Bitter Elation - Fae Clarke - E-Book

Bitter Elation E-Book

Fae Clarke

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Beschreibung

Lilith kämpft mit den Tränen, als sie merkt, dass alles nur ein Traum war. Sie hat Chris nie getroffen und nie lag sie in seinen Armen. Wirklich? War alles nur ein Traum? Ihre Emotionen bringen sie ein ums andere Mal um den Verstand. Beeinflussen sie so sehr, dass sie beginnt, die Kontrolle zu verlieren. Eine Reihe recht seltsamer Begeben-heiten nimmt ihren Lauf. Was für ein Spiel treibt Ethan mit ihr? Welche Rolle spielt er in ihrem Leben? Warum verhält sich ihre Sandkasten-freundin Sonja zudem so merkwürdig? Begleitet Lilith auf ihren emotionalen und aufregenden Erlebnissen in dem beschaulichen Küstchenstädtchen Landsbury im Osten Englands.

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Seitenzahl: 560

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Fae Clarke

Bitter Elation

Lilith kämpft mit den Tränen, als sie merkt, dass alles nur ein Traum war. Sie hat Chris nie getroffen und nie lag sie in seinen Armen. Wirklich? War alles nur ein Traum?Ihre Emotionen bringen sie ein ums andere Mal um den Verstand. Beeinflussen sie so sehr, dass sie beginnt, die Kontrolle zu verlieren. Eine Reihe recht seltsamer Begebenheiten nimmt ihren Lauf.Was für ein Spiel treibt Ethan mit ihr? Welche Rolle spielt er in ihrem Leben? Warum verhält sich ihre Sandkastenfreundin Sonja zudem so merkwürdig?Begleitet Lilith auf ihren emotionalen und aufregenden Erlebnissen in dem beschaulichen Küstchenstädtchen Landsbury im Osten Englands.

Fae Clarke ist das Pseudonym einer deutschen Autorin.

Bereits als Kind war sie eine Leseratte und verschlang reihenweise Bücher. In frühester Jugend schrieb sie immer wieder Kurzgeschichten und Gedichte.

Erst etliche Jahre später entschloss sie sich, ihren ersten Roman "Das bittersüße Traumkonzert" zu veröffentlichen. Ein weiteres Buch ist bereits in Arbeit - nur so viel sei gesagt, es wird nicht das Letzte sein.

Bereits erschienen:

»Das bittersüße Traumkonzert«

Eine Vorgeschichte aus der Lilith-Chronik

Fae Clarke

Bitter Elation

Aus der Lilith-Chronik

Band II

Impressum

© 2015 Fae Clarke

1. Auflage 2021

Autor: Fae Clarke

c/o autorenglück.de

Franz-Mehring-Str. 15|01237 DresdenUmschlaggestaltung: Fae Clarke

Druck und Verlag: epubli GmbH|Berlin|www.epubli.de

ISBN: 978-3-754926-25-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Ich danke den mir lieb gewonnen Autoren/innen für ihre Inspirationen.

Und den vielen Interpreten, die unser Leben mit ihrer Musik um so vieles leichter erscheinen lassen.Den lieben Menschen, die mich ermutigt haben, weiter voranzuschreiten, gebührt ebenfalls mein Dank.

„Komm und lass uns träumen,

wo die Stille uns gehört.

Im Schatten unter Bäumen,

dort wo uns niemand stört.

Lass uns lieben, damit wir nicht erfrieren

heut Nacht …“

Zitat aus dem Song ‚Glücklich‘ der deutschen Band ‚Melotron‘

„Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“

Tommaso Campanella (1568 - 1639)

italienischer Philosoph, Dominikaner, Dichter und Politiker

„O, daß jeder Kuß eine Woche lang währen

und jede Umarmung einen Monat dauern möge

– und unsere Liebe immer und ewiglich erstrahle!“

Edgar Allan Poe (1809 – 1849)

US-amerikanischer Schriftsteller

Inhalt

Prolog

Das Erwachen

Chris

Die Begegnung

Das Profil

Books Cave

Alte Liebe

Nachrichten

Hexen

Hindernisse

Ewige Bande

Leg dich nicht mit uns an!

Das Vergessen

Außer Kontrolle

Wächter

Zweifel

Der Coven

Provokation

Brüder

Ethan

Triade

Gaben

Wendung

Norman

Rückblicke

Die Zeremonie

Heimkehr

Tagundnachtgleiche

Epilog

Glossar

Prolog

D

as Klingeln des Weckers reißt sie aus dem Schlaf. Schlaftrunken tastet sie nach dem nervtötenden Ding, um es auszuschalten.

Mit starkem Herzklopfen erinnert sie sich an die vorangegangene Nacht und zaubert ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Langsam öffnet sie ihre Augen und greift hinter sich, um ihn zu berühren. Als sie ihn jedoch nicht ertasten kann, dreht sie sich verwundert zu ihm herum.

Erschrocken richtet sie sich auf und ist plötzlich hellwach. Er ist fort! Das Bett ist gemacht. Stopp! Es sieht sogar so aus, als ob er nie darin lag! Liliths Gedanken beginnen zu rotieren. Ist er doch früher als geplant aufgebrochen? Hat er ihr irgendeine Nachricht hinterlassen?

Als sie auf den Wecker blickt, ist sie wie vom Donner gerührt; es ist bereits 10 Uhr! Jetzt sollte sie längst im Geschäft stehen! Warum hat Sonja sie denn nicht aus dem Bett geklingelt?

Sie eilt die Stufen hinab in die Küche, um den Kaffee aufzusetzen. Anschließend hastet sie ins Badezimmer hinauf und macht sich in Windeseile fertig. Mit Erstaunen stellt sie dabei fest, dass neben seinen Utensilien auch die Handtücher, die sie ihm extra herausgelegt hatte, verschwunden sind. Irritiert durchwühlt sie den Wäschekorb. Es sind keine da! Als ob sie ihm diese nie hingelegt hätte! Keine Zeit zum Grübeln!

Im Eiltempo kleidet sie sich an und rast zurück in die Küche. Während die Kaffeemaschine noch vor sich hin tröpfelt, setzt sie sich an den kleinen Tisch, um sich eine Zigarette anzuzünden. Wie konnte er so leise verschwinden und wo sind diese verflixten Handtücher? Wird er sich melden? Oder ist es das tatsächlich gewesen? Fahrig drückt sie die erst halbaufgerauchte Zigarette aus und beginnt ruhelos das Haus zu durchsuchen. Nichts! Keine Spur von ihm! Es scheint so, als wäre er nie da gewesen!

Zurück in der Küche schenkt sie sich Kaffee ein. Als sie die Tasse ansetzt, um zu trinken, erblickt sie zwei ihr sehr bekannte Tickets an dem Kühlschrank. Konzertkarten!

Ungläubig starrt sie sie an. Fassungslos stellt sie die Kaffeetasse auf den Tisch und nimmt die Eintrittskarten in die Hand. Sie wendet sie hin und her, dabei blickt sie immer wieder auf den Kalender an der Wand. Es muss Montag sein, warum hängen hier Tickets für den vergangenen Donnerstag?

Was soll das? Hat sich Chris einen Spaß erlaubt? Aber wieso sollte er das tun?

Nach langem Überlegen wird ihr schlagartig alles klar. Rasch muss sie sich auf den Stuhl setzten, ihr wird schlecht. Es ist tatsächlich Donnerstag und das sind ihre Tickets für das heutige Konzert von Bitter Elation. Sie war eine der Ersten, die sich Karten sichern konnte.

Nie gab es dieses Wochenende, sie hat den Sänger nie persönlich kennengelernt, nie war sie in seinem Hotelzimmer und er lag nie an ihrer Seite. Das alles hatte nie stattgefunden. Innerlich bricht eine Welt zusammen, als ihr bewusst wird, dass sie das alles nur geträumt hat. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das alles war nur ein verdammter Wunschtraum!

Tränen rinnen ihre Wangen herunter. Die Wut auf sich selbst kocht in ihr hoch. Plötzlich zerspringt die Tasse vor ihr auf dem Tisch in tausend Stücke und der heiße Kaffee ergießt sich auf dem Küchenboden.

Zeitgleich einige Hundert Meilen entfernt:

Chris schreckt auf und ist augenblicklich wach. Hastig kramt er sein Handy aus der Hosentasche und blickt auf das heutige Datum. Es ist Donnerstag!

Er blickt sich noch immer leicht verwirrt um. Bäume und Häuser ziehen am Fenster vorbei. Der Tourbus fährt stetig London entgegen.

Was war das? Wer war sie? Erst nach und nach wird ihm bewusst, dass er nur geträumt hat. Allerdings war es ein sehr eindringlicher und lebhafter Traum, der ihn heftig mitnimmt. Sein Puls rast noch immer und ein merkwürdiges Gefühl wallt in ihm auf. Dazu kriecht eine unbeschreibliche Sehnsucht in ihm hoch. Noch immer kommt es ihm so vor, als könne er sie riechen und ihre Lippen auf seinem Mund spüren.

Verzweifelt versucht er ihr Bild aus seinem Kopf zu verbannen. Er bildet sich sogar ein, dass er ihre Stimme in diesem Moment vernehmen kann und ihn zwei wundervollen grünen Augen für einige Sekunden anfunkeln.

