Gray Springs University - Ella Fields - E-Book

Gray Springs University E-Book

Ella Fields

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Beschreibung

Die gesamte Gray-Springs-University-Serie in einem Band Band 1: Suddenly Forbidden Ich dachte, er würde für immer zu mir gehören, selbst als wir gezwungen waren uns zu trennen. Wir hätten einander festhalten sollen, aber es ist trotzdem passiert. Schade, dass ich nicht ahnte, dass jemand anderes nur darauf wartete, meinen Platz einzunehmen. Sonst hätte ich niemals losgelassen. Zwei Jahre später sind wir genau dort, wo wir geplant hatten zu sein. Ich habe mein Versprechen gehalten. Er hat es einfach vergessen. Er hat nicht nur jemand neuen gefunden, sondern diese Neue ist meine ehemalige beste Freundin. Und ich beginne das College mit gebrochenem Herzen. Wahrscheinlich sollte jetzt der Part kommen, in dem ich euch erzähle, wie ein anderer toller Typ auftaucht und die Scherben meines Lebens aufsammelt und wieder zusammensetzt. Einer, der mich wieder zum Lachen bringt. Aber das hier ist nicht diese Art von Geschichte. Mein Herz mag gebrochen sein. Aber es weigert sich, ihn nicht mehr zu lieben. Band 2: Bittersweet Always Toby Hawthorne war ein Mysterium. Ein Rätsel, das nicht Teil meiner Pläne fürs College war. Ich war nicht auf der Suche nach Liebe. Aber ich war auch nicht nicht auf der Suche nach Liebe. Und an diesem Ort, zwischen allen Stühlen, fand er mich. Ich hatte keine Ahnung von den Kämpfen, die er jeden Tagen austrug, und verliebte mich Hals über Kopf. Als ich es herausfand, war es zu spät. Weil ich alles wollte. Jedes zerbrochene verlorene Teil von ihm. Ich wusste, dass ich ihn nicht heilen konnte. Ich konnte ihn nur lieben. Aber ich hätte wissen müssen, dass Liebe nicht genug ist. Band 3: Pretty Venom Callum Welsh hatte die Kunst, mich zu hassen, bereits perfektioniert, als wir noch Kinder waren und dachten unsere Eltern würden uns früher oder später aus wirtschaftlichen Gründen gemeinsam vor den Traualtar zwingen. Er dachte, mir würde es gefallen, aber ich habe mir nur gewünscht, dass er mich in Ruhe lässt. Bis er mir eines Nachmittags meinen ersten Kuss stahl. Und trotz allem, was bis dahin geschehen war, war danach nichts mehr wie zuvor. Mit den Jahren schmolz das Eis um unsere Herzen und er hasste mich nicht mehr. Er liebte mich sogar genug um mich zu heiraten. Bis ich einen dämlichen Fehler machte und alles ruinierte. Der Hass kam zurück. Mit bösen Worten und noch schlimmeren Taten. Aber wir waren keine Kinder mehr. Ich konnte sein Gift ertragen. Er würde wieder zu mir gehören, selbst wenn es mich die Reste meines gebrochenen Herzens kosten würde.

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Seitenzahl: 1512

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Gray Springs University

Die Autorin

Ella Fields ist Mutter und Ehefrau und lebt in Australien. Während ihre Kinder in der Schule sind, trifft man sie meistens, wie sie mit ihrer Katze Bert und ihrem Hund Grub über ihre Figuren und Bücher spricht. Sie ist schokoladensüchtig und eine unverbesserliche Sammlerin schöner Notizbücher. Sie liebt es, Stories mit hart erarbeiteten Happy Ends zu schreiben.

Das Buch

Die gesamte Gray-Springs-University-Serie in einem Band

Band 1: Suddenly ForbiddenIch dachte, er würde für immer zu mir gehören, selbst als wir gezwungen waren uns zu trennen. Wir hätten einander festhalten sollen, aber es ist trotzdem passiert. Schade, dass ich nicht ahnte, dass jemand anderes nur darauf wartete, meinen Platz einzunehmen. Sonst hätte ich niemals losgelassen.Zwei Jahre später sind wir genau dort, wo wir geplant hatten zu sein. Ich habe mein Versprechen gehalten. Er hat es einfach vergessen. Er hat nicht nur jemand neuen gefunden, sondern diese Neue ist meine ehemalige beste Freundin. Und ich beginne das College mit gebrochenem Herzen.

Wahrscheinlich sollte jetzt der Part kommen, in dem ich euch erzähle, wie ein anderer toller Typ auftaucht und die Scherben meines Lebens aufsammelt und wieder zusammensetzt. Einer, der mich wieder zum Lachen bringt. Aber das hier ist nicht diese Art von Geschichte. Mein Herz mag gebrochen sein. Aber es weigert sich, ihn nicht mehr zu lieben.

Band 2: Bittersweet AlwaysToby Hawthorne war ein Mysterium. Ein Rätsel, das nicht Teil meiner Pläne fürs College war. Ich war nicht auf der Suche nach Liebe. Aber ich war auch nicht nicht auf der Suche nach Liebe. Und an diesem Ort, zwischen allen Stühlen, fand er mich.Ich hatte keine Ahnung von den Kämpfen, die er jeden Tagen austrug, und verliebte mich Hals über Kopf. Als ich es herausfand, war es zu spät. Weil ich alles wollte. Jedes zerbrochene verlorene Teil von ihm. Ich wusste, dass ich ihn nicht heilen konnte. Ich konnte ihn nur lieben. Aber ich hätte wissen müssen, dass Liebe nicht genug ist.

Band 3: Pretty VenomCallum Welsh hatte die Kunst, mich zu hassen, bereits perfektioniert, als wir noch Kinder waren und dachten unsere Eltern würden uns früher oder später aus wirtschaftlichen Gründen gemeinsam vor den Traualtar zwingen. Er dachte, mir würde es gefallen, aber ich habe mir nur gewünscht, dass er mich in Ruhe lässt. Bis er mir eines Nachmittags meinen ersten Kuss stahl. Und trotz allem, was bis dahin geschehen war, war danach nichts mehr wie zuvor.Mit den Jahren schmolz das Eis um unsere Herzen und er hasste mich nicht mehr. Er liebte mich sogar genug um mich zu heiraten. Bis ich einen dämlichen Fehler machte und alles ruinierte. Der Hass kam zurück. Mit bösen Worten und noch schlimmeren Taten. Aber wir waren keine Kinder mehr. Ich konnte sein Gift ertragen. Er würde wieder zu mir gehören, selbst wenn es mich die Reste meines gebrochenen Herzens kosten würde.

Ella Fields

Gray Springs University

Box-Set: Band 1-3

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Sonderausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinAugust 2020 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020Titelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-584-5

Suddenly Forbidden© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019German Translation copyright © 2019 by Ullstein Buchverlage GmbHCopyright © 2018. Suddenly Forbidden by Ella Fields. Titel der amerikanischen Originalausgabe: Suddenly ForbiddenUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Nina BaderAutorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-421-3

Bittersweet Always© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019German Translation copyright © 2019 by Ullstein Buchverlage GmbHCopyright © 2018. Bittersweet Always by Ella Fields. Titel der amerikanischen Originalausgabe: Bittersweet AlwaysUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Nina BaderAutorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-407-7

Pretty Venom© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019German Translation copyright © 2019 by Ullstein Buchverlage GmbHCopyright © 2018. Pretty Venom by Ella Fields. Titel der amerikanischen Originalausgabe: Pretty VenomUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Nina BaderAutorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-419-0

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Inhalt

Titelei

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Suddenly Forbidden

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Siebenundzwanzig

Achtundzwanzig

Neunundzwanzig

Dreißig

Einunddreißig

Zweiunddreißig

Dreiunddreißig

Vierunddreißig

Fünfunddreißig

Sechsunddreißig

Siebenunddreißig

Achtunddreißig

Neununddreißig

Epilog

Bittersweet Always

Anmerkung der Autorin

Widmung

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Fünfunddreißigstes Kapitel

Sechsunddreißigstes Kapitel

Siebenunddreißigstes Kapitel

Achtunddreißigstes Kapitel

Neununddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Einundvierzigstes Kapitel

Zweiundvierzigstes Kapitel

Dreiundvierzigstes Kapitel

Vierundvierzigstes Kapitel

Fünfundvierzigstes Kapitel

Sechsundvierzigstes Kapitel

Siebenundvierzigstes Kapitel

Achtundvierzigstes Kapitel

Neunundvierzigstes Kapitel

Fünfzigstes Kapitel

Einundfünfzigstes Kapitel

Zweiundfünfzigstes Kapitel

Dreiundfünfzigstes Kapitel

Epilog

Danksagungen

Pretty Vendom

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Fünfunddreißigstes Kapitel

Sechsunddreißigstes Kapitel

Siebenunddreißigstes Kapitel

Achtunddreißigstes Kapitel

Neununddreißigstes Kapitel

Vierzigstes Kapitel

Einundvierzigstes Kapitel

Zweiundvierzigstes Kapitel

Epilog

Danksagungen

Leseprobe: Wrong Number, Right Guy

Anhang

Empfehlungen

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Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Suddenly Forbidden

Suddenly Forbidden

Eins

Daisy, sieben Jahre alt

Das Gras peitschte um meine Knöchel, meine Lungen brannten, und Tränen strömten über meine Wangen, während ich so schnell, wie mich meine Beine trugen, unter dem Zelt eines violetten, sich verdunkelnden Himmels in das Feld rannte.

