Bittersweet Always - Ella Fields - E-Book

Bittersweet Always E-Book

Ella Fields

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Beschreibung

Manche Wunden kann Liebe nicht heilen, aber sie muss es wenigstens versuchen. Toby Hawthorne war ein Mysterium. Ein Rätsel, das nicht Teil meiner Pläne fürs College war.  Ich war nicht auf der Suche nach Liebe. Aber ich war auch nicht nicht auf der Suche nach Liebe. Und an diesem Ort, zwischen allen Stühlen, fand er mich. Ich hatte keine Ahnung von den Kämpfen, die er jeden Tagen austrug, und verliebte mich Hals über Kopf. Als ich es herausfand, war es zu spät. Weil ich alles wollte. Jedes zerbrochene verlorene Teil von ihm.  Ich wusste, dass ich ihn nicht heilen konnte. Ich konnte ihn nur lieben. Aber ich hätte wissen müssen, dass Liebe nicht genug ist. "Eine mitreißende, berührende, zutiefst bewegende gefühlvolle Geschichte die unter die Haut geht." (Fairys Wonderland)

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Seitenzahl: 583

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Bittersweet Always

Die Autorin

Ella Fields ist Mutter und Ehefrau und lebt in Australien. Während ihre Kinder in der Schule sind, trifft man sie meistens, wie sie mit ihrer Katze Bert und ihrem Hund Grub über ihre Figuren und Bücher spricht. Sie ist schokoladensüchtig und eine unverbesserliche Sammlerin schöner Notizbücher. Sie liebt es, Stories mit hart erarbeiteten Happy Ends zu schreiben.

Das Buch

Toby Hawthorne war ein Mysterium. Ein Rätsel, das nicht Teil meiner Pläne fürs College war. Ich war nicht auf der Suche nach Liebe. Aber ich war auch nicht nicht auf der Suche nach Liebe. Und an diesem Ort, zwischen allen Stühlen, fand er mich.

Ich hatte keine Ahnung von den Kämpfen, die er jeden Tagen austrug, und verliebte mich Hals über Kopf. Als ich es herausfand, war es zu spät. Weil ich alles wollte. Jedes zerbrochene verlorene Teil von ihm.

Ich wusste, dass ich ihn nicht heilen konnte. Ich konnte ihn nur lieben. Aber ich hätte wissen müssen, dass Liebe nicht genug ist.

Ella Fields

Bittersweet Always

Roman

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinJuli 2019 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019German Translation copyright © 2019 by Ullstein Buchverlage GmbHCopyright © 2018. Bittersweet Always by Ella Fields. Titel der amerikanischen Originalausgabe: Bittersweet AlwaysUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Nina BaderAutorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-407-7

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Widmung

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Fünfunddreißigstes Kapitel

Sechsunddreißigstes Kapitel

Siebenunddreißigstes Kapitel

Achtunddreißigstes Kapitel

Neununddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Einundvierzigstes Kapitel

Zweiundvierzigstes Kapitel

Dreiundvierzigstes Kapitel

Vierundvierzigstes Kapitel

Fünfundvierzigstes Kapitel

Sechsundvierzigstes Kapitel

Siebenundvierzigstes Kapitel

Achtundvierzigstes Kapitel

Neunundvierzigstes Kapitel

Fünfzigstes Kapitel

Einundfünfzigstes Kapitel

Zweiundfünfzigstes Kapitel

Dreiundfünfzigstes Kapitel

Epilog

Danksagungen

Leseprobe: Suddenly Forbidden

Empfehlungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Widmung

Anmerkung der Autorin

Diese Story hat schon eine ganze Zeit lang auf mich gewartet.

Ich brauchte nur die richtigen Charaktere.

Sowie Toby und Pippa in Suddenly Forbidden auf den Plan traten, wusste ich, dass ich sie gefunden hatte.

Diese Erkenntnis erfüllte mich mit freudiger Erregung, aber auch einer gehörigen Menge Angst.

Diese Angst war gerechtfertigt. Die Story war ziemlich hart.

Es gab Zeiten, da wollte ich aufgeben oder die ganze Geschichte wieder und wieder umschreiben.

Ich schätze, das ist das Risiko, das wir Schriftsteller eingehen, wenn wir versuchen, beim Schreiben einer Geschichte gerecht zu werden, die uns sehr am Herzen liegt.

Angstzustände, Depressionen – jede psychische Erkrankung – man kann sie nicht einfach in einer für alles passende Schublade stecken.

Dies ist in keinster Weise meine Geschichte, aber ich habe Erfahrungen aus meinem Leben in sie einfließen lassen. Und obwohl ich weiß, dass dies ein Thema ist, das viele von uns berührt, basiert diese Story auf meiner Erfahrung mit EINER Person. Und ich könnte auf diese Person oder die die Augen öffnende Reise, auf die die Charaktere mich mitgenommen haben, nicht stolzer sein.

Widmung

Für den stärksten Mann, den ich kenne.

Die Dunkelheit kann Monster freisetzen, die für das bloße Auge unsichtbar sind.

Liebe kann diese Dunkelheit erhellen, und plötzlich haben die Monster ein Gesicht.

Einen Namen.

Einen Schatten.

Und eine Schwäche.

Und wo es eine Schwäche gibt, besteht die Chance auf einen Sieg.

Prolog

Ich wusste nicht, wie spät es war, aber die Sonne war schon vor Stunden aufgegangen, und mein Dad lag immer noch im Bett. Mom sagte, er wäre manchmal an den Wochenenden furchtbar müde, nachdem er eine lange Arbeitswoche hinter sich hatte. Er war Bauunternehmer – er hatte sogar das Haus gebaut, in dem wir wohnten – daher war das vermutlich eine logische Erklärung. Ich fand nur, dass niemand gerne den ganzen Tag verschlafen sollte. Ich konnte nicht begreifen, wieso man auf diese Art das Leben verpassen wollen konnte.

Andererseits war ich erst dreizehn und, wie mein Bruder Drew sagen würde, woher zum Teufel sollte ich das wissen?

»Pippa! Nimm deine dämliche Kosmetiktasche vom Tisch.« Drew schob die große pinkfarbene Tasche so heftig zur Seite, dass sie fast auf den Boden gefallen wäre. »Mom hat dir ja nur hundert Mal gesagt, du sollst sie nicht rumliegen lassen.«

Ich zog die Nase hoch, straffte die Schultern und stapfte zum Tisch, um meine Tasche zuzumachen. »Was geht dich das überhaupt an? Sie stört doch niemanden.«

»Pippa«, schalt meine Mutter sanft, als sie in das Esszimmer kam und eine Schale mit Obst auf den Tisch stellte. »Du weißt, wie dein Dad ist, also räum sie einfach weg. Bitte.« Sie blieb mit in die Hüften gestemmten Händen stehen, und der Ausdruck in ihren Augen bewirkte, dass meine Schultern nach unten sanken.

»`kay.« Es war immer dasselbe alte Lied. Mein Dad konnte zu viel Unordnung nicht vertragen. Irgendetwas daran verursachte ihm schlechte Laune, was wiederum dazu führte, dass meine Mom aussah, als würde sie an einer verfaulten Tomate lutschen, bis er sich wieder beruhigt hatte.

Nachdem ich mein Make-up in meinem Schrank verstaut hatte, verbrachte ich den Morgen mit meinem Wörtersuchbuch. Ich hatte drei davon zu Weihnachten bekommen, und dieses hier war anspruchsvoller als alle, mit denen ich mich vorher beschäftigt hatte.

Nach dem Lunch klopfte Mom an meine Tür und sagte, sie müsste Drew zum Hockeytraining bringen. Wenn sie nicht lange wegblieb, ließ sie mich oft zu Hause. Es gefiel mir, dass sie mir vertrauen konnte.

Was mir ganz und gar nicht gefiel, war, dass mein Dad schlief, obwohl er die Zeit auch mit mir hätte verbringen können.

Ich vermisste ihn. Ich vermisste ihn, obwohl er nur ein Stück den Flur hinunter von mir entfernt war.

Seufzend klappte ich das Buch zu, warf meinen Bleistift auf das Bett und ging nach unten, um mir etwas zu trinken zu holen.

Das kühle Wasser rann meine Kehle hinunter, während ich zusah, wie ein Vogelschwarm von der alten Eiche vor dem Küchenfenster hochflatterte. Nachdem ich mein Glas in die Spüle gestellt hatte, füllte ich ein zweites, zögerte aber, als ich wieder nach oben zum Schlafzimmer meiner Eltern ging.

Einen Moment lang nagte ich unschlüssig an meiner Lippe und blickte auf das Wasser in dem Glas hinunter, das sich in meiner zitternden Hand kalt anfühlte. Auf der anderen Seite der Tür konnte ich den Ventilator surren hören, obgleich es mitten im Winter war.

Ich schüttelte den Kopf und klopfte mit meiner freien Hand leicht an die Tür. Keine Reaktion – nicht, dass ich mit einer gerechnet hätte. Langsam schob ich die Tür auf und spähte in den Raum.

»Dad?« Wieder erhielt ich keine Antwort.

