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Tamaras Leben verändert sich als sie plötzlich auf ihrer Arbeit einen Anruf aus dem Krankenhaus erhält, wo ihre Mutter mit einem Schlaganfall eingeliefert wurde. Nun musst sie sich um ihre Mutter kümmern und diese Unterstützen, da diese sich nun nicht mehr alleine versorgen kann. Als sie schließlich mit ihrem Mann ein Kind mit Down-Syndrom bekommt hören die Probleme nicht auf. Ihre Mutter weiß nicht wie sie mit dem Kind umgehen soll und auch Tamaras Schwester und Nachbarn reagieren auf ihr Kind anders als sie es sich gewünscht hätte,
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Es war vor 16 Jahren, als sich das Leben von Tamara änderte. Tamara war bis zu diesem Tag eine erfolgreiche Architektin.
Als sie gerade dabei war, einen neuen Plan für ein Kaufhaus in der Stadt zu entwerfen, rief ihre Sekretärin: »Am Telefon ist das Krankenhaus dran. Sie möchten gerne mit Ihnen sprechen.«
Tamara nahm den Hörer in die linke Hand. Während sie an ihrem Plan für das Kaufhaus weiter plante und sich dabei Notizen machte, fragte sie in den Hörer: »Ja? Schubert.«
Nachdem sie eine Weile so telefoniert hatte, legte sie den Hörer wieder aufs Telefon. »Ist was passiert?«, fragte die Sekretärin. Tamara nickte kurz mit dem Kopf. Dann sagte sie: »Ich muss los.« Schnell nahm sie ihre Tasche und ihre Jacke und verließ ohne ein weiteres Wort ihr Büro. Verwundert sah ihr die Sekretärin hinterher.
Tamara stieg in ihr Auto. Sie fuhr mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt. Endlich kam sie am Krankenhaus an.
In der Aufnahme fragte sie: »Meine Mutter wurde vorhin eingeliefert.« »Wie heißt denn Ihre Mutter?«, fragte die Schwester, die hinter einer Glasscheibe saß.
»Eva-Maria Tusch«, antwortete Tamara. »Moment, ich schau mal nach.« Die Schwester suchte in einer Akte. »Dr. Schenk hat Ihre Mutter aufgenommen. Er wird gleich zu Ihnen kommen. Sie können dort vorne warten.«
Tamara setzte sich nervös auf einen Stuhl. Es dauerte nicht lange, da kam ein junger Arzt auf Tamara zu. »Sind Sie Frau Schubert?« Tamara nickte mit dem Kopf. »Kommen Sie mit, wir gehen in mein Büro.« Im Büro angekommen, sagte Dr. Schenk: »Nehmen Sie Platz.« »Was ist mit meiner Mutter?«, wollte Tamara endlich wissen. »Also Ihre Mutter hatte einen schweren Schlaganfall …« Tamara stockte der Atem. »Sind Sie sich da sicher?« Dr. Schenk nickte. Wir werden alles Mögliche tun, damit die Folgen nicht zu groß sind.« »Kann ich zu ihr?« »Ja aber nur kurz. Ihr Mutter braucht jetzt ruhe.«
Dr. Schenk führte Tamara zur Intensivstation. Nachdem sich Tamara einen grünen Mantel angezogen hatte, den ihr eine Schwester entgegenhielt, durfte sie zu ihrer Mutter. Ihre Mutter hing an vielen Maschinen. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war blass. Tamara lief eine Träne über die Wange. Sie streichelte ihrer Mutter über den Arm. »Es wird alles wieder gut«, sagte sie zu ihrer Mutter.
Kurze Zeit später verließ sie das Zimmer. Sie ging in die Eingangshalle. Dort stand ein Münztelefon. Tamara ließ sich von einer Schwester hinter der Glasscheibe einen zehn Euro Schein wechseln.
