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Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »So geht das nicht weiter, Cosima«, sagte Lara von Hessel. »Während du dich mit dieser Sternberger ›Affäre‹ aufreibst, geht unsere gemeinsame Firma den Bach runter. Ich schaffe das nicht länger allein.« Mit einer energischen Bewegung strich sie sich die roten Haare aus dem schönen Gesicht, ihre großen blauen Augen blitzten angriffslustig. Cosima von Orth, zierlich dunkelhaarig und jünger aussehend als sie war, nickte bedrückt. »Das weiß ich doch. Denkst du, mir macht die Situation nicht zu schaffen? Aber ich kann die Sternberger jetzt nicht im Stich lassen. Wir haben bisher nichts in der Hand, nur jede Menge Spuren, die sich leider alle im Sand verloren haben.« »Mir ist klar, dass du in einer Zwickmühle steckst, aber wir müssen eine Lösung finden.« Die beiden jungen Frauen hatten sich vor nicht allzu langer Zeit als private Ermittlerinnen selbstständig gemacht. Eigentlich hatten sie nach ihrer Ausbildung bei der Polizei bleiben wollen, sich dann aber gegen die sichere Laufbahn als Beamtinnen entschieden. Cosima war zudem Computerexpertin, auf diesem Gebiet machte ihr niemand etwas vor. Sie hielt grundsätzlich jede Aufgabe, die ihr gestellt wurde, für lösbar. Im Augenblick freilich drohte sie das erste Mal zu scheitern – eben bei der von Lara angesprochenen Sternberger ›Affäre‹. »Dann schlag mir eine Lösung vor«, erwiderte sie müde auf Laras Vorhaltungen. »Wenn ich eine wüsste, hätte ich das schon längst getan.« Laras Stimme klang jetzt gereizt. »Außerdem ist das eher deine Sache. Du hast uns die augenblickliche Situation schließlich eingebrockt.« Erschrocken sahen sie einander an. Sie stritten eigentlich nie, im Gegenteil. Ihre Zusammenarbeit beruhte auf
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Seitenzahl: 114
Veröffentlichungsjahr: 2017
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»So geht das nicht weiter, Cosima«, sagte Lara von Hessel. »Während du dich mit dieser Sternberger ›Affäre‹ aufreibst, geht unsere gemeinsame Firma den Bach runter. Ich schaffe das nicht länger allein.« Mit einer energischen Bewegung strich sie sich die roten Haare aus dem schönen Gesicht, ihre großen blauen Augen blitzten angriffslustig.
Cosima von Orth, zierlich dunkelhaarig und jünger aussehend als sie war, nickte bedrückt. »Das weiß ich doch. Denkst du, mir macht die Situation nicht zu schaffen? Aber ich kann die Sternberger jetzt nicht im Stich lassen. Wir haben bisher nichts in der Hand, nur jede Menge Spuren, die sich leider alle im Sand verloren haben.«
»Mir ist klar, dass du in einer Zwickmühle steckst, aber wir müssen eine Lösung finden.«
Die beiden jungen Frauen hatten sich vor nicht allzu langer Zeit als private Ermittlerinnen selbstständig gemacht. Eigentlich hatten sie nach ihrer Ausbildung bei der Polizei bleiben wollen, sich dann aber gegen die sichere Laufbahn als Beamtinnen entschieden. Cosima war zudem Computerexpertin, auf diesem Gebiet machte ihr niemand etwas vor. Sie hielt grundsätzlich jede Aufgabe, die ihr gestellt wurde, für lösbar. Im Augenblick freilich drohte sie das erste Mal zu scheitern – eben bei der von Lara angesprochenen Sternberger ›Affäre‹.
»Dann schlag mir eine Lösung vor«, erwiderte sie müde auf Laras Vorhaltungen.
