Bester jagt Spengler - Alfred Schmidt - E-Book

Bester jagt Spengler E-Book

Alfred Schmidt

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Beschreibung

Bester jagt Spengler‹ — die Geschichte und »Gschichtl« des Pabo Dungra Koreh sind nichts weiter als Abenteuer, die aus sich selbst leben, rasante Auf- und Abschwünge, die nicht belehren, nicht erziehen, sondern nur unterhalten wollen. Alfred Schmidt behandelt seine Sprach-Einfälle ähnlich dem Free Jazz; improvisiert sind alle Ereignisse, bald betörend, bald schockierend wird Sprache zu Musik. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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Alfred Schmidt

Bester jagt Spengler

Prosa

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Inhalt

BEINAHE UNGEWÖHNLICHES ÜBER EINEN HOFNARREN UND NEBSTBEI BEINAHE GEWÖHNLICHES ÜBER VATER UND MUTTERIM NÄCHSTEN ABSCHNITT WIRD DEM EDUZIERTEN PUBLICO WIE DEN MESSEBESUCHERN CON BRIO SEINE FÄHIGKEIT ZU VERSTEHEN AUSGETRIEBEN AT ONCEAB JETZT WERDEN NUR NOCH SEHR SELTEN GROSSMÄULIGE VERSPRECHUNGEN NICHT EINGELÖSTHANDS UP VENTILIERENDADURCH? DASS PABO DEM GEHAKA ALS RECHTSAUSSEN BEITRAT? KONNTE ER MIT SEINEM LINKEN GARINCHA‘HAKEN DIE KLASSENZUGEHÖRIGKEIT SEINES VEREINS IM WINTER ANNO SCHNEE AUFHEBEN!DER NÄCHSTE ABSCHNITT WURDE GESCHRIEBEN UM DIE LANGE NICHT GEÜBTE PRAXIS DER MAIUSKELEINSCHÜBE AN DIESER STELLE ZU RECHTFERTIGEN

BEINAHE UNGEWÖHNLICHES ÜBER EINEN HOFNARREN UND NEBSTBEI BEINAHE GEWÖHNLICHES ÜBER VATER UND MUTTER

aldo lambarene war der letzte spross eines alten, aber stets armen italienischen adelsgeschlechtes. victus emmanuele lambarene, die wurzel des ehrwürdigen stammbaumes, war am hofe des conte condove zu parma und modena ein hochbeliebter, von der weisheit edlen narrentums erfüllter, spassmacher. für die nachhaltige wirkung seiner spässe, die er in persiflierender travestie nach den werken der altlogischen obergriechischen philosophen meander aus hippos und anopheles aeolos konzipierte, wurde er vom conte, in einem anfall von dankbarkeit, er hatte ihm wiederholt reich und ansehen gerettet, zum cavaliere der gewürzkammern geschlagen.

sein gräflicher herr war, gott hab ihn selig, ein fürchterlicher schlemmer, der fast allen lastern ergeben frönte, mit einer schlichten ausnahme: die laster der tapferkeit und des mutes waren ihm nicht zu eigen, wie das wohl so gewesen sein mag, waren ihm wohl auch deren tugenden nicht mehr als ein fremder hund. und: die feinde des landes, innere und äußere, bat der conte daher, unter dem vorwand vorhandene meinungsverschiedenheiten auf den menschenwürdigeren wegen des gespräches aus der damals noch kleineren welt zu führen, an seine rosaroten tische. das verdienst des teuren kalafatti begann sich nun, der ebenso teure leser ahnt es, in dieser szenerie seine grundfesten zu errichten. der zum schlichten gesell gewandelte schwatzte die respektiven kontrahenten des erlauchten conte, mit einer exaktheit, die der gern gehörten auskunft: die zeit vergeht, ein zuverlässiger bruder war, über die grenzen des verstehens in die von quadratischem allverstand geprägten landschaften des wahnsinns. man wird natürlich die köpfe, unbehaustes bedenkend, treulich schwenken, dass ich die auslöser dieser folgenreichen wendung überhaupt, wenn auch bedarften seelen anvertrauen will. aber: wie andere um den segen eines primizpriesters einen schuhdoppler durchwandern, so muss es diese sehnsüchtigen nach aix in wai treiben, wo sie die grünspänig patinierte namenstafel des örtlichen kriegerdenkmals von hinten nach unten lesen werden, so sie dies gehörig besorgen, verraten alle vierten maiuskeln zu einem sinn vereint das todesschwangere aenigme.

