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Blockaden lösen E-Book

Karsten Richter

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Beschreibung

Blockaden − körperliche und seelische − hängen meist zusammen, doch in der Wissenschaft gibt es dazu erstaunlich wenig gesicherte Erkenntnisse, obwohl wir sie doch so deutlich spüren: im Kreuz, im Knie, beim Atmen, in der Beziehung, beim Sex, im Kopf. Blockaden betreffen den Körper und die Wahrnehmung, das Fühlen und Denken. In seiner Praxis begegnen Karsten Richter täglich Menschen, die meist gar nicht sagen können, was eigentlich zuerst da war: die psychische oder die körperliche Blockade. In diesem Buch erklärt er gemeinsam mit Nataly Bleuel: Was sind Blockaden? Wie entstehen sie? Und wie können wir sie lösen und Körper und Kopf zu Selbstheilung, Resilienz und Flow verhelfen? 

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Karsten Richter • Nataly Bleuel

Blockaden lösen

Wie wir wieder in den Flow des Lebens kommen

 

 

 

Über dieses Buch

Blockaden − körperliche und seelische − hängen meist zusammen, doch in der Wissenschaft gibt es dazu erstaunlich wenig gesicherte Erkenntnisse, obwohl wir sie doch so deutlich spüren: im Kreuz, im Knie, beim Atmen, in der Beziehung, beim Sex, im Kopf. Blockaden betreffen den Körper und die Wahrnehmung, das Fühlen und Denken. In seiner Praxis begegnen Karsten Richter täglich Menschen, die meist gar nicht sagen können, was eigentlich zuerst da war: die psychische oder die körperliche Blockade. In diesem Buch erklärt er gemeinsam mit Nataly Bleuel: Was sind Blockaden? Wie entstehen sie? Und wie können wir sie lösen und Körper und Kopf zu Selbstheilung, Resilienz und Flow verhelfen?

Vita

Karsten Richter ist Osteopath, Physiotherapeut und Heilpraktiker, hat ein Diplom in Osteopathie sowie einen Master of Science und ist ausgebildet in Chinesischer Medizin. Er betreibt eine Praxis für Osteopathie, Physiotherapie und Naturheilkunde in Berlin. Und er ist Dozent am Sutherland College und an der Schule für Osteopathie in Berlin sowie am Littlejohn College in Hannover und dem European College in Hamburg.

 

Nataly Bleuel schreibt als vielfach ausgezeichnete Wissenschaftsjournalistin und Reporterin für DIE ZEIT, GEO, die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG u.a. und Bücher über den Menschen in der Medizin, beispielsweise über Hormone, Transplantationen und Körpertherapien. Darüber hinaus macht sie Biografiearbeit und therapeutisches Schreiben mit Menschen in Not und nach Traumata.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Januar 2024

Copyright © 2024 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Copyright © 2024 by Karsten Richter und Nataly Bleuel

Redaktion Antje Korsmeier

Covergestaltung zero-media.net, München

Coverabbildung FinePic®, München

ISBN 978-3-644-01678-1

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

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Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

 

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Dieses E-Book ist nicht vollständig barrierefrei.

 

 

www.rowohlt.de

Inhaltsübersicht

Vorwort: Blockiert! Worum es geht

Wie Körper und Psyche bei Blockaden zusammenspielen

Blockaden des Bewegungsapparats

Blockaden aufgrund organischer Störungen

Blockaden im Bereich des Kopfes

Blockaden des Nervensystems

Blockaden des Hormonsystems

Blockierungen an den Geschlechtsorganen

Bewegung ist (fast) alles

Bewegung macht wach

Fühlende Bewegung

Wie der Kopf den Körper ausbeutet

Körper- und Menschenbild

Körperwissen

Flow

Die Macht der Gedankenkonstruktionen

Die westliche Tradition

Die östliche Tradition

Embodiment

Flow und Embodiment

Hingabe

Allverbundenheit

Was hilft?

Kognitive Therapieansätze

Veränderung auf Knopfdruck?

Schlaf und Schlafhygiene

Heilen durch den Körper I: Sich bewegen

Heilen durch den Körper 2: Lass dich bewegen

Fasten

Meditation

Schluss: Ins Fühlen kommen

Anhang: Die Übungen im Überblick

Übung: Jones-Technik

Übung: Kreiseln

Übung: Loses Maul

Übung: Aufwachen

Übung: Bewegung (nach-)fühlen

Übung: Atmen

Übung: Was ist dein Hobby?

Übung: Interesse wecken

Übung: Loslassen und Annehmen

Paradoxe Intervention: Bleib so

Übung: Notarzt

Übung: Ganz (da) sein

Übung: Schreib es auf

Übung: Merk’s dir einfach

Übung: Wie bin ich?