»Wenn ich eine wüsste, hätte ich das schon längst getan.« Laras Stimme klang jetzt gereizt. »Außerdem ist das eher deine Sache. Du hast uns die augenblickliche Situation schließlich eingebrockt.«
Erschrocken sahen sie einander an. Sie stritten eigentlich nie, im Gegenteil. Ihre Zusammenarbeit beruhte auf wechselseitiger Sympathie und dem sicheren Wissen, dass sie von ähnlichen Zielen und Vorstellungen geleitet wurden. Sie waren sich darüber im Klaren, dass sie ihre Ideale nicht für Geld verkaufen würden, sie würden sich nicht von Kriminellen engagieren lassen, und es war ihnen wichtig, dass sie immer, in jedem einzelnen Fall, gute Arbeit leisteten. Natürlich waren sie oft unterschiedlicher Meinung, dann debattierten sie leidenschaftlich über die richtige Vorgehensweise, aber am Ende war es ihnen noch immer gelungen, sich zu einigen.
Jetzt sah es zum ersten Mal nach einer ernsthaften Konfrontation aus.
»Entschuldige«, sagte Lara. »Das war eine blöde Bemerkung. Ich habe ja selbst dafür gesorgt, dass du diesen Auftrag übernimmst. Nur konnte ich nicht ahnen, dass er sich zu einem solchen Albtraum auswachsen würde.«
Der Auftrag, über den sie sprachen, hatte mit dem Skandal zu tun, der seit Wochen die Gemüter im ganzen Land bewegte: Der im letzten Jahr gemeinsam mit seiner Frau tödlich verunglückte Fürst Leopold von Sternberg hatte angeblich vor zwanzig Jahren, als er jung verheiratet gewesen war, eine Beziehung mit einer Frau namens Corinna Roeder gehabt. Diese behauptete, einen Sohn von ihm bekommen zu haben, der über ein Jahr älter war als der eheliche Sohn des Fürstenpaares, der jetzt fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg. Ein knappes Jahr nach dem tödlichen Unfall hatte Corinna Roeder in einem Brief an Christians Tante und seinen Onkel, bei denen der Junge lebte, seit er keine Eltern mehr hatte, diese angeblichen Tatsachen enthüllt und um Unterstützung für ihren knapp siebzehnjährigen Sohn Sebastian gebeten, der hochbegabt sei und deshalb besonderer Förderung bedürfe. Leopold, schrieb sie, habe ihr bis zu seinem Tod regelmäßig Geld zukommen lassen.
Der Inhalt dieses Briefes war auf unbekannten Wegen an die Öffentlichkeit gelangt, und seitdem war die ›Affäre‹ das meistdiskutierte Thema im Land. Die Sternberger hatten Beweise verlangt, Corinna Roeder hatte Fotos von sich und dem Fürsten, sowie einen Brief von ihm vorgelegt, doch die Gutachter konnten sich über die Echtheit nicht einigen. Schließlich hatten die Sternberger Anwälte Dr. Hagen von Boldt und Dr. Barbara von Kreyenfelss sich an Cosima gewandt und sie um ihre Mithilfe gebeten. Lara, die die Sternberger kannte, hatte ihr zugeraten. Sie selbst, meinte sie, wäre befangen gewesen.
Keine von beiden hatte damit gerechnet, dass Cosimas Einsatz sich über viele Wochen hinziehen würde. Es erwies sich als überaus schwierig, einen Beweis zu finden, mit dem sich entweder belegen ließ, dass Corinna Roeder log – oder auch, dass sie die Wahrheit sagte. Christian von Sternberg und seine Familie waren trotz aller Rückschläge, die sie hatten einstecken müssen, nach wie vor davon überzeugt, dass es niemals eine Affäre zwischen Corinna Roeder und dem Fürsten gegeben hatte.
