Bewusstes Singen - Edit Siegfried-Szabo - E-Book

Bewusstes Singen E-Book

Edit Siegfried-Szabó

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Beschreibung

Neue Bucherscheinung im Belle Musique Verlag: Bewusstes Singen - Kausalität des freien Gesangs Nach den beiden ersten erfolgreichen Bänden zur Supraleitung Methode erscheint Anfang Dezember diesen Jahres im Belle Musique Verlag das neue Buch von Edit Siegfried-Szabo und Markus Wernly, "Bewusstes Singen - Praktisches Lehrbuch der Supraleitung Methode nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung" Schrittweise werden hier die verschiedenen Elemente und Aspekte dieser besonders effektiven Methode beschrieben, um zu einer frei schwebenden Stimme, drucklosem Singen, sowie einer gestaltungsintensiven und ausdrucksreichen Interpretation zu gelangen. Der Inhalt liefert zudem in einer verständlichen Sprache gründliche Erklärungen zu Ursache und Wirkung der anatomischen Vorgänge beim Singen. Auch emotionale Aspekte werden mit einbezogen, welche für das seelische Wohlbefinden und dadurch für die Ausdrucksfähigkeit einer Sängerin oder eines Sängers eine sehr wichtige Rolle spielen. In 31 Kapiteln zeigt die Methode mit Körper-, Atem- und Gesangsübungen gezielt Lösungen auf, wie u.a. auch bei mit einer ermüdeten, angestrengten Stimme weiter gesprochen und gesungen werden kann. Die Anleitung ist eine nützliche Hilfe bei der Behebung unterschiedlichster Stimmprobleme und bietet ebenfalls Wege zur Erhaltung eines gesunden Stimmapparates. Unter den Büchern über Gesangstechnik ist dieses Buch einzigartig, weil es detaillierte Erklärungen zu Ursache und Wirkung bei sängerischen Prozessen wie "in die Maske singen, inhalare la voce, Stütze, Stimmsitz, Flankenatmung, tiefgestellte Kehle", u.v.m. entschlüsselt. Der gesamte Gesangsprozess und die Kausalität der oben erwähnten gängigen Begriffe im Speziellen, wird mit Hilfe von Übungen vom Ausgangspunkt (Ursache) bis zur gewünschten Empfindung (Wirkung) didaktisch und methodisch angeleitet. Dank der Illustrationen sind die Prozesse sehr gut nachvollziehbar. Dies ermöglicht eine leichtere Umsetzung der Theorie in die Praxis. Weitere Unterstützung erhält der Leser durch zahlreiche Links und Videos im Internet. Diese Bücher bilden die Grundlage der Supraleitung Methode. Sie findet in Japan bereits besonders großen Anklang. So wurde das erste Buch der Serie "Supraleitung - der Weg zur Mitte" bereits ins Japanische übersetzt. Ende März 2021 findet unter der Leitung von Noriko Kawamura der "Internationale Gesangswettbewerb Basel" statt. In der Jury sind auch Edit Siegfried-Szabo und weitere bekannte Sängerinnen vertreten.

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INHALTSVERZEiCHNiS

Vorwort

Einführung

Die Achterbewegung — Fliessende Stimme — Der Eingang zur tiefliegenden Muskulatur

