Bluffs à la carte - Bert Seemann - E-Book

Bluffs à la carte E-Book

Bert Seemann

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Beschreibung

Sie, Alina, 29 Jahre, promovierte Chemikerin und er, Karl, 34 Jahre und wissbegieriger Laborassistent können beide auf erstrebenswerte, berufliche Erfolge zurückblicken. Sie sind ein verliebtes Paar, das aus einer absurden Laune heraus ein waghalsiges, abenteuerliches Spiel beginnt. Beide nützen ihre hervorragenden Kenntnisse und Fähigkeiten, um unschuldige Menschen zu überfallen und zu berauben. Erzielte Erfolge verleiten sie zu ausgefallenen kriminellen Handlungen und schrecken selbst vor Totschlag nicht zurück. Siegesgewiss bluffen sie erfahrene Polizisten und Kriminaltechniker und stellen sie unentwegt vor unlösbare Aufgaben. Der Täter hinterlässt Schuhabdrücke von Modellen, die es gar nicht gibt. Die KTU findet zwar die DNA-Spuren des Täters, doch der sitzt zur Tatzeit in Polizeigewahrsam. Wieder ein Bluff? Oberkommissar Wulff ist ratlos und sein Team kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, die Kunsträuber jemals zu finden. Der klare Blick von Alina und Karl ist ihrer Sucht nach Beute gewichen und trotzdem sind beide überzeugt, nicht gefasst werden zu können. Wie soll ihnen das aber gelingen? Letztlich sitzt die Staatsgewalt am längeren Hebel, erkennt die variierten Bluffs und bringt Licht auf die dunklen Wege ihres Tuns.

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Dr. Berthold W. Seemann nennt sich in seiner Funktion als Autor nur Bert Seemann. Er ist 1937 geboren und hat an der Universität Rostock und an der Humboldt-Universität Berlin studiert. Er ist Diplom-Physiker, Ing. für Elektronik und Ing. für Biophysik. An der Universität Rostock promovierte er zum Dr.-Ing. In seiner 58-jährigen beruflichen Tätigkeit auf verschiedenen technischen Gebieten und in der Medizin sammelte er einen großen Fundus an Erfahrungen und praktischem Wissen. So bindet der Autor gern physikalische und technische Raffinessen in seine Kriminalgeschichten ein. Er ist verheiratet mit einer inzwischen pensionierten Lehrerin, hat fünf Kinder und wohnt in der Nordheide. Mit dem Ende seines Berufslebens wechselte er in ein gänzlich neues und für ihn fremdes Metier der Schriftstellerei. Für die ersten Romane benutzte er noch das Pseudonym Pit Saylor. Nun aber setzt er den Klarnamen auf die Cover seiner Bücher.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 1

Dr. Alina Miller ist 29 Jahre alt und in ihrer Arbeitsstelle als tüchtige und sympathische Diplom-Chemikerin beliebt. Sie ist in Bamberg geboren. Schon als Kind zeigte Alina Interesse für Chemie. Gern erzählt ihre Mutter im Freundeskreis davon, dass die Kleine schon als Sechsjährige hartnäckig versucht hat, aus Brausepulver, Puderzucker und Wasser eigene Bonbons herzustellen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Gymnasiums war es ihren Eltern gelungen, für sie einen Studienplatz an der renommierten Universität Bayreuth zu bekommen. Diese Hochschule ist über die Grenzen Deutschlands hinaus für die ausgezeichnete Ausbildung im Fach Chemie bekannt. Man ermöglichte ihr, nach Studienende an der Universität zu bleiben und eine Forschungsaufgabe zu übernehmen. Damit erarbeitete sie sich den Titel als Doktor der Chemie. Gleich darauf hat sie ihre erste Arbeitsstelle in der HypnoPharm GmbH in Heidelberg gefunden und erhielt auch hier wieder die Chance, an einem Forschungsthema zu arbeiten. Sie weiß genau, was sie will und versteht es immer, ihre eigenen Vorstellungen klar zu formulieren. Bis zum heutigen Tag hat sie sich ihre angenehme, leicht kecke Art erhalten.

Alina stammt aus einem guten Elternhaus, hat noch eine jüngere Schwester und einen älteren Bruder. Ihr Vater ist promovierter Mediziner und ihre Mutter Direktorin einer Schule.

Die HypnoPharm GmbH gewann immer mehr an Bedeutung und vergrößerte sich. Daher entschloss sich die Firmenleitung, die gesamte Forschungsgruppe auszulagern. Dazu wurde in dem nördlich gelegenen Ort Glashütten im Hochtaunus-Kreis ein mittelgroßes Gebäude erworben und dort das Forschungsinstitut der HypnoPharm GmbH angesiedelt. Alina ging mit und lernte dort den Laborassistenten Karl Bergmann kennen. Wie es der Zufall will, freundeten sie sich an und begannen ein gemeinsames Leben.

Karl ist 34 Jahre alt und ein wissbegieriger Forscher. Wenn er gebeten wird, eine Aufgabe zu übernehmen, stimmt er sofort zu. Anderen Kollegen zu helfen ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Karl kommt aus dem kleinen Ort Schmitten, wo sich sein Vater einen Namen als Restaurator gemacht hat. Seine Spezialität ist das Kopieren bedeutender Gemälde im Auftrag von Museen, die lieber Kopien ausstellen und die Originale sicher verwahrt halten. Karl teilt aber nicht das Interesse seines Vaters an der Kunst. Er ist mehr der praktische Typ und bastelt gern. Dabei kann er sich stundenlang mit einer Aufgabe beschäftigen, bis er die Lösung gefunden hat.

Seine Ausbildung als Laborassistent absolvierte er in einem chemischen Betrieb. Auch in dieser Zeit war er zielstrebig und hartnäckig. Noch immer ist er in diesem Metier tätig und glücklich, dass er im nahen Glashütten eine Arbeitsstelle gefunden hat. Er ist zwar zufrieden, mit Alina ein gemeinsames Leben zu führen, doch in vielerlei Hinsicht ist Karl geistig seiner Freundin unterlegen. Dieses leichte Gefälle trübt aber nicht die gegenseitige Sympathie. Inzwischen bewohnen sie zu zweit im nahegelegenen Eppstein eine kleine Wohnung und arbeiten noch immer im Forschungsinstitut.

Beiden gemein ist ein sprudelnder Humor und eine nicht zu bändigende Abenteuerlust. Sie halten guten Kontakt zu Alinas Eltern, die sie auch gelegentlich besuchen. Bei Karl ist es leider anders . Sein Vater kam bei einem Busunglück ums Leben. Bald darauf ist seine Mutter schwer erkrankt und als demente Frau in ein Seniorenheim gekommen.