Da Cosima noch immer nichts sagte, fragte Lara: »Würde es dir helfen, mir noch einmal zu sagen, was du bis jetzt herausgefunden hast? Ich meine, vielleicht gibt es etwas, das ihr überseht, du und die Anwälte, einfach weil ihr zu tief drinsteckt in der Geschichte.«
»Du willst doch eigentlich gar nichts darüber hören, Lara«, erwiderte Cosima abwehrend. »Du willst nur, dass die Geschichte ein Ende nimmt.«
»Du etwa nicht?«, fragte Lara. »Und die Sternberger? Meinst du, die sehnen das Ende nicht herbei? Ich meine, diese Geschichte dauert doch schon viel zu lange, oder? Natürlich will ich, dass die Geschichte endet und wenn ich etwas dazu beitragen kann, möchte ich das gerne tun, damit wir hier wieder zu unserem normalen Arbeitsleben zurückfinden. Mir liegt nämlich etwas daran, ich möchte nicht, dass unsere Kunden sich von uns abwenden, weil ich dauernd sage: ›Tut mir leid, wir haben zu viele Aufträge im Augenblick, ich kann das leider nicht übernehmen.‹
Cosima machte ein erschrockenes Gesicht. »Hast du das schon gesagt?«
»Ich hab’s vermieden bisher. Um den Preis, dass ich jedes Wochenende arbeite und jeden Abend ungefähr bis zehn oder elf im Büro sitze.«
»Es tut mir leid, Lara«, sagte Cosima hilflos. »Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.« Sie dachte nach. »Und wenn wir vorübergehend noch jemanden einstellen, der mich ersetzt?«
»Vorübergehend? Es lohnt sich nicht, jemanden einzuarbeiten und dann wieder wegzuschicken, wenn du mit diesem Fall fertig bist. Das ist viel zu aufwendig. Eher sollten wir überlegen, ob wir jemanden dauerhaft einstellen.«
»Aber wir verstehen uns gut, alles lief bestens bisher, wir haben keine Probleme. Eine dritte Person brächte erst einmal jede Menge Unruhe hier herein …«
Lara verlor die Geduld. »Ja, aber ich hätte vielleicht auch mal wieder ein bisschen Zeit für mich!«, rief sie. »Und du müsstest dir keine Sorgen mehr machen, ob der Laden hier auch ohne dich läuft. Das ist doch Wahnsinn, was wir im Augenblick machen, ist dir das nicht klar?« Sie brach ab, als sie das Gesicht ihrer Freundin sah.
Im nächsten Augenblick legte Cosima den Kopf auf ihre Hände, die vor ihr auf der Tischplatte ruhten, und fing an zu weinen.
Erschrocken stand Lara auf und setzte sich neben sie. Sie legte Cosima einen Arm um die Schultern und zog sie zu sich heran. So saßen sie eine Weile, bis Cosima sich aufrichtete und verlegen lächelnd sagte: »Das hat gutgetan. Ich bin ziemlich fertig, das wollte ich mir wohl nicht eingestehen.«
Lara nickte. Sie ging zurück zu ihrem Platz und sagte: »Erzähl mir, was ihr bis jetzt herausgefunden habt. Ich bin nicht auf dem Laufenden. Vielleicht fällt mir etwas ein oder auf, das hilfreich sein könnte.«
Cosima wehrte sich nicht mehr gegen diesen Vorschlag. »Meine erste Spur war dieser angebliche Buchbinder«, sagte sie. »Ich habe doch Corinna Roeder am Anfang regelrecht beschattet.«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Mir ist aufgefallen, dass sie immer ins Fitness-Studio ging, aber manchmal ziemlich lange nicht wieder herauskam. Also bin ich ihr gefolgt. Sie hat nur ihre Karte abgegeben und ist dann durch eine Hintertür verschwunden. Diese Tür führte zu der Werkstatt von Bodo Kleinert, die war in einem sehr versteckt gelegenen Hinterhaus untergebracht, das man anders nicht erreichen konnte. Bei dem bin ich zweimal nachts eingebrochen und habe Daten von seinen Festplatten kopiert. Meiner Meinung nach ist er kein Buchbinder, sondern ein Fälscher. Er stellt Fotomontagen her, und er hatte einen Brief des Fürsten mit der Originalschrift in einer Datei. Frau Roeder hat ja sowohl Fotos von sich und dem Fürsten als auch einen angeblichen Brief von ihm an sie vorgelegt. Ich glaube, dass Bodo Kleinert ihr geholfen hat, diese Fälschungen herzustellen.«
