte sie aus dem Haus, in dem sie so unglücklich gewesen war, gar nicht haben. Und was Matthias anging – der Bub würde selbst entscheiden können, was er mitnehmen wollte.

Unendlicher Schmerz erfüllte sie, wenn sie an ihren Sohn dachte.

Mit allen Mitteln hatte Gerhard ihr den Jungen im Laufe der Jahre entfremdet. »Schau nur, wie dumm sich die Mama wieder anstellt!« »Deine Mutter und ihre seltsamen Ansichten – hör bloß nicht auf sie, mein Sohn!« Inzwischen starrte Matthias sie schon ebenso abfällig an, wie sein Papa es tat, und seine Mundwinkel verzogen sich höhnisch, wann immer sie sich äußerte. Wenn sie ihm über die Wange streichen wollte, machte er sich steif. Das alles tat so weh! Aber was konnte der Junge dafür, dass sein Vater täglich dieses Gift in seine Adern spritzte?

Ob er überhaupt mit ihr gehen wollte?, fragte sich Clara traurig, dann drückte sie auf den Klingelknopf.

»Gnädige Frau …« Brunhilde, die Haushälterin, die Gerhard nach ihrem Weggang eingestellt hatte, nickte ihr knapp zu und wies sie an einzutreten.

Wie düster es hier drinnen war! Warum war ihr das bisher nie aufgefallen? Ein Gefühl der Beklemmung machte sich in ihr breit. Weg von hier, nur weg.

»Ich bin gekommen, um Sophie zu holen. Bestimmt hat mein … hat der Herr Doktor Ihnen Bescheid gesagt. Ist Matthias auch da?«

Die Haushälterin schüttelte den Kopf. »Ihr Sohn ist wie jeden Mittwoch in der Musikschule, Sophie oben in ihrem Zimmer.« Ohne ein weiteres Wort zog sie sich in die Küche zurück.

Matthias hatte Posaunenunterricht – wie konnte sie das vergessen? Einen Moment lang blieb Clara ratlos stehen. Und nun? Zögerlich stieg sie die Treppe zu den Schlafzimmern hinauf. Sie hatte die Klinke zu Sophies Kinderzimmer noch in der Hand, als sie erstarrte.

Gerhard saß mit Sophie auf dem Schoß auf dem Kinderbett und las ihr aus einem Buch vor.

Clara zitterte vor Angst und Aufregung. Gezwungen lächelte sie Sophie an. »Mama ist gekommen, um dich zu holen. Wir packen nur rasch deine Kleider und Spielsachen, und dann gehen wir zu Tante Josefine. Amelie freut sich sehr auf dich …« Schon war sie an der Kommode und riss das oberste Fach auf.

»Aber Mama«, piepste Sophie. »Ich kann nicht mitkommen …«

Abrupt drehte sich Clara um und warf erst Sophie, dann Gerhard einen fragenden Blick zu. Was hatte ihr Exmann sich nun schon wieder ausgedacht?

»Und warum kannst du nicht mitkommen?«, fragte Clara leise.

Die Sechsjährige schaute betreten. »Nicht böse sein, Mami. Aber schau, der Matthias bleibt doch auch hier und die Brunhilde auch.«

Clara starrte Gerhard an. »Vielleicht lässt der Vater Matthias auch mit uns kommen, er hat doch gar keine Zeit, um mit ihm Hausaufgaben zu machen.« Noch während sie sprach, wurde ihr die Abwegigkeit ihres Plans bewusst. Nie, niemals würde Gerhard seinen Sohn aufgeben!

»Da ist noch was …«, sagte Sophie. »Maunzi, die Nachbarskatze, hat Junge geworfen, und ich soll eins der kleinen Kätzchen kriegen, hat der Papa gesagt. Morgen kommt das kleine Kätzchen. Ich werde es Mika nennen. Schau, ein Körbchen steht schon bereit.« Sie zeigte auf einen kleinen Weidenkorb neben ihrem Bett, den sie liebevoll mit Kissen aus ihrem Puppenwagen ausgekleidet hatte. »Nicht traurig sein, Mama. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.«

»Das Kätzchen können wir … doch auch mitnehmen«, stammelte Clara. Aus dem Augenwinkel sah sie Gerhards spöttisches Lächeln.

Sophie schüttelte den Kopf. »Papa sagt, Katzen brauchen einen großen Garten. Und Tante Josefines Haus ist doch mitten in der Stadt, dort, wo viele Automobile und Fahrräder unterwegs sind. Da würde sich Mika bestimmt nicht wohl fühlen.«

Wie vom Donner gerührt stand Clara da. »Würdest du bitte mit rauskommen«, sagte sie mit brüchiger Stimme zu Gerhard.

»Du Schwein!«, fauchte sie ihn an, kaum dass sie die Tür zum Kinderzimmer zugezogen hatte. »Jahrelang warst du dagegen, dass eine Katze oder ein Hund ins Haus kommt, und nun das?! Was spielst du nur für ein widerliches Spiel!« Hilflos registrierte sie, dass sie am ganzen Leib zitterte.