Übung: Schlaf gut

Übung: Den Schweinehund streicheln

Übung: Singen

Übung: Stell dich tot

Übung: Goldener Ball

Übung: Mach jemanden nach

Übung: Den Körper sprechen lassen

Übung: Weine, lass es fließen

Übung: Hinsetzen/Zazen

Zitathinweis

Vorwort: Blockiert! Worum es geht

Blockaden gehören in unserer Gesellschaft zu den am weitesten verbreiteten Beschwerden. Viele von uns kennen das: Du stehst morgens auf und erwartest nichts Schlimmes. Du schüttelst die Bettdecke aus, bückst dich zu den Hausschuhen runter, und im Hochkommen macht es plötzlich zack und rastet ein. Es ist dieser eine kleine Moment in der Bewegung, zack, da ein Nerv zwischen zwei Knochen geraten ist. Zumindest fühlt es sich so an. Als hätte in deinem Rückgrat eine Zange zugekniffen. Es ist ziemlich schmerzhaft. Nichts geht mehr.

Oder: Du stehst beim Einkaufen an der Kasse, gleich bist du dran. Und wie du auf den Kartenleser zukommst, merkst du’s schon: Tausend Mal getippt, aber jetzt fällt dir deine verdammte PIN nicht mehr ein – Blackout!

Was passiert da? Weshalb haben wir solche Blockaden scheinbar aus dem Nichts heraus? Wieso funktioniert das, was ansonsten problemlos geschieht, mit einem Schlag nicht mehr? Und wie können wir mit solchen Situationen umgehen, wie beugen wir ihnen vor?

Eine Blockade ist ein Zustand der Nichtbewegung, der oft mit Schmerzen verbunden ist. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es dazu Hypothesen, aber erstaunlicherweise keine gesicherte Erkenntnis. Wir erleben Blockaden im Körper am offensichtlichsten im orthopädischen Bereich als Gelenk- oder Wirbelsäulenblockierungen. Es gibt aber auf gewisse Weise auch Blockierungen in den Organen, im Unterleib, in den Arterien, im Kopf, in Beziehungen und in Gesellschaften, wie zum Beispiel in einer Pandemie, die die ganze Welt in eine Art globalen Stillstand versetzen kann. All diesen Phänomenen wollen wir uns auf den folgenden Seiten widmen.

In erster Linie arbeiten wir Osteopathen oder Physiotherapeutinnen mit dem Auftrag der Patienten, körperliche Beschwerden durch Berührung zu behandeln und zu lindern. Dabei erleben wir quasi täglich, dass bei der Behandlung körperlicher Beschwerden Emotionen auftauchen, die direkt auf die Psyche verweisen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn bei der Osteopathie, dieser unter Patienten beliebten und oft so erfolgreichen Medizin, geht es um viel mehr als um Anatomie und Physiologie. Nämlich um den ganzen Menschen, darum, wie er sich bewegt, fühlt, denkt, handelt. Entsprechend nehmen wir Symptome und Beschwerden als kommunikative Signale zwischen Körper, Kopf, Psyche und Umwelt wahr. Anders gesagt: Im Körper ist die ganze Geschichte eines Menschen abgespeichert.

Mit diesem Buch möchten wir verständliche Erklärungen und konkrete Hilfestellung für den Umgang mit Blockaden geben. Denn wenn du mehr über das Funktionieren des eigenen Körpers und das Zusammenspiel von Soma und Psyche weißt, kannst du ganz anders mit Beschwerden umgehen und von der Blockade in den Flow des Lebens kommen. Mit dem Flow des Lebens meinen wir jenen Zustand, wenn du ganz in deinem Körper verankert bist und dich sinnlich, körperlich und empfindsam dem Leben hingeben kannst, ohne Scham, Angst, unnötiges Wollen oder überflüssige Gedankenkonzepte. Klingt gut, oder?

