Bibel und Kultur -  - E-Book

Bibel und Kultur E-Book

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Beschreibung

Zwischen "Bibel" und "Kultur" besteht eine dreitausend Jahre alte Wechselbeziehung. Die Texte, die zur jüdischen und christlichen Bibel wurden, sind selbst Produkte verschiedener Kulturen. Überall wo die Bibel Verbreitung fand, hat sie sich als kulturprägend erwiesen. Selbst unter säkularisierten Vorzeichen ist ihr Einfluss an vielen Stellen sichtbar. Die Beiträge dieses Buches gehen der Wirkungsgeschichte der Bibel in unterschiedlichen geistes- und kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen nach. Sie verfolgen die biblischen Einflüsse in höfischer und barocker Literatur, in englisch- und spanischsprachigen Romanen, in mittelalterlichen Darstellungen des Heiligen Landes, in der Musik, im Stummfilm. Sie behandeln auch die historischen und religiösen Bedingungen, die auf die Entstehung der biblischen Schriften sowie der Bibelübersetzungen eingewirkt haben.

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BIBELUND KULTUR

DAS BUCHDER BÜCHERIN LITERATUR, MUSIKUND FILM

Herausgegeben von Paul-Gerhard Klumbies

und Ilse Müllner

unter Mitwirkung von

Kristina Bierich und Daniel Haase

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2016 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Cover: Kai-Michael Gustmann, Leipzig

Satz: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

ISBN 978-3-374-04637-9

www.eva-leipzig.de

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Daniel Weidner

Der Tod und der Text. Dtn 34 als kulturtheoretische Urszene

Paul-Gerhard Klumbies

Der Nachhall hellenistischer Literatur bei Lukas

Andreas Gardt

Zwischen den Zeilen. Linguistische Analyse biblischer Texte

Mirja Kutzer

Die Lust am heiligen Text – Textpraktiken und Subjektpositionen bei Hugo von St. Viktor und Bernhard von Clairvaux

Tom Kleffmann

Bibel und Reformation

Daniel Göske

Der »Apostel Englands«: William Tyndale und die englische Volksbibel im 16. Jahrhundert

Nikola Roßbach

Psalm, Poesie, Predigt im Barock. Poetische Erquickstunden und die Bibel

Markus Böggemann

König David und die Ordnung der Musik

Jan-Henrik Witthaus

Die Bibel im spanischen Schelmenroman

Susanne Bach

»And God said«: Die Bibel in Werken der zeitgenössischen englischsprachigen Literatur

Annegret Reese-Schnitker

Wie werden biblische Texte im Religionsunterricht ›eingespielt‹? Einblicke in eine empirische Unterrichtsforschungsstudie

Ilse Müllner

Bei Adam und Eva anfangen – Zur kulturproduktiven Kraft der Genesis-Erzählungen

Die Autorinnen und Autoren

Weitere Bücher

Fußnoten

VORWORT

Die Idee, die Wechselbeziehung zwischen Bibel und Kultur zum Thema zu machen, stieß im Kollegium des Fachbereichs Geistes- und Kulturwissenschaften der Universität Kassel auf spontane Zustimmung. Der Plan einer fachübergreifenden Ringvorlesung war geboren.

Auf Einladung der Institute für Evangelische und Katholische Theologie gaben im Wintersemester 2014/15 einmal in der Woche Fachvertreterinnen und Fachvertreter exemplarisch Einblicke, welche Anstöße ihre Disziplin aus der Begegnung mit der Bibel empfangen hat. Ergänzt und bereichert wurde das Vorlesungstableau der Kasseler Professorinnen und Professoren durch Vorträge auswärtiger Gäste.

Überaus erfreulich war die Resonanz der Vortragsreihe in der Stadt Kassel. Woche für Woche füllte sich der Hörsaal neben den Angehörigen der Universität mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern einer interessierten Öffentlichkeit. Sie bereicherten die Diskussionen im Anschluss an die Vorträge mit ihren Wortbeiträgen.

Aufgrund des freundlichen Echos auf die Veranstaltung lag es nahe, die Vorträge zu einem Aufsatzband zu vereinen und zum Nachlesen bereitzustellen. Sie liegen nun in einer ansprechenden Form vor; und dass das möglich wurde, dazu haben viele Personen beigetragen.

Wir danken Daniel Haase, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Neues Testament, und Kristina Bierich als studentischer Mitarbeiterin, die gemeinsam die Hauptlast bei der Erstellung der Druckvorlage trugen. Raphael Schlehahn als studentischer Mitarbeiter unterstützte sie dabei.

Für die großzügige finanzielle Förderung des Projekts und einen erheblichen Beitrag zu den Druckkosten danken wir der Plansecur-Stiftung.

Unser besonderer Dank gilt Frau Dr.Annette Weidhas von der Evangelischen Verlagsanstalt. Sie zeigte sich sofort an unserem Publikationsvorhaben interessiert und hat uns mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlagshauses in jeder Hinsicht tatkräftig unterstützt.

Kassel, im Juli 2016

Paul-Gerhard Klumbies und Ilse Müllner

DER TODUNDDER TEXT. DTN34ALSKULTURTHEORETISCHE URSZENE1

Daniel Weidner

Die Frage nach dem Zusammenhang von Bibel und Kultur könnte als Addition zweier distinkter Größen verstanden werden, als Frage, wie etwa die Bibel die Kultur beeinflusst habe. Das ist eine so legitime wie auch schwer zu beantwortende Frage, da die Konzeption von Einfluss oder Rezeption nicht nur an sich schwer zu theoretisieren ist, sondern im Fall der Bibel fast uferlos zu werden droht: Was in der europäischen Geschichte wäre nicht von der Bibel in der einen oder anderen Weise beeinflusst? Es empfiehlt sich daher, die Frage gewissermaßen umzukehren und nicht von der Bibel zur Kultur hin zu fragen, sondern zu untersuchen, welche kulturellen Formate in der Bibel verhandelt werden, wie sich bestimmte kulturelle Problematiken bereits in der Bibel finden und welchen Formen die erwähnte Rezeption oder der Einfluss selbst unterliegt. Denn Rezeption ist eben kein neutraler Prozess, sondern selbst kulturell stark geformt, und erst wenn man diese Formung reflektiert, kann man Bibel und Kultur als einheitlichen Zusammenhang begreifen. Thematisch bietet sich daher an, das Gedächtnis in den Mittelunkt zu stellen, das in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Grundbegriffe kulturwissenschaftlicher Forschung geworden ist. Denn das kulturelle Gedächtnis bezieht sich eben nicht auf fertig vorliegende Sinneinheiten, sondern ist eine Weise, kulturellen Sinn zu erzeugen und Erinnerungen zu aktualisieren, so dass Rezeption und Rezipiertes immer schon zusammengehören.

Dem Bibelwissenschaftler ist dieses Phänomen wohlbekannt, da die historisch-kritische Exegese in den letzten Jahrzehnten zunehmend dazu übergegangen ist, die biblischen Texte nicht einfach als Zusammenfügung verschiedener Quellen zu verstehen, sondern als Resultat langer Redaktions- und Kompositionsprozesse und von immer neuen Überarbeitungen. So überrascht es auch nicht, dass wesentliche Bestimmungen des kulturellen Gedächtnisses und der Gedächtnisgeschichte gerade an der biblischen Tradition entwickelt worden sind: Besonders Jan Assmann hat in Moses der Ägypter sowie Das kulturelle Gedächtnis und jüngst in Exodus wichtige Grundbegriffe des kulturellen Gedächtnisses an der Überlieferung vom Exodus und der Verschriftlichung der Thora entwickelt und zugleich die Konzeption der »Gedächtnisgeschichte« an der Rezeption der Mosefigur in der europäischen Geschichte entworfen.2 Dabei wird nicht nur deutlich, wie sich das kulturelle Gedächtnis einer ganzen Fülle von Medien und Genres bedient, es zeigt auch, dass kulturell eben ganz verschiedene Vorstellungen darüber existieren, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Verbindung stehen: Insofern ist das kulturelle Gedächtnis im Sinne Assmanns auch weniger eine Theorie als ein offenes Kategoriensystem, um diese verschiedenen Formen zu beschreiben, deren Vorstellung über Erinnerung oft weniger über bestimmte Theorien vermittelt sind als über bestimmte Paradigmen, die man mit Freud als Urszenen bezeichnen kann: als Ereignisse, die in der kulturellen Überlieferung als Erzählungen oder Bilder abgelegt sind und in der Folge rituell oder textuell wiederholt werden. Für Assmann repräsentiert dabei – wie schon für Freud selbst – der ägyptische Mose eine solche Urszene, die als Szene verschiedene Positionen (Israel und Ägypten) und mehrere Perspektiven (Mose, das Volk) miteinander verbindet, was sie konstitutiv undeutlich und überdeterminiert macht: Man kann sie verschieden lesen, je nachdem, welche Position oder Perspektive man in ihr einnimmt.3 Gerade das ist wesentlich für ihre memoriale Funktion, denn es erlaubt, die Urszene eben immer wieder anders in Szene zu setzen.