»Ich habe meine Meinung eben geändert«, erwiderte Gerhard Gropius gelassen. »Hätte ich gewusst, dass Sophies Wunsch nach einem Kätzchen so groß ist, hätte ich ihn ihr viel früher erfüllt.« Er machte einen bedrohlichen Schritt auf Clara zu.

Unwillkürlich wollte Clara im engen Flur zurückweichen. An die Wand gepresst, sein Eau de Cologne in der Nase, ihr Herz bis zum Hals hinauf schlagend, hörte sie ihn flüstern: »Reicht es nicht, dass du Schande über uns alle gebracht hast? Willst du nun auch noch ein glückliches Kind aus seinem glücklichen Umfeld reißen? Geh und leb dein neues Leben! Aber lass Sophie hier, wo sie hingehört. Und was Matthias angeht – ich soll dir von ihm ausrichten, dass er dich niemals wiedersehen will.«

Der Hass in seinem Blick traf sie wie heiße Funken. Doch viel schlimmer noch war sein letzter Satz gewesen.

Claras Schritt war schwer wie noch nie, als sie erneut ins Kinderzimmer ging. Sie setzte sich neben Sophie aufs Bett.

»Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht mit mir gehen willst?«, fragte sie ihre Tochter sanft, die noch immer das Kinderbuch mit den Katzenmotiven betrachtete.

Sophie schaute auf und nickte stumm. Ihre veilchenblauen Augen baten um Verzeihung, als sie sagte: »Alle meine Freundinnen bleiben doch auch, und Maria im Nachbarhaus ebenfalls. Kannst du nicht auch bleiben?«

»Ach Sophie …« Ein Schluchzen unterdrückend, legte Clara die Arme um ihre Tochter, wiegte sie sanft hin und her. Das seidige, nach Puder duftende Mädchenhaar streichelte ihre Wange. Noch nie in ihrem Leben hatte etwas so weh getan. Natürlich konnte sie sich durchsetzen und Sophie mitnehmen, aber zu welchem Preis? Ihre Tochter war hier glücklich und zufrieden. Wollte sie dieses Glück aufs Spiel setzen? War es nicht eher wahre Mutterliebe, vorerst auf Sophie zu verzichten? Der Gedanke zerriss ihr fast das Herz.

Clara schloss die Augen. »Ich liebe dich mehr, als ich dir sagen kann. Und ich will nur das Beste für dich«, sagte sie rau. »Wenn du mich brauchst, sag Brunhilde Bescheid, und ich komme sofort! Ich bin immer für dich da, immer! Verstehst du das?«

Sophie nickte freudestrahlend, dann sprang sie auf und dekorierte die Kissen im Katzenkorb um. »Wenn Mika hier ist, kommst du uns besuchen, ja?«

Er wartete unten im Hausflur auf sie. Siegessicher, triumphierend.

Clara blieb einen Meter von ihm entfernt stehen. Ihr Blick wanderte voller Abscheu langsam an seinem Körper auf und ab. Was hatte sie je in diesem Mann gesehen? Die hohe Stirn, hinter der sich Arroganz und Besserwisserei verbargen. Die schmalen Lippen, an Spott und Bosheit gewohnt. Die feingliedrigen Hände, die dennoch so weh tun konnten.

»Ich bin einverstanden damit, dass Sophie hierbleibt, vorerst! Doch ich habe eine Bedingung – ich darf beide Kinder jederzeit besuchen«, sagte sie unter Aufbietung ihrer letzten Kraft und ärgerte sich über das leichte Zittern in ihrer Stimme.

Statt zu antworten, packte Gropius sie grob am Arm und zog sie in Richtung Tür, die er aufriss. »Du hast nicht das geringste Recht, irgendwelche Forderungen zu stellen. Die Kinder gehören mir, jetzt und in alle Ewigkeit. Und nun verschwinde, du elende Hure, bevor ich dich prügele, bis du nicht mehr kriechen kannst!«

3. Kapitel

Das Haus war dunkel. Alle Bewohner, bis auf einen, hatten sich zum Schlafen niedergelegt. Die kleine gestromte Katze lag eingerollt in der Armbeuge des Mädchens. Ihr Schnurren hatte das Kind in den Schlaf gelullt. Auf beiden Gesichtern lag ein Ausdruck der Zufriedenheit.

Doch als es plötzlich hell wurde im Zimmer, sprang die Katze, trotz ihres jungen Alters schon instinktsicher, eilig unters Bett, wo sie sich in der hintersten Ecke zusammenkauerte.

»Habe ich dir nicht verboten, die Katze mit in dein Zimmer zu nehmen?« Die Miene des Mannes war düster, seine Augen funkelten gefährlich.

Das Mädchen, unvermittelt aus dem Schlaf gerissen, wollte vor Aufregung schlucken, doch sein Mund war staubtrocken.

»Was ist? Antworte gefälligst, wenn ich dich etwas frage!«, herrschte der Mann das Kind an.

»Ich …« Ein Piepsen nur. Mami. Warum war die Mami nicht hier?

»Du kleines Luder …« Grob packte der Mann das Kind am Arm, riss es hoch, schüttelte es wie einen Sack Lumpen.

Stumme Tränen liefen über das Gesicht des Kindes. Am besten nichts sagen, wenn der Vater so war. Das machte ihn nur noch wütender.