»Daisy!«

Seine Stimme hallte in meinen Ohren wider, aber ich blieb nicht stehen. Konnte nicht stehen bleiben. Das hieß, bis mir ein tückischer versteckter Graben in die Quere kam und dafür sorgte, dass ich auf meinem Hinterteil landete.

Verflixte Axt.

Schwer atmend untersuchte ich meinen Knöchel, stöhnte dann und sank rücklings in das Meer aus Löwenzahn, als seine sich nähernden Schritte die Pflanzen in einem sanften Rhythmus rascheln ließen, bei dem ich die Augen schloss.

Dank des morgendlichen Regens konnte ich spüren, wie der kühle Matsch meine Leggings und mein T-Shirt durchweichte. Obwohl Mama Gift und Galle spucken würde, brachte ich es nicht über mich, mich aufzusetzen.

»Da bist du ja.« Seine Schritte machten direkt neben meinem Kopf halt. »Mist, ich wäre fast auf dich draufgetreten.«

»Schrei nicht so, Müffelmaul. Schsch.« Ich schlug die Augen auf, um festzustellen, dass Quinns Gesicht die letzten Farbschattierungen des Sonnenuntergangs ausblendete.

Er lachte, ließ sich dann auf den Boden fallen und streckte sich neben mir aus. Ich hielt das Gesicht nach oben gerichtet und sah zu, wie die Nacht die letzten Farben des Tages auslöschte und ein paar Sterne am Himmel zu funkeln begannen.

»Was ist denn los?«, fragte Quinn nach einer Minute. »Ist es der Hahn?«

Ich schniefte; hätte gern gelogen, konnte es aber nicht. »Warum musste dein Vater ihm das antun?«

»Er sagt, man kann nicht zu viele Hähne halten. Gibt Ärger im Hühnerstall.« Er seufzte. »Was immer das heißen soll.«

»Yeah, aber ich hätte ihn mit zu mir nach Hause nehmen können.«

Quinn lachte wieder, und ich musste bei dem Geräusch unwillkürlich lächeln. »Was? Zusätzlich zu Frederick? Deine Mama steht mit dem schon auf Kriegsfuß.«

Quinns Dad hatte mir vor ein paar Monaten widerstrebend erlaubt, Frederick, den Hahn, zu retten. Er war nicht gerade der Freundlichste oder ein Kuscheltier, aber Mama warf einen Blick auf das zappelnde Huhn in meinen Armen und meine flehenden, nassen Augen und sagte, wir könnten ihn behalten, bis sie ein neues Zuhause für ihn gefunden hatte. Wie sich herausstellte, brauchte in unserer kleinen Stadt niemand einen weiteren Hahn.

Glück für mich und Fred. Pech für Mama.

Finger strichen über meine im Gras liegende Hand. Ich drehte den Kopf, als sich Quinns warme Hand um meine schloss. »Deine Mama wird stinkwütend sein, weil du dich unnötig schmutzig gemacht hast«, platzte ich heraus.

Quinn lächelte nur und zeigte dabei für sein achtjähriges Gesicht zu große Zähne. Trotzdem hielt ich ihn für den hübschesten Jungen in ganz Clarelle. Selbst wenn er mich zu fest an meinem Pferdeschwanz zog oder es lustig fand, Schlammklumpen zu formen und damit nach mir zu werfen. »Sie sagt nichts, wenn ich ihr alles erkläre.«

»Sie wird mich irgendwann einmal für eine richtige Heulsuse halten.« Bei dem Gedanken wurde mir das Herz schwer. Aber ich konnte nichts dagegen machen, ich hatte gerade einen weiteren Hahn ohne Kopf herumflattern sehen.

Und ich wusste, dass ich wieder einen Albtraum haben würde, wenn ich einschlief.

»Das würde sie nie denken. Sie wird mich wieder verschossen nennen und mich so komisch ansehen.«

Meine Lippen zuckten leicht, und ich beobachtete, wie seine langen Wimpern zitterten, als er den Blick unverwandt auf mich heftete. »Was heißt verschossen?«

Er schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor er mit den Achseln zuckte. »Keinen blassen Schimmer. Wahrscheinlich, dass ich wieder etwas Dummes tue.«

»Ist …« Ich schluckte hart. »Ist der Hahn gestorben?«

Seine hellen Brauen zogen sich zusammen. »Ja, Dais. Er ist tot.«

Tränen rannen seitlich an meiner Wange hinunter und verschwanden in meinen unordentlichen blonden Haaren.

»Nicht weinen.« Quinns Gesicht verzog sich, und er drückte meine Hand. »Hey, vielleicht könnten wir ihn begraben?«

Leise schnüffelnd fragte ich: »Wirklich? Wie denn?«

Er lächelte, ließ mich los und stand auf, bevor er erneut nach meiner Hand griff, um mir auf die Füße zu helfen. »Komm mit, ich zeige es dir.«

Wir rannten zum anderen Ende der Scheune. Der Himmel glich jetzt einer schwarzen Decke, und wir hörten, wie Quinns Mom von der Veranda ihres großen ranchähnlichen Hauses nach ihm rief.

Er brüllte zurück: »Zwei Minuten, Mom!«

Dann schnappte er sich die Kinderschaufel aus dem Set, das er letztes Jahr zu Weihnachten bekommen hatte, und führte mich zu der Weide auf dem hinteren Feld, wo unsere Autoreifen-Schaukel sacht im Wind schwang.

Ich setzte mich hin und sah zu, wie Quinn mühsam zu graben begann, dann beschloss ich, ihm zu helfen. Ich ließ mich auf alle viere sinken und grub mit den Händen in der lockeren Erde, bis ein flaches Loch entstand, in das der arme Hahn gerade hineinpassen würde.

Dann hockte ich mich auf die Reifenschaukel, beobachtete, wie er zur Scheune zurückrannte, und lauschte dem Zirpen der Grillen, während die kühle Luft über mein erhitztes Gesicht strich.

Fünf Minuten später kam er wieder und sagte mir, ich sollte die Augen schließen. Ich gehorchte, weil ich wusste, was er aus dem Sack in seinen Händen ziehen würde, und hörte, wie der tote Hahn mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel.

»Okay, soll ich ihn zuschütten?«

Ich nickte und schlug die Augen auf, hielt den Blick aber abgewandt, während er Erde in das Loch schaufelte, das wir gegraben hatten. Als er fertig war, holte ich schnell ein paar Steine aus dem nahe gelegenen Bach und ordnete sie in Form eines Sterns auf dem Erdhügel an.

»Warum ein Stern?«, erkundigte sich Quinn.

»Damit er nicht allein ist. Er kann im Traum mit den anderen Hähnen und Hühnern im Himmel spielen.«

Quinn sah mich eigenartig an, als ich aufstand und meine schmutzigen Hände an meiner Hose abrieb.

»Was ist?«, fragte ich abwesend und begann zum Haus zurückzugehen.

»Eines Tages werde ich dich heiraten, Daisy June.«

Mein Atem stockte im selben Moment wie meine Schritte.

Ich fuhr herum, stemmte die Hände in die Hüften und setzte in der Hoffnung, das seltsame, in meinem Bauch brodelnde Gefühl zu überspielen, ein spöttisches Lächeln auf. »Ach, wirklich?«

Er nickte, dabei grinste er, wie er es immer tat, wenn er sich aufführte, als würde er alles wissen. »Yep. Eines Tages, wenn wir mit dem College fertig sind und ich diese Farm übernehme, wirst du meine Frau sein.« Er trat näher, und mein Herz fing an, gefährlich schnell zu hämmern. »Und ich werde dafür sorgen, dass du nie sehen musst, wie einem anderen Hahn der Kopf abgehackt wird.«

Er griff nach meiner Hand und beugte sich zu mir, und ich spürte, wie seine warmen Lippen meine klebrige Wange streiften. Er sagte nichts weiter, und ich auch nicht. Wir trotteten mit einem Grinsen auf unseren Gesichtern und den über uns wie ein lächelndes Publikum glitzernden Sternen durch das Gras zurück.

Mir war zu der Zeit nicht bewusst, was passiert war. Warum ich meinen Herzschlag in meinen Ohren hören oder Tage danach nicht aufhören konnte zu lächeln.

Im Rückblick wurde mir klar, dass Quinn Burnell damals zum ersten Mal ein großes Stück meines Herzens gestohlen hatte.

Zwei

Daisy, Gegenwart

Ich packte meine Steppdecke aus einem der letzten Kartons aus und versuchte, nicht die Augen zu verdrehen.