Im Folgenden will ich mich auf einen kleinen und oft übersehenen Aspekt dieser Überlieferung konzentrieren: auf den Tod Mose, der am Ende des Deuteronomiums erzählt wird. Er ist, so die These der folgenden Überlegungen, nicht nur deshalb von zentraler Bedeutung, weil er an einer Schlüsselstelle der biblischen Erzählung – zwischen Wüste und gelobtem Land – und im biblischen Text – zwischen Thora und prophetischen Büchern – steht, sondern weil in ihm durch das Verhältnis von Leben und Tod auch das existenzielle Paradox des kulturellen Gedächtnisses artikuliert wird: Dass es ein (kulturelles) Leben nach dem Tod (des Einzelnen) geben soll. Dieses Paradox, oder vorsichtiger der Gebrauch der Semantik von Leben und Tod zur Beschreibung einer Tradition, ist für die Freud’sche Konzeption des Gedächtnisses und damit indirekt auch für die Assmanns von zentraler Bedeutung und wird von den Zeitgenossen oft durch Komposita des kulturellen Über-, Fort- oder Nachlebens beschrieben. Hier will ich zeigen, dass diese Denkfiguren, die für die aktuelle Kulturwissenschaft von großer Bedeutung sind, an wichtige biblische Traditionen anknüpfen oder sich jedenfalls mit ihnen in Verbindung bringen lassen. Im Folgenden wird daher nach einem (1.) Rekurs auf Sigmund Freuds Frage nach dem Nachleben Mose und dem eigenartigen Ausfall von Mose Tod darin, (2.) die Erzählung dieses Todes in Deuteronomium 34 und ihre traditionelle Deutung in Midraschim und Kirchenvätern diskutiert, (3.) die religionsgeschichtliche Frage nach der Kultur des Lebens und des Todes im biblischen Israel berührt und (4.) die narrative Funktion des Todes im Kontext des Deuteronomiums und der Exoduserzählung sowie (5.) die damit verbundene mediale Reflexion über Schrift und Wort als Medium untersucht, bevor abschließend (6.) noch einmal kurz auf die Freud’sche Frage nach dem Nachleben eingegangen wird.

1. FREUDSNACHLEBENUNDDAS VERGESSENDES TODES

Mose Tod und sein Nachleben sind vor allem durch Sigmund Freuds Studie Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1939) und die daran anschließenden Debatten von zentraler Bedeutung für die Verhandlungen über Geschichte, Gedächtnis und Gedächtnisgeschichte geworden.4 Für Freud war Mose gerade durch seinen Tod lebendig geblieben und eigentlich mächtig geworden, als eine Verkörperung des Schiller’schen Diktums: »was unsterblich im Gesang soll leben, muß im Leben untergehen«. Bekanntlich unternahm Freud erhebliche Anstrengungen, um zu beschreiben, worin dieses Nachleben besteht, und bekanntlich entwickelte er (und nach ihm seine Interpreten) dafür verschiedene Modelle: eine biologische Form der Vererbung, der vieldiskutierte Freud’sche Lamarckismus, die archaische Erbschaft, in der die Gattungsgeschichte in die Individualgeschichte ragt, eine Form unbewusster Kommunikation, eine unbewusste Überlieferung, die wiederum unterschiedlich figuriert wird, bei Freud etwa als Gegensatz von mündlicher Tradition und Geschichtsschreibung.5 Alle diese Modelle sind wichtig, und es ist entscheidend, ihr Verhältnis zu verstehen, um die eigenartige Lebendigkeit des toten Mose ebenso zu begreifen wie die theoretische Fruchtbarkeit der Freud’schen Ideen.

Aber nicht weniger auffällig als die Komplexität und Ambiguität von Freuds Argumentation ist etwas, das ihr fehlt. Freud konzentriert sich in Der Mann Moses zum einen ganz auf Mose Leben, auf seine Herkunft und Geburt sowie sein Werk, zum anderen dann auf sein Nachleben, das heißt die von ihm angestoßene religionsgeschichtliche Entwicklung. Mose Tod dagegen kommt kaum vor. In der zweiten Abhandlung, in der Freud seine Theorie des Mose-Mordes erstmals entwickelt, ist vom Mord selbst kaum die Rede, und wenn, dann auf eigenartig indirekte Weise. So etwa, wenn Freud Ernst Sellin, seinen bekanntlich recht problematischen Gewährsmann, in umständlicher Weise paraphrasiert, es gebe »unverkennbare Anzeichen einer Tradition, die zum Inhalt hat, daß der Religionsstifter Mose in einem Aufstand seines widerspenstigen und halsstarrigen Volkes ein gewaltsames Ende fand«.6 An anderen Stellen heißt es euphemistisch, die Israeliten »räumten den Tyrannen aus dem Wege«, oder Freud spricht von einer »gewaltsamen Beseitigung des großen Mannes«.7 Wie bereits Samuel Weber betont, enthält der Text keine direkte Beschreibung der Mose-Tötung, im auffälligen Kontrast zur Tötung des Urvaters, die hier, wie schon in Freuds Totem und Tabu (1912/13), in szenischer Weise, durchaus ausführlich und im Ton des »es war einmal« erzählt wird.8 Dieser massiven narrativen Präsenz gegenüber bleibt Mose Tod blass und hypothetisch, nur an den Spuren erkennbar, die er in der Überlieferung wie in Freuds Text hinterlassen hat. Allerdings wird der Mord an Mose, von dem Freud direkt nicht spricht, seinerseits zur Metapher jener Spuren, die im Text nur in entstellter Form vorhanden sind:

»Es ist bei der Entstellung eines Textes ähnlich wie bei einem Mord. Die Schwierigkeit liegt nicht in der Ausführung der Tat, sondern in der Beseitigung ihrer Spuren. Man möchte dem Worte ›Entstellung‹ den Doppelsinn verleihen, auf den es Anspruch hat, obwohl es heute keinen Gebrauch davon macht. Es sollte nicht nur bedeuten: in seiner Erscheinung verändern, sondern auch: an eine andere Stelle bringen, anderswohin verschieben. Somit dürfen wir in vielen Fällen von Textentstellung darauf rechnen, das Unterdrückte und Verleugnete doch irgendwo versteckt zu finden, wenn auch abgeändert und aus dem Zusammenhang gerissen.«9

Freud behauptet hier und an anderer Stelle, der biblische Text, über den er spricht, trage Züge sekundärer Bearbeitung, die sich vor allem an narrativen Brüchen und Doppelungen manifestieren – das ist an sich wenig originell, sondern greift auf den Konsens der zeitgenössischen Bibelkritik zurück.10 Auffällig ist allerdings, dass der Mord, von dem Freud direkt nicht spricht, nun selbst zum Bildspender einer Allegorie des Textes wird, zur Figur einer Entstellung, die dann wiederum den wirklichen Mord beweisen soll. Der Mord an Mose ist gewissermaßen selbst entstellt in Freuds Text, und der Text ist eine Entstellung des Mordes: Dieser erscheint nicht da, wo man ihn erwarten würde, sondern anders und woanders – sei es im Euphemismus der Beseitigung, sei es in der Metapher der Entstellung, sei es durch Vertreter wie sein Urbild, den Urvatermord, und sein Nachbild, die Tötung Jesu, der Freud erheblich mehr Raum widmet als dem Mord an Mose.11

Diese Entstellung wird nun besonders deutlich, wenn man auf den biblischen Text selbst blickt. Hier wird Mose Tod nicht nur erzählt, sondern auf eine eigenartige Weise dargestellt, die an einen entstellten Mord denken lässt. Denn auch in der Bibel wird Mose beseitigt: zwar nicht von seinem Volk, aber immerhin in der Wüste, zwar nicht durch einen Aufstand, aber immerhin gegen den spürbaren Widerstand des Protagonisten und entgegen der Erwartung der Leser, die sich von ihrem Helden doch gern in das gelobte Land führen lassen würden. Die Geschichte von Mose Tod auf dem Berg Nebo, wie sie in Deuteronomium 34 erzählt wird, wird von Freud an keiner Stelle erwähnt, und das ist nicht nur symptomatisch für sein offensichtliches Zögern, über Mose Tod zu sprechen, sondern auch für seinen Umgang mit dem biblischen Text. Sie ist aber darüber hinaus eine Urszene der Konfiguration von Leben und Tod, die im Folgenden einer genaueren Untersuchung unterzogen werden soll.

