Bianca Extra Band 65 - Patricia Kay - E-Book
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Bianca Extra Band 65 E-Book

Patricia Kay

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Beschreibung

SÜßE SEHNSUCHT IM KERZENGLANZ von HARLEN, BRENDA
Plätzchenduft, Glitzerkugeln und glänzende Augen: Jamie Stockton und seine Kinder sollen ein wunderschönes Weihnachtsfest erleben - das hat sich Fallon fest vorgenommen. Doch der attraktive Witwer weist sie zurück: Ihm ist nicht nach fröhlichen Stunden. Aber vielleicht nach Liebe?

LIEBESGLÜCK IM DOPPELPACK von MAJOR, MICHELLE
Was für ein ungehobelter Kerl! Und gleichzeitig so anziehend! Seinen Vater wird Lucys Mutter an Weihnachten heiraten, doch Caden Sharpe lässt keine feierliche Stimmung aufkommen. Lucy muss wissen, warum der Rancher sie so ablehnt - obwohl sie Leidenschaft zwischen ihnen spürt …

VERLASS MICH NICHT, SOPHIE von KAY, PATRICIA
Klar wird Sophie ihrer schwangeren, minderjährigen Schwester helfen! Auch wenn sie dann wieder Kontakt zu Dillon Burke hat. Dem Mann, der ihr Herz gebrochen hat. Und dessen Neffe der Vater des Babys ist. Sophie muss sich ihren nie erloschenen tiefen Gefühlen für Dillon stellen …

AFFÄRE GESUCHT - DADDY GEWORDEN von HARLEN, BRENDA
Nur eine Nacht, damit ihre Sehnsucht endlich gestillt ist - mehr wird Nathan Garrett nicht von ihr kriegen! Allison weiß, dass ihr Chef nicht als Daddy für ihren Sohn infrage kommt, denn der Playboy will keine feste Beziehung. Warum nur kann ihr Herz ihn nicht vergessen?

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Seitenzahl: 696

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Brenda Harlen, Michelle Major, Patricia Kay

BIANCA EXTRA BAND 65

IMPRESSUM

BIANCA EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 65 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2016 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „The More Mavericks, the Merrier!“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Rita Hummel

© 2017 by Michelle Major Originaltitel: „Sleigh Bells in Crimson“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

© 2015 by Patricia A. Kay Originaltitel: „Oh, Baby!“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Meike Stewen

© 2015 by Brenda Harlen Originaltitel: „The Daddy Wish“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: SPECIAL EDITION Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Valeska Schorling

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733733650

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

BRENDA HARLEN

Süße Sehnsucht im Kerzenglanz

Süß, sexy und liebevoll zu seinen Kindern: Fallon ist eine Traumfrau. Aber Witwer Jamie Stockton braucht keine Liebe! Er wäre höchstens zu einer Affäre bereit. Doch Fallon will mehr. Viel mehr …

MICHELLE MAJOR

Liebesglück im Doppelpack

Nie darf er Lucy vertrauen; schon ihre Mutter ist habgierig! Auch wenn Lucy verführerisch lächelt: Erliegt Caden Sharpe der Verlockung, ist sein Bankkonto leer. Trotzdem denkt er pausenlos an ihre Lippen …

PATRICIA KAY

Verlass mich nicht, Sophie

Warum ist Sophie so eiskalt zu ihm? Dabei war Dillon glücklich darüber, seine Jugendliebe zurückzuhaben. Aber plötzlich ist sie ganz anders – merkwürdig launisch … Er muss herausfinden, was los ist!

BRENDA HARLEN

Affäre gesucht – Daddy geworden

Nathan wird aus seiner Assistentin Allison nicht schlau. Sie wollte doch auch nur ein unverbindliches Verhältnis! Mehr geht nicht, denn seine Freiheit liebt Nathan über alles. Sogar mehr als Allison?

Süße Sehnsucht im Kerzenglanz

1. KAPITEL

Dezember, las Jamie Stockton, als er die Kalenderseite umdrehte – der letzte Monat eines Jahres, das wie in einem Nebelschleier an ihm vorbeigezogen war.

Letztes Jahr im Dezember hatte er sich noch auf das Weihnachtsfest im nächsten Jahr gefreut, das er zum ersten Mal mit seinen drei Babys verbringen würde. Nun war es bald so weit. Henry, Jared und Katie würden ihr erstes Weihnachtsfest erleben. Doch Paula war nicht mehr da, und statt Vorfreude empfand er nur unsägliche Erschöpfung.

Gedankenverloren griff er nach der großen Tasse, die seine Schwester ihm in die Hand drückte, und trank von dem starken dampfenden Kaffee. Sofort spürte er, wie das Koffein seine Sinne belebte. „Danke, Bella“, sagte er.

„Hattest du wieder eine kurze Nacht?“, fragte Bella, während sie Eier in einer Schüssel verquirlte.

„Henry ist dreimal wach geworden.“

„Vielleicht bekommt er Zähne.“

„Kann sein, aber es ist noch nichts zu sehen.“

„Hm.“ Bella sah die Drillinge an, die nebeneinander in ihren Hochstühlen an dem großen Holztisch in der Küche saßen. Alle drei kauten auf den Fruchtstücken herum, die sie ihnen hingelegt hatte, um sie zu beschäftigen, während sie das Frühstück zubereitete. „Krank scheint er nicht zu sein, jedenfalls sieht er besser aus als du“, sagte sie lächelnd.

„Danke“, erwiderte Jamie trocken.

Bella schüttete die Eiermasse in die heiße Pfanne auf dem Herd. „Und Jared und Katie haben durchgeschlafen?“

„Nicht so richtig. Um vier fingen sie auch an zu schreien.“

„Und da du früh aufstehen musst, hat sich das Einschlafen nicht mehr gelohnt, oder?“

Er zuckte die Achseln.

Im Grunde hatte er seit der Geburt der Drillinge vor zehn Monaten keine ruhige Nacht mehr gehabt. Nachdem er die drei abends in den Schlaf gelullt hatte, fiel er meist todmüde ins Bett. Doch kaum lag er darin, begannen seine Gedanken zu kreisen. Und wenn er dann endlich eingeschlafen war, fing garantiert eins der Babys an zu schreien.

Zwar hatte er sich immer Kinder gewünscht, doch das Leben als alleinerziehender Vater war schwer. Obwohl seine Drillinge unbeschreiblich süß waren und ihm viel Freude bereiteten, überwog im Moment die Anstrengung.

„Ich finde, du solltest überlegen, ob du sie nicht in eine Krippe gibst“, sagte Bella mit sanfter Stimme. „Dann wärst du wenigstens tagsüber entlastet und nicht immer auf fremde Hilfe angewiesen.“

Es war nicht das erste Mal, dass seine Schwester ihn darauf ansprach, und natürlich wäre es das Vernünftigste. Er teilte Bellas Ansicht, dass es auch für die Kinder gut wäre, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein und einen geregelten Tagesablauf zu haben. Die Kosten für eine Kindertagesstätte überstiegen zwar sein Budget, aber er konnte auch nicht unbegrenzt ehrenamtliche Hilfe aus der Gemeinde in Anspruch nehmen.

Nachdem seine Frau kurz nach der Geburt der Drillinge gestorben war, hatten die Bewohner von Rust Creek Falls sich gegenseitig mit Hilfsangeboten übertroffen. Das hatte seine Schwester dazu bewogen, ein Netzwerk aus Familienpaten zu organisieren, das seit zehn Monaten einwandfrei funktionierte. Die freiwilligen Helferinnen kamen abwechselnd zu ihm ins Haus und betreuten die Drillinge. Bella selbst kümmerte sich in ihrer Freizeit nahezu ausschließlich um ihren Bruder und dessen Babys.

Sofern sie nicht mit Hudson Jones zusammen war, in den sie sich vor ein paar Monaten verliebt hatte. Im nächsten Jahr sollte die Hochzeit stattfinden, und spätestens dann wurde es für Jamie Zeit, sein Leben alleine in den Griff zu bekommen.

Er nickte.

„Du hast also tatsächlich darüber nachgedacht?“, fragte Bella überrascht.

Er hielt sich die Tasse vor den Mund, um sein Lächeln zu verbergen. „Die Country Kids sollen sehr gut sein.“

Bella warf ihm einen skeptischen Blick zu, während sie in der Pfanne rührte. Sie selbst arbeitete in einer Kindereinrichtung namens Just Us Kids, die ihr zukünftiger Ehemann leitete.

Jamie lachte leise. „Ich mache nur Spaß.“

„Das hoffe ich.“

„Allerdings“, fuhr er fort, „arbeitet Fallon bei den Country Kids. Dort gibt es außerdem Rabatt für das zweite Kind und alle weiteren Kinder.“

„Den bekommst du bei uns auch!“ Bella holte den warm gehaltenen Toast und den gebratenen Schinken aus dem Backofen und stellte beides auf den Tisch.

„Natürlich will ich sie nicht den ganzen Tag dort lassen.“

„Natürlich nicht.“ Bella teilte eine Scheibe Toast in drei Stücke und gab jedem der Drillinge eins in die Hand. „Die Kinder müssen sich langsam eingewöhnen, man fängt meistens mit ein, zwei Stunden an. Aber da sie zu dritt sind und schon immer von verschiedenen Leuten betreut werden, wird ihnen die Eingewöhnung leichtfallen.“

Es bleibt ihnen wohl nichts anderes übrig, dachte Jamie bitter. Sie haben ja keine Mutter und nur einen Vater, der kaum Zeit für sie hat.