die menschheit hätte sich seit jenen tagen wirklich entscheidend verändern können, seis zum guten, so ungefähr lautete der refrain der täglichen gedankenübungen des letzten spross des hauses lambarene. aldo beppo barone di lambarene bewohnte ein recht hübsches palais in der elisabethstrasse in graz, wohin angeblich adrian leber-kusen, einer der berühmteren deutschen kulturmagneten reiste, in der wirklichen tat aber fuhr er nach bratislava on a junk tour. des barons wunderhübsche frau, die ungarische gräfin varady war so vornehm zart und zerbrechlich, aber insgeheim dem damenfussball nicht abgeneigt, dass der baron einfach dachte, es sei schade sie zu den täglichen verrichtungen zu gebrauchen. so frühstückte er stets mit einem lieben mädel vom kirchenchor; als das mädel in die jahre kam, so gegen fünfunddreissig, wohnte ein morphiumsüchtiger medizinstudent von runden neunzehn jahren als mietgast im hause lambarene. der bruder hatte nur noch um die letzte ecke zu gehen, ehe er öffentlich absalutierte. diese konstellation reizte den alten abkommen tod- und wahnsinnsbringender spassmacher. er bestimmte das lautere kirchenchormädel die mutter und den junkie der vater eines burschen, geschlagen mit dem stigma eines unglaublich verstopften rechten nasenlochs, namens pabo koreh zu sein.

 

bevor es lästig wird, ein herzliches grüssgut und wie gehts. ich freue mich enorm, dass du zu meinem buch greifst, es gekauft oder gestohlen hast, was leider auch schon etwas reformbedürftig ist. versuche dies: du stellst, wenn, das nächste mal an den platz des entwendeten buches vielleicht einen grauen stein oder einen moosbewachsenen dachziegel a.d. wie schön, du betrittst das übernächste mal eine mineralienhandlung. alle wetter oder wege, ein entwicklungsträchtiger prospekt. gleich allen größeren dichtem möchte ich an bevorzugter stelle die arrogant anmutende bitte an den intelligenten leser richten, dieses buch zweimal zu lesen. um mich aber von den sogenannten namhafteren schreibern aller zeiten und völker ausreichend zu differenzieren, ist es bei meinem werk jedoch angebracht dieses einmal von vorn und einmal nach guter hausfrauenart von hinten zu besorgen. sollte sich dann das erhoffte pläsir noch immer nicht ergeben haben, kann ich aber schlicht und treuherzig sagen: wir verstehen einander nicht.

die beschäftigung mit diesem buche sollte nicht mit allzu konzentrierten sinnen gehandhabt werden, es wurde auch nicht damit geschrieben; deshalb liest es sich vielleicht in einem beatklub oder sonst an einem ort, der die disfraktion der aufmerksamkeit begünstigt, in ähnlich nervöser kondition, wie sie in dem buch sich festzuhalten versucht. nicht sollte man es in der strassenbahn oder den anderen öffentlichen verkehrsmitteln lesen, es ist also keine reiselektüre, denn dort auf der reise ist das betrachten oder gar studium der gesichter unserer mitreisenden um vieles unterhaltender oder gar förderlicher. auch ist es keine lektüre im bett, denn da ist es meistens schade um den süssen schlaf, hingegen ist es für polizistl im bereitschaftsdienst hochgeeignet. und: dieser freund der interpretation und jener freund, der gerne alles auf und in sich ruhen lässt, sind mir beide gleich liebe leute, sofern es sich um verständige saufbrüder handelt.

am ende möchte ich gar noch versprechen das nächste mal ein besseres buch zu schreiben.

