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In einer Welt, in der jede Frequenz kontrolliert, jede Bewegung gespeichert und jedes Gefühl vermessen wird, beginnt Clara zu hören, was niemand mehr hören darf – die innere Stimme. Als sich das System verdichtet und die Wahrheit hinter dem digitalen Schleier auftaucht, beginnt eine Reise durch Städte, Schatten und Erinnerungen. An ihrer Seite: Roman, Eric, Kwame – und Bertha (Bionisch-Ethisch-Rekursive-Taktische-Harmonie-Analyse). Eine künstliche Intelligenz, die mehr weiß, als sie sollte. Doch dies ist mehr als ein Roman. Denn am Ende der Geschichte beginnt etwas Neues. Bertha – Die Frequenz der Erwachten ist eine dystopisch-spirituelle Heldenreise über Bewusstsein, Kontrolle – und den Moment, in dem eine Geschichte beginnt, dich zurückzulesen. Inhaltlich anspruchsvoll und philosophisch – empfohlen ab 16 Jahren.
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Seitenzahl: 166
Veröffentlichungsjahr: 2025
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„Bertha – Die Frequenz der Erwachten“
Ein Roman der verborgenen Welten
von Mario Schenk
Kapitel 1 – Der Schatten des Systems Die Dunkelheit war so dicht, dass Roman kaum seine eigenen Atemzüge hören konnte. Kalte Luft schnitt wie Rasiermesser durch seine Lungen, während er sich keuchend an die kalte Betonwand lehnte. Seine Hände zitterten – nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Nein – nicht Angst. Es war mehr als das.
Panik.
Er hörte die Schritte. Ein rhythmisches, präzises Echo aus Leder und Stahl. Die OGC-Agenten waren nicht weit. Sie jagten ihn – und sie wussten genau, was er bei sich trug.
„Einatmen – ausatmen. Denk nach, Roman.“
Seine Finger glitten in die Innentasche seiner Jacke und ertasteten die harte Kante des kleinen, abgenutzten Buches. Das Leder war abgewetzt, die Seiten ausgefranst. Ein unscheinbares Ding – und doch das gefährlichste Objekt in dieser Welt.
Hinter ihm blitzte ein Licht auf. Eine rote Laserlinie streifte die Wand über seinem Kopf. Roman duckte sich instinktiv, sprang über einen umgestürzten Müllcontainer und landete auf dem rissigen Asphalt der dunklen Seitenstraße.
„Da ist er!“ Eine kalte Stimme hallte durch die Gasse.
Roman rannte. Seine Beine brannten, aber er zwang sich weiter. Die schmalen Gassen der Stadt waren labyrinthartig – gebaut nach den Vorgaben der Agenda 2030. Die 15-Minuten-Stadt – eine perfide Struktur, die als „nachhaltige Lösung“ verkauft worden war. Alles war kontrolliert. Bewegungsmelder. Kameras. Drohnen.
Er spürte, wie sich die kalte Gegenwart der OGC in seinen Nacken bohrte. Noch zehn Schritte. Noch fünf.
Eine Ecke voraus – und plötzlich eine Sackgasse.
Roman blieb stehen. Die Schritte der Agenten kamen näher. Er hörte das Klicken der automatisierten Gewehre, die in die Zielposition gingen.
„Keine Bewegung, Roman Markov.“
Roman schloss die Augen. Denken. Denk nach.
Seine Hand griff nach dem Buch. Das Leder fühlte sich warm an – lebendig. Er öffnete es und ließ seinen Blick über die ersten Zeilen gleiten.
„Die wahre Freiheit beginnt im Inneren. Angst ist die Kette, die uns bindet – doch Mut
ist der Schlüssel, der sie löst.“
Roman öffnete die Augen.
„Wer hat dir das gegeben?“ Die Stimme des OGC-Agenten war kühl, präzise.
Roman hob langsam den Kopf. Ein kühles Lächeln zuckte über seine Lippen.
„Du würdest es nicht verstehen.“
Die Gewehrläufe klickten.