Im ersten Kapitel geht es um einige typische Blockaden, mit denen wir es spürbar im Körper zu tun haben; das geht vom Hexenschuss über Rheuma oder Parkinson bis hin zu Schwierigkeiten bei der Empfängnis. Das Kapitel liefert keineswegs eine umfassende Aufstellung sämtlicher Blockaden, die es gibt. Vielmehr geht es darum, dass du einen Eindruck bekommst von der Vielzahl an Blockaden und von den vielfältigen Zusammenhängen, in denen sie stehen können. Dabei gehe ich mitunter physiologisch etwas ins Detail, denn das ermöglicht uns, bestimmte psychosomatische Zusammenhänge zu erkennen. Natürlich gibt es Beschwerden, die einen konkreten Auslöser haben, weil man vielleicht zu schwer getragen hat, und die sich lösen lassen, indem man den betroffenen Bereich weich macht, also dort gezielt Spannungen löst. Aber als Osteopath untersuche ich sozusagen die Verkettungen im Körper, und oft zeigt sich, dass die Entstehungsbedingungen einer Blockade komplexer sind und zum Beispiel auf ein Organ verweisen. Ich bin geschult in der chinesischen Medizin, und dort werden den Organen bestimmte psychische Bilder zugeordnet. Das ist sehr aufschlussreich, und ich werde auf diesen Aspekt im Laufe des Buches immer wieder zurückkommen. Denn oft erlebe ich, dass psychische Belastungen eine körperliche Blockade auslösen oder dass umgekehrt eine körperliche Blockade zu einer psychischen führt. Für diesen Unterschied arbeiten wir mit dem Begriffspaar «top-down» und «bottom-up». Top-down bedeutet, dass sich das Mentale auf das Körperliche auswirkt, während bottom-up zum Ausdruck bringt, dass Bewegung und Berührungen am Körper eine Auswirkung auf den Kopf haben, also mentale Zustände beeinflussen können. Das erste Kapitel führt somit auf anschauliche Weise in die vielfältigen Zusammenhänge von Körper und Psyche ein.

Im zweiten Kapitel dreht sich alles um Bewegung. Denn eine Blockade ist das Gegenteil von Bewegung. Das heißt, wenn wir wirklich begreifen, wie wichtig Bewegung für uns ist, sowohl physisch als auch psychisch, können wir ganz praktisch etwas für unsere Gesundheit tun. Nicht umsonst sagte Andrew Taylor Still, der Begründer der Osteopathie im 19. Jahrhundert: «Krankheiten finden kann jeder, Gesundheit zu finden, ist das Ziel des Osteopathen.»

Im dritten Kapitel geht es um die Frage, wie das in einer Kultur vorherrschende Menschenbild das Körperbild der in dieser Kultur lebenden Menschen beeinflusst. Das klingt vielleicht erst mal etwas abstrakt, hat aber ganz konkrete Auswirkungen. Zunächst untersuchen wir zwei Dinge, die für das Körperbild wichtig sind: das Phänomen des «Flow», also eine Art verkörperlichte Aufmerksamkeit, und die Macht der Gedanken auf unser Denken, Handeln und Fühlen. Des Weiteren kann man im Hinblick auf das Menschenbild – ganz grob – zwischen der östlichen und der westlichen Tradition unterscheiden. Die westliche Tradition, das sind wir, mit einer seit Jahrhunderten philosophisch begründeten Trennung zwischen Körper und Geist und einem Primat der Schulmedizin. Schon Platon sagte: hier die Ideen, dort die Materie. Und die Kirche drohte: Der Geist ist rein, der Körper schmutzig. Ein Asiate hingegen würde lachen, wenn wir sagen, Körper und Geist seien voneinander getrennt. Man macht in der fernöstlichen Tradition keinen Unterschied zwischen Kopf und Körper, Geist oder Materie, Seele oder Leib, body und mind, sondern beides ist immer schon miteinander verschlungen. Sinnbildlich findet dies seinen Ausdruck im Tao-Zeichen.

Wir greifen diese Sicht auf den Menschen auf und entwickeln dafür den noch relativ neuen und kognitionswissenschaftlichen Begriff des «Embodiment» weiter, mit dem wir uns im vierten Kapitel beschäftigen. Embodiment heißt: Wir denken vom Körper her. Wir benutzen unseren Kopf nicht nur, um den Körper zu kontrollieren, sondern wir sind diese Körper, um mit der Welt zu kommunizieren. Embodiment spielt in unserem Verständnis von körperlicher und geistiger Gesundheit eine zentrale Rolle.

Im fünften Kapitel widmen wir uns umfassend der Frage: Was hilft? Natürlich ist es bei manchen Blockaden sinnvoll, einen Experten oder eine Expertin aufzusuchen, sei es eine Physiotherapeutin, einen Osteopathen, einen Arzt oder eine Psychotherapeutin. Wir gehen auf ganz unterschiedliche Therapieansätze ein, von der Psychoanalyse über die Narrative Expositionstherapie bis hin zur cranio-sacralen Methode. Doch auch du selbst kannst im Alltag ganz viel tun, um Blockaden zu lindern oder ihnen vorzubeugen. Wir erläutern die Bedeutung von Schlaf und Schlafhygiene, von Körperausdruck und Bewegungskünsten wie Yoga und Qigong, vom Singen, Fasten und Meditieren. Das Spektrum ist breit, und nicht alles ist für jeden Menschen, jede Beschwerde und jede Lebenssituation geeignet. Doch jeder von uns verfügt über vielfältige Möglichkeiten der Selbstheilung, und dazu möchten wir dich inspirieren.

