Bis zum letzten Atemzug! Erotischer Herrenclubroman - Marie Rust - E-Book

Bis zum letzten Atemzug! Erotischer Herrenclubroman E-Book

Marie Rust

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 216 Taschenbuchseiten ... Sylvia ist gelangweilt von ihrem Leben. Da lernt sie den Psychologen Dr. Erik Jäger kennen. Zunächst glaubt sie, dass er es auf eine erotische Affäre abgesehen hat, in der sie die Rolle der Sexsklavin übernehmen soll. Doch dann erfährt sie, was er vorhat - Erik betreibt eine Partnervermittlung der besonderen Art: Er erzieht Frauen zu Sklavinnen und führt sie wohlhabenden, dominanten Männern zu. Sie lässt sich darauf ein, begreift aber bald, dass sie Erik unterschätzt hat. Sie muss zusehen, wie er ihre Sinnlichkeit benutzt, um sie gefügig zu machen und zu formen. Doch bald hat Sylvia ein größeres Problem: Sie interessiert sich nicht für die Männer, die Erik ihr vorstellt - sie hat sich in ihren Erzieher verliebt! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Bis zum letzten Atemzug! Erotischer Herrenclubroman

von Marie Rust

 

Marie Rust (Jahrgang 1974) hat sich seit ihrer Jugend – insbesondere bei Frauen – damit unbeliebt gemacht, dass sie den Genderwahn offen ablehnt: „Wären die Unterschiede zwischen Mann und Frau belanglos oder sogar unsinnig, hätte die Natur sich die Mühe gespart, zwei verschiedene Geschlechter zu erschaffen und es bei Hermaphroditen belassen. Aber anstatt das zu akzeptieren, zwingt die Emanzipationsbewegung Frauen, sich wie klein geratene Männer zu benehmen. Wer devote Frauen verachtet, weiß nicht, wovon er redet. Eine Sklavin hat eine unfassbare Macht über ihren Herrn, der ohne Zögern die Welt für sie aus den Angeln hebt, um diesen unbezahlbaren Schatz niemals zu verlieren!“Dem Beruf der Krankenschwester hat Marie Rust den Rücken gekehrt und sich für eine Weile dem horizontalen Gewerbe zugewandt. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann und vielen Tieren in einem kleinen Dorf in der Eifel.

 

Lektorat: Jasmin Ferber

 

 

Originalausgabe

© 2021 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Iablonskyi Mykola @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750710900

www.blue-panther-books.de

1. Kapitel - Yoda

Sylvia drückte auf »UPLOAD« und wartete die Bestätigung ab. Zufrieden lächelnd lehnte sie sich zurück. Die Facebook-Gruppe ihrer Stadt hatte eine Aktion unter dem Motto »Meine Ecke Heimat« gestartet und dazu aufgerufen, Geschichten und Fotos von Lieblingsplätzen in der Umgebung beizusteuern. Kerstin hatte sie auf die Seite aufmerksam gemacht, weil jemand ein Bild von der Buchhandlung, in der Sylvia arbeitete eingestellt und mit warmen Worten über die »netten Verkäuferinnen« unterschrieben hatte. Sylvia hatte sich riesig über das Lob gefreut. Und nun war auch das Foto, das sie, Kerstin und Jessica vor dem »Café Sonnenschein« zeigte, Teil der Bildergalerie. Das »Sonnenschein« hatte ein ganz besonderes Flair. Hier fühlte sich einfach jeder wohl – die Hausfrau genauso wie der Manager, die Studentin ebenso wie der Rentner. Hier hatte Sylvia auch Rico kennengelernt, und zwar wegen genau dieses Fotos. Jessi hatte ihn angesprochen und ihn gebeten, ein Bild von ihnen zu machen. Er hatte zugestimmt, sich anschließend jedoch geweigert, Jessicas Smartphone wieder herauszurücken, wenn Sylvia ihm nicht ihre Telefonnummer gab. Diese »Erpressung« hatte Sylvia geschmeichelt und sie hatte sich gerne auf ihn eingelassen. Rico war ein leitender Angestellter beim Baudezernat und verdiente eine unverschämte Kohle damit, Genehmigungen abzustempeln und zu unterschreiben. Dazu kam ein zweites Gehalt in Form von Umschlägen, die Bauherren ihm zusteckten, damit er bei den Vorschriften hin und wieder ein Auge zudrückte. Er gab alles mit vollen Händen aus und bewarf Sylvia mit Geschenken. Sie war im siebten Himmel! Endlich hatte sie ihren Mr. Right gefunden!

Nachdem der Reiz des Neuen jedoch verflogen war, stellte sie enttäuscht fest, dass Rico ihr außer seinem Geld nichts zu bieten hatte. Weder war er eine interessante Persönlichkeit, noch hatten sie gemeinsame Gesprächsthemen oder irgendeine Basis, um voneinander zu lernen oder aneinanderzuwachsen. Als er dann auch noch damit anfing, über Heiraten und Familienplanung zu reden, wurde ihr klar, dass sie ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorzog.

***

Für Kerstin, die noch immer mit ihrem ersten Freund aus der Schule zusammen war, war die Nachricht von der Trennung ein echter Schock gewesen. Sie konnte nicht verstehen, dass man eine Beziehung nur aus Langeweile beendete. Jessica hingegen vertrat die Ansicht, dass Monogamie eine Erfindung der Männer war, um Frauen besser unterdrücken zu können und hatte Sylvia zu ihrer wiedergewonnenen Freiheit mit einer Flasche Sekt gratuliert. Sylvia fand es immer wieder erstaunlich, dass drei so unterschiedliche Charaktere, wie sie so gute Freundinnen waren.