Weil sich Alina und Karl vehement für eine klimaneutrale Umwelt einsetzen, war ein Auto noch nie im Gespräch. Sie sind überzeugt, dass öffentliche Verkehrsmittel die bessere Lösung darstellen und für den privaten Straßenverkehr gibt es schließlich noch das Fahrrad.

Alina sitzt in ihrem Büro und hält den Forschungsbericht mit dem Thema: „Novofluron – neuartiges Narkotikum für die Humanmedizin“ in ihren Händen.

Plötzlich klingelt ihr Telefon. Sie nimmt ab und hört eine seltene Stimme:

„Guten Tag, Frau Miller. Gewiss wundern Sie sich, von Ihrem Direktor persönlich angerufen zu werden. Doch der Grund ist folgender: Ich lade Sie herzlich ein, morgen um 10:00 Uhr im Konferenzraum Ihres Institutes zu einer kleinen Feier zu erscheinen. In Anerkennung Ihrer hervorragenden Leistungen werde ich Sie zur Direktorin des Institutes benennen.

Das war’s und dann bis morgen. Auf Wiederhören!“

Uff, das ist eine Überraschung! Alina schießt die Röte ins Gesicht und ihre Hände beginnen leicht zu zittern. Sie ist überglücklich und freut sich, dass bald Feierabend ist und sie ihrem Karl diese Neuigkeit überbringen kann. Er ist stolz auf seine tüchtige Freundin und kündigt für den heutigen Abend schon jetzt eine Flasche Prosecco an.

Der Fernseher bleibt ausgeschaltet. Sie erzählen und machen Pläne für die Zukunft. Alina ist froh darüber, dass sie endlich ein bisschen mehr Geld für ihr gemeinsames Leben zur Verfügung haben werden. Sie reden so lange, bis die Zungen schwer werden und beide glückselig ins Bett fallen. Wie immer schlafen sie fest und tief. Am nächsten Morgen erzählen sie sich dann gegenseitig ihre manchmal irren Träume.

Die kleine Feier im Konferenzraum wird mit Musik untermalt und der Chef würdigt in einer kurzen Rede die Forschungsarbeit von Alina. Auch hebt er hervor, dass sie es hervorragend versteht, plötzlich aufkommende Probleme zu lösen. Schließlich ernennt er dann Alina zur Leiterin des Institutes.

Heute ist wieder Flohmarkt in Oberursels Altstadt-Höfen. Wärmender Sonnenschein und ein frisches Lüftchen sind das ideale Wetter für die kleine kulturelle Veranstaltung, zu der dieser Flohmarkt inzwischen geworden ist. Die wenigsten Besucher sind hier, um etwas zu kaufen. Fast alle schlendern durch die Reihen und an den zahllosen Tischen vorbei, um die ausgestellten Antiquitäten oder den in die Jahre gekommenen Trödel zu beäugen. Allein die Kommentare, die von den Besuchern abgegeben werden, könnten ein humorvolles Büchlein für die Wochenendlektüre füllen.

Zu den zahlreichen Gästen gehören auch Alina und ihr Freund Karl. Die kleine Altbauwohnung in Eppstein haben sie sich nach ihrem eigenen, nicht ganz alltäglichen Geschmack eingerichtet. Neben modernen Möbelstücken finden sich auch kleine Accessoires aus vergangenen Zeiten. Eine klare Linie ist in ihrem Zuhause nicht erkennbar, doch sie fühlen sich darin und damit wohl. Noch sind sie unverheiratet und kinderlos, aber glücklich. Jetzt aber schlendern sie mit wachen Augen über den ausgedehnten Flohmarkt. Alina stupst Karl an und zeigt auf ein Emailleschild als Werbeträger für ‚Mauxion-Schokolade‘. Das will sie unbedingt haben, denn es passt genau in der Küche unter den Hängeschrank. Also spricht sie den Verkäufer an und schon startet der übliche Handel:

„Hey, was soll das Schild denn kosten?“

„Das ist in Top-Zustand, und dafür möchte ich einen Fuffi haben!“

„Das ist doch nicht Ihr Ernst. Wer hängt sich denn solch ein Schild noch in die Küche? Von mir bekommen Sie einen nagelneuen ‚Zehner‘ dafür.“

„Junge Frau, ich will es ja nicht verschenken, sondern verkaufen! Also mit 40 EUR wäre ich gerade noch einverstanden!“

„Nein, Karl, ich glaube, der Mann ist zu teuer. Wir lassen es lieber sein.“

„Hallo, junge Frau, nun hauen Sie nicht gleich ab, machen Sie doch ein Gegenangebot. Ich wickle Ihnen das Schild auch noch ein, wenn Sie es wollen!“

„Na ja, es sieht noch gut aus und ich würde mich überwinden und auch zwei Zehner dafür auf den Tisch legen!“

„Junge Dame, lass uns das machen, wie es auf dem Flohmarkt üblich ist und wir treffen uns in der Mitte. Geben Sie mir 30 EUR, dann gehört es Ihnen auf Lebenszeit!“

„Okay, mit Lebenszeit haben Sie mich überzeugt. Weil ich noch jung bin, muss es ein Leben überstehen. Hier sind drei Zehner, leider habe ich den 30-Euro-Schein schon bei einem anderen Stand ausgegeben.“

Damit ist der Kauf abgeschlossen und Alina hat die antike Schoko-Werbung für ihre Küche unter dem Arm. Karl lässt seine Augen auch hin und her wandern und schaut, ob er irgendwo noch Werkzeug entdecken kann. Gelegentlich bleibt Alina stehen und schaut sich das Schild mit dem kleinen Jungen an. Dieser blonde Bube schleppt allerhand Zeug nach Hause und isst sicher auch gern ein Stückchen gute Schokolade.

Karl ist es bei seinem regen Rundblick nicht entgangen, dass seine Alina mit dem Emailleschild ein Zwiegespräch führt und fragt schließlich:

„Ist das ein Schild oder eine Langspielplatte, die sich mit dir unterhält?“

„Quatsch! Ich will dir erzählen, was du vielleicht nicht weißt. Der 25-jährige Franzose André Mauxion hat 1855 als gelernter Confiseur in Berlin eine Confiserie eröffnet. Daraus machte er eine Schokoladenfabrik. Er zog mit der Fabrik um in die Thüringer Stadt Saalfeld an der Saale. Dort betrieb er mit Wasserkraft aus dem vorbeifließenden Fluss seine Conchiermaschine. Der Bursche wusste damals schon, was nachhaltige Produktion bedeutet.