»Aber du kannst es nicht beweisen.«
»Nein. Die Sternberger haben Anzeige erstattet, daraufhin wurde die Werkstatt durchsucht, aber Bodo Kleinert hatte seine Festplatten gesäubert. Ihm war nichts Verbotenes nachzuweisen. Fotomontagen darf man herstellen, den Brief hat er damit erklärt, dass er ein Buch über den Fürsten plant. Im Übrigen hat er geleugnet, Corinna Roeder zu kennen. Sie übrigens umgekehrt auch. Das Gegenteil ließ sich nicht beweisen. Und ich bin der einzige Mensch, der sie durch diese Hintertür hat verschwinden sehen. Offiziell war sie ja im Fitness-Studio und hat trainiert.«
»Gut«, sagte Lara, die sich ein paar Notizen gemacht hatte.
»Dann gab es diese Fotos von Frau Roeders Sohn Sebastian, der sich gerade zu einem Schüleraustauschjahr in den USA befindet. Sie sagt jetzt, sie wollte ihn nicht belasten und hat ihn deshalb weggeschickt. Die Fotos sehen aus wie die Fotos des jungen Leopold von Sternberg. Daraufhin gab es im Schloss eine Krise, weil es zum ersten Mal deutlich danach aussah, als sagte Frau Roeder die Wahrheit.«
»Die Öffentlichkeit denkt das doch mittlerweile sowieso, oder?«
»Die Stimmung schwankt, aber es geht eher in die Richtung, ja. Jedenfalls kam dann ein anonymer Brief mit einem Foto. Es zeigte Corinna Roeder als junge Frau vor zwanzig Jahren mit einem Mann, der Fürst Leopold sehr ähnlich sah, es aber angeblich nicht war – das war der Inhalt der Zeilen, die dem Foto beigefügt waren. Die Frau, die das Foto geschickt hat, hat sich später gemeldet, sie heißt Marina von Ahringen. Sie kennt Corinna Roeder von früher, erinnerte sich aber nur an ihren Vornamen und an den Mann auf dem Foto, mit dem sie damals angeblich zusammen war. Sie konnte uns Corinna Roeders damalige Adresse sagen. Ich habe jetzt drei ehemalige Nachbarinnen von früher ausfindig gemacht, mit zweien habe ich gesprochen oder zu sprechen versucht. Die erste hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen, nachdem sie gesagt hat, dass sie die Frau auf dem Foto nicht kennt. Das war aber gelogen, sie hat bei dem Anblick des Fotos einen richtigen Schrecken bekommen. Die zweite konnte sich gut an Corinna Roeder erinnern. Auch sie wusste den Nachnamen nicht mehr, offenbar haben die sich damals alle geduzt, aber sie hat mir versichert, dass sie niemals einen Mann bei ihr gesehen hat, außer einem Verwandten. Und der, sagte sie, hätte keinerlei Ähnlichkeit mit dem Fürsten gehabt.«
»Und die dritte? Du hast gesagt, du hättest drei Nachbarinnen ausfindig gemacht.«
»Die dritte steht mir noch bevor. Sie wohnt in einem Nest am Walchensee, macht aber gerade Urlaub. Es gibt also aus meiner Sicht Hinweise darauf, dass Frau Roeder lügt, aber ich kann es nicht beweisen.«
»Wenn sie einen Freund hatte, der dem Fürsten ähnlich sah, erklärt das natürlich auch die Ähnlichkeit ihres Sohnes mit dem Fürsten.«