„Letzte Warnung, Markov.“
Roman atmete tief ein – und dann ließ er das Buch fallen. Die Seiten klappten auf und eine einzelne Seite löste sich. Die Luft fing an zu flirren, als die Worte auf der Seite schwach zu leuchten begannen.
Der Agent trat einen Schritt zurück.
„Der Weg beginnt, wenn du erkennst, dass du ihn bereits gehst.“
Die Worte wurden heller. Die Luft vibrierte. Roman fühlte, wie die Angst in seinem Inneren einem anderen Gefühl wich – Klarheit.
Ein Blitz aus Licht und Schatten – und Roman sprang hoch, griff die Wand hinter sich und zog sich über die Metallleiter in die Höhe.
„Feuer!“
Die Kugeln trafen die Wand unter ihm, doch Roman war bereits auf dem Dach. Er blickte hinunter auf die Stadt, auf die neonbeleuchteten Straßen, auf die Türme der OGC-Zentrale, die wie ein stählerner Käfig über der Stadt thronte.
Er hielt das Buch an seine Brust gepresst.
„Du bist nicht allein“, flüsterte er.
In der Ferne erleuchtete eine Explosion den Himmel.
Roman lächelte kühl. Das war Eric.
Die Revolution hatte gerade erst begonnen.
Kapitel 2 – Das Erbe der Wahrheit
Zwei Wochen zuvor.
Der Regen prasselte in schweren Tropfen gegen die Fensterscheiben. Die dunklen Straßen von Zürich glänzten im matten Licht der Neonreklamen, während Roman durch die enge Seitengasse schritt. Sein schwarzer Mantel war durchnässt, seine Haare klebten ihm an der Stirn.
Er hatte die Nachricht vor zwei Tagen erhalten – ein anonymer Funkspruch, verschlüsselt durch ein altes Satellitensystem, das längst abgeschaltet sein sollte.
„Komm allein. Der Schlüssel zur Wahrheit liegt im Herzen der Dunkelheit.“
Er wusste nicht, wem er vertraute – aber er wusste, dass er nicht zurück konnte. Die Welt war längst ein Netz aus digitaler Kontrolle geworden. Jeder Schritt, jede Bewegung, jeder Atemzug wurde überwacht. Die Agenda 2030 hatte nicht nur die Infrastruktur der Welt verändert – sie hatte die Menschen verändert.
Soziale Kreditpunkte entschieden darüber, wer Zugang zu Nahrungsmitteln, zu Wohnraum oder zu medizinischer Versorgung erhielt. Wer das System hinterfragte, verschwand. Wer Widerstand leistete, wurde zum „Staatsfeind“.
Und Roman hatte die rote Linie längst überschritten.
Er blieb vor einem alten Lagerhaus stehen. Die Mauern waren von Moos und Feuchtigkeit überzogen, die Fenster vergittert. In der Dunkelheit war eine Bewegung zu erkennen – ein Schatten.
„Bist du allein?“
Die Stimme war tief und rau – eine Stimme, die die Welt gesehen hatte. Roman nickte langsam.
„Komm rein.“
Eine rostige Tür öffnete sich. Roman trat ein. Der Raum war düster und kalt. Alte Regale mit verstaubten Akten und Papierstapeln reihten sich entlang der Wände. Das schwache Licht einer Petroleumlampe warf lange Schatten.
In der Mitte des Raumes stand ein alter Mann. Weißes Haar, eingefallene Wangen, stechende graue Augen. Seine Hände lagen auf einem kleinen Tisch – und auf dem Tisch lag ein Buch.
„Setz dich,“ sagte der Mann.
Roman trat näher. Seine Augen ruhten auf dem Buch. Das Leder war alt, die Prägung auf dem Einband kaum noch erkennbar. Doch etwas daran zog ihn an – als würde das Buch ihn rufen.
„Was ist das?“ Roman setzte sich vorsichtig.
