BIOGRAFIE DES LEBENS - Kati Voß - E-Book

BIOGRAFIE DES LEBENS E-Book

Kati Voß

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Beschreibung

BIOGRAFIE DES LEBENS - Das Hinterlassen einer Spur Kati Voß Band II der Reihe "BIOGRAFIE IN KUNST" Kategorie: Spiritualität In die Tiefe fallen. Jene Sprache der Gehörlosen liess sie in den Stimmen der Stummen vernehmen lassen. Nicht immer war diese Welt so, wie sie jetzt war. Durchtrieben in der Wahrnehmung der Zwischenzeilen passte Theres so gar nicht in ein Schema, selbst, wenn das 'F' schon gestrichen wurde. Ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit hatte sich aufgelöst. Nun verwob sie ihr Leben der Andersartigkeit mit den Stürmen der zeitlosen Zeit ebenso wie mit den Winden der Meere. Sie dachte nicht wie all die anderen. Früher, als Kind, war ihr das gar nicht so aufgefallen. Sie kämpfte nie um die Gunst eines Menschen. Deswegen wurde sie wohl auch übersehen von all den Idealbildern der alten Tage. Begegneten diese ihr heute, verwob sich Erstaunen mit Erkenntnis: Jede ihr feilgebotene Welt ließ sie zerbarsten: des Innens Schönheit zum Licht im Dunkel ebenso wie vom Dunkel zum Licht gewandt

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Seitenzahl: 207

Veröffentlichungsjahr: 2024

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All jenen in Gedenken, deren Spuren längst verwischt, ihre Samen doch auf ewig ihre Wunder zum Gedeihen bringen.

gewidmet meinen Kindern Til, Alix & Lua sowie Mira & Damian und meinen verstorbenen Eltern Bernd Werner & Maria Theresia

Kati Voß

BIOGRAFIE DES LEBENS

Das Hinterlassen einer Spur

Originalausgabe

© 2024Kati Voß

https://akademie-derweisheit.de

[email protected]

Lektorat von: Kati Voß, www.akademie-der-weisheit.de

Coverdesign von: Kati Voß, www.akademie-der-weisheit.de

Satz & Layout von: Kati Voß, www.akademie-der-weisheit.de

Übersetzt von: Kati Voß, www.akademie-der-weisheit.de

Herausgegeben von: AKADEMIE DER WEISHEIT / Kati Voß

Verlagslabel: AKADEMIE DER WEISHEIT, www.akademie-der-weisheit.de

Bild Quelle: https://pixabay.com/photos/stained-glass-spiral-circle-pattern-1181864/

ISBN Softcover: 978-3-347-47434-5

ISBN Hardcover: 978-3-347-47436-9

ISBN E-Book: 978-3-347-47443-7

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig.

Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb-nb.de.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige, auch elektronische Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

Kati Voß

BIOGRAFIE DES LEBENS

Das Hinterlassen einer Spur

Es braucht nur ein paar Worte vor der Stille, um der Tiefe zu begegnen.

Kati Voß

Inhalt

Cover

Urheberrechte

Titelblatt

PROLOG

Abkehr der Wirklichkeit

WEG wartend im wegsehend Sein

Suizid auf Raten

Entzug der Selbstverständlichkeit

Freiheit vom Matrixneid

Der Gedanken entronnenes Spiel

Was wäre das Leben ohne DIE FRAGE?

Nachwort

Protagonisten

BIOGRAFIE DES LEBENS

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Urheberrechte

Titelblatt

Abkehr der Wirklichkeit

Protagonisten

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Hier sein.

Hier sein

wo Du nie bist

Hier sein

wo jenes ist

was du nie siehst

Hier sein

wo mich umgibt

was Du nie fühlst

Hier sein

wo keine Hoffnung

das Licht zerstreut

wo kein Warten

das Dunkel bricht

wo kein Zittern

den Körper greift

wo kein Sein

je hier war.

Hier ist nicht dort

wo Du denkst,

dass es sei.

Es gab mich nie,

weil Du diese Welt

nur mit Deinen Augen siehst.

Hier sein ist nie dort.

Mich gibt es

immer nur überall.

Hier.

