Bitter die Pille, heiter der Trost - Thomas Holtbernd - E-Book

Bitter die Pille, heiter der Trost E-Book

Holtbernd Thomas

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Beschreibung

Wie fühlt es sich an, wenn man als Patient auf seine Operation wartet? Was denkt die Pflegekraft, die kaum noch Zeit für den einzelnen Patienten hat? Was fühlt ein Arzt, der seine Visite macht und jedem Patienten gerecht werden möchte? Und was empfindet ein Besucher, der nicht weiß, was er dem Kranken sagen soll? Und vor allem, wie kann in all der Hektik, dem Leid, der Not, der Verzweiflung noch Zuversicht spürbar werden? Gegen all das Negative und Dunkle sollen die Geschichten von Menschen, die in ähnlichen Situationen waren, Hoffnung machen. Getreu dem Motto "Humor ist die beste Medizin" ist dieses Buch ein hilfreicher Begleiter für Patienten, Angehörige, Besucher, Ärzte, Pflegende, Altenheimbewohner, Seelsorger.

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Seitenzahl: 199

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THOMAS HOLTBERND

Bitter die Pille, heiter der Trost

Heilsame Wortdragees für Patienten, Angehörige, Besucher, Ärtze, Pflegende, Altenheimbewohner, Seelsorger ...

Aschendorffs

EPUB-Edition

Vollständige E-Book-Ausgabe des im Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG erschienenen Werkes

Originalausgabe

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2005/2012 Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster

ISBN der EPUB-Ausgabe: 978-3-402-19675-5

ISBN der Druckaugabe: 978-3-402-00211-7 (vergriffen)

Sie finden uns im Internet unter

www.aschendorff-buchverlag.de

Inhalt

Gebrauchsinformation

Kapitel 1: Mir geht’s nicht gut

Kapitel 2: Ach, es geht noch

Kapitel 3: Auf dem Weg zum Arzt

Kapitel 4: Es riecht schon so

Kapitel 5: Warte, warte noch ein Weilchen, dann kommt … auch zu dir

Kapitel 6: Dann ziehen Sie sich schon mal aus!

Kapitel 7: Was haben wir denn?

Kapitel 8: Ihre Werte sind aber gar nicht gut!

Kapitel 9: Davon nehmen Sie dreimal täglich eine …

Kapitel 10: Dann kommen Sie nächste Woche noch einmal wieder

Kapitel 11: Aufnahme

Kapitel 12: Der Fremde im Zimmer

Kapitel 13: Der ganz normale Wahnsinn

Kapitel 14: Besondere Delikatessen: Schnitzel passiert u. a.

Kapitel 15: Visite

Kapitel 16: Halbgötter in Weiß

Kapitel 17: Schwester! Schwester!

Kapitel 18: Jetzt wird’s fettig

Kapitel 19: Mit vereinten Kräften

Kapitel 20: Wer klopfet an?

Kapitel 21: Der Alltag auf der Station

Kapitel 22: Wenn das Licht ausgeht

Kapitel 23: Draußen vor der Tür

Kapitel 24: Aua! Aua! Es tut doch so weh!

Kapitel 25: Bet mal wieder

Kapitel 26: Die Operation schaffen Sie, so oder so!

Kapitel 27: Nach der Operation ist vor den Schmerzen

Kapitel 28: Der Besuch kommt

Kapitel 29: Wenn der Patient in die 7. Etage verlegt wird

Kapitel 30: Auf dem Flur

Kapitel 31: Es geht schon wieder

Kapitel 32: Endlich nach Hause

Kapitel 33: Vom gesunden Leben

Appendix

Der Autor

Thomas Holtbernd bei Aschendorff

GEBRAUCHSINFORMATION. BITTE AUFMERKSAM LESEN!

Zusammensetzung:

Das Medikament enthält als Trägerstoff hochprozentige Wirklichkeit. Die einzelnen Wirkstoffe sind: Jetzterstrecht, Dalachichdoch, Gottvertrauen, Dasistjakomisch, DieHoffnungbleibt. Die umschlagende Wirkung ist ein reiner Placeboeffekt.