»Ach, so ist das! Erst widerspenstig sein und dann heulen? Genau wie deine Mutter … Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, heißt es. Aber nicht mit mir!« Kleine heiße Spuckefetzen trafen das Kind.

»Vater … Du tust mir weh …« Das Kind begann zu wimmern.

»Ich zeig dir gleich, was richtig weh tut, du kleines Luder.« In einer weit ausholenden Geste hob er die rechte Hand und …

Ein gellender Schrei zerriss die nächtliche Stille. Wie von einer Tarantel gestochen, fuhr Clara auf. Sophie! Wo war ihre Tochter? Sie musste ihr helfen. Ihr Herz pochte, wild raste ihr Blick durch den Raum. »Sophie …«

Im nächsten Moment ging die Tür auf. Licht wurde angemacht, Josefine schaute besorgt herein.

»Clara, ist alles in Ordnung?« Noch während sie sprach, erschien auch Isabelle. »Ist etwas geschehen?«

Ein Blick in Claras aufgewühlte Miene machte den beiden Freundinnen klar, dass ans Zubettgehen so bald nicht mehr zu denken war. Josefine kochte Kamillentee, ihr Allheilmittel in allen aufgewühlten Lebenslagen. Kurze Zeit später saßen sie in ihren Nachthemden, die Haare in brave Zöpfe geflochten, in Josefines Wohnzimmer beisammen.

Als Clara den sanften Duft des Heilkrauts einatmete, fühlte sie sich tatsächlich ein wenig getröstet. Sie legte ihre Hände um die Teetasse und genoss die Wärme. »Ich hatte die Bilder so … lebensecht vor mir. Was, wenn Gerhard Sophie wirklich etwas antut?« Ihre Augen waren vor Angst geweitet, sofort begann ihr Herz wieder heftiger zu pochen. »O Gott, dann bin ich nicht da, um sie zu schützen. Ich habe sie im Stich gelassen …« Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Wie immer hatte sie alles falsch gemacht.

»Ach Clara«, sagte Josefine leise. »Man kann diesem Gerhard wirklich vieles nachsagen, aber nicht, dass er ein schlechter Vater sei. Du hast doch selbst gesagt, dass er bei den Kindern noch nie Hand angelegt hat.«

Clara schaute auf. »Das stimmt. Hätte ich in dieser Richtung auch nur die leisesten Befürchtungen gehabt, wäre eine Scheidung für mich nie in Frage gekommen.«

»Es war damit zu rechnen, dass dir der heutige Tag Alpträume bereiten würde, oder?«, mischte sich nun auch Isabelle ins Gespräch ein. »Doch es war nur ein böser Traum, und sonst nichts! Bestimmt sitzt Gerhard bei einem Glas Wein in seiner Bibliothek und gratuliert sich dazu, dass er dir wieder einmal gezeigt hat, wer der Herr im Haus ist. Aber deshalb würde er weder Matthias noch Sophie jemals etwas antun. Du kannst ganz beruhigt sein.«

»Ein böser Traum …« Zaghaft schaute Clara von einer Freundin zur anderen. Sie wollte ihnen so gern glauben. »Und wenn es doch eine Art … Vorahnung war? Hätte ich darauf bestehen sollen, Sophie zu mir zu holen?« Bevor sie sich wappnen konnte, schossen ihr erneut Tränen in die Augen. »Alles ist so schnell gegangen, ich habe mich so überrumpelt gefühlt. Und jetzt glaube ich, dass ich einen schrecklichen Fehler gemacht habe«, schluchzte sie.

Josefine und Isabelle tauschten unauffällig einen Blick. Sie hatten beide fest damit gerechnet, dass Clara mit ihrer Tochter an der Hand zurückkommen würde. Sie waren beide Mütter und wollten sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, die eigenen Kinder zu verlieren. Clara hatte die Chance gehabt, wenigstens ein Kind zu behalten. Aber sie hatte darauf verzichtet. Wie schwer musste ihr das gefallen sein …

Josefine legte eine Hand auf Claras rechten Arm, drückte ihn sanft. »Du hast alles richtig gemacht. Sophie fühlt sich wohl in ihrem Zuhause, sie dort zu belassen zeugt von wahrer Mutterliebe.«

»Außerdem musst du jetzt erst einmal so bald wie möglich auf eigenen Beinen stehen. Nur wenn du unabhängig bist, kannst du eigene Entscheidungen treffen, für dich und für deine Kinder«, sagte Isabelle.

»Was täte ich nur ohne euch …« Mit Mühe gelang Clara ein Lächeln. »Ich werde Sophie besuchen, sooft es geht. Dieses Zugeständnis muss Gerhard mir einfach machen, gleich morgen gehe ich nochmals zu ihm und rede mit ihm.« Sie spürte, wie ein Keim Hoffnung in ihr erwachte. Vielleicht war doch nicht alles verloren.

Josefine und Isabelle tauschten erneut einen skeptischen Blick. Wenn Gerhard Gropius eines nicht war, dann ein Mann der Zugeständnisse.