Kati Voß

2023

PROLOG

Verdingte sich die Freiheit in der Armut der Erinnerung, waltete der Zorn in dem Fließen der Weltenmeere, die sich erhoben, jedes Mal neu, wenn der Wind durch ihre Fluten zog. Er strich erst ganz seicht über die Gewässer der Orte dieser Erde, um sie nur wenig später zu untergraben, sich ihrer zu lösen. In ihrem Schmerz bäumten sie sich auf, wehrten sich mit aller Kraft. Jeder einzelne Tropfen kämpfte fortan für sich allein, um sich der Gemeinschaft zu entheben, bis er darnieder fiel, umspült von seinesgleichen, verloren in der Menge des ewigen Nass. Jenes Mitgerissen in die Tiefe der sich faltenden Höhe, deren Drang für sich zu sein keinerlei Ermächtigung zustand, nur dieser Einhalt des Zusammen galt als Fügung der gemeinsamen Wehr. Ein jeder dieses Übermächtige überstehen sollte, gerühmt der Stille in den Lauen der kommenden Zeit. Vergessen dann ward all Geschehenes des Zerstörenden, in welchem alles auseinander-barst, dessen Weg die Winde kreuzte. Des Suchens Finden diese Leere offenbarte, deren Stimmen klagend aus der Ferne des Bodens aufstiegen, den das Einzeln berührte: Nur Einigen gelang es so tief zu fallen und zu berühren, was in der Höh’ der Sonne nahte. Doch in dieser Dunkelheit, vor der Stille Reinheit, floh der Wind: zu wenig er Unruhe stiften konnte an ihrem Platz. Dort trafen sie sich, die Friedvollen, deren Laute Muster in ihrer Form ergaben, jenem von oben herabfallenden Weiß, dessen Antlitz sie nie zu sehen bekamen. Es sollte so sein: der Trennung Undurchdringbarkeit waltete der Sturm durch die unbeschiedene Menge.

Was, wenn unter ihnen nur ein einziger Tropfen war, der nicht seinesgleichen tat? Selbst, wenn er unterginge, wäre es ihm Freude & Schmerz zugleich, wobei keines überwiegen würde.

Das Geheimnis trägt in sich die Farben des Grundes, in seinem Dunkel spiegeln sich alle Töne im Kristallenen jenes einzelnen, der immer ein Teil des Ganzen sein wird, egal, was - mit ihm - geschieht …

***

„Irgendwann wird es egal. Dann gibt es nichts mehr als zu sein. Und andere zu berühren. Wenn sie sich denn berühren lassen wollen in der Fülle der vollen Welt. Es belastet trotzdem. Und lenkt von deinem eigentlichen Auftrag ab.“ „Nein, ich erfülle meinen wesentlichen Auftrag, viel mehr als viele Dümpler: ein jeder hat die Wahl, wie er reagiert. Die einen nehmen Umwege und wägen sich in unsäglichem Glück, die anderen schwelgen in der Poesie der Nation, wieder andere versinken im Geschehen der Endlosschleifen. Ein jeder weiß, wie schwer es ist sich in Geduld zu üben - ein Zustand, der an das Hängen an einem seidenen Faden erinnert. Ebenso verhält es sich mit jenen sich stetig wiederholenden gefühlvollen Reaktionen. Die Zeit streicht der Uhren Zeiger und lässt diese außerhalb der eigenen Kontrolle verweilen, solange all die musterhaften Reaktionen jener Vorprogrammierungen im Gehirn unterschiedliche neuronale Wege verfolgen. Der vergleichbaren Erinnerung wenig Einhalt gebietend, walten sie ohne Zutun mittels kaum aufhaltbarer Zustimmung der Unbewusstheit und lösen, was sie schon immer bereit waren in gleichen oder alten Geschehnissen auszulösen vermochten.“

Theres lächelte in die fragend dreinschauende Menge. Einige wirkten abwesend, andere abweisend, wieder andere fragend, unberührt oder ergriffen. Sie war der Erklärungswilligkeit müde. Die Stufen, die sie hinabsteigen durfte, führten jedes Mal tiefer, nur in die entgegengesetzte Tiefe der äußeren Notwendigkeit. Noch immer waren es viele, deren Leben so dahin verlief, mit all den gewohnten Dramen, derer sie gedachten, noch bevor sie denken konnten.

„Es geht nicht darum, welche Antworten Du hast oder bekommst, sondern welche Fragen Du stellst.“

schwieg sie in die Menge hinein.