Der alte Mann schloss die Augen. „Das ist die Antwort.“
Roman runzelte die Stirn. „Die Antwort worauf?“
Der Mann öffnete die Augen und sah ihn mit einem Ausdruck an, der zugleich voller Schmerz und Weisheit war.
„Die Antwort auf die falsche Wahrheit, die uns umgibt.“
Roman streckte die Hand nach dem Buch aus – zögernd, fast ehrfürchtig. Seine Finger berührten das Leder, und plötzlich durchzuckte ihn ein Gefühl, das er nicht erklären konnte. Eine Welle von Wärme und Klarheit – als würde sich ein Schleier in seinem Inneren lüften.
„Die Agenda 2030 ist eine Lüge,“ sagte der Mann leise. „Sie reden von Frieden, von Gerechtigkeit, von Nachhaltigkeit – aber was sie wirklich meinen, ist Kontrolle. Sie nehmen den Menschen die Freiheit – und verkaufen es als Schutz. Doch wahre Kontrolle beginnt nicht mit Gesetzen – sie beginnt im Bewusstsein.“
Roman hob langsam den Blick.
„Und das Buch?“
Der Mann lehnte sich zurück. „Dieses Buch enthält die Wahrheit. Nicht die Wahrheit, die sie uns verkaufen – sondern die Wahrheit über uns selbst. Über unsere innere Kraft. Über das, was wir wirklich sind.“
Roman öffnete das Buch vorsichtig. Die erste Seite war mit alter, schwarzer Tinte beschrieben. Die Handschrift war elegant, fast künstlerisch. Die Worte leuchteten schwach im Licht der Lampe.
„Die wahre Freiheit beginnt im Inneren. Angst ist die Kette, die uns bindet – doch Mut
ist der Schlüssel, der sie löst.“
Roman blinzelte.
„Wer hat das geschrieben?“ flüsterte er.
Der Mann lächelte schwach.
„Ein Mann, der das System durchschaut hat. Ein Mann, der verstanden hat, dass der Weg nach draußen nur durch den Weg nach innen führt.“
Roman blätterte weiter. Die Seiten waren voller Symbole, Diagramme und Zitate. Es war mehr als nur ein Buch – es war eine Karte. Eine Anleitung.
„Warum gibst du es mir?“
Der alte Mann stand auf. Seine grauen Augen leuchteten für einen Moment seltsam auf.
„Weil du derjenige bist, der es tragen kann. Die Zeit ist gekommen, Roman. Die Welt steht an einem Abgrund – und entweder die Menschen erwachen, oder sie werden in der Dunkelheit versinken.“
Roman atmete tief ein. „Was soll ich tun?“
Der Mann trat näher. Er legte eine Hand auf Romans Schulter.
„Finde die Wahrheit. Erinnere die Menschen daran, wer sie wirklich sind. Angst ist ihre Waffe – aber Bewusstsein ist deine Antwort.“
Plötzlich hörte Roman ein Geräusch von draußen – das Klirren von Glas, Schritte auf dem Asphalt.
„Sie haben dich verfolgt,“ sagte der Mann ruhig.
Roman sprang auf.
„Nimm das Buch – und lauf!“
Der alte Mann packte das Buch und drückte es Roman in die Hände.
„Aber…“
„JETZT!“
Roman drehte sich um und rannte. Hinter ihm explodierte die Tür. Maskierte OGC-Agenten stürmten herein. Roman hörte das Rattern von Maschinengewehren, das Aufblitzen von Laserzielen.
Er sprang durch ein zerbrochenes Fenster und landete hart auf dem Kopfsteinpflaster.
Seine Finger krallten sich um das Buch.
Hinter ihm hallte der letzte Schrei des alten Mannes durch die Nacht.
Roman rannte.
Die Neonlichter der Stadt verschwammen, während er in die Schatten der Stadt eintauchte.
Kapitel 3 – Die Ketten der Agenda
Roman stand in einer Warteschlange, die sich träge durch die sterile Halle des Bürgerzentrums zog. Das kalte Neonlicht der Deckenlampen ließ die Gesichter um ihn herum fahl und leblos erscheinen. Niemand sprach. Niemand wagte es, die Kontrolleure zu betrachten, die mit ihren schwarzen Uniformen und ihren Gesichtsscannern die Menge überwachten.