***

Sie surfte noch ein wenig in ihren verschiedenen Gruppen herum, aber es war nicht viel los. Samstagvormittag hatten die meisten Wichtigeres zu tun, als sich in sozialen Netzwerken herumzutreiben.

Eine neue Mitteilung wurde angezeigt. Ein »Yoda« hatte sie angeschrieben. Yoda – wie in Star Wars? Neugierig öffnete sie die Nachricht.

Sie war kurz: Ich weiß, was du suchst und ich kann dir helfen, es zu erreichen. Komm morgen Nachmittag um 14 Uhr ins Café »Sonnenschein«. Setz dich an einen Tisch draußen!

Stirnrunzelnd öffnete Sylvia Yodas Profil. Es gab kein Bild, nur eine fast schwarze Wand mit einer schemenhaften Gestalt davor. Keinerlei Informationen, keine Freunde, keine öffentlichen Postings. Wie jemand, der sich gerade eben erst angemeldet hatte. Sie schrieb zurück: Wer sind Sie und was wollen Sie von mir? Neugierig wartete sie auf eine Antwort, doch es kam keine. Nicht nach fünf Minuten, nicht nach einer und auch nicht nach zwei Stunden. Sylvia wurde immer ungeduldiger, nahm sogar ihr Smartphone mit auf die Toilette, um sofort informiert zu werden, wenn eine Mitteilung kam, aber nichts passierte. Was wollte dieser Typ von ihr? Von was für einer Suche sprach er? Sie konnte sich nicht erinnern, etwas gepostet zu haben, was darauf hindeutete, dass sie irgendetwas suchte. Hatte er sie verwechselt? Dann wäre es doch das Mindeste, wenn er ihr das mitteilen würde, anstatt sie einfach zu ignorieren.

Sie beschloss, diesen Kerl als Spinner ebenfalls zu ignorieren und sich mit Wichtigerem zu beschäftigen, aber sie konnte nicht umhin, immer wieder an den Computer zu gehen und nachzuschauen, ob er sich nicht doch gemeldet hatte.

Abends riss ihr schließlich der Geduldsfaden und sie schrieb: Wenn Sie wollen, dass ich komme, müssen Sie mir schon sagen, was Sie von mir wollen! Woher wissen Sie, ob ich dieses Café überhaupt kenne?

Natürlich war ihr klar, dass er durch das Foto in der Heimat-Galerie auf sie aufmerksam geworden war, weil das ihr einziger Beitrag an diesem Vormittag gewesen war. Aber was sollte diese kryptische Nachricht? Wenn er mit ihr flirten wollte, war sein Schweigen völlig unsinnig. Oder konnte er gar nicht schreiben, weil er unterbrochen worden war?

Sie machte sich daran, ihre Profileinstellungen zu ändern. Es war ihr doch ein wenig unheimlich zumute, wenn sie sich vorstellte, dass jetzt ein völlig Fremder wusste, wo sie wohnt. Bis zum Schlafengehen ließ sie den Computer an und grübelte darüber nach, was das Ganze zu bedeuten hatte und wie sie darauf reagieren sollte.

Auch am nächsten Morgen war noch keine Antwort gekommen. Sylvia beschloss erneut, diesen Typen einfach zu ignorieren. Vielleicht hatte er sie ja wirklich verwechselt und genierte sich nun.

Gegen Mittag wurde sie aber doch immer unruhiger. Sollte sie gehen oder nicht? Um 13 Uhr packte sie schließlich mit ordentlich Wut auf sich selbst und ihre Neugier ihre Tasche und stieg ins Auto. Dann lief sie jedoch noch mal ins Haus und zog sich ihr rotes Lieblingskleid an. Der Kerl sollte wenigstens ein schlechtes Gewissen haben, wenn er sah, dass er eine durchaus attraktive Frau so unhöflich behandelt hatte.

Sie fuhr auf den Parkplatz vor dem »Sonnenschein«, ließ die Scheibe herunter und beobachtete die Gäste. Wie immer war es eine fröhlich bunte Mischung aus allen Schichten und Altersgruppen. Doch an keinem der Tische war ein einzelner Mann zu sehen, der den Eindruck machte, als warte er auf jemanden.

Dann fiel ein Schatten über sie und eine ruhige, angenehm temperierte Stimme sprach sie an: »Du bist pünktlich. Das ist sehr gut. Steig aus und geh zu dem Tisch da vorne rechts!«

Sie hielt die Hand über die Augen und blinzelte gegen die Sonne. Der Mann war mindestens einen Meter neunzig groß und trug einen anthrazitfarbenen legeren Anzug mit einem einfachen weißen Hemd, ohne Krawatte. Das Gesicht hatte klare Konturen und war glattrasiert. Sie schätzte ihn auf etwa vierzig.

Sylvia stieg aus und schloss die Tür zu. Sie ärgerte sich darüber, dass er sie dabei erwischt hatte, wie sie versuchte, ihn zu beobachten. Wortlos stapfte sie voraus zu dem einzigen freien Tisch und setzte sich. Er ließ sich ihr gegenüber nieder. Die Bedienung kam herbei. Er blickte Sylvia freundlich abschätzend an: »Ich tippe auf Latte macchiato?«

Sie presste die Lippen aufeinander und bestellte demonstrativ einen normalen Kaffee. Yoda lächelte süffisant und bestellte für sich selbst einen schwarzen Tee. Sylvia stöhnte innerlich – ein Teetrinker – das absolute Farbloseste, was sie sich vorstellen konnte.