Die Bühne ihres Verweilens war jene, deren Kleinheit von den Großen komplett übersehen ward. Oder hatte sie diese ihnen einfach nicht gezeigt? Welche Worte gelten der Unnotwendigkeit des ewig Verständnislosen?

„Tu was!“ hatte sie ihn früher aufgefordert. „Ich kann nicht sagen, ich hätte nichts getan. Nie. Ich habe Tausende mit meinen Worten, mit meinen Liedern berührt.“ Peryi schluckte. „Es liegt nicht an mir, ob mir dies gelungen ist. Es liegt daran, was der andere imstande ist zu nehmen. Ich habe dafür kein Geld verlangt, auch wenn ich so manchen nicht bezahlen konnte.“

Theres bot ihm die Stirn: „Es liegt an Dir! DU machst etwas falsch! Und ich sage Dir, dass Deine Stimme Unwahrheit spricht. Der Mensch ist eigennützig. Jede große Idee wurde für fremde, oft boshafte Zwecke genutzt. Die Stricke schnüren sich um den Geber, nicht um den Nehmer, der nimmersatt nach Lösungen schreit. Während jenseits allen wahrhaft Verbindendem ihre Geschichten vielerlei, vielerorts erzählt werden, der Brüskierung zur Freude, wandeln jene, deren Schweigen lauter ist als die Stille, neben der sich hin und wieder bettenden Besser(Wisser)Schicht - Schlafwandelnd jedoch. Weitere des Lebens Kreise ziehen, deren Meinungen ungehört, darnieder gedrückt im fremderfüllendschaffend Sein. Was bleibt? Keines Ortes Ziel findet jene, deren Lauschen dieses Tönen öffnend empfängt. Eine Frage des Tores?

Jedoch, ich frage Dich: Wenn es ein solches gibt, was muss getan werden, dass dieses sich öffnet? Des Todes Zustand ist jener Fall, deren Höhe allem Lösenden entspringt. Welche Glocken sollen läuten, die lauter sind als des Verstandes Krach? Während die tiefen Töne so manchen erquickend erden, denken andere gehoben zu werden durch die Höhe Kraft. Berauschend gefeierte Feste zollen vom Klang der Wehmut ebenso wie vom Rausch der Macht. Als würden sich die Winde stetig drehen, schiebt sich der Hebel Pol in die Mitte des Sturmes Kern. ‚Komm bloß nicht ab vom Weg in Deinem Tun!‘ schreit der Schall ihm nach.

Wenn er wüßte, daß des Todes Sehnsuchtsstoß jener Laut der Stille ist, dessen Klang nur die Hörenden vernehmen.“

Peryi war verwirrt. „Willst Du damit sagen, dass alle anderen, die diesen Ton nicht hören, verdammt sind, ihr Leben in Höhe oder Tiefe zu leben?“

Sanft lächelte Theres. „Wieso verdammt? Des Verstandes Unklugheit zollt diesem Zustand einen senilen Respekt. Des Redens Fragen stehen der ausgedrückten Falschheit gegenüber.“

Sein Verstand schien ihn zu verlassen. „Wenn doch aber der Tod nicht des Lebens Sinn ist?“ „Wer weiß das schon? Wessen Ziel erübrigt sich im stetig verweilend Sein? Während das Anfüllen allen Geisthaften, das einen lebendigen Leibes schon zu Lebzeiten verzehrt, endet zur selbigen Zeit für ganz Wenige alles Äußere, der Reichtum des Wissens obliegt der Geist-Leere.“ beschied sie.

„Aber die Menschen müssen doch erst lernen, eh sie vergessen können?!“ Peryi konnte nicht nachgeben.

„Meinst Du? Bist Du wirklich dieser Meinung, frage ich Dich? Bist DU – dieser Meinung?“ Theres sah ihn mit festen Blick an.

„Ich steig aus, ich verstehe Dich nicht.“ Es erschöpfte Perry. „Es gibt nichts zu verstehen. Im Angesicht des Todes fügt sich das Entstehen des Gefühls des Einen. Die Wenigen sterben vorbereitet ewig, die vielen anderen unerwartet plötzlich.“ beendetete sie. „Was also soll ich tun, wenn es nur zu erreichen gibt, was eh vergeht?“ Peryi zitterte.

