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Wie kann Beschäftigung bei Demenz gelingen – sinnvoll, wertschätzend und alltagstauglich? Dieser praxisnahe Ratgeber bietet Angehörigen, Betreuungskräften und Interessierten eine Vielzahl erprobter Ideen, angepasst an die unterschiedlichen Stadien der Demenz. Von Gesprächen über kreative Angebote bis hin zu Sinnesanregungen, Gruppenaktivitäten und Ritualen – alles klar strukturiert, mit Checklisten, Vorlagen und vielen Tipps für den Alltag zu Hause oder im Pflegeheim. Einfühlsam, fundiert und motivierend – für mehr Lebensqualität im Alltag mit Demenz. Von Nico Oelrichs, Sozialpädagoge und Demenzbegleiter mit Herz und Erfahrung.
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Seitenzahl: 46
Veröffentlichungsjahr: 2025
Nico Oelrichs
Beschäftigungsmöglichkeiten bei Demenz
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Einführung
Grundprinzipien der Beschäftigung bei Demenz
Beschäftigungsangebote nach Demenzstadium
Themenbezogene Anregungen
Praktische Tipps für Angehörige und Betreuende
Materialien und Hilfsmittel
Beschäftigung in der Gruppe vs. Einzelbetreuung
Beschäftigung im Pflegeheim vs. Zuhause
Rechtliche und finanzielle Hinweise
Anhang
Impressum neobooks
Demenz ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten einhergehen. Das zentrale Merkmal ist eine nachlassende Gedächtnisleistung, wobei auch Sprache, Orientierung, Urteilsvermögen und die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung zunehmend beeinträchtigt werden.
Demenz ist keine normale Alterserscheinung, sondern eine krankhafte Veränderung des Gehirns. Obwohl das Risiko mit steigendem Alter zunimmt, ist Demenz nicht zwangsläufig eine Begleiterscheinung des Alterns. Auch jüngere Menschen können, wenn auch seltener, daran erkranken.
Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die sich in Ursachen, Verlauf und Symptomen unterscheiden:
Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Form der Demenz (ca. 60–70 % der Fälle). Sie entwickelt sich schleichend und führt zu einem allmählichen Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit. Typisch sind Gedächtnisprobleme, Wortfindungsstörungen und eine zunehmende Desorientierung.
Vaskuläre Demenz: Entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, z. B. nach einem Schlaganfall. Der Verlauf kann schubweise sein, die Symptome variieren stark, abhängig von den betroffenen Hirnregionen.
Lewy-Körperchen-Demenz: Gekennzeichnet durch starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit, optische Halluzinationen und motorische Symptome ähnlich wie bei Parkinson.
Frontotemporale Demenz: Tritt meist früher auf (zwischen 50 und 60 Jahren). Sie zeigt sich oft zuerst durch Veränderungen im Verhalten oder in der Sprache, weniger durch Gedächtnisverlust.
Es gibt noch weitere, seltener auftretende Demenzformen sowie Mischformen, bei denen mehrere Ursachen gleichzeitig vorliegen.
Der Verlauf einer Demenz wird in der Regel in drei Stadien unterteilt, wobei der Übergang zwischen ihnen fließend ist:
Frühes Stadium (leichtgradige Demenz):
Gedächtnisprobleme, v. a. bei neuen Informationen
Schwierigkeiten bei der Wortfindung
Erste Orientierungsprobleme in fremder Umgebung
Betroffene merken oft selbst, dass „etwas nicht stimmt“
Mittleres Stadium (mittelgradige Demenz):
Deutliche Gedächtnislücken
Alltägliche Aufgaben fallen schwer
Persönlichkeitsveränderungen, Stimmungsschwankungen
Betroffene benötigen zunehmend Unterstützung im Alltag
Spätes Stadium (schwergradige Demenz):
Verlust grundlegender Fähigkeiten (z. B. Essen, Anziehen)
Sprachfähigkeit stark eingeschränkt
Bewegungsstörungen, Inkontinenz
Oft völlige Pflegebedürftigkeit
Das Wissen um diese Stadien hilft, den richtigen Umgang und passende Beschäftigungsangebote zu finden, die weder über- noch unterfordern.