Anwendungsgebiete:

Verhinderung von Resignation und Trübsal bei medizinischen Ein- und Beigriffen. Zur antiseptischen Begleittherapie bei giftigen Ärzten, Pflegekräften, Besuchern, medizinischem Personal, Seelsorgern u. a. sowie sich selbst.

Gegenanzeigen:

Das Medikament darf nicht angewendet werden bei chronischem Realitätssinn. Eine hohe Dosierung kann den Krankenhausaufenthalt bzw. die Rekonvaleszenz drastisch verkürzen.

Danebenwirkungen:

Häufig kann eine Steigerung der Lebenslust eintreten und damit eine atypische Unlust zum Kranksein.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten:

Erhöht wird die Wirkung durch freundliche und humorvolle Personen, die dem Einnehmenden gegenüber treten.

Dosierungsanleitung:

Soweit nicht anders verordnet sofort nach dem Aufwachen eine erste Dosis einnehmen. Je nach Schweregrad der Niedergeschlagenheit eine ordentliche Portion. Eine wiederholte Infusion schadet weder dem einen noch dem anderen.

Art der Anwendung:

Das Mittel kann je nach Bedarf mit oder ohne Flüssigkeit eingenommen werden. Die Einnahme erfolgt lesend über die Augen oder hörend durch die Ohren.

Dauer der Anwendung:

Das Medikament sollte nicht länger als bis zur Gesundung eingenommen werden, da sonst ein zu großer Übermut auftreten kann. Ein überdurchschnittliches Glücklichsein kann die Folge sein.

Stand der Information:

Frühjahr 2005

Inhaltsstoffe

„Herr Doktor, ich habe es mit der Galle.“ „Das ist aber bitter.“

Krankenhäuser, Altenheime, Arztpraxen usw. sind nicht nur Orte des Leids und der Krankheit, sondern auch eine Fundgrube für heitere Geschichten. Ich habe als Krankenhausseelsorger manch nette Anekdote gehört, erlebt und auch provoziert. In der Ausbildung von Pflegekräften, Stationsleitungen, in Fortbildungen für Ärzte usw. habe ich weitere Geschichten erzählt bekommen. Nicht alle wirken aufgeschrieben so gut wie gehört. Also habe ich diese Erzählungen und Geschichten in eine gut leserliche Form gepackt. Dabei wurde mit Fantasie die Wirklichkeit ein wenig bunter gemacht. Beim Schreiben leitete mich nicht die historische Genauigkeit, sondern das Nachempfinden. Wie fühlt es sich an, wenn man als Patient auf seine Operation wartet? Was denkt die Pflegekraft, die kaum noch Zeit für den einzelnen Patienten hat? Was fühlt ein Arzt, der seine Visite macht und jedem Patienten gerecht werden möchte? Und was empfindet ein Besucher, der nicht weiß, was er dem Kranken sagen soll? Und vor allem, wie kann in all der Hektik, dem Leid, der Not, der Verzweiflung noch Zuversicht spürbar werden? Gegen all das Negative und Dunkle sollen die Geschichten von Menschen, die in ähnlichen Situationen waren, Hoffnung machen: „... und dann war da einer.“

Wem die Geschichten als Heiterkeitsauslöser nicht reichen, der findet verstreut einige passende Witze. Über Ärzte, die Psychiatrie, Krankheiten, das Krankenhaus usw. gibt es ähnlich wie über die Kirche und ihre Vertreter einen großen Fundus an Witzen. Es ist immer wieder erstaunlich, welch einen Humor Kranke entwickeln und wie ein Witz alle Beteiligten entlasten kann. Selbst der Schwarze Humor erfrischt oft die Gemüter. Mit dem nötigen Feingefühl lassen sich auf diese Weise emotional schwierige Situationen in hoffnungsvolle Neuanfänge verwandeln.