Der Psoas — Der innere Draht als Stütze

Ringknorpel und Cricopharyngeus — Freier Klangfluss

Die Drei-Dimensionalität der Stimme — Erweiterter Klangraum

Musculus transversus abdominis — Das innere Korsett

Die Augen — Der Spiegel der Stimme

Wie finde ich die „Maske“: Stimmsitz — Stimmzentrierung

Sternocleidomastoideus — Ohne Verspannung singen

Schwebendes Zungenbein — Entspannter Kehlkopf

Entspannter Stylohyoideus — „Inhalare la voce“

Sternothyroideus — Die Mittigkeit der Stimme

Omohyoideus — Verankerung der Mittigkeit

Geniohyoideus — Vordersitz der Stimme

Scalenus anterior — Die innerste Stabilität

Unterdruck — Wohlklang in der Stimme

Offene, tiefe Kehle — Hohe Töne

Musculus pyramidalis und Einatmen — Fliessende Koloraturen

Atembalance in der SUPRALEITUNG Methode

Gaumendehnung — Raum schaffen für die Stimme

Den Nacken von innen dehnen — Klangvolumen ausdehnen

„Aufgetaute“ Zunge — Lockere und leichte Stimme

Besser artikulieren, schöner singen

Digastricus — Entspannte Stimme

Stellknorpel und Kaumuskel — Blockaden lösen

Zwerchfell, Zwerchfellpfeiler und 12. Brustwirbel

Die Erdung

Randstimme — Randschwingung der Stimmlippen

Kehldeckel (Epiglottis) — Mit offener Kehle, tief im Nacken singen

Die „goldene Röhre“ — Freier Atemfluss

Emotionen freisetzen — Amygdala und emotionale Befreiung

Probleme mit Schleim

Nachwort: Singen und Psyche

Abbildungsverzeichnis

Danksagung

Edit Siegfried-Szabo

Markus Wernly

Literatur

VORWORT

Wenn Du dieses Buch in Deinen Händen hältst, fragst Du Dich sicher: „Noch ein Buch über Gesangsmethodik? Gibt es darüber nicht schon genug Literatur? Ist darüber nicht schon viel, gar zu viel geschrieben worden? Wurde in der Vergangenheit bis heute nicht alles niedergeschrieben, was Sängerinnen und Sänger über ihren Resonanzkörper wissen müssten, üben und trainieren? Lass Dich überraschen!

Mit diesem Buch erschliessen Edit Siegfried-Szabo und Markus Wernly, leicht verständlich und reichhaltig illustriert, zusammenhängende Erkenntnisse und bislang unbeschriebene Aspekte der gesamtkörperlichen Gesangstechnik und -methodik aus Jahrzehnte langer Erfahrung und Forschung von Edit. Markus stellte bei der Arbeit mit Edit bald fest, dass die Methode der SUPRALEITUNG seine Stimme freier, beweglicher, lockerer und voller gemacht hat und die Interpretationen emotionaler und gestaltungsintensiver wurden.

Das erste Buch von Edit Siegfried-Szabo erschien unter dem Titel „SUPRALEITUNG, der Weg zur Mitte“, BoD Verlag, ISBN 978-3-7448-1064-7. Es gehörte im Jahr 2018 für Studierende im Master of Advanced Studies an der medizinischen Fakultät Basel, im Fach Cranio Facial Kinetic Science (MCFKSc) zur obligatorischen Lektüre. Diese Anerkennung zeigt, welche herausragende Bedeutung die Jahrzehnte lange, eigene Forschungsarbeit von Edit Siegfried-Szabo, der Sängerin und Gesangspädagogin zur Befreiung und Entspannung der Feinmuskulatur selbst für die klinische Therapie hat.

Es ist also naheliegend jetzt diesen zweiten Band vorzulegen. Das erste Buch richtet sich an alle Menschen, die dank der Stabilisierung der inneren Muskulatur zu mehr persönlicher Stärke und zu grösserem Selbstbewusstsein finden wollen. Mit diesem Buch wenden sich Edit Siegfried-Szabo und Markus Wernly speziell an Sängerinnen und Sänger.

Unabhängig von der sängerischen Ausrichtung (Klassik, Pop, Jazz, Folk etc.) oder dem Stand der Ausbildung (Studierende, Berufssängerinnen und -sänger oder „Laien“) lädt die Erfinderin der SUPRALEITUNG Methode ein, mit den beschriebenen Übungen an der Weiterentwicklung der Stimme, des Körpergefühls und der emotionalen Befindlichkeit zu arbeiten.

Wem ist das Gefühl nicht auch bekannt? An einem Tag fliesst die Stimme wunderbar und am nächsten nicht mehr richtig. Die Töne kommen nur mit Anstrengung und zögerlich zum Klingen. Die aufeinander bezogenen Übungen in diesem Buch bieten Dir Möglichkeiten an, wie Du Dir in solchen Situationen selber helfen kannst.

Sängerinnen und Sänger sind beim Singen mit dem eigenen Körpergefühl vertraut. Ein Arzt oder ein Physiotherapeut kennt alle Muskeln des menschlichen Körpers. Edit Siegfried-Szabo schlägt zwischen diesen beiden Aspekten aus Vertrauen und Wissen eine Brücke zur eigenen Wahrnehmung. Sie erklärt die anatomischen Grundlagen einer frei fliessenden Stimme und setzt diese mit einer dazugehörenden Übungsreihe in die Praxis um.

Das Grundprinzip der Übungen basiert auf der Erkenntnis von Ursache und Wirkung1 sowie aus der Polarität von Spannung und Entspannung. Polaritäten sind massgebliche komplementäre Phänomene, die als Naturgesetz in allen Wissenschaften vorkommen. Sängerinnen und Sänger nützen die Polarität aus Ursache und Wirkung, Spannung und Entspannung zur optimalen Einstellung ihrer körpereigenen Resonanz, welche sich als eigenständiges Instrument (die eigene „Stradivari“) in der Dreidimensionalität der SUPRLATEITUNG manifestiert.