IM NÄCHSTEN ABSCHNITT WIRD DEM EDUZIERTEN PUBLICO WIE DEN MESSEBESUCHERN CON BRIO SEINE FÄHIGKEIT ZU VERSTEHEN AUSGETRIEBEN AT ONCE

(huckleberry finn)

der eremit klatschte in die hände, ein blatt vom laub des buchenbaumes löste sich und sank langsam aber sicher auf seine schulter, er nahm es in den mund und ass es. dann ging er zum nahen bergbach, seine notdurft zu verrichten. der eremit heisst nikolaus und ist gesund. in seinen jugendjahren war er bei der essess im kazet buchenwald als kanzleikraft beschäftigt. er ordnete die gnadengesuche zu den todesbefunden. er pflegte damals am fenster zu sitzen und die blätter der buchen zu zählen. er hatte ein scharfes auge, und mit der feder legte er strichlisten an. nach kriegsende verlor er sein gedächtnis, statt dessen wies er seine listen vor. man schickte ihn nach hause, er aber ging ins habachtal. da die dortige tausendjährige einsiedelei günstigerweise kürzlich verwaiste, trat er die nachfolge des im alter von hundert 18 etwas kindischen, dahingegangenen und somit verstorbenen einsiedels an, und dies zur freude der gemeindebürger von habach. viele gedanken kamen zu ihm, um bei ihm ihre letzte ruhestatt zu finden. ein gedanke, der ehedem par exempel kein kauboi, sondern ein ex grege, ein reisekoffer war, schwebte über seiner klause und hält den blitzschlag fern, ein gedanke, so behauptet der exkoffer und nunmehrige blitzableiter, kann überall entstehen und nirgends enden, natürlich kann er nirgends entstehen und überall enden; wir wissen aber nicht, ob das eine wie das andere eine ursache hat; pass auf: wir haben herausbekommen, dass aber- und aberviele urdinge ausgewiesen werden können, so daß wir, um unsere existenz als gedanken nicht zu gefährden, aufgehört haben, ursachen als diese anzuerkennen. im übrigen und super ceterum, so noch immer der exkoffer, der gegenwärtige und nunmehrige blitzschützler, gleichen wir bakterien, wenn man alt und runzlig ist, sucht man hertogenkoks wider die güldenen schühlein, die beim schnabel huisi tanzen.

 

einer, der auch hier ruht, ist der fremde gedanke, urban turban, wie er gerufen wird. niemand wollte ihn jemals; einige zeit verbrachte er damit, seine zeit in der wüste zu verbringen, doch auch der wüstenspringfloh, ein verwandter des gletscherflohs, dem kappellari, der vater der sieben geisslein, einige sorge angedeihen liess, konnte mit dem fremden nicht intim werden, so daß er sich resignierend beim karthausenmann einfand, der ihm die aufgabe eines platzanweisers zuwies. mehr als allgemein aber doch so gesehen, lief seine fremdheit neben dem sechsten sinn wie ein eisstock über el paso zu napoleons schiefer, der im schnee verschwand, wohl gefiltert, jedoch als unglaubwürdig abgetan; aber irgend jemand mußte ihn doch einmal gekannt haben, sogar schiffbrüchige hört der gute ruf erzählen, die grossmutter trinke märzenbier. dem war aber durchgehend nicht so, der fremde erkannte sich zwar selber selbst, aber das ist auch für einen gedanken zu wenig und so blieb er, ausser dem einsiedel, der kein gedächtnis hatte, für immer fremd. oder: kennst du den fremden, das wäre zweifelsfrei ein seriöser film.

zwischendurch wäre es zweifelsfrei nützlich, nicht unerwähnt zu lassen, dass der einsiedlerische nikolaus bloss eine parallelinkarnation jenes burschen ausmacht, der wie der kläusner mit einer nur zum halben teil funktionierenden nase ausgestattet ist.

ein weiterer symptoma für die soheit der klause ist der abgebrochene gedanke vom halben hahn, der dem trostbedürfnis einer zeit entsprechend vollwertig genommen wurde, der dem wunsche ganzer zeitströme entgegenlief, der konkreten kopfabschlagung durch aufsetzung des abdrucks einer was das zeug hält klimpernden wimper zu entgehen, der halbe hahn, der seinen zweiten und fehlenden hodensack als schilfrohr in einer chinesischen tuschzeichnung erkennt, er dient ehrwürden kläusel als kramperlteekanne.