Verwandeln war und ist auch die Aufgabe der Heiligen. In der Kirchengeschichte gibt es sogar einige amüsante Anekdoten oder aus heutiger Sicht komische Geschichten, die vom heilsamen Wirken dieser Heiligen zeugen. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“ ist das fromme Leben keineswegs nur fromm. Wurden die Heiligenlegenden früher verfasst, um den Menschen das gottesfürchtige Leben zu lehren, so können heute Heilige in ihrer Menschlichkeit beschrieben werden und damit eine gläubige Heiterkeit fördern.

Und schließlich gibt es noch die Wissenschaft. „Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass“ es Erkenntnisse gibt, die durchaus amüsant sind. Eine genaue Analyse der Forschungslandschaft lässt zudem den Verdacht aufkommen, dass so manche Diagnose und Prognose in der Medizin fast genauso exakt ist wie das Lesen aus dem Kaffeesatz. Das gibt Hoffnung.

Und zwischen diesen Geschichten, Anekdoten, Witzen und Legenden finden sich weitere Zeilen, die in heiterer Weise den Alltag und die Alltäglichkeiten rund um Krankheit, Gesundheit, Krankenhaus oder Altenheim beleuchten. Es ist eine Art Führer durch die Krankheit, damit sich jeder, den es von der einen oder anderen Seite betrifft, ein wenig an die Hand genommen fühlt.

Bleiben Sie gesund, werden Sie gesund, behalten Sie Ihre heitere Gesinnung, seien Sie ein frohgemuter Begleiter, denn es ist noch immer gut gegangen ... und ein Lachen auch am falschen Ort und zur falschen Zeit ist immer noch besser als in Resignation zu versinken.

Ein Lächeln zwischen und in den Zeilen

Thomas Holtbernd

„Mit dieser Medizin können Sie wieder die ganze Nacht durchschlafen“, sagt der Arzt zu seinem Patienten. „Und wie oft muss ich die Medizin einnehmen?“ „Alle zwei Stunden!“

Mir geht’s nicht gut

Der Chef einer großen Firma liegt im Krankenhaus. Als seine Frau ihn besucht, meint er zu ihr: „Was soll nur werden, wenn ich nicht mehr da bin?“ Seine Frau will ihn beruhigen und antwortet: „Jetzt stirb Du erst einmal – und dann schauen wir weiter.“

Manch einer wird krank und denkt gleich an das Schlimmste. Gesund ist normal, krank ist die Abweichung und wird daher als Bedrohung empfunden. Für chronisch Kranke ist dies anders, da ist die Abwesenheit von Schmerz die Ausnahme. Im Alltag denkt man nicht daran, dass es auch anders sein könnte. Wenn dann ein Zipperlein plagt, dann fällt der eine schon fast in Agonie während der andere das Wehwehchen wegschiebt und tut als wäre nichts. Manche sind Hypochonder und jedes Anzeichen wird genutzt, um sich eine Krankheit einzubilden. Doch selbst ein Hypochonder kann ernsthaft erkranken.

Es gibt Menschen, die haben außer den Kinderkrankheiten und ab und an eine Erkältung noch keine ernsthafte Krankheit gehabt. Das ist schön für diese Menschen. Manche schwer oder chronisch Kranken erleben die Gesunden als Provokation und wünschen denen, die sich demonstrativ gesund gebärden, die Pest an den Hals. Gesunde haben oft kein Verständnis dafür, dass Kranke ihnen ihre Gesundheit neiden oder schlichtweg genervt sind, wenn mal wieder einer von seinen Fitnessproblemen erzählt und dass er neulich im Wellnessurlaub feststellen musste, wie fit andere in seinem Alter sind.