1 In den farbigen Abbildungen sind die Farben der Pfeile folgendermassen gewählt: dreifach und gelb für Ursache, grün für Wirkung. In den Graustufenbildern gilt dreifach und weiss für Ursache sowie grau/schwarz für Wirkung.

EINFÜHRUNG

Mit den systematisch aufgebauten 31 Lektionen wollen wir zeigen, wie Du mit der SUPRALEITUNG Methode ein Gleichgewicht zwischen Spannung (Tonus)2 und Entspannung (Loslassen) beim Singen aufbauen und neue Ausdrucksformen, Farben und Schattierungen in Deinem Gesang erreichen kannst. Die Methode der SUPRALEITUNG wird schrittweise und systematisch genau beschrieben. Mit Körper-, Atem- und Gesangsübungen kann die Methode in 31 Lektionen gezielt erarbeitet werden. Je nach Stand der sängerischen Ausbildung, Deiner sängerischen Ausrichtung (Klassik, Pop, Jazz, Folk), nach Zielsetzung oder nach Vorwissen zur SUPRALEITUNG Methode aus dem Buch von Edit „SUPRALEITUNG, der Weg zur Mitte“, BoD Verlag, ISBN: 978-3-7448-1064-7, können die einzelnen Themen nacheinander oder separat eingeübt, wiederholt und gefestigt werden.

Auf Ursache und Wirkung basierend, wollen wir einen neuen, anatomischen Zugang zu unserem ureigenen Instrument, dem Gesangsapparat, ermöglichen und Dich selber entscheiden lassen, welche Aspekte unserer Technik und Methodik Dir nützlich erscheinen, Dich in Deinem Gesang unterstützen und Dich weiterbringen.

Einige Übungen kommen bewusst in verschiedenen Kapiteln vor. Darauf legen wir grossen Wert, denn je nach Kapitel liegt der Fokus auf einem anderen Detail, was im Text auch beschrieben wird. Der Grund liegt darin, dass nur nach mehrmaligen Wiederholungen der Übungen ein neues Körperempfinden verankert und reflexartig abgerufen werden kann.

Zu den gängigen Begriffen der Gesangstechnik (z.B. Stütze, Flankenatmung, Maske, Vordersitz, „inhalare la voce“, etc.) zeigen wir einen neuen Zugang mit Hilfe der von Edit entwickelten SUPRALEITUNG Methode auf.

Die SUPRALEITUNG ist der Zugang zum freien Atem sowie zu ausdrucksstarkem und gestaltungsintensivem Gesang.

Als Supraleiter werden in der Physik Materialien bezeichnet, die bei sehr tiefen Temperaturen keinen elektrischen Widerstand mehr aufweisen und Strom somit praktisch ohne Energieverlust durch den Leiter fliessen kann.

Wenn wir die Anatomie der Tiefenmuskulatur kennen und dieses komplexe Muskelsystem zu einem inneren Halt aufbauen, entfallen „Verpanzerungen“ und Verspannungen in den äusseren Muskelschichten. So kann der Atem frei und ohne Widerstand in allen drei Dimensionen wie durch einen Supraleiter fliessen. In Analogie zu unserer persönlichen und mentalen Verfassung bedeutet dies, dass unsere konditionierten Ängste den Widerstand darstellen, welche unseren Körper innerlich und äusserlich „verpanzern“. Ein Leben ohne Angst, also ohne Widerstand, ist ein Leben in Fülle – körperliche und mentale Energien können frei fliessen. Du wirst an Dir selber feststellen, dass bei zunehmendem Verständnis der SUPRALEITUNG Methode und bei der Anwendung der Übungen Deine Stimme nach und nach voller, runder und ausdrucksstärker wird.

Der Körper ist unser Instrument.