Mom hatte das Bett so ordentlich um ihn herum gemacht, als wäre er ein Teil der Einrichtung und würde perfekt in das Zimmer passen. Er hatte sich die geblümte Steppdecke über den Kopf gezogen, schnarchte aber nicht, wie er es üblicherweise tat, wenn er tief und fest schlief.

»Dad?«, fragte ich erneut, diesmal ein bisschen lauter.

»Jetzt nicht, Pip.« Seine Stimme klang benommen, rau, aber klar und laut genug, um mich zusammenzucken zu lassen.

»Ich habe dir etwas Wasser gebracht.«

»Ich habe gesagt, jetzt nicht. Mist.« Ein Rascheln folgte, und ich beobachtete, wie er sich auf die Seite zum Fenster mit der Aussicht auf die Bergkuppen in der Ferne rollte.

An schlechten Tagen tat sein barscher Umgang mit uns wirklich weh. Schuldgefühle nagten an meinem Gewissen. Ich glaubte nicht, dass ich je so sein konnte wie Mom. Fast vierzehn oder nicht, ich verlor allmählich die Geduld mit ihm. Ich trat zum Bett und stellte das Wasser auf seinen Nachttisch.

Auf dem Weg nach draußen blieb ich auf dem gewebten Läufer in der Nähe der Tür stehen. »Du weißt, dass Mom Drew zum Training gebracht hat. Schon wieder.«

Hockey war Drews und Dads Ding. Und mir war klar, dass Dad Probleme hatte. Obgleich ich diese Probleme nicht verstand, wusste ich, dass er sie hatte. Aber Drew sprach nie darüber. Obwohl ich wusste, dass es schlimm für ihn sein musste, wenn Dad schlecht drauf war oder nicht aufwachen wollte und es Drew überließ, sich stattdessen für Mom ein Lächeln abzuringen.

Dad gab einen gereizten Laut von sich, und ich fuhr herum, als ich das Bett unter seinem Gewicht ächzen hörte. »Ich bin nur müde, meine Kleine. Es war eine lange Woche. Er versteht das.«

Ich knirschte mit den Zähnen, atmete tief durch die Nase ein und stieß die Luft langsam durch den Spalt zwischen meinen Lippen wieder aus. Es half nicht. »Tut er das? Du weißt, dass Schlaf Schlaf fördert, oder?« Richtig, ich hatte das nachgeschlagen. »Vielleicht könntest du wach bleiben, wenn du aufstehen und etwas tun würdest.«

Er nuschelte etwas, das wie `Jesus Christus´ klang, und seufzte dann. »Pip, komm her.«

Meine Brauen zogen sich zusammen, als ich verfolgte, wie er sich in eine sitzende Position hochhievte und die Bettdecke auf seine von einem T-Shirt bedeckte Taille hinunterrutschte.

»Schon okay. Ich wollte nur nach dir sehen.« Ich wandte mich zum Gehen, dabei schluckte ich hart.

»Pippa, bitte. Setz dich.«

Ich schloss die Augen und zählte bis drei, dann trat ich zum Bett und versuchte, Zurückhaltung in meine nächsten Worte zu legen. »Was ist denn?«

»Sieh mich an.«

Ich gehorchte; registrierte seine rot geränderten Augen und den Dreitagebart, der sein Kinn bedeckte. Mein Dad war ein hoch gewachsener Mann – gesund wirkend, kräftig und wenigstens einsfünfundachtzig groß. Vielleicht sogar noch größer. Er war mir immer wie ein Riese, geradezu majestätisch vorgekommen, und als ich heranwuchs, hatte ich mir nichts mehr gewünscht als seine Anerkennung, seine auf mir ruhenden lächelnden Augen.

Aber als ich ihn jetzt betrachtete, wusste ich nicht, wie ich dieses Bild mit dem in Einklang bringen sollte, das ich in meiner Erinnerung zu sehen pflegte. Oder vielleicht dem, das ich sehen wollte. Dem, das ich mir als Selbstschutzmaßnahme im Geist aufgebaut hatte. Weil ich es wirklich hasste, ihn anzuschauen, wenn er in einer Verfassung war wie heute.

»Was?«, krächzte ich und wollte mir in den Hintern treten, weil ich so verwundbar klang.

Er klopfte auf das Bett und nickte zu dem Kopfkissen meiner Mom hinüber.

Ich setzte ein gezwungenes Lächeln auf, kletterte auf ihr Ehebett und stellte Moms Kissen auf, um mich dagegenzulehnen.

»Du erinnerst mich nicht nur an deine Mutter, sondern auch an meinen Dad«, stellte er fest.

Als ich an Grandpa Henry dachte, verzog ich das Gesicht. In Grandpas Nasenlöchern wuchsen widerspenstige graue Haare, die zu seinen wild wuchernden Augenbrauen passten. »Grandpa weiß manchmal gar nicht mehr, wer wir sind.«

Mein Dad kicherte. »Demenz. Er kann nichts dafür. Aber früher einmal …« Er stupste mich gegen die Nase, und ich bemühte mich, die Augen nicht zu weit aufzureißen. »Er war ein störrischer, eigensinniger und sehr willensstarker Mann.«

»Ja?«, fragte ich und ließ mich in das Leben eintauchen, das in den Augen meines Dads aufflammte.

»Ja.« Dann wurden diese Augen traurig, als er mich eine Minute lang anstarrte. »Versprich mir etwas.«

Ich wagte nicht zu blinzeln, weil ich fürchtete, er könnte dann den Blick von mir abwenden, und nickte nur.

»Versprich mir, dass du das hier nie verlieren wirst, egal was kommt.« Wieder erhellte ein Lächeln seine Augen, spielte aber nicht um seine Lippen. »Du wirst erwachsen werden, dich verändern und dazulernen. Aber versprich mir, dass das, was hier drin ist …«, er streckte eine Hand aus und tippte mit einem großen Finger auf den Regenbogen in der Mitte meines blauen T-Shirts, » … immer dasselbe bleiben wird.«

Sein Finger fiel auf die Decke, und ich blinzelte schließlich doch.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal.

»Warum sagst du das?«, stieß ich hervor. Meine Brust füllte sich mit einem guten Maß an Hoffnung, aber auch mit einem seltsamen Gefühl von Beklommenheit.

Er zog die Lippe hinter seine Zähne, als er mich eindringlich ansah. Seine Miene war jetzt unergründlich. »Weil das Leben ablaufen wird. Lauf mit ihm ab, aber … lass nicht zu, dass es etwas daran ändert, wer du bist.«

Danach legte er sich wieder hin, fixierte mich noch eine Weile mit einem merkwürdigen Blick und schlief dann wieder ein.

Später in dieser Nacht erwachte ich von dem Knirschen von Reifen auf der Schottereinfahrt draußen. Mein Dad war noch nicht dazu gekommen, sie zu betonieren.

Ich kroch über das Bett, zog die Vorhänge zur Seite, spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit und bemühte mich, mich zu konzentrieren. Aber es bestand kein Zweifel an dem, was ich sah.

Die Rücklichter glühten wie rote böse Vorzeichen, als der Truck meines Dads verschwand und die Straße hinunterraste.

Erstes Kapitel

Pippa

Es gelang mir gerade so eben, ein Stöhnen zu unterdrücken, als ich mir mehr Pfefferminz-Schokochip-Eis in den Mund schob.

»Habt ihr geöffnet? Oder machst du vielleicht gerade eine Pause?«

Meine Augen weiteten sich vor milder Überraschung, als ich den kleinen Eisbecher langsam abstellte und schluckte. Es brannte höllisch, aber ich setzte ein schmallippiges Lächeln auf und wischte mir die Hände an meiner blauen Schürze ab. »Ja, äh, nein. Wir haben offen.« Was denn sonst, wollte ich hinzufügen, biss mir aber auf die Zunge. »Was darf es denn sein?«

»Ein fettarmer Erdbeermilchshake.« Die Brünette blickte auf ihr Telefon hinunter, und ich machte mich daran, ihr Getränk zuzubereiten. »Und du hast da was am Kinn.«

Ich weigerte mich, mich in Verlegenheit bringen zu lassen, nahm ihr Geld entgegen und reichte ihr das Wechselgeld und den Shake, bevor ich mir das Eis vom Kinn wischte, als sie zur Tür hinausging.

Sie konnte mich mal. Ich nutzte meine freie Zeit gern sinnvoll. Donnerstags herrschte in der Eisdiele, in der ich arbeitete, immer viel Betrieb, aber heute Abend war sie erst unsere dritte Kundin.

Leise Schritte veranlassten mich, meinen Snack hinter einem Stapel Servietten zu verstecken, als Tim, mein Boss, erschien. »Du kannst ruhig nach Hause gehen, Pippa.« Sein leichter deutscher Akzent betonte seine Worte.

Ich blickte auf die Uhr – viertel vor neun abends – und zuckte dann die Achseln. Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. »Danke. Wir sehen uns dann nächste Woche.« Nachdem ich meine Schürze abgenommen hatte, holte ich meine Tasche aus dem Personalraum und stempelte aus.