Beschäftigung ist weit mehr als bloße Zeitvertreib: Für Menschen mit Demenz bedeutet sie Halt, Sinn und Teilhabe. Eine gezielte, individuell angepasste Aktivierung kann den Krankheitsverlauf zwar nicht aufhalten, aber dazu beitragen, vorhandene Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten und den Alltag lebenswerter zu gestalten.
Durch regelmäßige Beschäftigung werden kognitive, körperliche und soziale Ressourcen aktiviert. Selbst einfache Aufgaben wie Sortieren, gemeinsames Singen oder Spaziergänge können dazu beitragen, geistige Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration und Sprache zu stimulieren. Auch fein- und grobmotorische Bewegungsabläufe lassen sich durch passende Aktivitäten erhalten oder fördern. Wichtig ist hierbei: Die Übungen müssen auf den aktuellen Zustand abgestimmt sein und sollten weder über- noch unterfordern.
Demenzkranke Menschen verlieren allmählich die Fähigkeit, ihren Alltag selbst zu organisieren. Eine feste Tagesstruktur, die Beschäftigungszeiten einschließt, vermittelt Orientierung, Sicherheit und ein Gefühl der Verlässlichkeit. Regelmäßige Rituale, etwa ein täglicher Spaziergang oder ein fester Bastelnachmittag, helfen dabei, Zeiträume zu ordnen und Unsicherheiten zu reduzieren.
Struktur gibt nicht nur dem Betroffenen Halt, sondern entlastet auch Angehörige und Pflegekräfte. Wiederkehrende Beschäftigungsangebote machen den Tagesablauf planbarer und bieten feste Ruhe- und Aktivitätsphasen.
Aktivitäten fördern die Kommunikation und den sozialen Austausch. Gerade bei fortschreitender Demenz besteht die Gefahr, dass sich Betroffene zurückziehen oder isolieren. Eine einfühlsame, an den Bedürfnissen orientierte Beschäftigung kann emotionale Verbindungen schaffen – zu Mitmenschen, zu Erinnerungen oder einfach zu einem positiven Gefühl.
Auch einfache Erfolge – etwa ein fertig gelegtes Puzzle oder eine schön bemalte Karte – stärken das Selbstwertgefühl und vermitteln das Gefühl, noch „gebraucht“ zu werden.
Dieser Ratgeber soll Angehörigen, Pflegekräften und allen, die Menschen mit Demenz betreuen oder begleiten, eine praxisnahe Unterstützung bieten. Im Zentrum steht die Frage: Wie kann sinnvolle Beschäftigung im Alltag aussehen? Ziel ist es, konkrete Anregungen und Hilfestellungen zu liefern, die sowohl im häuslichen als auch im institutionellen Umfeld umsetzbar sind.
Die Inhalte orientieren sich dabei an folgenden Grundsätzen:
Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen: Was für den einen sinnvoll und motivierend ist, kann für den anderen überfordernd oder uninteressant sein. Deshalb wird besonderer Wert auf Biografiearbeit und eine persönliche Herangehensweise gelegt.
Praxistauglichkeit im Vordergrund: Die vorgestellten Aktivitäten und Methoden lassen sich mit einfachen Mitteln und wenig Aufwand umsetzen – ohne spezielle Fachkenntnisse oder teures Material.
Wertschätzung und Respekt als Basis: Beschäftigung darf niemals zur „Bespaßung“ oder zum bloßen Zeitfüllen verkommen. Sie soll immer in einem würdevollen Rahmen stattfinden, der die Fähigkeiten und das Tempo des Betroffenen respektiert.
Flexibilität im Umgang mit Demenz: Der Verlauf der Krankheit ist individuell und kann sich von Tag zu Tag verändern. Der Ratgeber versteht sich daher als Werkzeugkasten, aus dem flexibel das Passende gewählt werden kann.
Mit diesem Ratgeber möchten wir dazu ermutigen, neue Wege in der Begleitung von Menschen mit Demenz zu gehen – mit Geduld, Kreativität und Empathie. Beschäftigung kann Brücken bauen, wo Worte fehlen, und Momente der Freude schaffen, wo Unsicherheit und Verlust dominieren.
Die wichtigste Grundlage für eine sinnvolle Beschäftigung von Menschen mit Demenz ist die Orientierung an dem, was sie noch können, was ihnen Freude bereitet und