Anschließend ging sie zum Telefon und wählte eine Nummer. Am anderen Ende meldetet sich eine Stimme. »Backstein.« »Steffi, bist du das?« »Ja.« »Ich bin es Tami. Ich bin grad im Krankenhaus. Mama hatte einen Schlaganfall.« »Ja und? Was habe ich damit zu tun?« »Sie ist schließlich auch deine Mutter.« »Na, davon habe ich aber früher wenig gemerkt.« Nachdem Steffi das gesagt hatte, legte sie einfach den Hörer auf. Tamara war entsetzt. Sie hängte den Hörer auf und verließ das Krankenhaus.
Während sie auf dem Weg nach Hause war, dachte sie nach. Was sollte nun aus ihrer Mutter werden? In ein Heim sollte sie auf gar keinen Fall. Aber zu Hause wäre ja keiner da. Tamaras Mann arbeitete den ganzen Tag in einem Autohaus, und sie? Sie selbst hatte gerade erst die Stelle als Chefarchitektin angetreten und war somit auch viel beschäftigt.
Als sie zu Hause ankam, ging sie gleich ins Haus. Sie hörte nicht, wie ihr eine Nachbarin zurief: »Na, alles in Ordnung?«
Im Haus ging Tamara an ihren Computer. Sie ging ins Internet und suchte nach dem Begriff: Schlaganfall, denn sie wollte wissen, was das Schlimmste sein könnte, womit sie rechnen müsste.
Tamara war gerade tief in einen Text über Schlaganfall versunken, als die Haustür aufgeschlossen wurde. »Hallo Schatz, wo bist du?« Gregor, Tamaras Mann ging die Treppen nach oben. Im Schlafzimmer sah er seine Frau, die vor dem Computer saß und Tränen im Gesicht hatte. »Hey Süße, was ist los?« Tamara sah Gregor an. Sie fiel ihm um den Hals.
Beide blieben einige Minuten still so stehen. Schluchzend erzählte Tamara, was sich zugetragen hatte. Gregor war geschockt. Nie im Leben hätte er so etwas gedacht. Seine Schwiegermutter war kaum krank, und nun so etwas. »Kann man schon etwas sagen?« Tamara schüttelte den Kopf. »Aber es sieht nicht so gut aus.« Gregor fuhr den Computer runter. »Komm, Tami, lass uns etwas essen.« »Ich kann jetzt nichts essen.« »Dann setzt dich zu mir.« »Ich muss erst im Büro anrufen und Sachen ins Krankenhaus fahren. Am besten nehme ich…« Weiter kam sie nicht. Gregor nahm sie in den Arm. »Hey Schatz, beruhige dich. Deine Mutter ist im Krankenhaus in den besten Händen!« »Du hast recht. Ich werde morgen zu ihr fahren, wenn ich ausgeschlafen habe und etwas klarer denken kann.
Tamara schlief die Nacht kaum. Ständig musste sie an ihre Mutter denken. Sie sah Gregor an. Der schlief und schnarchte dabei etwas. Plötzlich fiel Tamara ein, dass sie vergessen hatte, auf der Arbeit anzurufen. Sie wollte gleich nach dem Aufstehen dort anrufen.
Am nächsten Morgen wachte Tamara sehr früh auf. Als sie in die Küche kam, stand Gregor am Herd. »Guten Morgen, mein Schatz.« Er kam auf Tamara zu und gab ihr einen Kuss auf ihre Stirn. »Ich habe im Büro Bescheid gesagt, du bekommst eine Woche Urlaub.« Tamara sah ihren Mann dankend an.
Nachdem beide etwas gegessen hatten, ging Tamara in die Wohnung ihrer Mutter.