„Du magst das positiv sehen, aber im Grunde ist es schrecklich, dass ich meine Kinder aus dem Haus geben muss.“

Bella verteilte kleine Brocken Rührei in drei Schalen und ließ sie zum Abkühlen auf der Anrichte stehen.

„Die drei werden sich unter Gleichaltrigen wohlfühlen“, versicherte sie. „Sie haben dort intensive Betreuung und viel mehr Spielmöglichkeiten als hier zu Hause.“

„Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen.“ Er legte Schinken und Ei auf seinen Teller und nahm sich von dem gebutterten Toast.

Bella setzte sich mit ihrem Teller zu ihm und blickte lächelnd auf die zufrieden mampfenden Drillinge. „Das verliert sich, wenn du merkst, wie gut es den dreien in der Krippe gefällt.“ Sie nahm sich schnell das letzte Stück Schinken, bevor Jamie es ihr wegschnappte. „Sieh mal, ich arbeite doch auch dort und bin dann die ganze Zeit mit ihnen zusammen.“

„Aber sie sind erst zehn Monate alt. Drei Tage die Woche reichen vielleicht erst mal.“

Bella beschloss, nicht weiter auf ihren Bruder einzureden. „Wir werden sehen.“ Sie holte die drei Schalen von der Anrichte und fütterte Henry, Jared und Katie abwechselnd mit dem Rührei.

Jamie war gerade mit Frühstücken fertig, als es an der Hintertür klopfte. Kurz darauf betrat Fallon O’Reilly die Küche.

Es machte ihm nichts aus, dass sie so hereinplatzte. Fallon war eine Freundin aus Kindertagen und eine der Ersten, die sich als Familienpatin gemeldet hatten.

„Hallo, ihr beiden“, sagte Fallon lächelnd, bevor sie sich den Babys zuwandte und jedem einen Kuss auf die Wange drückte. Die drei glucksten fröhlich.

Wenn er die süßen Stimmen seiner Drillinge hörte, ging Jamie das Herz auf. Er sah Fallon dankbar an. Sie konnte so wunderbar mit den Kindern umgehen. Man könnte denken, sie liebte die drei wie eine Mutter. Paula hatte leider nie die Chance bekommen, Mutter zu sein, denn ein paar Stunden nach dem Kaiserschnitt war sie gestorben.

„Ich habe Blaubeermuffins mitgebracht.“ Fallon stellte eine Plastikschüssel auf den Tisch und ging dann zur Anrichte, um sich Kaffee einzuschenken. Sie hob die Kaffeekanne. „Wollt ihr auch noch?“

Die beiden schüttelten den Kopf.

„Ich muss zur Arbeit“, sagte Bella. „Hudson möchte unsere Kita erweitern und auch eine Gruppe für Säuglinge anbieten. Ich habe versprochen, mit ihm die Anmeldungen zu prüfen und die Elterngespräche zu vereinbaren.“

„Und ich muss in den Stall. Bei Daisy kann es jeden Moment so weit sein.“

Fallons Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. „Wieso habt ihr es denn plötzlich so eilig? Drückt ihr euch etwa darum, meine Muffins zu probieren? Nur weil sie mir einmal misslungen sind?“

Sie griff in die Schüssel, nahm sich eins und biss herzhaft hinein. „Mhm, köstlich. Probier doch mal.“ Sie hielt Jamie die Schüssel hin, und er langte zögernd zu.

Fallon brach einen Muffin in kleine Stücke und legte jedem der Babys ein paar davon hin. Die drei zögerten keine Sekunde und stopften sich die Mäulchen voll.

„Ich habe noch was mitgebracht“, sagte Fallon und holte ein zusammengefaltetes Blatt aus ihrer Jeanstasche.

Zögernd faltete sie es auseinander und legte es auf den Tisch. In den letzten zehn Monaten hatte sie viel Zeit mit diesem Mann und dessen Kindern verbracht, und obwohl sie gut verstehen konnte, dass er noch immer um seine Frau trauerte, fand sie, er müsste allmählich wieder nach vorne schauen.

Bella beugte sich über das Blatt.

„Es ist das erste Weihnachten für die Drillinge“, sagte Fallon mit sanfter Stimme, „und ich möchte mithelfen, es für sie zu einem ganz besonderen Fest zu machen.“

„Sie sind doch nicht mal ein Jahr alt. Daran werden sie sich später bestimmt nicht mehr erinnern“, wandte Jamie ein.

„Mag sein“, gab Fallon zu, „aber du wirst dich daran erinnern, und wenn du ihnen später die Fotos zeigst, werden sie sehen, wie schön du es für sie gemacht hast.“

Jamie probierte seinen Muffin. „Hm, gar nicht schlecht.“

„Fallon hat recht“, sagte Bella. „Du musst etwas Besonderes daraus machen – für euch alle. Es ist dein erstes Weihnachten als Vater …“

„Und Witwer“, unterbrach Jamie sie.

„Als Vater“, wiederholte Bella. „Und das ist ein Grund zum Feiern.“

Er las, was auf dem Blatt stand, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Foto mit dem Weihnachtsmann? Soll ich mich etwa selber als Weihnachtsmann verkleiden?“

„Du brauchst nur ins Einkaufszentrum zu fahren“, erwiderte Fallon geduldig. „Dort steht immer ein Weihnachtsmann und wartet nur darauf, sich mit Kindern fotografieren zu lassen.“

Er schüttelte den Kopf, noch bevor sie den Satz beendet hatte. „Ich gehe nie ins Einkaufszentrum, schon gar nicht mit drei quengelnden Babys. Und schon gar nicht, um sie mit einem aufgemotzten Weihnachtsmann zu fotografieren.“

„Tja, der echte ist leider am Nordpol mit Geschenkeverpacken beschäftigt“, gab Fallon zurück, „deshalb musst du mit der Kopie vorliebnehmen.“

„Wieso muss ich das? Ist das denn so wichtig?“

„Ja“, meldete Bella sich wieder zu Wort. „Ich möchte nämlich ein Foto meiner Nichte und meiner Neffen mit dem Weihnachtsmann.“

„Dann kannst du das ja übernehmen“, bemerkte Jamie.

Fallon holte tief Luft und zählte bis zehn. Dieser Mann machte sie wahnsinnig. Er liebte doch seine Babys, und wenn er diese Gelegenheit verpasste, dann würde es ihm irgendwann bestimmt leidtun.

„Lasst uns ein andermal darüber reden“, schlug sie vor. „Die Sachen, die ich bestellt habe, sind eh noch nicht da.“

„Was hast du denn bestellt?“, fragte er stirnrunzelnd. „Ich brauche keine Almosen von dir.“

Fallon seufzte. „Es sind Geschenke, keine Almosen.“

Bella bedachte ihren Bruder mit einem vorwurfsvollen Blick. „Ich finde das sehr nett von Fallon.“

„Du hast recht. Tut mir leid, Fallon, es war nicht so gemeint.“

„Dann beweise es“, erwiderte Fallon.

Jamie seufzte. „Und wie?“

„Indem du meine Vorschläge annimmst.“

„So leid tut es mir nun auch wieder nicht.“

Er schob das Blatt von sich weg, doch sie schob es ihm wieder hin.

Seufzend blickte er auf die Liste. „Okay, gegen einen Tannenbaum habe ich nichts einzuwenden.“

„Prima, dann packen wir die Kids heute Nachmittag auf den Schlitten und fahren mit ihnen in den Wald.“

„Eine wunderbare Idee“, bemerkte Bella.

„Gleich heute Nachmittag?“, wandte Jamie ein. „Wozu die Eile, der Monat hat doch gerade erst angefangen.“

„Weil ein geschmückter Tannenbaum einen am besten in Weihnachtsstimmung versetzt.“

„Also gut“, willigte er achselzuckend ein. „Dann bitte ich eins der Nachbarskinder, dir beim Baumschlagen zu helfen.“

Fallon starrte ihn fassungslos an. „Nein, nein, mein Lieber, so leicht kommst du mir nicht davon. Das machen wir gemeinsam.“

„Ich habe keine Zeit …“

Wie oft hatte sie diesen Satz schon gehört. „Dann nimm dir die Zeit.“

Er betrachtete sie stirnrunzelnd. „Seit wann bist du eigentlich so bestimmend?“

„Das war sie schon immer“, meldete Bella sich zu Wort. „Wundert mich, dass du das erst jetzt bemerkst, dabei kennst du sie schon bald zwanzig Jahre.“

Fallon war nicht sonderlich überrascht von Jamies Frage. Es gab eine Menge Dinge, die er nicht von ihr wusste. Zum Beispiel, dass sie unsterblich in ihn verliebt war, und zwar bereits seit ihrem ersten Hormonausbruch als Zwölfjährige. Einerseits war sie froh, dass er ihre Verliebtheit nicht bemerkte. Andererseits frustrierte es sie, dass er sie immer nur als Freundin seiner kleinen Schwester betrachtete.

In den letzten Jahren hatte sich zwar eine eigene Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, aber dabei war es auch geblieben. Fallon war für Jamie eine Freundin und Vertraute, mehr nicht.