»Du hast dein Eis vergessen.«

Erwischt. Ich machte auf halbem Weg zur Tür auf dem Absatz kehrt und ging mit einem beschämten Lächeln zurück. Sein Schnurrbart hob sich, als er ebenfalls lächelte und mir den Becher mit schmelzender Eiscreme reichte. Was Arbeitgeber betraf, hatte ich mit ihm das große Los gezogen, das wusste ich.

Ich bedankte mich bei ihm und löffelte etwas Eis in den Mund, als ich die Tür mit dem Po aufstieß.

Der Abend empfing mich mit einer leichten Brise, die die Blätter von den Bäumen wehte und zu Boden flattern ließ. Der Herbst hatte Einzug gehalten und die letzten Reste der unerträglichen Sommerhitze vertrieben. Es war ungewöhnlich, dass das Wetter in Gray Springs so früh abkühlte, aber ich würde mich nicht beklagen. Unter den Brüsten zu schwitzen war wahrlich kein Vergnügen. Ich liebte den Winter.

Mein Telefon summte in meiner Tasche, die locker an meiner Armbeuge hing. Ich blieb auf dem Bürgersteig stehen, ohne auf die wenigen Leute zu achten, die einen Bogen um mich schlagen mussten, als ich von meinem Eis zu meiner Tasche blickte.

Das Klingeln verstummte, also aß ich weiter, während ich den Bürgersteig hinunterschlenderte.

Als es wieder einsetzte, stöhnte ich laut und warf den Rest Eis in einen Abfalleimer in der Nähe, bevor ich das Telefon hervorkramte.

Drew.

»Was ist?«, fragte ich kurz angebunden.

»He, was ist dir denn in den Arsch gekrochen?«

»Das ist echt widerlich, also komm mir nicht so. Aber wenn du es unbedingt wissen musst, ich habe etwas sehr Wichtiges sausen lassen, um diesen Anruf entgegenzunehmen.« Ich stieß vernehmlich den Atem aus und knurrte: »Also kotz dich aus.«

»Äks, du bist hier widerlich. Achte auf deine Sprache, okay?«

»Leck mich und achte selbst auf deine Sprache. Und ich habe von Essen gesprochen.«

Drew kicherte, und ich hörte, wie eine Tür geschlossen wurde, als er die Stimme dämpfte. »Also gut, ich … äh … ich brauche zwanzig Mäuse.«

Meine Füße weigerten sich erneut, weiterzugehen. In diesem Tempo würde ein Zehn-Minuten-Weg die ganze Nacht in Anspruch nehmen »Zwanzig Dollar?«

»Okay, dreißig wären besser.«

Meine Augen wurden groß, als ich in das Telefon zischte: »Nein. Nimm dein eigenes verdammtes Geld.«

»Mom hat mir diese Woche das Taschengeld gestrichen.«

»Warum?« Ich setzte mich wieder in Bewegung und lächelte einem Mädchen aus meinem Mathekurs zu.

»Pip, bitte.«

»Nichts da. Erst sagst du mir, was du ausgefressen hast.«

Nach kurzem Zögern gestand er: »Ich habe was mit Cindy von nebenan am Laufen.«

Wieder blieb ich stehen. Aber diesmal aus gutem Grund. »Der Tochter des Reverends?« Ich versuchte, ungläubig zu klingen, aber ich konnte die Belustigung aus meiner Stimme heraushören.

»Kannst du nicht noch lauter brüllen?«

»Wenn du das willst, gerne«, gab ich spöttisch zurück. »Allerdings interessiert das hier niemanden sonderlich.« Ich räusperte mich und bemühte mich, mehr wie die große Schwester zu klingen, die ich für ihn sein sollte. »Absolut uncool. Behalt ihn in deiner verdammten Hose.«

»Ja, wie auch immer. Außerdem ist es nicht so, wie du denkst. Ich mag sie. Aber Mom hat es herausgefunden und denkt, ich würde versuchen, sie rumzukriegen. Sie hält sie für süß und unschuldig.« Er senkte erneut die Stimme. »Und so unschuldig ist sie gar nicht. Aber …« Er hielt inne. »Süß ist sie schon.«

»Zu viel Information, verdammt noch mal.« Seufzend ging ich weiter. »Hör zu, ich habe ja Verständnis für deine missliche Lage. Wirklich. Aber es geht nicht, Kumpel. Ich arbeite nur ein paar Tage in der Woche.«

»Pippa, es sind nur zwanzig Mäuse. Komm schon.«

»Such dir einen Job.«

Er stöhnte. »Mom findet, dass das zusammen mit Hockey und der Schule zu viel wird.«

»Dann sag ihr, sie soll dir wieder Taschengeld geben.«

Wir befanden uns in einer Pattsituation, weil wir beide wussten, dass sie das nicht tun würde. Das heißt, sie würde sich am Ende doch breitschlagen lassen. Unsere Mom hatte eine harte Schale, war aber darunter butterweich und gab letztendlich immer nach. Sie wollte uns vorher nur ein bisschen schmoren lassen.

»Hör zu, ich muss weiter.« Ich stieg die Stufen zu meinem Wohnheim hoch und ging hinein. »Du könntest auch Dad fragen, das weißt du.«

Er gab einen ungläubigen Laut von sich, bei dem ich fast vor Lachen rückwärts die Treppe hinuntergefallen wäre. »Fang gar nicht erst damit an, Pip.«

»Ich meine ja nur. Ich weiß, dass er sich freuen würde, von dir zu hören.«

Das würde er wirklich. Obwohl er uns vor all diesen Jahren einfach so verlassen hatte, brannte er immer darauf, mit uns zu sprechen.

»Ja ja, schon kapiert. Danke für nichts.«

Er legte auf, und ich seufzte erneut und ließ das Telefon in meine Tasche fallen.

Dann blieb ich draußen im Gang stehen und nahm mir eine Minute Zeit, um mich zu sammeln.

Unser Dad liebte uns, daran hatte ich nie auch nur eine Sekunde gezweifelt. Aber er hatte Probleme, und von denen ließ er sich bei seinen Entscheidungen beeinflussen. Das war der Grund, weshalb ich mit ihm Probleme hatte. Wir redeten immer noch gelegentlich miteinander, und er lebte in der Nähe, aber ich sah ihn kaum jemals. Allerdings nicht, weil er es nicht versuchte.

Ich schätze, man könnte sagen, dass ich einen Groll gegen ihn hegte, weil er uns im Stich gelassen hatte, sicher. Aber Drew … er sprach nur selten mit Dad. Und wenn er es tat, verschloss er sich danach nur noch mehr. Er konnte seine Gefühle zwar verbergen, doch sie begannen allmählich, sich in seinen Handlungsweisen zu zeigen. Man musste nur genau hinsehen.

Ich konnte meine Mitbewohnerin Daisy auf der anderen Seite der Tür Musik über ihr Handy hören hören. Ich lächelte, war dankbar dafür, dass ich zumindest in der letzten Woche nicht nach Hause gekommen war und sie in ihr Kissen weinend oder die Wände anstarrend vorgefunden hatte.

In dem Glauben zum College zu kommen, dass man dort seinen besten Freund, Seelengefährten und seine erste Liebe wiedertreffen würde, nur um dann feststellen zu müssen, dass er mit einer anderen zusammen ist, konnte zu so etwas führen.

Daisy machte die Musik aus, als ich die Tür hinter mir schloss und meine Tasche auf das Bett warf.

»Was ist los? Und wenn du sagst, dass du wieder unter Herzschmerz leidest, werde ich persönlich Callum anrufen und ihn auffordern, noch einmal mit dir auszugehen.«

Sie hatte letztes Wochenende endlich ein Date gehabt, aber der Typ hatte bislang noch nicht angerufen und um eine Wiederholung gebeten. Daisy schnaubte spöttisch, und ich griff nach meinem Schlafanzug und einem frischen Slip. »Das würdest du nicht wagen.«

»Wirklich nicht?«, fragte ich die Schublade, die ich gerade schloss, und drehte mich dann um.

Ihre braunen Augen wurden schmal, woraufhin ich grinste und sie so zum Lachen brachte. Sie schüttelte den Kopf. »Wie war es bei der Arbeit?«

»Langweilig, aber lecker.«

Daisys Gelächter hallte durch den Raum. Bei dem Geräusch wurde mein Lächeln noch breiter. »Hast du diese Hausarbeit schon fertig?«

»Nö.« Nachdem ich meine Schuhe nebst Socken ausgezogen hatte, ging ich zur Tür. »Ich habe bis Montag Zeit, und die Hälfte steht schon.«

Sie gähnte, warf ihren Skizzenblock auf den Nachttisch und ließ sich rücklings auf das Bett fallen. »Ich hab noch nicht mal angefangen.«

Das überraschte mich nicht. Ich schloss die Tür hinter mir und tappte den Gang hinunter. Er war ruhig. Die meisten Mädchen hier hielten sich an die Ausgangssperreregeln, vor allem unterhalb der Woche. Ein paar Nachzügler waren allerdings noch in den Waschräumen, und ich gab mir alle Mühe, sie zu ignorieren, während ich mich unter dem kärglichen Wasserstrahl des uralten Duschkopfes wusch.