»Dieser schreckliche Mann!«, brach es urplötzlich aus Isabelle heraus. »Warum hast du dich ausgerechnet in ihn verlieben müssen, schlimmer noch, warum hast du ihn geheiratet? Dass er es nicht gut mit dir meint, war doch von Anfang an abzusehen. So viele Jahre hast du mit ihm vergeudet.«

Clara zuckte zusammen, als hätte sie einen Peitschenhieb versetzt bekommen.

»Isabelle«, sagte Josefine in mahnendem Ton. »Es war bestimmt nicht alles schlecht, nicht wahr, Clara?«

Es dauerte noch einen Moment, bis Clara in der Lage war zu erwidern: »Anfangs hat Gerhard mich wirklich auf Händen getragen, er hat mir jede Entscheidung abgenommen, ich fühlte mich gut aufgehoben bei ihm.« Sie schaute Isabelle herausfordernd an. »Du kannst das vielleicht nicht verstehen, du hattest bei deinen Eltern schon immer eine gewisse … Narrenfreiheit und bei deinem ersten Mann Leon ebenfalls. Ich hingegen kannte doch gar nichts anderes, als ohne Widerspruch zu gehorchen. Zuerst war es meine Mutter, die mir mein Leben diktiert hat, angefangen bei der Frage, wie lange ich im Frühjahr Wollstrümpfe zu tragen hatte, bis hin zur Entscheidung, wann ich genug Bildung genossen hatte. Ich hätte wie du auch auf eine höhere Mädchenschule gehen können! Das hat unsere Klassenlehrerin meinen Eltern sogar dringend ans Herz gelegt. Doch Mutter wollte, dass ich die Haushaltsschule besuche und lerne, wie sich eine gefällige Ehefrau zu verhalten hat.«

Isabelle lachte auf. »Das ist dann aber gründlich schiefgegangen …«

»Das ging wirklich schief«, sagte Clara und zog eine Grimasse. Gleich darauf wurde sie wieder ernst. »Dabei habe ich mich wirklich bemüht! Ich wollte Gerhard jeden Wunsch von den Lippen ablesen, wollte ihm alles recht machen. Als mir das nicht gelang, suchte ich die Schuld bei mir. Du bist zu schusselig, zu dumm, zu vergesslich, sagte ich mir. Du musst dich besser konzentrieren bei dem, was du sagst oder tust. Du musst deinem Mann besser zuhören. Du musst! Du musst! Jeden Tag nahm ich mir vor, eine bessere Hausfrau und Ehefrau zu werden. Aber mit jeder Kritik, mit jedem Wutausbruch von Gerhard wurde ich fahriger und machte noch mehr Fehler.«

»Dabei bist du von Natur aus eine der geradlinigsten Personen, die ich kenne«, sagte Josefine. »Ich weiß noch, wie ich dich in der Schule immer um deine perfekt geführten Hefte beneidet habe. Und um die Ordnung in deinem Schulranzen. Bei mir sah es immer aus wie Kraut und Rüben. Und heute ist es auch nicht viel besser …« Sie machte eine Handbewegung in Richtung des Wohnzimmertisches, auf dem sich ein Stapel Zeitschriften, ein paar leere Gläser vom Abend, Spielzeug der Kinder und Adrians Pfeife türmten.

Die drei Frauen lachten.

Clara stellte vorsichtig ihre Teetasse ab. »Ich war noch nie so wagemutig und selbstbewusst wie ihr beide. Und das bisschen, was ich mir zutraute, hat Gerhard nach und nach zerstört. Das geschah nicht von heute auf morgen, das war ein schleichender Prozess. Es kam mir vor, als würde ich mich von Tag zu Tag immer mehr auflösen, wie ein alter Fetzen Stoff, dessen Fasern immer brüchiger wurden. Irgendwann wäre nichts mehr von mir übrig geblieben!« Sie lachte traurig auf. »Wenn ich heute darüber nachdenke … Ich habe mich völlig umsonst bemüht, denn ich konnte Gerhard nichts recht machen. Er wollte mich gar nicht loben, sondern mich kleinmachen, verspotten, züchtigen. Darum ging es ihm und nicht um den perfekt geführten Haushalt. Aber das musste ich erst einmal kapieren, versteht ihr?«

Isabelle und Josefine nickten betroffen. Clara bezweifelte, dass sie verstanden.

»Nur ein Beispiel: Jeden Morgen musste ich ihn fragen, was er zum Abendessen wünscht. Kartoffeln mit Stippe, sagte er dann beispielsweise. Also kochte ich Kartoffeln mit Stippe. Doch am Abend konnte es gut sein, dass er seinen Teller durchs Zimmer schleuderte und schrie: ›Wie kannst du an einem heißen Tag wie diesem solch ein mächtiges Essen kochen? Eine kalte Sülze – danach hätte mir jetzt der Sinn gestanden!‹« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie sich von Spinnweben befreien. »Brachte ich ihm ein Bier, wollte er ein Glas Wein oder umgekehrt. ›Willst du mich zum Säufer machen?‹, sagte er eines Tages. ›Im Gegensatz zu dir muss ich tagsüber arbeiten, von daher tut es not, dass ich mit klarem Kopf ins Bett steige.‹ Also stellte ich am nächsten Tag nur eine Karaffe Wasser auf den Tisch. ›Ach, so ist das!‹, schrie er mich dann an. ›Ich soll Wasser trinken, damit die gnädige Frau sich am Nachmittag ein Likörchen gönnen kann von meinem Geld?‹« Clara schauderte.