Als vor einem Jahr ihr Vater verstorben war, holten sie ihre Mutter zu sich. Die Eigentumswohnung, in der diese vorher mit ihrem Mann gewohnt hatte, sollte vermietet werden. Tamaras Mutter bewohnte nun die unteren Räume des Hauses. Langsam ging Tamara in die Küche. Der Tisch war gedeckt und auf dem Herd stand das halb fertige Mittagessen. Ihre Mutter war gerade dabei gewesen, für sich, Tamara und Gregor ein leckeres Essen zu kochen, als es passierte. Tamara sah vor dem Herd Müll liegen. Es war der Müll, den der Notarzt zurückgelassen hatte. Nachdem sie den Müll eingesammelt hatte, ging Tamara ins Schlafzimmer. Dort packt sie einen Koffer mit dem Nötigsten ein. Als Letztes packte sie ein Bild rein, auf dem ihre Mutter mit ihrem Mann und Tamara mit Gregor zu sehen waren. Das Bild entstand im letzten Sommer-Urlaub. Tamara musste lächeln, als sie an den Urlaub denken musste. Alle vier hatten viel Spaß dabei gehabt. Zwei Wochen nach dem Urlaub starb ihr Vater am plötzlichen Herztod.
Tamara schloss den Koffer. Dann sah sie auf die Uhr. Es war genau zehn Uhr. Gregor war zur Arbeit gefahren. Tamara brachte den Koffer in ihr Auto und fuhr los. Unterwegs überlegte sie, ob sie den Schlaganfall hätte verhindern können. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter in letzter Zeit öfters über starke Kopfschmerzen geklagt hatte. Sie hatte es aber abgelehnt, zu einem Arzt zu gehen. Wenn Tamara sie darauf angesprochen hatte, bekam sie als Antwort: »Hat man mal, geht auch vorbei.« Ja, die Kopfschmerzen waren vorbei, aber um welchen Preis,« dachte Tamara.
Im Krankenhaus traf sie als Erstes Dr. Schenk. »Wie geht es meiner Mutter?« »Den Umständen entsprechend gut.« Können Sie schon etwas Genaueres sagen?« Fragend sah Tamara Dr. Schenk an. »Sie müssen damit rechnen, dass ihre Mutter eine Halbseitenlähmung behält.« Tamara stockte der Atem. Das würde bedeuten, dass ihre Mutter bei allen Sachen Hilfe brauchte. Wie sollte das alles funktionieren? Dr. Schenk bemerkte, dass Tamara so am Grübeln war. »Jetzt besuchen sie erst einmal Ihre Mutter, die freut sich bestimmt.« Tamara nickte zustimmend.
Bevor sie an der Tür klopfte, wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht. Ihre Mutter sollte nicht sehen, dass sie geweint hatte. Nachdem sie geklopft hatte, öffnete sie langsam die Tür. Ihre Mutter saß aufrecht im Bett. Sie wurde durch mehrere Kissen gestützt. Im Gesicht hatte sie einen Schlauch, durch den sie Sauerstoff erhielt. In ihren Arm floss langsam eine Flüssigkeit. Tamara kam auf ihre Mutter zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Wie geht es dir, Mam?« »Gut! Hat der Arzt schon etwas gesagt, wann ich nach Hause kann? Ich habe zu Hause genug zu tun.« Tamara atmete auf. Ihre Mutter war ganz die Alte. Schon immer hatte sie sich um alles gekümmert, nur nicht um ihre Gesundheit. »Du sollst dich jetzt erst mal erholen, und dann sehen wir weiter.« Mit ernstem Gesicht sah ihre Mutter sie an. »Was sehen wir weiter?« »Na ja, wie es anschließend weiter geht.« »Nur damit du es weißt, ich gehe nicht in ein Pflegeheim. Das hast du mir versprochen.« Tamara nickte bedrückt. Es stimmte. Sie hatte es versprochen, als sie ihre Mutter zu sich geholt hatte.