Um unser Instrument zu erklären, ziehen wir einen besonderen Vergleich herbei: Das Wertvolle einer Stradivari Geige ist ihr Korpus. Genau so wertvoll ist bei unserem Instrument unser Körper. „Eine gesunde Seele in einem gesunden Körper“ gilt auch bei Sängerinnen und Sängern als unabdingbare Lebensphilosophie. Unser Korpus mit allen Organen, Muskeln und Sehnen ist unser Instrument, welches wir zum Klingen bringen wollen. Die Stimmbänder entsprechen den aufgespannten Saiten, die beim Singen in Schwingung versetzt werden. Klang entsteht aber nur, wenn ein offener Resonanzraum vorhanden ist. Dieser Resonanzraum entsteht, wenn wir in der sängerischen Körpereinstellung den Tonus der inneren Muskulatur und somit die benötigte Spannung aufgebaut haben. Gleichzeitig braucht es eine Entspannung der äusseren Muskulatur z.B. an Kopf, Hals, Bauch, Brust, Rücken und Hintern, damit der Atem frei fliessen und der Klang sich wie bei einer Stradivari-Geige mit einem tollen Bogenstrich voll entfalten kann.

Es geht immer um eine innere Balance: Findet in der einen Muskelgruppe eine Spannung oder Dehnung statt, muss in gleichem Masse eine andere Muskelgruppe entspannt werden. Je mehr Halt die Tiefenmuskulatur gibt, desto mehr kann der äussere „Panzer“ wegfallen. Dies gilt sowohl für das körperliche als auch für das seelische Gleichgewicht. Dieselbe Balance braucht es im Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche beim Gesang. Je mehr freie, positive und gestalterische Emotionalität Du beim Singen einsetzest, desto grösser muss Deine äussere körperliche Entspannung sein. Je grösser der Muskeltonus ist, desto lockerer und entspannter muss die kindlich-psychische Einstellung sein. So entsteht auch eine Verbindung zwischen rechter und linker Gehirnhälfte, was erst eine umfassende, authentische Persönlichkeit ausmacht.

Die Arbeit mit diesem Buch kann ganz individuell gestaltet werden.

Werden die Kapitel in der vorliegenden Reihenfolge durchgearbeitet, erscheint Dir der Zugang zur SUPRALEITUNG methodisch und systematisch verständlich und logisch. Es ist aber auch möglich, den Ablauf der Lektionen nach eigenem Gutdünken zu wählen. Alle Puzzleteile fügen sich nach und nach zu einem neuen Ganzen zusammen. Die Zusammenhänge erschliessen sich Dir womöglich erst gegen Ende des Buches, wenn alle Puzzleteile ineinander passen.

Die sogenannten „Magicpunkte“ sind die Stabilisatoren der inneren Muskulatur.

Wir verwenden zum Beschreiben der Muskelstrukturen oft das Bild von übereinanderliegenden Zwiebelschalen. Die für den Aufbau der dreidimensionalen Durchlässigkeit des Körpers wichtigen Strukturen werden von der innersten Schale der Muskelschichten gebildet. Mit Hilfe der Übungen gelingt es uns, diese „Magicpunkte“ zu aktivieren und so an die innersten Strukturen zu gelangen. Sind die „Magicpunkte“ belebt, entfällt die äussere „Verpanzerung“ des Körpers und die SUPRALEITUNG steht. Gelingt es uns, die Muskelaktivitäten zunehmend mit dem Geist zu steuern, führt dies auch zu einer emotionalen Befreiung und zu einem schwebenden Körpergefühl.

Um die „Magicpunkte“ zu wecken, werden meist eine ganze Reihe von Muskeln in Aktion versetzt oder es entsteht eine Kettenreaktion von beteiligten Muskelpartien. Wir benennen die Muskeln mit den anatomisch korrekten Begriffen und zeigen dazu auch Abbildungen, die diese Muskelpartien veranschaulichen. Dadurch erhältst Du eine bessere Vorstellung der Abläufe im Körper.

Die fünf besonderen „Magicpunkte“ sind:

Oberschenkel Innenseite (Psoasansatz)

Steissbein (dort setzen viele Muskeln und Bänder an, die den Beckenboden anheben)

12. Brustwirbel (hier treffen Zwerchfell, Psoas und Transversus zusammen)

innere Zwischenrippenmuskulatur bis unter die Achseln (vordere Sägemuskulatur) ermöglicht, als Gegenbewegung, die Lungenflügel bis zu den Nieren auszudehnen. Dies wird in anderen Schulen als Flankenatmung bezeichnet.

hinter dem Schulterblatt (Ansatz von Musculus levator scapulae, kleiner Brustmuskel und Verbindung zu Omohyoideus)

Die Belebung der Muskeln an der 1. Rippe hat eine besondere Bedeutung.