Erstaunlicherweise vermisste ich, obwohl ich erst vor fast einem Monat in Gray Springs angefangen hatte, nicht viel von Zuhause. Sicher, mir fehlte meine Mom. Gelegentlich auch mein rotzfrecher Bruder. Aber was ich am meisten vermisste? Das war ein anständiger Duschkopf. Einen, den ich auch abnehmen konnte. Nicht urteilen. Wenn man noch nie einen abnehmbaren Duschkopf benutzt hatte, kannte man das Leben nicht.

»Renee, gib es auf«, sagte jemand, als ich das Wasser abdrehte und mein Handtuch von der hinteren Wand der Duschkabine nahm. »Du weißt, dass es ihm Spaß macht, mit dir zu spielen.«

»Und was soll ich tun, tatenlos zuschauen, wie er zur Nächsten übergeht?«, gab jemand anders – vermutlich Renee – zurück. Der Waschbeckenwasserhahn wurde auf- und wieder zugedreht, und ich rubbelte mich langsam mit dem Handtuch ab. Ich wollte nicht lauschen, aber … na schön, natürlich wollte ich lauschen. Ihre eigene Schuld, wenn sie hier über solche Themen sprachen. »Mit wie vielen anderen hat er geschlafen, seit ihr euch getrennt habt?«

Renee schnaubte höhnisch. »Mit einigen, davon gehe ich aus. Aber das jetzt ist etwas anderes.«

Das zweite Mädchen schwieg einen Moment, und ich wickelte mir das Handtuch sorgfältig um den Körper. »Wieso? Sie ist wahrscheinlich auch nur eine flüchtige Affäre für ihn.«

»So wie du eine warst?«

»Autsch. Ich habe dir doch gesagt, ich habe nicht mit ihm geschlafen.«

Schritte ertönten. »Nein, du hast ihm nur einen geblasen, stimmt´s?«

»Du hast gesagt, du wärst über ihn hinweg. Außerdem war ich sturzbetrunken.« Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. »Und Callum … du weißt ja, wie gut er andere manipulieren kann.«

Callum? Derselbe Typ, mit dem Daisy letztes Wochenende ein Date gehabt hatte? Jetzt wird die Sache wirklich interessant.

»Ich habe nie gesagt, dass ich darüber hinweg wäre. Ich habe dir verziehen, weil du es nicht besser wusstest und ich mir mit dir ein Zimmer teilen muss. Du magst ja scharf auf ihn sein, aber er hat das nur getan, um wieder an mich heranzukommen.«

Wieder herrschte Stille, während ein Schnauben in meiner Kehle aufstieg. Ich schlich vorwärts und versuchte durch den Ritz in der Tür zu erkennen, wer die beiden waren, sah aber nur kurz Haare aufblitzen. Eine der beiden war blond gefärbt, die andere ein Rotschopf. Ich fragte mich, welche welche war, als ich die Blonde zwitschern hörte: »Du kannst so ein Miststück sein. Als wäre das der einzige Grund, aus dem er sich an mich rangemacht hat.«

Die Rothaarige lachte, ein bitter klingendes Krächzen war zu hören, als sie zur Tür ging. »Wie dem auch sei, du hast ja nichts davon gehabt, oder?«

Die Blonde schnaufte und knurrte etwas, was wie `Miststück´ klang, bevor sie der anderen nach draußen folgte.

Freiheit und Frieden, endlich. Nicht dass ich traurig war, sie von hinten zu sehen. Eigentlich war das Ganze recht interessant gewesen.

Ich zog mich an und putzte mir die Zähne, während ich überlegte, ob ich diese neue Information an Daisy weitergeben sollte.

Doch die Erinnerung daran, wie am Boden zerstört sie wegen Quinn, ihrem Ex, gewesen war, bewog mich, mich dagegen zu entscheiden. Sie lächelte endlich wieder. Und Himmel, Callum war vielleicht ein Scheißkerl, aber ich würde ein Auge auf die Entwicklung der Dinge haben. Die Hauptsache war, dass sie jetzt die richtigen Schritte machte. Und nach allem, was sie durchgemacht hatte, war ich einfach nur froh darüber.

Zweites Kapitel

Toby

Ich betrachtete mich gerne als einen ziemlich gelassenen Typen.

Scheiß drauf. Okay, ich war ganz eindeutig keiner. Aber ich sagte, ich betrachtete mich gern als einen, weil … Scheiße, ich wünsche, ich wäre es. Aber ein paar Dinge – gut, eine ganze Reihe von Dingen – gingen mir fürchterlich gegen den Strich.

Zum Beispiel, als die Packers letztes Wochenende die Bears geschlagen hatten. Das? Fuck. Ja, das hatte mich richtig fertig gemacht. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich das Spiel ein bisschen zu sehr liebte, aber trotzdem, es war passiert.

Und ich versuchte immer noch, damit klarzukommen.

Deswegen wäre ich, als mein Dad zu mir sagte: »Reg dich ab. Vielleicht kann ich mit dem Coach reden und ein paar Sachen klären«, wieder fast ausgerastet.

Reg dich ab. War ich nicht schon ganz ruhig? Ich hatte nicht die Beherrschung verloren. Noch nicht. Aber von der Warte meines Vaters aus betrachtet, des Menschen, der mich am besten kannte, hatte er vermutlich recht.

Dennoch knirschte ich mit den Zähnen und ballte die Faust um das Telefon, als ich es mir zwischen Schulter und Ohr klemmte. Lass mich doch wenigstens erst mal explodieren, bevor du mir sagst, ich soll mich abregen! Er hätte es besser wissen sollen.

»Du kannst nicht immer alles wieder in Ordnung bringen, Dad. Ich habe mich in diese Scheiße reingeritten, und ich muss selbst sehen, wie ich da wieder rauskomme.«

Sein Seufzen war lang und allwissend. »Toby.«

»Dad«, konterte ich und zeigte meinem Teamkameraden Burrows den Finger, als ich mir auf dem Weg aus der Umkleidekabine meine Tasche über die Schulter warf.

»Du könntest alles nur noch schlimmer machen«, warnte er.

»Du könntest mir ruhig etwas zutrauen. Ich versuche, das hier wie ein Erwachsener anzugehen.« Ich kramte in dem Seitenfach meiner Tasche nach meinen Autoschlüsseln. »Du weißt schon, die Dinge selbst zu regeln.«

»Hat er gesagt, dass für dich endgültig Schluss ist?«

»Er hat noch gar nichts gesagt. Das macht mir ja gerade Sorgen.«

Ich war in der letzten Saison während der Playoffs in eine Schlägerei verwickelt gewesen. Der Coach hatte noch nicht entschieden, ob ich meinen Platz im Team behalten würde, aber ich wusste, dass ich auf Bewährung spielte. Was ich hasste, aber widerwillig akzeptierte.

Gray Springs vertrat eine strikte No-Bullshit-Politik. Ein Verstoß, und man war draußen. Stipendium weg. Potenzielle Karriere vorbei.

Ich hatte mir schon von Dad einen Vortrag anhören müssen, nachdem es passiert war. Ja, ich wusste, dass ich nicht mehr auf der Highschool war. Ja, ich wusste, dass ich mir da ernsten Ärger eingebrockt hatte. Doch ganz ehrlich gesagt, konnte ich einfach nichts dafür.

Ich wurde manchmal wütend. Wie jeder andere auch konnte ich sogar stinkwütend werden. Aber manchmal … na ja, da packte es mich so, dass ich komplett durchdrehte.

»Dann warte doch einfach ab.«

»Mache ich ja.« Ich bemühte mich, nicht die Augen zu verdrehen, als ich durch die Turnhalle ging. »Viel mehr können du oder ich im Moment wohl auch kaum tun.«

»Ich könnte …«

»Dad«, zischte ich. »Ich hab´s schon kapiert, du versuchst nur, zu helfen. Aber Fuck, ich kann mich doch nicht ewig darauf verlassen, dass du mich jedes Mal raushaust, wenn ich Scheiße gebaut habe.«

Er schwieg, als ich in den Spätnachmittagssonnenschein hinaustrat. »Du hast in der Vorsaison und letztes Wochenende gut gespielt.«

Das wusste ich. Wenn er nicht arbeitete, versuchte Dad, zu so vielen Spielen zu kommen, wie er konnte. »Yeah, habe ich.« Meine Brust blähte sich vor Stolz und ein bisschen mehr Zuversicht.

»Okay. Hoffen wir, dass er darüber nachdenkt, was für ein Verlust deine Abwesenheit für das Team wärst.« Er gab einen gereizten Laut von sich. »Ich würde ja sagen, ruf mich an, wenn du mich brauchst, aber ich weiß, dass du das nicht tun wirst.«

Er redete Scheiße. Ich rief meinen Dad wahrscheinlich öfter an als jeder andere Typ auf dem Campus seine Eltern. Na ja, von Quinn mal abgesehen. Der war ein echtes Mamasöhnchen, aber ich verarschte ihn deswegen nicht. Wenn meine Mom dageblieben wäre, wäre ich vielleicht genauso geworden. »Doch, mache ich. Aber nicht deswegen.«

»Ist verstanden.« Er lachte. »Handel dir nicht noch mehr Schwierigkeiten ein.«

Mit einem Lächeln legte ich auf und warf mein Telefon sowie meine Tasche in das Auto.