»Mom, du bist erst vor einer Stunde gegangen. Mit mir ist alles in Ordnung.«

Ein Jammerlaut drang an mein Ohr. »Oh, entschuldige.« Schniefend murmelte sie: »Es ist nur … du bist so weit weg. Ich dachte, ich würde damit klarkommen, und … ach, zur Hölle. Lass mich mich einfach nur noch eine Weile selbst bemitleiden, okay? Ich brauche das.«

Ich klemmte mir mein Telefon zwischen Ohr und Schulter und zog die letzte Ecke des Spannbettlakens über die Matratze. »Okay«, gab ich resigniert zurück. »Ein oder zwei Minuten kann ich mir das vermutlich noch anhören.«

Sie lachte prustend. »Sei nicht so frech. Achtzehn oder nicht, ich werde Daddy gleich das Auto wenden lassen, junge Dame.«

Mein Dad sagte im Hintergrund etwas zu ihr, und sie seufzte. »Okay, dein Dad meint, ich klammere, und ich muss mir das abgewöhnen, wenn ich will, dass du auch weiterhin meine Anrufe annimmst.«

Ich lachte, nahm meine Steppdecke und breitete sie über das Bett. »Ich hab dich lieb, Mom, und wenn ich deine Anrufe verpasse, rufe ich dich zurück, okay?«

Sie stieß laut und schwer den Atem aus. »Okay.« Dann hielt sie eine Sekunde inne. »Ich habe dich auch lieb, Honey.«

»Benimm dich!«, donnerte mein Dad. »Lass die Finger von Alkohol, den du dir nicht selbst eingeschenkt hast. Am besten bleibst du in deinem Wohnheim. Wenn du zu viel Party machst, vernachlässigst du dein Studium, und das willst du doch nicht, oder?«

»Joseph«, tadelte meine Mutter. »Okay, wir machen jetzt Schluss. Wir lieben dich.«

Ich lächelte. »Ich euch auch. Ich rufe euch bald wieder an.«

Nachdem ich aufgelegt und mein Telefon auf den alten Nachttisch aus Buchenholz gelegt hatte, griff ich nach meinen Kissen und warf sie auf das Kopfende des Bettes, bevor ich einen Schritt zurücktrat, um meine neue Umgebung zu begutachten.

Nicht schlecht. Auch nicht überwältigend, aber von dem Moment an, wo ich das hohe braune Backsteingebäude betreten hatte, hatte ich gewusst, dass ich nicht zu viel erwarten durfte. Ich hatte online wie besessen recherchiert. Wenn ich es irgendwie schaffte, mich nach all den Stunden, die ich damit verbracht hatte, Stadtpläne, Gebäude, Plätze und Straßen zu studieren, doch noch zu verlaufen, dann schätzte ich, dass ich es nicht besser verdiente.

Die Gray Springs University. Endlich.

Grinsend betrachtete ich die gestrichenen Ziegelwände des kleinen Zimmers. Es würde schwierig werden, hier viel aufzuhängen, von meinen Kunstwerken ganz zu schweigen. Aber ich würde es mit Sicherheit versuchen.

Ich hatte gerade die leeren Kartons zusammengefaltet und verstaute sie neben meinen alten Zeichenblöcken und Mappen ganz oben im Schrank, als die Tür geöffnet wurde.

»Scheiße, Mom.« Ein Mädchen mit mattbraunen Haaren stolperte hinter einer kleinen, kräftigen Frau in den Raum. »Du hättest …« Das Mädchen warf einen Blick auf mich und zuckte zusammen. »Anklopfen sollen.«

»Hi.« Ich schloss die Schranktüren und verschränkte meine Hände vor mir. »Du musst meine Mitbewohnerin sein?«

»Pippa, die Wände sind aus Backstein! Wie um alles in der Welt willst du es da im Winter warm haben?« Die Frau schnalzte mit der Zunge, schaute von dem leeren Einzelbett zu meinem frisch bezogenen und begriff, dass sie nicht alleine waren. »Oh«, quiekte sie. Ihre Hand flog zu ihrem üppigen Busen, und ein wunderschönes Lächeln erhellte ihr von feinen Falten durchzogenes Gesicht. »Sorry, ich bin Terry, Pippas Mom.« Sie machte Anstalten, mir die Hand zu schütteln, und ich löste meine beiden langsam voneinander.

Das Mädchen – Pippa, wie ich annahm – stöhnte. »Es tut mir ja so leid.«

Ich zog meine Hand zurück, und Terry sah ihre Tochter an. Ihre dunklen Brauen zogen sich zusammen, und ihre Hände wanderten zu ihren Hüften. »Du brauchst gar nicht verlegen zu sein, Pip. Ich mache mir nur …« Sie trat weiter ins Zimmer und rümpfte die Nase, als sie mit dem Finger über den Staub auf dem Nachttischchen neben dem anderen Bett fuhr. »Sorgen.«

»Tja«, meinte Pippa. »Wie wäre es mit weniger Sorgen und mehr Ausladen, ja?« Sie lächelte mich an. »Was für eine Art, sich vorzustellen. Und wie heißt du?«

»Daisy. Ich, äh, ich bin vor ein paar Stunden angekommen.«

Sie blickte sich um. »Wow. Du verschwendest keine Zeit.«

Nein, dachte ich bei mir. Ich hatte schon genug Zeit verloren. »Vermutlich die Aufregung.« Ich wedelte leicht mit den Händen, dann fiel mein Blick auf den Heizkörper. »Es gibt ne Heizung.« Ich deutete darauf, als Terry fortfuhr, sich im Raum umzusehen, und dabei vor sich hinmurmelte. »Meine Mom hat sich auch Sorgen gemacht.«

Terry hörte auf, Hektik zu verbreiten, musterte die Heizung, trat zu ihr hinüber, um sie zu inspizieren, und lächelte. »Gut, gut. Okay.« Sie klatschte in die Hände. »Warum gehen wir nicht alle einen Kaffee trinken?«

Ich stand wie angewurzelt da. Mein Blick schoss zwischen Terry und Pippa hin und her.

»Mom, die Kurse fangen in ein paar Tagen an. Ich muss auspacken und mich einrichten.«

Terry verzog nachdenklich die Lippen. Ihre Augen leuchteten auf, als sie auf mir haften blieben. »Daisy! Wir sollten uns besser kennenlernen.«

»Mom!« Pippa knurrte das Wort förmlich, und mir wurde plötzlich klar, dass ich es mit meiner Klette dritten Grades von Mutter noch ziemlich gut getroffen hatte. »Bitte. Lass uns meine Sachen holen.«

»Okay, okay.« Terry seufzte.

»Kann ich euch helfen?«, fragte ich, weil ich nicht untätig herumstehen wollte, während sie sich die drei Treppen hochquälten.

Beide bedachten mich mit dankbaren Blicken, und wir verbrachten die nächsten zwanzig Minuten damit, drei Koffer, zehn Kartons und drei Rucksäcke aus ihrem kleinen SUV zu hieven und zu unserem Zimmer hochzuschleppen.

»Die Frau am Empfang macht keinen allzu lebhaften Eindruck«, murmelte Terry, als wir das letzte Mal an dem Schreibtisch im Eingangsbereich vorbeikamen.

Das tat sie in der Tat nicht. Sie stützte das Kinn auf eine Hand, ihre Augen klebten an einer Zeitschrift, und sie rührte sich nur, um einen Finger zu befeuchten und die Seite umzublättern.

»Ich bin sicher, sie ist ganz in Ordnung«, schnaufte Pippa außer Atem, während sie den letzten Koffer hinter sich herzerrte.

Ich stellte den Karton, den ich gerade trug, neben ihrem Bett auf den Boden und klopfte mir die Hände an meinem Kleid ab. Ich brauchte dringend eine Dusche und krümmte mich innerlich, als mir einfiel, dass ich mir jetzt ein Bad mit anderen Mädchen teilen musste. Das konnte ja heiter werden.

Pippas Mom machte sich ans Werk, packte Laken und Decken aus und bezog das Bett, legte Kleidungsstücke zusammen und verstaute sie in Schubladen und hängte den Rest in den Schrank. Es machte mich schon müde, ihren schnellen, geschickten Handgriffen nur zuzuschauen. Bei ihr mit ihrem Lächeln auf dem Gesicht und der Zielstrebigkeit in jeder Bewegung wirkte alles so einfach.

Pippa drehte sich zu mir und flüsterte: »Willst du kurz hier raus?« Ich schielte von meinem Platz auf dem Bett aus unsicher zu ihrer Mom. »Sie merkt nichts, glaub es mir. Wir haben mindestens eine halbe Stunde, bis sie fertig ist.«

Ich folgte ihr achselzuckend aus unserem Wohnheimzimmer und griff nur für den Fall eines Falles nach meinen in der Tür steckenden Schlüsseln.

Für Anfang September herrschte noch strahlender Sonnenschein, und die Nähe zu meiner Heimatstadt ließ mich Wehmut ein- und Aufregung ausatmen.

»Wo kommst du her?«, fragte ich, als wir einen Bogen um einen Typen ohne Hemd machten, der aus einem ein paar Türen von unserem entfernten hohen Gebäude eine Matratze auf dem Kopf heraustrug. Pippa riss ihre geweiteten Augen von der nackten Brust des Typen los und sah mich an. »Willowmina.«

»Also ganz in der Nähe. Wo liegt das? Ungefähr drei Stunden in nördlicher Richtung?«

Sie nickte und fragte dann: »Und du?«

»Ursprünglich aus Clarelle. Bin vor ein paar Jahren nach Watson gezogen.«

»Wolltest du näher bei Clarelle sein?«

»So was in der Art.« Ich hob eine Schulter. Meine Brust füllte sich mit Seifenblasen aus Nervosität und Hoffnung . Ich schluckte sie hinunter und spürte, wie sie in meinem Magen erneut zum Leben erwachten, als wir uns einer Gruppe junger Männer auf dem Bürgersteig näherten, die einen Football hin und her warfen, sich unterhielten und lachten.