Wenn es den Gesunden mal schlecht geht, geraten sie in Angst und Ungewissheit. In jedem Bekanntenkreis gibt es dann die, die die Soziologen ein „lay referal system“ (Laienüberweisungs- und Laienempfehlungssystem) nennen. Diese Menschen können genau sagen, welcher Arzt am Besten ist, dass es neulich im Fernsehen einen Bericht gegeben hat, in dem davor gewarnt wurde, die Symptome zu leicht zu nehmen. An dieser Krankheit seien schon einige gestorben. Andere wissen, dass man dies oder jenes Medikament nehmen müsse. Und vor allem wäre der Arzt Soundso gar nicht gut, der Doktor XY ist ja so einer netter Mann und überhaupt ... Mancher wird bei diesen Ratschlägen sofort wieder gesund. Da war es wohl nichts Ernsthaftes. Wenn es jedoch wirklich eine Krankheit ist, dann kann man in Selbstversuchen die Heilung betreiben oder man wartet ein wenig. Was von selbst kommt, kann auch von selbst wieder gehen. Man gönnt sich ja sonst nichts, nimmt ein leichtes Schmerzmittel und harrt der Zeichen, die Besserung verheißen. Man ist halt auch viel im Stress, wenn man wieder etwas mehr Ruhe hat, wird sich der Körper schnell erholen und die Krankheit ist wie weggeblasen. Sollte der Beschwerdezustand doch hartnäckiger sein, kann man ja immer noch zum Arzt gehen. Obwohl man die Bekannten für etwas überdreht hält, beherzigt man manchmal doch ihre Tipps. Es könnte ja etwas dran sein. Das Vertrauen in die medizinischen Kenntnisse des guten Bekannten sind unter Umständen eher krankheitsverstärkend und weniger gesundheitsfördernd. Es ist eben nicht von Vorteil, den Herzinfarkt mit einer aufgeschnittenen Zwiebel zu behandeln, die man auf die Herzgegend legt, auch wenn der Bekannte den Eindruck vermittelt er wäre quasi der Bruder von Christiaan Barnard und hätte schon im Uterus die ersten kardiologischen Untersuchungen vorgenommen.

Wollen die Schmerzen oder die Symptome einfach nicht nachlassen, gerät mancher in eine fast schon nekrophile Stimmung: War es das jetzt? Mein Vater ist auch nicht viel älter geworden. Wenn ich doch noch gesund werden sollte, dann werde ich aber mit dem Joggen anfangen. Überhaupt werde ich mich gesund ernähren und vielleicht werde ich sonntags auch mal wieder in die Kirche gehen, man weiß ja nie? Vielleicht sollte ich auch schon mal mein Testament schreiben, sicher ist sicher …

Pfarrer zum kleinen Peter: „Na, wie geht’s denn Deinem Vati, Peter?“ „Der ist am Samstag gestorben.“ Pfarrer: „Tut mir aber leid für Dich. Woran ist er denn gestorben?“ Peter: „Er hat sich mit dem Hammer auf den Daumen gehauen.“ Pfarrer: „Aber daran stirbt man doch nicht!“ Peter: „Ja, aber er hat so geschrieen, da mussten wir ihn erschießen.“

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass zu fürsorgliches Verhalten gar nicht gut ist. Die Neuropsychologin Herta Flor untersuchte Menschen mit chronischen Rückenschmerzen. Sie stellte durch Messung der Hirnströme fest, dass Patienten, die von ihren Partnern vornehmlich rücksichtsvoll behandelt wurden, auf einen Schmerzreiz besonders stark reagierten. Dabei zeigte sich diese Reaktion nur an dem Schmerzort Rücken und wenn der Partner im Raum war. (Gehirn & Geist, 1/2003)

Auf das Mitleid der anderen sollte man besser nicht hoffen. Wer weiß schon, was ich leide. Die Frauen sagen zu den Männern: Stell dich nicht so mimosenhaft an, sei ein ganzer Kerl, wenn du wirklich mal etwas Richtiges hast, dann nimmt dich niemand ernst. Und die Männer denken über die Frauen: Die soll sich nicht so anstellen, bestimmt wird sie mir wieder vorwerfen, es ginge ihr so schlecht, weil ich nie zuhöre und was Gefühle angeht sowieso ein Eisblock sei, womöglich will sie mich noch zur Partnerberatung schleppen. So hat jeder seine Fantasien, Befürchtungen und Ängste.