Sie wusste, dass er ihr manches erzählte, was er nicht einmal seiner Schwester anvertraute. Als er herausgefunden hatte, dass seine Frau heimlich verhütete, obwohl ihr klar war, wie sehr er sich Kinder wünschte, hatte er Fallon sein Herz ausgeschüttet. Und als Paula dann doch die Pille abgesetzt hatte und schwanger geworden war, hatte Jamie zuallererst Fallon davon berichtet. Sie wusste auch, dass Paula nicht annähernd so begeistert war wie Jamie – vor allem, als feststand, dass sie Drillinge bekommen würden.

„Ich muss jedenfalls erst mal in den Stall und nach Daisy sehen“, sagte Jamie entschlossen.

„Kommst du zum Lunch nach Hause?“, fragte Fallon.

„Nur wenn ich mich nicht abzuhetzen brauche, weil danach ein Tannenbaum geschlagen werden muss.“ Er zwinkerte ihr zu und nahm sich im Weggehen noch zwei Muffins aus der Schüssel.

Als Jamie draußen war, fing Bella an, den Tisch abzuräumen.

„Das kann ich machen, du musst doch zur Arbeit“, bot Fallon an.

„So eilig habe ich es nun auch wieder nicht.“ Bella lächelte schelmisch.

Fallon sah ihre Freundin kopfschüttelnd an. „Du bist unmöglich. Eine Ausrede zu erfinden, nur damit du meine Muffins nicht probieren musst!“

„Ich hab sie ja probiert, und diesmal sind sie wirklich köstlich.“

Fallon tat beleidigt. „Wie kann man nur so nachtragend sein.“

Bella drückte ihre Freundin an sich. „War doch nur Spaß.“

„Habt ihr übrigens schon euren Hochzeitstermin festgelegt?“, fragte Fallon, während sie den Drillingen Gesicht und Hände abwusch.

„Ja, stell dir vor“, erwiderte Bella strahlend, „nächstes Jahr im Juni. Wir lassen uns in der Kirche trauen, und anschließend gibt es eine Feier auf Gut Maverick.“

Die beiden Frauen nahmen Henry, Jared und Katie mit ins Wohnzimmer. Da sie zu zweit waren, ließen sie die Kinder frei umherkrabbeln. Jamie war in Panik geraten, als die drei zu krabbeln anfingen. Sofort hatte er alle möglichen Kindersicherungen im Haus installiert und einen riesigen Laufstall aus Holzgitterstäben angeschafft.

Die beiden Freundinnen setzten sich auf den Teppich und beobachteten lachend die Erkundungstour der Drillinge.

„Sind sie nicht süß?“, bemerkte Fallon.

„Ja, das sind sie“, stimmte Bella ihr zu. „Vor allem bin ich froh, dass sie alle drei gesund und munter sind. Das ist bei Drillingen nicht selbstverständlich.“

Fallon nickte. Dann fragte sie lächelnd: „Hast du schon ein Kleid gefunden?“

„Nein, ich bin noch auf der Suche. Ich würde gern meine Trauzeugin mitnehmen.“

„Und wer wird deine Trauzeugin?“, fragte Fallon.

„Hoffentlich meine beste Freundin“, erwiderte Bella lächelnd.

„Ich etwa?“

„Natürlich, wer sonst? Falls du dazu bereit bist.“

„Ich fühle mich geehrt“, sagte Fallon.

„Hast du Lust, am Samstag mit mir Brautkleider anzugucken?“

„Gern. Weißt du schon, wer deine Brautjungfern sind?“

Bella schüttelte den Kopf. „Es wird keine Brautjungfern geben.“

„Warum denn nicht?“, wunderte sich Fallon.

Bella wurde ernst. „Weil ich mir immer vorgestellt habe, dass Dana und Liza das machen.“ Dana und Liza waren Bellas jüngere Schwestern, die sie aus den Augen verloren hatte. „Wenn sie nicht dabei sein können, will ich auch niemand anders.“

Fallon griff nach der Hand ihrer Freundin und drückte sie tröstend.

„Es wird keine große Feier geben“, fuhr Bella fort. „Nur mit den engsten Freunden und Verwandten.“

„Aber Katie, Henry und Jared werden natürlich auch dabei sein, oder?“

„Auf jeden Fall, auch wenn Jamie das verrückt findet.“

„Ich stelle es mir sehr lustig vor mit den dreien. Bis dahin sind sie ja schon anderthalb.“ Fallon lächelte in sich hinein. „Homer Gilmore wirst du aber hoffentlich nicht einladen.“

Bella fing an zu lachen. Der alte Mann hatte bei der Hochzeit von Jennifer MacCallum und Braden Traub die Festtagsbowle mit seinem selbst gebrannten Schnaps Magic Moonshine veredelt, woraufhin die ganze Hochzeitsgesellschaft außer Rand und Band geraten war. Etliche neue Romanzen hatten sich angebahnt, und im Jahr darauf war in Rust Creek Falls ein regelrechter Babyboom zu verzeichnen gewesen.

„Hm, vielleicht gar keine schlechte Idee“, sagte Bella gedankenverloren, „ich würde schon gern herausfinden, ob Homers Schnaps wirklich eine geheime Kraft hat.“

„Wozu? Du hast doch schon den Mann deines Lebens gefunden. Und Babys kriegst du sicher auch noch.“

„Du hast recht, aber vielleicht könnte es bei Jamie nicht schaden.“

„Noch mehr Babys kann er im Moment eigentlich nicht gebrauchen“, scherzte Fallon.

„Aber ich würde ihm eine neue Liebe wünschen. Mein Bruder braucht eine Frau, und die Drillinge brauchen eine Mutter.“ Bella wurde nachdenklich. „Ich hoffe, er findet irgendwann die Frau, die er verdient und die ihn wirklich liebt. Manchmal denke ich, dass Paula nicht die Richtige für ihn war und dass sie die Drillinge gar nicht haben wollte.“

„Vielleicht, aber bestimmt hätte sie die drei geliebt, wenn sie nur eine Chance dazu bekommen hätte.“

„Du hattest schon immer ein großes Herz und siehst zuerst das Gute in den Menschen. Jamie bräuchte eine Frau wie dich, die ihm hilft, sich wieder zu öffnen.“

Fallon spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Ahnte ihre Freundin wirklich nicht, dass sie längst in ihren Bruder verliebt war?

Doch Bella fuhr ungerührt in ihren Überlegungen fort. „Er braucht jemand Bodenständiges, am besten jemand aus der Gegend. Eine Frau, die etwas vom Landleben versteht und gern auf einer Ranch lebt. Fällt dir nicht jemand ein?“

Ja, ich! Fallon hätte es am liebsten herausgeschrien. Stattdessen sagte sie in ruhigem Ton: „Es gäbe sicher ein paar geeignete Heiratskandidatinnen.“

Sie war daran gewöhnt zurückzustehen, auch wenn es ihr das Herz zerrissen hatte, als er Paula heiratete. Sie hatte versucht, Jamie sein Glück zu gönnen, und sich ehrlich mit ihm gefreut, als die Babys unterwegs waren, weil sie wusste, wie sehr er sich Kinder wünschte. Aus Liebe zu ihm hatte sie ihre eigenen Gefühle zurückgedrängt. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie das noch einmal durchstehen würde, falls er sich wieder verliebte.

„Hat er denn angedeutet, dass er wieder heiraten möchte?“

„Nein“, gab Bella zu. „Aber warum auch? Jeden Tag kommt jemand, der sich um seine Kinder kümmert, ihm oft auch Essen kocht. Was ihm fehlt, ist höchstens der Sex.“

Fallon spürte, wie sie rot wurde. „Woher weißt du, dass er keinen hat?“

„Er hat ja gar keine Zeit zum Ausgehen, außerdem ist er viel zu müde. Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam eine Frau für ihn suchen?“

Fallon zuckte die Achseln. „Warum nicht?“ Was hätte sie auch sonst antworten sollen?

Ihre Stimmung hellte sich sofort auf, als der kleine Henry angekrabbelt kam und auf ihren Schoß wollte. Sie nahm ihn liebevoll in die Arme, und er legte den Kopf an ihre Brust. „Er scheint müde zu sein.“

„Schon?“ Bella sah auf die Uhr. „Haben wir etwa so lange gequasselt?“

Fallon deutete mit dem Kopf auf Jared, der sich mit seinem Auto auf den Teppich gelegt hatte und am Einschlafen war. Auch Katie rieb sich die Augen.

Die beiden Frauen trugen die Babys nach oben und legten sie in ihre Betten. Dann beeilte sich Bella, zur Arbeit zu kommen. Beim Hinausgehen erinnerte sie Fallon noch an die Brautkleidsuche am Samstag.

Fallon freute sich aufrichtig über das Glück ihrer Freundin, doch gleichzeitig empfand sie Wehmut, weil sie selbst keine Heiratspläne schmieden konnte. Wie immer würde sie lächelnd alles tun, was man von ihr erwartete – als Trauzeugin neben der Braut stehen, sich um Henry, Jared und Katie kümmern und sich nicht anmerken lassen, dass sie seit Langem in deren Vater verliebt war.

Wie üblich hatte Jamie alle Hände voll zu tun. Nachdem er die Kühe gefüttert hatte, ritt er zur nördlichen Weidegrenze, um den Zaun zu reparieren. Vermutlich hatte der missratene Sohn seines Nachbarn bei einem seiner wilden Ritte den Zaun niedergetrampelt.

Jamie schämte sich sofort für diesen Gedanken. Craig war ja nicht missraten, sondern einfach ein unbedachter Junge, dem in seinem jugendlichen Überschwang nicht bewusst war, dass Jamie sich täglich abrackern musste, um seine Ranch zu bewirtschaften.