»Aber warum hast du denn nie etwas gesagt?«, flüsterte Josefine, die aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

Clara schnaubte. »Was hätte das denn geändert? Ich hatte mir mein Bett gemacht, also musste ich auch drin liegen. Außerdem waren meine Kinder noch so klein, da konnte ich sie nicht im Stich lassen. Und ihr wisst selbst, dass eine Scheidung nur sehr schwierig zu erwirken ist. Ich selbst hätte sie gar nicht einreichen können!«

Einen Moment lang schwiegen alle drei, während die Wanduhr zwei Uhr schlug.

»Ach Clara, wenn ich dir nur irgendwie hätte helfen können«, sagte Josefine.

»Du warst immer für mich da, das war mir Hilfe genug, auch wenn ich mein Leben nicht immer vollständig vor dir ausgebreitet habe«, sagte Clara. »Ausgerechnet zu der Zeit, als meine Eltern tödlich verunglückten, hatte Gerhard auch noch Probleme in der Praxis. Ihr wisst ja, wie das im Leben ist – manchmal kommt alles zusammen. Kurz nacheinander haben seine zwei besten Hilfskräfte gekündigt, alles ging drunter und drüber, die Patientinnen beschwerten sich dementsprechend heftig. So etwas war mein lieber Mann nicht gewohnt, wo er sonst doch so sehr von seinen Damen verehrt wurde. Jeden Abend kam er missgestimmt nach Hause und ließ seine Launen an mir aus. In dieser Zeit hat er mich viel geschlagen, und es fiel mir immer schwerer, vor mir selbst so zu tun, als wäre meine kleine Welt in Ordnung. Aber immerhin versuchte ich vor den Kindern, mein fröhliches Ich zu zeigen, um sie zu schützen. Trotzdem haben sie wohl etwas mitbekommen. Sophie hat wieder ins Bett genässt. Sie war weinerlich und ist nicht mehr von meiner Seite gewichen. Matthias hatte mir Gerhard zu dieser Zeit schon längst entfremdet. Da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es für die Kinder nicht gut sein kann, in solch einer angespannten Atmosphäre aufzuwachsen. Ich musste also nach einer Lösung suchen, koste es, was es wolle …«

Josefine legte eine Hand auf Claras rechten Arm und drückte ihn sanft. »Irgendwann wird dein Sohn erkennen, was für eine starke, wunderbare Frau seine Mutter ist. Und deine Tochter wird dich dafür bewundern, dass du so viel Mut gezeigt hast.«

»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Clara leise und spürte, wie erneut Zweifel sie überfielen. War der Preis nicht doch zu hoch?

Abrupt stellte Isabelle ihre Tasse mit dem inzwischen kalten Kräutertee ab. »Dein Tee in allen Ehren, liebe Jo, aber jetzt, wo wir sowieso wieder hellwach sind, können wir diese Nacht auch mit Champagner beenden.« Noch während sie sprach, stand sie auf und ging in die Küche. Kurze Zeit später kam sie mit einer Flasche und drei Gläsern zurück. »Unser erster Feininger-Lambert, aus dem Jahr 1901. Für Daniel und mich bedeutete dieser Champagner einen Neuanfang, und das soll er für dich auch sein. Auf deine Freiheit!«, prostete sie Clara zu, nachdem sie die drei Gläser eingeschenkt hatte.

»Auf dein neues Leben!«, rief auch Josefine. »Möge alles gut werden.«

Zögernd hob Clara ihr Glas, um mit den Freundinnen anzustoßen. Der rosafarbene Champagner duftete sanft nach Erdbeeren und Vanille. »Auf mein neues Leben«, sagte sie leise zu sich selbst. »Ich werde alles tun, um das nicht auch zu vermasseln …«

4. Kapitel

Obwohl es fast drei Uhr gewesen war, als die drei Frauen wieder ins Bett gingen, waren sie kurz vor acht Uhr schon wieder wach. Isabelles Zug nach Reims fuhr um zehn Uhr dreißig, und Clara wollte unbedingt noch am selben Tag ihre Suche nach Arbeit beginnen. Damit sie einen guten Auftritt hatte, sollte Isabelle sie in der Kleiderfrage beraten.

»Das schwarze Kleid ist viel zu düster für einen Sommertag. Und das mit der Spitze zu verspielt.« Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß Isabelle auf Claras Bettrand, während Clara ihre Kleider zeigte.

»Und was hältst du von dem dunkelblauen Kostüm hier?«, fragte Clara zaghaft. Sehr viel mehr Auswahl hatte sie nicht … Zu ihrer Erleichterung war Isabelle damit einverstanden.

»Es ist wichtig, professionell und gepflegt auszusehen, aber keinesfalls übertrieben«, sagte die in Modefragen versierte Freundin. »Kommst du zu elegant oder verführerisch daher, bringst du nur die Ehefrauen der Apotheker gegen dich auf.«

Noch immer unsicher, drehte sich Clara vor dem Spiegel. Das Kostüm war zwar schon einige Jahre alt, aber der Stoff von guter Qualität. Der Schnitt schmeichelte ihrer schlanken Figur, ohne ihre weiblichen Vorzüge zu sehr zu betonen. Das Dunkelblau war fürs Auge wohltuend, dazu trug sie neue schwarze Schuhe. Aber reichte das aus, um bei den Apothekern einen guten Eindruck zu machen?