Meine Augen wurden groß, während sie verzweifelt nach dem einen Ausschau hielten, nach dessen Anblick sie sich seit zwei Jahren sehnten. Da ich merkte, dass ich die Jungs angestarrt hatte, zwinkerte ich mehrmals, als wir an ihnen vorbeischlenderten und Pfiffe und Johlen uns folgten.

Wo bist du?

»Muss eines von den Männerwohnheimen sein«, vermutete Pippa nach einem flüchtigen Blick über ihre Schulter. Dann zog sie eine Dose Pfefferminzbonbons aus der Tasche, klappte sie auf und hielt sie mir hin. »Was für frischen Atem?«

»Danke, jetzt nicht.«

Mit einem Schulterzucken schob sie sich ein paar in den Mund. »Es ist ein bisschen schräg, ständig das Zeug zu futtern, ich weiß.« Sie steckte die Dose wieder weg. »Aber ich lege sie mir gern unter die Zunge. Ich bin süchtig nach dem Brennen.«

»Dann magst du auch Saures?«

Sie zog die Nase kraus. »Igitt, nein.«

»Oh. Okay.«

Wir liefen noch fünf Minuten, bis wir den Außenbezirk des Universitätsgeländes erreichten, überquerten die Straße und stießen auf eine Reihe von Läden. Obwohl wir nicht viel redeten und ich Pippa noch nicht wirklich kannte, fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft wohl.

Ich wusste nicht, was ich, Tage, bevor die Vorlesungen begannen, erwartet hatte. Vielleicht überall Massen von Studenten. Viele waren schon da, doch bei Gray Springs handelte es sich im Vergleich zu den meisten anderen um eine relativ kleine Uni, in deren Mittelpunkt das Footballteam, die Tomahawks, stand. Ich nahm an, dass die meisten Leute noch früher angekommen waren als wir.

Pippa blieb vor einer Eisdiele mit einem Schild im Fenster stehen, das verkündete, dass eine Aushilfe gesucht wurde. »Hast du was dagegen, wenn ich kurz reinspringe und mir ein Bewerbungsformular hole?«

Der Wind löste ein paar Haarsträhnen aus meinem Knoten; sie kitzelten mich an Lippen und Wangen, bevor ich sie zurückstrich. Ich blickte durch das Glasfenster. »Ganz und gar nicht. Ich warte da drüben.«

Ich setzte mich auf ein Sandsteinmäuerchen, das ein Gartenbeet umgab, und beobachtete Pippa durch die Fenster, als sie auf eine bonbonrosa Theke zuging und mit einem Mann sprach, der einen niedlichen altmodischen Hut trug.

Die Sonne veränderte ihre Farbe, als der Nachmittag in den frühen Abend überging. Ich krallte die Hände in den Rock meines Kleides, weil es mich in den Fingern juckte, das über die großen Backsteingebäude tanzende goldorangefarbene Licht auf meinem Zeichenblock festzuhalten. Die satten Grünflächen der Gärten waren mit Blumen in fast allen Farben übersät. Ich machte mir eine geistige Notiz, das zu tun, bevor die Kurse begannen und der Herbst den Campus dieser bunten Vielfalt beraubte, um dem Winter den Weg zu bereiten.

Ein kicherndes Mädchen kam vorbei und zog seinen Freund hinter sich her. Mit einem Stechen in der Brust holte ich tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus.

Was, wenn er nach all dieser Zeit beschlossen hatte, doch nicht herzukommen?

Es kam mir inzwischen wie ein Schuss ins Blaue vor, einfach hier aufzutauchen. Als wäre es uns seit jeher vorbestimmt, dass wir uns wiedertrafen und unseren Weg in die Zukunft fortsetzten. Gemeinsam.

Ich war ein bisschen naiv – immer gewesen – und von albernen Vorstellungen und entschieden zu viel Vertrauen erfüllt. Aber es ging um Quinn. Wenn es jemanden gab, dem ich mein Vertrauen schenken und bei dem ich mein Herz so lange zurücklassen konnte, dann war er es.

Immer nur er.

»Sorry.« Pippa trat wieder ins Freie. »Aber er hat gesagt, er könnte mir wahrscheinlich einen Teilzeitjob geben. Ich muss nur meinen Stundenplan noch einmal checken.«

Ich stand da und lächelte dieses Mädchen an, das noch keine Freundin, aber auch keine völlig Fremde mehr war. »Na, das ist ja gut gelaufen. Wer mag schon kein Eis?«

»Oder?« Sie klatschte in die Hände und zerriss dabei fast ihren Bewerbungsbogen. »Ups, Scheiße.«

Ich wandte mich lachend wieder zum Campus. »Deine halbe Stunde ist vermutlich beinahe um.«

»Oh, richtig.«

Wir gingen zum Wohnheim zurück, wo Pippa ihrer Mutter von dem Job in der Eisdiele berichtete, die dann darauf bestand, mit uns beiden essen zu gehen, bevor sie wieder fuhr.

»Ich lieber nicht, danke«, wehrte ich ab. »Ich habe zum Lunch zu viel gegessen.« Das stimmte, und ich wollte bei der wenigen Zeit, die Pippa vielleicht für Monate noch mit ihrer Mom verbringen konnte, nicht stören. Außerdem wusste ich, dass ich mich fehl am Platz fühlen würde, weil ich sie noch nicht gut kannte und all das. Ich brauchte auch Zeit, um alles einsinken zu lassen – die neue Umgebung, meine Gefühle und das Herzrasen, das sich immer dann einstellte, wenn ich zu weit in die Zukunft dachte. Es gab nichts, was ich tun konnte. Wenn ich ihn nicht beim Immatrikulationsamt ausschnüffeln wollte, falls mir das überhaupt gestattet war, würde ich mich einfach in Geduld üben müssen. Dazu kam, dass mich mein sentimentales Herz zu dem Schluss verleitete, es wäre viel romantischer, wenn wir uns zufällig wiederbegegneten.

Falls man es als bloßen Zufall betrachten konnte, dasselbe College zu besuchen, so, wie wir es immer geplant hatten.

Ich griff nach meinem Skizzenblock, zog den fadenscheinigen weißen Vorhang vor dem Fenster neben meinem Bett zurück, blickte hinaus und zeichnete, während das Licht am Himmel verblasste und die Straßenlampen gelbe Pfützen auf den Bürgersteig warfen.

Nachdem ich mich in die Dusche gewagt und erleichtert festgestellt hatte, dass es dort durchaus Privatsphäre gab, auch wenn ein seltsames Gefühl blieb, lag ich wieder auf dem Bett, als Pippa zurückkam.

»Jesus. Ich dachte schon, sie würde nie nach Hause fahren.« Sie schleuderte ihre Ballerinas von sich und schloss die Tür hinter sich.

Ich setzte mich auf, klappte meinen Block zu und schaltete die Musik auf meinem Handy aus. »Hat sie versucht, dich wieder mit zurückzunehmen?«

Sie lachte, warf sich mit dem Gesicht nach unten auf ihr frisch gemachtes Bett und stützte sich auf einen Ellbogen, um mich anzusehen. »Viel hätte nicht gefehlt.« Nach ein paar Sekunden wurde ihr Lächeln traurig. »Macht mich das zu einem Weichei? Wenn ich sie jetzt schon …«

»Vermisse?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, es macht dich zu einer Tochter, die ihre Mom liebt.«

Sie starrte mich einen Moment an. »Wir werden Freundinnen werden, du und ich.«

»Yeah?« Ich zog die Beine unter mich.

»Yep.« Sie verschluckte das p. »Ich dachte, ich würde bei einer fürchterlichen Mitbewohnerin landen, weißt du, so einer, von denen man so hört oder die man in Filmen sieht.«

»Ich auch«, gab ich zu.

»Uns bleibt ja noch Zeit.« Sie hob eine schmale braune Braue.

Ich nickte lachend. »Ich bin keine Ordentlichkeitsfanatikerin. Ich halte alles sauber, aber ich mag ein bisschen Durcheinander.«

Pippa rümpfte die Nase. »Ugh, nein.«

»Man hat mir auch gesagt, ich würde schnarchen, wenn ich die Nacht zuvor nicht genug geschlafen habe.«

Sie grinste. »Das dämpfe ich mit einem Kissen.«

»Du könntest mich umbringen.«

Sie drehte sich auf den Rücken. »Nicht, wenn ich es richtig mache.«

Wir lachten beide, und ich ließ mich wieder nach hinten sinken und starrte die Rauputzdecke an.

»Manchmal rede ich im Schlaf«, sagte Pippa eine Minute später.