»Yo, Hawthorne!«, dröhnte Pauls Stimme hinter mir. Ich stieg in meinen Dodge, als er über den Parkplatz joggte. »Kommst du zu der Party heute Abend?«

»Der von der Verbindung?« Ich rümpfte die Nase und schaltete die Zündung ein. »Weiß noch nicht. Du?«

»Ja. Du solltest kommen. Burrows zahlt.«

Ich dachte eine Sekunde lang darüber nach. Ein paar Jungs aus dem Team waren Mitglieder, daher würde es nicht allzu ätzend werden. »Vielleicht.«

Paul klopfte auf das Dach, als ich Anstalten machte, die Tür zu schließen. »Wo liegt das Problem? Ich denke, du bleibst im Team?«

»Vorerst mal, schätze ich. Abgesehen davon, dass er mich spielen lässt, hat er mir noch keine endgültige Antwort gegeben.«

»Er ist ein stures Arschloch.«

Das stimmte, aber das hatte auch gute Seiten . Wir hatten sowohl unser Vorsaison- als auch unser erstes Saisonspiel gewonnen. Paul hob sein Shirt und kratzte sich am Bauch.

»Was noch?«, fragte ich. Ich wollte hier weg, ich brauchte etwas zu essen, und zwar sofort.

»Triffst du dich noch mal mit dieser Wendy?«

Wendy? Ich versuchte mein Gedächtnis zu durchforsten … oh. »Die, mit der ich Anfang des Jahres was hatte?«

Er zuckte die Achseln. »Ich dachte, ich frage mal nach.«

»Bei mir brauchst du mir wegen dem Bro-Code keine Gedanken zu machen, Mann.« Ich lachte, schloss die Tür und kurbelte das Fenster von Hand hinunter. Altes Auto, viel Klasse, aber die Sorte, wo man noch selbst etwas tun musste. »Viel Spaß mit ihr, aber pass auf deinen Arsch auf, sie behält gerne ihre High Heels an.«

Paul grinste und winkte kurz, bevor er zu seinem Truck hinüberschlenderte.

Ich lachte immer noch, als ich in die Einfahrt des Hauses etwas abseits des Campus einbog, in dem ich wohnte. Es hatte meinem Onkel gehört, der in Gray Springs Professor für Geschichte gewesen war. Als er starb, vermachte er es testamentarisch meinem Dad, der beschloss, es zu behalten. Zumindest, bis ich mit dem College fertig war.

Während meines Freshmanjahres hatte ich alleine hier gelebt, dieses Jahr aber meinem Freund und Teamkameraden Quinn angeboten, mit einzuziehen. Mir gefiel zwar die Vorstellung nicht, hinter jemand anderem herzuräumen, aber nur mich und meine Gedanken als Gesellschaft zu haben, gefiel mir noch weniger. Verglichen mit meinen anderen Freunden erschien mir Quinn als die sicherste Option, und bislang lief alles gut.

Nachdem ich meine Sachen nach oben in mein Zimmer gebracht hatte, lief ich in die Küche hinunter und schüttelte dabei den Lachanfall nach dem Gespräch mit Paul ab. So komisch war das nun wirklich nicht. Und ich hatte nichts dagegen, mit jemandem eine feste Beziehung einzugehen. Ich hatte nur … Angst. Die ganze verdammte Zeit lang Angst. Und ich bezweifelte, dass jemand auf Vollzeitbasis damit oder mit mir klarkommen würde. Jedenfalls hatte ich noch niemanden gefunden, an dem mir so viel lag, dass ich ihm meine ganze Scheiße aufgebürdet hätte.

Ist wahrscheinlich auch besser so, mutmaßte ich, als ich ein Päckchen Pasta auf die Theke warf und einen Topf mit Wasser füllte.

Das Feuer prasselte hell, obwohl es gar nicht kalt genug für eines war. Das Bier floss in Strömen, und ständig kamen neue Mädels hinzu.

Und ich langweilte mich zu Tode.

»Der Typ hat wie ein beschissenes Karnickel ausgesehen, hat gerammelt, als wäre er eine wiedergeborene Jungfrau«, gackerte Burrows. Bier schwappte über den Rand seines Bechers.

»Verarsch mich nicht. Im Ernst?« Paul beugte sich in seinem Stuhl vor.

Burrows breitete die Arme aus und verschüttete noch mehr Bier. »Doch, Mann, ich schwöre es bei Gott. Ich zeige es dir.«

Er ließ seinen Becher auf das Gras fallen und begann wie der Vollpfosten, der er war, einen Trockenfick vorzuführen. Nach mehreren Stößen gab er einen erstickten Laut von sich, bevor er mit schriller Stimme quiekte: »Oh Scheiße. Das war entschieden zu früh.«

Alle lachten, ich eingeschlossen.

»Du warst vermutlich nicht anders, als du das erste Mal gevögelt hast«, sagte Quinn von der anderen Seite des Feuers her.

»Stimmt«, gab Burrows zu. »Ich war wahrscheinlich noch schneller durch.« Er zuckte die Achseln und bückte sich, um zu sehen, ob von seinem Bier noch etwas zu retten war. »Der Unterschied ist …«, er richtete sich auf, » … dass Gregson ein allgemein bekannter dauergeiler Muschijäger ist. Der Typ sollte echt mehr Durchhaltevermögen und ein kleines bisschen Gefühl für Feinheiten haben.«

»Wieso zur Hölle hast du ihm dann überhaupt zugeschaut?«, fragte Quinn grinsend und mit hochgezogener Braue.

Burrows zögerte, dann hob er eine Schulter. »Das war wie bei einem Autounfall, Mann. Konnte nicht weggucken. Und hey, ein Gratisporno ist ein Gratisporno.«

»Du spinnst doch komplett«, lachte ich.

Er stach mit einem Finger in meine Richtung und kam zu mir herüber, um vermutlich jetzt mich aufs Korn zu nehmen, als Ray mit einem Mädchen unter jedem Arm auftauchte. Eine wirkte fuchsteufelswild und versuchte seinen Arm wegzustoßen, die andere nur sichtlich verwirrt.

»Ray, wo zum Teufel hast du die denn aufgetrieben?«, fragte ich schon allein deshalb, weil beide aussahen, als würden sie sich in dieser Umgebung überhaupt nicht zurechtfinden.

»Sie sind mir einfach zugelaufen«, gab Ray zurück. »Meine Glücksnacht.«

Paul schnaubte höhnisch. »Ja, klar. Wer sind sie?«

»Zwei Freshmanhäschen«, nuschelte Ray. »Glaube ich jedenfalls. Hab sie bislang noch nicht gesehen.«

Die Brünette schüttelte endlich seinen Arm ab, und ich war wie vom Blitz getroffen; ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden.

Paul fragte die beiden nach ihren Namen, aber ich bekam die Antworten nicht mit. Meine Augen waren zu sehr damit beschäftigt, sich an diesen langen Beinen, den appetitlich unter ihrem Kleid zur Schau gestellten Kurven und dem wilden Ausdruck in den grünen Augen zu weiden.

Sie. Wer war sie? Besser noch, warum hatte ich sie nicht schon vorher gesehen. Ich würde mich mit Sicherheit an sie erinnern. Mein Dad sagte, es gäbe Momente im Leben, die einem einfach nur einen Schlag vor den Kopf verpassten.

Manchmal wollte das Universum einem etwas mitteilen. Oder manchmal war man der dumme Sack, der in etwas Dummes hineingeraten war. Oder vielleicht, nur vielleicht, wurde einem eine Erkenntnis geschenkt.

Die Erkenntnis, wie er es nannte, war der Augenblick, in dem man es spürte. Einen Luftzug, der die Haut kribbeln ließ, oder elektrische Funken, die im Bauch tanzten. Vertrau dem Gefühl, pflegte er zu sagen. Es sagt dir etwas.

Es war etwas, was ich bislang nur auf dem Spielfeld oder das eine Mal erlebt hatte, als ich ohne Grund in der Nähe von Zuhause auf dem Highway das Tempo weggenommen hatte, nur um direkt hinter dem Hügelkamm ein Fahrzeugwrack zu sehen, dem ich gerade noch rechtzeitig ausweichen konnte.

Nur jetzt hatte ich keine Ahnung, was diese Gefühle mir sagen wollten, aber fuck, ich verspürte sie. In meinem Magen setzte ein seltsames Blubbern ein, als hätte ich eine Flasche Mineralwasser getrunken, das immer noch sprudelte. Meine Hände, die mein Bier hielten, fühlten sich leicht klamm an, und ich fröstelte, als wäre die Brise, die gerade über mich hinwegwehte, eisig statt nur kühl.

Das Frösteln verstärkte sich, als ihre grünen Augen endlich meinen begegneten. Sie flammten kurz auf, und obwohl es hier draußen dunkel war, sah ich, wie sich ihre Brust hob, als sie rasch Atem holte.

»Rede keinen Scheiß, Henderson. Die Blonde ist die, die Welsh aufreißen wollte.« Beim Klang von Eds Stimme brachen die grünen Augen den Blickkontakt ab.