2. EIN GRAB, KEIN GRAB. DEUTERONOMIUM34UNDSEINE AUSLEGUNG

»1 Mose stieg aus den Steppen von Moab hinauf auf den Nebo, den Gipfel des Pisga gegenüber Jericho, und der Herr ließ ihn das ganze Land sehen, von Gilead bis nach Dan, 2 ganz Naftali, das Gebiet von Efraim und Manasse, ganz Juda bis zum westlichen Meer, 3 den Negeb und die Jordangegend, den Talgraben von Jericho, der Palmenstadt, bis Zoar. 4 Der Herr sagte zu ihm: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe mit dem Schwur: Deinen Nachkommen werde ich es geben. Ich habe es dich mit deinen Augen schauen lassen. Hinüberziehen wirst du nicht. 5 Danach starb Mose, der Knecht des Herrn, dort in Moab, wie es der Herr bestimmt hatte. 6 Man begrub ihn im Tal, in Moab, gegenüber Bet-Pegor. Bis heute kennt niemand sein Grab. 7 Mose war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht getrübt, seine Frische war noch nicht geschwunden. 8 Die Israeliten beweinten Mose dreißig Tage lang in den Steppen von Moab. Danach war die Zeit des Weinens und der Klage um Mose beendet. 9 Josua, der Sohn Nuns, war vom Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hatte ihm die Hände aufgelegt. Die Israeliten hörten auf ihn und taten, was der Herr dem Mose aufgetragen hatte. 10 Niemals wieder ist in Israel ein Prophet wie Mose aufgetreten. Ihn hat der Herr Auge in Auge berufen. 11 Keiner ist ihm vergleichbar, wegen all der Zeichen und Wunder, die er in Ägypten im Auftrag des Herrn am Pharao, an seinem ganzen Hof und an seinem ganzen Land getan hat, 12 wegen all der Beweise seiner starken Hand und wegen all der Furcht erregenden und großen Taten, die Mose vor den Augen von ganz Israel vollbracht hat.« (Dtn 34,1–12)12

Der Text handelt im wahrsten Sinne des Wortes von einer Grenzsituation in mehrfachem Sinne. Die Szene ist zunächst am Rande des Heiligen Landes situiert: Vom Berg Nebo am Ostufer des Jordans, ungefähr auf der Höhe des nördlichen Endes des Toten Meeres, kann man noch heute über den Jordangraben hinweg weit in das Westjordanland und damit in das Siedlungsgebiet Israels schauen. Allerdings lässt sich nicht das ganze Land erblicken, weder das Mittelmeer noch den Negev wird man ausmachen können. In der Überlieferung ist daher mehrfach angenommen worden, der Herr habe Mose vom Nebo aus auf einen anderen Berg gebracht, von dem eine umfassende Sicht möglich gewesen sei13, oder die Vision sei geistiger Art gewesen – was dann in einem weiteren Schritt als prophetische Vision nicht nur des ganzen Landes, sondern auch der gesamten Zukunft interpretiert wurde, indem man etwa das ad hayyam ha acharon, »bis zum äußersten Meer«, in Vers 4 als ad hayyom ha acharon, »bis zum letzten Tag«, liest.14 Christliche Ausleger deuten diese Stelle dann gerne figural: Mose habe nicht nur das zukünftig besiedelte Land gesehen, sondern auch seinen Antitypus Christus, der ja in der Versuchungsszene ebenfalls auf einem Berg steht und das Land sieht. Mit dem Sehen ist hier also die ganze Frage der prophetischen Rede angesprochen, die dann in Vers 10 explizit benannt wird.

Zum zweiten ist der Text auch am Rande der Wüste situiert, aus der die Israeliten kommen. Das bedeutet, dass die Gesetzgebung abgeschlossen ist und jetzt der nächste Schritt des Exodus bevorsteht, nämlich die in den Gesetzen gerade des Deuteronomiums immer wieder avisierte Landnahme. Symbolisiert wird das durch die Amtsübergabe von Mose an Josua in Vers 9. Es handelt sich also um eine Nahtstelle der biblischen Geschichte, der als solcher immer ein gewisses Gefahrenpotenzial innewohnt. So hat denn auch die neuere Forschung diese Stelle als Kompromissbildung interpretiert und argumentiert, dass die Todeserzählung den narrativen Übergang von Mose zu Josua leistet und damit die Frage beantwortet, warum eigentlich nicht der Held Mose die Landnahme vollziehe.15

Der Text ist drittens an der Grenze von Gott und Mensch situiert. Das zeigt nicht nur die Tatsache, dass Gott hier ein letztes Mal mit Mose spricht, ein Privileg, das in Vers 10 exklusiv für Mose in Anspruch genommen wird. Der Eindruck, dass Mose nicht nur persönlich von Gott berufen wurde (in Ex 3), sondern auch persönlich abberufen wird, verstärkt sich in Vers 6, denn das hier als »man begrub ihn« übersetzte wajqbor eto lässt sich auch als »er begrub ihn« verstehen, wobei »er« den Herrn selbst oder auch einen Engel meinen würde. Diese besondere Sorge des Herrn hat in der Rezeption eine wichtige Rolle gespielt. So wird im Midrasch Petirat Moshe das al pi adonaj, »nach dem Wort Gottes«, aus Vers 5 als »durch den Mund Gottes« gelesen, was nicht anders zu interpretieren sei, als dass Mose durch einen Kuss des Herrn gestorben sei.16

Viertens schließlich ist der Text an der Grenze von Leben und Tod situiert. Seine grandiose Lakonik zieht diese Grenze scheinbar ganz klar: Bis hierher reichte Mose Leben, nun stirbt er, »wie es der Herr bestimmt hatte«. Tatsächlich ist diese Grenze aber keinesfalls so klar. Denn im Midrasch wird in verschiedenen Varianten davon berichtet, wie Mose die Entscheidung nicht akzeptiert oder um Aufschub bittet, sowie diskutiert, ob Mose wirklich, gestorben oder nicht, vielmehr in den Himmel entrückt worden sei; Origenes erwägt, es könne zwei Mose geben, von denen einer im Grab liege und der andere im Geist in den Himmel aufgehoben worden sei.17

Alle diese Oppositionen (Israel – Wüste, Gott – Mensch, Leben – Tod) konvergieren in der Figur des Grabes, von dem Vers 6 spricht und über das die Überlieferung wieder und wieder nachgedacht hat. Im Midrasch wird etwa erzählt, dass der Herr, als er Mose begrub, das Geschehen mit einer Wolke verhüllte, weil die sonst unten am Berg stehenden Israeliten ja den Ort hätten sehen können.18 In der Assumptio Mosis, einer apokryphen Apokalypse, stellt der zurückgelassene Josua die Frage, ob ein Grab für Mose überhaupt möglich sei, weil es die ganze Welt umfassen müsse.19 Und in den Makkabäerbüchern steigt der Prophet Jeremia auf den Berg Nebo und sucht Mose Grab auf:

»6 Einige von seinen Begleitern gingen hin, um sich den Weg zu markieren; aber sie konnten ihn nicht finden. 7 Als Jeremia davon hörte, schalt er sie und sagte: Die Stelle soll unbekannt bleiben, bis Gott sein Volk wieder sammelt und ihm wieder gnädig ist. 8 Dann aber bringt der Herr dies alles wieder ans Licht und die Herrlichkeit des Herrn wird erscheinen und auch die Wolke, genauso wie sie sich in den Tagen des Mose gezeigt hat und in der Zeit, als Salomo betete, dass der Ort hochheilig werden möge […].« (2Mak 2,6–8)

Das »bis heute« (Dtn 34,6) wird hier also messianisch gedeutet: Zwar kennt man Mose Grab jetzt noch nicht, aber in der messianischen Zeit wird man es kennen und es entsprechend verehren.