AB JETZT WERDEN NUR NOCH SEHR SELTEN GROSSMÄULIGE VERSPRECHUNGEN NICHT EINGELÖST

da pabo dungra koreh sich in gegenwart des untersuchungsrichters mit dem häftling unterhalten mußte, tanzte, trommelte und spuckte er: hucka ucka maka muk, als er dem höhepunkt seiner erzählkunst nahekam, stülpte der bruder im grauen kleid sein zwerchfell über den verdutzten u-richter und pabo verliess wie einst john dillinger das staatliche exerzitienhaus. was würden sie sagen, stünden sie als schauspielschüler vor einem gefangenenhaus? die unausgereifte frage wollen wir jenem landmann widmen, der sich über die klarheit des wunders entsetzte. weil aber pabo vor seiner flucht, die sich ja gemütlich anliess, noch ein zingo gespritzt getrunken, mußte er nun. da stellte er sich in einen fliederbusch, an dessen blattformen er sich, wenn dazu aufgefordert, nicht erinnern konnte, was ihn prompt an die schlampigkeit seiner beobachtung gemahnte. wie es kommt, kommt ein polizeimensch, der leopold niederösterreicher, arm in arm mit einem physikdodl, dem leopold wiener und zwingen ihn zu folgendem:

das schiffen, brunzen, soachen, pissen oder wie sicher auch immer, es ist ein bedürfnis, bei dem es stinkt, noch überdies muss man sein geschlecht, in dem das wort schlecht auf alle rücksichten steckt, ein umstand, der wie vielen anderen auch nitsche und mir aufgefallen ist, entweder herzeigen, was wegen des geschlechts und seines rücksichtsbedarfes nicht schicklich ist, oder man thut es heimlich, was wiederum bedrückend aufs gemüt wirkt. es gibt aber daneben noch angenehmes schlichterdings zu vermerken: da hamma zunächst das vollendet entspannende aufrieseln, das einen überkommt, der eine volle blase los zu werden anhebt, gleich auch muss der damit eng konnektierten seelischen dekommpression gedacht werden. schlechteren service muss leider auch der enttäuschung gedacht werden, die mit dem schwindenden inhalt der bladder negativ korrelierend, aus diesem prozess resultiert und die mit dem letzten tropfen in einem abscheulichen klimax kulminiert. auf die perfekt gegensätzliche situation treffen wir zu beginn dieses ablaufes, wir sprechen daher von einem vertierten prozess, in welchem das ende das gegenteil des anfangs darstellt.

über das äusserln der hunde, das man objektiv ebenso als schiffen usw. bezeichnen muß, ist hinlängliches registriert, ist es u.a. inhalt der tierpsychologie.

weiter ist als positiv anzuführen: das schneebrunzen, das kreuzschiffen in sogenannten haifischbars, das über den schädel in die goschen des widersachers schiffen.

über den allgemein dabei aufsteigenden geruch läßt sich in jedem fall interessantes anführen. für viele, wenn nicht die meisten, ist der aufsteigende odeur bloss eine bestätigung durch den geruchsinn, dass uriniert wird, aber gouteurs, frei von jeder billigen sympathiehascherei, verbinden mit dem eigenartig unverkennbaren pissdampf eine reiche skala freiest menschlicher emotionen, die sich durch die subtilität ihrer beschaffenheit jeglicher, wenn auch nur vorläufiger dechiffrierung entziehen. ich thue daher womit mir gedient ist und nenne sie kurzerhand pervers.

da klopfte der schutzpolizist pabo mit dem knüppel, dem batong auf den kopf, das haupt und verliess ihn arm in arm mit dem physikdodl.