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass es förderlich für eine Beziehung ist, wenn die Frau die Hosen anhat. „Femininere“ Männer lassen die Frauen eher machen und akzeptieren es, wenn Frauen sich aktiv um Beziehungsprobleme kümmern. Noch besser scheint die Aussicht für eine lange Beziehung zu sein, wenn Mann und Frau weniger männlich sind, d. h. der Testosteronspiegel bei beiden relativ gering ist. Dann sind nämlich die Männer konstruktiver bei der Bewältigung der Beziehungsprobleme und reagieren nicht aggressiv auf Veränderungswünsche seitens der Partnerin. (Journal of Family Psychology, Bd. 17, 2003)

… und dann war da einer, der merkte nicht, dass ihm etwas fehlte. Er wachte wie jeden Morgen auf, tat das, was er jeden Morgen tat und war bis Mittag ununterbrochen beschäftigt. Als er zur Ruhe kam, wurde er ein wenig nervös. Er spürte: Mir fehlt etwas. Er wusste jedoch nicht was. Ihm ging es gut, das war verdächtig. Da fiel es ihm auf, er hatte bis jetzt noch gar keine Angst gehabt. An manchen Tagen hatte er solche Angstzustände, dass er nicht vor die Tür ging. Die Angst war weg. Er hatte sich so daran gewöhnt Angst zu haben, dass sie ihm schon fast fehlte. Er kam sich nackt vor. Ohne Angst, das kannte er gar nicht. Die Angst hatte ihm sonderbarerweise auch einen Schutz geboten. Er schämte sich nicht, andere um Hilfe zu bitten, da er ja eine solche Angst hatte. Jetzt wurde ihm bewusst, was er geschafft hatte. Er hatte alles gemacht, was nötig war und niemanden um Hilfe gebeten. Ihm war ganz seltsam, er hatte Angst, der Sache zu trauen. Und das wiederum war so absurd, dass er völlig unsicher war, ob sich seine Angst wie Angst anfühlte. Er gab seinen Zweifel einfach auf und ging vor die Tür.

Sagt der Arzt zum Patienten: „Da sind Sie ja gerade noch rechtzeitig gekommen?“ „Ist es so schlimm?“, fragt der Patient. „Das nicht. Aber einen Tag später und die Krankheit wäre auch so geheilt.“

Natürlich gibt es auch Krankheiten, die sind so recht gar keine Krankheiten, sondern einfach der Wunsch nach Ruhe. Würde man beschließen, heute bleibe ich mal im Bett, so könnte man zwar ein wenig Verständnis bei vielen Mitmenschen finden, doch kein Vorgesetzter würde das akzeptieren. Da man das weiß und dennoch im warmen Bett liegen bleiben möchte, überlegt man, ob man sich nicht vielleicht doch ein wenig krank fühlt. Man könnte zum Hausarzt gehen, damit der einen krank schreibt. Um dort glaubwürdig zu sein, muss man das Gefühl krank zu sein, vertiefen und entwickelt tatsächlich Krankheitssymptome. Viele Hausärzte kennen solche Situationen, eigentlich ist der Patient nicht krank, doch ihm täte es ganz gut, damit er gesund bleibt, ihm ein oder zwei Krankheitstage zu gönnen. Dafür muss eine nette Diagnose gefunden werden und schon ist der gesunde Patient krank. Ein Hausarzt, der seine Patienten kennt, weiß meist einzuschätzen, ob dieses „Krankfeiern“ für die Gesundheit gut ist.