Vor vier Jahren hatte er die Ranch von dem Ehepaar Dirk und Grete Krueger gekauft. Damals hieß sie noch Circle K Ranch. Nach vierzig Jahren auf der Ranch hatten die Kruegers beschlossen, sich in Florida niederzulassen und ihren Lebensabend zu genießen. Keines ihrer Kinder wollte die Ranch übernehmen, und so wurde sie zum Verkauf angeboten.

Jamie hatte gerade sein Studium beendet und war begierig darauf, sich selbstständig zu machen. Da er den Kruegers in den Sommerferien häufig bei der Farmarbeit geholfen hatte, kannte er sich auf der Circle K Ranch gut aus. Dirk hatte ihm eine Menge beigebracht und war froh gewesen, dass Jamie die Ranch übernahm. So konnte er sicher sein, dass kein Investor das Gelände kaufte und womöglich eine Touristenattraktion daraus machte.

Bevor Jamie mit seiner frisch angetrauten Ehefrau einzog, renovierte er das Haus von Grund auf und gab der Ranch einen neuen Namen: Short Hills Ranch.

Damals war er glücklich gewesen und hatte voller Hoffnung in die Zukunft geblickt. Mittlerweile versuchte er nur noch, irgendwie klarzukommen, und dachte kaum über den Tag hinaus.

Grübeleien über die Vergangenheit waren ihm eher lästig, sie überfielen ihn nur leider öfters, wenn er draußen alleine vor sich hinarbeitete. Zudem hatte Fallon heute mit ihren Gedanken zur Weihnachtsfeier die Erinnerung an vergangene Weihnachtsfeste aufgewühlt.

In den ersten fünfzehn Jahren seines Lebens, bevor seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, hatte Weihnachten in seiner Familie immer den Stellenwert eines fröhlichen, liebevollen Fests gehabt. Sein Dad war mit den Kindern in den Wald gegangen, und alle waren ausgeschwärmt, um einen besonders schönen Tannenbaum zu suchen. Dabei war es immer hoch hergegangen, weil natürlich jeder seinen Baum am schönsten fand. Nachdem man sich glücklich auf ein Exemplar geeinigt hatte, ging es darum, wer beim Fällen helfen und wer den Baum nach Hause ziehen durfte.

Während der Vater den Baum im Wohnzimmer aufstellte, kochte die Mutter heißen, wunderbar cremigen Kakao und stellte eine Schüssel Plätzchen hin. Dann schmückten alle gemeinsam den Baum mit Girlanden, Lichterketten und Weihnachtsschmuck und warteten voller Vorfreude auf die Bescherung. Bei sieben Kindern kam einiges an Geschenken zusammen, meist waren es nützliche Dinge wie selbst gestrickte Pullover und Schals oder Sachen für die Schule, aber immer war auch etwas dabei, das die Kinder sich gewünscht hatten.

Das erste Weihnachten nach dem Tod der Eltern war sehr traurig gewesen. Die jüngeren Kinder waren bei den Großeltern mütterlicherseits untergekommen, die ihnen wenig Zuneigung entgegenbrachten. Die drei erwachsenen Söhne Luke, Daniel und Bailey studierten bereits und waren ohnehin nur in den Ferien nach Hause gekommen. Nach dem Tod der Eltern verließen sie die Stadt dann für immer.

Die Großeltern waren mit ihren vier Enkeln völlig überfordert, zumal sie nur ein kleines Haus in der Innenstadt bewohnten. Ohne vorher mit den Kindern gesprochen zu haben, gaben sie die beiden jüngsten zur Adoption frei. Jamie erinnerte sich noch genau an den Tag, als er aus der Schule kam, und Dana und Liza waren nicht mehr da gewesen.

Nur Jamie und Bella, die im Teenageralter waren, blieben bei den Großeltern. Noch nicht erwachsen, aber auch keine Kinder mehr, die sich herumkommandieren ließen, verschworen sie sich in der Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Haltung. Das Weihnachtsfest war bei den Großeltern eine nüchterne Angelegenheit, ohne Tannenbaum und all die anderen Dinge, die Weihnachten mit den Eltern so schön gemacht hatten.

Passend zu Jamies nostalgischer Stimmung trieb ihm ein kalter Windstoß die Tränen in die Augen. Dann hörte er in der Ferne einen Hund bellen, und Jamies Gedanken wanderten in eine andere Richtung.

Er wollte immer einen Hund haben, hatte sich aber mit Paula nicht einigen können. Für ihn kam nur ein Hund aus dem Tierheim infrage, doch Paula wollte keinen verlausten Straßenköter, wie sie sich ausgedrückt hatte. Spätestens da hätte er erkennen müssen, dass es wenig Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gab, doch er hatte die vielen Anzeichen ignoriert und weiterhin an das Gelingen seiner Ehe geglaubt.

Wieder hörte er das Bellen. Vor ein paar Monaten hatte er in der Nähe der Farm eine streunende Hündin gesehen und versucht, sie heranzulocken. Sie war weggelaufen, ließ sich aber immer mal wieder blicken. Probeweise stellte Jamie Schalen mit Wasser und Trockenfutter auf, die er regelmäßig nachfüllen musste, weil sie leer waren. Aus ein paar Brettern zimmerte er daraufhin eine behelfsmäßige Hütte und stellte sie direkt hinter dem Zaun auf.

Er hatte nie bemerkt, dass die Hündin hineinging, aber es beruhigte ihn, dass sie dort Unterschlupf finden konnte. Ihm war aufgefallen, dass sie trächtig war, und daher hatte er vor dem ersten Frost ein paar alte Wolldecken in die Hütte gelegt. Vielleicht würde sie sich in die Hütte zurückziehen, um ihre Jungen zu bekommen.

Fallon hatte gerade die Küche aufgeräumt, als sie einen der Drillinge schreien hörte. Sicher würden die beiden anderen auch gleich lautstark ihre Bedürfnisse anmelden.

Obwohl es immens anstrengend war, drei Babys gleichzeitig zu versorgen, genoss Fallon jede Minute mit den Kindern. Von Anfang an hatte sie die drei mitbetreut und liebte sie heiß und innig. Ihretwegen hatte sie ihre Arbeitszeit bei den Country Kids auf drei Tage in der Woche reduziert. Es gefiel ihr ungemein, so wie heute den ganzen Tag im Haus zu verbringen, mit Henry, Jared und Katie zu spielen und, wenn sie schliefen, sauber zu machen und zu kochen. Dann kam ihr schon mal der Gedanke, dass sie gern für immer hier leben würde, als Jamies Frau und Mutter seiner Kinder.

Doch sobald Jamie seine Arbeit beendet und sich geduscht und umgezogen hatte, verließ Fallon das Haus. Heute allerdings war ein besonderer Tag, denn Jamie hatte versprochen, nachmittags in den Wald zu fahren und einen Tannenbaum zu fällen.

Es war Henry, der wach geworden war.

„Na, mein Kleiner, du hast aber nicht lange geschlafen“, sagte sie leise, nahm ihn hoch und vergewisserte sich mit einem raschen Blick, dass seine Geschwister noch fest schliefen. „Hast du etwa schon wieder Hunger?“, murmelte sie zärtlich, während sie mit ihm nach unten ging. „Du hast doch so viel gefrühstückt. Soll ich dir ein Fläschchen machen?“

„Ba“, machte Henry, was Flasche, aber auch alles Mögliche andere bedeuten konnte.

Nachdem das Fläschchen fertig war, ging Fallon damit ins Wohnzimmer. Die Drillinge konnten inzwischen selbst die Flaschen halten, was das Füttern wesentlich erleichterte. Doch Fallon wusste, dass Körperkontakt für Babys sehr wichtig war, deshalb schmuste sie, so oft es ging, mit jedem der drei. Da Jared und Katie noch schliefen, bekam Henry eine Extraportion Kuscheleinheiten.

Als sie ihm die Flasche reichte, griff er mit beiden Händen danach und führte den Sauger zielsicher zum Mund.

„Du scheinst ja großen Durst zu haben“, sagte Fallon lachend, als der Kleine gierig zu schmatzen begann.

Zart berührte sie seine Stirn mit den Lippen. Sie war ein wenig warm, und seine Wangen waren gerötet. „Wahrscheinlich kriegst du wieder ein neues Zähnchen“, sagte sie liebevoll. Die unteren Schneidezähne waren vor ein paar Tagen herausgekommen.

Nachdem Henry die Flasche leer getrunken hatte, nahm Fallon ihn hoch, damit er sein Bäuerchen machen konnte. Der Rülpser kam prompt, und mit ihm ergoss sich der gesamte Flascheninhalt über Fallons Pullover.

2. KAPITEL

Während Fallon den kleinen Henry sauber machte und ihm frische Sachen anzog, überlegte sie, ob es nicht besser wäre, die Baumfällaktion zu verschieben. Womöglich würde Henry noch richtig krank werden.

Sie legte ihn in sein Bettchen zurück und wartete, bis er eingeschlafen war. Dann zog sie ihren besudelten Pullover aus. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ein frisches Oberteil aus Bellas Kleiderschrank zu nehmen. Da Bella öfters im Haus schlief, hatte sie sich in einem der Zimmer häuslich eingerichtet.