»Ohne Scheiß?«, entfuhr es Paul. »Welsh! Wo steckst du, du Arsch?«

Ich wusste nicht, wie ich es bewerkstelligen sollte, aber ich wusste, dass ich diese Augen wieder auf mich lenken musste. Wusste es auf eine Weise, die bewirkte, dass sich meine Muskeln anspannten, als sie die anderen Typen und einige der Mädchen rund um das Feuer musterte.

»Er ist drinnen. Mit Renee«, sagte Quinn.

Erst als die Blonde einen Schritt vortrat, blickte ich zur Seite. »Quinn?«

»Hey, Dais«, erwiderte Quinn leicht verlegen.

Was zum …? Die Räder in meinem Kopf begannen sich zu drehen.

»Na super. Komm, wir gehen, Daisy«, sagte die Brünette, woraufhin sich mein Blick erneut auf sie richtete. Sie zog an Daisys Hand, doch die rührte sich nicht von der Stelle.

Hmm. »Ihr zwei kennt euch?«, fragte ich, wohl wissend, dass das wahrscheinlich der Fall war.

»Früher mal«, erklärte die Brünette. »Jetzt ist er mit ihrer ehemals besten Freundin zusammen.« Daisy sah sie giftig an, und sie zuckte die Achseln. »Sorry. Aber es stimmt doch.«

Ich verarbeitete die Information, und da ich neugierig ohne Ende war, fragte ich: »Kein Scheiß?« Ich blickte zu Quinn hinüber und pfiff durch die Zähne. »Du hast so ein hübsches Mädchen abserviert, Burnell?«

»Halt den Mund, Toby. Du hast doch überhaupt keine Ahnung.« Quinns Kiefermuskeln waren angespannt, aber seine Augen sagten alles. Das war sie. Jene, welche. Obwohl er eine Freundin hatte, machte der Typ immer den Eindruck, als würde ihm etwas fehlen.

Ich liebte ein gutes Puzzle.

Leise lachend sah ich die Mädchen wieder an. »Oh, ich denke doch. Wollt ihr uns Gesellschaft leisten, Ladys?«

»Nein, wir sollten besser gehen«, sagte Daisy, aber meine Aufmerksamkeit galt wieder ihrer Freundin.

»Wie heißt du?« Ich schleuderte ihr die Frage förmlich entgegen.

»Geht dich nichts an.«

Ich feixte wissend. Ihre Stimme sagte das eine, ihre Augen etwas anderes.

Sie packte Daisy und steuerte auf die Hintertür zu. Ich beobachtete, wie sie sich leicht in den Hüften wiegte, und ignorierte den Drang, der mein Blut schneller durch meine Adern fließen und in meinen Ohren rauschen ließ. Den Drang, zu jagen. Herauszufinden, warum dieses Gefühl verschwand, wenn sie außer Sicht war.

Verdammter Mist. Ich sank in meinen Stuhl zurück.

Vielleicht brauchte ich mal wieder eine ordentliche Nummer. Es war eine Woche her. Nicht dass ich es nicht auch länger ohne aushielt, aber ich war an die Gefühlsregungen, die in mir erwachten, nicht gewöhnt.

»Sie kommt mir vor wie eine richtige Kratzbürste.« Burrows kam mit einem frischen Bier zu mir herüber und setzte sich neben mich.

»Yeah«, erwiderte ich geistesabwesend. Meine Augen klebten auf der Stelle, wo ich sie gerade noch gesehen hatte.

Mein Hirn arbeitete auf eine ziemlich wirre Weise, das wusste ich nur zu gut. Aber ich musste zugeben, dass das hier selbst für mich krass war. Wahrscheinlich wollte ich wirklich einfach nur unter ihr Kleid gelangen. Obwohl ich den Verdacht hegte, dass ein Mal nicht ausreichen würde.

»Ich muss hier weg.« Quinn stand auf, rieb sich über das Gesicht und ging dann hastig Richtung Tür.

Er wirkte ziemlich durcheinander, und mir ging es nicht anders. »Warte, ich komme mit.«

»Was soll der Scheiß? Ihr Jungs seid Weicheier!«, brüllte Ed hinter uns her, als wir im Haus verschwanden.

Drittes Kapitel

Pippa

Das Gras fühlte sich rau und kühl unter meinen Armen und Beinen an. Ich bewegte sie, als würde ich im Schnee liegen und versuchen, einen Schneeengel zu machen. Es kitzelte, und ich fragte mich flüchtig, wie viele Insekten sich wohl darunter, tief in der Erde verbergen mochten, war aber zu müde, um mich zu rühren.

»Was für ein Abenteuer«, murmelte Daisy neben mir.

Wir hatten erst in unserem Wohnheimzimmer vorgeglüht und waren dann irgendwie hier gelandet. Na ja, genau genommen waren wir vorher auf einer Party gewesen. »Yep.«

Durchdringende blaue Augen tanzten hinter meinen geschlossenen Lidern. Ich schlug sie auf, und das Blau löste sich bei der Erinnerung an Callum, der mit Renee die Treppe hinunterkam, auf. Vielleicht war er doch ein Arschloch. »Bist du okay wegen Callum?«

Nach nur einem Date hielt ich es für unwahrscheinlich, dass sie irgendwelche Gefühle für den Typen hegte, aber trotzdem musste der Stachel schmerzen. Daisy ließ sich mit der Antwort Zeit. »Ich glaube, ich bin so hackedicht, dass mich das nicht mehr interessiert.«

Die Wolken krochen an dem Mond vorbei, und meine Gliedmaßen fühlten sich träge an. Ich fragte mich, wie genau wir die Entscheidung getroffen hatten, hierher zu kommen oder wie wir es wieder bis nach Hause schaffen sollten. »Vielleicht sollten wir hier schlafen.«

»Macht mir nichts aus«, meinte Daisy.

»Ich denke doch«, erklang eine tiefe Stimme über uns.

Quinn. Toll. Absolut klasse. Kein Wodka mehr für uns.

»Was machst du denn im Himmel?«, fragte Daisy verträumt.

»Komm. Ich bringe euch nach Hause.«

Das veranlasste mich, mich aufzusetzen. »Oh nein, das tust du nicht.« Scheiße, zu schnell. Alles drehte sich.

»Hawthorne!«, brüllte Quinn. »Kommst du?«

Als mein Blickfeld wieder klar war, spähte ich nach oben und prallte erneut mit dem Blau zusammen. Dieser Toby-Typ. Ich blinzelte und dachte, dass ich erstens vielleicht ein neues Hirn brauchte und zweitens eindeutig keinen Wodka mehr anrühren sollte.

Wessen glorreiche Idee war das doch gleich gewesen?

Ach ja, richtig. Meine.

Toby hielt mir eine Hand hin, und ich schnitt bei diesem Anblick eine Grimasse. »Ja, nein. Ich kann alleine aufstehen, vielen Dank.«

Was ich auch tat, nur damit sich die Welt erneut um mich zu drehen begann und meine Beine mich im Stich ließen, so dass ich schwankte. Hände fassten mich um die Taille, um mich zu stützen. Und entweder war ich zu betrunken oder einfach nur blöd, aber ich konnte schwören, dass mein Herz zwei Sekunden zu lang in meiner Brust gefror, bevor es in einem raschen Stakkato zu hämmern begann.

Seine geflüsterten Worte wehten warm über meine Wange. »Gern geschehen.«

Mein Gesicht lief rot an. Ich wusste es, konnte aber trotzdem nicht anders, als zu ihm hochzublicken.

Ich legte den Kopf in den Nacken. Der Typ war groß, und leichte Bartstoppeln bedeckten seinen kräftigen, kantigen Kiefer. Seine Lippen waren zwar schmal, aber seine Zähne blitzten schneeweiß im Dunkel, als er auf mich hinuntergrinste. Ich gab seinen Blick finster zurück; bereit, ihn zusammenzustauchen und seine Hände wegzustoßen. Aber ich tat weder das eine noch das andere. Seine Brauen, dunkelbraun und dicht wie seine Haare, senkten sich, als er mich musterte wie ein Jäger, den seine Beute verwirrte.

Er war nicht auf die typische Weise sexy. Aber er war etwas anderes: schön. Ich hatte diesen Ausdruck im Zusammenhang mit einem Mann schon gehört, sah jetzt aber mit eigenen Augen, was er bedeutete, und war völlig verblüfft. Mein Atem hatte sich tief unten in meiner Lunge festgesetzt und wollte sich nicht von dort lösen.

»Wie heißt du?«

Ich zwinkerte und schnaufte fast, als ich fragte: »Was tut das denn zur Sache?«

Er lachte, ein tiefes, überwältigendes Geräusch, das mir durch und durch ging. »Eine ganze Menge.«

Ich schluckte hart, trat einen Schritt zurück, riss den Blick von ihm los und lotste Daisy von dem Arschloch weg, das ihr Ex-Freund war.

Zu meinem großen Verdruss brachten uns die beiden nach Hause zurück. Zwei echte Kavaliere, knurrte ich stumm, als sie uns folgten. Aber die Sache war mir nicht wichtig genug, um deshalb einen Streit vom Zaun zu brechen. Meine Beine fühlten sich wie Pudding an, und ich freute mich auf ein inniges Rendezvous mit meinem Kopfkissen. Tobys sich in meinen Rücken brennender Blick ließ mich die Finger krümmen. Ich geriet in Versuchung, ernsthaft in Versuchung, war aber zu müde für Sex. Außerdem war ich nicht unbedingt der Typ für One-Night-Stands. Aber für ihn würde ich vielleicht eine Ausnahme machen, das wusste ich, also funkelte ich ihn über meine Schulter hinweg böse an.

