Blitzkrieg Pop - Thomas Ehrenfest - E-Book

Blitzkrieg Pop E-Book

Thomas Ehrenfest

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Beschreibung

Mit dem Konzept der Partialfaschismen fordert die Arbeit zu einer kritischen Betrachtung popkultureller Produkte und Künstler_innen auf, die nicht eindeutig als faschistoid zu definieren sind, jedoch mit Versatzstücken von Ästhetik, Mythen und romantisierenden Elementen arbeiten, die bereits im Faschismus präsent waren. Diese als Partialfaschismen bezeichneten Ideologiefragmente können in ihren Ursprüngen bis in vorfaschistische Zeiten zurückverfolgt werden. Die Arbeit zeigt, wie einzelne Haltungen, die später zu einem Faschismus zusammengeführt werden konnten, nach 1945 auch außerhalb ewiggestriger Milieus überlebten und heute in der Popkultur in einem scheinbar unbedenklichen Umfeld in abstrahierter Form wieder zum Vorschein kommen. Es geht jedoch nicht darum, (vermeintlich) unpolitische oder ironische Phänomene als rechte Propaganda zu diffamieren, sondern den Blick zu schärfen, um letztendlich zu erkennen, wie selbstverständlich und oft unreflektiert partialfaschistische Elemente in der Popkultur zutage treten und alltäglich in Form von Musik, Filmen oder Videoclips konsumiert werden.

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Wissenschaftliche E-Book-Reihe, Band 9

Originalausgabe© 2012 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin und bei den AutorInnenAlle Rechte vorbehalten

Herausgeber:Archiv der Jugendkulturen e.V.Fidicinstraße 3, D – 10965 BerlinTel.: 030 / 694 29 34; Fax: 030 / 691 30 16E-Mail: [email protected] für die Wissenschaftliche Reihe: Klaus Farin; [email protected]

Vertrieb: www.jugendkulturen.de

Lektorat: Gabriele Vogel

ISBN (epub) 978-3-943774-67-2ISBN (pdf) 978-3-943774-66-5

Die Wissenschaftliche Reihe im Archiv der JugendkulturenAlljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei Gutachtern gelesen werden und dann unbeachtet in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln und öffentlich zugänglich zu machen. Mehr als 500 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert das Archiv der Jugendkulturen seit 2007 zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und vor der Veröffentlichung professionell lektoriert. Da pro Jahr von 20 - 25 eingereichten Arbeiten nur zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Die Archiv der Jugendkulturen Verlag KG verlangt von ihren AutorInnen keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: AutorInnen, deren Arbeiten wir in unserer Wissenschaftlichen Reihe veröffentlichen, erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 2.000 Euro!

Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards (großformatige Hardcover, alle Bände sind reichlich illustriert, oft in Farbe) und dem bewusst sehr niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko nun ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls unter der Fülle eingereichter Arbeiten sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.

Das Archiv der Jugendkulturen e.V.Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. existiert seit 1998 und sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Bibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv der Jugendkulturen eine umfangreiche Jugendforschung, berät Kommunen, Institutionen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert eine eigene Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen – sowie eine Buchreihe mit ca. sechs Titeln jährlich. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. hat derzeit 230 Mitglieder weltweit (darunter viele Institutionen). Die Mehrzahl der Archiv-MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen, Teil eines kreativen Netzwerkes werden und sich zugleich eine umfassende Bibliothek zum Thema Jugendkulturen aufbauen. Denn als Vereinsmitglied erhalten Sie für Ihren Beitrag zwei Bücher Ihrer Wahl aus unserer Jahresproduktion kostenlos zugesandt.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

BLITZKRIEG POP

Partialfaschismen und ästhetisierte

Mythen des Faschismus in der Popkultur

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademisches Grades

eines Magisters der Philosophie

eingereicht bei Herrn

ao. Univ. Prof.