»Ich schlafe tief und fest.«

»Ich bin ein Ordnungsfanatiker. Wahrscheinlich räume ich deinen Kram weg, und du fragst dich, wo er abgeblieben ist.«

»Das könnte ein Problem werden, je nachdem, um was es sich handelt.«

Sie summte. »Ich löse auch gerne Kreuzworträtsel und Silbenrätsel mit dem Bleistift. Ich werde jeden Bleistift klauen, den ich herumliegen sehe.«

Jetzt schnappte ich nach Luft. »Oh, sicher nicht.« Ich zog meine Nachttischschublade auf, in der die Bleistifte und Pinsel umherrollten. »Die hier kosten ein Vermögen. Pfoten weg, Lady.«

Kichernd erkundigte sie sich: »Kunst als Hauptfach?«

»Wie bist du da nur drauf gekommen?«, fragte ich trocken, schloss die Schublade und legte mich wieder hin.

»Abgesehen von den Stiften und Pinseln hast du so eine Ausstrahlung.«

Ausstrahlung? »Kannst du in Menschen hineinschauen oder so?«

»Meine Großmutter hat sich gerne mit Zukunftsvorhersagen und was weiß ich noch beschäftigt. Sie war ein bisschen verschroben.« Sie zupfte an ihrer Nagelhaut herum. »Sie sagte, man kann viel über einen Menschen erfahren, wenn man ihn genau beobachtet. Seine Haltung, seine Gesten, die Art, wie er auftritt. Solches Zeug eben.«

»Interessant.«

»Lieblingsfilm?«, fragte sie.

»Der König der Löwen. Und deiner?«

»Oh, Simba ist knallhart. Meiner? Ähmm, Anchorman.«

»Gute Wahl. Und jetzt verrat mir, wie du gerade auf Gray Springs gekommen bist.«

»Von dem Teilstipendium mal abgesehen?« Sie zögerte. »Würdest du mir glauben, wenn ich sage, es hat sich einfach richtig angefühlt? Ich habe die Broschüren und Bilder gesehen und es gespürt. Dass ich hierher gehen muss.«

»Das glaube ich dir.«

Eine Minute lang breitete sich Schweigen in dem kleinen Zimmer aus. »Keine Freunde, neue Leute. Eigentlich verrückt.«

»Total verrückt«, bestätigte ich. Mein Pulsschlag beschleunigte sich.

»Kennst du hier auch niemanden?«

Ich rollte mich auf die Seite und überlegte, wie viel ich meiner neuen Freundin anvertrauen sollte. Dann beschloss ich, mit der Wahrheit herauszurücken, um festzustellen, wie sie sich anfühlte und klang. Ich fragte mich, ob andere mich auch für verrückt halten würden. »Vielleicht kenne ich jemanden. Einen Typen.«

Sie wälzte sich herum, um mich anzusehen. Ihre grünen Augen leuchteten interessiert auf. »Weiter …«

»Er, na ja, er ist mein bester Freund. War, ist, ich weiß es nicht. Wir sind zusammen aufgewachsen, die klassische Geschichte von einer Kinderfreundschaft, aus der die erste Liebe wird. Wir haben verabredet, nach der Highschool hierherzukommen.«

»Dann bist du weggezogen.«

»Dann bin ich weggezogen.« Ich ließ das flaue Gefühl in meinem Magen einen Moment lang flattern, dann seufzte ich tief. »Seitdem habe ich ihn nicht mehr wiedergesehen. Alles blieb irgendwie unvollendet, aber ich kam einfach nicht damit klar.«

Pippa rückte das blaue Kissen unter ihrer Wange zurecht. »Womit nicht?«

»Mit dieser Fernbeziehungssache. Es hat mich fertiggemacht. Es war, als ob …« Sie wartete, während ich nach Worten suchte, um das Gefühl treffend zu beschreiben. »Als ob die Distanz zwischen uns jedes Mal, wenn wir telefonierten, greifbarer wurde und wir uns immer mehr voneinander entfernten. Irgendwann nahmen mir meine Eltern mein Telefon weg, und als ich es zurückbekam und es einschaltete, stellte ich fest, dass er kaum versucht hatte, sich mit mir in Verbindung zu setzen.«

Sie zuckte zusammen. »Autsch, das ist ziemlich heftig. Was hast du gemacht?«

»Ich bin wütend geworden. Ich wollte nicht, dass das mit uns zu Ende geht, einfach so, wegen mangelnden Interesses und räumlicher Entfernung. Ich habe meine Nummer geändert und beschlossen, es ihm, wenn er mich schon so leicht vergisst, umso schwerer zu machen, mich zu finden, wenn ihm schließlich doch noch der Sinn danach steht. Allerdings hat es nicht lange gedauert, bis ich das bereut habe.« Pippas cremeweißes Gesicht drückte Mitgefühl aus, das ich aufsog und schluckte, als ich mich an diese dunklen Tage erinnerte. »Es hat mich verändert. Ich war … ich versinke nicht leicht in Kummer oder bin am Boden zerstört. Dazu bin ich nicht der Typ. Aber ich wusste nicht, was mit mir passiert. Also habe ich mich mit meinen Eltern und meiner Freundin Alexis, zu der ich noch Kontakt hatte, zu Hause besprochen und mich danach komplett zurückgezogen.«

»Und da glaubst du, er hat an dem Entschluss festgehalten, hier das College zu besuchen?«

Das war der Teil, der mir Angst einjagte. Was, wenn er das nicht tat? Dann lässt er es eben bleiben. Ich würde ein für alle Mal darüber hinwegkommen müssen. Nur konnte ich es trotz allem nicht glauben. »Wir haben es uns versprochen. Und ich habe mir versprochen, dass alles okay wäre, wenn ich mich am Riemen reißen, meine Ängste überwinden und das Mädchen bleiben würde, von dem er mal gesagt hat, er würde es lieben.« Ich lachte humorlos auf. »Klingt so kitschig und blöd, was? Wer tut schon so was?«

Stimmen drangen aus dem Flur zu uns, Türen wurden geknallt, während wir beide einen Moment lang unseren Gedanken der Unsicherheit nachhingen. Neues Leben, neuer Anfang und eine Chance schwinden Funken neues Leben.

»Ein mutiges Mädchen, das sein Herz an jemanden verschenkt hat, von dem es geglaubt hat, er wäre es wert. So jemand tut so etwas«, erwiderte Pippa schließlich.

Eine Träne schlängelte sich an meiner Wange hinunter, als ich sie anlächelte und ihre Worte von vorhin wiederholte. »Wir werden Freundinnen werden, du und ich.«

Drei

Daisy, neun Jahre alt

»Du tust gut daran, vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein, Missy, oder ich muss dich das ganze Wochenende im Haus behalten, hörst du?«, schimpfte meine Mama von der Veranda unseres kleinen Cottage, das inmitten von Wildblumen, längst vergessenen Gärten und Kornfeldern stand.

»Werde ich!« Ich hüpfte die Stufen hinunter, sprang auf mein Fahrrad und folgte dem staubigen Feldweg ein paar Minuten lang, bis ich den Eingang zum Grundstück der Burnells erreichte.

Rein technisch betrachtet waren sie unsere Nachbarn, obwohl ich zu Fuß zehn Minuten brauchen würde, um zu ihnen zu gelangen. Ihre Farm war groß, denn Quinns Daddy war ein Milchfarmer, und auf ihren Feldern gab es Vieh und Heuballen, so weit das Auge reichte.

Ich winkte Quinns Mom zu, die mit ihrem Buch und einer Tasse Tee auf der Veranda saß, und fuhr um die Ecke des Hauses herum, bis ich zu der Leiter kam.

Quinn hatte sie vor mehr als einem Jahr dort aufgestellt, um es mir leichter zu machen, zu kommen und zu gehen, wie es mir beliebte.

Sein Dad war nicht begeistert und sagte zu ihm, ich sollte einfach die Vordertür benutzen. Aber dann warf seine Mom ihm einen Blick zu, der bewirkte, dass er sie sogar an Quinns Fenster befestigte, damit die Gefahr eines Sturzes für mich geringer wurde.

Ich stellte die Füße auf die Sprossen, kletterte hoch und hielt inne, als mein Kopf den oberen Rand erreichte. Sein Fenster stand einen Spaltbreit offen, gerade so weit, dass ich ihn leise etwas von wiederholten Aufprallgeräuschen Begleitetes summen hören konnte.

Ich reckte mich, spähte in sein Zimmer und sah ihn auf dem Bett liegen und seinen Football über seinen Kopf fliegen, bevor er wieder in seiner Hand landete. Wieder und wieder.

Ich stieß das Fenster ganz auf. »Buh!«

»Wusste, dass du da bist«, nuschelte er, ohne den Kopf zu drehen.

Ich ließ mich auf den Teppich in seinem Zimmer fallen, legte den Kopf schief und beobachtete ihn, bevor ich aufstand und mich auf sein Bett setzte. »Warum so trübe, Rübe?«

Dann nahm ich ihm den Ball ab und musterte ihn stirnrunzelnd, ehe ich ihn warf. Es gelang mir nicht, ihn wieder aufzufangen.