Seufzend kneift er die Lider zusammen und schüttelt sich. Allmählich verschwinden die Eindrücke. Wie eine sich auflösende Nebelschwade werden ihr schönes Antlitz, der Klang ihrer samtigen Stimme und ihr betörender Duft schwächer. Nur noch einmal erklingt ihr Flüstern flüchtig in seinem Kopf. Dann ist alles wie ausgelöscht.

Erschöpft blickt er auf seine Uhr, noch eine Stunde bis Ankunft. Chris lehnt sich in den Sitz zurück, um sich kurz auszuruhen. Als sie doch erneut vor seinem inneren Auge auftaucht, muss er unbewusst lächeln. Er wehrt sich nicht und kämpft auch nicht dagegen an. Ihr Anblick erfüllt ihn mit Wärme und Geborgenheit. Mit einem wohligen Gefühl schläft er ein … LILITH!

Das Erwachen

V

erstört blickt sie auf die Scherben der geborstenen Tasse. Der restliche Kaffee tropft auf den kühlen Fliesenboden. Dieses platschende Geräusch kommt ihr wie ein eindringliches Hämmern auf einem Amboss vor; ein Traum … tropf … ein Wunschtraum … tropf …

Sie presst ihre Finger an die pochenden Schläfen. Das kann alles nicht wahr sein! Wieso passiert das ausgerechnet ihr? Und warum so realistisch? Aufseufzend greift sie zum Küchentuch und wischt die schwarze Brühe auf. Dabei muss sie immer wieder an diesen verflixten Traum denken:

Mit Sonja ist sie ohne Eintrittskarten zum Konzert nach London gefahren und durch einen außergewöhnlichen Umstand wurden sie von Chris, dem Sänger höchstpersönlich zu dem Auftritt eingeladen. Bereits Backstage funkte es bei ihr und auch er hat deutliches Interesse an ihr gezeigt. Als der Abschied nahte, wurden die beiden Freundinnen überraschend eingeladen, im Hotelzimmer der Band zu übernachten - sie blieben drei Nächte. Lilith und Chris wurden in dieser kurzen, aber sehr aufregenden Zeit ein Liebespaar.

So etwas konnte doch auch nur ein Traum sein, schilt sie sich. Je länger sie darüber nachdenkt, desto mehr wird ihr bewusst, dass es genügend Hinweise gab, die sie im Nachhinein stutzig machen sollten. Warum hat sie diese Zeichen nicht als solche erkannt?

Da war zum Beispiel der Satz des Gitarristen: »Wir sehen uns schneller wieder, als du denkst.« Was hatte das zu bedeuten oder interpretiert sie da einfach nur zu viel hinein? Und was war mit der verschwommenen Sicht? Manchmal hatte sie das Gefühl, als würde sich alles in Nebel auflösen. War sie dabei kurz vor dem Erwachen? Das würde zumindest so einiges erklären.

Wie dumm und naiv von ihr zu glauben, dass das alles real wäre, als ob sich ein bekannter Sänger mit ihr einlassen würde! Aber sie weiß auch, dass sie gegen ihr Unbewusstsein nichts ausrichten kann, es ist schier unmöglich einen Traum zu steuern, zumal sie diesen Chris tatsächlich unglaublich anziehend und faszinierend findet.

Vor acht Jahren hörte sie in einem Indie-Club zum ersten Mal ein Lied der Band und war auf der Stelle hin und weg, vorwiegend wegen seiner klaren, hohen Stimme. Sofort erkundigte sie sich bei dem DJ nach dem Namen der Gruppe. In den darauffolgenden Tagen kaufte sie direkt die beiden veröffentlichten Alben und nur wenige Monate später besuchte sie ein Konzert der bis dahin noch relativ unbekannten Jungs.

Lilith genoss die familiäre Atmosphäre in der kleinen Veranstaltungshalle nahe ihrer Heimatstadt. Seine Bühnenpräsenz war einfach unglaublich und er sah so verdammt gut aus, noch besser als auf den Fotos, die sie bis dahin angeschaut hatte. Er wirkte schüchtern und doch zog er alle im Saal in seinen Bann, ebenso wie sie.

Der kommerzielle Durchbruch kam nach knapp einem Jahr, aber er hob selbst dann nicht ab. In den vielen Interviews, die sie natürlich so gut wie alle mitverfolgte, gab er sich stets charmant, witzig und vernünftig. Je öfter sie ihn sah und ihm zuhörte, desto mehr nahm er einen Platz in ihrem Herzen ein. Aber verliebt? Niemals!

Sie wollte nie zu viel über ihn recherchieren, irgendwie fühlte sie sich dabei unwohl, in dem Privatleben des heute 34-Jährigen herumzustochern. Nichtsdestotrotz weiß sie, dass er kinderlos ist und derzeit von seiner Frau, einer erfolgreichen, bildschönen Malerin, getrennt lebt. In der Presse wird viel gemunkelt, doch das interessiert sie nicht wirklich. Es geht niemanden etwas an, findet sie.

Immer wieder wollte sie auf eines der mittlerweile großen und leider schnell ausverkauften Konzerte, doch sie konnte es zeitlich nie einrichten. Und wenn sie es in Erwägung zog, gab es schon keine Tickets mehr. Das Geschäft nahm sie zu sehr in Anspruch. Aber nun hat sie es endlich geschafft! Dieses Mal konnte sie rechtzeitig zwei Karten ergattern und sorgte bereits im Vorfeld dafür, dass alles geklärt wäre, wenn sie hinfahren würde. Dafür saß sie während ihrer Arbeitszeit vor dem PC und schlug sofort nach Freigabe der Tickets zu. Was auch gut war, denn bereits nach nur wenigen Minuten waren wieder alle restlos ausverkauft.

Warum schmerzt es nur so sehr? Sie reibt sich den Brustkorb, als ob diese Handbewegung alles wegwischen könnte. Seufzend und tief durchatmend richtet sie sich auf. Was solls! Es war lediglich ein Traum und damit muss sie fertig werden. Letztendlich wird sie sich damit abfinden müssen, dass er sie niemals ansprechen würde. Warum sollte er das auch tun?

Dumm nur, dass sie den Rest nicht unter Kontrolle hatte. Solch ein Vorfall passiert ihr so gut wie nie, immerhin war es bloß ein Gefäß und es ist glücklicherweise nichts Schlimmeres geschehen. Missmutig wirft sie das durchtränkte Küchentuch in den Mülleimer, die Scherben fliegen im hohen Bogen hinterher.

Kopfschüttelnd über ihre eigene Dummheit schenkt sie sich erneut eine Tasse ein. Am Kaffee nippend überlegt sie, ob sie … Nein! Niemals ist ihr das passiert, das darf nicht passiert sein! Schnell wischt sie den aufkommenden Gedankengang fort. Denn wenn sie weiter darüber nachdenken sollte, kann das richtig böse enden.

Das Klingeln an der Haustür unterbricht zum Glück jede weitere unsinnige Überlegung. Lilith blickt auf die Uhr, es ist kurz vor elf und sie ist noch nicht umgezogen. Immerhin ging sie beim Aufwachen davon aus, dass sie arbeiten würde. Deshalb hat sie noch immer ihre Alltagskleidung an.

Als sie die Tür öffnet, begrüßt Sonja sie überschwänglich. »Wieso bist du noch nicht fertig?«, fragt diese überrascht und blickt an ihr herab.

Auf die Schnelle erzählt sie ihrer Freundin von dem Traum, während sie in die Küche hinübergehen, lässt allerdings die pikanten Details aus und reißt nur grob ihre Überlegungen dazu an. Diese hört ihr schweigend zu und denkt nach, bevor sie entgegnet: »Mach dir mal nicht so viele Sorgen! Es wird schon nichts passiert sein. Und ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass du so etwas träumst. So wie du dich in letzter Zeit hineingesteigert hast. Es gab ja nur noch Chris hier, Chris da und … das bevorstehende Konzert. Nun mach dich erst einmal fertig und denk nicht weiter darüber nach!«

Während Sonja sich einen Kaffee einschenkt, eilt Lilith in ihr Schlafzimmer hinauf, um sich umzuziehen. Dabei spukt ihr der Sänger weiterhin im Kopf herum – und die Dinge, die sie miteinander … Abrupt stoppt sie diesen Gedankengang und schmunzelt vor sich hin. Hastig kleidet sie sich weiter an, vor allem, um sich selbst abzulenken.

»Na das ging ja schnell!«, meint die wartende Freundin, als sie nach wenigen Minuten wieder in der Küche steht. »Dann können wir ja doch gleich losfahren!«

Flugs greift sie nach den Konzerttickets und schiebt sie in ihre Tasche. »Ja, wir können los!«

Die Sonne scheint warm auf die beiden herab, als sie das Cottage verlassen. »Was für ein wundervoller Tag!«, lässt sie verlauten und steigt in Sonjas roten Polo.

»Was will man mehr«, erwidert diese und fährt los, nicht ohne die Musik laut aufzudrehen.

Kurzzeitig schießen ihr die pikanten Szenen des Traums durch den Kopf, doch sie bleibt ganz ruhig. Immer wieder redet sie sich ein, dass es nur ihre Fantasie ist, die ihr niemand nehmen kann. Nun hat sie immerhin ein kleines, intimes Geheimnis für sich ganz allein. Ob er tatsächlich … Nein, daran will sie jetzt nicht denken. Jählings reißt sie sich zusammen und blickt nach links auf die Landschaft.