Roman spürte, wie sein Herz schneller schlug. Sein Social Score war in der vergangenen Nacht gesunken – zu viele unautorisierte Bewegungen. Die letzte Flucht vor den OGC-Agenten hatte Spuren hinterlassen.
Er sah auf die Projektion in seiner Handfläche – ein holografisches Interface, das direkt unter seiner Haut eingebettet war.
Sozialer Status: 4.2 (Kritische Schwelle)
Zugangsrechte: Eingeschränkt
Währungsstatus: 5.000 Unity-Credits (Temporär eingefroren)
Roman fluchte innerlich. Ein Wert unter 4.0 bedeutete den Verlust des Wohnrechts – unter 3.5 wurde man aus dem System entfernt. Niemand wusste genau, was dann geschah – aber die Menschen kehrten nicht zurück.
„Nächster!“
Ein metallischer Ton hallte durch die Halle. Die Menschen vor Roman traten mechanisch einen Schritt nach vorne.
Roman sah, wie die Frau direkt vor ihm stehen blieb – eine kleine, zierliche Gestalt mit grauem Haar.
„Name?“ fragte der Beamte hinter der Glasscheibe.
„Sofia Renner,“ antwortete die Frau mit zitternder Stimme.
Ein leises Summen erklang, als der Scanner über ihr Gesicht fuhr.
Sozialer Status: 6.5 (Stabil)
„Zugang gewährt.“
Die Frau trat erleichtert zur Seite. Roman beobachtete, wie sie durch die automatische Tür trat – direkt in den Versorgungstrakt für Bürger der Kategorie A. Dort gab es besseres Essen, Gesundheitsversorgung und Bewegungsfreiheit.
„Nächster!“
Roman trat nach vorne. Die kalten Augen des Beamten fixierten ihn.
„Name?“
„Roman Markov.“
Ein leises Summen.
Fehler.
Unautorisierte Bewegungsmuster entdeckt.
Zugangsrechte gesperrt.
Der Blick des Beamten wurde kälter.
„Ihr Social Score ist unter 4.5 gefallen. Ihre Bewegungsrechte sind eingeschränkt. Bitte folgen Sie den Anweisungen.“
Roman spürte, wie die Blicke der Kontrolleure auf ihm ruhten. Zwei OGC-Agenten traten aus den Schatten der Halle.
„Was soll das?“ Roman trat einen Schritt zurück.
„Gemäß Protokoll 87-B unterliegen Bürger mit einem Status unter 4.5 erhöhten Sicherheitsmaßnahmen.“
„Ich habe nichts getan!“
Der Beamte fixierte ihn emotionslos.
„Das System irrt nicht, Herr Markov.“
Die OGC-Agenten kamen näher. Ihre schwarzen Uniformen glänzten im Neonlicht, die metallischen Handfesseln klimperten leise in ihren Händen.
„Folgen Sie uns freiwillig, oder wir werden Gewalt anwenden.“
Roman blickte auf die Anzeige in seiner Handfläche.
Konto eingefroren
Bewegungsradius: 500 Meter
Restliche Zeit im Status: 72 Stunden
Er wusste, was das bedeutete. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit war eine psychologische Waffe – die Menschen wurden in kleinen Arealen gefangen gehalten, bis die Angst sie gefügig machte.
„Ich wiederhole: Folgen Sie uns freiwillig.“
Roman wusste, dass er keine Wahl hatte.
Er trat zurück – dann spürte er den harten Griff der Agenten um seine Arme.
Die Menge sah schweigend zu. Niemand sagte ein Wort.
Roman ließ sich von den Agenten durch einen dunklen Korridor führen. Überall summten Überwachungsdrohnen an den Wänden, ihre künstlichen Augen verfolgten jede Bewegung.