… und dann war da der Mitarbeiter, der nie krank war. Er arbeitete im öffentlichen Dienst und war sehr pflichtbewusst. Jeden Tag ging er zur Arbeit und wenn er mal Kopfschmerzen oder eine Erkältung hatte, dann ging er trotzdem. Im Laufe der Jahre hatte er viele Kollegen erlebt, die ohne große Gewissenskonflikte sich mal ein paar Tage frei machten und dafür den gelben Urlaubsschein nahmen, d. h. sie ließen sich vom Hausarzt krank schreiben. Irgendwie bekamen sie das hin, dem Arzt was vorzumachen. Die Kollegen und Vorgesetzten wussten, dass die Krankheiten stark nach Faulfieber rochen, hatten aber keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Das Ärgerliche für den, der nie krank war, bestand nun darin, dass diese Kollegen nach und nach die besseren und ruhigeren Arbeiten bekamen. Da man wusste, wie zuverlässig er ist, gab man ihm alles, was unangenehm ist. Und langsam entwickelte sich bei ihm die Idee, eine Allergie zu entwickeln, um auch die Vorteile seiner Kollegen genießen zu können. Das Schicksal meinte es jedoch gut mit ihm, er brauchte keine Krankheit auszubrüten, er wurde befördert und auf der neuen Stelle ging es ihm wesentlich besser als seinen „kranken“ Kollegen.

Ein recht gewissenhafter Beamter meldet sich bei seinem Vorgesetzten krank. Er schreibt: „Leider muss ich dem Dienst heute fernbleiben. Mich quälen Erbrechen und Kopfschmerzen, ein wenig Schwindel ist auch dabei.“

Klarer ist die Sache, wenn man einen Unfall hatte. Das Bein ist gebrochen, es wurde geröngt, anschließend eingegipst und man hat ein paar Urlaubstage extra, wenn auch mit einem gewissen Handicap.

Meier geht an Krücken und trifft einen alten Freund: „Was ist Dir denn passiert?“ „Autounfall!“ „Ach, wie schrecklich! Kannst Du jetzt nicht mehr ohne Krücken laufen?“ Meier erwidert: „Na ja, mein Arzt sagt ja, mein Anwalt nein.“

Ach, es geht noch

Während die einen jeden Anflug von Krankheit nutzen, um sich bedauern zu lassen, kämpfen die anderen gegen die Einsicht an, dass vielleicht wirklich etwas vorliegt. Sich eine Erkrankung einzugestehen, fällt einigen Menschen – häufig handelt es sich dabei um Männer – schwer. Sie zögern den Gang zum Arzt hinaus, versuchen mit so manchen Mittelchen das Ganze in den Griff zu bekommen. Gerne fragt man auch seine Eltern, wenn man sie noch fragen kann. Ist z. B. das Kind erkrankt, so möchte man von der Mutter wissen, wie es war als man selber die Röteln, Masern o. a. hatte. Irgendwie vertraut man darauf, dass ältere Menschen Zuversicht vermitteln und erprobtes Wissen weitergeben. Die Eltern kennen ja die eigene Geschichte, wissen meist, welche Krankheiten man im Laufe der Kindheit hatte, welche Komplikationen aufgetreten waren und was geholfen hat. Manchmal reicht es schon, wenn sie einfach zuhören. Viele Menschen gehen daher auch zu einem Heilpraktiker, weil sie glauben, dass man ihnen dort mehr zuhören wird.

Ein Patient kommt mit ganz eigenartigen Symptomen zum Hausarzt. Der Doktor fragt: „Seit wann haben Sie diese Symptome und waren Sie schon damit in Behandlung?“ Der Patient antwortet: „Ich war bei einem Heilpraktiker.“ „Und was hat Ihnen dieser Quacksalber geraten?“ „Er hat mich zu Ihnen geschickt.“