So bietet dieses Buch Hilfe auf zwei Ebenen an: Erstens findest du in jedem Kapitel konkrete Übungen, die du leicht zu Hause ausprobieren und durchführen kannst. Sie haben Tausenden meiner Patienten geholfen, sich wohl- und in ihrem Körper ganz zu fühlen. Und dieses ganzheitliche Empfinden, Embodiment, ist zweitens die Möglichkeit, auf einer grundlegenderen Ebene zu heilen. Denn wenn es uns gelingt, die Verbindung zwischen Körper und Geist wieder zu stärken – wenn wir wieder mehr ins Fühlen kommen und anfangen, mit dem Körper zu denken –, werden sich viele Blockaden gar nicht erst einstellen. Dass das nicht von heute auf morgen geschieht, ist klar. Embodiment braucht Zeit. Aber die kannst du dir nehmen.

Wieso Blockaden übrigens auch ein Potenzial darstellen, erfährst du am Ende des Buches. So viel sei an dieser Stelle verraten: Es hat mit Wachstum zu tun und mit dem Flow des Lebens!

Wie Körper und Psyche bei Blockaden zusammenspielen

Für Kenner von Blockaden ist die Heilkunst der Osteopathie: Anatomie und Physiologie plus professionelle Berührung. Sie orientiert sich an Schmerzen und verfolgt Spannungen im Körper wie bei einer Detektivarbeit, vom Triggerpunkt zur Ursache. Denn wo der Körper Schmerzen anzeigt, liegt die Ursache häufig nicht. Es ist ähnlich wie bei einem Kontrolllämpchen in der Armatur eines Autos, das man auch nicht ausbaut, weil es leuchtet; vielmehr veranlasst es einen Mechatroniker, nach der Ursache zu suchen, ob im Motor, an der Achse oder den Reifen. Im Körper entspricht das den Knochen, den Muskeln, dem Gewebe oder den Organen, die über Faszien miteinander verbunden sind. Blockierende Dauerschmerzen sind wie ein leuchtendes Kontrolllämpchen das Zeichen, dass der Körper in seinem Selbstheilungsprozess feststeckt, weil ihm die Kraft dazu abhandengekommen ist.

Allerdings besteht der Mensch nicht nur aus Knochen, Muskeln und Faszien. Sondern auch aus Nerven, die weh- und wohltun; einer Immunkraft, die ihn stark oder schwach macht; Hormonen, die Stimmungen erzeugen; und aus Gefühlen, die sich aus dem Körper in den Kopf zu bewegen scheinen. Und weil die Osteopathie den ganzen Menschen behandelt, befasst sie sich nicht nur mit Bandscheibenvorfällen oder Meniskusbeschwerden, sondern auch mit Tinnitus oder Asthma, Unterleibsbeschwerden und Burn-out, mit Fatigue, Depressionen und neuerdings Post-Covid. Deswegen kann ein Blockaden-Experte mit seinen Händen, seiner Zeit und seiner Zuwendung nicht nur etwas im Körper bewirken. Sondern auch im Kopf. Oder besser gesagt: am Gerüst und an den Gemütsbewegungen des Menschen.

In diesem Kapitel wollen wir betrachten, wie sich Blockaden phänomenologisch darstellen: Was ist? Und wie empfinden wir es?

Blockaden des Bewegungsapparats

Beginnen wir mit dem Beispiel aus der Einleitung, das den Bereich des Bewegungsapparates betrifft. Du bückst dich und spürst im Hochkommen, wie der Schmerz einschießt, als wäre ein Wirbel ausgerastet. Das ist mitunter so schmerzhaft, dass man sich kaum noch bewegen kann. Der Hexenschuss schmerzt in der Wirbelsäule – meist im Bereich der Lendenwirbel oder der Gelenke zwischen den Wirbeln, den Facettengelenken –, im Kreuzbein und im Darmbein, dem sogenannten Iliosakralgelenk und zuweilen auch weiter oben. Oft verkanten die Wirbel im Bereich der Facettengelenke. Jeder Wirbel hat diese Gelenke, die wie Dachziegel übereinanderliegen und sich so in einer Führung verbinden, damit der Wirbel sich beugen, drehen und zur Seite neigen kann. Man geht davon aus, dass sich diese fingernagelgroßen Facettengelenke beim Hexenschuss nicht mehr richtig öffnen und schließen. Daraufhin gibt es einen Muskelspasmus, das heißt, der Muskel zieht sich zusammen, quetscht die Nerven und reizt das Bindegewebe, sodass man sich nicht mehr bewegen kann. 