Was gibt es zu tun, wenn jenes Es auf ewig vorbestimmt zu sein scheint? Verankert im Geborensein des Sosein? Mit als einer der wenigen der von der Masse Enthobenen, anders als einer der fast allen Masse Einheit. Ohne es sich aussuchen zu können, gewährt sich dieses Leben eines Blickes Würdigkeit, sicher schon früh in Erfahrung bringend, dass das Wenige ausreicht, um keineswegs dazugehören. Dieses Anders scheint des Segens Fluch zugleich zu sein.

Jedoch gab es nichts zu vermissen, was nie dazugehört. Körper und Geist, beides beschied sich einer Abkömmlichkeit, deren Gewährung einem Lernen unterlag. Kein leichtes Unterfangen, jedoch der einzige Weg.

Ein Zeitungsartikel fiel ihm in die Hände, als sei er direkt für ihn bestimmt: stille Antworten auf laute Fragen.

***

Du fragst Dich, warum ich eher mit der Traurigkeit verwoben bin?

Wähnte diese Frage eine Antwort, würde sie einer Zuordnung unterliegen, deren Wert Niemandes Nutze ist. Einzig des Seins Wirken in der Berührung durch Ausdruck, fern der Verstandes Welt, zählt die unzähligen Streifen des Horizonts. Ein jeder betrachtet diesen anders, und doch gibt er überall das gleich Bild. Zögen die Wolken auf Deiner Seite schneller als auf meiner, flöge das Leben dann anders an Dir vorbei? Wer weiß schon, was der Zeiten hiesig Weile zuträglich ist, des Tanzes Rausch oder der Stille Einsamkeit. Des Ausgleichs Mitte schönt dessen Freude auf allen betrachtend Seiten. Jenes Unterfangen, dass mich treibt, formt sich aus dem Blick des sonst oft Unbeachteten, was nicht sein darf, das nicht sein soll. - Für mich trifft es den Kern aus aller Fülle des uns Umgebenden.

***

Nur dieser Text, enthoben einer Zeitschrift, deren Titel er nicht kannte. Noch nie hatte er einen solchen Artikel in all seiner Persönlichkeit gelesen, öffentlich deklariert. Es traf ihn, was genau, konnte er keineswegs zuordnen. Er ahnte, daß er von jetzt an sein ganzes Denken in der Meditation nicht mehr auf den Akt des Sehens richten sollte, sondern unbewegt auf das, was er beständig sieht.

Das Verlassen des Feldes schien ihm der einzig freie Weg zu sein. Nur welches Feld? Der Dämon ist das, womit er sich selbst definiert. Alles, was im Außen gesucht, liegt als Trugbild im Inneren. Jedoch gibt es viele Kluge, die dies kontrollieren, das Außen wohlgemerkt. Die Lüge geht halt immer um die Ecke, auch beim Lachen.

Verwunschen im wünschend Geschehen gesehen.

Der Worte Reife fügt sich in Wunschlosigkeit.

Des Lebensstückes Weg erdacht, geformt in aller Munde, zerstreut der Teile nahe Macht, geht Liebe auch zugrunde. Wähnt sich die Einsamkeit noch heut‘, als gäb‘ es NICHTS, was sich verwehret. Genuss des Scheins liegt wohl im Sein.

„Sag mir, was ist mit Deiner Haltung?“ fragte sie Peryi, während der Vorhang noch den Boden der Erlebnislosigkeit in den großen Hallen vor den Toren der Herzen berührte. „Der Haltung zur Wahrhaftigkeit?“ Er stutzte. „Oder dachtest Du die Deines krummen Körpers, eingepfercht in den Erlebnissen Deiner Lügen?“ „Sei nicht so hart zu mir, bitte!“

Er stupste sie sanft in die Seite. „Du weißt schon, dass Du immer für Ausgleich sorgen solltest: wie links so rechts!“ Und eh sie sich versah, wurde sie sich auch ihrer anderen Seite bewusst: der Geist ist trickreich. „So nah war ich Dir schon lange nicht mehr. Manchmal ist mir, als müsse ich Deine eigenen Schlingen fester ziehen, dass Du erwachst und mich siehst. Und Dich.“ gab Theres ihm zu verstehen. „Hör auf! Jedes Mal kommst Du mir mit dem Pfad der Achtsamkeit. Es langweilt mich. Und es ist eine Farce, jemanden zu drängen, obwohl man von seiner Qualität und seinen Werten überzeugt ist.“ Sie schmunzelte.