Die SUPRALEITUNG der Stimme bedeutet einen dreidimensionalen, ungestörten, widerstandsfreien Atemfluss. Dies kann nur dann stattfinden, wenn der 7. Halswirbel und der 1. Brustwirbel durchlässig sind, weil dort die 1. Rippe andockt. An der 1. Rippe haben sowohl der Musculus sternothyroideus (siehe Kap. 10) als auch der Musculus scalenus anterior (siehe Kap. 13) ihren Ansatz. Diese jeweils paarig vorkommenden Muskeln geben der Kehle ganz direkt von weit innen im Hals einen Halt, wodurch der Nacken aufgerichtet wird. Die Belebung dieser Muskelpaare an der 1. Rippe bewirkt, dass der Atem durch den ganzen Körper, bis zu den Füssen, frei fliessen kann (vertikale Achse: oben-unten). Gleichzeitig ist es möglich, den Atem bis tief in die Lungenspitzen (horizontale Achse: vorne-hinten) zu führen. Es öffnet sich auch ein Raum zwischen Brustbein und Schlüsselbein (horizontale Achse: links-rechts). So kann das „inhalare la voce“-Gefühl entstehen. Der Ton wird dabei „inhaliert“ d.h. nach innen gezogen. Dies ist eine subjektive Wahrnehmung. Dabei wird der Hauptanteil der Strömungsenergie des Atems an den Rändern der Stimmbänder in Schwingung gebracht und damit in Klang umgewandelt.

Wir benützen die Vorstellung, dass eine Muskelanspannung „aufgetaut“ werden kann.

Unter „Auftauen“ eines Muskels verstehen wir einen Prozess der Entspannung. Jeder Muskel, der verspannt ist, ist verkürzt, verhärtet und nicht mehr elastisch. Bei angespannten Muskeln wird das Blut aus den Gefässen des Muskels heraus gepresst. In der Entspannung weiten sich die Gefässe und werden wieder mit Blut gefüllt und die Muskeln werden besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Ein Kribbeln oder eine gewisse Schwere ist dann spürbar.

Muskeln, die über eine lange Zeit verspannt waren, können jedoch in einem sehr langsam gesteuerten, Zeitlupen ähnlichen mentalen Prozess aufgeweicht oder eben „aufgetaut“ werden. Wir verwenden dazu das Bild eines gefrorenen Kuchenteiges. Beim „Auftauen“ wird die Teigmasse allmählich elastischer, form- und dehnbarer sowie fliessender. Hat man Jahre lang einen bestimmten Muskel angespannt, ist es hilfreich mit einer Zeitlupenbewegung diesen Muskel nach und nach zu entspannen. Dies ist besonders bei der komplexen Zungenbein- und bei der Zungenmuskulatur sehr wichtig.

Wir verwenden das Bild der „11-Uhr-Stellung“ und der „2-Uhr-Stellung“ bei Abläufen und Positionen von Körperteilen.

Beim Sitzen, Stehen und Gehen orientieren und bewegen wir uns oft nur nach vorne und verharren mit dem Oberkörper nach vorne geneigt. Das Ziel ist aber immer den Körper gut im Lot zu verankern um so die SUPRALEITUNG aufbauen zu können.

Wir benützen bei einigen Übungen und Abläufen das Bild des Zifferblattes, um die einzunehmenden Körperpositionen zu beschreiben. So bedeutet „11-Uhr-Stellung“ den Oberkörper ungefähr um 30° nach vorne neigen und „2-Uhr-Stellung“ meint die Dehnung eines Muskels innerlich um ca. 60° nach hinten (siehe Kap. 10), um letztlich die Mitte zu finden. Achtung! Diese Werte sind nur für die Vorstellung gedacht und können nicht geometrisch genau ausgeführt werden.

Mit mentalem Üben und stummem Singen können wir neue Abläufe viel effektiver einüben.

A megszokàs egy nagy ùr. „Die Gewohnheit ist ein grosser Herr“, sagt das ungarische Sprichwort. „Eingeübte“ Reflexe, insbesondere die Anspannung der Zunge und des Zungenbeins und die Verengung der Bauchdecke, werden leichter ausgeschaltet, wenn man „mental“ singt und wie im Sport die unterschiedlichen Abläufe antizipieren und visualisieren kann. Man schaut wie durch einen Röntgenapparat (sozusagen Röntgenaugen) in den Körper hinein und wird Beobachter des Geschehens. So wird einem während des mentalen Übens genauer bewusst, was im Körper geschieht.

Bisherige Blockaden werden bewusst gelöst. Dies ist ein grosser Schritt zum Aufbau der SUPRALEITUNG der Stimme.

