Beredtes Schweigen - Jürgen Ebach - E-Book

Beredtes Schweigen E-Book

Jürgen Ebach

4,3
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das Schweigen in biblischen Texten zur Sprache bringen

Dreimal spricht der Gottesbote zu Hagar, diese aber schweigt. »Da wollte Kain seinem Bruder Abel etwas sagen« heißt es in Genesis 4,8 – aber Kain spricht nicht. Was, wenn diese und weitere Leerstellen keine Tradierungsfehler, sondern literarische Absicht sind? Jürgen Ebach lauscht dem beredten Schweigen in Texten des Alten und des Neuen Testaments und entdeckt eine bisher nicht wirklich wahrgenommene Form biblischer Kommunikation. Zwischentexte mit außerbiblischen historischen, politischen und literarischen Schweigemotiven verbinden Bibel und Lebenswelt. Eine ebenso kluge wie unterhaltsame Lektüre für alle, die Freude an biblisch-exegetischen Entdeckungen haben!

  • Neue biblisch-literarische Entdeckungen von Jürgen Ebach
  • Klug, unterhaltsam und inspirierend

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 289

Veröffentlichungsjahr: 2014

Bewertungen
4,3 (18 Bewertungen)
10
3
5
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

VorwortAnnäherungenEine Redeeinleitung ohne eine folgende Rede– Genesis 4,8Zwischentext: Wenn du geredet hättest, AbelDas beredte Schweigen als Akt der Zustimmung– Numeri 30,5Beschwichtigendes Reden– Numeri 13,30»... und Aaron schwieg.«– Leviticus 10,3Noah, der Schweiger– Genesis 6–9Zwischentext: Resistanbul oder Schweigen als WiderstandSaras Schweigen – Saras Wort?– Genesis 12,10–20Hagar schwieg.– Genesis 16Zwischentext: Vom Schweigen im Reden vom SchweigenAbrahams (ver)schweigendes Reden– Genesis 22Jakobs Schweigen– Genesis 34,5 und 35,22Zwischentext: Schweigen vor der Gewalt – Schweigen gegen die Gewalt?Zum Schweigen gebracht. Tamar– 2. Samuel 13Solidarisches Schweigen– Hiob 2,11–13Zwischentext: Eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu redenWer zuletzt schweigt ...– Hiob 3–42Schweigewörter– Psalm 39Zwischentext: Bei und nach der Lektüre von Psalm 39Der Verständige schweigt.– Amos 5,13Zwischentext: Schweigen in böser ZeitVerschwiegene und nachgeholte Stimmen– Genesis 37,18–30 und 42,21–22Wenn die Steine nicht schweigen ...– Habakuk 2,11 und ein zweifacher NachhallZwischentext: »Nicht gedacht soll seiner werden.«Ezechiels SchweigenSchweigemotive im Neuen TestamentJesus schweigtZwischentext: Und wenn sie sich an 1. Korinther 14,34 hielte?Am Ende Schweigen?– Markus 16,8AnmerkungenLiteraturverzeichnisCopyright

Vorwort

»Silence is golden but my eyes still see silence is golden golden but my eyes still see«a

»Es gibt«, mit Kohelet (Prediger Salomo) 3,7, »eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu reden.« Aber was ist wann, wie, wofür oder wogegen an der Zeit? Diese Frage bleibt und mit ihr auch die Erfahrung, dass zuzeiten das Schweigen das Richtige(re) sein mag.

In mehreren biblischen Passagen begegnet das explizit oder implizit ausgedrückte Schweigen einer Erzählfigur, aber auch ein Schweigen der Erzählstimme. Die hier vorgelegten Beobachtungen und Intuitionen haben – nach längeren einleitenden literarischen und philosophischen »Annäherungen« an das Motiv – solche Schweigestellen zum Thema und fragen danach, ob und in welcher Weise dieses Schweigen beredt ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf erzählenden und prophetischen Texten des Alten und in abschließenden Seitenblicken auch auf Erzähltexten des Neuen Testaments. Mehrere »Zwischentexte« konfigurieren solches Schweigen mit außerbiblischen historischen, politischen und literarischen Schweigemotiven. Sie dienen nicht – jedenfalls nicht allein – der Auflockerung der Darstellung, sie sollen vielmehr in der Form der Konfiguration zur gegenseitigen Erhellung von Bibel und Lebenswelt(en) beitragen.

Anlass und Ausgangspunkt meiner Beschäftigung mit dem Schweigemotiv in der Bibel waren zunächst solche Passagen, in denen das Schweigen einer Figur oder das der Erzählstimme geradezu eine Leerstelle im Text darstellt. So ist es, wenn der Text in Genesis (1. Mose) 4,8 ein Reden Kains gegenüber seinem Bruder Abel einleitet, ihn dann aber kein Wort zu ihm sagen lässt. So ist es auch, wenn Genesis 16 einen Gottesboten dreimal nacheinander zu der von ihrer Herrin entflohenen Sklavin Hagar reden lässt, ohne dass es eine Antwort Hagars gibt. Und so ist es schließlich in einer anderen Weise in Genesis 35,22, wenn es da heißt, Jakob habe gehört, was sein Sohn Ruben getan hatte, dann aber die aus der Perspektive der Leserinnen und Leser unmittelbar erwartete Reaktion Jakobs vollständig ausfällt.