Alle diese Deutungen können symptomatisch gelesen werden: Sie zeigen, dass die Sterbeszene am Nebo fundamental unheimlich ist. Am deutlichsten ist die Ambiguität, die mit dieser Unheimlichkeit einhergeht, am Grab selbst, denn einerseits gibt Vers 6a zu wissen, wo es ist – eben gegenüber Bet Pegor –, auf der anderen Seite kennt es »bis heute« niemand (Vers 6b). Nun ließe sich das schlicht so lesen, als würde man den Ort des Grabes nicht genau kennen; in der kritischen Forschung wird aber gerade diese Stelle oft als Resultat einer Kompromissbildung verstanden. Für Martin Noth zeigt sich hier etwa ein historischer Prozess, in dem die erste Ortsangabe »voraussetzt, daß man das Grab zu zeigen wußte und als die Ruhestätte einer Überlieferungsgestalt verehrte, während die letztere am besten aus einer späteren Zeit verständlich ist, in der die Stätte aus uns genauer nicht bekannten Gründen für Israeliten nicht mehr zugänglich war und daher ihre genaue Lage der Vergessenheit verfiel«20. Man würde also in Vers 6a auf das »Urgestein eines nicht mehr ableitbaren geschichtlichen Sachverhaltes« stoßen, darauf nämlich, »daß an der bezeichneten Stelle Mose wirklich gestorben oder begraben worden war«21, weil Grabtraditionen in der Regel besonders sicher sind; man würde allerdings nichts über die Umstände dieses Todes wissen, weil die anderen Verse offensichtlich erst sekundär hinzugefügt wurden. Auch diese Lektüre zeigt, dass Deuteronomium 34 geradezu eine Steilvorlage für die Freud’sche Hermeneutik des Verdachts bietet, für die – mehr noch als Mose Tod in der Wüste – die Behauptung eines unbekannten Grabes als Deckerinnerung lesbar wäre: Weil Mose ermordet worden ist, möchte man lieber nicht daran erinnert werden; wenn er beseitigt worden ist, dann kann es ja auch kein Grab geben.

3. RELIGIONSGESCHICHTLICHER UMWEG: GRABUND TODIN ISRAEL

Es gibt ein Grab, und es gibt kein Grab: Diese Überdeterminierung spiegelt auch eine zentrale religionsgeschichtliche Ambivalenz gegenüber dem Tod wider. In der neueren Exegese herrscht die Überzeugung, der Tod sei an sich kein Problem für das Alte Israel gewesen, das eine sehr realistische Sicht des Lebens gehabt habe: Die Menschen sterben, sie verharren vielleicht noch eine Weile im Scheol, dem Reich der Toten, aber weder gibt es die Vorstellung einer prinzipiellen Unsterblichkeit oder einer Auferstehung der Toten, noch sei die Sterblichkeit an sich ein Skandalon gewesen.22 So beklagen die älteren Texte nicht den Tod an sich, sondern den vorzeitigen, gewaltsamen Tod. Man möchte »alt und lebenssatt« (Gen 25,8) sterben und fürchtet vor allem, keine Nachkommen zu haben, nicht in seiner Heimat zu sterben oder nicht bestattet zu werden. Diese drei Bedrohungen sind miteinander verbunden, denn die Nachkommenschaft, die zu einem guten Tod gehört, sichert nicht nur das generationelle Fortleben, sondern erfüllt auch die Grabpflichten, sowie eine ganze Reihe von Riten wie das Zerreißen der Kleider, das Scheren der Haare und des Bartes, das Bestreuen des Hauptes mit Asche, Selbstverwundungen, Fasten, manchmal ein Trauermahl, das Anstimmen von Klageliedern und natürlich ganz besonders das Begräbnis.

Welche Bedeutung gerade das Begräbnis hat, zeigt die Sorgfalt, mit der in den Patriarchengeschichten davon erzählt wird. Gerade haben sich die verfeindeten Brüder Esau und Jakob scheinbar endgültig getrennt, da stirbt ihr Vater Isaak, und ganz selbstverständlich wird berichtet, dass die Söhne ihren Vater begraben (Gen 25,9). Negativ zeigt sich die Bedeutung der Bestattung in der Geschichte der Rotte Korach, die in Numeri 16 gegen Mose rebellieren und daher von Gott radikal vernichtet werden: Sie werden »mit allen Menschen die zu ihnen gehören« von der Erde verschlungen, »und sie waren aus der Gemeinde Israel verschwunden« (Num 16,33).23 Sie haben also kein Grab und keinen Erinnerungsort – und gehören daher nicht mehr zur Gemeinde. Ganz ähnlich droht Jesaja dem König von Babel, er werde kein Grab haben24, und auch in den Geschichtsbüchern, besonders der Chronik, wird später von den guten Königen immer wieder erzählt, sie seien ordnungsgemäß begraben worden, während die schlechten kein Grab finden.

Es ist aber auch problematisch, in der Fremde begraben zu werden, weil hier niemand die Grabpflege betreiben kann. Die enge Beziehung zwischen eigenem Land und dem Grab der Vorfahren wird vor allem in Genesis 23 deutlich, wenn Abraham ein Grab für seine tote Frau Sara in Hebron erwirbt. In aller Breite und Behaglichkeit wird erzählt, wie seine hethitischen Gastgeber ihm erst einen Platz in ihren Gräbern anbieten, ihm das Grab dann schenken wollen und auch die genannte Summe zurückweisen, wie Abraham aber hartnäckig auf Bezahlung besteht und vierhundert Schekel Silber nach dem handelsüblichen Gewicht entrichtet, woraufhin der Erzähler gleich zweimal (Gen 23,17.20) hervorhebt, dass das Feld und die Höhle bei Hebron nun wirklich von den Hethitern in den Besitz Abrahams übergegangen seien. Es ist also ein erstes Stück des verheißenen Landes: in nuce sehen wir hier eine Theologie der Landnahme, in der das eigene Land immer auch das Land der Gräber der Väter ist.25 Deshalb werden auch die Gebeine jener Patriarchen, die in Ägypten sterben, Jakob und Joseph, in das verheißene Land gebracht und dort beerdigt, Jakob wie seine Großmutter in Hebron (Gen 49,29–32), Josef in Sichem (Jos 24,32), wo Jakob dieses Mal für hundert Kesita (in Gen 33,19) ein Grab von den Sichemiten gekauft hatte. Umso beunruhigender – oder mit Freud gesagt: verdächtiger –, dass Mose nicht im verheißenen Land begraben worden ist. Er gehört nicht zu den Vätern, er hat keine wichtigen Nachkommen, er bleibt ungreifbar.

Es gibt aber auch eine andere Seite des Verhältnisses zum Tode in Israel, ohne die wiederum diese Ungreifbarkeit unverständlich bleibt. Der Tote ist nicht nur Gegenstand der Verehrung, sondern auch unheimlich, ja sogar feindlich. Am deutlichsten ist das im kultischen Bereich, in dem der tote Körper als extrem verunreinigend gilt, sogar als die Quelle der Unreinheit, vergleichbar allenfalls mit dem ebenfalls perhorreszierten (immerhin wirklich ansteckenden) Aussatz. Die radikalste Fassung findet sich in Numeri 19:

»11 Wer irgendeinen toten Menschen berührt, ist sieben Tage lang unrein. 12 Am dritten Tag entsündigt er sich mit dem Reinigungswasser und am siebten Tag wird er rein. Wenn er sich am dritten Tag nicht entsündigt, dann wird er am siebten Tag nicht rein. 13 Jeder, der einen toten Menschen, einen Verstorbenen, anrührt und sich nicht entsündigt, hat die Wohnstätte des Herrn verunreinigt. Ein solcher Mensch muss aus Israel ausgemerzt werden, weil er sich nicht hat mit dem Reinigungswasser besprengen lassen. Er ist unrein; seine Unreinheit haftet ihm immer noch an. 14 Folgendes Gesetz gilt, wenn ein Mensch in einem Zelt stirbt: Jeder, der ins Zelt kommt oder der schon im Zelt ist, wird für sieben Tage unrein; 15 auch jedes offene Gefäß, das keinen verschnürten Deckel hat, ist unrein. 16 Jeder, der auf freiem Feld einen mit dem Schwert Erschlagenen, einen Toten, menschliche Gebeine oder ein Grab berührt, ist für sieben Tage unrein.« (Num 19,11–16)

Während normalerweise Unreinheit durch Waschungen mit frischem Wasser aufgehoben werden kann, braucht man bei der durch tote Körper verursachten Unreinheit ein spezielles Reinigungswasser. Unrein – und unrein machend – ist dabei nicht nur der Leichnam selbst, sondern alles, was ihn berührt oder in seine Nähe kommt, wie das Zelt, in dem einer stirbt, oder ein herumstehendes offenes Gefäß. Und so wie der Tod zur Unreinheit führt, so führt auch die Unreinheit zum Tod, denn wer sich nicht reinigt, muss ausgemerzt werden.