In der SUPRALEITUNG Methode verhilft auch ein spielerischer Ansatz dazu, eine eigene Aussensicht auf Abläufe im eigenen Körper zu entwickeln.

In der SUPRALEITUNG Methode verfolgen wir auch einen spielerischen (kindlichen) Ansatz. Beim „Bewussten Singen“ lernst Du Dich und Deine Muskeltätigkeit besser kennen. Wir verwenden dazu eine klare intellektuelle Systematik, physikalische Gesetze und das Prinzip von Ursache und Wirkung. Gehst Du mit einer spielerischen, kindlichen Unbeschwertheit ans Werk, so erreichst Du einen wichtigen Ausgleich zur dieser naturwissenschaftlichen Sichtweise. Die kindliche Unbeschwertheit, die wir meinen, ist vergleichbar mit dem Spielen einer Rolle, in welcher Du verliebt, fröhlich, enttäuscht, zornig, traurig, usw. bist. Beim Bewussten Singen nimmst Du Dir die grenzenlose Freiheit, wie ein Schauspieler Emotionen zu erleben. Du schlüpfst genüsslich in die Rolle und lebst sie, als ob Du selbst die Rolle wärst. Das ist bei der SUPRALEITUNG Methode unerlässlich.

Gehst Du also unbeschwert, spielerisch an die Übungen heran, so tauen die zu aktivierenden Muskelgruppen natürlicher auf. Auch werden die beiden Hirnhälften so besser vernetzt. Das Systematische, anatomisch Gegebene, logisch Zusammenhängende und sängerisch Technische auf der einen Seite und das emotional Spielerische, Intuitive, kreativ Künstlerische auf der anderen Seite.

Wenn Du die SUPRALEITUNG der Stimme und des Atems erreicht hast, musst Du nichts Anderes mehr machen, als den Atem und den Ton frei fliessen lassen (Fernbedienergefühl). Du kannst Dich voll und ganz auf die Interpretation (das Schauspiel) konzentrieren.

Die SUPRALEITUNG Methode ist der Weg zurück zum Ursprung.

Auch Instrumentalisten können von dieser Methode profitieren.

Ob beim Klavierspiel oder Spielen eines Streich- oder Blasinstrumentes ist es genau so wichtig, dass die SUPRALEITUNG des Körpers frei ist. Nur durch einen ungestört fliessenden Atem und einem verspannungsfreien, durchlässigen Körper beim Interpreten, kann sich auch der Klang eines Instrumentes voll entfalten. Wenn bei einem Pianisten zum Beispiel die Schulter verspannt ist oder der Nacken sich verkürzt, was häufig der Fall ist, können die Finger nicht mehr ihre volle Beweglichkeit entfalten und die Energie des fliessenden Atems ist blockiert. Bei der SUPRALEITUNG Methode strömt, durch die Belebung und Öffnung des dreidimensionalen Raumes im Körper, die Energie frei und kann auf das Instrument übertragen werden. Auf diese Art beginnt das Instrument zu „singen“ und die subtilen, feinen seelischen Emotionen werden auf die Interpretation des zu spielenden Stückes übertragen. Dies ist der bewusste Weg zur höchsten Kunst.

Auch in Sprechberufen (Schauspieler, Lehr- und Pfarrpersonen, Moderatorinnen, etc.) ist die SUPRALEITUNG Methode hilfreich.

Durch den Druck mit zu viel Muskelmasse auf die Stimmbänder tritt rasch eine Müdigkeit ein und das Stimmorgan versagt. Eine solche Überbelastung der Stimmbänder kann zu chronischer Heiserkeit oder zu einem dauerhaften Klossgefühl im Hals führen. Der Hals verengt sich und der Atem ist abgeschnürt. Wird aber mit der Stütze eine gesamtkörperliche Durchlässigkeit aufgebaut, werden die Stimmbänder entlastet.

Hoffentlich haben wir mit dieser Einleitung bei Dir den Appetit geweckt, gleich jetzt mit den ersten Übungen zu beginnen.

Wir verwenden im Text entweder die weibliche oder die männliche Form, meinen aber gendergerecht jeweils auch das andere Geschlecht.

Wir empfehlen unser Buch auch Studierenden an Musikhochschulen als Lehrbuch, da darin die volle Grundlage des Gesangs vermittelt wird.

2 Unter Spannung oder Tonus verstehen wir einen Halt und gleichzeitig eine frei fliessende Energie, welche durch die Belebung der komplexen Tiefenmuskulatur erreicht wird.