Sie verlassen Landsbury und schon bald ist das Meer nicht mehr zu sehen. Allmählich rücken auch ihre verrückten Überlegungen in den Hintergrund, denn nach und nach wird ihr vollends bewusst, dass heute das finale Konzert der großen Welttournee in London stattfindet. Ein Kribbeln im Bauch kündigt schlagartig die Vorfreude an. Erst jetzt erinnert sie sich auch daran, dass sie gestern Nacht lange nicht einschlafen konnte. Viel zu aufgeregt war sie gewesen.

Die Veranstaltung vor acht Jahren war bereits fantastisch, aber das ist sicherlich nichts im Vergleich zu den heutigen Events. Denn das, was sie in den aktuellen Konzertmitschnitten gesehen hatte, war einfach grandios. Zugegeben, ein bisschen ist sie schon auf ihn gespannt. Mittlerweile strahlt er auf der Bühne eine unheimliche Selbstsicherheit aus, agiert viel mehr mit den Fans als damals. Lilith kann es kaum erwarten, endlich an der Halle anzukommen.

»Na? Aufgeregt?«, fragt die Gefährtin sie amüsiert.

»Und wie! Ich bin so gespannt!«

Grinsend legt Sonja die aktuelle Scheibe ein. Kaum ertönt seine Stimme, singen beide aus vollem Hals mit.

Ob er tatsächlich so charmant wie in ihrem Traum ist, oder war das nur ihr Wunschtraum? Aber das wird sie wahrscheinlich nicht herausfinden. Außer … Nein! Erneut versucht sie den weiteren Gedankengang wegzuwischen. Daran darf sie nicht einmal annähernd denken! Schließlich ist sie kein Teenager mehr. Schnell blickt sie aus dem Fenster, um sich abzulenken.

Allmählich nähern sie sich der Hauptstadt, sie war schon lange nicht mehr da. Es gab, seitdem sie in dem idyllischen Küstenstädtchen lebt, nichts, was sie nach London gezogen hätte. Die Hektik der Großstadt ist ihr mittlerweile zuwider. Als Jugendliche wollte sie immer wieder hierher und nutzte jeden Schulausflug dazu. Damals hätte sie sich sogar vorstellen können, in dieser riesigen Stadt zu leben. Lilith schmunzelt, als sie an ihre Mutter denkt, die verzweifelt versuchte ihr das Ganze auszureden und bei ihr zu bleiben - mit Erfolg. ›Ach, Ma, wie recht du doch hattest.‹

Trotz allem beschlossen Sonja und sie vor knapp sechs Jahren ihr Elternhaus zu verlassen. Irgendwann wollten die beiden ebenso wie jeder andere Mensch auf eigenen Füßen stehen. Monatelang suchten sie nach dem passenden Fleckchen Erde für sich. Obwohl ihre Mütter es nicht gern sahen, dass sie wegziehen wollten, unterstützten sie sie dabei. Manchmal vermissen sie ihre Familien noch heute. Regelmäßig telefonieren sie miteinander, um sich Ratschläge einzuholen oder einfach nur, um mit ihnen zu reden und die wohlvertrauten Stimmen zu hören.

Als sie sich wieder auf die Umgebung konzentriert, bemerkt sie, dass sie sich bereits mitten in London befinden, so sehr war sie in den Erinnerungen versunken. Sie blickt auf ihre kleine silberne Uhr. Es ist erst kurz vor vier.

»Wir sind ja viel zu früh dran. Was machen wir in der ganzen Zeit bis zum Konzert?«, fragt sie neugierig.

»Zuerst müssen wir mal einen Stellplatz finden. Wer weiß, wo wir das Auto abstellen müssen! Danach sehen wir weiter.«

Bereits jetzt kann sie die Kuppel der Halle erkennen. Gleich sind sie da! Ihr Herz beginnt zu rasen, ihre Handflächen werden feucht. Noch nie war sie in der Royal-Albert-Hall gewesen. Die Bilder vom Inneren der Location haben sie sofort begeistert. Hoffentlich hat sie die richtige Wahl mit der Loge getroffen. Lieber wäre sie unten im Saal gewesen, um die Band zu feiern, doch die Stehplätze waren innerhalb von Sekunden ausverkauft gewesen und sie hatte doch etwas zu lang gezögert.

Sonja fährt auf einen der überfüllten Plätze. Kein freier Stellplatz mehr zu sehen, fluchend sucht sie weiter. Auf dem dritten angefahrenen Parkplatz finden sie endlich eine winzig kleine Lücke. So schnell hat sie wahrscheinlich noch nie eingeparkt. Glück gehabt, denn als sie aussteigen, suchen bereits die Nächsten eine Parklücke.

»Das ging ja grade noch einmal gut«, meint die Freundin erleichtert. »Die Location muss ja völlig überfüllt sein!«

Langsam schlendern sie zwischen den Häusern Richtung Konzerthalle, obwohl sie am liebsten rennen würde. Aber wozu? Der Einlass findet erst in einer Stunde statt.

»Was machen wir denn jetzt noch?«, fragt Lilith erneut. Gleichzeitig entdeckt sie von weitem Kensington Gardens und deutet darauf. »Lass uns doch noch etwas spazieren gehen.«

»Gute Idee!«

Kaum schlendern sie am Seiteneingang des Rundbaus vorbei, fährt ein riesiger schwarzer Bus vor. Neugierig schaut sie auf und entdeckt den Schriftzug Bitter Elation. Es ist der Tourbus! Plötzlich wird ihr heiß und kalt zugleich, das Blut schießt ihr ins Gesicht und färbt ihre Wangen wahrscheinlich umgehend knallrot. Tief durchatmend hebt sie den Blick zu den Fenstern und erstarrt. Irgendetwas lässt sie eine der schwarz getönten Scheiben fixieren, obwohl sie logischerweise dahinter nichts sehen kann, während Sonja sie mit sich weiterzieht. Das ist auch gut so - denn kaum hält der Bus, stürmen bereits die ersten Fans herbei, um ein heiß begehrtes Autogramm zu ergattern.

»Willst du warten? Soll ich versuchen ein Autogramm für dich zu bekommen?«, fragt die Gefährtin, die noch immer innerlich erstarrte Lilith.

Diese schüttelt den Kopf und geht langsam rückwärts weiter. Zu faszinierend ist der Anblick, als sich die Tür geräuschlos öffnet und ein Bandmitglied nach dem anderen aussteigt. Der Sänger verlässt als letztes den Bus. Wie angewurzelt bleibt sie stehen.

Obwohl sie sich bereits etliche Meter vom Bus entfernt haben, kann sie erkennen, dass er sie sofort fixiert und sie regelrecht mustert. »Sag mir bitte, dass ich mich täusche«, flüstert sie, unterdessen sie nicht aufhören kann ihn weiter anzustarren.

»Nein, du täuschst dich wirklich nicht, außer wir brauchen beide eine Brille. Ja, er schaut dich tatsächlich an.«

Dann wendet er endlich den Blick von ihr ab. »Lass uns von hier verschwinden!«, sagt Lilith beinahe erleichtert und zieht an Sonjas T-Shirt.

»Warte!«, sagt diese auf einmal und nun ist sie diejenige, die einen Punkt in der Menge vor sich fixiert.

»Was ist los?«

»Ich weiß es nicht genau, aber irgendetwas ist da. Ich kann es nicht beschreiben. Aber es fühlt sich … vertraut an«, antwortet sie.

Sofort betrachtet sie ebenfalls aufmerksam die Menschenansammlung und plötzlich nimmt auch sie das unbekannte und dennoch vertraute Gefühl wahr. »Was ist das?«

»Ich weiß es nicht. Aber es ist verdammt stark! Los lass uns gehen!«, sagt die Freundin hastig.

Noch immer versucht Lilith die Ursache der Empfindung zu ergründen und erkundet noch einmal rasch die Menge. Da erblickt sie den Sänger erneut. Abermals mustert er sie und sie bemerkt einen Funken des Wiedererkennens in seinen Augen. »Oh nein! Was habe ich getan?«, stammelt sie bestürzt.

Schnell dreht sie sich herum und die beiden eilen über die breite und stark befahrene Hauptstraße, in den Park. An einer Parkbank halten sie endlich an und setzen sich, um zu verschnaufen.

»Was ist denn los, Süße?!«, fragt Sonja sie besorgt.

Sie kann es aber nach wie vor nicht begreifen, immer wieder stammelt sie: »Er hat mich erkannt! Was habe ich getan?«

»Nichts Schlimmes, nichts Böswilliges und vor allem war es keine Absicht, oder?«, versucht die Begleiterin sie zu beruhigen. »Es war dein Unbewusstsein, das kannst du im Schlaf nicht so einfach steuern! Vergiss es, okay?«

Es war also nicht nur eine Tasse gewesen, im Gegenteil - sie hatte wirklich komplett die Kontrolle verloren und war sich dessen bis gerade eben nicht einmal bewusst.

»Das darf mir nicht passieren!«, presst sie hervor.