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass ältere Menschen weniger ichbezogen, unabhängiger und gelassener sind, eher auf die Zukunft schauen und Negatives für sich behalten. Um das herauszufinden, analysierten Forscher die Sprachgewohnheiten. Ältere Menschen sagen häufiger „wir“ oder „unser“, schließen andere in das eigene Denken mit ein. Und auch negative Gefühle drücken eher Jugendliche und jüngere Menschen aus. D. h. wir drücken immer mehr positive Gefühle aus, je älter wir werden. (Journal of Personalitiy and Social Psychology, 2/2003)

Kommt man mit dem Aushalten nicht weiter, besinnt man sich auf Dinge, die man schon einmal ausprobiert hat. Vor Jahren hatte man mal einen Kurs für Autogenes Training gemacht, das wird jetzt bestimmt helfen. Man entspannt sich, die Schmerzen lassen nach und wenn man sich vorstellt, an einem schönen Palmenstrand zu sein, ist die Krankheit fast schon weg.

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass tatsächlich das Bild von einem Palmenstrand gerochen wird. Wer im Urlaub das Meer gerochen hat, wird beim Anschauen der Urlaubsfotos auch den Geruch vom Meer in der Nase haben und Entspannung pur und rundum spüren. Britische Forscher konnten nämlich nachweisen, dass Versuchspersonen, die bestimmte Bilder mit Gerüchen verbunden hatten in einem zweiten Durchgang beim erneuten Betrachten der Bilder ohne Geruch im Gehirn die gleichen Aktivitäten in den Arealen für die Geruchsempfindung zeigten wie im ersten Durchgang. (University College London)

Wenn die Entspannung nicht hilft, muss man halt positiv denken. Das hat man doch neulich beim Friseur in der Zeitschrift gelesen. Da wurde von jemandem berichtet, der durch das positive Denken die richtigen Zahlen beim Lotto getippt hat. Also, wenn das kein Beweis ist. Und siehe da, das Telefon klingelt und eine Dame berichtet, das ich ausgewählt sei und etwas gewonnen hätte, jetzt müsste ich nur noch anrufen, um meinen Gewinn abzurufen. Fast schon hätte man die Nummer gewählt, da fiel doch auf, dass die Vorwahl 0190 ist. Gut, gewonnen hat man jetzt nichts, aber dass der Anruf genau in diesem Augenblick kam, das ist doch ein Zeichen.

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass positives Denken eher in die Krankheit führt. Positiv-Denker lasten sich jedes Verfehlen der Ziele einem Mangel am positiven Denken und damit sich selbst an. Damit geraten diese Menschen jedoch noch mehr in die Depression. (s. Krämer, Trenkler, Das neue Lexikon der populären Irrtümer, Frankfurt: Eichborn. S. 272)

Die Rentner treffen sich beim Stehcafé in der Stadt. Sie klagen über ihre Krankheiten und überhaupt die Welt ist schlecht, die Renten zu klein. Früher war alles besser. Einer der Rentner meint darauf: „Ich denke nur noch positiv.“ Darauf erwidert ein anderer Rentner, der ihn von oben bis unten gemustert hat: „Für dein positives Denken siehst du aber ganz schön abgeschlafft aus!“ – „Was glaubst du wohl, wie anstrengend so ein positives Denken ist?!“

Die Beschäftigung mit der Krankheit und ihrer Therapie kann auch traurig machen. Es hilft kein Hausmittelchen, kein Entspannungstraining, kein Sich-Bedauernlassen und kein positiver Blick von vorn. Einige Menschen werden depressiv und lassen sich nicht mehr aufheitern. Andere werden zwar auch depressiv, begegnen diesem niedergeschlagenem Gefühl jedoch mit Aktivitäten, sie gehen einkaufen oder buchen den nächsten Urlaub, fangen an zu renovieren, was schon seit Jahren darauf wartete. Manchmal hilft dieser Kampfgeist – und die Beschwerden sind weg.