Solange es die DDR gab, wurde dort unter dem Namen ‚Rotstern‘ weiter Schokolade produziert. Heute fertigt man sie immer noch in Saalfeld an der Saale und verkauft sie unter den Marken Stollwerck, Sprengel und Waldbaur.

So, mein lieber Karl, nun weißt du Bescheid, womit ich demnächst in unserer Küche Werbung mache.“

Nun will aber der Laborassistent Karl etwas klären:

„Weißt du denn überhaupt, was eine Conchiermaschine ist, von der du eben gesprochen hast?“

„Na klar, die macht Schokolade, was denn sonst?“

„Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn eine Conche, so nennen Profis die Conchiermaschine, besitzt ein spezielles Knet- und Rührwerk, das den schmelzenden Charakter des Endprodukts möglich macht. Und das hatte sich Rudolf Lindt ausgedacht. Und die Lindt-Schokolade isst du ja auch gern, wenn ich mich recht erinnere.

So, meine liebe Alina, jetzt weißt du auch, weshalb die Schokolade so gut schmeckt.“

Nachdem sie sich beide gegenseitig schlau gemacht haben, kann Karl weiter Ausschau halten, ob und wo noch Werkzeug angeboten wird. Auch er wird fündig, doch er blättert seinen Zwanziger hin, ohne zu handeln!

Kapitel 2

Vergebens klingelt der Brötchenbote an der Haustür in der Troppauer Straße 104 in Oberursel, um die bestellten Frühstücksbrötchen abzuliefern. Es erscheint ihm recht eigenartig, dass er so lange warten muss, bis die Hausfrau an der Tür ist. Diese Kunden beliefert er schon mehrere Jahre und noch nie musste er länger als eine Minute warten, da wurden ihm auch bereits von Frau Schmidt mit einem freundlichen Lächeln die Brötchen abgenommen. Er will nichts verkehrt machen und einfach weggehen. So greift er nach seinem Handy und verständigt die Polizei. Man sagt ihm, er möchte bitte vor Ort bleiben und unverzüglich würde ein Streifenwagen vorbeikommen.

Zwei Polizeibeamte, die Kommissarin Jutta Fink und Kommissar Hans Berger, treffen schnell ein, begrüßen den jungen Mann vom Brötchen-Service und klingeln selbst noch einmal. Weil auch jetzt niemand öffnet, ruft die Kommissarin den Schlüsseldienst an. In der Zwischenzeit gehen sie einmal um das Haus, können jedoch nichts Auffälliges bemerken. Der Mitarbeiter vom Schlüsseldienst ist angekommen und steht ebenfalls vor dem verschlossenen Eingang. Das ist für ihn nicht neu, sondern der Alltag, der ihm sein Geld einbringt. Und das nicht zu knapp. Geschickt öffnet er den Beamten die Tür. Während er fix wieder verschwindet, gehen die Kommissare durch das Haus. Im Erdgeschoss treffen sie niemanden an und so gehen sie die Treppe hoch, weil sie hier das Schlafzimmer vermuten. Sie klopfen kurz an, doch sie hören keine Stimme. Jetzt öffnen sie die Tür und erblicken zwei leblose Personen. Eine Frau liegt regungslos im Bett und davor der Mann, dessen Schlafanzug mit Blut beschmiert ist. Auch der Mann atmet nicht. Die Kommissarin fasst mit zwei Fingern an die Halsschlagader der Frau, aber spürt keinen Puls. Ebenso beim Ehemann. Schnell steht fest, dass sie hier ein zweifaches Tötungsdelikt vorgefunden haben. Sofort ruft der Kommissar seinen Chef auf der Polizeistation Oberursel an und erstattet Bericht. Der Oberkommissar nimmt die Kontaktdaten auf und verständigt die zuständige Polizeistation in Bad Homburg von der Höhe. Hier meldet sich der diensthabende Oberkommissar:

„Rolf Wulff, Polizeistation in Bad Homburg von der Höhe, was möchten Sie?“

„Hier spricht Oberkommissar Walter Mönch, von der Polizeistation Oberursel. Ich muss Sie informieren, dass sich bei uns ein Tötungsdelikt an zwei Personen zugetragen hat. Da Sie den Fall übernehmen werden, schicke ich Ihnen per E-Mail die Kontaktdaten. Das Vorkommnis wurde uns heute früh um 7:20 Uhr gemeldet.“

Es gibt seit einiger Zeit eine Absprache, dass kleine Polizeistationen schwerwiegende Vorfälle und vor allem Tötungsdelikte an die Polizeistation nach Bad Homburg melden und von dort weiter bearbeitet werden. Walter Mönch stellt nun alle Informationen und Daten zusammen, die für die Bearbeitung des Verbrechens erforderlich und vorhanden sind und sendet sie als E-Mail an die Polizeistation Bad Homburg v.d.H.

Der Leiter dieser Dienststelle ist der 52-jährige Oberkommissar Rolf Wulff. Er ist verheiratet, hat 2 Kinder und ein eigenes kleines Einfamilienhaus. Obwohl er seine Polizeiarbeit sehr liebt, vergisst er nicht, wie wichtig Familie ist. Er gehört nicht zu jenen Vätern, die der Meinung sind, Erziehung sei allein Sache der Mutter. Nein, ganz im Gegenteil pflegt Rolf ein ehrliches und offenes Familienleben, in dem auch die Kinder ihre Rechte wahrnehmen dürfen und sich an Gesprächen beteiligen, die ihrem altersgerechten Wissensstand entsprechen. Doch auch der Humor hat in dem Hause Wulff seine Heimstatt, wobei Rolf dieses Verhalten auch hin und wieder im Dienst anklingen lässt. Er ist ein korrekter und empathischer Chef der stets in seinen Mitarbeitern den Menschen sieht, der auch einmal einen Fehler begehen kann.

Kommissarin Christine Engel ist 36 Jahre alt und die dienstälteste Mitarbeiterin. Sie ist ebenfalls verheiratet, hat ein Kind und einen Ehepartner, der die Arbeit seiner Frau respektiert und toleriert, wenn sie aus dienstlichen Gründen später nach Hause kommt. Sie ist korrekt, gewissenhaft und sagt, was sie denkt. Christine ist absolut zuverlässig und eine geschätzte und liebenswerte Kollegin.