1. DIE ACHTERBEWEGUNG — FLIESSENDE STIMME — DER EINGANG ZUR TIEFLIEGENDEN MUSKULATUR

Die grösste Herausforderung um einen korrekten Körpertonus (eine optimale sängerische Stütze) zu erreichen ist die Belebung der tiefliegenden Muskulatur. Unser Hauptatmungsorgan, das Zwerchfell (1), ist mit verschiedenen Muskeln der inneren Schichten verbunden. Dies sind unter anderem der Musculus psoas major, kurz Psoas (3) (Wirbelsäulen - Oberschenkelmuskel), der Musculus transversus abdominis, kurz Transversus (4) (innerster flacher Bauchmuskel) und die Beckenbodenmuskulatur. Eine besondere Bedeutung bei der sängerischen Stütze haben die „Zwerchfellpfeiler“ (2) inne (siehe Kap. 4).

(1) Zwerchfell

(2) Zwerchfellpfeiler

(3) Psoas

(4) Transversus

Abb. 1-1: innere Stützmuskulatur (Bearb. MW)

Stütze bedeutet nicht bloss Druck vom Bauch oder Rücken her auszuüben, sondern auch eine ständig fliessende Bewegung von innen her. Dem frei fliessenden Atem, der durch eine ausgewogene innere Haltung und Spannung sowie eine gleichzeitige äussere Entspannung der Muskulatur entsteht, wird somit kein Widerstand entgegengesetzt. Diesen Vorgang bezeichnen wir in unserer Technik als „die SUPRALEITUNG der Stimme“.

Wenn wir beim Singen unseren Körper mit den äusseren Muskeln stützen, erreichen wir diesen frei fliessenden Atem nicht. Die SUPRALEITUNG ist die wahre Stütze. Der gesamte Körper wird so als Instrument erlebbar. Wie bei einem Springbrunnen fliesst die Energie des Atems durch die Belebung der tiefsten Muskelschichten ständig nach.

Das erste Buch von Edit, SUPRALEITUNG: der Weg zur Mitte, ist auf der Grundidee aufgebaut, dass eine Achterbewegung, welche an bestimmten Körperstellen in alle drei Dimensionen ausgeführt wird, dem Körper die optimale Flexibilität und die Aktivierung der inneren, tiefliegenden Muskulatur ermöglicht. Diese Achterbewegung lockert die häufig zu starke Kontraktion der Muskeln und verhilft dank der dabei stattfindenden Spannung und Entspannung zu einem besseren Zugang zur Körpermitte.

Die unten beschriebenen Übungen mit der Achterbewegung empfehlen wir ganz langsam und bewusst in Zeitlupe auszuführen, denn die Muskeln in den tieferen Schichten werden erst durch Langsamkeit geweckt. Die Bewegung soll dabei immer fliessend bleiben.

Solltest Du am Anfang die Bewegung noch nicht deutlich wahrnehmen, kannst Du die Bewegung bloss gedanklich ablaufen lassen. Allein die Vorstellung der Bewegung lockert bereits die tieferen Muskelschichten.

Wir empfehlen jede Achterbewegung in einer 10 Sekunden dauernden, langsamen Bewegung auszuführen.

Der zweite Grundgedanke der SUPRALEITIUNG Methode ist das bewusste Miteinbeziehen der Dreidimensionalität des Körpers. Darum werden die unten beschriebenen Übungen immer in allen drei Dimensionen ausgeführt.

Horizontale Dimension, rechts-links entlang der x-Achse.Vertikale Dimension, oben-unten, entlang der y-Achse.Dritte Dimension, vorne-hinten, entlang der z-Achse.

Die Reihenfolge der Richtungen kann beliebig gewählt werden. Wichtig ist, die Bewegung in allen drei Dimensionen durchzuführen.

Beim Sitzen, Stehen und Gehen orientieren und bewegen wir uns oft nur nach vorne und verharren mit dem Oberkörper in einer „11-Uhr-Stellung“, d.h. der Oberkörper ist um ca. 30° nach vorne geneigt (siehe Einführung). Es ist aber wichtig, die gesamte dritte Dimension auszunützen, d.h. auch die Bewegung nach hinten zu aktivieren (z-Achse). Die Dimension in die Breite (x-Achse) ist ebenfalls von Bedeutung, da die meisten tiefliegenden Muskeln im Hals- und Nackenbereich immer paarig vorkommen. Wir müssen sowohl den linken als auch den rechten Paarling erreichen.