Kaum war Fallon umgezogen, hörte sie Jared und Katie schreien und ging rasch ins Kinderzimmer. Inzwischen schaffte sie es, zwei Babys gleichzeitig auf ihre Hüften zu setzen und die Treppe hinunterzutragen. Sie verfrachtete die beiden in ihre Hochstühle und wärmte die vorbereiteten Nudeln mit Tomatensoße auf. Nachdem sie zwei Teller gefüllt hatte, fütterte sie die Kinder abwechselnd, wobei jedes auch mit seinem eigenen Löffel probieren durfte.

Bald waren die Teller leer gegessen, und Fallon gab Katie und Jared ihre mit Saft gefüllten Babytassen. Dann lief sie rasch nach oben, um nach Henry zu sehen. Anscheinend war er gerade aufgewacht und wirkte wieder ganz munter. Sie nahm ihn mit nach unten und stellte ihm probeweise einen Teller Nudeln mit Tomatensoße hin. Sofort steckte er begeistert seinen Löffel hinein. Während sie auch ihn fütterte, wartete sie nach jedem Löffel, ob alles drinblieb, aber seine Übelkeit schien vorbei zu sein.

Nachdem sie die Drillinge in ihren Laufstall gesetzt hatte, aß sie selbst einen Happen und räumte dann die Küche auf. Draußen schien die Sonne, und Fallon beschloss, mit den Kindern in den Garten hinter dem Haus zu gehen, wo Jamie einen kleinen umzäunten Spielplatz angelegt hatte. Sie packte ein Kind nach dem anderen in seinen Schneeanzug, was wie immer mit Quengeln und Zappeln einherging, und brachte sie alle in den Garten.

Als alle drei glücklich in ihrem Spielbereich umherkrabbelten, setzte Fallon sich auf die windgeschützte Bank an der Hauswand und genoss die Sonne. Es war lustig, den Babys zuzusehen, wie sie mit Schaufeln und Sandförmchen hantierten und offensichtlich ihren Spaß hatten.

Gern wäre Fallon noch länger draußen geblieben, doch bald rieben die Kinder sich die Augen. Also hieß es wieder eins nach dem anderen ins Haus zurückbringen, Schneeanzug ausziehen, wickeln und ins Bett legen.

Nachdem alle drei eingeschlafen waren, ging sie nach unten, räumte das Wohnzimmer auf und stellte die Waschmaschine an. Nun konnte sie endlich ein wenig entspannen. Sie machte sich einen Tee und setzte sich im Wohnzimmer auf das gemütliche Sofa.

Seit Jahren war sie es gewohnt, sich um Kinder zu kümmern. In der Kindertagesstätte betreute sie eine Gruppe von Vorschulkindern, die nicht mehr gewickelt und gefüttert zu werden brauchten. Mit ihnen konnte sie basteln und ihnen Geschichten vorlesen.

Sosehr sie Henry, Jared und Katie liebte – sie zu betreuen forderte wahrlich heraus. Inzwischen hatte sich das Ganze etwas eingespielt, aber in den ersten paar Monaten waren sie und die anderen Familienpatinnen oft an ihre Grenzen gestoßen. Sobald eins der Babys eingeschlafen war, wurde ein anderes wach und verlangte sein Fläschchen, während das dritte die Windel so vollgemacht hatte, dass es komplett umgezogen werden musste. Inzwischen hatte das erste dann seinen Schlaf schon wieder beendet, und alles fing von vorne an.

Damals hatten sie kürzere Schichten eingelegt, denn eine allein hielt das höchstens drei, vier Stunden durch. Mittlerweile waren einige der Frauen ganz abgesprungen, und Fallon konnte es ihnen nicht verdenken. Um Jamie und Bella nicht zu viel aufzubürden, hatte sie ihre Arbeitszeit in der Kita noch weiter reduziert.

Der Trockner piepte zum Zeichen, dass die Wäsche fertig war. Sie ging in den Waschraum und räumte die Maschine aus. Sie wusste, dass Jamie ihr dankbar für ihre Hilfe war. Doch während sie die Sachen zusammenlegte, ertappte sie sich bei dem Wunsch, er möge sie doch wenigstens einmal als Frau sehen, und nicht nur als Freundin und Babysitterin.

Als Jamie am Nachmittag ins Haus zurückkehrte, fiel ihm die ungewöhnliche Stille auf.

„Fallon?“, rief er, aber es kam keine Antwort. Nur das Wasser im Waschraum fing an, durch die Leitungen zu fließen. Anscheinend war sie mit der Wäsche beschäftigt. Jedes Mal, wenn er daran dachte, wie viel sie für ihn und die Kinder tat, versetzte es ihm einen Stich. Nie würde er ihr eine angemessene Gegenleistung für ihre Fürsorge bieten können.

Aber wenigstens könnte er ihr danken. Mit diesem Vorsatz im Sinn öffnete er die angelehnte Tür zum Waschraum und sah Fallon vor dem Trockner stehen. Sie schüttelte ein Kleidungsstück, das sie gerade herausgenommen hatte.

Er konnte weder erkennen, was es war, noch machte er sich die Mühe, näher hinzusehen. Sein ganzes Augenmerk galt nämlich Fallons nacktem Oberkörper. Nun ja, ganz nackt war sie nicht, sie hatte noch ihren BH an. Aber es war schon eine Weile her, seit er zuletzt so viel nackte Haut einer Frau gesehen hatte, so verführerisch weiche, zarte Haut. Ihn überkam der heftige Wunsch, ihre Schulter zu küssen.

Durch das Dröhnen der Waschmaschine hatte sie ihn offenbar nicht gehört. Sie drehte sich zur Seite und hob den Arm, um das Kleidungsstück überzustreifen, das er nun als Pullover erkannte. Mit ihrer seitlichen Drehung erlaubte sie ihm einen Blick auf ihren Spitzen-BH und die verführerische Rundung ihrer Brust.

Er schluckte.

Dann fiel ihm ein, dass er sich besser wieder hinausschleichen sollte, bevor sie seine Anwesenheit bemerkte. Doch irgendwie wollten ihm seine Beine nicht gehorchen. Statt zurückzugehen, machte er einen Schritt vorwärts und knallte dabei die Tür gegen die Wand.

Fallon stieß einen spitzen Schrei aus und wirbelte herum, womit sie ihm nun volle Sicht auf ihre verlockende Vorderansicht gewährte. Der Atem stockte ihm, als er ihre zarten Brüste unter der durchsichtigen weißen Spitze wahrnahm. Er konnte die Augen nicht von ihr wenden.

„Jamie!“, rief sie empört.

Er hob den Blick und sah ihr ins Gesicht, das ganz rot geworden war. „Was denn?“

„Gehst du bitte raus?“

„Oh, ja, natürlich“, stammelte er und zog sich hastig zurück.

Mit zitternden Händen streifte Fallon ihren Pullover über. Noch immer glühten ihre Wangen, und nicht nur aus Verlegenheit, das war ihr sehr wohl bewusst. Jamies begehrlicher Blick hatte auch sie erregt. Zumindest glaubte sie, dass es Begehren gewesen war, was sie in seinen Augen gelesen hatte.

Sicher konnte sie allerdings nicht sein, denn sie hatte nicht allzu viel Erfahrung mit Männern. Abgesehen von Küssen und flüchtigen Zärtlichkeiten war sie nie einem Mann nähergekommen. Natürlich hatten viele Männer mit ihr geflirtet und versucht, sie anzumachen. Das taten die bei jeder Frau, die an einem Freitag- oder Samstagabend im örtlichen Pub auftauchte. Zumal die alleinstehenden Männer in Rust Creek Falls gegenüber den Frauen in der Mehrheit waren.

Doch Fallon empfand nicht das geringste Bedürfnis, einen Mann kennenzulernen. Sie hatte immer nur Jamie begehrt. Leider war es bisher nur zu einem einzigen Kuss gekommen, und der war schon sieben Jahre her. Ansonsten hatte Jamie keinerlei Anzeichen erkennen lassen, dass er ihre Gefühle erwiderte.

Sie stieß den Atem aus und presste die Hände an ihre heißen Wangen. Sie musste sich erst fassen, bevor sie ihm wieder gegenübertreten konnte. Zum Glück gab es noch reichlich Wäsche zusammenzufalten – eine Tätigkeit, bei der sie ihren Gedanken freien Lauf lassen konnte. Sie versuchte Jamies Gesichtsausdruck zu deuten. Hatte wirklich so etwas wie Begehren in seinen Augen gefunkelt? Oder war es nur der Schock gewesen, sie ohne Vorwarnung halb nackt anzutreffen?

Kaum hatte sie die Wäsche fertig zusammengelegt, da hörte sie Geräusche aus dem Babyfon, das sie immer bei sich trug. Zumindest einer der Drillinge schien aufzuwachen. Gleich darauf tönte Jamies besänftigende Stimme aus dem Gerät. Wie warmherzig und liebevoll er mit seinen Kindern redete. Das tat er immer, selbst wenn er abends hundemüde nach Hause kam.

Fallon konnte sich gut vorstellen, wie schwer es für ihn war, gleichzeitig Vater und Mutter für die Drillinge zu sein. Allerdings wusste sie auch, wie sehr er sich immer eine Familie gewünscht hatte, vielleicht umso mehr, als er selbst seine Eltern mit fünfzehn verloren hatte und von zweien seiner drei Schwestern getrennt worden war.

Als sie ins Kinderzimmer kam, war er gerade dabei, Katie die Windel zu wechseln. Jared schlief noch, und Henry stand in seinem Bettchen und hopste am Gitter auf und ab.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte sie.