Es ist kein Zufall, sondern von Rolf beabsichtigt, dass sie den Kommissar Klaus Kunze fast immer an ihrer Seite hat. Er ist mit seinen 34 Jahren ein sehr guter Polizist, immer korrekt und hilfsbereit. Mit seinen Urteilen ist Klaus etwas zurückhaltend und bedenkt dann auch Aspekte, die nicht offenkundig sind. So passt er sehr gut zu Christine, da sich beide ergänzen.

Doch nun wenden wir uns dem aktuellen Geschehen zu. Mit Sondersignal treffen nach kurzer Zeit die Kommissarin Christine Engel und Kommissar Klaus Kunze mit ihrem Streifenwagen am Tatort ein. Die Polizisten gehen in das Haus und begegnen hier ihren Kollegen Jutta Fink und Hans Berger von der Polizeistation Oberursel an. Nachdem sie sich begrüßt hatten, erklärt Kommissarin Engel:

„Wir kommen von der Polizeistation Bad Homburg und sollen euch ablösen, da euer Chef den Fall an uns weitergegeben hat. Also dann seit ihr beide hier erlöst und habt gewiss noch andere Aufgaben zu erledigen. Macht’s gut!“

Es dauert nur wenige Minuten, da nähert sich ein hellgrauer Kleinbus dem Haus Nummer 104 in der Troppauer Straße. Vier Beamte steigen aus, ziehen sich ihre weißen Schutzanzüge an und verschwinden, jeder mit einem kleinen Alu-Koffer in dem Haus.

Der Gerichtsmediziner Dr. Linde ist mit den anderen Kollegen der KTU zum Tatort gekommen.

Zunächst wendet er sich der im Bett liegenden Frau zu. Ihre Augen sind geschlossen, als würde sie schlafen. Am Hals sind keine Abdrücke von Würgegriffen zu erkennen, sodass man von einem Tod durch Ersticken ausgehen muss. Daher wird ihr Kopfkissen in eine Folientüte gesteckt und als Tatgegenstand mitgenommen. Weil er vor Ort keine weiteren Auffälligkeiten an ihr feststellt, wird sie zum Abtransport in die Gerichtsmedizin freigegeben.

Ein Polizist hat bereits vorsorglich den Bestattungsdienst angerufen, damit der Leichnam zur näheren Untersuchung abgeholt werden kann.

Sodann schaut sich Dr. Linde die männliche, am Boden liegende Leiche an. Der starke Blutverlust lässt Rückschlüsse auf einen Schädelbruch zu. Da er momentan noch keinen genauen Todeszeitpunkt nennen möchte, vertröstet er Kommissarin Engel auf einen späteren Zeitpunkt, wenn die Obduktion abgeschlossen ist. Somit kann auch der männliche Leichnam in eine Transportwanne gelegt und zur Gerichtsmedizin gebracht werden. Diese Aufgabe übernimmt für eine zweite Tour der Bestattungsdienst, der schon die Frau dorthin gebracht hat.

Nun konzentriert sich die Arbeit der Beamten der KTU auf die Spurensicherung. Im Schlafzimmer finden sie einen Feuerhaken. Der Beamte, der dieses offensichtliche Tatwerkzeug gefunden hat, geht durch das Haus und sucht einen Kamin oder eine andersartige Feuerstelle. Im Wohnzimmer wird er fündig. Neben dem gemauerten Kamin ist ein Riegel an der Wand befestigt, an dem noch andere Gegenstände hängen, die für die Bedienung des Kamins gebraucht werden können. Allerdings ist ein Haken frei und daraus schließt Kommissar Kunze, dass hier der Feuerhaken gehängt haben muss. Er wendet sich seiner Kollegin zu und sagt:

„Schau her, Christine, dieser Feuerhaken, den wir im Schlafzimmer als Tatwerkzeug sichergestellt haben, hing vorher im Wohnzimmer neben dem Kamin. Ich nehme an, dass der Hausherr bereits hier vom Täter überrascht wurde und dann die Treppe hinauf in das Schlafzimmer gerannt ist, wo er den tödlichen Schlag bekam. Siehst du das auch so?“

Christine nickt und meint:

„Ich glaube nicht, dass der Täter den Mann im Schlafzimmer überrascht hat, hinunter in das Wohnzimmer gegangen ist, um den Feuerhaken zu holen und ihn dann im Schlafzimmer erschlagen hat. Es wird tatsächlich so gewesen sein, wie du es gesagt hast.“

Beide Kommissare suchen nach weiteren Spuren und schauen sich die Fenster und Türen genau an. Am Sicherheitsschloss an der Eingangstür sind keine Spuren einer gewaltsamen Öffnung zu finden. Lediglich ist an dem Schlüsselloch ein Blutfleck vorhanden. Auch die Fenster sind ohne Einbruchsspuren. Doch an der Terrassentür ist der Lack beschädigt und es sind Holzsplitter erkennbar. Die Tür lässt sich jetzt nämlich öffnen, ohne den Türgriff betätigen zu müssen. Sofort stellt Christine die Frage:

„Und womit hat der Täter oder die Täterin die Tür aufgehebelt, denn im Haus ist uns doch kein entsprechendes Werkzeug aufgefallen?“

Klaus meint folgerichtig:

„Dann müssen wir uns eben im Garten und in der Nähe der Tür umsehen, vielleicht haben wir Glück und entdecken einen Gegenstand, mit dem die Tür aufgehebelt werden konnte.“

Beide durchkreuzen in gebückter Haltung den Garten und im Besonderen das nähere Umfeld der Terrassentür. Und auf einmal glaubt Christine, nach langem Suchen etwas gefunden zu haben. Es ist ein etwa 30 cm langer Schraubendreher mit einem roten Holzgriff und einer breiten Klinge. Sofort steckt sie das Fundstück in einen Asservatenbeutel.