Solche Reinheitsvorstellungen sowie ihre Ausarbeitungen in der Bibel und stärker noch in ihren jüdischen Auslegungen regeln nicht nur eine Praxis, sondern bringen auch die kategoriale Bedeutung von rein und unrein zum Ausdruck, insofern alle Dinge in reine und unreine unterschieden werden. Der strukturelle Charakter einer solchen Unterscheidung impliziert, dass auch der Tod – nimmt man ihn einmal als Inbegriff der Unreinheit an – eine universelle Bedeutung hat, die viel weiter reicht als das Gegenteil des biologischen Lebens. Auch Dinge, Zelte, Krüge können tot sein, auch Schwachheit, Krankheit oder andere Formen der rituellen Unreinheit können als Tod verstanden werden und werden als solcher figuriert, vor allem in der poetischen Sprache. Wie schon in Num 16 steht dabei der Tod für den Ausschluss aus der Gemeinde und aus dem Kult – und damit für alles, was einen daran hindert, Gott zu opfern und Gott zu loben. So wird in letzter Instanz vor allem die Trennung von Gott zum Tod. Immer wieder findet man in den Psalmen die Formel, dass im Tod kein Loben mehr möglich sei, versehen mit der raffinierten Volte, dass es doch recht unklug von Gott sei, den Beter sterben zu lassen: »Was nützt dir mein Blut, wenn ich begraben bin? Kann der Staub dich preisen, deine Treue verkünden?« (Ps 30,10) Symbolisch sind die Toten also in gewisser Weise irreal, sie entbehren der sakralen Würde.

Diese Entwertung der Toten steht nun in einer gewissen Spannung mit den oben beschriebenen Formen der Totenpflege. Folglich zieht sich durch die Bibel und besonders durch das Deuteronomium eine permanente Polemik gegen einen übermäßigen Totenkult, dessen Existenz vorausgesetzt wird: So wird etwa ausdrücklich verboten, Reste von Totenspeisungen zu opfern (Dtn 26,14) oder sich in der Trauer rituell zu verletzen (Dtn 14,1), auch die Befragung der Toten ist explizit verboten (Dtn 18,11). In der Forschung wurde in diesem Zusammenhang von einer »radikalen Entmythologisierung und Entsakralisierung des Todes« im Rahmen der deuteronomistischen Reformen gesprochen26 oder die These aufgestellt, dass die Ahnenpflege dem privaten Kult im Rahmen der Familie zuzuordnen sei, gegen die sich hier der offizielle Monotheismus abgrenze; offensichtlich ist es auch schwierig, die textuellen und die archäologischen Befunde zusammenzuführen.27 Entscheidend ist jedenfalls, dass sich in der späteren Literatur eine fast omnipräsente Polemik gegen den Totenkult findet, nach der nicht die Toten mächtig seien, sondern Gott die Macht habe und Totenkult die Urform der Idolatrie sei. Diese Tendenz hat auch die Überlieferung entscheidend geprägt: Sie schwingt bei Jesajas Warnung vor der Bekanntgabe des Mosegrabes (2Makk 2, s. O.) mit und kommt besonders deutlich in der Reformation zum Ausdruck, wenn Johannes Calvin, selbst ein scharfer Kritiker des Totenkultes, Deuteronomium 34 als Vorbeugung gegen den Aberglauben liest:

»Wenn auch der Grund nicht angegeben wird, weshalb der Leichnam verborgen wurde, so scheint es doch Gottes Absicht gewesen zu sein, dem Aberglauben vorzubeugen. Denn es war bei den Juden üblich, wie ihnen auch Christus vorwirft (Mt 23,29), die Propheten zu töten, aber danach ihre Gräber zu verehren. Sie wären also geneigt gewesen, um die Erinnerung an ihren Undank auszulöschen, zu Ehren des heiligen Propheten einen sündhaften Kultus einzurichten und dazu seinen Leichnam in das Land zu tragen, von dem er durch Gottes Gericht ausgeschlossen worden war. Es wurde also rechtzeitig dafür gesorgt, dass das Volk nicht in unbedachtem Eifer den Versuch machte, den himmlischen Ratschluss umzustoßen.28«

Calvin ruft nicht nur explizit die Möglichkeit auf, Mose könnte umgebracht worden sein wie andere Propheten, sondern legt auch nahe, dass in dem Fall Mose Tod wohl vertuscht worden wäre.

Paradoxerweise wird also gerade die Grablosigkeit zum Erinnerungsort: paradox insofern, als dieser Ort nichts erinnert, aber gerade darum verhindert, dass sich eine Deckerinnerung über das historische Geschehen legen kann. Aus dieser Perspektive erscheint das lokalisierte Grab als Inbegriff einer immer idolatrieverdächtigen und umfälschenden Erinnerungspraxis – zugespitzt formuliert: Wer ein Grab hat, kann immer ermordet worden sein; ein Grab ist immer eine Deckerinnerung; nur Grablosigkeit hält die Erinnerung lebendig. In Bezug auf das Deuteronomium selbst können wir jedenfalls vermuten, dass zu seiner Säkularisierung des Todes auch die Säkularisierung des toten Mose gehört: Nicht der tote Mose soll herrschen, sondern dessen Gesetz. Damit die mosaischen Bücher gültig sind, so scheint es, muss ihr Autor nicht nur verschwinden, sondern radikal beseitigt werden, indem ihm das Grab genommen wird und er vollkommen im Text verschwindet.29

4. DER TODUNDDAS BUCH

Der Tod Mose ist nicht nur ein historisches Übergangsphänomen, sondern auch ein literarischer Schlüssel, denn er ist nicht nur zwischen Wüste und heiligem Land situiert, sondern auch zwischen Gesetz und Geschichte und damit an einer wichtigen Stelle im Text. Dies gilt umso mehr, als er auch die Grenze zwischen der Thora, den im höchsten Maße kanonischen fünf Büchern Mose, und den anschließenden anderen Schriften der hebräischen Bibel markiert.30 Auf den ersten Blick scheint es einen klaren Übergang von der Zeit in der Wüste, welche die mosaischen Bücher schildern, und der Zeit in Israel zu geben, welche die Bücher Josua bis 2 Chronik oder, in der jüdischen Terminologie, die vorderen Propheten darstellen. Das erscheint auch ganz logisch, insofern sich das Gesetz eben in einem Außerhalb befindet, insofern es exterritorial ist, in Freuds Worten: »reine Geistigkeit«. Mose Tod würde hier gewissermaßen die genaue Grenze bilden, in der das Gesetz versiegelt wird. Aber wir haben schon gesehen, dass diese Grenze nicht scharf gezogen ist, und damit wird auch die Gegenüberstellung von Gesetz und Geschichte, von Geistigkeit und Historizität relativiert. Denn Mose Tod ist im Text kein singuläres Ereignis, sondern trägt, rahmt und gliedert das gesamte Deuteronomium, wie nun ein Blick in den bisher vernachlässigten Kontext des 34. Kapitels zeigen soll.31

Dass und wie Mose stirbt, überrascht den Leser in Dtn 34 nicht. Er erfährt es bereits am Anfang des Deuteronomiums, als Mose in Kapitel 3 den Israeliten erzählt, wie er den Herrn gebeten hatte, ihn ins Heilige Land ziehen zu lassen:

»25 Lass mich doch hinüberziehen! Lass mich das prächtige Land jenseits des Jordan sehen, dieses prächtige Bergland und den Libanon! 26 Doch euretwegen zürnte mir der Herr und erhörte mich nicht. Der Herr sagte zu mir: Genug! Trag mir diese Sache niemals wieder vor! 27 Steig auf den Gipfel des Pisga, richte die Augen nach Westen, nach Norden, nach Süden und nach Osten und schau mit eigenen Augen hinüber! Doch hinüberziehen über den Jordan hier wirst du nicht.« (Dtn 3,25–27)

Schon am Anfang des Buches erfahren wir also, dass Mose den Befehl, auf den Berg zu steigen, bereits vorher erhalten hatte und offensichtlich nicht unmittelbar ausgeführt hat, dass er sogar versuchte, den Herrn umzustimmen – hier hat die midrachische Überlieferung von Mose Zögern offensichtlich ihren Ausgangspunkt. Daher steht nicht erst das letzte Kapitel, sondern das gesamte Deuteronomium im Zeichen dieses Todeswissens und des Todesaufschubs. Das unterscheidet es gerade von den vorhergehenden Büchern: Angesichts des Todes wird der in Exodus bis Numeri erzählte Bundesschluss vom Sinai jetzt in Moab wiederholt. So eine Wiederholung ist immer riskant und produziert spezifische Ambiguitäten, die sich wiederum in die literarische Struktur einschreiben.