„Doch jener, der sich einnehmen läßt, geht kaum selbstbestimmt diesen Weg, den Weg der Abhängigkeit. Die einzigartige Individualität Deiner Seele kann nur ausgedrückt werden, wenn Du das konditionierte Selbst überwindest. Der Weg der Freiheit kommt durch das Loslassen aller Absichten dieses Selbst.“

Peryi wand sich aus ihrer Nähe. Zu viel. Immer diese klugen Worte, die der Schlaumeierei unterlagen. Und doch wusste er, wie Recht sie hatte. Sie war es nicht, die zu ihm sprach, sondern sein eigener Seelenanteil wand sich durch sie hindurch. Die Vorzüge genießen, das war Zeit seines Lebens seine Prämisse. Warum der Zufall sie beide zusammengeführt hatte und sie noch immer in Verbindung stehenließ, war ihm schleierhaft. Zum ersten Mal fühlte er Angst sie zu verlieren.

Dies war es, warum er sich immer mehr zurückzog, wissend, dass es genau das Gegenteil in ihm bewirkte. Ihr jedoch machte es scheinbar nichts aus. Sie hatte gelernt mit Verlust umzugehen, beschritt sie doch den Weg der Entsagung. So viel Wahrhaftigkeit tat weh. Ihm schmerzte das Herz. Oder war es eher seine Lüge, die ihn abermals traf? Sich für etwas geöffnet zu haben, dessen Angreifbarkeit sich maximal im Ausdruck der Wut offenbarte, die keineswegs auf ihn bezogen war, sondern auf seine Handlungen und seine festgelegten Schemata in seinem Geist. Sie wusste nur zu genau, was für ein Mensch er war. Sie las und fühlte ihn, noch ehe sie sich je live gegenüberstanden. Lange klangen ihre Worte einfach nur in Form der fremden Sprache Schrift und doch gab es ein Band, welches beide nur zu gut spürten. Bei ihr ahnte er, sie wisse, wie die vielen Knoten dieses Bandes hielten und reißen würden, bis dass der Tod sie schied. Ihr war es nicht wichtig ihm wirklich zu begegnen, auch wenn sie es sich wünschte, dass es real geschehe.

Ihre Pausen zwischen den Worten der einstigen Form ließ beide ahnen, worum es ihnen eigentlich wirklich ging.

Des ewigen Versteckens willig und dem Konglomerat unterworfen, traute er sich lange nicht, seine Fesseln abzulegen: zu groß erschienen im die Vorzüge jener. Der scheinbar unsichtbare Strom war es, der das Wasser in Bewegung brachte und alles Geröll eben jener gesprengten Fesseln mit sich zog, nur um sich noch einmal selbst einzusperren.

Seine Maske grub sich tiefer in seine Falten, sie wischte nur hin und wieder den Staub ab, dass seine Augen ihren Blick weiten konnten. „Du lässt mich leiden!“ gab er ihr einst zu verstehen, wissend, dass sie seinen Selbstbetrug nicht einmal abwehren würde. So oft vernahm sie stumm seine Stimme, deren Klagelied sich von selbst erhob. „Die Werte, die Dich tragen, sind nur nach außen gerichtet. Nach innen sind sie an Bedingungen geknüpft, nicht aber an Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Dir geht es fürwahr um Entwicklung, ebenso um Schutz, scheinbar in alle Richtungen. Beides misslang Dir in Deinem bislang anhaltenden Prozess des Lebens: kein Schutz vor Betrug und kein Schutz vor Erkrankung, aufgrund von Druck oder was auch immer.“

Theres näherte sich ihm, ahnend, dass er sich abkehren würde. Es fiel ihm schwer, ihrem liebevollen Blick standzuhalten, war er doch darauf konditioniert, Lob und Tadel mit Schuld und Sühne gleichzusetzen. Aber eben nicht mit Liebe. Alles Funktionieren galt einer Entschuldigung wie auch jedes zu schnell einer kurzen Entschleunigung bedurfte. Der Strom jedoch fragt den so oft mitgerissenen Stein des Gerölls nicht, wie es ihm beliebt, geschweige denn bittet er um Erlaubnis für sein Tun. In ihm aber war das Spiel von Aktion und Reaktion so stark verankert, dass es nur einer Kausalität zugrunde liegen konnte, die in seinem Glauben einem festgelegten Regelwerk unterlag.