»Das darf niemandem passieren, aber du konntest ja nichts dafür, Süße! Ich flehe dich an: Vergiss es, denk nicht mehr darüber nach! Du weißt, was sonst passieren kann.«

Lilith ist froh jemanden an ihrer Seite zu haben, mit dem sie über ihr Geheimnis sprechen kann. Sie nimmt allen Mut zusammen und erzählt ihr von der geborstenen Tasse. Die Freundin schaut sie wie vom Blitz getroffen an.

Nach einer Weile sagt sie: »Okay. Das hättest du mir heute Mittag erzählen sollen. Aber gut, das tut nun auch nichts mehr zur Sache. Konzentrier dich, mach es wie immer, dann geht es dir auch wieder besser!«

»Was meinst du, ob er mich tatsächlich erkannt hat oder hatte er nur eine Art Déjà-vu?«, hakt sie noch einmal nach.

»Wahrscheinlich hat er nur einen Verdacht. Ich glaube nicht, dass er wirklich weiß, wer du bist«, entgegnet Sonja. »Mach dir mal keinen allzu großen Kopf darum.«

Wenn es nur so einfach wäre! Immerhin war der Traum teilweise ausgesprochen leidenschaftlich. Erneut errötet sie leicht. Ungern muss sie zugeben, dass er zumindest einen Teil davon geträumt haben muss. Es ist ihr unendlich peinlich und würde sich wünschen, dass sich der Boden unter ihren Füßen auftun würde, um sie mit sich zu reißen. Aber ihre Süße hat recht.

Tief durchatmend fixiert sie die vor ihr spielenden Kinder. Allmählich wird sie ruhiger, das Zittern lässt nach, ihr Herz rast nicht mehr so heftig. Sie greift in ihre Tasche und holt ihre Zigaretten heraus. Während sie raucht, genießt sie die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und schließt für kurze Zeit ihre Augen. Ein leichter Wind fährt durch die Zweige der Bäume um sie herum und lässt die Blätter leise rascheln. Erst jetzt nimmt sie auch das Vogelgezwitscher, die lachenden Kinderstimmen und die sich unterhaltenden Spaziergänger wahr.

Ihr wird klar, dass sie nichts mehr ändern kann. Was passiert ist, ist passiert! Mit dieser Einsicht verbessert sich ihre Gemütsverfassung von Minute zu Minute. Etwas weiter entfernt spielen Jugendliche lautlachend Frisbee. Schmunzelnd erinnert sie sich an das Spiel am See in ihrem Traum. Ob die Bandmitglieder das wirklich tun würden - so einfach mit fremden Frauen ausgelassen herumzutoben?

Daraufhin schaut sie sich neugierig um. Für einen Wochentag herrscht reges Treiben in dem Park und das am frühen Nachmittag. Etliche Mütter sitzen auf den Bänken, manche mit Kinderwagen vor sich und lassen ihre Kinder miteinander tollen. Radfahrer sausen an ihnen vorbei und einige lümmeln tatsächlich leicht bekleidet auf den weitläufigen Wiesen, ähnlich wie sie es sich in ihrem Traum ausgemalt hatte. Sie lag also gar nicht so falsch, aber sicherlich sieht es in fast allen Parks auf der Welt bei solch einem großartigen Wetter aus.

Sonja meint auf ihre Uhr blickend: »Wir sollten langsam hinübergehen.«

Zustimmend erhebt sie sich und hakt sich bei der Freundin unter. Während sie zum Haupteingang zurückbummeln, unterhalten sie sich und nach und nach gewinnt sie ebenso an Sicherheit zurück. Der Besucherstrom vor der Halle hat nachgelassen, da sie länger im Park saßen als gedacht. Am Eingang zeigen sie ihre Tickets vor und betreten das großartige Bauwerk. Im Inneren des Gebäudes müssen sie sich durch die Massen kämpfen, um sich an einer der ewig langen Warteschlangen an der Bar anzustellen.

Als sie endlich ihre Getränke in den Händen halten, gehen sie zu ihrer Loge im zweiten Stockwerk hinauf. Dort sitzen bereits drei sehr junge Frauen oder eher Mädchen, die sich angeregt unterhalten und die beiden Freundinnen gar nicht beachten. Diese gehen nach vorn an die Brüstung und setzen sich auf ihre Plätze. Es war eine sehr gute Idee, sich die Sitze direkt am Geländer zu sichern.

Ihre Loge befindet sich linker Hand der Bühne und bietet eine fantastische Sicht auf die Tribüne und den gesamten Saal. Die Sessel und Logenwände sind mit rotem, etwas verschlissenem Samt bezogen. Sie fährt über den warmen, weichen Stoff, trotz der Risse und des Abriebs wirkt er noch edel. Überwältigt blickt sie sich im Saal um, als sie dabei nach oben schaut, entdeckt sie die riesigen Lampen, die die Kuppel zieren. Die riesige Orgel, die eigentlich im Hintergrund der Bühne thront, wurde mit einem übergroßen schwarzen Vorhang abgehängt.

Aufgeregt rutscht sie auf ihrem Stuhl herum. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir wirklich hier sind. Das wird bestimmt großartig!«, sagt sie kichernd. Sie fühlt sich in diesem Moment wie ein Teenager und nicht wie 32. Sonja stimmt ihr auflachend zu. Auch sie ist nervös, was für sie wirklich ungewöhnlich ist. Allerdings hat sie, im Gegensatz zu ihr, die Band noch nie live gesehen.

Da wird das große Licht abgeschaltet und die Vorband betritt die Bühne. Sofort erstrahlen die Scheinwerfer. Mit einem Mal verstummt das laute Stimmengewirr der Zuschauer und wird von einem tosenden Applaus abgelöst. Lilith kennt die Band nicht, aber sie klingen gut. Sofort ist sie im Konzertfieber und vergisst für eine ganze Weile, wen sie bald live singen hören wird.

Chris

E

r erwacht aus einem traumlosen Dämmerschlaf. Als er aus dem Fenster blickt, sieht er, dass sie bereits durch die Straßen Londons fahren.

Plötzlich erinnert er sich wieder an diese Frau. Sie war schlichtweg eine Traumgestalt, eine sehr schöne zwar, aber eben nur ein Fantasiegebilde. Die Erinnerung an diesen doch aufregenden Traum bringt ihn kurzzeitig wieder zum Schmunzeln.

»Hey, Chris. Wir sind gleich da«, vernimmt er Joes Stimme vor sich.

Gedankenverloren blickt er zu seinem Bandkollegen auf. »Okay danke!«, sagt er nach einigen Sekunden und greift zur Wasserflasche. In wenigen Zügen hat er diese auch schon geleert. Der Soundcheck steht gleich an und er ist noch immer nicht voll da.

»Hat noch jemand Kaffee?«, fragt er seine Reisebegleiter. Alle verneinen - dann muss er wohl bis zur Konzerthalle warten, um endgültig wach zu werden.

Er steht auf, um sich zu strecken. Diese verdammten Busfahrten bringen ihn noch mal um den Verstand. Ächzend lässt er seinen Rücken knacken, woraufhin ihm prompt schwummrig wird. Langsam sinkt er wieder in den eigentlich bequemen und dennoch verhassten Sitz.

Wie so oft mussten sie die Nacht in diesem Bus verbringen und das gerade heute – vor dem finalen Konzert der Tournee! Am frühen Morgen sind sie in Edinburgh losgefahren. Das Publikum dort war grandios und hatte es ihm leicht gemacht, eine perfekte Show abzuliefern. Das wird sehr schwer zu übertreffen sein, doch er glaubt an die Londoner.

Am meisten freut er sich auf ein weiches und bequemes Bett. Wahrscheinlich wird er die kommenden Tage erst einmal wie ein Stein schlafen; diese Nacht ein letztes Mal in einem Hotel, da für morgen ein abschließendes Radiointerview ansteht. Zu gern würde er anschließend nach Hause fahren. Nach Hause - welch Ironie! Denn im Grunde genommen hat er kein Zuhause mehr.

Sein Anwesen hatte er bereits vor Monaten Ann überschrieben. Die mehrmonatige Tournee kam ihm damals gerade recht. Trotz allem vermisst er sie etwas. Oder liegt es daran, dass er eine weibliche Ansprechpartnerin braucht, mit der er sich vertraut unterhalten kann? Er weiß es nicht, zu lange schon hat er nicht mehr mit einer Frau ausgiebig und tiefgründig gesprochen. Ann war die einzige in seinem Leben, mit der er sich tatsächlich über ernste Themen austauschen konnte und dabei ihren Intellekt so sehr genoss.

Resigniert seufzt er auf, da ihm wieder einmal klar wird, dass er nichts an der Tatsache ändern kann, dass seine Frau vor zwei Jahren die Scheidung eingereicht hatte. Vor sechs Monaten bekam die Presse Wind von der Trennung, die sie wirklich sehr gut geheim gehalten hatten, und wie erwartet wurde die Ehe postwendend zerpflückt. Jeder wusste es auf einmal besser, keinen kümmerte es, was die tatsächliche Ursache war. Die Gründe dafür halten sie bis heute geheim.

Ihm graut plötzlich vor dem morgigen Interview, genauso wie vor denen davor. Jedes endet damit, dass er nur noch über seine Ex ausgefragt wird. Er hat es satt sich immer wieder rechtfertigen zu müssen, warum die Ehe in die Brüche gegangen ist. War es nun seine Schuld? Warum die Scheidung? Liebt er Ann womöglich noch?