Am Iliosakralgelenk, im Kreuz, wo es sehr oft schmerzt, weil dies ein zentrales Gelenk ist, das den Körper mit den Beinen verbindet und viel Gewicht trägt, funktioniert der Mechanismus ein klein bisschen anders. Das Gelenk läuft hier in einer Art Schiene. Sie ist dafür da, dass wir uns im Becken geschmeidig drehen und neigen können. Wenn das hakt, tut schon das Gehen weh. Ich kenne das leider auch gut, dann kann ich kaum die Socken anziehen, weil ich dafür das Bein heben müsste. Dafür müsste sich das Darmbein um das Kreuzbein herum bewegen. Ist aber blockiert. Und auch die Bewegung nach hinten in die Streckung kann wehtun. Dieser Kreuzschmerz geht zuweilen so tief, dass er ins Bein ausstrahlt, den hinteren Oberschenkel hinunter oder in den vorderen Oberschenkel.

Warum das passiert, dafür gibt es in der Medizin noch immer bloß Vermutungen und Hypothesen. Wenn der Schmerz morgens einschießt, bringen wir Körpertherapeuten das häufig in Verbindung mit Spannungen, die sich in der Nacht aufgebaut haben. Denn oft werden beim Träumen Erlebnisse verarbeitet, und dabei knirscht oder beißt man mit den Zähnen, wodurch Druck auf den Kiefer ausgeübt wird. Das ist eigentlich normal, aber wenn der Druck eine gewisse Dauer und Intensität überschreitet, kann es zu einem Feedback in der Halswirbelsäule führen, sodass sich die Muskeln im Nacken verspannen. Sie sind sehr fein und sensibel gesteuert, und die Spannung kann sich bis hinunter in die Lendenwirbelsäule übertragen. Dann fühlen wir uns nach dem Aufstehen wie gemartert, und es blockiert vielleicht ein ohnehin schon leicht angeschlagener Wirbel.

Natürlich kann das auch durch rein physische Überlastung geschehen, beispielsweise wenn man schwer getragen hat und die Gelenke durch eine Dauerüberlastung vielleicht schon entzündet sind. Oder wenn man sich zu wenig bewegt, den ganzen Tag im Bürostuhl oder an der Schulbank hängt. Dann blockieren mitunter einzelne Etagen der Wirbelsäule. Es geht auch andersherum, dass die Blockade durch Verkanten zuerst am Gelenk entsteht, um dann die Verspannung auszulösen.

Körpertherapeuten wie Osteopathinnen oder Chiropraktiker beschäftigen sich immer intensiv mit Gelenkblockaden. Der Gründervater der Osteopathie und damit all der modernen manualtherapeutischen Verfahren, Andrew Taylor Still, hat im 19. Jahrhundert als Erster beschrieben, dass Gelenke blockieren und damit sowohl den Fluss des Blutes als auch den Informationsfluss der Nerven unterdrücken, sodass der Körper krank werden kann. Einer seiner Schüler, der Erfinder der Chiropraktik Daniel David Palmer, sprach von Gelenkverrenkungen, die durch Rausrutschen entstünden und wieder eingerenkt gehörten. Später entstand in der Osteopathie das neurologische Konzept, dass sich die Muskeln aufgrund von Nerven-Triggern um die Gelenke zusammenzögen.

So entstanden einige Methoden, um solche Blockaden zu lösen. Man versucht zum Beispiel, einen Impuls im Gelenk zu setzen. Das kann man mit einer schnellen Bewegung tun. Dahinter steckt die Idee, dass die Bewegung schneller ist als die des Muskels, sodass er in seiner eingefahrenen Haltung quasi überrascht oder hintergangen wird. Wir nennen das «direkte Manöver», im Volksmund sagt man: «Kannst du mir das mal einknacksen?»

Es gibt auch Techniken, die genau andersherum funktionieren, indem sie mit der Blockade gehen. Man kann das selbst ausprobieren: Anstatt die Wirbelsäule gegen die Spannung, meinetwegen nach links hinüberzubeugen, geht man nach rechts in die Schonhaltung, die der Körper ohnehin automatisch angenommen hat, und zwar so weit, dass man die Schonhaltung ein Stück weit übertreibt. So kann sich die Muskulatur entspannen und ihre Spastizität aufgeben.

Diese beiden Techniken lassen sich natürlich auf viele Blockaden übertragen: Kämpfe ich gegen die Blockade an oder lasse ich mich auf sie ein? Wir nennen diese indirekten Techniken auch «Jones-Techniken», und die kann jeder selber durchführen! Der Osteopath hält zusätzlich noch spezifische Punkte gedrückt, die anfangs schmerzen können und bei späterer Schmerzfreiheit den Erfolg der Behandlung anzeigen.