„Warum liebst Du mich?“ fragte er, als müsse er sich ihre Zuneigung wieder und wieder nur durch diese Frage selbst bestätigen. Theres antwortete immer gleich: „Ich liebe nicht nicht Deine Hülle, sondern den Teil von Dir, der sich in mir findet.

Also alles.“

So oft hatte er ihre Worte schon vernommen. Einst hatte sie verlauten lassen: ‚Ich bin eher der Demut und Hingabe zugewandt: Begegnet mir jemand, dessen Qualitäten ich schon 10 km gegen den Wind wahrnehme, erpresse ich ihn nicht, sondern lasse ihn trotzdem wirken. Es gibt in meinem Weltbild keine Aufnahmebedingungen für das eigene und das Wohlergehen der anderen. Jeder leistet seinen Beitrag, so gut er eben kann. Nie sollte eine Qualität an Geld gebunden sein oder der Wert eines Menschen. Nie …! Jedoch: so läuft das in dieser Welt eben nicht. Egal, was sich die Menschen auf die Fahne schreiben.‘

„Was also sollte es an Dir nicht geben, was ich nicht lieben sollte? Oder, da Dein Geist ja ‚nicht‘ nicht versteht: Was also sollte es an Dir geben, was ich lieben sollte?“

„Die Beweislast Deines Selbst liegt also bei Dir. Du würdest Dich nur sinnlos erheben über eine Gefälligkeit, die Du Dir zur Bestätigung so sehr wünschst, dass Du Dich dabei selbst vergisst.“

Sie war anstrengend. Immer trafen ihre Worte ihn ins Herz, mit allem, was sie sagte, egal welcher Gefühlsausbruch sie durchdrang: schien sie Recht zu haben. Er wusste nur zu gut, dass es ihr nicht um Recht haben ging. Sie teilte mit, was sie sah. Nicht selten reagierte sie auf dieses Sehen körperlich oder emotional. Doch schien jede dieser Reaktionen sie noch stärker, klarer, präsenter, wahrhaftiger erscheinen. „Mir geht es nicht darum mich zu verbessern oder irgendwelchen vorausgesagten oder in naher und weiter Ferne sich erfüllenden Träumen nachzujagen.“

Peryi hatte gelernt seine Verwirrung im Zaum zu halten. Kaum mehr gab es etwas, was ihn im Umgang mit ihr noch verwirrte. Dafür war ihr Weg lang, lang genug, daß er sehen lernte.

„Worum geht es Dir dann, Theres?“ hatte er sie früher wieder und wieder gefragt. „Um NICHTS.“ war stets ihre Antwort. Er hatte Jahre gebraucht, um diese Antwort zu durchdringen und stetig Angst davor gehabt, dass er sie verlieren würde, wenn ihm genau jenes gelang zu erkennen. ‚Der Lehrer geht, wenn der Schüler den Weg selbst findet.‘ las er einst in einem Buch. Dieser Satz trieb ihn an, sich ihr gegenüber stetig zu verbessern, doch sie durchschaute ihn und bremste ihn aus. Wieder und wieder und wieder.

„Ich bin mir sicher, dass es diese beiden Aspekte sind, die gegen meine Psyche rebellieren. So sehr stehe ich für Wahrhaftigkeit und gegen Selbstlüge, dass es mich fast das Leben kostet.“ hatte sie ihm erst kürzlich abermals gestanden. Ihre Worte klangen hart, als hätten sie die Umstände hart gemacht, für die sich entschied. Doch jeder Klang hat auch weiche Töne und diese überwogen bei ihr.

***

Der Vorhang erhob sich. Die Menge saß mittlerweile unruhig und ein wenig gelangweilt vor ihr. Erwartend. Abweisend. Sie war es gewohnt. Theres‘ Stimme erhob sich leise, dass nur jener sie vernehmen konnte, der wirklich präsent war.