»Die Schlüssel«, sagte Daisy.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als wir vor unserem Wohnheim stehen blieben. »Was?«

»Als wir wieder reingegangen sind, um unsere Schuhe anzuziehen … ich weiß nicht mehr, wo ich sie hingetan habe.«

Scheiße. Ich versuchte mich zu erinnern, was wir gemacht hatten.

Wir hatten getrunken.

Wir hatten gelacht.

Wir hatten einen Anstarrwettbewerb ausgetragen.

Dann waren wir zur Tür hinausgelaufen und nur zurückgegangen, um Schuhe und Jacken zu holen.

Wir waren heute echt die Gewinner des Abends.

»Es ist spät«, sagte Toby, und ich beobachtete, wie er durch das Fenster in der Tür spähte. »Ihr könnt rein, aber nicht in euer Zimmer. Ich habe gehört, dass Leute schon im Gemeinschaftsraum gepennt haben, wenn so was passiert ist.«

Mein Magen hob sich. Auf gar keinen Fall. Ich konnte nicht auf uralten, mit Keimen verpesteten Klubsesseln schlafen. Ich war nicht prüde, allerdings, was Sauberkeit anging, ein bisschen pingelig.

»Das geht nicht«, meinte Quinn, und obwohl er ein Arsch war, war ich dankbar, dass er einsah, wie absurd diese Idee war.

»Dann lasst uns gehen.« Toby zuckte die Achseln.

»Was?«, fragten Quinn und ich wie aus einem Mund.

»Sie können eine Nacht bei uns bleiben. Da wissen wir wenigstens, wer die Couch versaut hat.«

Wieder gurgelte mein Magen. Brodelte wie ein Minivulkan. Dieses Trinkgelage war eine so schlechte Idee gewesen. »Ich schlafe nicht auf eurer spermaverseuchten Couch.« Allein der Vorschlag löste bei mir Trotz und Wut aus. Ich stemmte die Hände in die Hüften und schwankte dann leicht. Quinn griff nach meinem Arm, und ich lächelte ihn dankbar an, bevor mir einfiel, dass er bedenkenlos Herzen brach.

Quinn seufzte. »Schöne Bescherung.«

»Yep«, stimmte Daisy zu und ging die Stufen hoch, um in das Innere des Gebäudes zu spähen. »Komm schon, es sind nur ein paar Stunden, bis die Sonne aufgeht. Wir werden es überleben.«

Ich murrte, weil ich wusste, dass wir kaum eine andere Wahl hatten, und schickte mich an, die Stufen hochzusteigen.

»Wartet«, sagte Quinn.

Wir drehten uns um, und er fuhr mit einer Hand durch seine rotblonden Haare. »Bleibt ruhig bei uns. Er hat einen Witz gemacht. Die Couch ist in Ordnung, bei seinem Tick würde er keinen Krümel darauf dulden.« Er deutete mit dem Daumen auf Toby, der, ein Knie angezogen und den Fuß gegen die Ziegel gestemmt, an der Wand lehnte.

»Wie auch immer«, schnaufte Toby und zog den Kopf ein.

Meine Füße trugen mich immer näher zu ihm. Während ich ihn in seinen Jeans, dem weißen Band-T-Shirt und dem sogar im Dunkeln leicht verlegenen Gesichtsausdruck betrachtete, begann ich ihn in einem ganz neuen, interessanten Licht zu sehen. »Du bist so eine Art Sauberkeitsfreak, oder?«

Sein Kopf fuhr hoch, er löste sich von der Wand und kam näher. »Ich nenne es lieber hygienebewusst. Ordentlich.«

Mein Atem zitterte, als ich in seine Augen blickte. Er starrte mit einem kleinen, um seine Lippen spielenden Lächeln zurück.

»Pippa«, warf Daisy ein. »Was willst du denn nun machen?«

»Pippa?«, fragte Toby, dabei sah er mich unverwandt an. Verdammt, Daisy. »Fuck, das würde mir fantastisch über die Zunge kommen, wenn ich sie zwischen deinen schönen Beinen habe.«

Augenblicklich presste ich die Schenkel zusammen, und die Hitze, die sich in meinem Magen festgesetzt hatte, verbreitete ihre lodernden Flammen, so dass die Funken überallhin sprühten. Ich konnte sogar spüren, dass mein Gesicht warm wurde. Schon wieder.

Quinn lachte und sagte etwas, was aber von dem Summen in meinen Ohren übertönt wurde. Er schlug Toby auf den Rücken, bevor er und Daisy sich in Bewegung setzten, aber ich war zu abgelenkt, um ihr hinterherzulaufen.

Als der von seinen Worten ausgelöste Schock endlich abebbte, sah ich ihn böse an. »Du bist also ein Sauberkeitsfanatiker mit einem dreckigen Mundwerk.«

Dunkle Strähnen fielen ihm in die Stirn, als er sich lässig mit der Hand durch die Haare fuhr. »Hoffentlich wird das hier noch viel dreckiger.«

Er meinte es ernst. Ich versuchte, eine unbeteiligte Miene zu wahren, und schnaubte spöttisch, doch er rückte näher an mich heran. Ich wich zurück und machte einen Bogen um ihn, bevor er mir den Weg vertrat.

»Pippa.« Er schnalzte mit der Zunge. »Erzähl mir nicht, dass du kein Fan davon bist, auf die bestmögliche Weise schmutzig zu sein. Du würdest mir das Herz brechen.«

Ich hob eine Braue, als ich zurückgab: »Ich habe nicht vor, etwas in dieser Art zu sagen.« Dann wurde ich kühn, trat näher und flüsterte: »Wovon ich allerding überhaupt kein Fan bin, sind Männer, die lieber viel reden als viel tun.«

Ich tätschelte seine Brust und machte gerade Anstalten, Daisy einzuholen, als sich seine Hand blitzschnell um meine schloss. »Wie wäre es mit beidem?«

Während ich mühsam Atem holte, starrte ich unsere Hände auf seiner Brust an. Seine war groß, warm und mit dunklen Härchen bedeckt. Als ich aufblickte, stellte ich die Frage, auf die ich die Antwort schon kannte. »Beidem was?«

Sein anziehendes, sexy Lächeln ließ mein Herz flattern. Vielleicht war ich betrunkener, als ich anfangs gedacht hatte. »Kann ein Mann nicht ein bisschen reden, während er viel tut?«

Oh Mann. Ich wandte den Blick ab und zog meine Hand weg. »Ich habe ganz vergessen, worüber wir gesprochen haben«, log ich, als ich den Bürgersteig hinunterging.

Er blieb an meiner Seite, doch als ich einen raschen Blick über meine Schulter warf, sah ich, dass er lächelte und ganz eindeutig auf meinen Hintern stierte.

Ich spürte seinen Blick so heiß, als würde ich zu dicht an einem Feuer stehen. Ein Teil von mir wollte stehen bleiben, um zu sehen, was passieren würde, wie es sich anfühlen würde, wenn er mir wieder zu nah kam.

Du kennst ihn noch nicht mal. Geh weiter.

Erst jetzt dämmerte mir, dass wir diesen Typen in der Tat nicht kannten. Aber Quinn kannte ihn. Und obwohl er ihr auf eine Million verschiedene Weisen das Herz gebrochen hatte, vertraute Daisy Quinn offenbar noch genug, um mit ihm nach Hause zu gehen.

Allerdings dachte das arme Mädchen immer noch mit ihrem hoffnungslosen Herzen. Der Gedanke ließ mich meine Schritte beschleunigen, bis ich Quinn und Daisy einholte.

Wir verließen den Campus, überquerten die Straße und gingen die Einfahrt eines cremefarbenen und weißen Hauses hoch, vor dem zwei Autos standen.

Die anderen gingen hinein, und Toby packte meine Hand, bevor ich dasselbe tun konnte. »Du brauchst nicht auf der Couch zu schlafen. Du kannst mein Bett haben.«

Ich biss mich auf die Innenseite meiner Wange. »Die Couch reicht mir vollkommen.«

Seine Hand schloss sich fester um meine, als ich versuchte, ins Haus zu gehen. Ich verspürte ein leises Ziehen im Magen, ignorierte es aber. »So habe ich das nicht gemeint.« Seine Augen wurden weich, etwas von der Intensität, die sie vor ein paar Minuten erfüllt hatte, verflog. »Du und Daisy, ihr könnt mein Bett haben. Es ist wesentlich bequemer als die Couch.«

Da ich dieses Angebot wirklich nett fand, wusste ich nicht, was ich sagen sollte, und stolperte über meine nächsten Worte. »Äh, das ist schon okay. Wirklich, die Couch ist in Ordnung.«

Einmal mehr entzog ich ihm meine Hand, ging hinein und fand Daisy schon zusammengerollt auf der Couchgarnitur in dem dunklen Wohnzimmer vor.