Mag. Dr. Reinhold GÄRTNER

Institut für Politikwissenschaft

Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie

der Universität Innsbruck

von

Thomas Ehrenfest

Innsbruck, September 2008

INHALT

EINLEITUNG

1 PARTIALFASCHISMEN

1.1 PROTO-ODER PARTIALFASCHISMEN? ZUR BEGRIFFSFINDUNG

1.2 VORTEILE DES SUCHWERKZEUGS „PARTIALFASCHISMUS“

1.3 FASCHISMUS ALS IDEOLOGIE OHNE KANON

1.4 DIE BEDEUTUNG DES SYNKRETISTISCHEN WESENS DES FASCHISMUS FÜR DIE POPKULTUR

1.5 PARTIALFASCHISMEN

1.6 KARDINALE PARTIALFASCHISMEN: MYTHOLOGISIERUNG, ROMANTISIERUNG, ÄSTHETISIERUNG

1.6.1 Mythos und Mythologisierung

1.6.2 Romantik und Romantisierung

1.6.3 Ästhetik und Ästhetisierung

2 FASCHISTISCHE ÄSTHETIK

2.1 POLITISIERTE ODER POLITISCHE ÄSTHETIK?

2.1.1 Der „faschistische Blick“ als politische Ästhetik bei Leni Riefenstahl

2.1.2 Das faschistisch-ästhetische Bild als partialfaschistische Form

2.2 WIE KLINGT „DEUTSCH“? FASCHISTISCHE ÄSTHETIK UND MUSIK

2.3 ÄSTHETIK ALS EINFLUSS UND AUSFLUSS DES POLITISCHEN

2.4 DAS MASSENORNAMENT: POLITISCH-ÄSTHETISCHE EINVERLEIBUNG UND ENTÄUßERUNG

3 ANALYSE DER POPKULTUR

3.1 ZUM BEGRIFF „POP“

3.2 KATEGORIEN DER REZEPTION UND INTENTION IM POP

3.3 DIE DISKURSIVE ANWENDUNG VON PARTIALFASCHISMEN UND IHRER ÄSTHETIK

3.3.1 Die unerträgliche Hässlichkeit des Seins: Throbbing Gristle

3.3.2 Und Micky Maus mordet doch: Marilyn Manson

3.3.3 Ich schaue links, rechts, links…: faschistische Symbole im Punk als Sonderfall

3.3.4 Zu 101 Prozent totalitär und keine Ironie: Laibach

3.4 DIE APOLOGETISCH WIRKENDE VERWENDUNG FASCHISMUSGEEIGNETER INHALTE

3.5 ROMANTISIERUNG UND MYTHOLOGISIERUNG VON PARTIALFASCHISMEN AM APOLOGETISCHEN BEISPIEL

3.6 VORGESTERN VORAUS! ROMANTISCHE RÜCKWÄRTSGEWANDTHEIT ALS APOLOGETISCHES KONSTRUKT

3.7 TARNEN UND (SICH) TÄUSCHEN? „UNPOLITISCHER“ POP UND PARTIALFASCHISMEN

3.7.1 Ästhetisierung am Beispiel Neue deutsche Härte

3.7.2 Stripped stripped: ein Rammstein-Video näher betrachtet

3.7.3 Mythologisierung und Politikfreiheit

3.7.4 Wird schon wahr werden: postfaschistische Mythologisierung im Film

3.7.5 Drei zum Preis von einem: Mythologisierung, Romantisierung und Ästhetisierung am Beispiel des Films 300

SCHLUSS

LITERATUR-UND QUELLENVERZEICHNIS

DRUCKWERKE

INTERNETQUELLEN

BILDMEDIEN

AUDIOMEDIEN

Einleitung

„I developed the curious notion that the Nazis were overthrown by music“1, schrieb Leonard Cohen in einer Anmerkung zu seinem Song The Partisan, einer Adaption eines antifaschistischen Kampfliedes. Cohen lernte dieses Lied schon als Jugendlicher kennen, es faszinierte ihn und er dachte sich wohl, dass es Musik wie dieser zu verdanken war, dass es Menschen gab, die sich nicht vom Ungeist der nationalsozialistischen Barbarei anstecken ließen und sich auflehnten. Ich für meinen Teil glaube jedoch, die Nazis konnten sich selbst nach ihrer Niederlage im Krieg zumindest auf einem Gebiet ihr „Tausendjähriges Reich“ sichern: auf jenem dem Popkultur. Dies mag auf den ersten Blick absurd erscheinen, verbindet man mit Pop oftmals doch eher unbeschwerte Unterhaltung in einem mehr oder weniger ideologiefreien Umfeld mit Bezugnahmen auf eventuell sogar emanzipatorisch gedachte Subkulturen wie Punk oder Hip-Hop. Pop – im Zusammenhang dieser Arbeit als weit gefasster Begriff gedacht – scheint erst dann politisch zu werden, wenn er durch explizite