Alle anderen ließ sie schlafen. „Nun, gibt es ein Konzept, das die Macht hat, uns in Gefilde jenseits unseres gewöhnlichen Verständnisses zu transportieren. Es ist ein Gedanke, der meinen Geist und meine Seele schon seit geraumer Zeit gefangen nimmt. In dieser chaotischen Welt, in der wir uns befinden, ist es nur allzu leicht, sich im Streben nach Wissen und Macht zu verfangen. Wir Menschen haben dieses unstillbare Verlangen, etwas zu besitzen und zu erwerben, als ob diese äußeren Dinge der Schlüssel zu unserer endgültigen Erfüllung wären. Aber lasst mich euch sagen, meine Freunde, das tun sie nicht. Was ich erkannt habe, ist, dass der wahre Weg zur Erleuchtung im Loslassen liegt. Er liegt darin, die Leere zu umarmen, die in uns allen wohnt. Ich weiß, was du jetzt vielleicht denkst:

‚Wie kann die Leere die Antwort sein? Ist sie nicht sinnentleert?‘ Aber das ist der Punkt, an dem die meisten Menschen etwas falsch machen.“ „… das Gefühl der Sinnlosigkeit …“ rief ihr jemand aus der Menge zu.

Ihre Stimme enthob sie von der Dringlichkeit ihrer Worte. Sie durfte sich erinnern, was Gewahrsein bedeutete: keinesfalls Appell. „‘Die Leere ist kein dunkler Abgrund, vor dem man sich fürchten muss, sondern eine leere Leinwand, die auf die Pinselstriche der lebendigen Farben des Lebens wartet. Es ist ein Raum, in dem wir alle äußeren Geräusche und Ablenkungen abstreifen können, so dass unsere wahre Essenz durchscheinen kann. In dieser Leere finden wir Klarheit, Frieden und eine tiefe Verbindung mit der Struktur des Universums selbst.‘ so die Worte eines wundervollen Freundes. Ich teile dieses Bild mit Euch und seid Euch gewiss, ich zitiere nur sehr selten. Und wisst ihr, was ich ihm geantwortet habe?“

„Sag schon, dass hier endlich mal was passiert!“ „Ja genau, Deinem Geschwafel kann doch niemand zuhören!“ „Komm endlich mal auf den Punkt Deiner Rede!“ raunte es ihr aus Menge zu. Doch Theres schwieg. Sie schwieg lange in diese Menschen hinein, die einer nach dem anderen aufstanden, sich echauffierend über so viel Sinnlosigkeit. Sie schien so gar nicht in den Pulk der Redner hineinzupassen, die vor ihr die Massen begeisterten. Es vergingen einige Minute ihrer Stille, in welcher sie gelassen und entspannt verharrte. Vereinzelt waren noch Plätze besetzt, die Menschen, die jener mit geschlossenen Augen lauschten, hatten das Ziel längst hinter sich gebracht. „… und wisst ihr, was ich ihm geantwortet habe? ‘Ich würde Dich halten mit Deinem inneren Schrei, der Deine Seele mit Traurigkeit befeuchtet.‘“

Theres‘ Worte verstummten abermals. Atem holen. Dem Klang der Bewegung nachgehen. Den Wellen, die zurückschlagen, auf den Grund gehen.

„‘Jedes Leben jenes Ableben involviert, ihres Zeitenlaufs Grenze unbestimmt. Der Worte still, der Taten ruhig, säumt sich die leise Decke der wahren Berührung in eine wahrhaft verbleibende. Stummer Nachklang, gebettet in Reigens Natur, rühmt der Erinnerung Sein, verwoben in Lichtes Schein der Lebendigkeit. All Wechsel des äußeren Laufs, …. doch Stille darf 'eingeläutet' werden … über Worte … erst wenn das Begreifen begriffen ist, wird es still …‘

Ich danke Euch von Herzen für Eure Aufmerksamkeit, die ihr euch selbst gewähren ließet. Meine Worte sind ebenso wie meine Stille nur eine Erinnerung an jene.“

***

Peryi empfing sie aufgeregt hinter der Bühne. „Warum hast Du das getan? Es war Deine Chance Dich zu zeigen und die Menschen von Dir zu überzeugen.“ „Ich biedere mich nicht an. Heilung und Erkenntnis sind der Weg allen Seins. Hab Vertrauen, dieser Weg dauert nur etwas länger.“

Peryi war außer sich. „Ich verstehe Dich nicht. Manchmal verstehe ich Dich einfach nicht.“ Er sah ein wenig traurig aus. Ihm dämmerte, dass dies es war, was sie stetig ansprach. Es gab NICHTS zu verstehen.