Nach diesem Erfolg stellt Klaus aber eine andere, nicht weniger interessante Frage:

„Was wissen wir eigentlich von den Opfern? Wir kennen nur den Namen, der auch am Klingelschild steht: Alois und Maria Schmidt. Mehr aber auch nicht. Wir wissen nicht, ob sie noch nähere Verwandte haben und welcher Beschäftigung sie beide nachgegangen sind. Wir müssen sie suchen.“

Christine stimmt zu:

„Klaus, wie recht du doch hast. Aber bevor wir mit dieser Sisyphus-Aufgabe beginnen, sollten wir gemeinsam mit den Kollegen von der KTU erst an allen relevanten Stellen die Fingerabdrücke sichern. Los geht’s!“

Als sie in allen Räumen des Hauses an den üblichen Stellen Fingerabdrücke aufgenommen und gespeichert haben, müssen sie feststellen, dass es an dem Feuerhaken, der als Tatwerkzeug vermutet wird, keine Spuren gibt. Es ist daher mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass der oder die Täter Handschuhe trugen oder das Tatwerkzeug wieder abgewischt haben. Dazu fällt aber Christine etwas auf:

„Klaus, wenn die Täter so sehr darauf geachtet haben, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, indem sie Handschuhe trugen, weshalb ‚präsentieren‘ sie uns das Einbruchswerkzeug und lassen es im Garten liegen? Haben sie es vergessen? In Eile können sie nicht gewesen sein, denn sie waren ja noch nicht auf dem Heimweg, sondern sind erst angekommen. Oder der oder die Täter sind so raffiniert, eine falsche Fährte gelegt zu haben und wollten uns mit der Nase auf das Tatwerkzeug stoßen?“

Klaus meint:

„Weiß der Himmel, was sie getan haben, doch wir werden schon noch dahinterkommen. Aber nach Fingerabdrücken brauchen wir nicht weiterzusuchen. Viel lieber sollten wir uns umsehen, ob wir Fotoalben finden. Damit könnten wir bei der späteren Untersuchung eventuell Hinweise auf die Verwandtschaft erhalten. Auch handgeschriebene Telefonbücher oder digitale können hilfreich sein. Es gibt also noch viel zu tun!“

Jetzt fangen sie an, die Schränke und Schubladen zu öffnen. Christine schaut sich die Kleidungsstücke an, um die Personen auf ihren gesellschaftlichen Status besser einordnen zu können.

Ihr ist anzumerken, dass sie diese ‚textile Recherche‘ als eine höchst interessante Aufgabe ansieht und folgert schließlich:

„Also, wenn ich mir die Kleidungsstücke der Frau ansehe, dann ist es keine kostengünstige Ware, sondern es sind ausgesucht gute Designerstücke. Und bei den Anzügen ist auch jeder wie maßgeschneidert. Das lässt erst einmal auf einen gehobenen Lebensstil schließen. Deshalb muss ich davon ausgehen, dass den Einbrechern gewiss eine gute Beute zugefallen ist. Doch was haben sie entwendet?“

Im Schlafzimmer angekommen, sehen sie sich gründlich um, wo man Schmuckstücke aufbewahren könnte. Doch noch haben sie keinen Ort gefunden, wo etwas Edleres liegt. Dann gehen sie in das Bad und kontrollieren dort verschiedene Schränkchen. Und tatsächlich finden sie ein Fach, das ziemlich unten in einem Badezimmerschrank angeordnet ist. Dieses Fach hat verschiedene Unterteilungen und alle besitzen einen weichen, nahezu gepolsterten Boden. Aber alle kleinen Fächer sind leer, bis auf eins, worin sie unbearbeitete, mittelgroße Bernsteinstücke finden. Nun kommen beide zu dem Schluss:

„Hier dürften Schmuckstücke aufbewahrt worden sein, die der oder die Täter gefunden und mitgenommen haben. Der Bernstein erschien ihnen offensichtlich als von zu geringem Wert, um ihn mitzunehmen.“

Den Aufbewahrungsort für den Schmuck gefunden zu haben, können sie als Erfolg verbuchen.

Nun aber wollen sie Fotoalben und bedeutsame Schriftstücke finden. Es geht in erster Linie darum, Personen ausfindig zu machen, die ihnen etwas über das Ehepaar sagen können. Bis jetzt kennen sie lediglich die Namen und die Adresse mit Telefonnummer für das Festnetz. Daher durchstöbern die beiden Polizisten die gesamte Wohnung, weil sie annehmen, dass die Herrschaften mindestens ein Handy oder Smartphone besessen haben müssen.

Auch diese gründliche Durchforstung der Wohnung führt zum Erfolg und zu zwei Smartphones. Diese werden ebenso wie die gefundenen Fotoalben in Asservatenbeutel verstaut und gehen mit auf die Polizeidirektion.

Doch sie können die Nachforschung noch nicht beenden, denn sie benötigen zur Bewertung der finanziellen Situation des getöteten Ehepaares noch Kontoauszüge und Versicherungspolicen.

Diese Erkundungsarbeit nimmt wider Erwarten einen größeren Zeitraum in Anspruch, doch sie führt zu einem Resultat in Form eines prall gefüllten Aktenordners mit Kontoauszügen und Versicherungspapieren.

In der Zwischenzeit waren die beiden Mitarbeiter der KTU, Jochen und Bernd, nicht untätig. Sie haben eine Alarmanlage gesucht und schließlich auf dem Flur im Erdgeschoss ein entsprechendes Gerät gefunden. Die Anlage kann sowohl manuell als auch über ein Zeitprogramm scharf geschaltet werden. Bernd stellt schnell fest, dass der Wahlschalter auf ‚Zeitprogramm‘ gestellt ist. Die Einstellung ist so gewählt, dass die Alarmanlage um 22:00 Uhr scharf‘ geschaltet wird und morgens um 8:00 Uhr wieder in den ‚Bereitschaftsmodus‘ wechselt. Jochen überlegt kurz und zieht daraus folgenden Schluss:

„Daher wurde auch kein Alarm ausgelöst, als wir heute früh in das Haus gekommen sind.

Plötzlich sagt Jochen:

„Bernd, wir haben ganz vergessen, im Erdgeschoss in das Arbeitszimmer von dem Besitzer zu schauen. Ich vermute stark, dass dort ein PC steht, der viel Neues für uns bietet. Lass uns nachsehen!“

Beide Techniker finden schnell das Homeoffice und entdecken dort einen Desktop-Computer. Sie trennen die Kabel und nehmen ihn mit.

Mit dieser letzten Aktion ist die Arbeit der KTU vor Ort geleistet. Sie legen ihre weißen Arbeitsanzüge ab, ziehen sich wieder ihre Straßenkleidung an und verlassen mit dem hellgrauen Kleinbus den Tatort. Dr. Linde hat es vorgezogen, mit dem Bestattungsfahrzeug zurück in die Gerichtsmedizin zu fahren.

In der KTU wird der kleine Blutfleck, den man am Sicherheitsschloss fand, untersucht und die DNA bestimmt. Sie wird unter dem Stichwort ‚Doppelmord‘ in die Datenbank aufgenommen.