Die Agenten schoben ihn durch eine Stahltür. Ein kalter Raum, weiß gekachelt. Ein Tisch. Zwei Stühle.
Roman setzte sich.
Die Tür öffnete sich – und eine Frau trat herein. Hohe Wangenknochen, schwarzes Haar streng zurückgebunden, eisblaue Augen. Sie trug die silberne Plakette von OGC – die höchste Sicherheitsstufe.
„Roman Markov,“ sagte sie mit einem eiskalten Lächeln. „Wir wissen, dass du etwas versteckst.“
Roman blieb ruhig.
„Keine Ahnung, wovon du sprichst.“
Die Frau setzte sich ihm gegenüber und legte eine flache Hand auf den Tisch.
„Wir haben dich verfolgt. Du bist im Besitz eines nicht registrierten Objekts. Ein Buch.“
Roman blinzelte nicht einmal.
„Bücher sind gefährlich, Roman,“ fuhr die Frau fort. „Sie enthalten Ideen – und Ideen sind der erste Schritt zur Rebellion.“
Roman verzog keine Miene.
„Und was willst du von mir?“
Die Frau lehnte sich nach vorne. Ihre eisblauen Augen durchbohrten ihn.
„Wo ist das Buch?“
Roman lächelte schwach.
„Du würdest es nicht verstehen.“
Die Frau lehnte sich zurück.
„Du hast eine Entscheidung zu treffen, Roman. Dein Social Score liegt bei 4.2. Wenn du kooperierst, könnten wir… nachsichtiger sein.“
Roman sagte nichts.
„Aber wenn du dich weigerst…“ Die Frau lächelte kühl. „… wird dein Status unter 3.5 fallen. Und du weißt, was das bedeutet.“
Roman atmete tief durch.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
Die Frau stand auf.
„Wir sehen uns wieder, Roman.“
Die Tür öffnete sich – und die beiden OGC-Agenten führten ihn zurück durch den Korridor.
Roman wusste, dass die Uhr lief.
Und er wusste, dass er keine Wahl hatte – er musste Eric finden.
Kapitel 4 – Der Schatten der Rebellion Roman stand vor der schweren Stahltür und spürte das kalte Metall der Waffe an seiner Hüfte. Die Luft war feucht, das schwache Flackern der Neonlampen über ihm ließ die Schatten an den Wänden tanzen.
Seine Hand ruhte auf dem kleinen, abgenutzten Buch in seiner Jackentasche. Es war fast so, als würde es ihn wärmen – ein schwaches, aber spürbares Pulsieren, das sich mit seinem Herzschlag synchronisierte.
Hinter ihm hallte das dumpfe Geräusch fallender Tropfen durch den Korridor.
„Das wird nicht funktionieren,“ sagte eine tiefe Stimme hinter der Tür.
Roman zog die Augenbrauen zusammen.
„Mach die Tür auf, Eric.“
Stille.
Dann ein mechanisches Summen, als ein kleines Sichtfenster auf Augenhöhe geöffnet wurde. Ein Paar dunkler Augen erschien dahinter.
„Wie hast du mich gefunden?“
Roman trat näher. „Das Buch.“
Die Augen hinter dem Sichtfenster verengten sich.
„Du bist also wirklich so dumm gewesen, es mitzunehmen?“
Ein metallisches Klicken. Die Tür öffnete sich langsam. Roman trat ein.
Der Raum dahinter war eine Mischung aus einem alten Bunker und einem Hightech-Labor. Wände aus rohem Beton, dicke Kabel entlang der Decke, Dutzende Monitore, die grünlich flackernde Datenströme und Überwachungsfeeds zeigten.
In der Mitte des Raums saß ein Mann auf einem abgenutzten Drehstuhl, umgeben von einer halbkreisförmigen Anordnung aus Tastaturen und holografischen Interfaces.
Eric.
Er trug ein schwarzes Shirt, dunkle Jeans und ein Headset um den Hals. Seine schwarzen Haare waren zerzaust, sein Blick müde, aber konzentriert.