Übung: Jones-Technik

Wenn du eine Blockade in der Lendenwirbelsäule hast, leg dich auf den Rücken (egal ob auf dem Boden oder im Bett) und zieh deine Beine in Richtung Bauch an. Dann suchst du den Punkt, an dem du am wenigsten Schmerzen hast. Nun bewegst du nach dem gleichen Prinzip deine angezogenen Knie nach links und rechts. Als Nächstes schiebst du in dieser Position zuerst die eine und dann die andere Hand auf dem Boden in die dem Kopf entgegengesetzte Richtung, sodass du mit dem Oberkörper eine Seitneigung erwirkst und auch hier spürst, wo der Moment mit dem geringsten Schmerz ist. So hast du in allen Bewegungsebenen um den Schmerz herum Beugung, Neigung und Streckung getestet. In der entspanntesten Haltung kann nach zwei Minuten ein Gefühl der Entspannung eintreten. Wenn möglich, bleibe 20 Minuten so liegen. Dadurch lassen die Muskelspindeln in den Muskeln nach und lösen den Spasmus, also den Krampf, auf.

Manche gehen mit einer Wirbelsäulenblockade zum Arzt und lassen sich eine Spritze geben. Darin sind Stoffe wie Kortison enthalten, die den Schmerz hemmen und eine Entzündung der Muskulatur beruhigen, die durch die Reizung möglicherweise entstanden ist. Mit Wärme oder Kälte kann man ebenfalls versuchen, über die Haut und das Gewebe einen reflexfördernden Reiz auf die Wirbelsäule auszulösen. Das ist auch ein Erklärungsmodell dafür, warum Akupunktur hier funktionieren kann: Der Reiz der Nadel im Gewebe kann den Teufelskreis der Selbsterregung eines angespannten Muskels durchbrechen. Denn die sensiblen, also fühlenden Fasern der Haut leiten schneller, als die Schmerzfasern ihre Informationen ins Rückenmark senden können. Es ist, als würde man die Kreuzung der (Info-)Autobahn mit Autos für Hautreize besetzen, sodass die Autos für Schmerzinformationen nicht mehr zum zentralen Nervensystem durchkommen. Der Schmerz wird überlagert, und so gelingt es, den sich aufschaukelnden Kreis von Schmerz und Spannung zu durchbrechen. Genau das tun wir, wenn wir unbewusst in eine Schonhaltung gehen: den wiederholt scharf einschießenden Schmerz vermeiden.

Das ist die Definition der Blockade, wie ich sie als Arbeitshypothese aus der körpertherapeutischen Praxis durch Erfahrung und Beobachtung, also phänomenologisch, herleiten kann. Wissenschaftlich ist, wie gesagt, noch nicht geklärt, wie Blockaden entstehen. Man kann sie oft nicht einmal auf bildgebenden Verfahren wie Computertomografien (CT) oder Magnetresonanztomografien (MRT) sehen. Dass beispielsweise das Facettengelenk klemmt wie die Schublade einer Kommode, kann man auf Standbildern zumeist nicht erkennen. Dafür braucht man dynamische Bilder von Bewegungen. Man müsste im Röntgen filmen.

Ich habe auch Menschen in der Praxis, die unter einem Gleitwirbel leiden. Das ist eine Überbeweglichkeit, wenn der Wirbel gleitet und auf die Rückenmarksnerven oder die Nerven außerhalb drückt. In der Praxis sehen wir häufig, dass darunter ein blockierter Wirbel liegt, der indirekt auf den oberen wirkt, sodass der blockierte den anderen instabil macht. Das passiert auch manchmal, wenn man Bandscheibenvorfälle postoperativ versteift. Früher hat man das sehr viel häufiger gemacht. Da wurden mit Schienen die instabilen Wirbel befestigt, und dann lockerten sich die darüberliegenden. Also, merke: Wenn man Blockaden nicht löst, können sie neue verursachen, fast wie bei einer Kettenreaktion!

Des Weiteren gibt es Blockaden, die sich über längere Zeit aufbauen, etwa aufgrund entzündlicher Reizungen. Wir haben vermutlich alle jemanden vor Augen, der im Alter wegen einer steifen, unbeweglichen Wirbelsäule krumm wird. Beispielsweise durch Rheuma oder den Morbus Bechterew. Dabei verknöchern vom Iliosakralgelenk aufsteigend allmählich alle kleinen Bewegungseinheiten untereinander, bis man sich in der Wirbelsäule nicht mehr bewegen kann. Der totale Block.

Als Blockade in den Gelenken könnte man auch die Arthrose bezeichnen, wenn die Entzündung der Gelenke so weit fortschreitet, dass beispielsweise das Hüftgelenk in seiner Beweglichkeit fast vollkommen eingeschränkt wird, weil die Entzündung den Knorpel zerstört hat und die Gelenkkapsel sich zusammengezogen hat. Die entzündete Gelenkkapsel produziert keine Schmiere mehr, wodurch der Knorpel unterversorgt wird, degeneriert und kaputtgeht. Die Kapsel schrumpft dann ein und lässt letztendlich keine Bewegungen mehr zu. Bei der Hüfte geht das bis zur sogenannten «Wackelsteife». Die kann man beheben, indem man eine künstliche Hüftgelenksprothese einsetzt. Diese Operation braucht heute niemand mehr zu fürchten.