»Glitschige Finger.« Er kicherte und rollte sich auf die Seite, um ihn vom Boden neben seinem Bett aufzuheben. »Und ich habe keine schlechte Laune oder so. Bin nur müde.«

Ich rutschte näher an ihn heran, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß und meine Beine seitlich über seinen Schienbeinen lagen. »Training?«

Er nickte und heftete seine haselnussbraunen Augen auf mich. »Ich weiß noch nicht einmal, ob ich es dieses Jahr ins Team schaffe.«

Mit einem spöttischen Lächeln pikte ich ihn so fest in die Brust, dass er lächelte. »Du schaffst das, Q-tip, das weißt du. Warte nur, du wirst gedraftet, sobald du nach Gray Springs kommst.«

Er summte wieder. »Lieber nicht, du hast mir doch versprochen mitzukommen. Also werde ich genug damit zu tun haben, auf dich zu warten.«

Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich das vertraute Versprechen hörte, das wir uns vor einigen Jahren gegeben hatten, als wir kaum wussten, was das College überhaupt war. Wenn ich ehrlich war, verstand ich es immer noch nicht richtig. Ich wusste nur, dass ich genau dorthin gehen musste. »Das solltest du auch.«

»Du weißt, dass ich das tun werde.« Er griff nach meiner Hand, zog sie näher zu sich heran und betrachtete sie. »Hast du heute im Matheunterricht wieder gezeichnet?«

Verwirrt blickte ich auf meine Hand. Er strich mit dem Finger sanft über die Kohleflecken auf meiner Handfläche. »Lass das«, kicherte ich. Mein Gesicht rötete sich bei dem prickelnden Gefühl, das seine Berührung in meinem Magen auslöste.

Er runzelte die Stirn, als ich die Hand wegzog, gab sie aber widerstandslos frei. »Was hast du denn gezeichnet?«

Dich. Aber das sagte ich nicht. Ich hatte im Lauf der Jahre vieles gezeichnet, aber er ging mir immer am leichtesten von der Hand. Mama pflegte mich damit aufzuziehen, dass es immer einfach wäre, etwas zu erschaffen, wenn das Herz beteiligt war.

»Frederick«, log ich, dabei wich ich seinem Blick aus.

»Quinn! Daisy!«, rief seine Mom. »Alexis ist da!«

Ich lächelte, als Quinn finster das Gesicht verzog. Ich wusste, dass er heute nicht in der Stimmung für Gesellschaft war, aber damit kam er bei mir nicht durch. Außerdem verbrachten wir so viel Zeit miteinander, dass unsere Eltern schon witzelten, wir würden im Haus des jeweils anderen zu einem Teil des Mobiliars werden. Deswegen glaubte ich nicht, dass ich wirklich als Besuch zählte.

Alexis stieß die Tür auf. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem festen Knoten geschlungen, und ihre blauen Augen glitzerten, als sie lächelte. »Hey.« Sie schloss die Tür, setzte sich auf den Boden und zog ihre Hausarbeiten hervor.

Wir sprachen nicht darüber, aber wir wussten, dass die Familie Brooks einen Ruf hatte. Alexis´ Mom arbeitete in der Bar der Stadt, und ihr Dad saß zu Hause herum und vertrank das sauer verdiente Geld ihrer Mom.

Trotzdem war Alexis in der Schule allgemein beliebt; sie war zu hübsch, um es nicht zu sein. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie mit uns herumhing, weil wir über ihre häusliche Situation Bescheid wussten und uns dennoch kein Urteil anmaßten. Nein, stattdessen schickten unsere Moms sie mit Snacks und einem vollen Bauch nach Hause, wenn sie sich rechtzeitig zum Essen einfand.

Ihre Zunge konnte manchmal ein bisschen scharf sein, aber sie war meine Freundin und trat immer für mich ein, wenn jemand versuchte, mir Ärger zu machen, und Quinn nicht in der Nähe war.

Ich schob meine Brille höher auf meine Nase und fragte: »Mathe?«

Alexis stöhnte. »Ja. Ich schwöre, dass sie uns diesen Mist schon voriges Jahr beigebracht haben.«

»Höchstwahrscheinlich«, meinte Quinn und warf seinen Football erneut in die Luft.

Ich beugte mich über ihn zu seinem Nachttisch hinüber, zog die Schublade auf und nahm den Zeichenblock, den ich dort aufbewahrte, nebst Bleistift heraus. Wenn sie langweilig werden wollten, würde ich eben zeichnen.

Meine Mom sagte immer, dass ich jede verfügbare Fläche bemalt hatte, sowie ich einen Wachsmalstift halten konnte. Meine Eltern schrieben es dem Umstand zu, dass ich mich leicht langweilte. Ich stimmte ihnen da in gewisser Hinsicht zu, aber eigentlich saß ich nur nicht gerne untätig herum. Ich hatte nie gern gelesen oder übermäßig viel ferngesehen, also wurden Zeichnen und Malen zu meinem Hobby.

»Wo hast du das Bild hingetan, das du letzte Woche für mich gemacht hast?«, fragte Alexis eine Weile später.

Ich blickte von den verwischten Linien des Footballs auf, den ich gezeichnet hatte, und zwinkerte. »Was?«

Alexis streckte die Beine aus und setzte sich dann wieder in den Schneidersitz. »Du weißt schon, das, das du von mir gemalt hast.«

»Oh.« Ich erinnerte mich vage daran, es in der Pause in eines ihrer Bücher gelegt zu haben, und sagte ihr das.

Ihre blauen Augen schienen sich vor Kummer zu umwölken, ihre Brust hob sich mit einem leisen Seufzer.

»Was ist?«, fragte ich, spähte zu Quinn hinüber und sah, dass er tief und fest schlief. Hmm, er musste wirklich müde gewesen sein.

»Nichts.« Sie griff nach ihrem Papierbogen und überprüfte ihre fertigen Antworten. Alexis war intelligent, aber sie musste sich anstrengen; ihr flog nicht alles einfach so zu. Sie nahm die Schule so ernst, dass Quinn ihr einmal gesagt hatte, es wäre nur die Grundschule, und sie sollte es vielleicht lockerer angehen lassen, solange sie das noch konnte.

Sie hatte ihn nur mit einem harten Blick gemustert und geantwortet, sie täte gut daran, sich jetzt schon auf die Highschool vorzubereiten, wenn sie nicht komplett dämlich wäre.

Das brachte ihn zum Schweigen.

Aber ich konnte nicht lockerlassen. Irgendetwas an dem melancholischen Ausdruck, der über ihr Gesicht huschte, löste in mir den Wunsch aus, den Grund dafür herauszufinden. Ich kletterte vom Bett und setzte mich neben sie auf den Boden. Quinns Schnarchen erfüllte den Raum.

Dann nahm ich ihre Hand und drückte sie leicht. Sie betrachtete die Flecken auf meinen Händen, zog ihre aber nicht weg. »Erzähl es mir.«

Sie zog die Lippen zwischen die Zähne, sah mir in die Augen und erwiderte ruhig: »Mein Dad hat letzte Woche seinen Bourbon über mein Englischbuch verschüttet.« Ich runzelte die Stirn, weil ich mich an ihrer Stelle ärgerte, und sie fuhr fort: »Du sagtest, du hättest das Bild in eines meiner Bücher getan.«

»Oh«, schnaubte ich und zuckte dann entschuldigend zusammen. »Scheiße.«

»Yeah, es war total durchweicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als es in den Müll zu werfen.«

»Ich male dir ein Neues.« Ich nickte eifrig; war bereit, alles zu tun, um die Enttäuschung auszulöschen, die in bitteren Wellen von ihr ausging.

Ihre Augen wurden feucht. »Das … das würdest du tun?«

Ich gab ihre Hand frei und schob meine Brille wieder auf meinen Nasenrücken hoch. »Mist, ich muss die reparieren lassen.«

Alexis kicherte. »Wenn du das tun willst, darfst du aber nicht vergessen, vorher deine Mom zu fragen.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Stimmt.«

Sie streckte lächelnd die Hand aus, um mein neues rotes Brillengestell zurechtzurücken. »Mir gefällt diese Brille. Damit siehst du so …«

»Clever aus?« Ich wackelte mit den Brauen. »Über meine Jahre hinaus reif und weise?« Dann ließ ich die Schultern hängen und murmelte: »Oder einfach nur bescheuert.«

Ich hatte seit Jahren immer rote Brillengestelle bekommen. Zwar wusste ich, dass ich irgendwann einmal damit Schluss machen sollte, weil ich kein kleines Kind mehr war, aber jetzt brachte ich das noch nicht fertig.

»Bescheuert? Niemals.« Auf ihr weiches Lächeln folgte ein Zwinkern. »Aber ja, sie lässt dich schon clever wirken.«

Ich grinste, fing vor Lachen an zu prusten und blickte dann rasch zum Bett hinüber, um mich zu vergewissern, dass ich Quinn nicht geweckt hatte. »Ich bringe dir morgen ein neues Bild mit, okay?«

Alexis starrte mich nur an, aber nach einem Moment legte sie mir die Arme um die Schultern. Wir plumpsten auf den Boden und kicherten, bis wir hörten, wie Amy, Quinns Mom, uns zum Dinner rief.

Wir standen beide auf, und ich sah Quinn an. »Sollen wir ihn wecken?«

Alexis schaute ebenfalls zu ihm hinüber, dann mit einem Feixen zu mir und schlang einen Arm um meine Schultern. »Nö.«

Vier

Daisy, Gegenwart

Die Tage verstrichen, die Kurse und Vorlesungen begannen, und mein Kopf schwamm in haiverseuchten Gewässern, während ich versuchte, an der Oberfläche zu bleiben und mich vor rasiermesserscharfen Zähnen zu hüten.