»So ist es. Hinzu kommt übrigens, dass sie ihr Äußeres offenbar sehr verändert hat. Andere Nase, aufgespritzte Lippen, andere Haarfarbe. Sie kann jederzeit behaupten, gar nicht die Frau auf dem Foto zu sein, das Marina von Ahringen uns geschickt hat.« Cosima schwieg einen Augenblick, bevor sie niedergeschlagen hinzusetzte: »So viel Arbeit habe ich da schon hineingesteckt, und es ist nichts wirklich Verwertbares dabei herausgekommen. Das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht.«
Lara vertiefte sich noch einmal in die Notizen, die sie sich während Cosimas Bericht gemacht hatte. »So kann man das eigentlich nicht sagen. Du hast herausgefunden, dass sie lügt. Wenn sie sagt, dass sie diesen Bodo Kleinert nicht kennt, du sie aber zu ihm hast gehen sehen, dann ist das doch eine wichtige Erkenntnis. Oder hätte sie durch diese Hintertür im Fitness-Studio auch woanders hingehen können?«
»Nein, die führt direkt zu seiner Werkstatt. Es ist ein ziemlich verbauter Hinterhof, er muss immer das Studio durchqueren, wenn er in seine Werkstatt will. Für geheime Aktivitäten ist so ein verstecktes Hinterhaus natürlich ideal.«
»Wenn die dritte ehemalige Nachbarin auch nichts Verwertbares erzählt, was willst du dann machen?«
»Du meinst, ob ich dann aufgeben werde?«
»Ich wollte es nicht so deutlich ausdrücken, aber ja, das habe ich gemeint.«
»Eigentlich will ich auf keinen Fall schon aufgeben, weil ich mittlerweile …, na ja, ich will den Sternbergern zu ihrem Recht verhelfen. Am Anfang war ich neutral, hatte keine Meinung, aber das hat sich in der Zwischenzeit geändert.«
»Ja, das merke ich«, stellte Lara trocken fest.
»Du kennst die Familie doch, Lara. Und wenn du Christian sehen würdest, der um seine Eltern trauert und jetzt auch noch diese Geschichte ertragen muss … Es tut richtig weh, ansehen zu müssen, wie er sich quält.«
»Und die anderen?«, fragte Lara. »Sofia und Fritz, Anna und Konrad?«
Sofia von Kant war Christians Tante, Fürstin Elisabeth war ihre Schwester gewesen. Die Kants lebten schon seit vielen Jahren im Sternberger Schloss, so hatte Christian dort bleiben können, er war nur vom Ostflügel, den er mit seinen Eltern bewohnt hatte, zu den Kants in den Westflügel gezogen. Sofia und Friedrich waren seine zweiten Eltern geworden, ihre Kinder Anna und Konrad hatte Christian schon vor dem Unglück eher als Schwester und Bruder denn als Cousine und Cousin angesehen.
»Es gibt Tage, an denen die Zweifel, ob Leo wirklich keine Affäre hatte, überhand nehmen, aber diese Tage sind in der Minderzahl. Meistens vertrauen sie darauf, dass sie Leopold von Sternberg richtig eingeschätzt haben, als einen Mann nämlich, der seine Frau und seine Familie nicht fast zwei Jahrzehnte lang belogen und betrogen hätte.« Cosima sah ihre Freundin an. »Und? Siehst du irgendwo etwas, das wir übersehen haben?«
»Eine Genanalyse kommt ja nicht infrage, darüber hatten wir schon gesprochen«, murmelte Lara. Das Fürstenpaar war bei einem Hubschrauberabsturz umgekommen, der Hubschrauber war ausgebrannt. Außerdem war Cosima im Schloss gewesen, um vielleicht noch verwertbare genetische Spuren des Fürsten zu finden, Haare etwa, aber es war zu spät gewesen, fast ein Jahr nach dem Unfall.
»Nein, die kommt nicht infrage, das wäre die einfachste Lösung gewesen.«