Die deuteronomistische Wiederholung des Gesetzes unterscheidet sich nämlich auch formal wesentlich vom ersten Bundesschluss am Sinai: Während dieser weitgehend auktorial erzählt wird, enthält das Deuteronomium nur selten (wie in Dtn 34) auktoriale Erzählberichte, sondern besteht im wesentlichen aus zitierter Rede Mose, der seinerseits wie in 3,26b oft Gott zitiert.32 Das Deuteronomium stellt also eine Reihe von Reden dar, die Mose an seinem letzten Lebenstag, im Angesicht des Todes, hält.

Diese zentrale Position von Mose Reden ist entscheidend für die Medialität des Textes: Mose ist der Mittler Gottes, der den Sinaibundesschluss wiederholt, indem er die Worte, die Gott ihm gesagt hat, gegenüber dem Volk verkündet. Das wird vor allem im zentralen Kapitel 5 deutlich, wenn Mose die zehn Gebote wiederholt und daran erinnert, wie diese das Volk in Furcht versetzten. Damals, so Mose, hatte das Volk gesagt: »Welcher Sterbliche hätte wie wir die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer reden hören und wäre am Leben geblieben. Tritt du hinzu und höre alles, was der Herr unser Gott sagen wird, und du sollst alles verkünden, was der Herr, unser Gott, zu dir sagen wird. Und wir wollen darauf hören und danach handeln.« (Dtn 5,26f.) Zwischen Tod und Leben steht hier Mose als Vermittler und ist durch diese Position eigentlich kein Sterblicher mehr, sondern ein Medium der Worte Gottes, die den Tod ebenso wie das Leben bringen.

Nun würde man erwarten, dass dieser Mittler treu ist, dass er »alles« hört und »alles« verkündet (Dtn 5,27), also gegenüber dem Volk schlicht wiederholt, was er gehört hat. Dass das keineswegs so ist, zeigt sich gerade im Fall seines eigenen Todes, der ja selbst schon von der in 5,26 suggerierten Nicht-Sterblichkeit abweicht. Dabei wird die Ankündigung aus Kapitel 3 gegen Ende des Buches mehrfach wiederholt, in Kapitel 31,14ff. und besonders ausführlich in Kapitel 32, wo der Herr erneut befiehlt, den Berg zu besteigen:

»48 Am selben Tag sagte der Herr zu Mose: 49 Geh hinauf in das Gebirge Abarim, das du vor dir siehst, steig auf den Berg Nebo, der in Moab gegenüber Jericho liegt, und schau auf das Land Kanaan, das ich den Israeliten als Grundbesitz geben werde. 50 Dort auf dem Berg, den du ersteigst, sollst du sterben und sollst mit deinen Vorfahren vereint werden, wie dein Bruder Aaron auf dem Berg Hor gestorben ist und mit seinen Vorfahren vereint wurde. 51 Denn ihr seid mir untreu gewesen inmitten der Israeliten beim Haderwasser von Kadesch in der Wüste Zin und habt mich inmitten der Israeliten nicht als den Heiligen geehrt.« (Dtn 32,48–51)

Hier spricht nicht mehr Mose, der eine Stimme Gottes zitiert, sondern der Erzähler zitiert Gott direkt. Das, was er zitiert, weicht in radikaler Weise von dem ab, was Mose zwar nicht zitierte, aber immer wieder in indirekter Rede suggerierte. Denn hieß es in Dtn 3,26, der Herr habe Mose wegen des Volkes gezürnt, so heißt es jetzt, er zürne Mose und Aaron, weil sie ihn nicht geehrt hatten. Verweist Mose selbst ganz allgemein auf das Murren und die Unbotmäßigkeit des Volkes, von denen im Laufe der Exoduserzählung immer wieder berichtet wird, so bezieht sich der Herr selbst auf eine spezielle Episode, die dem Leser wie auch Mose schon bekannt ist, nämlich auf Numeri 20, wo Mose den durstenden Israeliten Wasser verschafft, indem er an einen Felsen schlägt anstatt, wie geboten, zum Felsen zu sprechen: »Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt und mich vor den Augen der Israeliten nicht als den Heiligen bezeugen wolltet, darum werdet ihr dieses Volk nicht in das Land hineinführen, das ich ihm geben will. Das ist das Wasser von Meriba (Streitwasser), weil die Israeliten mit dem Herrn gestritten haben und er sich als der Heilige erwiesen hat.« (Num 20,12f.)

Hier, wie in der parallelen Stelle Numeri 27,12–14 – wo auch zum ersten Mal der Befehl gegeben wird, den Berg zu besteigen, und wo die Amtsübergabe an Josua erstmalig erzählt wird (Num 20,15–27) –, wird die Erzählung durch einen offensichtlich auktorialen Kommentar über den Ort und die Bedeutung des Ortsnamens unterbrochen (Num 20,13 und 27,14b). Dieser Hinweis verbindet diese Erzählung wiederum mit einer anderen Episode aus Israels Wüstenzeit, nämlich mit der Meriba-Geschichte Exodus 7, wo Mose schon einmal Wasser aus dem Felsen entspringen lässt, um die murrenden Israeliten zu versorgen. Dort befiehlt Gott ausdrücklich, Mose möge den Felsen schlagen, während es die Israeliten sind, die sich gegen Gott auflehnen. Es scheint fast, als rede Mose in Deuteronomium 3 von jener anderen Szene, als habe er mithin die beiden ähnlichen Episoden verwechselt. In jedem Falle ist der Text offensichtlich bemüht, die beiden Motivketten und ihre unterschiedlichen Implikationen – Mose stirbt stellvertretend für sein Volk oder aber durch eigene Schuld – nicht scharf voneinander zu trennen. Wieder gibt es eine Doppelung zweier Überlieferungen, ganz ähnlich wie: es gibt ein Grab, und es gibt kein Grab, die gerade aus der Doppelheit ihren Sinn gewinnen.

Dank dieser Struktur ist Mose Tod kein klar umrissenes Ereignis und damit kein Außen des Buches, das dieses begrenzt und stabilisiert, sondern in es eingeschrieben. Das bedeutet zum einen, dass Gesetz und Geschichte, Geistigkeit und historische Wahrheit sich nicht klar voneinander trennen lassen, sondern ineinander verwoben bleiben. Nur erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass eine solche Verwebung fundamentale Folgen für die Idee des Gesetzes hat, die hier anders als in der römischen Tradition eben nicht mit zeitloser Geltung verbunden ist. Die skizzierte Einschreibung des Todes zeigt aber zum zweiten auch, dass sich die Geschichte nicht linear vollzieht, sondern sprung- und lückenhaft, dass sie überdeterminiert ist. Denn die Spur von Mose Tod verweist immer weiter zurück, und zwar an Orte, die in chronologischer Hinsicht unverbunden scheinen und in ideologischer Hinsicht entgegengesetzter nicht sein könnten. Wie Daniel Boyarin an der Meriba-Episode gezeigt hat, handelt es sich bereits bei Exodus 17 um ein »duales Zeichen«, das verschiedene, sich tendenziell ausschließende Bedeutungen verdichtet.33 Die Todeserzählung, die auf dieses Zeichen rekurriert, wird dadurch selber unklar, ironisch und unzuverlässig. Unzuverlässig erscheint zuallererst Mose, der nicht nur seit Numeri 27 zögert, den Berg zu besteigen, sondern auch die Schuldfrage so eigentümlich verdreht. Indem Mose etwas selbstgefällige Reden in Kapitel 32 so deutlich von der Stimme Gottes unterbrochen werden, stellt der Text die Unzuverlässigkeit Mose aus. Damit aber zieht er sich selbst in Zweifel, weil der Text Mose privilegierte Mittlerschaft nicht nur explizit behauptet (etwa in Dtn 34,10), sondern auch selbst als Mose Rede auftritt, die nun insgesamt in Frage gestellt wird.