Er nahm Katie hoch. „Ja, du kannst sie mit nach unten nehmen. Ich bringe dann Henry und Jared mit, wenn sie fertig sind.“

Ohne sie anzusehen, drückte er ihr Katie in den Arm und wandte sich dann Henry zu.

Fallon blieb neben dem Wickeltisch stehen. „Das war vorhin eine blöde Situation.“

„Ja, tut mir leid.“ Er legte Henry auf den Wickeltisch und zog ihm den Strampler aus.

„Es braucht dir nicht leidzutun.“

Er zuckte die Achseln. „Vielleicht tut es mir ja auch nicht wirklich leid.“ Er warf ihr ein schiefes Lächeln zu.

Sie merkte, wie ihre Wangen erneut zu glühen anfingen.

„Natürlich wäre ich niemals reingekommen, wenn ich gewusst hätte, dass du halb nackt dastehst.“

„Ich hatte doch bloß keinen Pullover an. Am Strand laufen alle im Bikini rum.“

„Aber nicht in Montana Anfang Dezember.“

„Ich wollte damit nur sagen, dass wirklich nichts dabei ist.“

„Für einen Mann, der seit fast anderthalb Jahren keine nackte Frau gesehen hat, schon.“

Anderthalb Jahre?

Er nickte. Offenbar deutete er ihr Erstaunen richtig. „Kaum hatte Paula erfahren, dass sie Drillinge erwartet, hat sie mich aus dem Schlafzimmer verbannt.“

Fallon wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.

„Falls ich dich also ein bisschen länger angestarrt habe …“ Ohne den Satz zu beenden, stellte er den frisch gewickelten Henry in sein Bettchen zurück und nahm Jared hoch, der gerade aufwachte.

„Kein Problem.“ Sie lächelte ihn an. „Ehrlich gesagt, fühle ich mich ein bisschen geschmeichelt. Ich dachte immer, bei meinen kleinen Brüsten würde keiner einen Blick riskieren.“

„Wie kommst du darauf, dass sie klein sind? Sie sind …“ Er schluckte. „Mann, diese Unterhaltung ist wirklich anstrengend.“

„Vergessen wir das Ganze.“

„Hm, ich kann’s versuchen, aber ob es mir gelingt …“

Ein verlockender Duft stieg Jamie in die Nase, als er mit Henry und Jared die Treppe hinunterging. Er setzte die beiden zu ihrer Schwester in den Laufstall und ging in die Küche.

„Das riecht aber gut hier!“, sagte er und betrachtete Fallon, die am Herd stand. Obwohl sie komplett angezogen war, kam es ihm vor, als wäre ihr Pullover durchsichtig und er könnte ihre zarte weiche Haut und die verführerischen Brüste unter der weißen Spitze sehen.

„Ich habe einen Rostbraten mit Gemüse in den Ofen geschoben. Der kann bei kleiner Hitze schmoren und ist fertig, wenn wir aus dem Wald zurückkommen.“

„Du meinst, wir essen erst, wenn wir zurück sind?“

„Wir hatten ja besprochen, dass wir vor der Dunkelheit rausfahren“, erinnerte sie ihn. „Und da der Braten eh noch eine Stunde braucht … Aber ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob wir den Weihnachtsbaum nicht lieber ein andermal holen sollten.“

„Wieso denn?“ Er hätte nichts dagegen, doch er fragte sich, warum Fallon plötzlich zögerte.

War es seine Schuld? Hatte die Situation im Waschraum sie vielleicht doch mehr durcheinandergebracht, als sie zugab?

„Nun, der Grund, warum ich vorhin keinen Pullover anhatte …“, er fand es süß, wie sie rot wurde, „… ist, dass Henry stark gespuckt hat.“

„Oje, das tut mir leid. Ich hatte schon gemerkt, dass es ihm nicht so gut ging, weil er heute Nacht öfter als sonst aufgewacht ist.“

„Nachdem er sich übergeben hatte, ging es ihm sofort besser. Trotzdem ist es vielleicht nicht gut, wenn wir uns so lange mit ihm draußen in der Kälte aufhalten.“

„Meine Mom hat uns immer rausgeschickt, wenn wir erkältet waren. Sie meinte, von der Kälte würden die Bazillen abgetötet.“

„Ich war heute Mittag ja auch schon mit ihnen draußen. Henry hat wahrscheinlich etwas Falsches gegessen. Hoffentlich nicht meine Muffins …“

Jamie schüttelte den Kopf. „Nein, bestimmt nicht.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil alle drei davon gegessen haben, und nur Henry hat sich übergeben.“

„Bis jetzt“, murmelte sie.

„Ich habe sogar vier davon gegessen, weil sie so köstlich geschmeckt haben.“

Sie sah noch immer skeptisch aus.

„Es geht ihm gut, Fallon. Kleine Kinder haben öfters irgendwelche Wehwehchen, das weißt du doch selbst.“

„Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Kinder, wenn sie zusammen sind, sich leicht gegenseitig anstecken. Deshalb würde ich vorsichtshalber mit dem Baumschlagen noch warten.“

„Okay, das gibt mir Gelegenheit, vorher die Weihnachtsdeko vom Dachboden zu holen. Du willst den Baum ja sicher gleich schmücken, sobald wir ihn aufgestellt haben.“

„Nein, dafür bist du zuständig“, erwiderte sie lächelnd.

Ihr Lächeln animierte ihn dazu, ihren Mund zu betrachten und sich zu fragen, wie es wohl wäre, sie nach all den Jahren wieder zu küssen. Um sich von seinen lüsternen Gedanken abzulenken, sagte er in scherzhaftem Ton: „Da siehst du wieder, wie bestimmend du bist.“

„Aber ich könnte mich überreden lassen, mitzuhelfen.“

Er öffnete den Backofen und schnupperte genießerisch. „Bist du sicher, dass der Braten noch eine Stunde braucht?“

Sie trat neben ihn und machte die Backofentür wieder zu. „Wenn du die Hitze rauslässt, dauert es noch länger.“

Ihm war plötzlich heiß, aber er bezweifelte, dass es am Backofen lag. Rasch trat er einen Schritt beiseite. „Tut mir leid, aber ich habe heute kaum was gegessen.“

Sie griff in die Plastikschüssel mit den Muffins und warf ihm einen zu.

„Danke, du rettest mich vor dem Hungertod.“ Er biss herzhaft hinein. „Die sind wirklich gut.“

„Siehst du, so schlecht bin ich gar nicht in der Küche, wie alle behaupten.“

„Tja, Gerüchte halten sich eben hartnäckig. Dein Braten scheint jedenfalls auch zu gelingen, so lecker wie er riecht.“

„Na ja, dazu braucht es nicht viel. Du gibst einfach Fleisch und Gemüse und ein paar Gewürze in den Topf, gießt das Ganze mit Bouillon auf und lässt alles im Backofen schmoren.“

„Immerhin. Ich finde es jedenfalls sehr nett, dass du für uns kochst.“

„Falls das ein Dankeschön sein soll, nehme ich es gerne an.“ Sie ging zur Flurgarderobe und holte ihren Anorak.

Es war ihr gutes Recht, nach Hause zu gehen, nachdem sie sich den ganzen Tag um seine Kinder und den Haushalt gekümmert hatte. Und für seine Gemütsruhe wäre es auch gut. Seit dem Vorfall im Waschraum konnte er in ihrer Gegenwart keinen klaren Gedanken mehr fassen. Trotzdem wollte er sie nicht gehen lassen.

Statt ihr wie sonst einen guten Nachhauseweg zu wünschen, sagte er spontan: „Bleib doch da.“

Fallon hob erstaunt die Augenbrauen, protestierte aber nicht, als Jamie ihr den Anorak abnahm und wieder an den Garderobenhaken hängte.

„Soll ich deinen leckeren Schmortopf etwa alleine essen?“

„Kommt Bella denn nicht nach Hause?“

„Nein, ich glaube, sie bleibt heute bei Hudson. Die beiden sind neuerdings unzertrennlich.“

„Was auch verständlich ist, schließlich sind sie verliebt und wollen heiraten.“

Sie ging ins Wohnzimmer, um nach den Babys zu sehen. Die drei saßen einträchtig in ihrem Laufstall und brabbelten miteinander, während sie versuchten, einen Turm zu bauen.

Fallon setzte sich vor ihnen auf den Boden, mit dem Rücken ans Sofa gelehnt.

„Hast du den Zaun repariert?“, fragte sie, als Jamie sich zu ihnen gesellte. Er hatte zwei weitere Muffins in der Hand, wie sie lächelnd feststellte.

„Ja.“ Er setzte sich neben sie und streckte die Beine von sich.

Fallon hob ein Bauklötzchen auf, das Henry über das Gitter geworfen hatte, und gab es ihm zurück. „Und wie geht’s Daisy?“, fragte sie.

„Sie ist ein bisschen unruhig, das Kalb kann jetzt jederzeit kommen.“ Er biss herzhaft in seinen Muffin und hob nebenbei das Bauklötzchen auf, das sein Erstgeborener erneut rausgeworfen hatte. Er gab es Henry zurück, und so ging es ein paar Mal hin und her.

„Und wie war dein Tag – abgesehen davon, dass Henry dich vollgesabbert hat?“

Wie er erwartet hatte, röteten sich ihre Wangen. „Gut wie immer. Bella hat mich gefragt, ob ich ihre Trauzeugin werden will.“

„Ja, das dachte ich mir. Schließlich bist du nicht nur ihre beste Freundin, sondern beinahe wie eine Schwester für sie. Für mich übrigens auch.“ Es fiel ihm schwer, seine Stimme neutral zu halten, denn seit heute Nachmittag wusste er nicht mehr so richtig, was Fallon eigentlich für ihn war. Eins war sicher, brüderliche Gefühle waren es nicht, die er im Moment für sie empfand.