Als die Bedienung gegangen war, legte sie die Hände auf den Tisch und erklärte kühl: »Ich finde es sehr unhöflich, dass Sie auf meine Mails nicht geantwortet haben!«

Der Mann legte den Kopf schief: »Und warum hast du dann getan, was ich verlangt habe?«

Sylvia rieb die Lippen aufeinander und redete sich heraus: »Weil ich heute ohnehin in die Stadt wollte und dachte, ich schaue mal auf einen Sprung rein.«

Der Mann nickte verständnisvoll, erwiderte aber nichts. Er blickte sie nur unverwandt an. Sylvia hatte das unangenehme Gefühl, von ihm gescannt zu werden.

Um die Stille zu durchbrechen, erkundigte sie sich: »Sie sind also Star-Wars-Fan?«

Der Mann schüttelte den Kopf: »Ich finde die Figur des Yoda sehr interessant, aber davon abgesehen ist mir Science-Fiction herzlich egal. Ich verwechsle auch immer Star Trek und Star Wars.«

»Und was finden Sie an der Figur so interessant?«, hakte Sylvia nach, um das Gespräch in Gang zu halten. Der Kerl war das Attraktivste, was ihr seit Rico begegnet war, aber Reden schien nicht seine Stärke zu sein. Sie musste ihm wohl helfen, wenn sie wollte, dass das Treffen zu einem Erfolg wurde.

Sie wurden von der Bedienung unterbrochen, die die Getränke brachte. Als sie wieder weg war, nahm Yoda den Faden auf: »Ich bewundere die Ruhe, die er ausstrahlt. Ein Vorbild an Selbstbeherrschung. Aber wir sind nicht hier, um über mich zu reden. Du bist diejenige, die auf der Suche ist.«

»Und was glauben Sie, was ich suche?«, fragte Sylvia mit einem Hauch von Anzüglichkeit in der Stimme.

»Du suchst jemanden, der dir Orientierung gibt, Schutz und eine Aufgabe«, erwiderte Yoda.

Sylvia blickte ihn perplex an. Mit solch einer Antwort hatte sie nicht gerechnet. Sie sog die Luft ein: »Aha. Und wie kommen Sie zu dieser überaus interessanten Einschätzung?«

»Ich habe mir dein Profil angesehen. Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, wie verloren die Frau hinter der Maske der scheinbaren Unbekümmertheit und dem vorgegaukelten Selbstbewusstsein ist, aber es hilft«, erklärte der Mann.

»Und Sie sind Psychologe?«, erkundigte Sylvia sich misstrauisch.

Der Mann griff in seine Brusttasche und zog eine Geldbörse heraus. Er legte seinen Ausweis vor Sylvia auf den Tisch und winkte dann der Kellnerin zum Bezahlen. Dr. Erik Jäger lautete sein Name und er wohnte tatsächlich in der Stadt, auch wenn sie den Straßennamen nicht zuordnen konnte.

»Sie glauben also, ich bräuchte einen Therapeuten?«, fragte sie aggressiv.

»Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil gehörst du zu den wenigen, die noch nicht unrettbar der Hirnwäsche unserer ach so modernen Gesellschaft erlegen sind«, widersprach Erik Jäger.

Sylvia hatte Mühe, nicht laut zu werden: »Es freut mich zu hören, dass ich in Ihren Augen geistig gesund bin. Also was wollen Sie von mir? Wenn das eine neue Anbaggermasche ist, ist sie echt jämmerlich.«

»Ich bin auf der Suche nach Frauen wie dir«, antwortete Dr. Jäger.

Sylvia fuhr erbost auf: »Frauen wie mir? Was meinen Sie damit? Sind Sie ein Zuhälter oder Mädchenhändler oder so was und suchen Opfer, die Sie anschaffen schicken können?«

Er schmunzelte: »Nein, ich bin weder das eine, noch das andere und wenn ich so einen Wichser in die Finger bekomme, der sich an Mädchen vergreift oder Frauen in die Prostitution zwingt, drehe ich ihm höchstpersönlich den Hals um.«

Die Bedienung trat an den Tisch. Er bezahlte, wartete, bis sie sich einem anderen Tisch zuwandte und fuhr fort: »Wenn du wissen willst, wer du wirklich bist und was du von mir willst, sollten wir das Gespräch woanders unter vier Augen fortsetzen. Du hast meinen Ausweis. Schick die Daten und meinetwegen auch ein Foto davon mit einer E-Mail an deine eigene Adresse. Du wirst mich wohl kaum für so dämlich halten, dich zu verschleppen, zu vergewaltigen und umzubringen, wenn ich weiß, dass mein Name das Erste ist, was einem Ermittler vor die Augen kommt, wenn er deine Mails öffnet.«

Sylvia runzelte die Stirn und sah sich den Ausweis noch einmal genau an. Kein Zweifel, es war sein Bild. Die Hologramme funktionierten auch, er schien also echt zu sein. Sie zog ihr Smartphone aus der Tasche, machte ein Foto und schickte es mit einer kleinen Notiz über dieses Treffen an ihr elektronisches Postfach. Zwar hatte sie ein mulmiges Gefühl, aber andererseits war sie neugierig, was dieser Jäger vorhatte. Es war klar, dass sie im Bett landen würden. Das war von Anfang an der eigentliche Zweck dieses Treffens gewesen und sie wollte es genau so wie er. Aber nach dieser äußerst seltsamen Anmache konnte sie nicht einschätzen, wie es ablaufen würde. Würde er sie zu seiner Wohnung bringen, in einen Wald oder ein Hotel? Jedenfalls schien er nichts zu planen, was ihr gegen den Strich ging. Sonst hätte er sich wohl nicht an einem öffentlichen Ort mit Kameras mit ihr getroffen und ihr den Ausweis als Sicherheit gezeigt.