5. DER TODUNDDAS LIED

Diese mediale Reflexion betrifft nun auch den Schriftcharakter des Textes. Vor allem Jan Assmann hat das Deuteronomium als mächtigen Akt der Verschriftlichung und damit als Einschnitt in der Mediengeschichte gedeutet.34 Hier finde man den Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit ebenso wie den vom Charisma zum Kanon – und wieder spielt dabei Mose Tod eine entscheidende Rolle, erfordert doch das Abtreten des charismatischen Führers eine Kanonisierung, wie das Deuteronomium mit seiner stets wiederholten Kanonformel, man möge nichts hinzufügen und nichts wegnehmen, deutlich macht. Aber wieder ist die Grenze nicht so scharf zu ziehen. Nicht nur wird, wie bereits gesehen, gerade im Deuteronomium das Gesetz als ein mündliches inszeniert, eben als Rede von Mose: »Das sind die Worte, die Mose vor ganz Israel gesprochen hat« (Dtn 1,1); »Mose trat vor ganz Israel hin und sprach diese Worte« (Dtn 31,1). Auch stellt gerade Mose Tod diese eben erst gezogene Grenze zwischen Mündlichkeit zur Schriftlichkeit wieder in Frage. Denn genau in dem Moment, in dem der Übergang vom Wort zur Schrift narrativ vollzogen wird – in den letzten Kapiteln des Deuteronomiums, in denen das Gesetz abgeschlossen und versiegelt wird –, wird das Unzureichende der Schrift betont.35

Unmittelbar nachdem die Weisung noch einmal vor dem Volk verlesen wird, kündigt der Herr ein weiteres Mal Mose Tod an:

»Und der Herr sagte zu Mose: »Sieh, du wirst jetzt bald zu deinen Vätern gebettet werden. Dann wird dieses Volk sich erheben; man wird in seiner Mitte Unzucht treiben, indem man den fremden Göttern des Landes nachfolgt, in das es jetzt hineinzieht, es wird mich verlassen und den Bund brechen, den ich mit ihm geschlossen habe.« (Dtn 31,16)

Der Text geht hier ins Futur über und berichtet nicht nur vom kommenden Tod, sondern auch von der Zeit danach, in der das mosaische Gesetz vergessen und damit alles, was Mose gerade unternimmt, umsonst gewesen sein wird. Um dieses Vergessen zwar nicht zu verhindern, doch im Nachhinein rückgängig zu machen, soll Mose den Israeliten ein »Lied« beibringen, das dann schließlich den Inhalt des nächsten Kapitels 32 bilden wird:

»19 Doch jetzt schreibt dieses Lied auf! Lehre es die Israeliten! Lass es sie auswendig lernen, damit dieses Lied mein Zeuge gegen die Israeliten werde. 20 Wenn ich dieses Volk in das Land geführt habe, das ich seinen Vätern mit einem Schwur versprochen habe, in das Land, wo Milch und Honig fließen, und wenn es gegessen hat und satt und fett geworden ist und sich anderen Göttern zugewandt hat, wenn sie ihnen gedient und mich verworfen haben und es so meinen Bund gebrochen hat, 21 dann wird, wenn Not und Zwang jeder Art es treffen, dieses Lied vor ihm als Zeuge aussagen; denn seine Nachkommen werden es nicht vergessen, sondern es auswendig wissen.« (Dtn 32,19–21)

Zeitlich wird hier eine Stufe der vollendeten Zukunft imaginiert, die grammatisch nicht ganz leicht zu konstruieren ist: Wenn die Israeliten in das Land gezogen sind und (danach) Gott verraten haben werden und (erneut danach) in Not gekommen sein werden, dann wird dieses Lied sie erinnern, nämlich an diesen gegenwärtigen Moment der Aussage sowie an das Gesetz, das in diesem Moment gegeben wird. Das Lied wird also nicht einfach dauern – auch wenn es auswendig gewusst wird –, sondern es wird wiederkommen, nach dem Tod und nach dem Vergessen. Es wird nicht einfach als Erinnerung auftauchen, sondern als »Zeuge« (Dtn 31,19), der offensichtlich in einer Anklage gegen das Volk auftreten wird.36 Das verschriftlichte Gesetz braucht ein Supplement, um dauern zu können, genauer gesagt: um die Wiederkehr des Vergessenen zu ermöglichen. Und dieses Supplement, das Lied, ist ein mündlicher, vor allem aber ein poetischer Text, der im folgenden Kapitel wiedergegeben wird und als Lied des Mose bekannt ist:

»1 Hört zu, ihr Himmel,

ich will reden,

Horch Erde

den Worten meines Mundes.

2 Meine Lehre wird strömen wie Regen,

meine Botschaft wird fallen wie Tau,

wie Regentropfen auf das Gras

und wie Tauperlen auf die Pflanzen.« (Dtn 32,1f.)

Durch seine parallelistische Gliederung und durch seine ausgeprägte Bildlichkeit hat das Lied alle Charakteristika der hebräischen Poesie.37 Himmel und Erde sind nicht nur ein typischer Parallelismus, sie spielen auch auf den Anfang der Schöpfungsgeschichte an und stellen das Bundesgeschehen in einen kosmischen Zusammenhang; auch die Lehre selbst wird als natürlich figuriert, denn sie ist so lebenspendend wie der Regen. Zugleich werden Himmel und Erde als Angerufene personifiziert und selbst zu Zeugen, die die Zeugenschaft des Liedes aufnehmen. Das Lied arbeitet in der Folge die naturale Bildlichkeit weiter aus, wenn es in einer Art Pastoral einen poetischen Rückblick auf die goldene Zeit Israels entwickelt und erzählt, wie der Herr selbst Jakob mit den Früchten des Feldes, mit Milch, Mehl und Wein ernährt – nur um dann in Vers 15 umso schärfer umzuschlagen:

»Und Jakob aß und wurde satt,

Jeschurun wurde fett und bockte.

Ja, fett und voll und feist bist du geworden.

Er stieß den Gott, der ihn geformt hatte, von sich

und hielt den Fels für dumm, der ihn gerettet hatte.« (Dtn 32,15)

Mit der harten Fügung, wie sie für die Poetik des Erhabenen so charakteristisch ist, fährt das Lied fort. Die Welt des Heils verwandelt sich unversehens in eine des Unheils und die Symbolik des Lebens in eine des Todes: Die Sorge wird zum Zorn, der Wein, mit dem der Herr Israel nährte (Dtn 32,13), wird zum Gift, zum Wein der Feinde: »Ihr Weinstock stammt von dem Weinstock Sodoms, vom Todesacker Gomorras. Ihre Trauben sind giftige Trauben und tragen bittere Beeren.« (Dtn 32,32) Es ist gerade diese Umwertung der Symbolik, diese poetische Verwandlung des Süßen ins Bittere, des Pastoralen ins Apokalyptische, die das Lied für eine Wiederkehr qualifiziert. Denn sie versieht die manifeste Symbolik des Lebens mit einer latenten Konnotation des Todes, die gerade als latente auch das Vergessen überstehen soll.

Dass diese Erinnerung tatsächlich in gewissem Sinne gelingt, wird deutlich, wenn man von hier aus vorwärts oder seitwärts auf andere Teile des biblischen Kanons blickt. Denn so wie Mose Tod im Text eine Vorgeschichte hat, die mindestens bis Exodus 17 zurückreicht, so hat er auch eine Nachgeschichte innerhalb des biblischen Textes, die nicht weniger ambivalent und vielfältig ist als jene. Auch das kann hier nur angedeutet werden, anhand des sogenannten deuteronomistischen Geschichtswerks, das heißt der weiteren Geschichte des Volkes Israel, die in den Büchern Josua bis 2 Könige erzählt wird. Sie ist durch das permanente Wechselspiel zwischen Israels Abfall vom Herrn und seiner Strafe strukturiert und erfüllt damit die Ankündigung von Deuteronomium 31. Schon hier gibt es also etwas wie eine innerbiblische Typologie: eine figurale Struktur, in der die späteren Texte als Erfüllung der früheren gelesen und geschrieben werden.38 Dieser Rückverweis prägt auch viele andere Texte der Bibel: die Psalmen, viele prophetische Texte, schließlich auch die christliche Bibel, deren ältestes Evangelium, das des Markus, ebenfalls in der Wüste einsetzt, also an der Grenze des Heiligen Landes, wo Johannes der Täufer auftritt und Jesus versucht wird.