Soll man solche Ungereimtheiten auflösen – etwa durch die Vermutung, hier sei in der Tradierung der Texte etwas verloren gegangen, oder durch die Annahme eines mehrstufigen literarischen Wachstums der Textpassagen? Oder soll man jene verblüffenden Schweigestellen als literarisch intendierte ansehen und zu verstehen suchen? Ich plädiere für Letzteres und möchte so das beredte Schweigen als eine – nicht nur, aber auch biblische – Form der Kommunikation wahrnehmen.

Zu einer weiteren grundlegenden Beobachtung wurde mir, dass gerade das Schweigen als Motiv in den biblischen Texten mit der Abfassung der biblischen Texte und Bücher selbst zu tun bekommt. So ist es bei den Tradenten des Amosbuches, die (Am 5,13) für sich ein Schweigen in Anspruch nehmen und in eben diesem Schweigen die Zunge des Amos retten. So ist es beim lange schweigenden Propheten Ezechiel, der ein Buch isst und ein Buch ist, und so ist es bei den Frauen am Ende des Markusevangeliums, deren Schweigen im Evangelium selbst im dialektischen Sinne aufgehoben ist.

Um sehr unterschiedliche Formen des Schweigens geht es mithin in den folgenden Abschnitten und Zwischentexten. Gemeinsam ist ihnen, dass das Schweigen in ihnen in je seiner Weise beredt ist.

Herzlich danke ich Diedrich Steen und allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gütersloher Verlagshauses, welche in je ihrer Weise die Herstellung und das Erscheinen des Buches ermöglicht haben.

Bochum, im Herbst 2013

Jürgen Ebach

Annäherungen

Bere zum Beispiel kann mit seinem Schweigen Menschen umbringen. Wenn aber die Tante Gite sich für ein paar Stunden hinsetzt, um sich auszuschweigen, dann ist es wie Gesang, wie ein Violinspiel. Moische Kulbak, Die Selmenianer1

I.

Die Frage, was ein Schweigen besage, bekommt es in ihrer paradoxen Struktur damit zu tun, dass das Schweigen eine Form der Sprache ist. Das »beredte Schweigen« ist ein berühmtes Oxymoron.2 Ein klassischer Beispielssatz ist das »cum tacent, clamant« aus Ciceros erster Rede gegen Catilina.3 Indem die zuhörenden Senatoren schweigen, so will es der Rhetor Cicero zum Ausdruck bringen, lassen sie laut werden, dass sie seine Anklage gegen Catilina für zutreffend halten und die aus ihr resultierenden Forderungen teilen. Denn, setzt Cicero fort, würde er einen Unschuldigen so attackieren, brächen sie in lauten Protest aus.

Freilich stellt sich hier sogleich die Frage nach der Interpretationshoheit über das Schweigen4 und allemal ist nicht jedes Schweigen als Zustimmung zu werten. Das gilt vor allem, wenn diejenigen, die widersprechen wollten, zum Schweigen gebracht wurden oder wenn sie in ihrer sozialen Stellung von vornherein keine Stimme haben. Dann obliegt es denen, die sprechen können, die Weisung aus Prov 31,8 zu beherzigen: »Öffne deinen Mund für den Stummen, für den Rechtsanspruch aller Schwachen!« (petαḥ-pīchā le’illem ’äl-dīn kålbenē ḥalōf).

Eine solche Mundöffnung5 kann auch darin bestehen, dass die zum Schweigen Gebrachten in einer neuen literarischen Gestalt endlich doch zu Wort kommen. Christine Brückner lässt in dieser Weise die bei Shakespeare von Othello zuerst zum Schweigen aufgeforderte und dann gänzlich zum Schweigen gebrachte Desdemona6 eine in doppeltem Wortsinn »ungehaltene Rede« halten.7 Wie klänge eine ungehaltene Rede Abels, der in Genesis 4 kein einziges Wort sagt, und wie eine von Davids Tochter Tamar, die von ihrem Halbbruder Amnon vergewaltigt und dann von ihrem Bruder Absalom zum Schweigen verurteilt wird (2. Samuel 13)? Das Schweigen beider wird wie mehrere weitere hier in erster Annäherung betrachtete biblische Passagen noch ausführlicher zum Thema werden.

II.

Gerade für die, denen die Wahl gegeben ist zu reden oder zu schweigen, bleibt die Frage, wann das eine oder das andere an der Zeit ist. In diesem Betracht ist immer wieder der Satz aus Koh 3,7 zu bedenken. Ihm zu Folge gibt es wie für manche andere Gegensatzpaare, bei denen jeweils das eine an der Zeit ist, »eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu reden« (‘et laḥašōt we‘et ledabber). Allzu rasches Reden freilich ist zu keiner Zeit geboten. »Ein verständiger Mensch schweigt« (’īš tevūnōt jaḥarīš), heißt es in Prov 11,12 und Prov 17,27 urteilt: »Wer die Worte zurückhält, beweist Klugheit; wer einen kühlen Kopf behält, ist ein weiser Mensch.« Der darauffolgende Vers fügt die ironische Sentenz an, es sei auch den Dummen geraten zu schweigen, weil sich ihre Dummheit erst im Sprechen erweise. »Auch ein Narr, wenn er schweigt, kann als weise gelten, wenn er seine Lippen verschließt, als verständig«, heißt es da ().

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!