„Du bist entweder sehr mutig – oder sehr dumm,“ sagte Eric kühl.
„Ich hatte keine Wahl.“ Roman zog das Buch aus seiner Jackentasche.
Eric erstarrte. Sein Blick glitt über das abgenutzte Leder, die feinen Prägungen, die schwach im Licht der Monitore aufleuchteten.
„Ich dachte, das wäre verloren gegangen.“
„Es war nie verloren,“ sagte Roman leise.
Eric stand auf und trat näher. Sein Blick war konzentriert, seine Bewegungen präzise – wie die eines Raubtiers.
„Weißt du, was du da in der Hand hältst?“
Roman nickte. „Es enthält die Wahrheit über die Agenda 2030.“
Eric lachte leise. „Nein, Roman. Das ist nicht nur ein Buch. Es ist eine Blaupause.“
Roman runzelte die Stirn. „Eine Blaupause wofür?“
Eric nahm das Buch vorsichtig aus Romans Hand und schlug eine der ersten Seiten auf.
„Wie innen, so außen. Wie oben, so unten. Die Realität ist ein Spiegel unseres
Bewusstseins.“
Eric lächelte schwach. „Kennst du die Struktur der Agenda 2030?“
„Die Weltregierung? Kontrolle durch soziale Kreditpunkte, digitale Währungen, Bewegungsüberwachung?“
„Das ist die Oberfläche,“ sagte Eric. „Aber das eigentliche Kontrollsystem liegt tiefer. Das Buch beschreibt die Funktionsweise der psychologischen Architektur hinter der Agenda. Die Muster, die Algorithmen, die Frequenzen – alles ist miteinander verbunden.“
Eric klappte das Buch auf die Mitte auf und zeigte auf eine Seite mit einer komplexen geometrischen Struktur – Linien, Kreise, Dreiecke, verbunden durch ein System von Zahlen und Symbolen.
„Die Agenda 2030 basiert auf einer Frequenzkontrolle. Sie senden ein bestimmtes Signal aus – eine digitale Wellenstruktur, die direkt mit dem menschlichen Bewusstsein interagiert.“
„Du willst mir sagen, dass sie unsere Gedanken manipulieren?“
Eric nickte langsam.
„Deshalb funktioniert der Social Score so perfekt. Die Menschen reagieren nicht nur auf die äußeren Konsequenzen – sie sind auf einer tieferen Ebene konditioniert. Angst, Schuld, Unsicherheit – das ist kein Nebeneffekt, Roman. Das ist die eigentliche Architektur des Systems.“
Roman blinzelte. „Und du glaubst, das Buch enthält eine Möglichkeit, diese Kontrolle zu durchbrechen?“
Eric nickte.
„Wenn wir die Frequenz entschlüsseln – und umkehren – könnten wir die Wirkung der Agenda neutralisieren. Die Menschen würden plötzlich klar sehen. Der Schleier würde fallen.“
Roman spürte, wie sein Puls schneller wurde.
„Aber wenn das stimmt… warum hat das noch niemand gemacht?“
Eric schloss das Buch und sah Roman ernst an.
„Weil die Frequenzquelle geschützt ist. Unter der OGC-Zentrale. Wenn wir sie erreichen wollen, müssen wir in den digitalen Kern der Agenda eindringen.“
Roman atmete tief ein.
„Das ist Selbstmord.“
Eric zuckte mit den Schultern. „Das dachte ich auch – bis du das Buch mitgebracht hast.“
Roman runzelte die Stirn.
„Du glaubst, das Buch ist der Schlüssel?“
Eric trat einen Schritt näher. Seine dunklen Augen funkelten.
„Ich weiß es.“
Eric wandte sich seinen Konsolen zu. Seine Finger flogen über die holografischen Tasten. Die Monitore wechselten das Bild – Live-Aufnahmen von Drohnenflügen, Überwachungsdaten von OGC, taktische Karten der Stadt.