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass traurige Menschen gerne Sachen kaufen, die sie gar nicht brauchen. Forscher zeigten Versuchspersonen kleine Filmszenen. Sie wollten wissen, wie sich eine ekelerregende, traurige oder neutrale Stimmung auf das Verkaufs- und Kaufverhalten auswirkt. Nach dem Film sollten die Versuchspersonen Gegenstände verkaufen oder kaufen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass traurige wie auch angeekelelte Personen möglichst schnell verkaufen wollen und dabei enorme Preisnachlässe gewähren. Beim Kaufen war es so, dass angeekelte Personen gar nicht kaufen wollen, traurige hingegen auch zu stark überteuerten Preisen kaufen. (Psychological Science, 5/2004)

Auf dem Weg zum Arzt

Kommt ein Mann mit einem Messer im Bauch zum Arzt und fleht ihn an: „Herr Doktor, bitte helfen Sie mir, ich verblute!“ – „Nein, das geht jetzt nicht! Es ist schon viertel vor sechs. Ich habe keine Zeit! Ich will nach Hause!“ Der Patient ist völlig geschwächt: „Bitte, ich kann nicht mehr!“ – „Also gut“, antwortet der Arzt, „ich helfe Ihnen.“ Der Doktor zieht dem Mann das Messer aus dem Bauch und steckt es ihm ins Auge. „So! Jetzt gehen Sie zum Augenarzt, er hat seine Praxis heute bis sieben Uhr geöffnet.“

Irgendwann ist es soweit. Die Nachbarn gucken so komisch, Freunde sagen: „Mensch, Du siehst aber krank aus.“ Man geht mal lieber zum Arzt. Wer nun keinen alten Hausarzt hat, der nimmt sich vielleicht das Telefonbuch und nimmt den, bei dem man irgendwie ein gutes Gefühl hat. In diesem Moment hat man die erste Stufe der Karriereleiter erklommen. Bei dieser Patientenkarriere kann dem ein oder anderem leicht ein wenig schwindelig werden, denn die Leiter führt nach unten und es ist so als röche man schon ein wenig den Schwefel, weil die Hölle näher kommt. Doch zunächst handelt es sich nur um das Wartezimmer des Arztes und Luzifer heißt Dr. Lustig und ist Mediziner. All dies weiß man, doch trauen tut man den Brüdern nicht. In der Nachbarstraße hat doch der Doktor Soundso neu gebaut mit allem Schnickschnack, da war so mancher Patient sicherlich länger krank als nötig. Überhaupt kriegt der doch von der Pharmaindustrie jede Menge gesponsert, wenn er deren Medikamente verschreibt. Der Hass auf die Ärzte tut so richtig gut, doch eigentlich hat man einfach nur Angst.

Treffen sich zwei Ärzte. Meint der eine: „Letzte Woche sind drei meiner chronisch kranken Patienten gesund geworden.“ Darauf antwortet der andere: „Geschieht dir recht! Du solltest dich mehr um Deine Patienten kümmern!“

Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass es besser ist zu hassen. Psychologen untersuchten den Stress von Personen, die Menschen mit unterschiedlichen Gefühlen gegenübertraten. Es wurde der Blutdruck in alltäglichen Situationen gemessen. Die Wissenschaftler stellten dabei fest, dass der Blutdruck nicht bei Antipathie oder Sympathie stieg, wohl aber wenn die Probanden Menschen begegneten, zu denen sie ein ambivalentes Gefühl hatten. Die Erklärung liegt darin, dass man bei ambivalenten Gefühlen auf positive Reaktionen hofft, aber auch enttäuscht werden kann und das treibt uns in den Stress. (Health Psychology 22, 2003, S. 388)

Ein Patient kommt aufgeregt zum Hautarzt: „Sehen Sie sich mal diese ekeligen Pusteln auf meinem Körper an!“ Der Hautarzt erwidert: „Das ist nicht so schlimm.“ Entrüstet antwortet der Patient: „Das soll nicht schlimm sein? Was nennen Sie denn dann schlimm?“ Darauf sagt der Arzt: „Schlimm wäre, wenn ich es hätte.“