Am Ende sind auch die Kommissare zufrieden, das Nötigste gefunden zu haben. Aus Sicherheitsgründen möchte Kommissarin Christine Engel den Tatort dennoch nicht freigeben, falls die folgende Arbeit auf der Dienststelle ergibt, dass noch weitere Anhaltspunkte vom Tatort benötigt werden.

Das Wohnhaus des Ehepaares Schmidt in der Troppauer Str. 104 in Oberursel wird durch die Polizei abgeschlossen und versiegelt. Dabei wird in weiser Voraussicht eine polizeiliche Mitteilung in einer wasserfesten Hülle an der Haustür befestigt, mit dem Text:

„Wer sachdienliche Hinweise zu den Bewohnern dieses Hauses geben kann, melde sich bitte bei der Polizeistation in Bad Homburg v.d.Höhe.“

Kapitel 3

Bei Oberkommissar Rolf Wulff geht jetzt der erste Anruf zu dem Doppelmord Schmidt ein:

„Hallo Herr Wulff, hier ist Dr. Linde vom Gerichtsmedizinischen Institut. Ich möchte Ihnen vorab mündlich etwas zu den Getöteten des Doppelmordes Schmidt zur Kenntnis geben.

Maria Schmidt wurde nur 59 Jahre. Wesentliche Vorerkrankungen, die in einem Zusammenhang mit ihrem Ableben stehen könnten, habe ich nicht gefunden. Ihr Tod ist höchstwahrscheinlich durch Ersticken eingetreten. Das wird durch Partikel belegt, die ich in der Lunge gefunden habe und die nach Aussage der Kollegen der KTU von dem Kopfkissen stammen, mit dem die Frau erstickt wurde. Der Todeszeitpunkt liegt 8 bis 10 Stunden zurück.

Etwas anders stellt sich der Tod des Ehemannes Alois Schmidt dar. Er starb im Alter von 64 Jahren. Als nicht unwesentliche Vorerkrankung ist eine Herzinsuffizienz zu nennen. Bekanntlich kann bei Personen, die an einer Herzschwäche leiden und von ihrem Wesen her sensibel sind, ein plötzliches dramatisches Ereignis zum Herzstillstand führen. In dem vorliegenden Fall kann das nicht ausgeschlossen werden. Dennoch muss festgestellt werden, dass dem Mann mit einem harten und kantigen Gegenstand der Schädel eingeschlagen wurde. Eine Fraktur am rechten Scheitelbein ist deutlich sichtbar. Nach Rücksprache mit den ermittelnden Kollegen der KTU weiß ich, dass Blutspuren an einem Feuerhaken gefunden wurden. Eine Untersuchung ergab, dass es sich um das Blut des Getöteten handelt. Fingerspuren sind nicht gefunden worden. Auch bei diesem Opfer liegt der Todeszeitpunkt 8 bis 10 Stunden zurück.

Lieber Kollege Wulff, leider kann ich Ihnen keine weiteren Auskünfte geben und das Obduktionsprotokoll geht Ihnen zeitnah auf dem Dienstweg zu.“

Mit diesem telefonischen Bericht wird alles übermittelt, was zur Tötung beider Personen geführt hat.

Zur Fortsetzung der Ermittlungen bittet der Oberkommissar seine Mitarbeiter Engel und Kunze zu sich ins Büro. In der Zwischenzeit erkundigt er sich bei der KTU, ob Spuren gesichert werden konnten und fragt konkret:

„Hallo, hier ist Rolf Wulff. Ich wollte mich nach dem Stand der Ermittlungen in Bezug auf ‚Doppelmord‘ erkundigen!“

„Hier ist Oliver Zauber von der KTU. Rolf, die Beweissicherung ist zwar abgeschlossen, doch das Resultat ist ziemlich bescheiden. Auf dem Feuerhaken waren erwartungsgemäß keine Fingerabdrücke auszumachen. Allerdings hatten wir bei dem Tatwerkzeug ‚Schraubendreher‘ mehr Glück. Die darauf haftenden Spuren zeigen die Fingerabdrücke einer männlichen Person, die auch bereits seit einiger Zeit in der Kartei abgespeichert sind. Sie werden einem Max Wolf, 44 Jahre alt zugeordnet. Nähere Daten kannst du dir selbst in der Datenbank ansehen.

Fußspuren haben wir nicht ausmachen können und auch an dem Wirbel der Terrassentür fanden wir keine Spuren. Leider kann ich dir nicht mehr bieten. Aber vielleicht schlägt der Täter wieder zu und dann klappt es möglicherweise besser.“

Detaillierte Nachforschungen müssen folgen. Dafür hat Rolf seine Kommissarin Christine Engel und ihren Kollegen Klaus Kunze vorgesehen. Er ruft sie an und bittet sie zu sich.

Unverzüglich erscheinen beide Kommissare im Büro, nehmen Platz und Rolf bespricht mit ihnen die weitere Vorgehensweise:

„Von Dr. Oliver Zauber aus der KTU habe ich erfahren, dass auf dem roten Schraubendreher, den Ihr als Tatwerkzeug auf dem Rasen bei der Terrassentür gefunden habt, brauchbare Fingerabdrücke gesichert werden konnten. Und es kommt noch besser, denn die Person, der sie zugeordnet werden konnten, ist in der Datenbank erfasst. Ich habe kurz in ihre Akte gesehen und erfahren, dass diese Person bei einem kleinen Diebstahl in einem Baumarkt ertappt wurde. Dabei ließ sie aus dem Bauzentrum Maeusel in Bad Vilbel genau den Schraubendreher mitgehen, den ihr in Tatortnähe gefunden habt. Hier sind die Kontaktdaten: Max Wolf, 44 Jahre, wohnhaft im Lärchenweg 49, in Klein Karben.