»Scheiße auf dem Scheunendach«, zischte Pippa eines Abends in dem hiesigen Lokal. »Ich bin hundemüde. Ich fühle mich, als würden meine Augen gleich aus ihren Höhlen fallen, und mein Sparkonto liegt in den letzten Zügen. Ich werde verhungern. An Schlafmangel und Hunger sterben, das sage ich dir.«

Ihre grünen Augen waren groß und von gespielter Angst erfüllt. Ich grinste, hob ein Stück Käsepizza zum Mund und sog den Duft ein. »Das wird schon. Man muss sich nur daran gewöhnen, schätze ich.«

»Schön, aber wann? Es ist alles so anders, als ich es mir vorgestellt habe.«

»Stadtpläne. Ich habe dir gesagt, die Antworten, die du oft zu suchen vergisst, sind in Stadtplänen zu finden.«

Sie knurrte mit dem Strohhalm ihres Sodawassers im Mund. »Du und deine verdammten Stadtpläne. Ich habe keine Angst, mich hier nicht zurechtzufinden.« Sie kaute ihre Pizza und schluckte. »Mir liegen die drei Essays im Magen, die ich schreiben muss.«

»Du hast doch noch Zeit.«

»Für zwei davon schon. Eines ist in ein paar Tagen fällig … wie zum Teufel soll ich das schaffen?«

Ich verkniff mir die Bemerkung, dass sie es an den letzten beiden Abenden hätte schreiben können, statt sich Wiederholungen von Gilmore Girls anzuschauen, weil ich hier selbst im Glashaus saß. Ich musste ebenfalls in einer Woche eine Hausarbeit fertig haben und hatte mich noch nicht darangesetzt. Im Moment versuchte ich noch, mich an die neue Normalität und die wachsende Erkenntnis zu gewöhnen, dass ich mein Herz vielleicht nie zurückbekam.

Ich hatte Quinn noch nicht gesehen. Obwohl er schon im zweiten Jahr, also ein Sophomore war, hatte ich wohl insgeheim damit gerechnet. Der Campus war nicht groß, also war es vielleicht an der Zeit, mir einzugestehen, dass mein idiotischer Plan genau das gewesen war. Ein aus Verzweiflung und einem Haufen unreifer Träume heraus geborener Wunsch einer Idiotin.

Ich machte mir nur Sorgen, was mit mir passieren würde, nachdem ich mich so lange an diesen Traum geklammert hatte. Nein, ich machte mir keine Sorgen. Ich hatte eine Heidenangst davor.

Ich wischte mir die Hände an einer Serviette ab und trank einen großen Schluck Wasser, dabei beobachtete ich eine Gruppe von Mädchen in der Sitzecke gegenüber von unserer, die lachten und sich lautstark über eine Party unterhielten, zu der sie an diesem Wochenende gingen.

»Denen ist alles scheißegal.« Pippa schob seufzend ihren Teller weg. »Vielleicht packen wir die ganze Sache falsch an.«

»Ach ja? Und wie kommst du darauf?«

Sie saugte ihre vollen Lippen in ihren Mund, während sie nachdachte. »Weil … alle anderen scheinen entweder total gestresst zu sein oder sich eine tolle Zeit zu machen.«

Dem konnte ich nur zustimmen. »Du willst zu einer Party gehen?« Ich wusste nicht, ob ich den Mumm hatte, mich jetzt schon bei einer blicken zu lassen. Ich war nicht unbedingt schüchtern, aber Partys interessierten mich nicht wirklich.

»Vielleicht.« Sie hob die Schultern. »Wenn ich wenigstens zwei dieser Referate fertig habe, können wir das Thema noch einmal aufgreifen.«

Ich lachte. »Bei dir klingt das, als wären wir ein verknöchertes altes Ehepaar, das eine Urlaubsreise besprechen muss.«

Ihre grünen Augen funkelten vor Heiterkeit. »Halt die Klappe. Ich bin kein unschuldiges kleines Mädchen, ich hatte …« Sie rutschte auf ihrem Sitz herum. »Freunde, und, äh, na ja …«

»Na ja?« Ich hob eine Braue.

Sie warf ihre Serviette nach mir, und ich duckte mich gerade noch rechtzeitig, bevor sie meine Wange traf. »Du weißt schon, was ich meine. Meine Mom mag ja ein bisschen verrückt sein, aber sie hat mich immer ermutigt, Liebe auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, bevor ich mich fest binde.«

Das bewirkte, dass mein Kinn auf meine Faust sank und ich mich über den Tisch beugte. »Sprich bitte weiter …«

Sie grinste. »Du bist unmöglich.« Kopfschüttelnd fuhr sie fort: »Allerdings könnte das etwas damit zu tun haben, dass sie schon so jung mit meinem Dad zusammengekommen ist.«

Pippa starrte in ihre Cola und rührte mit dem Strohhalm darin herum. Ich spürte, dass dies ein etwas heikles Thema war, aber ich war neugierig, deshalb wartete ich, um zu sehen, ob sie noch mehr sagen würde.

»Er ist gegangen, als ich vierzehn war.«

Ich lehnte mich zurück und bemühte mich, nicht mitleidig das Gesicht zu verziehen, weil ich wusste, dass sie das nicht wollte. »Was ist passiert?«, fragte ich.

»Er hatte … Probleme, könnte man wohl sagen. Psychische Probleme. Meine Mom hat ihn immer unterstützt, aber es hat sie fix und fertig gemacht. Bis zu dem Punkt, wo sie sich wahrscheinlich nicht nur gefühlt hat, als würde sie auf Eierschalen gehen, sondern sogar so ausgesehen hat, als würde sie das ständig tun.«

»Er war depressiv?«

»Das und noch anderes. Bipolares Borderline-Syndrom, haben sie uns immer gesagt.«

Schöne Scheiße. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir war klar, dass ich so normal aufgewachsen war, wie man es sich nur wünschen konnte. Eine echte Traumkindheit. Ich konnte die Situation nicht nachempfinden und fühlte mich deswegen schrecklich.

Ich beobachtete sie forschend – die Art, wie sie mit ihren schönen Augen in ihr Getränk starrte, aber ganz etwas anderes zu sehen schien. Dann strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und seufzte. »Er war nie ein schlechter Dad oder so. Eher das Gegenteil. Aber die Tage, an denen er sich ganz in sich selbst zurückgezogen hat, die waren hart.«

»Warum hat er euch verlassen?«

Sie biss sich auf die Lippe, und als sie mich ansah, waren ihre Augen feucht. »Er sagte, wir wären ohne ihn besser dran.«

»Oh.« Mehr fiel mir dazu nicht ein.

»Yeah. Wir telefonieren jedenfalls immer noch manchmal miteinander. Aber er hat jetzt eine neue Freundin. Jemanden, den er vor ein paar Jahren in der Therapie kennengelernt hat.«

Es versetzte mir einen Stich ins Herz, wenn ich an Terry dachte, an ihre sprudelnde Persönlichkeit und ihr offensichtlich angeborenes Bedürfnis, sich um die zu kümmern, die sie am meisten liebte. »Wie kommt deine Mom damit klar?«

»Gar nicht, glaube ich. Sie ignoriert Felicitys bloße Existenz. Und ich kann ihr das nicht verübeln, ich mache es genauso. Es ist nur so …« Sie stieß vernehmlich den Atem aus und ließ sich nach hinten sacken. »Er liebt meine Mom immer noch. Er hat immer gesagt, er hätte nie damit aufgehört. Selbst als sie nicht mehr mit ihm reden wollte, weil es zu viel für sie wurde. Sie meinte, er könnte nicht beides haben, uns verlassen und trotzdem versuchen, Kontakt mit uns aufzunehmen, wenn ihm danach war. Deshalb ruft er jetzt nur noch mich und meinen Bruder auf unseren Handys an.«

»Ist dein Bruder okay?« Sie hatte mir erzählt, dass sie einen hatte und dass er in der Unterstufe der Highschool war, aber darüber hinaus nicht viel mehr.

»Er wirkt jedenfalls so. Aber Drew kann seine Gefühle gut verbergen. Also weiß niemand das wirklich.«

Einen Moment herrschte Stille. »Es tut meinem Dad sehr weh. Nicht mit Mom reden zu können. Deswegen verstehe ich das nicht.«

»Das würde ich auch nicht. Vielleicht glaubt er, diese neue Frau kann mit seinen, äh, Problemen besser umgehen?«

»Ja, so sehe ich das auch. Aber das ist Quatsch. Als würde er nur jemanden verdienen, der genauso verkorkst ist wie er.« Ich griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und drückte sie leicht. »Du bist an der Reihe«, sagte sie dann. »Erzähl mir alles über deine beschissene Kindheit, deine Eltern, irgendwas.«

»Du hast das Schlimmste schon gehört«, entgegnete ich leise.

Sie schluckte, nickte und erwiderte meinen Händedruck, bevor sie meine Hand losließ. »Glaubst du immer noch, er ist hier?«

»Ich möchte nicht zugeben, dass er das wahrscheinlich nicht ist.« Ich stand auf, begann meine Pizzareste einzusammeln und warf unseren Müll in den nächstgelegenen Abfalleimer.