Fallon berührte leicht seinen Arm, als ob sie seinen inneren Aufruhr ahnte. Allein ihre Hand auf seinem Arm weckte in ihm das Verlangen, auch an anderen Körperteilen berührt zu werden, ihre Finger auf seiner nackten Haut zu spüren …

Doch das ging nicht. Nicht mit Fallon.

„Bella hätte gern ihre eigenen Schwestern bei der Hochzeit dabei.“

Er nickte. „Dana und Liza, klar. Unsere Eltern sind leider auch nicht mehr da. Statt unseres Dads werde ich sie zum Altar führen.“

„Wenn sie dann mit Hudson zusammenlebt, wird es schwieriger für sie, sich um die Drillinge zu kümmern.“

Er nickte. „Ich habe sowieso schon viel zu lange ihre Hilfe in Anspruch genommen. Wegen mir hat sie ihren Abschluss am College nicht machen können.“

„Sie wird ihren Abschluss nachholen“, versicherte Fallon ihm.

„Auch wenn sie ihn nicht nachholt, sie hat einen Job, und sie hat einen Mann, der sie versorgen kann.“

Fallon verdrehte die Augen. „Welche Frau verlässt sich denn heute noch auf ihren Mann? In einer Ehe tragen doch beide Verantwortung füreinander.“

Sie hatte natürlich recht. Allerdings war seine eigene Erfahrung mit der Ehe eine andere.

Am Anfang hatte es ihm gefallen, dass Paula sich um den Haushalt kümmerte und er sich um die Ranch. Eine klare Aufgabenverteilung. Doch als feststand, dass Paula Drillinge erwartete, war es mit der Harmonie zu Ende gewesen. Sie hatte sich vollkommen zurückgezogen und kaum noch mit ihm geredet …

Der Küchenwecker klingelte, und Fallon stand vom Boden auf. „Na, hast du noch Hunger?“

„Was für eine Frage.“

„Ich mache noch schnell die Soße fertig, und dann können wir essen.“

Er sah ihr nach, während sie hinüber in die Küche ging. Warum waren ihm zuvor nie ihre verführerischen Rundungen aufgefallen, die sinnliche Bewegung ihrer Hüften? Zum ersten Mal machte er sich bewusst, dass Fallon O’Reilly kein Teenager mehr war, sondern eine sehr attraktive junge Frau.

Diese Erkenntnis verunsicherte ihn, denn plötzlich sah er sie in einem ganz anderen Licht. Nie war sie etwas anderes für ihn gewesen als eine treue Freundin und fürsorgliche Betreuerin seiner Kinder.

„Fa?“ Der kleine Henry blickte fragend zur Tür, durch die Fallon verschwunden war.

Fallon schien im Moment seine Favoritin zu sein.

„Fallon macht das Abendessen“, erklärte Jamie seinem Sohn. „Hast du Hunger?“

„Fa-fa!“, erwiderte Henry.

„Fa-fa!“, echote sein Bruder.

Jamie seufzte. „Und was ist mit dir, Katie?“

Die Kleine sah ihn mit ihren großen blauen Augen an. „Ba-ba!“

Jamie ging das Herz auf. „Ja, das ist mein kleines Mädchen.“ Er hob Katie aus dem Laufstall und nahm sie auf den Arm. Als er das Baby liebevoll küsste, meldete Jared sich energisch zu Wort: „Ba-ba!“ Er hopste am Gitter auf und ab und warf eifersüchtige Blicke auf seine kleine Schwester.

„Du glaubst wohl, jetzt nehme ich euch beide auch noch auf den Arm?!“

„Ba-ba!“, rief Jared fordernd, und Henry schloss sich mit einem energischen „Fa-fa!“ an.

Lachend öffnete Jamie die Klapptür, und die beiden krabbelten zielsicher in Richtung Küche. Jamie folgte ihnen amüsiert. Das waren für ihn die schönsten Momente.

Fallon löffelte gerade das Gemüse in eine Schüssel. „Ihr kommt gerade richtig“, sagte sie und stellte die Schüssel auf den gedeckten Tisch. Die Fleischplatte, die Soßenterrine und ein Korb mit warmen Brötchen standen schon bereit.

Jamie setzte ein Baby nach dem anderen in ihre Hochstühle und wischte den Kindern die Hände ab, während Fallon das Fleisch und das Gemüse für sie in mundgerechte Stücke schnitt.

Er war froh, dass sie hiergeblieben war. Nicht nur, weil sie ihm beim Füttern der Babys zur Hand ging, sondern auch weil es schön war, sich beim Essen mit ihr zu unterhalten. Wie mit einer Freundin, das durfte er nicht vergessen.

Wenn Bella abends nicht zum Essen kam, saß er alleine mit den Drillingen am Tisch, die naturgemäß nicht viel zur Unterhaltung beisteuerten. Zum Glück hatte Fallon oder eine der anderen Familienpatinnen meist schon das Essen vorbereitet. Oder Bella hatte vorgekocht, sodass er das Essen nur noch aufwärmen musste. Als die Babys kleiner gewesen waren und gefüttert werden mussten, war Bella nach der Arbeit immer direkt nach Hause gekommen.

„Wann sollen wir den Baum denn holen?“, fragte er und schnitt sich ein Stück vom Braten ab. „Vielleicht am Samstag?“

Fallon schüttelte den Kopf. „Da habe ich Bella schon versprochen, mit ihr nach Brautkleidern zu gucken.“

„Sie hat sich doch gerade erst verlobt. Wozu die Eile?“

„So etwas braucht seine Zeit. Die Auswahl ist groß, und wenn man sich endlich entschieden hat, muss meistens noch etwas geändert werden. Besser man geht das frühzeitig an.“

„Okay, dann eben nicht Samstag. Wie wäre es mit Sonntag?“

„Da muss ich zum obligatorischen Sonntagsessen zu meinen Eltern, aber davor könnte ich kommen.“

„Gut, abgemacht. Bis dahin hole ich die Kisten mit der Weihnachtsdeko vom Dachboden.“

„Du hast noch gar nichts zu den anderen Punkten auf meiner Liste gesagt“, stellte Fallon fest.

„Stimmt, ich dachte, der Baum ist erst mal das Wichtigste.“

„Schon, aber was ist mit den Geschenken? Hast du dich darum schon gekümmert?“

Sie blickte zu den Kindern, die sich mit Appetit das Essen in den Mund stopften. Was für ein Segen, dass die drei so gute Esser sind, dachte sie nicht zum ersten Mal.

„Bella hat ein paar Sachen besorgt“, erwiderte Jamie, während er genüsslich das zarte Fleisch kaute.

Fallon verdrehte die Augen. „Ich kenne Männer, die auch noch stolz darauf sind, dass sie ihre Geschenke am Heiligabend kurz vor Ladenschluss einkaufen. Aber mit Kindern geht das nicht!“

„Vielleicht wenn sie älter sind, im Moment wissen die drei doch noch gar nicht, was Weihnachten ist. Wahrscheinlich sind sie mehr an den bunten Schachteln interessiert als daran, was drin ist.“

Bevor Fallon protestieren konnte, ging die Hintertür auf, und Bella stapfte herein. Auf der Matte im Vorraum klopfte sie den Schnee von ihren Stiefeln und zog sie aus. „Da kommt ganz schön was runter!“, sagte sie, während sie Schal, Wollmütze und Jacke an die Garderobe hängte.

„Wann hat es denn angefangen zu schneien?“ Fallon warf einen erstaunten Blick aus dem Fenster und sah, wie dicke Schneeflocken dicht wie ein Vorhang vom Himmel fielen.

„Vor ungefähr einer halben Stunde“, erwiderte Bella und schlüpfte in ihre warmen Pantoffeln. „Wenn es so weitergeht, sind wir morgen eingeschneit.“

„Dann fahre ich mal lieber gleich nach Hause“, entschied Fallon und stand auf.

„Soll ich dich fahren?“, fragte Jamie.

Sie verdrehte die Augen. „Ich bin in Montana schon bei jedem Wetter gefahren, von ein bisschen Schnee lasse ich mich nicht abschrecken.“ Sie gab jedem der Babys einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich an Bella wandte. „Ruf mich an, wann du am Samstag losfahren willst.“

„Mach ich“, sagte Bella.

„Wir sehen uns dann am Sonntag, Jamie. Morgen muss ich arbeiten.“ Fallon holte ihre Jacke und winkte beim Hinausgehen allen zu.

Henry hob seine mit zermatschten Kartoffeln und Soße beschmierte Hand und sagte: „Fa-fa.“

„Was ist denn am Sonntag?“, wollte Bella wissen, als Fallon weg war.

„Da holen wir den Tannenbaum“, sagte Jamie.

„Wolltet ihr das nicht heute machen?“, fragte Bella, während sie den Drillingen Gesicht und Hände sauber wischte.