»Und – seid ihr fertig?«, ertönte es plötzlich hinter ihr. Josefine, gekleidet in ein hellgelbes Sommerkostüm, mit passendem Strohhut auf dem Kopf, stand ausgehfertig im Türrahmen.

»Da ihr mich heute verlasst, habe ich beschlossen, nachher ins Geschäft zu gehen. Adrian ist mit dem Fahrrad schon mal vorgefahren. In einer Stunde kommt unser Chauffeur, er kann dann dich, Isabelle, zum Bahnhof fahren und anschließend Clara und mich in der Stadt absetzen.«

Clara drehte sich um und lächelte Josefine an. »Was meinst du – kann ich so gehen?«

»Du siehst wunderschön aus. Hast du ihr die Haare gemacht?«, wandte sich Josefine fragend an Isabelle. Die nickte.

»Du solltest die Haare immer so tragen, so ein Chignon ist viel eleganter als dein altbackener Dutt!« Spontan trat Josefine auf Clara zu und umarmte sie. »Jeder Apotheker, der dich als Arbeitskraft bekommt, kann sich froh und glücklich schätzen. Und jetzt los, ihr beiden, wir wollen doch wenigstens noch zusammen frühstücken!« Den Arm noch immer um Claras Schultern gelegt, führte sie die Freundin die Treppe hinab. Isabelle folgte ihnen lächelnd.

»Und wenn du doch mit mir in die Champagne fahren würdest? Ein Zugticket wäre schnell gekauft. Und ein Tapetenwechsel täte dir bestimmt gut. Daniel würde sich bestimmt auch freuen, wenn du kommst. Als ihr euch vor Jahren kennengelernt habt, blieb für tiefere Gespräche ja gar keine Zeit«, sagte Isabelle, als sie bei frischen Brötchen und Kaffee zusammensaßen. Wie immer, wenn Isabelle von ihrem zweiten Ehemann sprach, röteten sich ihre Wangen vor lauter Freude und Sehnsucht.

Clara, die vor Aufregung kaum einen Bissen hinunterbrachte, sagte: »Ich hätte wirklich große Lust, dich auf deinem Weingut zu besuchen und deinen Ehemann und Margerite wiederzusehen. Als ich deine Tochter das letzte Mal sah, krabbelte sie noch auf allen vieren durchs Haus. Und nun ist sie sieben Jahre alt!« Clara seufzte.

»Und unsere Zwillinge Norbert und Jean kennst du auch noch nicht, dabei sind sie schon drei Jahre alt«, sagte Isabelle einen Hauch vorwurfsvoll.

»Warum musst du auch so weit weg wohnen?«, bemerkte Josefine lachend. »Der Alltag frisst jede von uns so auf, dass Besuche eine rare Kostbarkeit geworden sind …«

»So ist es«, stimmte Clara zu. »Und derzeit ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt für mich, in die Champagne zu reisen, so gern ich es auch täte.«

»Nicht der richtige Zeitpunkt? Die Weinlese steht an, der Trubel würde dich ganz schnell auf andere Gedanken bringen. Außerdem – wir könnten Raymond Dupont besuchen. Unser lieber Champagnerhändler ist immer noch auf der Suche nach der Frau fürs Leben. Wenn ich mich recht erinnere, hat er dir einst gut gefallen«, erwiderte Isabelle.

»Isa! Clara ist gerade einmal einen Tag geschieden, da fällt dir nichts anderes ein, als sie gleich wieder zu verkuppeln?«, sagte Josefine fassungslos.

»Für eine neue Liebe ist es nie zu früh«, sagte Isabelle und wedelte auf sehr französische Art mit der Hand.

Alle drei lachten, wenn auch etwas gezwungen.

Die Nacht war kurz gewesen, nach Claras nächtlicher Beichte fühlten sie sich alle drei verletzlich. Der Gedanke an den nahenden Abschied verstärkte dieses Gefühl noch. Wann sie sich zu dritt wiedersehen würden, stand in den Sternen. Allen drei Frauen war es schwer ums Herz, gerade deswegen bemühten sie sich um einen leichten Ton.

»Du wirst es nicht glauben, aber an Raymond Dupont und sein wunderschönes Champagnergeschäft habe ich wirklich öfter denken müssen. Er ist ein sehr beeindruckender Mann. Und dann Reims – was für eine wundervolle Stadt! Ja, ein Besuch in der Champagne wäre tatsächlich verlockend«, erwiderte Clara und biss nun doch von ihrem Brötchen ab. »Aber an eine neue Liebe möchte ich nun wirklich nicht denken. Jetzt muss ich erst einmal mein Leben regeln. Sobald ich Arbeit und eine schöne Wohnung habe, hole ich Sophie zu mir. Und dann darf sie zehn Kätzchen haben und einen Hund noch dazu! Und wer weiß? Vielleicht kann Matthias dann auch wieder ein bisschen zu seiner Mama aufschauen.«

»Das ist die richtige Einstellung«, lobte Josefine.