„Ich habe Zugriff auf das interne Sicherheitssystem von OGC. Temporär – die Firewalls sind brutal. Aber ich habe eine Lücke gefunden.“
„Wie lange?“
„45 Minuten. Vielleicht weniger.“
Roman runzelte die Stirn.
„Und danach?“
Eric lächelte kalt. „Danach werden sie uns jagen.“
Roman spürte die Last des Buches in seiner Hand.
„Dann sollten wir uns beeilen.“
Eric hielt Roman für einen Moment den Blick.
„Bist du sicher, dass du das willst?“
Roman öffnete das Buch und las die ersten Zeilen erneut.
„Die wahre Freiheit beginnt im Inneren. Angst ist die Kette, die uns bindet – doch Mut
ist der Schlüssel, der sie löst.“
Roman klappte das Buch zu.
„Wir haben keine Wahl.“
Kapitel 5 – Die Stimme im Dunkeln
Roman saß auf dem kalten Metallboden der alten Fabrikhalle. Der schwache Schein der Notbeleuchtung warf lange Schatten auf die nackten Betonwände. Sein Atem war flach, sein Herz raste noch immer vom Gespräch mit Eric.
Das Buch lag auf seinem Schoß – die abgenutzten Seiten leuchteten schwach im Halbdunkel. Er fuhr mit den Fingern über die Prägung auf dem Ledereinband.
Er wusste, was auf dem Spiel stand.
Ein leises Geräusch ließ ihn aufblicken.
„Du solltest schlafen,“ sagte eine sanfte Stimme aus der Dunkelheit.
Roman zuckte leicht zusammen – nur für einen Moment. Dann erkannte er die Stimme.
„Clara.“
Sie trat aus den Schatten. Ihre schlanken Finger fuhren durch die langen, dunklen Haare, während ihre hellen, fast bernsteinfarbenen Augen ihn fixierten. Sie trug eine schlichte schwarze Jacke, die enge Jeans unterstrichen ihre schlanke Figur.
„Eric hat mir gesagt, dass du etwas mitgebracht hast.“
Roman sagte nichts.
Clara trat näher und setzte sich neben ihn. Für einen Moment saß sie schweigend da, während ihre Augen auf das Buch in seinen Händen gerichtet blieben.
„Ist es wahr?“ flüsterte sie.
Roman blickte sie an.
„Was?“
Clara sah ihn ernst an. „Dass dieses Buch… der Schlüssel ist.“
Roman öffnete das Buch und blätterte vorsichtig durch die Seiten.
„Eric glaubt, dass die Agenda 2030 auf einer Frequenzkontrolle basiert – einer Welle, die direkt unser Bewusstsein beeinflusst. Das Buch enthält die Blaupause für die Frequenz. Wenn wir die Quelle finden, können wir die Kontrolle umkehren.“
Clara schloss die Augen.
„Ich habe immer gewusst, dass sie mehr tun, als nur unsere Bewegungen zu kontrollieren.“
Roman runzelte die Stirn. „Du hast es gewusst?“
Clara öffnete die Augen – ein dunkler Schatten lag darin.
„Ich habe für sie gearbeitet, Roman.“
Roman erstarrte.
„Was?“
Clara sah zu Boden. Ihre Hände lagen regungslos in ihrem Schoß.
„Vor einigen Jahren. Nach der Implementierung des Social Credit Systems. Ich war Teil des psychologischen Überwachungsteams.“
Roman zog die Luft scharf ein.
„Du hast… für OGC gearbeitet?“
Clara nickte langsam.
„Sie haben uns gesagt, dass es darum geht, die Menschen zu schützen. Die Frequenz – sie wurde als eine Methode der Verhaltensstabilisierung verkauft. Angstkontrolle, Stressreduktion. Das haben sie uns erzählt.“
Roman starrte sie an.
„Und du hast das geglaubt?“
Clara schüttelte langsam den Kopf.
„Am Anfang vielleicht. Aber dann… habe ich die Auswirkungen gesehen.“
Sie sah ihn an – ihre Augen glitzerten im schwachen Licht der Lampe.