Nur ein einziges Beispiel sei aus der Fülle der möglichen Anschlüsse erwähnt. Die Sammlung der Propheten beginnt mit dem Buch Jesaja: »Hört, ihr Himmel! Erde, horch auf! Denn der Herr spricht: Ich habe Söhne großgezogen und emporgebracht, doch sie sind von mir abgefallen.« (Jes 1,2) Wie in Deuteronomium 32 werden Himmel und Erde als Zeugen aufgerufen. Dabei ließe sich »Denn der Herr spricht« grammatisch auch auf das Vorhergehende beziehen, so dass zu übersetzen wäre: »›Hört ihr Himmel, Erde horch auf‹, hat der Herr gesprochen« – nämlich im Lied des Mose. Damit wäre deutlich, dass der Prophet an etwas erinnert, dass er etwas wiederholt, ohne es freilich explizit zu benennen. In den folgenden Versen taucht dann nicht nur das Thema des Abfalls und der Verwüstung des Heiligen Landes auf, sondern auch die Bildlichkeit von Sodom und Gomorra, also all jene Elemente, die schon Deuteronomium 32 prägten. In Jesaja 1 wird das vorbereitet durch eine Lesart von Vers 7 (»das zerstörte Sodom ist Euer Land«), wird explizit in Vers 9 (»Hätte der Herr der Heere nicht einen Rest für uns übrig gelassen, wir wären wie Sodom geworden, wir glichen Gomorra.«) und steigert sich noch mal in Vers 10, indem die Hörer selbst als Einwohner jener gottlosen Städte angesprochen werden: »Hört das Wort des Herrn, ihr Herrscher von Sodom! Horcht auf die Weisung unseres Gottes, du Volk von Gomorra!« Es sind gar nicht mehr die Israeliten, zu denen der Prophet spricht, sondern die Bewohner der lasterhaften Städte per se.

Das ist nicht nur eine extreme Beschimpfung des Publikums, an das der Prophet doch gerade appelliert; es ist auch im Verhältnis zum ersten Vers eine radikale und geradezu blasphemische Kontrafaktur, wo jetzt nicht mehr Himmel und Erde die poetisch imaginierten Zeugen, sondern die Erzsünder die realen Zeugen sind. Wenn hier das Lied des Mose wiederkehrt, so geschieht das nicht auf sanfte Weise, sondern gewaltsam, ja brachial. Denn die prophetische Poesie spricht nicht nur über Zerstörungen, sondern ist gewissermaßen selbst zerstörerisch – und selbstzerstörerisch, denn auch die eigenen Zeugen sind ja inzwischen verschwunden, das Publikum vertrieben oder zu Sündern geworden. Diese Poesie versucht, das Publikum weniger zu überzeugen als zu überrumpeln und gerade dadurch und trotzdem gehört zu werden.39 Die Freud’sche Einsicht, »daß jedes aus der Vergessenheit wiederkehrende Stück sich mit besonderer Macht durchsetzt«40, wäre somit tief in die Rhetorik der prophetischen Texte und die biblische Tradition eingeschrieben.

6. WASISTEINE TRADITION?

Wie sich gezeigt hat, entwirft das Ende des Deuteronomiums eine komplexe Konfiguration von Tod, Leben, Erinnerung, Vergessen und Wiederkehr des Verdrängten, die für die europäische Kulturgeschichte von zentraler Bedeutung ist. Denn in ihr wird die Idee des Nachlebens in diese Geschichte und ihre formale Gestaltung selbst eingeschrieben und kann immer wieder – und immer wieder anders – aus ihr herausgelesen werden. Das Nachleben ist hier nicht mehr eine Idee, ein Konzept, das in der Tradition überliefert wird, es bestimmt die Struktur dieser Tradition selbst. Gerade als Nachleben gedacht, als durchaus ambivalente und oft latente Fortexistenz, lässt sich schließlich auch das Fortleben biblischer Figuren bis in die Moderne hinein nachverfolgen.

Von dieser Konstellation aus wird jedenfalls auch die Freud’sche Theorie in einer neuen Weise lesbar, denn schon im biblischen Text gibt es nicht nur einen, sondern mehrere Mose – einen begrabenen und einen entrückten, einen schuldigen und einen unschuldigen etc. –, schon hier finden sich Kompromissbildungen und Tilgungen der Spuren, die aber doch in entstellter Form in der Erinnerung wiederkehren; schon hier wird eine mündliche Überlieferung im Gegensatz zur schriftlichen Fixierung imaginiert: die mit der langen Reihe der Propheten verbundene allmählich im Dunkeln anwachsende Tradition; ja sogar eine Form von unbewusster Kommunikation, nämlich in poetischer Form. Freuds Text steht mithin, ohne es zu wissen, in einer Tradition, die bis in die biblischen Schriften zurückreicht.

Es ist daher gar nicht notwendig, wie etwa Yosef Hayim Yerushalmi einerseits auf einen entlegenen Midrasch zu rekurrieren, in dem dann doch vom Mord an Mose die Rede sei, und andererseits bündig zu konstatieren, dass sich die jüdische Tradition grundsätzlich durch die penetrante Weigerung auszeichne, die Missetaten der Juden zu vertuschen: »Wäre Moses tatsächlich von unseren Vorfahren getötet worden, so wäre der Mord nicht nur verdrängt, sondern im Gegenteil erinnert und festgehalten worden, eifrig, unversöhnlich und in allen Einzelheiten als unüberbietbares Extrembeispiel für Israels Sünde des Ungehorsams.«41 Das erscheint nicht nur in psychoanalytischer Hinsicht naiv und erinnert an das kategorische »Die Mutter ist es nicht« des Analysanden, das der Analytiker – so Freud herrlich lakonisch in Die Verneinung – in »Also ist es die Mutter« korrigiert.42 Yerushalmis These wird auch der tiefen Ironie der biblischen Texte nicht gerecht, in denen tatsächlich viel vergessen wird, in denen etwa Mose selbst vergessen – oder verdrängen oder verschleiern – kann, dass er nicht für das Volk, sondern für sich selbst stirbt. Gerade an solchen Stellen drückt der Text aus, dass das Erinnern allein nicht reicht, um eine Gemeinschaft zu begründen, sondern dass es auch einer Wiederkehr des Verdrängten bedarf. In der Erzählung kann sich jedenfalls das Gesetz, die reine Geltung des Geistigen, nicht von sich aus durchsetzen, sondern wird als bereits ursprünglich übertretenes entworfen. Ebenso reicht auch der Mann Mose als Führer des Volkes nicht aus, um dieses in das gelobte Land zu führen, er muss vielmehr ironisiert, relativiert, schließlich beseitigt werden. Denn nur weil Mose das Werk nicht abschließt, weil er nicht ins gelobte Land kommt, nicht am Leben bleibt, sondern auf der Grenze, im unbestimmten Bereich des Nachlebens, kann die Geschichte weitergehen und die Überlieferung weiter wachsen.

Möglich ist dieses Wissen durch die Komposition der Texte, durch ihre Arbeit mit verschiedenen Stimmen, mit Lücken und Ambiguitäten. Der Text imaginiert nicht nur eine lebendige mündliche Tradition als Lied, vielmehr performiert er diese auch selbst in seiner Form, in der etwas wiederkehrt und sich in dieser Wiederkehr auch verschiebt. Der Text ist permanent und ursprünglich entstellt, indem er seine Geschichte immer wieder und immer wieder anders erzählt. Von diesem Verständnis her könnte man auch der historischen Wahrheit, die Freud der Religion zuspricht, einen weiteren Sinn abgewinnen: Damit wäre weder die schlichte historische Faktizität gemeint, wie sie Freuds Formulierungen nahelegen, noch eine bloß subjektive Konstruktion der Vergangenheit, sondern die Tatsache, dass die Wahrheit der Religion die Form einer Geschichte hat und sich geschichtlich wandelt. Mit Benjamin ließe sich diese Form der Wahrheit als Wahrheit des Lebendigen Verstehen, insofern nach ihm all demjenigen Leben zugesprochen werden soll, »wovon es Geschichte gibt und was nicht allein ihr Schauplatz ist«.43 Für dieses Leben ist die Grenze zwischen Leben und Tod von entscheidender, aber nicht absoluter Bedeutung. Sie betrifft alles – alles ist rein oder unrein –, ohne deshalb trennscharf sein zu müssen; sie funktioniert als letzte Besiegelung der Bedeutung, ohne dass sie dabei einen festen Ort hat. Sie unterscheidet zwischen Leben und Nachleben, hält diese beiden aber auch in Verbindung; sie produziert Bedeutung, fixiert diese aber nicht; sie errichtet Monumente und schreibt Epitaphe, lässt diese aber auch sofort wieder verschwinden, denn bis heute weiß man nicht, wo diese Denkmäler stehen. Eine Lebenswissenschaft, die, wie Benjamin forderte, »in völlig unmetaphorischer Sachlichkeit den Gedanken vom Leben und Fortleben der Kunstwerke zu erfassen« hätte44 – und ich ergänze: vom Leben und Fortleben der historischen Phänomene überhaupt –, eine solche Wissenschaft muss auch und gerade diese Grenze zwischen Leben und Tod in ihrer Ambiguität und Produktivität begreifen. Die biblische Tradition ist dabei eines ihrer wichtigsten Paradigmen.

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DER NACHHALLHELLENISTISCHER LITERATURBEI LUKAS

Paul-Gerhard Klumbies