»Wir Frauen bringen mehr zustande, als man uns zutraut«, fügte Isabelle hinzu. »Wenn ich zurückdenke an die Zeit von Leons Tod …« Sie schüttelte den Kopf. »Alles sah so hoffnungslos aus! Nie hätte ich gedacht, dass ich nochmals glücklich werde. Aber mit eurer Hilfe habe ich mich wieder aufgerappelt. Und heute habe ich einen wundervollen Mann, drei liebe Kinder und ein erfolgreiches Unternehmen.« In ihren Augen spiegelten sich Stolz und Zuversicht. »Das Gefühl, das Leben trotz aller Widerstände zu bewältigen, ist unbeschreiblich. Es ist berauschender als jeder Champagner.«

»Du glaubst gar nicht, wie gut mir deine Worte tun.« Clara lächelte. »Ich habe solche Angst, wenn ich an all das denke, was nun auf mich zukommt. In eine Apotheke gehen und nach Arbeit fragen? O Gott, wahrscheinlich bringe ich kein Wort heraus!«

Die beiden Freundinnen protestierten heftig. »Du wolltest doch immer in einer Apotheke arbeiten«, sagte Josefine. »Jetzt hast du endlich die Chance!«

Clara nickte. »Als junges Mädchen habe ich sogar davon geträumt, Pharmazie zu studieren, erinnert ihr euch? Doch das war damals ja noch nicht möglich. Und selbst wenn wir Frauen schon Zugang zu den Universitäten gehabt hätten, Gerhard hätte mir das Studieren nie erlaubt! Ausgelacht hat er mich, als ich das Thema ansprach, regelrecht niedergemacht.« Ihr Blick war grimmig und fest zugleich. »Aber diese Zeit ist vorbei. Jetzt kann mich niemand mehr aufhalten. Zum Studieren fehlen mir die finanziellen Mittel, aber in einer Apotheke arbeiten kann ich sehr wohl …«

»Schon so spät!«, rief Isabelle nach einem Blick auf die Wanduhr. Sie warf ihre Serviette auf den Tisch und stand auf. »Hoffentlich kommt dein Chauffeur gleich. Wenn wir nicht bald losfahren, verpasse ich meinen Zug.«

Clara und Josefine wechselten einen bedrückten Blick, dann standen auch sie auf. Wann und wo sie Isabelle wohl wiedersehen würden? In der Champagne? In Berlin? Nur eines stand fest: Ihr Leben lang waren sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Daran würde sich auch in der Zukunft nichts ändern.

Sie hatten die Haustür schon fast erreicht, als Clara aus dem Augenwinkel die Tageszeitung auf der Ablage der Garderobe liegen sah. Als würde sie einem inneren Ruf folgen, blieb sie abrupt stehen.

»Clara, wollten wir nicht los?«, sagte Josefine drängend. »Lass doch die dumme Zeitung …«

Wortlos rollte Clara das Blatt auf. Es war die Berliner Morgenpost. Die erste Seite trug die Überschrift »Scheidung! Berühmter Frauenarzt und seine untreue Ehefrau – sie gestand: Einmal im Monat kam der Handlungsreisende«. Darunter war ein Foto von Clara vor dem Gerichtsgebäude zu sehen, aufgenommen in dem Moment, als sie sich hilfesuchend nach Josefine und Isabelle umgeschaut hatte. Ihr Blick wirkte orientierungslos, fast irr.

»Damit bin ich erledigt«, flüsterte Clara.

»Diese widerlichen Schmierfinken!«, sagte Isabelle, die Clara über die Schulter schaute.

»Ach was! Lass dir davon bloß nicht die Courage nehmen«, sagte Josefine heftig. Doch auch in ihrer Stimme schwang ein Hauch Unsicherheit mit.

»Die ganze Stadt ist in Aufbruchsstimmung, unglaublich, nicht?«, sagte Josefine kurze Zeit später, als sie auf der Rückbank des Wagens saßen. Obwohl es noch früh am Morgen war, waren die Straßen schon so überfüllt, dass ein Vorankommen nur im Schritttempo möglich war. »Wenn man heute durch eine Straße fährt, kann es sein, dass man sie eine Woche später nicht mehr wiedererkennt. Ganze Häuserzeilen werden abgerissen, ihre Bewohner in andere Viertel umgesiedelt. Überall verlegen sie Schienen für neue Straßenbahnlinien oder es werden Tunnel gegraben für die neue Untergrundbahn.«

Clara, noch immer schockiert wegen des Zeitungsartikels, nickte halbherzig.