Stellungnahmen seiner ProtagonistInnen eine entsprechende Aufladung erfährt, oder seine thematischen Inhalte zumindest als so gedacht verstanden werden können. Im Umkehrschluss bedeutete dies allerdings die gesellschaftliche und politische Irrelevanz eines jeden popkulturellen Produkts, also die a priori apolitische Beschaffenheit von einer spezifischen Ausdrucksform. Ist es somit blanke Hysterie, Filme wie 300 oder Bands wie Rammstein (um nur zwei der prominentesten Beispiele zu nennen) unter der Verwendung der Attribute „faschistoid“, „gewaltverherrlichend“ oder Ähnlichem mehr zu diskutieren?2 Beide werden in Zusammenhängen inszeniert, die vordergründig keine politischen Bezüge haben, die „Show“ und das „Entertainment“ stehen scheinbar im Vordergrund. Thematisch wird Persönliches oder Fiktives abgehandelt – und dennoch: Es hagelt Vorwürfe aus dem avancierten Feuilleton und von Seiten der Cultural Studies, während andere sich wundern: Was kann, zugespitzt formuliert, an einer Filmadaption einer Comicadaption einer Legende, die vor 2 500 Jahren ihren Anfang nahm, von aktueller politischer Relevanz sein, wie im Fall von , basierend auf der mythenumrankten Thermopylen-Schlacht zwischen Spartanern und Persern im Jahre 480 v. Chr.? Manche KritikerInnen meinten, dass die Darstellung der PerserInnen und ihres Herrschers Xerxes als brutales, barbarisches und mit maßloser Hybris ausgestattetes Kriegsvolk auf den Iran der Gegenwart aus der Sicht der USA verweise. Das ist denkbar, jedoch für die RezipientInnenschaft nur bedingt relevant. Diese müsste, um den intendierten Subtext zu verstehen, mehrere Voraussetzungen erfüllen: Nämlich, erstens, vorab über den realen Hintergrund des Films informiert sein, da die historische Bezugnahme zwischen Phantasiegestalten und Comicästhetik alles andere als offensichtlich ist, zweitens, über die mythologische und symbolische Bedeutung des antiken Griechenlands für das „Abend-“ bzw. Persiens für das „Morgenland“ informiert sein und außerdem, drittens, Bescheid wissen, dass „PerserIn“ ein etwas unscharfes Synonym für „IranerIn“ ist. Ähnlich verhält es sich mit dem viel diskutierten Video zu „Stripped“ von Rammstein. Band und Regisseur entschieden sich für die Verwendung von Originalmaterial aus Leni Riefenstahls Olympia-Filmen. Ein programmierter Skandal, jedoch von scheinbar größerem Ausmaß als ursprünglich intendiert. Die Reaktionen reichten von „geschmacklos“ bis hinauf zum Nazi-Propaganda-Vorwurf. Die Verantwortlichen reagierten ab einem gewissen Punkt verdutzt: Es seien doch gar keine NS-Symbole oder prominente Nationalsozialisten im Video zu sehen, hieß es, und Riefenstahl eine international anerkannte Künstlerin. Wieder erlagen – wie noch genauer gezeigt werden wird – Kritik und Verteidigung demselben Irrtum. Wirkt ein Film faschisierend, er von Riefenstahl gedreht wurde, oder nur, er einschlägige Symbole enthält? Wieder müssten ZuseherInnen über die Entstehung des Materials informiert sein, um die Ankunft Riefenstahls im Pop-Mainstream überhaupt als propagandistisch empfinden zu können – im Übrigen war ihr Stil schon lange vor ihr dort, die Diskussion also eher von ethischen als von ästhetischen Prinzipien motiviert, worauf ich später noch eingehen werde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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