Bitte macht euch auf den Weg und stattet diesem Langfinger einen Besuch ab. Das war’s.“

Die Kommissare Christine Engel und Klaus Kunze lassen sich nicht lange bitten und gehen stracks zu ihrem Streifenwagen. Während Klaus in das Navi die Adresse eingibt, setzt Christine das Fahrzeug in Bewegung. Die zwölf Kilometer haben sie schnell hinter und eine interessante Zeugenbefragung vor sich. Klaus klingelt und bald darauf öffnet eine Frau mit Schürze und Brille die Tür:

„Na, wer sind Sie und was wollen Sie hier?“

„Kommissarin Engel und das ist mein Kollege Kunze. Wir hätten gern Herrn Max Wolf gesprochen. Ist das möglich?“

„Ja, das ist mein Mann und er ist in seiner Werkstatt, dort drüben in diesem Schuppen. Viel Spaß! Er ist etwas speziell veranlagt.“

Unerschrocken und dennoch gespannt überqueren sie den Hof, zwischen einem Wendepflug und einer Kreissäge hindurch und öffnen die Tür zu diesem Schuppen. In der hinteren Ecke ist ein Mann mit dem Schweißbrenner beschäftigt und schimpft vor sich hin. Dabei merkt er nicht, dass die beiden Kommissare hinter ihm stehen. Aber die Stichflamme des Brenners erzeugt ein pfeifendes Geräusch, sodass es kein Wunder ist, dass ihm die beiden nicht auffallen. Um nicht allzu viel Zeit vergehen zu lassen, spricht Kommissarin Christine Engel ihn von hinten mit lauter Stimme an:

„Guten Tag, Herr Wolf!“

Der Angesprochene dreht sich zu ihr um und sagt: „Tach!“

Wolf wendet sich wieder seiner Arbeit zu und schweißt weiter. Zwar verwundert das die Kommissare, doch sie waren ja durch seine Frau vorgewarnt. Aber schließlich sind sie ja nicht gekommen, um zu sehen, wie man schweißt, sondern ihr Interesse gilt dem Dieb des roten Schraubendrehers. Klaus Kunze unternimmt einen zweiten Anlauf und spricht ihn mit lauter Stimme an:

„Herr Wolf, wir sind von der Polizei und haben einige Fragen, die Sie uns beantworten sollen!“

„Interessiert mich nicht, ich habe zu tun!“

Da tritt Klaus zur Seite, macht einen Schritt zur Sauerstoffflasche und dreht kurzerhand den Hahn zu. Sofort kehrt Wolf sich um und schnauzt den Kunze an:

„Wenn Sie schon meine Arbeit stören wollen, dann drehen Sie gefälligst auch den Hahn von der Gasflasche zu, sonst stinkt es fürchterlich und das mag die junge Frau bestimmt auch nicht!“

Nun versucht Christine ein Gespräch zu beginnen:

„Herr Wolf. Bitte zeigen Sie uns den roten Schraubendreher, den sie bei Maeusel haben mitgehen lassen.“

„Was für ein Schraubendreher? Wie lang und welche Klingenbreite?“

„Das weiß ich nicht!“

„Ich auch nicht!“

„Wo ist der Schraubendreher? Wir möchten ihn sehen!“

„Weiß ich nicht! Wie oft soll ich das noch sagen?“

Jetzt Kunze:

„Herr Wolf, wir wissen, dass sie ihn besitzen. Nun sein Sie doch ein wenig kooperativ!“

Wolf:

„Kooperativ? Das bin ich wohl und noch mehr als Sie. Ich bin schließlich eingetragenes Mitglied der KOOPERATIVE Vieh und Korn – Hessen‘.

Christine:

„Herr Wolf, entweder Sie beantworten jetzt mit dem gebührenden Ernst unsere Fragen oder wir nehmen Sie mit auf das Revier und dann kann ihre Frau weiter schweißen!“

Wolf:

„Meine Güte, den habe ich auf einem Flohmarkt in Bad Homburg verkauft, zusammen mit allerhand anderen Werkzeugen und Kleinkram. Aber nun fragen Sie mich bloß nicht, an wen ich den verscherbelt habe!“

Hartnäckig bohrt Kunze weiter:

„Und wann und an wen haben Sie ihn verkauft?“

„Antwort eins: Weiß ich nicht! Antwort zwei: Weiß ich nicht! Zufrieden?“

Kunze:

„Weiß ich nicht!“

Wolf:

„Na, dann tschüss!“

Kunze:

„Nichts mit tschüss! Weitermachen! Damit Sie endlich begreifen, in welcher Situation Sie sich befinden, müssen wir Ihnen sagen, dass Sie unter Mordverdacht stehen! Und zwar Doppelmord!“

Wolf:

„Also Herr Kommissar, jetzt übertreiben Sie aber etwas, mit Doppelmord und so! Ich habe doch keinen umgebracht!“

Christine:

„Herr Wolf, wo waren Sie letzte Nacht?“

Wolf:

„Im Wechsel: Mal bei meiner Frau und dann bei meinem Vieh oder umgekehrt. Aber ich war im Stall.

Natürlich, nur wenn ich beim Vieh war, sonst im Schlafzimmer.“

Christine:

„Wer kann das bezeugen?“

Wolf:

„Wie gesagt, mein Vieh und meine Frau!“

Kunze:

„Herr Wolf, Sie haben in der letzten Nacht mit diesem roten Schraubendreher eine Terrassentür in Bad Homburg aufgehebelt, haben das Haus betreten, und diversen Schmuck gestohlen. Als sie ertappt wurden, haben Sie den Ehemann erschlagen und die Frau mit einem Kopfkissen erstickt. Da Sie kein Alibi vorzuweisen haben, müssen wir Sie festnehmen. Sie kommen in Untersuchungshaft und werden morgen dem Haftrichter zugeführt. Sie dürfen sich noch einige Sachen mitnehmen, während meine Kollegin einen zweiten Streifenwagen bestellt.“

Bereits nach einer Viertelstunde ist der Streifenwagen da und die Besatzung nimmt den Tatverdächtigen mit auf die Polizeistation Bad Homburg.

Die Kommissare Christine und Klaus dürfen ebenfalls das Gelände verlassen und fahren ihrem Feierabend entgegen.

***

Am nächsten Tag wird der Beschuldigte Max Wolf in den Vernehmungsraum gebracht. Die Kommissare Christine Engel und Klaus Kunze sind ebenfalls zugegen und warten auf den Haftrichter.

Dieser erscheint pünktlich um 9:00 Uhr und stellt sich den Anwesenden vor, wobei das lediglich für Max Wolf geschieht. Der Haftrichter Kurt Wegner kommt schnell zur Sache:

„Herr Wolf, Ihnen wird vorgeworfen, vorgestern Abend in Oberursel im Haus Nummer 104 in der Troppauer Straße ein Ehepaar umgebracht und diversen Schmuck gestohlen zu haben.

Bitte äußern Sie sich zu dieser Anschuldigung!“

Wolf ergreift das Wort:

„Sehr geehrter Herr Richter, das, was Sie da sagen, stimmt vorn und hinten nicht.