»Und nicht nur das!«, fuhr Josefine betont gutgelaunt fort. »Täglich sprießen neue Unternehmen wie Pilze aus dem Boden. Kleine Läden, große Kaufhäuser, Versandlager und Fabriken machen sich überall in der Stadt breit. Zigarren aus Übersee für den Herrn, Tennisbekleidung für die sportliche Dame, mechanische Waschmaschinen und welche mit Elektroantrieb – es gibt bald nichts mehr in Berlin, was es nicht gibt. Und was das Schönste ist – immer mehr Unternehmen werden von Frauen geführt.«

»Und du warst eine der Ersten, die das wagten!«, sagte Isabelle. »Wie habe ich dich damals um deine Selbständigkeit beneidet.«

»Im Nachhinein war das wirklich mutig von mir, aber damals habe ich gar nicht weiter darüber nachgedacht. Ich wollte es gewissen Leuten einfach zeigen«, gab Josefine grinsend zu. »Wie wurde ich bestaunt und beschimpft, als ich 1896 meine Reparaturwerkstatt eröffnet habe. Eine Frau und Technik? Und dann auch noch als Geschäftsinhaberin? Das konnte doch nur schiefgehen, lautete die einhellige Meinung. Dass es am Ende doch gutging, hat die Leute sehr überrascht. Aber diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei.« Sie klopfte an die Scheibe, die sie von ihrem Chauffeur trennte. Der Mann schob die Glasscheibe zur Seite, und Josefine gab ihm die Anweisung, eine andere, nicht ganz so befahrene Strecke zu wählen.

»Du meinst wirklich, dass sich das Blatt für uns Frauen in der Zwischenzeit gewandelt hat?« Clara schaute die Freundin hoffnungsvoll an.

»Wenn du wüsstest, wie viele dieser Läden inzwischen von Frauen geführt werden«, sagte Josefine und zeigte mit der Hand auf die unzähligen Ladengeschäfte, die sich wie Perlen an einer Schnur aufreihten. »Zugegeben, meist sind es nach wie vor die klassischen Frauendomänen wie Hutgeschäfte, Schneidereien und Blumenläden. Größere Fabriken oder Unternehmen, die mit Technik zu tun haben, sind nach wie vor fest in Männerhand. Aber wer weiß, wozu Frauen noch fähig sind?«

»In der Champagne ist es schon seit Jahrhunderten üblich, dass Frauen große Weingüter und Champagnerkeller leiten«, ergänzte Isabelle.

»Ihr zwei macht mir wirklich Mut«, erwiderte Clara aus vollem Herzen. »Ihr habt schon so viel erreicht! Ich hingegen bin lediglich eine Vorreiterin in Sachen Scheidung, und darin will mir bestimmt niemand nacheifern!« Sie verzog das Gesicht. »Erinnert ihr euch, wie wir uns als junge Mädchen sehnlichst gewünscht haben, dass ein Jahrhundertwind durch die Straßen wehen würde? Er sollte alles Althergebrachte und Verstaubte hinwegfegen und Platz machen für neue Ideen. Manchmal glaube ich, der Jahrhundertwind ist wirklich wahr geworden. Aber gelingt es ihm auch, die Köpfe der Menschen ordentlich durchzulüften?« Claras Stimme zitterte. Je weiter sie sich der Berliner Mitte näherten, desto heftiger wurde das Kribbeln in ihrem Magen. Was, wenn alle mit dem Finger auf sie zeigen würden? So wie gestern im Gerichtssaal.

»Sicher nicht alle Köpfe. Es gibt immer noch genügend Männer, die uns für das schwache Geschlecht halten und uns nichts zutrauen. Aber die ignorieren wir einfach!«, sagte Josefine, während der Wagen vor dem Bahnhof hielt.

Isabelle drückte aufmunternd Claras linke Hand. »Alles wird gut, glaube mir. Wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen, sieht dein Leben schon ganz anders aus!«

5. Kapitel

Clara hatte beschlossen, ihre Suche nach Arbeit in der Mitte von Berlin zu beginnen. Am Alexanderplatz und in den umliegenden Seitenstraßen gab es mehr als ein Dutzend Apotheken, außerdem erhoffte sie sich im Großstadttrubel eine gewisse Anonymität. Dass Gerhard sämtliche Apotheker – und deren Ehefrauen noch dazu – in ihrem alten Viertel gegen sie aufgewiegelt hatte, davon konnte sie ausgehen. In der Luisenstadt würde ihr wahrscheinlich niemand mehr auch nur ein Pfund Kaffee verkaufen.

Mit weichen Knien ging Clara auf die erste Apotheke zu. Als sie die Tür öffnete, ertönte eine schrille Ladenglocke. Trotzdem dauerte es noch einen guten Moment, bis der Apotheker hinter einem dunkelbraunen Vorhang erschien.

»Womit kann ich dienen?« Gelangweilt schaute er sie über seine Theke hinweg an.

»Ich suche Arbeit als Apothekenhelferin«, sagte Clara angespannt. Immerhin schien der Mann heute noch nicht die gelesen zu haben, dachte sie, während ihr Blick durch den düsteren Raum schweifte. Die Apotheke wirkte alt und abgenutzt, genau wie der Mann hinter der Theke. »Meine Eltern hatten früher auch eine Apotheke, daher bin ich mit allen Vorgängen bestens vertraut. Ich kann Seifen machen und das Anrühren von Cremes und Pasten beherrsche ich ebenfalls.« Sorgfältig hatte sie sich diese Sätze zurechtgelegt, ja sie sogar mit Josefine laut geübt. Sie wollte selbstbewusst klingen, aber nicht zu forsch. Freundlich bittend, aber nicht unterwürfig.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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