Ja, er liebt sie nach wie vor - auf seine Weise. Immerhin hatte er einen Großteil seines Lebens mit ihr geteilt und sie gingen gemeinsam durch Höhen und Tiefen. In den letzten zwei Jahren hatte er immer wieder darüber nachgedacht und kam erst vor wenigen Monaten zu dem Schluss, dass sie tatsächlich mehr Tiefen als Höhen hatten.

Das Erste tat sich bereits nach einiger Zeit auf, als festgestellt wurde, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Bis zum letzten Tag hatte er auf sie eingeredet und ihr zu erklären versucht, dass es für ihn kein Problem darstellen würde und es so viele andere Möglichkeiten geben würde. Sie wollte ihn nicht verstehen oder konnte es nicht, zudem war er anscheinend nicht in der Lage, es ihr auch nur ansatzweise begreiflich zu machen.

Dummerweise zogen sie ein Jahr später von London aus in dieses sehr schöne, weitläufige Anwesen an der Westküste Englands. Er liebte das Haus und vor allem den großen Garten. Aber seitdem ging es mit der Ehe endgültig bergab, da die vielen leeren Zimmer nicht mit lachenden Kinderstimmen erfüllt wurden. Doch anstatt etwas daran zu ändern, begann Ann kurze Zeit später zu trinken und verfiel zusehends in Depressionen. All das konnten sie glücklicherweise vor der Presse geheim halten.

Seit nunmehr einigen Monaten lebt ein anderer Mann an ihrer Seite. Chris weiß zwar nicht, was das an der Kinderlosigkeit ändern soll oder warum seine Frau plötzlich aufblüht, aber es war nun einmal so. Sie malt auch wieder und ihre Bilder verkaufen sich wie warme Semmeln. Bereits mehrfach fragte er sich, ob es nicht doch an ihm lag, dass sie so unglücklich war. War er zu oft und zu lange unterwegs?

Ab und an lässt es sich nicht vermeiden, dass er sie und ihren neuen Lover in diversen Zeitschriften entdeckt. Jedes Mal versetzt es ihm dabei einen Stich. Lachend blickt sie auf den Bildern zu ihm auf und scheint tatsächlich verliebt zu sein. Der Kontakt zwischen ihnen ist, seitdem er ihr freiwillig das Haus überschrieben hatte, komplett abgebrochen. Da er einen Rosenkrieg vermeiden wollte, ließ er sie gewähren und hält sich seitdem zurück.

Vor wenigen Wochen, als die Band gerade noch durch die USA tourte, erfuhr er von seinem Anwalt, dass der Scheidungstermin nach nunmehr zehn Jahren Ehe feststeht. Ab nächsten Freitag ist er ein freier Mann und er hofft, dass er danach abschließen und sich auf sich und das neue Studioalbum konzentrieren kann. Er will endlich wieder leben, von vorn beginnen.

Die Band verkündete daraufhin offiziell, dass sie nach dem Tournee-Ende für einige Monate eine Auszeit nehmen werden. Es steht viel an: Andy wird bald heiraten, was keiner außerhalb der Band und den Familien weiß. Norman will ein eigenes Tonstudio eröffnen, aber es steht noch nicht fest wo und wann. Chris wird die nächste Zeit erst einmal in dessen Zweitwohnsitz an der Ostküste Unterschlupf finden und wird diese Auszeit nutzen, um sich zu erholen und einfach nur die Seele baumeln zu lassen. Nebenher wird er hoffentlich von der Muse geküsst, um neue Songs zu schreiben und dazu ein neues Domizil finden. Nur Joe weiß noch nicht, was er in dieser Zeit machen wird.

Dieser ist ebenso wie Norman ungebunden. Der Drummer hat zudem den Ruf eines Herzensbrechers, doch so schlimm ist es dann auch wieder nicht, wie es in der Presse dargestellt wird. Hier und da hat er kleinere Affären; warum auch nicht, er ist schließlich auch nur ein Mann. Momentan scheint er sich allerdings auf Andys Schwester eingeschossen zu haben. Es wirkt ernster, als er selbst zugeben möchte, denn er telefonierte in den letzten Monaten sehr häufig mit ihr. Und auch er, Chris, wird nun bald wieder ungebunden sein.

Seit Monaten rennen ihm die weiblichen Fans hinterher, er hätte so viele in seinem Bett haben können. Nur zweimal ist es ihm dann doch passiert, dass er sich mit einer völlig fremden Frau eingelassen hat. Die beiden Affären waren kurz und sehr heißblütig gewesen. Mehr war es aber nicht, schließlich brauchte er eine Partnerin, die in ihm nicht nur den Sänger sah, sondern auch einen Gefährten. Und das ist anscheinend wirklich leichter gesagt als getan.

Plötzlich kommt ihm die Frau aus seinem Traum wieder in den Sinn. Sie entsprach so gar nicht seinen Vorlieben, vielleicht machte gerade dies sie so reizvoll für ihn und die Tatsache, dass sie in ihrer Art einfach umwerfend und mitreißend schien. Schwarzhaarig, obwohl er seit seiner ersten Liebelei an der Uni, Blondinen bevorzugt. Etwas Geheimnisvolles umgab sie. Wie war ihr Name doch gleich? Lilith? Ein außergewöhnlicher Name für ein von seinem Unbewusstsein fabrizierten Traumgebilde.

Zudem wirkte auch alles so realistisch. Merkwürdig, aber das lenkt ihn zum ersten Mal von der Trennung und der bevorstehenden Scheidung ab. Ein seltsam vertrautes und wohliges Gefühl übermannt ihn. Selbst die beiden Affären hatten das nicht geschafft und diese fanden wahrhaftig statt!

Immer wieder schweifen seine Gedanken zu ihr ab, zu diesen leuchtend grünen Augen, dieser samtig weichen Stimme und dieser verführerisch blassen Haut. Schnell schließt er die Lider, um die viel zu intensive Vorstellung abzuschütteln. Doch stattdessen forciert er damit diese Vision und bemerkt, dass er ihren Geruch wieder wahrnehmen kann. Erschrocken öffnet er die Augen. Nein, sie ist nicht hier und sie ist auch nicht real!

Der Tourbus fährt an der Royal-Albert-Hall vor. Keine Menschenseele wartet um diese Uhrzeit vor der Konzerthalle, um sie abzufangen. Schnell steigen die Bandmitglieder aus, um auch tatsächlich ungesehen in das Gebäude zu gelangen. Kaum schließt sich die Tür hinter ihnen, hört er den Bus wieder wegfahren.

Gemeinsam gehen sie zur Bühne. Die Roadies haben mit dem Kulissenaufbau bereits ordentliche Arbeit geleistet. Der Manager begrüßt die Bandmitglieder herzlich und erklärt ihnen das Konzept des heutigen Abends. Eigentlich hat sich kaum etwas geändert, nur hier und da ein paar Kleinigkeiten, da die Bühne etwas kleiner ist.

Chris blickt sich neugierig um. Hier war er schon lange nicht mehr und damals war er selbst Besucher. In diesem überaus imposanten Gebäude werden sie also heute spielen und ihre Tour beenden. Nun wird er doch etwas nervös, was eigentlich so gut wie nie vorkommt. Sobald er allerdings am Mikrofon steht, verfliegt seine Anspannung und auch seine Müdigkeit. Augenblicklich ist er in seinem Element, auch wenn es nur der Soundcheck ist. Alles funktioniert perfekt, es muss kaum etwas nachjustiert oder verbessert werden. Abschließend setzt er sich an sein Konzertklavier und stimmt eine der wenigen Balladen an.

Wie sehr er doch seinen schwarzen Flügel vermisst, der noch immer, wie all seine anderen Sachen, in Anns Haus steht. Sein Klang ist um Einiges beeindruckender. Doch um an sein geliebtes Klavier zu kommen, muss er erst einmal ein Haus finden. Er freut sich bereits jetzt, wieder darauf spielen zu können.

Seufzend erhebt er sich und geht mit den anderen in die Garderoben. Dort ist schon alles vorbereitet. Kein Alkohol ist zu sehen, was in seinem Sinne ist. Auch keiner der Bandkollegen trinkt vor einem Auftritt. Kaffee, schießt es ihm durch den Kopf. Da entdeckt er einen Vollautomaten und schaltet ihn sogleich an. Der heiße starke Kaffee tut gut und lässt seinen Geist wiederbeleben. Als alle ihren Koffeinspiegel aufgefüllt haben, wirken sie auch sofort aufgeweckter und gehen nach draußen zu dem bereits wartenden Bus. Endlich fahren sie ins Hotel, um wenigstens ein paar Stunden auszuspannen.

Nachdem sie einige Zeit mit Schlafen oder Filmeschauen zugebracht haben, gehen sie wieder hinunter, um in den Tourbus zu steigen. Doch vor dem Hotel werden sie wie immer von einer wartenden Meute abgefangen, damit sie ihnen Autogramme geben. Chris ist bester Laune und scherzt sogar mit den Fans. Der Abend der Abende ist da und er kann es nunmehr kaum erwarten auf der Bühne zu stehen, um die Tournee mit einem denkwürdigen Konzert abzuschließen.