Er erhob sich und wies mit der Hand zum Parkplatz. Sie trank rasch den letzten Schluck ihres Kaffees und ging mit ihm mit. So etwas Spannendes hatte sie noch nie erlebt! Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in ihrem Unterleib aus.

Er blieb vor einem dunklen SUV stehen und drückte die Fernbedienung. Die Zentralverriegelung schnappte auf, er stieg ein und forderte sie auf: »Setz dich hinten rein!«

Sylvia ging um das Auto herum und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Erik Jäger legte die Hände ans Steuer und wiederholte geduldig: »Ich sagte: Setz dich ›hinten‹ rein!«

»Wieso?«, wollte sie wissen.

»Weil ich das so bestimme«, gab er zurück.

»Was ist das denn für eine kranke Nummer?«, fragte Sylvia gereizt, bewegte sich aber nicht vom Fleck. Sie ließ sich doch nicht einfach herumkommandieren.

Er wartete noch einen Moment, dann griff er an ihr vorbei an den Öffner und schubste die Tür auf: »Du hast die Wahl, jetzt auszusteigen und dann entweder bei mir hinten einzusteigen oder in dein eigenes Auto vorne und nach Hause zu fahren.« Seine Stimme war ganz ruhig. Keine Aggression oder Drohung, die mitschwang, sondern einfach nur eine sachliche Mitteilung.

»Was soll das?«, fragte Sylvia noch einmal und zog prüfend an dem Gurt. Er schien zu funktionieren.

»Entscheide dich!«, forderte er sie auf.

Jetzt war Sylvia wirklich sauer. Sie stieg aus und verkündete: »Wenn Sie mir nicht erklären, was das Problem ist, fahre ich jetzt heim. So einen Zirkus mache ich nicht mit!« Dann schlug sie die Tür zu und ging zu ihrem eigenen Auto. Sie erwartete, dass er ihr hinterherrufen oder vielleicht langsam neben ihr herfahren und auf sie einreden würde, aber stattdessen hörte sie das Anlassen des Motors und das Geräusch des sich entfernenden Fahrzeugs. Sie drehte sich um. Tatsächlich fuhr dieser Jäger vom Parkplatz runter und reihte sich in den Verkehr ein. Was sollte das denn jetzt?

Ratlos und wütend stieg sie ein und fuhr nach Hause. Immer wieder blickte sie in den Spiegel, ob er ihr vielleicht folgte, aber da war nichts. Daheim kontrollierte sie ihre Handtasche. Es war alles da und er hatte auch keine Wanze oder etwas in der Art hineingesteckt, während er sich an ihr vorbeigebeugt hatte. Er hatte diesen Moment auch nicht genutzt, um sie »zufällig« an der Brust oder im Schritt zu berühren. Anscheinend war er aber doch irgendwie gestört, sonst wäre diese seltsame Aktion wohl nicht zu erklären.

***

Sie wartete eine Stunde ab, dann schaute sie ihre Facebook-Nachrichten durch. Nichts von Yoda. Anscheinend wollte er sie zappeln lassen. Hielt er sich für so unwiderstehlich? Von wegen! Spontan rief sie Jessica an: »Hi Jess, alles klar bei dir?«

»Hi, Sylvi, bei mir immer und bei dir?«

»Ich habe tierisch Langeweile und wollte wissen, ob du vielleicht Lust hast, mit mir heute Abend einen draufzumachen.«

»Ähh, ja, eigentlich schon, aber …« Jessica druckste verlegen herum. »Ja, also eigentlich habe ich ein Date …«

»Ehrlich, das ist ja toll. Wer ist der Glückliche?«, gaukelte Sylvia Interesse vor. Jessicas Dates waren in der Regel One-Night-Stands.

»Ähh, nein, nicht so ein Date … Ich habe mich mit zwei Jungs im ›Paradiesgarten‹ verabredet.«

Der »Paradiesgarten« war ein Swingerclub im Industriegebiet. Sylvia überlegte. Sie hatte sich schon so darauf eingestellt, mit diesem Erik Jäger Sex zu haben, dass ihr Unterleib richtiggehend rebellierte. So einen Druck hatte sie schon lange nicht mehr gespürt und sie wollte ihn verdammt noch mal loswerden. Außerdem musste sie sich selbst bestätigen, dass sie attraktiv genug war, um Männer so heißzumachen, dass die ihre Brust nicht ignorierten, wenn sie ihnen vor die Nase gehalten wurde.

»Hey, Sylvi, wenn du Kummer hast und reden willst, lasse ich die zwei sausen, die laufen mir nicht weg. Meine Freundin ist wirklich wichtiger!«, räumte Jessica ein.

Sylvia holte Luft und fragte dann: »Meinst du, ich könnte da mitgehen? Einfach so und mir das mal ansehen?«

Sie konnte förmlich hören, wie Jessica gerade ungläubig ihr iPhone anstarrte.

»Willst du das echt? Ich meine … ist ja klasse, das hätte ich dir überhaupt nicht zugetraut …«, stammelte Jessica. Dann holte sie hörbar Luft und erklärte: »Also, es ist auch nicht so, dass du da mit jedem rummachen musst oder so, also ich meine, es gibt schon Regeln und …«

»Das kannst du mir ja nachher erklären«, versicherte Sylvia.

»Ja gut, dann hole ich dich um neun ab?«, schlug Jessica vor, immer noch irgendwie sprachlos.

»Einverstanden. Was muss ich anziehen?«, entgegnete Sylvia.

»Also Feinripp ist da nicht so angesagt«, gab Jessica zu bedenken. »Wie wär’s, wenn ich um acht komme und dann gucken wir zusammen in deinen Schrank?«

»Prima. Ich freue mich«, antwortete Sylvia. »Bis nachher.«

»Okay, bis nachher«, gab Jessica zurück und legte auf.