Daneben gibt es akute Entzündungen wie den Hüftschnupfen, der vor allem bei Kindern nach viralen Erkältungen auftreten kann. Er entsteht durch Viren, die eine Entzündung der Gelenkkapsel auslösen. Das dauert aber nur kurze Zeit und geht in der Regel ohne weitere Folgen vorüber. Kinder haben auch öfter «Gelenkmäuse», kleine Knorpelteilchen, die sich lösen und verkeilen können. Bewegungen werden dann schmerzhaft. Vom Gefühl her blockieren erst die Muskeln, die sich zur Unterstützung anspannen, der Psoasmuskel, der die Lendenwirbelsäule mit dem Hüftknochen und dem Oberschenkel verbindet, oder die Aduktorengruppe, die Beinranzieher, die oft beim Fußball in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese leistennahen Muskeln können dann in der Hüfte die Bewegung unmöglich machen.

Auch in den Sprunggelenken kann es zu plötzlichen Blockierungen kommen. Im Fuß haben wir 25 Knochen mit zahlreichen gelenkigen Verbindungen, die alle blockieren können. Oft durch die eben erwähnten Gelenkmäuse, bei denen sich kleinste Teilchen aus dem Knorpel lösen und frei im Gelenkraum herumgleiten, bis sie sich zwischen den Gelenkflächen einklemmen und sie blockieren. Das kann auch mit dem zeitlichen Faktor der Degeneration eintreten, also der Arthrose im Alter.

Genauso gibt es Blockaden in einem der vielen Knochengelenke der Hand. Dabei möchte ich aber betonen, dass Alter nicht gleich Degeneration bedeuten muss. Vielmehr kann man das Alter als Veredelungsprozess verstehen, denn die Zellen des Körpers können sich immer wieder regenerieren – wenn auch nicht mehr so flott wie in jungen Jahren. Da können stressige Einflüsse für die Gelenke schon beginnen, sich aber erst mit den Jahren in ihrem ganzen degenerativen Ausmaß äußern. Insofern ist nicht das Alter per se schuld, sondern die Faktoren Stress und Zeit, denn Alter bedeutet auch Lernerfahrungen und damit eben Veredelung.

Es gibt aber auch funktionelle Blockaden. Das heißt, da ist nichts anatomisch kaputt, sondern die Funktion ist eingeschränkt. Etwa wenn ein Meniskus sich zwischen den Gelenkflächen einklemmt, sodass Beugungen oder Streckungen des Knies schmerzen und keine normale Bewegung mehr möglich ist. Gerade bei Kindern passiert das öfter, weil deren Menisken noch miteinander zusammenhängen. Da kommt mitunter ein eindeutiges Gefühl von plötzlicher Blockierung.

Blockierend kann sich auch das Bindegewebe zusammenzurren, wenn sich die Sehnen verkürzen. Etwa bei der sogenannten Dupuytrenschen Beugekontraktur. Eine Beugekontraktur ist eine Gelenksteife in Beugestellung, und bei der Dupuytrenschen Kontraktur werden ein oder mehrere Finger zur Handfläche hingezogen. Woher das kommt, weiß man noch nicht. Die chinesische Medizin sieht einen Zusammenhang zur Leber. Es könnte am Leberstoffwechsel liegen, der auf Bindegewebe und Sehnen wirkt. Ich habe bei der Dupuytrenschen Beugekontraktur mit einer Mobilisation des Bereichs um die Leber tatsächlich schon Erfolge erzielt.

Es war ein Patient um die 40, der mit Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule zu mir kam. Bei der Untersuchung fiel mir auf, dass die Region um die Leber besonders angespannt war. Sie drainiert venös den Bauchraum, das heißt, ihr Abfluss geht in den Bauchraum. Und da kann es zu Rückstauungsphänomenen kommen, entlang der Venen in den Rücken hinein. Eine osteopathische Erfahrung ist, dass tief sitzende Rückenschmerzen durch die Leber verursacht werden können. Wenn wir die Abflüsse der Leber hoch zum Herzen stimulieren und durch Mobilisation verbessern, entstauen wir den Bauchraum, und der Rückenschmerz verschwindet oft. Manchmal betrifft das auch den Ischiasschmerz, weil der Ischiasnerv auch damit verbunden ist und blockiert werden kann. Dann wird der Nerv beispielsweise von Venen beengt, die durch den Stau venösen Blutes auftreiben und den Raum verkleinern. Mein Patient sagte in der folgenden Behandlung, sein Rückenschmerz sei passé – und er habe außerdem das Gefühl, er könne seine durch die Beugekontraktur gekrümmten Finger wieder besser bewegen. Also wiederholte ich diese Behandlung und war selbst erstaunt, wie gut sie bei ihm wirkte. Aber leider ist das nicht bei allen Patienten mit ähnlichen Beschwerden der Fall, und auch nicht bei allen Beugekontrakturen.