»Hey.« Eine Männerstimme erschreckte mich, als ich in unserer Ecke meine Strickjacke anzog. Ich blickte auf, dann noch höher. Der Typ war groß und hatte die dunkelsten Augen, die ich je gesehen hatte, und das kombiniert mit einem umwerfenden Grinsen, einem kantigen Kiefer und einer kräftigen, muskulösen Statur. Ich stolperte nach hinten und prallte gegen Pippa.

»Uff.« Sie packte meine Arme.

»Du hast die in meine Sitzecke geschmissen.« Er hielt die zerknüllte Serviette hoch, die Pippa nach mir geworfen hatte.

»Äh …« Ich schob meine Brille auf meine Nase hoch und schielte zu Pippa, die sich mit in die Jackentaschen geschobenen Händen im Lokal umsah. Demnach war ich auf mich allein gestellt. »Sorry?« Ich lachte unbehaglich und fühlte mich unbeholfen und linkisch.

Als ich Anstalten machte, ihm die Serviette aus der Hand zu nehmen, streckte er sie aus und griff nach meiner. Die Serviette fiel auf den schwarz-weiß karierten Boden. »Callum.«

Sein Griff war fest und warm, aber er schüttelte meine Hand nicht, sondern hielt sie nur fest. »Äh … hi, Callum.« Ich zog meine Hand zurück. »Ich bin Daisy.«

Sein Grinsen blendete mich förmlich, als er die Hände in seine Jeanstaschen schob. »Ich habe dich hier noch nie gesehen. Freshman?« Ich nickte, woraufhin er fragte: »Hast du einen Freund?«

Angesichts der Unverblümtheit und Abruptheit der Frage entfuhr mir ein schnaubendes Lachen. Meine Wangen brannten. Er grinste jedoch unverändert weiter. »Es ist …« Ich wollte gerade sagen, dass es etwas kompliziert war, aber das wäre eine Lüge und nichts, was ich in irgendeiner Weise zu erklären beabsichtigte. »Nein, kein Freund.«

»Dieses Wochenende findet im Verbindungshaus in der Nähe der Pellington Ave eine Party statt. Du solltest kommen.« Mit einem Blick auf Pippa biss er sich auf die Lippe, bevor er mich wieder ansah. »Bring deine Freundin mit.«

»Welsh. Komm in die Gänge.«

Ich schielte hinter ihn, wo drei Typen und ein Mädchen das Lokal verließen.

Er winkte mir zu, trat einen Schritt zurück, machte dann auf dem Absatz kehrt und verschwand nach draußen.

»Heilige Scheiße, war der heiß«, flüsterte Pippa.

Ich hob die Serviette auf, warf sie in den Müll und legte etwas Geld neben das von Pippa auf den Tisch. »Er ist … groß.«

Sie lachte, nahm mich am Arm und zog mich zur Tür. »Du bist so schräg drauf. Er war verboten sexy und scharf auf dich. Vielleicht sollten wir zu dieser Party gehen.«

»Ich weiß nicht, ob ich für … ähm … so was bereit bin«, murmelte ich, als wir ins Freie traten.

Blätter tanzten um unsere Füße, während wir den Bürgersteig hinunter auf den Campus zuschlenderten. Der Schein der Straßenlampen erleuchtete die dunklen Straßen.

»Nun, wenn du so weit bist, dann wette ich, dass er immer noch scharf auf dich ist, wenn ich den Ausdruck dieser fantastischen Augen richtig gedeutet habe. Gott, so intensiv. So dunkel und doch so sexy.«

»Klappe.« Ich stieß sie lachend in die Rippen. »Warum gehst du nicht hin?« Du schmachtest nicht irgendeinem Typen hinterher, den es vielleicht gar nicht mehr gibt.« Ich hielt inne. »Warte. Oder doch?«

Sie verdrehte die Augen, als ich sie ansah. »Nein. Aber … tja, ich kann es nicht beschreiben, ohne dass es blöd klingt.«

Ich lachte schallend. »Versuch es doch mal.«

»Ich weiß nicht. Ich habe da so ein Bauchgefühl, verstehst du. Ich bin es leid, Zeit an Jungs zu verschwenden, die mir nichts bedeuten.«

»Du willst den Mann fürs Leben? Jetzt schon?«

»Das sagst ausgerechnet du«, versetzte sie, und ja, da war ein Argument. »Nö, aber ich bin durchaus bereit, eine Weile auf etwas zu warten, das wirklich zählt. Wer weiß, vielleicht ist mein Mann fürs Leben ja hier.«

Ich stöhnte gespielt gequält und brummte dann: »Super, also verzehren wir uns beide nach mysteriösen Geschöpfen. Lass uns uns einfach eine Horde Katzen zulegen, und das war´s.«

»Ich bin allergisch.«

Ich blieb stehen und funkelte sie an. »Wir können keine Freundinnen mehr sein.«

Wir lachten beide immer noch, als jemand rief: »Daisy?«

Beim Klang der Stimme begann mein Herz sofort zu rasen. »Alexis?«

Ich fuhr herum, und da war sie, lehnte an der Front der Eisdiele, wo Pippa gerade zu arbeiten angefangen hatte.

Ich dachte, mein Lächeln würde mein Gesicht zerreißen, als ich auf sie zustürmte, die Arme um sie schlang und sie fest umarmte. »Heilige Scheiße«, keuchte sie, trat zurück und fasste mich an den Armen. »Du bist hier.«

»Du bist auch hier«, gab ich kopfschüttelnd zurück. »Was? Wie? Ich dachte, du wolltest nach New York?«

Sie wandte den Blick ab. Ihr dunkles Haar fiel ihr ins Gesicht, bevor sie es zurückstrich. »Manche Dinge ändern sich, schätze ich. Ich hätte nie gedacht …« Sie brach ab und fuhr sich mit der Hand über den Mund.

»Das ist einfach … wow.« Ich spürte, dass Pippa neben mir stehen blieb. »Unglaublich. Oh, das ist Pippa, meine Mitbewohnerin. Pippa, das ist die Freundin von zu Hause, von der ich dir erzählt habe. Alexis.«

Pippa winkte, und Alexis bedachte sie mit einem schwachen Lächeln.

Ich war so in meiner Aufregung gefangen, dass es mir erst jetzt in den Sinn kam, sie zu fragen. »Oh, du musst das ja wissen! Ist Quinn hier?«

Alexis drehte sich just in dem Moment zu der Eisdiele um, in dem die Tür geöffnet wurde und der soeben Genannte höchstpersönlich herauskam. Er hielt den Blick auf die Eisbecher in seiner Hand gerichtet. Mein Mund wurde trocken, meine Augen feucht.

»Hier.« Er reichte Alexis einen kleinen Becher. »Cookie Dough hatten sie nicht mehr.«

Er sah so anders aus. In keiner Hinsicht mehr ein Junge, sondern jetzt ein Mann und verdammt hochgewachsen und breit gebaut. Muskeln spielten unter seinem braunen Henley-Shirt, und seine Jeans schmiegten sich um seine Hüften. Sein blondes Haar war zerzaust und stand ihm in allen Richtungen vom Kopf ab.

Er war alles, woran ich mich erinnerte, und so viel mehr.

Mein Herz schlug mir im Einklang mit meinem rasenden Puls bis zum Hals, als Schmetterlinge in meinem Magen zu tanzen begannen. Ich trat einen Schritt zurück, um ihm voll ins Gesicht sehen zu können, während er näher herankam.

Näher an Alexis.

Sie beugte den Kopf zu ihm, und er küsste sie flüchtig auf die Schläfe.

Endlich blickte er auf, unsere Augen trafen sich, und die Pizza, die ich gerade gegessen hatte, begann den Rückweg anzutreten, als mein Kopf endlich die schmerzhaften Puzzleteile zusammenfügte.

Seine haselnussbraunen Augen weiteten sich, und mein Name kam wie ein rasselnder Atemzug über diese verräterischen Lippen. »Daisy?«

Fünf

Quinn, fünfzehn Jahre alt

Die Musik folgte mir, als ich vom Haus zur Scheune trottete.

Ich mochte das ganze Gewese, die Umarmungen und die vielen lächelnden Augen nicht, die auf mich gerichtet waren; ich wollte all dem eine Weile entkommen. Mom würde schimpfen, weil ich so lange wegblieb.

Grob unhöflich, nannte sie es. Und vermutlich hatte sie recht, also würde ich bald zurückgehen müssen.

Ich setzte mich auf einen Heuballen, zog mein Telefon aus der Tasche und nahm mein Angry Birds-Spiel wieder auf.

»Quinn.« Beim Klang der Stimme meines Vaters fuhr mein Kopf hoch, und ich steckte das Telefon weg. Er bedachte mich mit einem wissenden Lächeln und lehnte sich gegen die Holztür. »Du warst noch nie gern das Geburtstagskind.«

»Ist das so offensichtlich?«

Er steckte sich einen Heuhalm in den Mund und nickte. »Ungefähr so offensichtlich wie der Umstand, dass deine Mom mir gesagt hat, sie hätte Geflügelpastete gemacht.«

Das Lieblingsessen meines Dad. Sie setzte es immer ein, um zu bekommen, was sie wollte.

Ich schüttelte leise kichernd den Kopf, weil mir ein paar Haarsträhnen ins Gesicht gefallen waren. »Sie weiß, dass ich mich verdrückt habe?«