***

Sylvia ließ sich auf die Couch plumpsen. Was hatte sie sich da jetzt nur eingebrockt? Sie überlegte, Jessica gleich noch mal anzurufen und zu erklären, dass das nur ein Scherz gewesen war. Aber warum zum Teufel eigentlich nicht? Sie war erwachsen und alles andere als prüde. Jessica war sehr offen, aber nicht blöd. Sie würde nichts machen, was zu gefährlich wäre oder ihr gegen den Strich ging. Und das mit den Regeln hatte Sylvia auch schon mal gehört. Sie würde sich einfach drauf einlassen. Seltsamer als das Treffen mit Dr. Jäger konnte es auch nicht sein.

Jessica war überpünktlich. Sie wusste offenbar nicht, wie sie mit Sylvias ungewohnter Freizügigkeit umgehen sollte.

»Hast du dir das gut überlegt?«, erkundigte sie sich vorsichtig.

»Was ist denn das Schlimmste, was passieren kann?«, wollte Sylvia wissen.

»Entweder, dass dich einer anbaggert, auf den du keine Lust hast oder, dass dich gar keiner anmacht«, gab Jessica zurück. »Obwohl ich mir das bei dir wirklich nicht vorstellen kann. Du siehst prima aus und deine Art Hintern ist total begehrt.«

Sylvia lachte und fragte dann doch einigermaßen besorgt: »Und mache ich, wenn da ein Kerl ankommt, auf den ich keine Lust habe?«

»Dann sagst du ihm ganz einfach, dass er nicht dein Typ ist und schickst ihn zu mir«, erwiderte Jessica lachend und fügte hinzu: »Das ist wirklich kein Problem. Ich habe noch nie erlebt, dass da einer aufdringlich geworden ist. Dann würde er nämlich sofort Hausverbot bekommen und das will natürlich keiner.«

Sylvia nickte: »Also gut. Und was ziehe ich an?«

»Irgendwas, was leicht auszuziehen ist und nicht gerade nach Mittelalter aussieht. Lass mal sehen, was du so da hast«, riet Jessica lachend.

Sie gingen ins Schlafzimmer und Sylvia überließ Jessica die Schublade mit den Dessous. Sie hatte sich für Rico ein paar gekauft und auch er hatte ihr einige Teile geschenkt, aber nachdem die Sache vorbei war, war sie doch wieder zu bequemen Baumwollslips und weichen Sport-BHs übergegangen. Jessica wühlte sich vergnügt durch die Wäsche und hielt schließlich ein mintgrünes Set mit verspielter Spitze hoch. Anschließend wählte sie noch einen kurzen weiten Rock aus und ein knappes Top mit Spaghettiträgern.

»Ich sage dir, wenn die Kerle die Träger vom BH sehen können, entwickeln sich in den Hosen die reinsten Hammerwerke«, raunte sie verschwörerisch. Sylvia lachte und zog brav an, was der Profi ausgesucht hatte. Allmählich wurde sie doch aufgeregt.

»Und wie mache ich das? Was muss ich da tun, wenn ich …«, begann sie hilflos.

Jessica war jetzt ganz der Routinier: »Beim ersten Mal geht Tessa erst mal mit dir durchs Haus und zeigt dir die Räume. Da gibt es ganz verschiedene Szenen. Und da, wo du dich am wohlsten fühlst, bleibst du einfach. Meistens sind da schon Männer, die zugucken oder es kommen recht schnell welche. Wenn dich einer ansieht, auf den du Lust hast, gehst du einfach hin und fragst ihn, ob er Bock hat und dann könnt ihr direkt loslegen. Da stehen überall Schalen mit Gummis rum, aber auch Vibratoren und alles Mögliche. Du kannst machen, was immer du willst. Es ist total ungezwungen.«

Jessica genoss es offensichtlich, über ihre Erfahrungen zu plaudern. Sie erzählte begeistert und das Kribbeln in Sylvias Unterleib wurde immer stärker. Ihre Freundin riet ihr noch, einen Slip zum Wechseln in einem kleinen Kosmetiktäschchen mitzunehmen, damit sie nicht mit einer großen Handtasche herumlaufen musste. Sylvia packte gleich mehrere ein, weil der, den sie gerade trug, dank Jessicas Erzählungen jetzt schon durchgefeuchtet war.

2. Kapitel - Der Paradiesgarten

Das Gebäude war von außen sehr unscheinbar, eigentlich schon hässlich. Ein grauer Betonklotz, der früher einmal Büros beherbergt hatte. Jessica lenkte den Wagen auf den abgeschirmten Parkplatz. Sie erklärte: »Die Handtasche kannst du im Auto lassen. Einzelne Frauen müssen keine Gebühr bezahlen und die Getränke werden eigentlich immer von Männern ausgegeben.« Auch sie selbst hatte nur ein kleines Kosmetiktäschchen dabei. Sie gingen zum Eingang. Ein recht kleines Schild über der Tür verkündete in verschnörkelter Schrift: Swingerclub Paradiesgarten – Zutritt ab 18.

Jessica öffnete und sie betraten ein kleines Foyer. An einem Tresen saß eine ältere Dame, die sie mit einem Winken begrüßte. Sylvia hätte sie dem Outfit nach eher dem Vorzimmer eines Vorstandsvorsitzenden zugeordnet, als dem Empfang in einem Swingerclub.

»Hallo Margit. Das ist Sylvia. Sie will sich das Haus mal ansehen«, stellte Jessica die beiden einander vor.