Die Haustür wurde geschlossen, als ich mich hinlegte und in den weichen Kissen und dem Velours versank.

Auf der Treppe erklangen Schritte, und ich kniff die Augen zu und verwünschte mich selbst wegen des leisen Gefühls der Enttäuschung, das sich in meiner Brust ausbreitete.

Viertes Kapitel

Toby

Ich erwachte davon, dass Türen geöffnet und wieder zugeknallt wurden und Füße unten über die Fliesen tappten. Ich hatte einen extrem leichten Schlaf, und das anhaltende Gähnen, das sich mir entrang, erinnerte mich daran, wie lange ich gebraucht hatte, um einzuschlafen.

Stunden.

Mein Schwanz wollte einfach nicht schlaff werden, und schließlich musste ich selbst Hand anlegen. Ich schämte mich deswegen ein bisschen, aber dann doch nicht so sehr, um es sein zu lassen.

Weil ich mir all die raffinierten Dinge ausmalte, die ich mit ihrem Körper anstellen würde; mir vorstellte, wie sie klingen würde, wenn sie um meinen Schwanz herum heftig kam. Nein, es bestand keine Chance, dass ich schlafen konnte, bevor ich nicht die Fantasien befriedigt hatte, die wie ein lebhafter Traum an mir vorbeizogen.

Diese vollen Lippen und diese spielerisch funkelnden grünen Augen. Ich fragte mich, wie sie aussehen würden, wenn ich mich zwischen ihre Lippen schob. Würden sie sich verschleiern? Oder sich weiten? Schrie sie auf, oder stöhnte sie laut? Vielleicht gab sie ja auch gar keinen Laut von sich. Fuck, vielleicht keuchte sie auch schwer.

Mein Schwanz war schon wieder steinhart, und ich wollte gerade mit einem Stöhnen eine Hand in meine Boxershorts gleiten lassen, als von unten her Stimmen an meine Ohren drangen.

Sie waren noch da.

Schneller, als ich je zuvor aus dem Bett gekommen war, sprang ich auf, hob meine Jogginghose vom Boden auf und hüpfte im Zimmer herum, während ich die Beine hineinschob.

Nachdem ich ausgiebig im Sitzen gepinkelt hatte, putzte ich mir rasch die Zähne, schnappte mir ein Shirt und zog es mir über den Kopf, als ich nach unten lief.

Beruhige dich, du blöder Wichser.

Verdammt. Mein Herz raste wie verrückt.

Was, wenn sie mit Typen wie mir nichts zu tun haben wollte?

Ich zog bei meinem Hirn die Bremse an, blieb draußen vor der Küche stehen, betrachtete durch die halbgeöffnete Tür die Kaffeemaschine und beschloss, Kaffee zu machen. Ganz entspannt zu wirken und so. Als wäre hier alles ganz normal.

Abgesehen von der absolut umwerfenden Kratzbürste, die in meinem Wohnzimmer campierte, versteht sich.

Sobald der Kaffee durchgelaufen war, trank ich einen Schluck und krümmte mich dann. Nicht nur, weil er zu heiß war, sondern auch, weil Zahnpasta und Kaffee keine besonders gelungene Mischung waren.

Egal.

Ich schlenderte lässig ins Wohnzimmer, als der Grund für meine Morgenlatte gerade herausgeschossen kam und in Richtung des Badezimmers unten rannte.

Schlaftrunken, verschmierte Mascara, und ihr Kleid hing verrutscht an ihrer Superfigur … ich störte mich nicht daran. Ich wollte sie immer noch. Vielleicht sogar noch mehr, weil ich mir vorstellte, dafür zu sorgen, dass sie noch viel ramponierter aussah, wenn ich erst mit ihr fertig war.

Ich wandte mich an Daisy und hob eine Braue. »Ihr habt euch gestern Abend ganz schön die Kante gegeben.«

Sie kniff die Lippen zusammen; wirkte blasser, als ich sie in Erinnerung hatte. Aber es war dunkel und ich von anderen Dingen abgelenkt gewesen. »Nicht wirklich. Wir vertragen nur nicht viel, fürchte ich.«

Ich nickte, als würde das einen Sinn ergeben; wusste nicht, ob ich mich freuen oder enttäuscht sein sollte, weil die beiden keine Partyfreaks waren. Ich setzte mich auf die Couchlehne. »Ist das ein Nein zu Kaffee?«

Daisy lächelte schwach. »Nein, danke.«

Da kam mit einem Schlag alles zurück, und ich starrte sie einen Tick länger an, als es sich gehörte, aber zum Teufel, wo war Quinn? Der Trottel schlief vermutlich noch tief und fest, während seine Ex-Freundin nervös zappelnd auf unserer Couch saß. »Du bist also das besagte Mädchen, was?.«

Ich war immer neugieriger, als gut für mich war.

»Ich bin wer?«, fragte sie und wandte den Blick ab.

»Die, wegen der er manchmal so aussieht, als wäre er ganz weit weg«, gestand ich, weil es stimmte. Ich wusste es. Quinn wusste es. Dann konnten es jetzt auch alle wissen.

Bevor sie antworten konnte, wurde die Haustür geöffnet und wieder zugeschlagen. Mist, hatte ich die nicht abgeschlossen? Mich am Kinn kratzend grübelte ich darüber nach, als Alexis, Quinns Freundin, ins Wohnzimmer kam.

Aus meinen Gedanken gerissen pfiff ich leise. »Oh verdammt. Das habe ich nicht kommen sehen. Nicht im Entferntesten.« Ich stand auf. Er musste seinen Arsch schleunigst hier hinunter bewegen. »Burnell!«, brüllte ich und brummte dann etwas vor mich hin. Mein Unbehagen wuchs, als ich meinen Kaffeebecher abstellte und mir bewusst wurde, dass Pippa immer noch nicht zurückgekommen war. War sie abgehauen? Das Bad hatte ein Fenster …

»Was machst du denn hier?«, fragte Alexis.

Verdammte Scheiße. »Daisy und ihre Freundin waren auf der Party gestern Abend. Sie haben sich aus ihrem Wohnheim ausgesperrt, deswegen haben sie hier auf der Couch geschlafen.«

Alexis verzog die Lippen. »Ihre Freundin?«

Pippa kam zurück. Ich straffte mich.

»Das bin ich.« Sie schob sich an Alexis vorbei und ließ sich auf die Couch fallen.

Quinn stieß endlich zu uns, er zog sich gerade ein Shirt über den Kopf. »Ah, hey …«

Ich blendete seine weiteren Worte aus und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Pippa, deren Augen zwischen Alexis und Quinn hin und her schossen, während sie ihre Haare flocht. Sie hatte kein Haarband, daher ließ sie den Zopf einfach über eine Schulter fallen, so dass er wie ein braunes, welliges Seil auf ihrer Brust ruhte.

Ich wollte daran zupfen. Spüren, wie er mich am Bauch kitzelte, wenn sie an meinem Körper hinunterrutschte, um es mir mit dem Mund zu besorgen. Himmel, ich glaube, ich wollte sogar daran schnuppern. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich sie ja gerade erst kennengelernt hatte, aber ich war es leid, nach Ausreden zu suchen. Ich hatte etwas Neues gefunden, auf das ich mich fixieren wollte, und zum ersten Mal, seit ich denken konnte, war es mir egal, ob diese Sucht ungesund war oder nicht.

Alexis sagte etwas, das mir ein Schnauben entlockte, und ich entschuldigte mich halbherzig, bevor ich nach meinem Becher griff und zu Pippa hinüberging, um mich neben sie zu setzen.

Es schien sie nicht im Geringsten zu berühren, dass ich so dicht bei ihr saß, weil sie sich weiterhin allein auf die anderen beiden konzentrierte. Ich hätte lügen müssen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht ein bisschen fuchste. Ich wollte, dass sie ebenso ausschließlich auf mich fixiert war wie ich bereits auf sie.

Ich fuhr aus meinen wirren Gedanken hoch, als Daisy ruhig sagte: »Ich glaube, wir sollten gehen.«

Nein. Nein, nein, nein. Nein. »Ernsthaft? Und den großen Krach verpassen?« Würde es überhaupt zu einem Krach kommen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass die Chancen dafür nicht schlecht standen.

Doch Pippa stimmte mir zu. Gott sei Dank. »Ja, warte noch eine Minute.«

Daisys Unbehagen ließ sich jedoch nicht beschwichtigen, was ich verständlich fand. Aber ich war noch nicht bereit, Pippa jetzt schon wieder gehen zu lassen. Ich stellte meinen Becher auf den Couchtisch. »Ich begleite euch beide zurück.«

Sie erhoben keine Einwände, und wir gingen an dem Paar, zwischen dem es vor Spannung knisterte, vorbei in den spätmorgendlichen Sonnenschein hinaus.

Jetzt musste ich reden. Ich hätte sie inzwischen schon irgendetwas fragen sollen.

Was frage ich sie denn am besten? Bleib bei mir, weil ich glaube, ich bin ganz schön besessen von dir?

Yep. Das dürfte wahrscheinlich nicht die gewünschte Wirkung erzielen.

»Streiten sie viel?«, fragte Pippa, als wir das Haus hinter uns ließen.