Beide schwiegen eine Weile. Dann fragte Tamaras Mutter: »Hast du mit Gregor schon gesprochen?« »Wann hätte ich denn mit ihm reden sollen?« »Tami, du musst endlich mit ihm reden. Er wird sich freuen, wenn er erfährt, dass du schwanger bist.« »Ja, du hast ja recht. Ich werde es ihm heute Abend sagen.« Plötzlich klopfte es an der Tür. Nachdem Tamaras Mutter kurz »Herein« gerufen hatte, kam eine Schwester mit einem Essenstablett herein. »So, Frau Tusch, hier ist ihr Mittagessen. Soll ich Ihnen helfen?« Frau Tusch schüttelte den Kopf. »Meine Tochter hilft mir.« Daraufhin verließ die Krankenschwester das Zimmer. »Du hilfst mir doch, oder?« Fragend sah sie Tamara an. »Klar helfe ich dir.« »Wunderbar, dann kannst du mir erst mal das Fleisch hier klein schneiden.« Nachdem Tamara alle Wünsche ihrer Mutter erfüllt hatte, setzte sie sich auf einen Stuhl und beobachtete ihre Mutter, die versuchte, mit der linken Hand zu essen. Es schien gar nicht so einfach zu sein. Tamara konnte sehen, wie die Hand ihrer Mutter öfters stark zitterte. »Soll ich dir helfen?« Die Mutter schüttelte den Kopf. Sie versuchte, eine Kartoffel auf die Gabel zu spießen. Als sie fast damit am Mund war, fing sie wieder stark an zu zittern, sodass die Kartoffel runterfiel. Langsam ließ sie ihren Arm sinken.
Dann ging alle sehr schnell. Tamara sah, wie ihre Mutter die Gabel wieder nahm und diese Richtung Tür warf. Ein paar Tränen liefen ihr über die Wange. »Ach Tami, warum gerade ich?« »Ich weiß nicht, warum, aber wir werden es schaffen, zusammen«, antwortete sie, während sie die Gabel vom Fußboden aufhob. Dann nahm sie den Stuhl und setzte sich etwas näher ans Bett. »Kann ich dir helfen?« Ihre Mutter zögerte. Schon immer war es ihr schwergefallen, Hilfe anzunehmen, doch sie wusste, dass sie es ohne Hilfe nicht schaffen würde. Deshalb nickte sie leicht mit dem Kopf.
Tamara fing an, ihrer Mutter das Essen anzureichen. Auch für sie war es ein seltsames Gefühl. Ihre Mutter war sonst immer eine starke Frau. Noch nie hatte Tamara sie weinen gesehen.
Tamara blieb noch bis zum späten Nachmittag. Dann verabschiedete sie sich und wollte gerade zur Tür rausgehen, als ihre Mutter ihr hinterher rief: »Du denkst daran, mit Gregor zu reden, sonst mache ich das!« Tamara grinste und verließ das Zimmer.
Zu Hause angekommen, fing Tamara sofort damit an, das Abendessen vorzubereiten. Es dauerte nicht lange, da kam Gregor zur Haustüre herein. »Hallo Schatz, wie geht es deiner Mutter?« »Och, der geht es den Umständen entsprechend wieder gut.« »Was heißt das?« »Nun sie fragt schon wieder, wann sie entlassen wird.« Tamara sah Gregor an. »Nein, aber jetzt mal im Ernst. Sie behält wahrscheinlich eine Halbseitenlähmung. Oh Gregor, wie sollen wir das schaffen? Vielleicht sollten wir doch mal überlegen, was es für Möglichkeiten gibt. Manche Heime sind gar nicht so schlecht.« »Tami, rede doch nicht so etwas. Wir werden einfach mein Arbeitszimmer ausräumen und Mama bekommt dort ein schönes Zimmer.« Tamara sah ihn an. »Das geht, nicht,« sagte Tamara ganz trocken. Verwundert sah Gregor sie an. »Warum nicht?« Tamara sah Gregor direkt in die Augen. Dieser merkte, dass ihre Augen irgendwie leuchteten. Das taten sie nur, wenn sich Tamara über irgendetwas sehr freute. Gregor überlegte, doch ihm fiel nichts ein. Tamara nahm Gregors Hand und legte diese auf ihren Bauch. »Nein, oder?«, schrie Gregor. Als er sah, dass Tamara lächelnd nickte, fiel er ihr um den Hals. »Wie weit sind wir?« »Erst in der fünften Woche.«
Gregor strahlte über das ganze Gesicht. Beide hatten