Die Bewegung oben-unten (y-Achse) verleiht dem Körper die aufrechte Haltung und ermöglicht im optimalen Endzustand die „goldene Röhre“ zwischen Steissbein und Ringknorpel (Scheitel und Damm) aufzubauen.

Abb. 1-2: gekrümmte Arbeitshaltung

Abb. 1-3: korrekte Arbeitshaltung (Bearb. MW)

Allgemeine Ziele der nachfolgenden Übungen: Durch die Belebung der Tiefenmuskulatur erreichst Du einen fliessenden Atem.

Jede Übung 3-mal wiederholen

Übung 1: Steissbein, Nabel und Damm

Male mit dem Steissbein von seiner Mitte aus eine horizontale (x-Achse) Achterbewegung, zähle dabei langsam bis 10 (jede Bewegung sollte 10 Sekunden dauern).

Danach in der vertikalen Ebene aus der Mitte nach oben durch die Mitte nach unten (y-Achse), zähle auch da langsam bis 10.

Am Schluss noch in der dritten Ebene aus der Mitte nach vorne zurück zur Mitte - nach hinten.

Wiederhole den ganzen Übungsablauf in gleicher Weise mit dem Nabel, dann mit dem Damm.

Gesangsübung

Beginne zuerst langsam mit der Bewegung und setze erst nachher mit Singen ein.

Wiederhole die Übung in alle drei Dimensionen.

Wiederhole dazwischen immer wieder die trockene Variante ohne zu singen.

Übung 2: Nasenlöcher/Nasenflügel/ Nasenrücken

Es ist besonders wichtig, diese Achterbewegung in alle drei Dimensionen mit den einzelnen Nasenlöchern und mit dem Nasenrücken auszuführen. Das sind nur ganz kleine Bewegungen. Es hilft auch, wenn Du Dir die Bewegung dazu vorstellst. Die Nasenatmung wird dadurch deutlich verbessert. Die korrekte Nasenatmung (siehe Kap. 18) wirkt besonders förderlich auf die Entspannung der Zungen- und Rachenmuskulatur.

Durch die Belebung der feinen Muskeln an der Nase öffnen sich die Kanäle zu den oberen Nasenhöhlen. Dies bewirkt eine bessere Sauerstoffversorgung für die Zellen.

Wiederhole die Übung in alle drei Dimensionen.

Fühle nach, wie der Sauerstoff besser in die höheren Nasenwege gelangt.

Übung 3: Augen

Ziel der Übung: Dank der Entspannung der Netzhaut erreichst Du ein grösseres Sichtfeld. Dies bewirkt eine Entspannung des gesamten Kehlapparates.

Male mit den Augen in jede der drei Dimensionen eine Acht. Lasse Dir für jede Achterbewegung etwa 10 Sekunden Zeit. Starre 10-mal mit grossen Augen nach vorne, während Du durch die gerümpfte Nase ausschnaubst. Achte darauf, dass Dein Nacken gerade bleibt. Kinn und Kiefer hängen locker nach unten und der Kopf bleibt zentriert.

Gesangsübung

Nachempfinden: Fühle, wie sich der Klangraum in die Höhe ausweitet.

Übung 4: 12. Brustwirbel

Ziel der Übung: Du belebst die Stelle am 12. Brustwirbel, wo sich Psoas und der hintere Teil des Zwerchfelles treffen.

Wiederhole den ganzen Übungsablauf in gleicher Weise mit dem 12. Brustwirbel.

Nachempfinden: Fühle, wie nun der Atem durch den Rücken frei fliesst.

Du wirst Dich nach diesen Übungen wacher und fitter fühlen. Dein Körper kann sich sowohl leicht als auch schwer oder sogar beides gleichzeitig anfühlen.

Bemerkung: Die Idee der Achterbewegung basiert unter anderem auch auf der anatomischen Struktur des Zwerchfellansatzes bei den Zwerchfellpfeilern. Dort bildet das Zwerchfell zwischen Aorta und Speiseröhre eine Achterschlaufe. Dies ist eine der anatomischen Grundlagen des Fliessens der Atmung bei der SUPRALEITIUNG Methode.

Abb. 1-4: Zwerchfellansicht von unten Trans-versalschnitt entlang der 12. Rippe(Quelle: OpenCreativCommons)

2. DER PSOAS — DER INNERE DRAHT ALS STÜTZE

Abb. 2-1: Psoasansätze am Skelett

(1) 12. Brustwirbel

(2) 1. bis 5. Lendenwirbel

(3) Psoasansatz am Oberschenkelknochen

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