Als sich der Bus dem Seiteneingang der Halle nähert, bemerkt er, dass die ersten Fangrüppchen auf sie zugerannt kommen. Nur zwei Frauen schlendern anscheinend desinteressiert an ihnen vorbei. Und genau das weckt sein Interesse und beobachtet sie eingehender. Plötzlich stutzt er.

Die Frau mit den langen, schwarzen Haaren und ihrem überaus anmutigen Gang kommt ihm vertraut vor, aber auch der rotblonde Lockenkopf neben ihr ruft eine Erinnerung in ihm wach. Als die Schwarzhaarige aufblickt, stockt ihm der Atem. Diese Augen könnte er niemals wieder vergessen! Irritiert starrt er sie an und sieht, wie die blasse Schöne von der Ginger weitergezogen wird, während sie die abgedunkelte Scheibe, hinter der er sitzt, fixiert. Obwohl es ihm eigentlich Angst und bange werden sollte, registriert er schmunzelnd, dass sie dabei rückwärts weiterläuft.

Als die Jungs an ihm vorbeigehen, erhebt er sich zwangsläufig und verlässt als Letzter den Bus. Das Gekreische ist ohrenbetäubend, doch in diesem Moment registriert er all das gar nicht. Auf der untersten Stufe wendet er sich ihr zu und sieht, wie sie abrupt stehen bleibt, kaum, dass sie seine Blicke bemerkt. Die Ähnlichkeit mit der Frau aus seinem Traum ist verblüffend, wenn sie nicht sogar gleich aussieht. Das kann aber unmöglich sein, außer … außer sie war auf einem der Konzerte oder hatte ihn um ein Autogramm gebeten! Durch irgendeinen Umstand hat er sich ihr Gesicht eingeprägt und aus einem unerfindlichen Grund hat er letzte Nacht von ihr geträumt. Also kennt er sie doch und es gibt sie wirklich. Das muss es einfach sein!

Joe zupft an seinem Shirt, damit er endlich heruntersteigt und in die Menge eintaucht. Erleichtert über die Auflösung des Traumes kann er sich nun vollkommen auf seine Fans konzentrieren und scherzt ausgelassen mit ihnen herum. Nach einigen Minuten sucht er sie wieder. Er entdeckt sie noch immer an dem gleichen Fleck stehend und registriert ihren starren Blick. Warum schaut sie so gebannt in die Menschenmenge? Auf einmal sieht sie ihn wieder an. Da er nun endlich weiß oder vermutet, woher er sie kennt, lächelt er ihr zu. Doch sie hat sich bereits herumgedreht und rennt regelrecht davon.

Schade! Leicht betrübt blickt er ihr hinterher, zu gern wäre er ihr nähergekommen und wenn es nur für ein Autogramm gewesen wäre. Aber vielleicht sieht er sie nach dem Konzert noch einmal. »Hoffentlich«, hört er sich leise murmeln.

Nachdem sie sich durch die Fanmassen gekämpft haben, betreten sie das Gebäude und begeben sich in ihre Garderoben. Chris bemerkt Normans durchdringenden Blick. Dieser beobachtet ihn, seitdem sie aus dem Bus gestiegen sind. »Was ist? Stimmt etwas nicht?«, fragt er ihn.

»Nein, es ist alles Okay. Ist bei dir alles in Ordnung? Du siehst besorgt aus«, erwidert der Gitarrist.

»Bei mir ist alles in Ordnung. Ich sehe besorgt aus? Bin ich aber gar nicht.«

»Dann ist ja alles gut. Ich wollte nur gefragt haben«, sagt der Freund und zieht sich um.

Verwundert schaut er nun den Weggefährten an. Währenddessen er die militärisch anmutende, schwarze Jacke über sein weißes Shirt streift, hängt er seinen Gedanken nach.

Norman ist sein langjähriger Freund, die beiden kennen sich seit Schulzeiten. Man kann sagen, sie sind gemeinsam aufgewachsen, fühlten sich im Elternhaus des anderen zu Hause. Und so benahmen sie sich auch, beide waren recht rowdyhaft. Immer wieder nervten sie ihre Eltern mit ihren Gitarren und ihrem Gesang. Nach einiger Zeit meldeten ihre Väter sie an einer Musikschule an, um Gesangstraining und Gitarrenunterricht zu nehmen, aber auch, um ihnen endlich Manieren beizubringen. Dort lernte er das Klavierspiel kennen und lieben.

Während ihrer gemeinsamen Zeit in Oxford trafen sie den zwei Jahre älteren Drummer Joe und gründeten daraufhin Bitter Elation. Zuerst spielte Norman die Bassgitarre, wechselte jedoch bald zurück zur Gitarre, da Chris das Klavier mehr liebte. Ein neuer Bassist musste also her.

Ein Jahr später trafen sie Andy auf einer privaten Feier. Dieser stieg nach wenigen Monaten in ihre Band ein und bald darauf nahmen sie ihre erste CD auf, die sich für alle unerwartet gut verkaufte. Mit dem zweiten Album kam der kommerzielle Durchbruch, womit keiner der Bandmitglieder gerechnet hätte. Es ging plötzlich alles rasend schnell.

»Es geht gleich los, Jungs!«, ruft der Manager ihnen zu und holt den Sänger aus seinen Erinnerungen zurück.

Die Vorband kommt lachend den Gang herunter. Chris nickt ihnen zu und erfährt, dass die Stimmung gigantisch sei. Das Publikum rufe bereits nach ihnen. Schmunzelnd hüpft er auf und ab, um die Muskulatur aufzulockern. Noch einmal prüft er sein Outfit in dem Spiegel.

Er freut sich jedes Mal auf den Moment, wenn er die Jacke auf der Bühne abstreift. Erstens, weil es verdammt heiß unter den Scheinwerfern ist und zweitens hat er die weiblichen Fans damit gleich in der Tasche. Nicht das ihn das irgendwie anmachen würde, aber er findet es nach Jahren noch immer faszinierend, dass die Frauen vor der Bühne ihn regelrecht anschmachten. Wer würde nicht darauf abfahren?

Geschlossen gehen sie hinter die Bühne und sie lugen durch einen kleinen Spalt im Vorhang in die Halle. Diese ist zum Bersten voll. Sie puschen sich noch einmal gegenseitig auf, dann betritt Joe wie immer als Erster die Bühne, um die Menge zu begrüßen. Das hat sich im Laufe der Jahre so eingespielt. Chris ist zwar der Frontmann, aber der Drummer übernimmt meistens den Part des Redners, auch wenn er allzu gern und viel mit den Fans schäkert und herumalbert.

Daraufhin betreten Andy und Norman die Bühne und stimmen das Intro an. Währenddessen wartet er im Hintergrund, bis er bei den letzten Takten ins Rampenlicht tritt und die Halle sofort zu beben beginnt. Mit erhobenen Armen begrüßt er die Fans und wie auf Knopfdruck ist er in seinem Element. Der erste Song ertönt und schon schmettert er los. Sein Elan schwappt unmittelbar auf das Publikum über. Er liebt es, wenn er eine übervolle Konzerthalle zum Erzittern bringen kann.

Die Begegnung

T

osender Applaus ertönt, sobald der Sänger die Bühne betritt. Lilith ist von seinem Anblick sofort hin und weg. Genauso wie sie es sich gedacht hatte. Das Bühnenoutfit steht ihm ungemein gut und lässt ihn gleich noch einmal so unwiderstehlich wirken. »Wow!«, entfleucht es ihr leise. Entweder er weiß einfach, was anziehend auf Frauen wirkt oder er hat jemanden an der Hand, der dieses Outfit zusammenstellt.

Nach dem Intro begrüßt er das Publikum und hebt den Arm - das Zeichen für die Band mit dem ersten Song zu beginnen. Und wie in ihrem Traum, springt er wie ein junger Gott zwischen Klavier und Mikrofon hin und her. Seine Stimme klingt auch heute noch genauso laut und klar wie damals vor acht Jahren. Nur agiert er mittlerweile viel mehr mit den Zuschauern, fordert sie regelrecht heraus. Immer wieder singt das Publikum lauter als er.

Sie kann gar nicht aufhören ihn anzustarren, so sehr hatte sie sich gewünscht ihn und die Band erneut live zu erleben. Nun endlich wird ihr Traum Wirklichkeit, sie befindet sich in dieser fantastischen Halle und sieht ihn dort unten auf der Bühne in voller Aktion. Manchmal scheint es, als ob er die Zuschauer buchstäblich anschmachten würde, dann reißt er wieder Witze und ein anderes Mal bringt er die weiblichen Fans fast um den Verstand, indem er sich seiner Jacke entledigt. Die Menge tobt und klatscht. Das Konzert verläuft genauso emotional und energiegeladen, wie sie es sich erhofft hatte.

Viel zu schnell sind die knapp zwei Stunden vorbei, so wie immer, wenn einem etwas sehr gut gefällt, verfliegt die Zeit im Nu. Nach wie vor lächelt sie berauscht, als die Band nach mehreren Zugaben die Bühne bereits verlassen hat. Stetig leert sich der Saal. Hier und da ist Stimmengemurmel zu vernehmen und vereinzelt verweilen einige Zuschauer, genau wie die Freundinnen in ihren Logen. Keiner verscheucht sie aus dem Saal und somit verfällt auch keiner in diese typische Hektik, die die Stimmung so schnell ruiniert.