Die ältere Dame nickte Sylvia freundlich zu: »Dann hoffe ich mal, dass die Herren einen angenehmen Eindruck hinterlassen, damit Sie wiederkommen.«

Jessica lotste Sylvia an dem Empfangstresen vorbei durch einen Vorhang. Sie betraten eine Bar. Sylvia hatte schummrige Beleuchtung und schmuddelige Einrichtung erwartet, aber alles war hell, freundlich und sauber. An der Theke saßen einige Männer. Neugierig und irgendwie hungrig sahen sie die beiden an. Die Frau hinter der Theke kam hervor und begrüßte Jessica mit einer Umarmung: »Hallo Jessi, wen hast du denn da mitgebracht?« Sie trug einen dünnen Pareo, der knapp unter den Pobacken endete.

»Hallo Tessa, das ist Sylvia. Kannst du ihr bitte alles zeigen?«, bat Jessica.

Tessa nickte, gab Sylvia die Hand und vollführte eine einladende Handbewegung: »Willkommen im Paradiesgarten. Ich hoffe, wir können deine Wünsche wahr werden lassen!«

Mit Blick über die Barlandschaft erklärte sie: »Das hier ist unser Kontaktbereich für das Vorher und Nachher. Hier kannst du dich mit Herren über eure Wünsche und Vorlieben absprechen, bevor ihr dann in einen der aktiven Bereiche geht. Wir haben zwei Räume unten und vier oben. Wenn du mir bitte folgen willst?«

Sie ging voraus. Jessica hatte sich schon zwei Männern an der Theke zugewandt, offenbar ihr Date. Sylvia folgte Tessa mit einem mulmig neugierigen Gefühl.

Als Erstes betraten sie einen Raum, der aussah wie aus einem Märchenschloss. Zwei riesige Himmelbetten standen schräg zueinander, an der Wand war ein wuchtiger Stuhl, der wohl einen Thron darstellen sollte. An die Wände waren Fenster gemalt, die den Blick auf eine grüne Landschaft vorgaukelten.

»Unser Thronsaal. Das ist etwas für die romantisch Veranlagten.« Stella wies auf die kleinen Beistelltische, auf denen Schalen mit Kondomen und Schachteln mit Kosmetiktüchern standen, daneben Papierkörbe. »Wir haben überall genügend Gummis ausliegen. Natürlich geht es uns nichts an, wie du mit einem Mann verbleibst, aber du solltest dich auf keinen Fall überreden lassen, sie wegzulassen. Manchmal versuchen sie es bei Neulingen. Droh ihnen einfach damit, es mir zu sagen.« Sie zwinkerte Sylvia zu und führte sie nach nebenan in einen Sanitärbereich. An der einen Seite gab es zwei Toilettenzellen und ein paar Waschbecken, an der anderen Seite eine Reihe von Brausen wie im Schwimmbad, die sich durch Vorhänge abteilen ließen. »Hier ist einer der Hygiene-Räume. Immer zwischen zwei Zimmern gelegen. Du kannst entscheiden, ob du beim Duschen beobachtet werden willst oder nicht. In dem Regal findest du Shampoo, Duschgel und Handtücher.«

Tessa lotste sie weiter in das nächste Zimmer, bei dem Wände und Decke verspiegelt waren. Eine einzelne riesige Matratze lag auf dem Boden. »Hier muss ich wohl nicht viel erklären«, schmunzelte Tessa. Sie traten wieder in den Barbereich und stiegen dann über eine Treppe nach oben.

»Unser Spielplatz!«, erläuterte Tessa im ersten Raum, den sie betraten und genau so sah das Zimmer auch aus. Es gab zwei Schaukeln. Eine war ein gepolstertes Brett, auf das man sich legen konnte, um ganz nach Lust und Laune hin- und hergeschoben zu werden, die andere war ein weiches Netz aus riesigen Tüchern. Ein drehbarer runder Tisch war wie ein Karussell aufgemacht, es gab außerdem einen niedrigen Barren und ein Bällebad mit einer Matratze als Boden. Alles war knallig bunt.

»Das ist mein Lieblingsraum«, schwärmte Tessa. Durch den Hygienebereich, der genauso aufgebaut war wie unten, ging es weiter in einen Raum mit mehreren Matratzen auf dem Boden und einer breiten Liege. Tessa nannte das Zimmer »Spielwiese« und erklärte: »Das ist unser No-Limit-Bereich. Hier finden Gangbangs statt und es ist gewollt, dass jeder mit jedem … Vielleicht nicht unbedingt etwas für das erste Mal …«

Sie traten wieder auf den Flur und wandten sich der nächsten Tür zu. Ein schwerer Vorgang hing vor dem Eingang: »Jetzt wird es etwas spannender. Das ist unser Darkroom. Hier ist es fast ganz dunkel. Pass auf, dass du nicht über die Matratzen stolperst.«

Tessa schob den Vorhang beiseite und ließ Sylvia eintreten, bevor sie hinterherkam und der Vorhang wieder zurückfiel. Im ersten Moment konnte Sylvia wirklich kaum etwas sehen. Dann erkannte sie, dass es eine schwache rote Beleuchtung rund um die beiden Türen gab. Zwei kleine LED-Leuchtpunkte schimmerten auf dem Fußboden. Tessa ging zum einem und drückte darauf. Ein Lämpchen mit roter Glühbirne leuchtete auf, sodass man alles einigermaßen erkennen konnte.

Der Raum war nur halb so groß wie die anderen, dafür war aber der anschließende Nassbereich umso größer und eine schön gestaltete Spa-Landschaft. Es gab eine Palmenecke mit einer dicken Sandschicht, einen Springbrunnen, dessen Boden mit einer knautschigen Gummimatratze gepolstert war, eine ebenfalls wasserdicht gepolsterte Massageliege mit einer beweglichen Brause und einen flachen Felsen aus Kunststein.