„Der Plan wurde geändert.“

Bella räumte die Teller der Babys weg und putzte die Auflage vor den Hochstühlen mit einem Lappen ab. Dann setzte sie Teewasser auf. „Hab ich was verpasst?“

Mit einem Stück Brötchen stippte Jamie den Rest der Soße auf. „Ja, den Braten.“

Bella schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht gemeint.“

„Was hast du denn gemeint?“

„Ich hatte den Eindruck, dass ich eure Unterhaltung störe.“

„Nein, hast du nicht. Wir haben nur ein wenig geplaudert.“

Bella schien nicht sehr überzeugt.

„Hast du denn schon gegessen?“, fragte Jamie.

„Ja, Hudson und ich waren kurz im Ace.“

Jamie runzelte die Stirn. „In diesen Laden würde ich keinen Fuß setzen.“

„Wieso? Das Essen ist ganz in Ordnung. Und du weichst mir aus.“

„Inwiefern?“

„Fallon.“

Er stellte seinen leeren Teller in die Spülmaschine. „Was soll denn mit ihr sein?“

„Irgendwas hat sich zwischen euch verändert. Das habe ich genau gespürt, als ich reinkam.“

„Was soll sich denn verändert haben?“

„Das versuche ich ja gerade herauszufinden.“

„Dann tu das. Ich mache inzwischen schon mal die Babys bettfertig.“ Er hob die drei nacheinander aus den Hochstühlen und ließ sie zur Treppe krabbeln.

Inzwischen schafften sie es schon, sich von einer Stufe zur andern zu hangeln. Er empfand das als große Erleichterung, auch wenn es lange dauerte, bis sie oben waren. Während er langsam hinter ihnen herging und dem einen oder anderen Hilfestellung gab, dachte er über Bellas Bemerkung nach.

Hatte sich zwischen ihm und Fallon wirklich etwas verändert, oder lag es nur an Bellas Wahrnehmung? Seit er Fallon halb nackt gesehen hatte, war er vollkommen verunsichert.

Nachdem die Drillinge eingeschlafen waren, ging Jamie noch einmal in den Stall, um nach der trächtigen Daisy zu sehen. Er hoffte, dass sie bis morgen früh durchhielt, dann würde er den Tierarzt anrufen. Es gab einen Sensor im Stall, der mit dem Haus verbunden war, für den Fall, dass mit den Kühen und Rindern etwas nicht in Ordnung war. Zum Glück übernachtete Bella im Haus und könnte sich, falls notwendig, um die Babys kümmern.

Es gab noch eine Menge Büroarbeit zu erledigen – Rechnungen bezahlen, Landwirtschaftsbedarf bestellen und was sonst alles zum Betrieb einer Ranch gehörte. Er ging in sein Arbeitszimmer und schaltete seinen Computer ein. Obwohl er nach wie vor gerne Farmer war, machten ihm die permanenten Geldsorgen zu schaffen. Wie gern würde er einen Mitarbeiter einstellen, doch das konnte er sich nicht leisten.

Hinzu kam im Moment der Schlafmangel. Wenn er wenigstens jemanden hätte, der permanent bei ihm lebte, dann könnte er sich ein wenig entspannen. Bella tat zwar, was sie konnte, und übernachtete häufig im Haus, doch spätestens nach ihrer Heirat wäre es damit vorbei.

Vielleicht sollte er wirklich darüber nachdenken, eine Ersatzmutter für die Babys zu suchen. Doch das wäre gleichbedeutend mit der Suche nach einer neuen Lebenspartnerin. Und danach stand ihm so gar nicht der Sinn.

Zu tief saß die Enttäuschung über die misslungene Ehe mit Paula. Als er sie kennenlernte, war er geblendet gewesen von ihrer Schönheit und ihrem Charme und hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt. Damals hatte er das freie Leben in der Großstadt und am College in vollen Zügen genossen, befreit von den Zwängen und Konventionen der Kleinstadt.

Nachdem sie beide ihr Studium beendet hatten, beschlossen sie zu heiraten. Jung und unbekümmert, wie sie waren, hatten sie sich über ihre unterschiedlichen Lebensauffassungen keine Gedanken gemacht. Sie wollten einfach nur zusammenbleiben, ungeachtet Jamies Ankündigung, nach Rust Creek Falls zurückzukehren.

Bella war nicht begeistert von den Heiratsplänen ihres Bruders. Sie hatte Paula sofort richtig eingeschätzt und vorausgesehen, dass sie sich als Großstadtmensch niemals auf dem Land einleben würde.

Jamie hätte auf Bella hören sollen. Obwohl Paula immerhin drei lange kalte Winter in Rust Creek Falls überstanden hatte, war sie nicht glücklich gewesen. Am Ende hatte sie die Ranch gehasst – und schließlich auch ihren Mann.

Sollte er jemals wieder beschließen zu heiraten, dann müsste es jemand aus der Gegend sein. Eine Frau, die mit dem Ranchleben vertraut war.

Jemand wie Fallon.

Plötzlich war dieser Gedanke da, doch er verwarf ihn sofort wieder. Fallon mochte die perfekte Frau für ihn sein, trotzdem war sie absolut die falsche, und zwar aus einem einzigen Grund: Sie war seine beste Freundin, und als solche wollte er sie nicht verlieren.

Er verscheuchte seine Grübeleien und versuchte, sich auf seine Büroarbeit zu konzentrieren. Als er fertig war, schaltete er den Computer aus und ging die Treppe hoch. Wie üblich sah er noch einmal nach den Babys, bevor er todmüde ins Bett fiel.

Diesmal war es das Bild der halb nackten Fallon, das ihn am Einschlafen hinderte. Er hatte alles noch genau vor Augen. Er sah ihren schlanken Rücken, dessen verführerische Nacktheit nur von dem schmalen Band ihres BHs unterbrochen wurde. Er sah die süßen kleinen Dellen knapp unterhalb ihrer Taille und die zarte Rundung ihres Hüftansatzes. Und dann drehte sie sich um …

Er presste die Hände auf die Augen, als ob er damit das Bild verscheuchen könnte. Es war nicht gut, dass er Fallon so gesehen hatte. Gar nicht gut. Fallon war für ihn eine unersetzliche Freundin und Vertraute, und er durfte diese Freundschaft nicht aufs Spiel setzen.

Seit der Geburt der Drillinge hatte er nicht die leiseste Anwandlung von körperlichem Begehren verspürt. Seine Arbeit und die Babys nahmen ihn voll und ganz in Anspruch. Und nun das mit Fallon. Schon damals vor sieben Jahren, als sie sich beim Abschlussfest in der Schule geküsst hatten, war es ihm wie Verrat an ihrer Freundschaft vorgekommen. Es war nur ein einziger Kuss gewesen, doch noch heute konnte er diesen sinnlichen Moment nachempfinden. Vielleicht war ihm sogar kurz der Gedanke gekommen, dass aus dem Kuss mehr werden könnte. Doch dann war er nach Seattle gegangen und hatte Paula kennengelernt.

Weder er noch Fallon hatten jemals über diesen Kuss gesprochen. Als er ihr erzählte, dass er heiraten würde, hatte sie sich für ihn gefreut. Auch nach der Hochzeit war sie immer für ihn da gewesen, wenn er das Bedürfnis gehabt hatte zu reden.

Nun, da sein körperliches Verlangen geweckt war, ließ sich seine Fantasie nicht mehr zurückdrängen. Ob sie zu ihrem Spitzen-BH auch ein Spitzenhöschen trug? Und wie wäre es, wenn er ihr beides abstreifte?

Eins stand fest: Die Phase seines sexuellen Desinteresses war vorbei. Und im Moment waren seine erotischen Fantasien eindeutig auf Fallon ausgerichtet …

3. KAPITEL

Jamie zog den Schlitten mit den Drillingen hinter sich her. Es war ein Schlitten mit Babysitzen, wie ihn alle Eltern in Montana besaßen. Den brauchte man in den langen schneereichen Wintern. Die Drillinge saßen hintereinander in ihren Sitzen, warm eingepackt in Schneeanzügen und Fußsäcken aus Lammfell. Kaum hatte sich der Schlitten in Bewegung gesetzt, schliefen sie ein.

Fallon zog einen leeren Schlitten, mit dem später der Tannenbaum nach Hause transportiert werden sollte.

Während sie Seite an Seite auf den Wald am Rand der Ranch zustapften, knirschte der Schnee unter ihren Füßen. Fallon trug kniehohe Winterstiefel und eine dicke blaue Steppjacke, dazu eine pinkfarbene Bommelmütze mit passenden Handschuhen. Das Pink der Mütze passte streng genommen gar nicht zum Kastanienrot ihrer Haare. Trotzdem sah sie damit umwerfend aus.

Überhaupt wirkte sie wie eine Frau, die vollkommen in ihrem Element war. Während er den Weg zum Wald eher als Pflicht empfand, glühten ihre Wangen vor Begeisterung, und ihre Augen blitzten unternehmungslustig. Noch nie war sie ihm so schön vorgekommen.

Als sie am Waldrand ankamen, deutete Jamie auf die Reihe der Tannen. „So, dann such dir mal einen schönen Baum aus.“

„Wieso ich?“

„Deshalb wolltest du doch hierher, oder?“

„Nein, wir sind hier, weil du einen Weihnachtsbaum brauchst!“, erinnerte sie ihn. „Ich bin nur mitgekommen, weil du es nicht schaffen würdest, die Kinder plus Baum nach Hause zu ziehen.“

„Nein, du bist mitgekommen, weil du mir nicht traust.“

„Das auch“, gab sie zu, ohne ihr amüsiertes Lächeln zu verbergen. „Aber es geht wirklich darum, deinen Kindern etwas von Familientradition mitzugeben.“