Gemütlich lehnt sie sich in ihrem Sitz zurück und lässt das Konzert in Gedanken Revue passieren. Die beeindruckenden Bilder werden sie sicher lange verfolgen und sie wird davon noch endlos zehren können.

»Schade, das ging schneller vorbei als gedacht«, sagt Sonja auf einmal bedauernd. Als sie ihr seufzend zustimmt, fragt sie: »Wollen wir an die Bar gehen und etwas trinken?«

»Oh ja, gern!« Sie hakt sich bei ihr unter und zusammen verlassen sie die Loge. Langsam schlendern sie über den roten Teppich den gewundenen Gang entlang. Dabei betrachten sie die goldfarben-gerahmten Bilder an den Wänden. Etliche Besucher sitzen auf Bänken, die in den Nischen stehen, und sich angeregt unterhalten.

Aufgeregt schwatzend gehen sie ins Erdgeschoss hinunter und betreten eine Bar, die nicht so überfüllt ist. Nachdem sie sich auf die hohen Barhocker an der edlen Naturholztheke gesetzt haben, bestellen sie bei dem überaus gutaussehenden Barkeeper alkoholfreie Cocktails und resümieren den fantastischen Auftritt. Beide sind der Meinung, dass das mit Abstand das beste Konzert war, das sie bisher besucht haben.

Während sie ihre Mixgetränke genießen, bemerkt Lilith aus den Augenwinkeln, wie der Sänger an der Bar vorbeihuscht. Schnell wendet sie sich dem Tresen zu, damit er sie auf gar keinen Fall entdeckt und somit auch nicht auf die Idee kommen möge, sie anzusprechen. ›Jeder andere Fan würde sich jetzt auf ihn stürzen und die Chance seines Lebens nutzen, und ich dreh mich um, damit er mich ja nicht erkennt‹, schießt es ihr durch den Kopf.

Auch die Freundin bemerkt ihn und meint: »Wollen wir uns ein Autogramm holen? Sag bitte ja!«

»Geh du nur, ich bleibe lieber hier. Ich möchte nicht riskieren, dass er mich wiedererkennt. Nutz du die Gelegenheit, die kommt wahrscheinlich so schnell nicht wieder.«

»Okay. Dann gib mir mal dein Ticket, damit du wenigstens auch etwas davon hast.« Lilith kramt ihre Eintrittskarte aus der Tasche hervor und überreicht sie wortlos. »Bis gleich, Süße!« Damit schnappt sich Sonja die Karte und verschwindet aus der Bar.

Kurz muss sie sich sammeln und wieder beruhigen. Eine Zigarette würde jetzt guttun, aber sie wartet rücksichtsvoll auf ihre Süße, vielleicht will sie ja auch mit hinausgehen und frische Luft schnappen. Ihr fällt auf, dass der Barkeeper sie seit einer ganzen Weile anlächelt. Verschmitzt grinst sie in sich hinein und nippt dabei an ihrem Cocktail. Immer wieder linst sie zu ihm hinüber, und bemerkt, dass er sie tatsächlich zu beobachten scheint.

Er ist jung und unheimlich attraktiv. Sie genießt seine Blicke, die auf ihr ruhen, während sie das Glas an dem langen Stiel hin- und herdreht. Dann stützt sie ihr Kinn auf die Hände und blickt ihn unverhohlen an. Gerade als sie sich aufraffen will, um ihn anzusprechen, setzt sich Sonja wieder neben sie. Der Barkeeper wendet sich schmunzelnd ab, als er ihren enttäuschten Blick bemerkt.

Die Freundin legt das Ticket auf den Tresen und schiebt es ihr hin, hält es dabei aber noch bedeckt. »Wow! Du glaubst gar nicht, wie umwerfend dieser Typ ist! Schade, dass du dich nicht traust.«

Unentwegt starrt sie neugierig auf die Rückseite der Karte. Dann dreht Sonja endlich das Papier um und sie kann lesen: ›Für Lilith von Chris - Bitter Elation‹. Ihr stockt der Atem.

»Es tut mir leid, aber was sollte ich machen. Er hat mich erkannt und dachte, dass er uns schon einmal bei einem vorangegangenen Konzert getroffen hätte«, erklärt sie ihr hastig.

Lilith stiert auf das Geschriebene und schluckt. »Er denkt, er kennt uns von einem anderen Konzert? Und was ist mit dem Namen? Wurde er da nicht stutzig?«

»Nur kurz. Er meinte, dass ihm der Name bekannt vorkommen würde, aber wahrscheinlich habe er ihn auch während einer Autogrammstunde in Erinnerung behalten, weil er eben so außergewöhnlich sei. Ich habe ihn einfach in diesem Glauben gelassen. Was Besseres konnte doch gar nicht passieren!«

»Das ist Glück, dass er das glaubt! Und er ist wirklich so charmant, wie man sagt?«

»Und ob! Ich soll dir übrigens liebe Grüße ausrichten.«

Nun bereut sie es ein kleines bisschen, dass sie sich nicht getraut hat. Aber was solls, sie will lieber nichts provozieren oder ihn gar verwirren. »Könnte ich mal kurz rausgehen, um zu rauchen?«, erkundigt sie sich bei ihr unvermittelt.

Anstatt einer Antwort trinkt sie schnell ihr Glas aus und hakt sich bei ihr unter. Noch einmal lächelt sie dem Barkeeper zu, der daraufhin grinsend die Hand hebt.

»Ja, Hallo! Hast du dir etwa Mut angetrunken, während ich fort war?«, fragt Sonja sie feixend und dreht sich beim Verlassen der Bar zu dem Mann um. »Hach, dein Geschmack ist aber auch erstklassig.«

Kichernd gehen sie zum Haupteingang, und als die Süße die Tür öffnet, schiebt sie Lilith hinaus ins Dunkel der Nacht. In diesem Moment sieht sie auch schon den Sänger umringt von Fans neben dem Eingang stehen.

»Na großartig!«, flüstert sie. Schnell kramt sie eine Zigarette aus ihrer Tasche und zündet sie an. »Warum sagst du mir denn nicht, dass er hier draußen steht? Du weißt doch, dass das schief gehen kann.«

»Er weiß doch von nichts, er hat überhaupt keine Ahnung! Also bleib ruhig. Bitte, bitte. Du wirst es sonst eines Tages bitter bereuen und dir Vorwürfe machen, dass du diese Chance nicht ergriffen hast.« Die kleine Verräterin schaut sie mit ihrem berüchtigten Hundeblick an.

Da muss sie auflachen. »Na gut, was solls. Aber ich werde mich ihm nicht aufdrängen. Du weißt, dass ich so etwas nicht mag.«

Bestätigend nickt sie heftig. »Dann schau ihn doch nur an. Du wirst sehen, er ist einfach … ich kann es nicht beschreiben. Verschaffe dir selbst einen Eindruck.« Damit schlendern sie zu den Programmtafeln schräg gegenüber, außerhalb des Lichtscheins, um ihn aus sicherer Entfernung zu beobachten.

Er hat sie nicht einmal bemerkt und verteilt weiterhin eifrig Autogramme, scherzt mit den Frauen vor sich. Trotz des diffusen Lichts und der Entfernung, fällt Lilith erneut sein umwerfendes Lächeln auf und wie seine Augen immer mitlächeln. Beinahe wird sie schwach und würde am liebsten zu ihm hinüber gehen.

Schnell wendet sie sich ab und blickt zum erleuchteten Kensington-Park. Ein wohltuend frischer Luftzug lässt sie wieder zur Besinnung kommen. Dann vernimmt sie sein Lachen - wie wohlvertraut es ihr doch ist. Es ist tatsächlich dasselbe, wie in ihrem Traum. Aber auch das wird sie in einem Interview aufgeschnappt haben. Wie viel von dem, was sie sich vorgestellt hat, wohl übereinstimmt? Neugierig wendet sie sich ihm erneut zu.

Nur noch wenige Menschen stehen bei ihm. Dicht hinter ihm verweilen Bodyguards oder Security, die dafür sorgen, dass die Fans auch wieder gehen. Wieso ist er hier herausgekommen? Wieso ist er nicht irgendwo geschützter an die frische Luft gegangen? Oder warum ist die Band nicht gleich im Anschluss an das Konzert ins Hotel gefahren? Er scheint wohl den Trubel um seine Person zu mögen.

Der letzte Fan bedankt sich überschwänglich bei ihm und geht zurück ins Gebäude. Chris stülpt sich die Kapuze über den Kopf, wechselt ein paar Worte mit seinen Bodyguards und kommt anschließend schnurstracks auf sie beide zu. Panik kriecht in ihr hoch, doch als sie mitbekommt, dass er gar nicht zu ihnen will, sondern lediglich aus dem Schein der Straßenlampe treten möchte, wird sie wieder etwas ruhiger. Sie wendet sich der Programmtafel zu, um ihn nicht anstarren zu müssen. Hastig zündet sie sich erneut eine Zigarette an, um sich von ihrer eigenen Nervosität abzulenken.

»Entschuldigt bitte«, sagt der Sänger plötzlich, als er neben ihnen steht. Ihre Freundin dreht sich zu ihm herum. »Oh, Hallo. Sonja, richtig?«

»Ja, genau«, erwidert diese.

Nun kann er auch noch Namen perfekt den Gesichtern zuordnen, schießt es ihr durch den Kopf. Gibt es irgendetwas Negatives an ihm?