»Wenn ihr Natursekt-Spiele macht, dann bitte nicht im Springbrunnen oder auf dem Sand, sondern da, wo man es problemlos wieder abspülen kann«, bat Tessa. Sylvia schüttelte peinlich berührt den Kopf, aber Tessa lächelte sie nur an und führte sie weiter in den letzten Raum.

»Das ist der ›Kerker‹. Hier kommen die SM-Fans auf ihre Kosten.« Sylvia sah sich ungläubig um. Der Raum sah mit den Tapeten in Maueroptik wirklich wie ein Keller aus. Es gab an der Wand ein Andreas-Kreuz, eine schmale Liege, die wohl eine Folterbank darstellen sollte und einen mit Lackleder überzogenen Gynäkologenstuhl. An allen möglichen Stellen der Sexmöbel waren Metallösen angebracht, die zum Fesseln dienten. Die passenden Hand- und Fußschellen, Manschetten, Masken und auch verschiedene Arten von Gerten, Peitschen Stöcken, Dildos und anderen undefinierbaren Geräte waren an den Wänden drapiert. Über der Folterbank und mitten im Raum baumelten schwere Ketten von der Decke. Tessa erklärte: »Also hier sollte alles sein, was der Fetischist sich so wünscht. Die Ketten kannst du mit den Kurbeln an der Wand in der Höhe verstellen. Wenn ihr irgendetwas in den Körperöffnungen benutzt habt, werft es bitte anschließend in diesen Papierkorb, damit es desinfiziert werden kann.« Sie blickte Sylvia skeptisch an: »Aber so, wie du aussiehst, ist das hier wohl eher nichts für dich?«

Sylvia schüttelte stumm den Kopf. Natürlich hatte sie Bilder von solchen Szenerien schon im Fernsehen gesehen, aber live und zum Anfassen wirkte das richtig gruselig. Sie folgte Tessa wieder nach unten in die Bar. Dort bekam sie einen Willkommenscocktail. Tessa setzte zum Plaudern an, wandte sich aber sofort einem anderen Gast zu, als ein Mann sich auf den Hocker neben Sylvia setzte: »Zum ersten Mal hier?«

Sylvia nickte, wusste aber nicht so recht, was sie sagen sollte. Jessica steuerte mit ihren beiden Begleitern die Treppe an und machte ein aufmunterndes Daumenhoch in ihre Richtung. Sylvia drehte sich zu dem Mann: »Entschuldigen Sie, wenn ich noch ein bisschen … ich weiß nicht … ich war noch nie in so einem Club …«

Er lächelte sie breit an: »Das Lockere kommt bald. Zuerst einmal wird hier nicht gesiezt. Und dann könntest du mir ehrlich sagen, ob ich dein Fall bin, damit ich mich hier nicht total lächerlich mache und dann doch abblitze.«

Er war leicht untersetzt mit einem stark behaarten, breiten Oberkörper. Kein Sportler, aber auch kein Schwächling. Er saß breitbeinig auf dem Barhocker und seine Boxershorts hob sich vielversprechend. Sylvia Unterleib kribbelte wieder. Sie lächelte ihn an: »Also vorm Abblitzen brauchst du keine Angst zu haben. Wo gehen wir denn hin?«

Er grinste: »Ladies first. Welcher Raum hat dir denn besonders gut gefallen?«

»Der Darkroom«, beschied Sylvia. Sie tranken aus und gingen nach oben. Sylvia hörte Jessica aus dem No-Limits-Raum kichern. Ihr Begleiter hielt den Vorhang beiseite, sodass sie die nächste Matratze erkennen konnte. Er trat hinter ihr ein, der Vorhang glitt zurück und es war dunkel. Sylvia setzte sich auf die Matratze und fühlte sich mit einem Mal gar nicht mehr wohl. Sie kannte diesen Kerl doch überhaupt nicht. Was, wenn er ein Perverser war?

Der Mann kniete sich neben sie und erkundigte sich: »Einverstanden, wenn ich dich ausziehe?« Sylvia nickte, dann fiel ihr ein, dass er das ja gar nicht sehen konnte und forderte ihn auf: »Tu dir keinen Zwang an. Ich nehme mal an, das ist nicht dein erster BH?«

»Ganz bestimmt nicht!«, stellte er fest und tastete nach ihr. Kaum hatte er sie berührt, fuhren seine Hände sanft über ihre Haut. Er schob das Top nach oben und ließ die Finger an ihrer Wirbelsäule hinuntergleiten. Sylvias Unwohlsein verflog. Dieser Mann wusste genau, was Frauen richtig scharfmachte und er gab ihr das Gefühl begehrenswert und unwiderstehlich zu sein. Er nahm den BH nicht gleich ab, sondern hob ihre Brüste aus den Körbchen und saugte abwechselnd an den Nippeln. Sylvia stöhnte auf. Seine Hände fanden den Verschluss und die Hülle fiel herunter. Er drückte sie sanft auf die Matratze. Sylvia griff nach seiner Shorts, aber ihre Arme waren zu kurz, um sie runter zu ziehen.

Er ließ ihren Nippel los, saugte sich mit den Lippen zu ihrem Hals hoch und raunte: »Mach langsam, sonst ist es zu schnell vorbei. Ich wusste ja nicht, dass du es so nötig hast!«

Sie ließ die Hose los und nahm die Arme nach oben. Er hob ihre Hüfte an, öffnete den Reißverschluss ihres Rockes und zog ihn herunter. Sie wollte den Slip hinterherschieben, aber er schob sanft ihre Hand weg: »Überlass das dem Profi!«

Sylvias Unterleib kochte, ihre Haut brannte und sie wusste vor Wollust nicht mehr ein noch aus. Der Mann griff von unten in den Slip und suchte ihren Eingang. Sylvia packte das Top neben sich und biss hinein, um nicht aufzuschreien. Er zog das Höschen herunter, dann hörte sie das Knistern einer Kondomverpackung, die geöffnet wurde. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er das Gummi übergezogen hatte. Endlich kniete er sich zwischen ihre Beine und begann, mit der Penisspitze an der Außenseite ihrer Vagina hoch- und runterzufahren.