Die kann es noch an anderen Stellen im Körper geben, beispielsweise am Penis. Das nennt man Induratio Penis. Da verkürzen sich die Bänder um den Penis und ziehen ihn in eine schiefe Stellung, auch in erigiertem Zustand. Diese Krümmung kann schmerzhaft sein, für die Frau, aber natürlich auch für den Mann. Man kann versuchen, das operativ zu verbessern, und ich habe auch schon mal versucht, einen gewissermaßen blockierten Penis zu behandeln. Leider ergebnislos.

Die Schultern sind ein Bereich, in dem sehr viele Menschen Blockaden spüren. Blockaden des Schulterblattdachs werden auch als Verengung der Rotatorenmanschette bezeichnet. Da wird ein Muskel unter dem Schulterblattdach eingezwängt und beim Hochheben blockiert, weil die Sehne oder der Schleimbeutel entzündet sind.

Wenn die Kapsel des Schultergelenks blockiert und schrumpft, nennen wir das Frozen Shoulder. Das ist eine seltsame Erscheinung, deren Ursachen wissenschaftlich auch noch ungeklärt sind. Man vermutet hier hormonelle Zusammenhänge, vor allem in den Wechseljahren, weil Frauen vier Mal häufiger betroffen sind als Männer. Das ergäbe auch einen Link zum Immunsystem. Frauen haben ein mitunter schwächer reagierendes Immunsystem, damit während einer Schwangerschaft der Fötus nicht als Fremdkörper erkannt wird. Dadurch entsteht eine Weichenstellung für mehr Autoimmunreaktionen, sodass die Frozen Shoulder auch eine Art Allergie sein könnte. Die Frozen Shoulder baut sich oft über ein Jahr auf, bleibt ein Jahr, löst sich ein Jahr lang – um dann auf der anderen Seite wiederzukommen. Diabetiker sind zehn Mal häufiger betroffen als Nichtdiabetiker. Es spielen also Alter, verminderter Stoffwechsel und verminderte arterielle Durchblutung eine Rolle. Einige osteopathische Ansätze zeitigen hier gute Ergebnisse.

Im Schulter-Nacken-Bereich sieht man aber auch, wie sich Aggressionen stauen, die aus dem subdiaphragmalen Bauchraum kommen, also von Magen oder Leber unterhalb des Zwerchfells. Man sollte eben nichts auf die leichte Schulter nehmen, wenn man etwas zu schultern hat. Dabei spielt das Schlüsselbein eine wichtige Rolle, und es ist tatsächlich ein Schlüssel, denn es liegt im Einflussbereich von Kopf, Arm und Brust-Bauchraum. So können sich die Regionen von Leber/Galle, Magen/Darm und die Organe des Brustkorbs direkt auf die Schulter auswirken. Das heißt nicht, dass diese Organe funktionell gestört wären, sondern sie sind meist in ihrer Umgebung mit den Faszien verklebt, und weil sie vom Atemnerv versorgt werden, wandern diese Informationen dann nach oben in Richtung Halswirbelsäule. Dann können wir den Arm nicht heben, weil die Gelenke zwischen Schlüsselbein und Schulterblattdach blockiert sind. Das lässt sich aber oft gut behandeln, auch weil es mitunter in Zusammenhang zu einem Kiefergelenk steht, das aufgrund emotionaler Zustände unter Druck steht und über Muskelfaszien mit dem Schlüsselbein verbunden ist.

Und schließlich habe ich Blockaden der Wirbelsäule erlebt, die ausschließlich psychisch verursacht sind. Ich hatte zum Beispiel einen Patienten, der mit einer akuten Seitneigungsblockade zu mir kam. Er konnte sich aus dem Kreuz heraus kaum noch bewegen und kam mit einem gebundenen, gekrümmten Gang in meinen Behandlungsraum. Am Tag zuvor hatte mir ein Kollege berichtet, er habe gelesen, Blockaden im vierten Lendenwirbel, die die entsprechenden Seitneigungen verunmöglichen, hätten oft mit existenziellen Bedrohungen zu tun. Die chinesische Medizin schreibt diesen Bereich, vor allem den der Niere und der Blase, der Emotion der Angst zu. Zustände von existenzieller Angst