»Hättet ihr ein Feuer für mich? Ich habe meins drinnen liegen lassen.«

Die Gefragte zupft an Liliths Bluse. Tief Luft holend dreht sie sich zu ihm herum und reicht ihm ihr Feuerzeug.

»Vielen Dank.« Kurz blickt er sie an, und als er das Feuer anzündet, betrachtet sie ihn. Sie beißt sich auf die Unterlippe, um ein Seufzen zu unterdrücken. Dieses Gesicht ist einfach …

»Lilith?«, fragt er erstaunt.

»J … ja«, stockt sie. ›Lass ihn bitte weiterhin glauben, dass wir uns auf einem Konzert getroffen hätten.‹ Schluckend nimmt ihr Feuerzeug entgegen.

»Hi!« Damit reicht er ihr seine Hand.

Zögerlich ergreift sie sie, doch sie bekommt kein Wort über ihre Lippen. Seine Stimme, seine blauen Augen! Eine sanfte, aber doch kräftige Hand erwidert ihren Händedruck. Ihr wird plötzlich ganz anders zumute. Als er ihre Hand wieder freigibt, blickt sie sich kurz um, ob irgendwo eine Bank steht, auf die sie sich setzen kann. Weit und breit ist keine zu sehen.

»Entschuldige bitte«, sagt sie ganz leise und setzt sich im Schneidersitz auf den Boden. Ob er nun denkt, dass sie komplett durchgeknallt ist? Ist ja auch egal!

Erst jetzt fällt ihr auf, dass die beiden Security, etwas weiter entfernt, Position bezogen haben. Dann blickt sie wieder hinauf. Noch immer steht er neben ihrer Freundin und hat sich auch nicht abgewendet, um seine Ruhe zu haben. Im Gegenteil, er lächelt Lilith sogar an und meint: »Wenn du erlaubst?«

Mit dem Rücken zur Konzerthalle setzt er sich ihr gegenüber auf den noch warmen Asphalt und zieht die Kapuze etwas tiefer in sein Gesicht. ›Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll!‹, schießt es ihr durch den Kopf. Aber er erwartet anscheinend keine Unterhaltung, er raucht ebenfalls wortlos. Nur hin und wieder schaut er sie mit seinen lächelnden Augen an, dabei errötet sie etwas und hofft, dass er dies nicht bemerkt.

Längst haben beide ihre Zigaretten ausgedrückt, doch noch immer sitzen sie sich schweigsam gegenüber. Als sie an ihm vorbei zur Konzerthalle blickt, spürt sie seine Blicke auf sich ruhen. Sie weiß, dass sie nicht stundenlang so dasitzen können, irgendwann muss er wieder hinein.

»Ich danke dir für das Autogramm«, sagt sie unvermittelt und könnte sich dafür auch sofort ohrfeigen. Etwas Besseres konnte ihr nicht einfallen!

Er sieht sie schmunzelnd an. »Sehr gern.«

Dankbar registriert sie, dass Sonja sich neben sie beide kauert und ein Gespräch mit ihm beginnt. Somit lenkt die Freundin ihn von ihr ab und sie kann ihn etwas beobachten und mal wieder einen klaren Gedanken fassen. Wenn er lächelt oder gar lacht, schmilzt sie regelrecht dahin. Verzweifelt versucht sie die aufwallende Empfindung zu unterdrücken. Es wäre verdammt dumm, sich jetzt in einen Typen zu verknallen, den sie nie wieder treffen wird und zudem so unerreichbar ist. Nur weil er ihr gegenübersitzt, heißt das noch lange nichts! Doch es fällt ihr sehr schwer, nicht seiner faszinierenden Stimme zu verfallen oder sich in seinen blauen Augen zu verlieren. Immer wieder schaut sie zu Boden, um sich von seinem Anblick loszureißen.

Währenddessen kommen ab und an Leute aus dem Gebäude, um zu rauchen oder zu gehen. Doch keiner beachtet die Drei am Boden Sitzenden. Einige gehen auf die Bodyguards zu und sprechen sie an. Wahrscheinlich wollen sie wissen, wo sie den Sänger antreffen können, es hat sich bestimmt herumgesprochen, dass er sich hier draußen aufhalten soll. Belustigt beobachtet sie, wie die Männer immer wieder achselzuckend den Kopf schütteln.

Als sich die Tür ein weiteres Mal öffnet, tritt Joe heraus. Er sucht anscheinend den Frontmann und entdeckt dabei die Drei. Langsam kommt er näher und erkennt den Sänger, der mit dem Rücken zu ihm sitzt.

»Chris? Wir suchen dich schon überall. Du musst unbedingt reinkommen«, sagt der Drummer, als er direkt hinter ihm steht.

Obwohl sie kaum ein Wort miteinander gewechselt haben, schaut dieser sie bedauernd an. »Ich komme gleich«, sagt er, wobei er sie nicht aus den Augen lässt.

»Okay bis gleich.« Damit dreht sich der Bandkollege herum und geht wieder hinein.

»Es tut mir wirklich sehr leid«, lässt Chris verlauten. »Vielleicht trifft man sich wieder?«

»Bestimmt irgendwann auf einem der nächsten Konzerte«, antwortet Lilith leise.

Seufzend erhebt sich der Sänger. »Das wird leider etwas dauern«, entgegnet er mit einem abbittenden Unterton.

Als sie sich erheben will, reicht er ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen. »Schreibt mich an. Ich werde euch und eure Namen so schnell nicht vergessen.«

Anschreiben? Hat sie etwas verpasst? War sie so sehr in Gedanken versunken, dass sie das Gespräch vollkommen verbummelt hat? Fragend blickt sie auf Sonja herab und sieht sie zustimmend nicken. Das wird sie gleich erfragen, sobald er fort ist.

»Ladys, es war mir eine Ehre euch kennengelernt zu haben.« Er reicht der immer noch am Boden sitzenden Freundin die Hand und verabschiedet sich von ihr.

Dann wendet er sich an sie und blickt sie mit einem umwerfenden Lächeln an. »Es hat mich wirklich sehr gefreut.« Sie errötet erneut und diesmal bemerkt er es. Schmunzelnd reicht er ihr noch einmal die Hand, die sie sofort ergreift. Völlig unerwartet gibt er ihr eine Kusshand und raunt: »Ich würde mich besonders über eine Nachricht von dir freuen.«

Nur langsam lässt er ihre Hand los und geht zum Eingang. Die Bodyguards folgen ihm nun wieder auf dem Fuß. An der Tür dreht er sich noch einmal um und hebt seine Hand zum Abschied. Dann entschwindet er ihrem Blickfeld.

»Du lieber Himmel!«, entfleucht es ihren Lippen.

»Sag ich doch«, erwidert Sonja, die sich nun auch erhebt. »Und? Was meinst du? Ist er nun so wie erwartet?«

»Tausendmal besser!« Lilith lächelt verträumt und seufzt auf. Plötzlich erinnert sie sich wieder an seine Worte. »Was meinte er mit anschreiben?«

»Wo warst du in der letzten halben Stunde? Er hat gemeint, wir sollen die Band in irgendeinem der sozialen Netzwerke anschreiben. Er liest die meisten Nachrichten selbst, wenn auch im Schnelldurchgang. Wir sollen unsere Namen unbedingt erwähnen, dann schreibt er uns sofort zurück«, erklärt sie.

»Wow! Ob er das öfter macht?«

»Was?«

»Na Fans persönlich zu schreiben?«

»Mittlerweile bestimmt nicht mehr. Dann käme er wahrscheinlich zu nichts mehr. Und ich möchte auch gar nicht wissen, was manche so schreiben!«, sagt die Freundin kichernd.

»Da hast du wohl recht!« Gemeinsam schlendern sie gemütlich um das runde Gebäude herum, Richtung Parkplatz. Verträumt denkt sie darüber nach, dass er sie tatsächlich um eine Nachricht gebeten hat, er sich sogar darauf freuen würde. Meinte er das ernst?

Bereits von Weitem sehen sie den Tourbus am Seiteneingang stehen. Gerade als sie daran vorbeigehen, öffnet sich die Seitentür der Konzerthalle und Chris tritt heraus. Sichtlich erfreut lächelt er die beiden an. »So schnell sieht man sich wieder!«

»Gib es zu! Du steigst uns doch nur nach!«, ruft Sonja ihm belustigt zu.

Daraufhin folgt ein herzhafter Lacher, wobei er den beiden zuzwinkert. Joe kommt ebenfalls aus dem Gebäude und die Tür des Busses öffnet sich geräuschlos. Glucksend ahmt Lilith pantomimisch das Tippen auf einer Tastatur nach. Der Sänger nickt ihr zu und steigt in den Bus. Verdattert schaut der Drummer erst sie und danach seinen Bandkollegen an. Die Freundinnen drehen sich feixend herum und gehen weiter. Nach nur wenigen Metern verspüren sie wieder dieses allzu vertraute Gefühl. Verwirrt drehen sie sich langsam herum, doch niemand oder irgendetwas ist zu sehen. Irritiert schütteln sie die Köpfe und gehen plaudernd zum Parkplatz. Beide sind noch völlig aufgekratzt, sodass sie einige Male stehen bleiben und aufgedreht, wild gestikulierend das Konzert und die Begegnung mit dem Sänger immer wieder anreißen.