»Steck ihn endlich rein!«, forderte sie.

Als er jedoch keinerlei Anstalten machte, mit dieser Quälerei aufzuhören flehte sie ihn förmlich an: »Bitte, schieb ihn rein, … bitte, ich kann nicht mehr!«

Er griff um ihre Oberschenkel und zog sie an sich heran, sodass sie mit dem Po nicht mehr auf der Matratze lag, sondern zwischen seinen Schenkeln in der Luft hing. Er richtete sich auf und drang machtvoll in sie ein. Sie versuchte, sich an ihm festzuhalten, aber in dieser Position ging das nicht. Er zog ihren Unterleib rhythmisch und kraftvoll an seinen heran, während er sich selbst kaum bewegte. Sylvia wimmerte vor Lust.

Dann spürte sie etwas an ihrem Mund. Es roch nach künstlichem Erdbeer-Aroma. Ein weiterer Penis! Anscheinend hatten sie Besuch bekommen. Sie griff nach dem Schwanz und saugte daran, als wäre es das letzte Mal in ihrem Leben. Sie wurde von den harten Stößen auf der Matratze hin- und hergeschoben, aber sie wollte auf keinen Fall, dass das Glied aus ihrem Mund rutschte. Eine Hand tastete nach ihrer Brust und rieb ihre Brustwarze. Mit einem Grunzen und einem letzten mächtigen Stoß kam der Mann, der sie vögelte und kurz darauf spürte sie auch, wie der andere Mann sich in ihrem Mund ergoss. In dem Moment verfluchte sie AIDS und Co. und diese verdammten Gummis. Sie wollte das Sperma fühlen und schmecken. Stattdessen spürte ihre Zunge nur labberiges Latex.

Der erste Mann beugte sich über sie und raunte ihr zu: »Hast du genug oder soll ich Nachschub besorgen?«

Sie zuckte erschrocken zusammen. Sie fühlte sich ertappt, ohne bestimmen zu können, wobei. Sie räusperte sich: »Fürs Erste war das mehr als ausreichend. Danke, das hat enorm gutgetan.«

Er lachte in die Dunkelheit: »Stets zu Diensten.« Dann schaltete er eines der kleinen Lämpchen an, nahm sich eine Handvoll Kosmetiktücher, entsorgte das Kondom, zog die Hose wieder hoch und verschwand im Hygienebereich.

Der andere Mann meldete sich zu Wort: »Es ist zwar eigentlich üblich, dass man vorher fragt, ob man mitmachen kann, aber so was Rattenscharfes hatte ich schon lange nicht mehr. Sauer?«

»Sehe ich aus, als ob ich sauer bin?«, murmelte Sylvia und hoffte, dass er endlich verschwand. Sie wollte jetzt ihre Ruhe haben.

»Dann bin ich beruhigt«, gab der Mann zurück, griff ebenfalls nach den Tüchern und folgte seinem Vorgänger. Sylvia drückte das Lämpchen wieder aus und spürte noch eine Weile dem Zucken in ihrem Unterleib nach. Genau das hatte sie jetzt gebraucht, aber irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. War sie doch so sehr in altbackenen Moralvorstellungen gefangen?

Als das Pulsieren nachließ, schaltete sie das Lämpchen wieder an und suchte ihre Sachen zusammen. Anscheinend waren die Männer durch den anderen Raum hinausgegangen. Sie betrat den schönen Spa-Bereich, wickelte sich ein Handtuch um den Kopf und genoss eine heiße Dusche. Sie war etwas wackelig auf den Beinen. Weil sie keine Lust hatte, sich noch einmal durch die Dunkelheit zu tasten, wollte sie durch den »Kerker« hinausgehen. In der Tür blieb sie wie angewurzelt stehen. Dort war gerade ein Paar aktiv – und wie!

Die Frau stand, bis auf ein Paar hochhackige Schuhe völlig nackt, mit dem Gesicht zur Wand am Andreaskreuz. Ledermanschetten fesselten ihre Handgelenke an die beiden oberen Enden des »X«, eine schwarze Augenbinde verdeckte die Hälfte ihres Gesichts. Der Mann trug eine lange Motorrad-Lederhose und Springerstiefel, der Oberkörper war nackt. In der Hand hielt er eine Gerte mit einem kleinen Lederläppchen an der Spitze. Er flüsterte der Frau etwas ins Ohr. Sie nickte. Er drehte sich um und erblickte Sylvia. Entschuldigend hob sie die Schultern. Er nickte mit dem Kopf in einen Winkel des Raumes und hob den Zeigefinger an die Lippen, damit sie still blieb. Sylvia hockte sich leise in die angewiesene Ecke. Der Mann ging an die Wand, nahm eine breite Manschette herunter und eine schmale Hundeleine. Er trat hinter die Frau und gab ihr die Gerte in den Mund. Gehorsam öffnete sie die Lippen und hielt das Instrument mit den Zähnen fest. Der Mann zog ihr die Manschette als Halsband um und befestigte die Leine, sodass sie an ihrer Brust herunterbaumelte. Dann nahm der die Gerte wieder an sich und zog der Frau die Spitze zwischen den Beinen durch. Er betrachtete das Lederläppchen, stippte es sanft gegen die Wange der Frau und flüsterte etwas.