Erstens war ich noch nie in dieser Tropenbauernstraße und Schmuck habe ich natürlich auch nicht gestohlen. Für wen sollte der denn sein, denn meine Susanne trägt keinen Schmuck außer dem Ehering und den habe ich vor 18 Jahren gekauft und bezahlt.“

Haftrichter Wegner fragt nach:

„Ihnen wird vorgeworfen, die Terrassentür aufgebrochen zu haben. Dazu benutzten Sie einen Schraubendreher, den Sie seinerzeit im Bauzentrum Maeusel gestohlen haben. Herr Wolf, wie können Sie diesen Vorwurf entkräften? Schließlich befinden sich darauf Ihre Fingerabdrücke.“

Wolf:

„Ganz einfach, denn den besagten Schraubendreher habe ich zwar vor einiger Zeit mitgehen lassen und wurde auch dafür bestraft. Doch ich habe ihn zusammen mit anderem Werkzeug auf einem Flohmarkt in Bad Homburg verkauft. Leider weiß ich nicht an wen, denn es waren viele Interessenten an meinem Stand gewesen.

Weil ich ihn also verkauft habe, kann ich damit auch keine Terrassentür aufgehebelt haben.“

Der Haftrichter wendet sich nun an die Kommissare:

„Frau Kommissarin Engel und Herr Kommissar Kunze, Sie haben festgestellt, dass die Terrassentür des besagten Hauses gewaltsam geöffnet wurde. Sie haben angeblich in der Nähe den Schraubendreher gefunden. Bitte erklären Sie mir, wo genau sie ihn entdeckt haben!“

Kommissarin Engel äußert sich dazu:

„An der Terrassentür war das Holz abgesplittert und wir fanden Spuren im Lack. Der Schraubendreher lag etwa 2 bis 3 Meter von der Tür entfernt im Gras.“

Wieder fragt Wegner nach:

„Wenn eine schwere Terrassentür gewaltsam geöffnet wird, dann muss sich der Täter doch dagegen stemmen, um die Kraft ausüben zu können. Deshalb müssen zwangsläufig auch Fingerabdrücke an der Tür vorhanden sein. Auch würden auf dem Schraubendreher Lackpartikel anhaften, wenn damit die Tür geöffnet wurde. Was können Sie mir dazu sagen?“

Nun antwortet Klaus Kunze:

„Sehr geehrter Herr Wegner, auf dem Schraubendreher konnten bedauerlicherweise keine Farbpartikel gefunden werden. Auch waren keine Fingerabdrücke des Beschuldigten vorhanden, lediglich einige der Hausbewohner auf der Terrassentür.“

Wegner bohrt weiter:

„Kommissarin Engel, Sie werfen dem Beschuldigten vor, Schmuckstücke entwendet zu haben. Worum handelt es sich dabei und wie beweisen Sie den Diebstahl. Wurde denn im Haus von Wolf entsprechendes Diebesgut oder Teile davon gefunden?“

Christine Engel antwortet darauf:

„Es fand im Haus von Herrn Wolf noch keine Hausdurchsuchung statt. Um welche Schmuckstücke es sich handelt, ist noch unbekannt.“

Haftrichter Wegner kommt zu folgendem Urteil:

„Der Vorwurf eines gewaltsamen Einbruchs in das Haus der Eheleute Schmidt in Oberursel, Troppauer Straße 104 konnte nicht bewiesen werden. Ebenso konnte nicht nachgewiesen werden, dass der Beschuldigte irgendwelche Schmuckstücke widerrechtlich an sich genommen hat, da nicht gesagt werden konnte, um welche Teile es sich gehandelt haben könnte. Daher wird Herr Max Wolf unverzüglich aus der Untersuchungshaft entlassen. Er erhält aber die Auflage, sich bis auf Widerruf nicht aus dem Landkreis ‚Hochtaunus‘ zu entfernen. Die Sitzung wird hiermit beendet.“

Die beiden Kommissare verlassen den Vernehmungsraum und begeben sich zu ihrem Chef, um ihm das Ergebnis mitzuteilen. Rolf Wulff nimmt es zur Kenntnis, indem er seine Stirn hochzieht und sagt:

„Es ist eine richterliche Entscheidung und mit der müssen wir leben, ob es uns gefällt oder nicht. Aber jetzt noch eine Hausdurchsuchung durchzuführen, wäre sinnlos. Wenn er tatsächlich Schmuck gestohlen haben sollte, dann würde er ihn bestimmt nicht mehr im Hause haben.

Aber ich frage euch beide, die ihr ihn ja mehrmals erlebt habt: Traut Ihr diesem Mann einen Einbruch zu und einen Mord? Ich glaube es auf keinen Fall. Dieser Mensch hat doch andere Sachen im Kopf, als in die Stadt zu fahren, um auf blauen Dunst begüterte Eheleute zu überfallen, auszurauben und umzubringen.“

Christine antwortet auch im Sinne von Klaus:

„Rolf, wir sehen das genauso wie du. Aber es lag auf der Hand, dass wir dieser Vermutung nachgehen mussten. Aber wer war es dann, der wusste, dass in diesem Haus edler Schmuck zu holen ist?“

Rolf greift zum Telefon, ruft die Kommissare Jürgen Kröger und Fritz Becken an und bittet sie, gleich in sein Büro zu kommen. Als beide hier sind, legt er die nächsten Schritte fest:

„Christine, du lässt dir von der KTU die Ausdrucke der Kontakte von beiden Smartphones geben und versuchst herauszubekommen, wer die darin aufgeführten Personen sind. Außerdem siehst du dir bitte den PC von Alois Schmidt an!

Klaus, du nimmst dir die Fotoalben vor und schaust dir die Personen und gegebenenfalls auch Gegenstände an, die maßgebend sein könnten, um gute Freunde und Verwandte aufzutreiben. Manches Mal helfen kleine Hinweise, um dem Ziel näherzukommen.

Jürgen Kröger und Fritz Becken, Ihr beide habt nun einen interessanten Außendienst vor euch. Das Ziel ist die Troppauer Straße in Oberursel. Dort besucht Ihr die Nachbarsleute der Schmidts. Stellt Fragen zu den Lebensgewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen und zu Freunden. Nehmt euch die beiden Grundstücke rechts und links und das Haus gegenüber der Nummer 104 vor. Ich bin gespannt, was Ihr mitbringen werdet.“

Mit diesen Aufträgen startet Rolf jetzt eine ausgedehnte Erkundungsaktion. Das ganze Team beginnt sofort, die übertragenen Aufgaben schnell und sicher zu lösen.

Fritz Becken ist 26 Jahre alt. Da er den erwünschten Studienplatz unmittelbar nach dem Abitur noch nicht bekommen konnte, begann er eine Lehre als Elektriker, die er erfolgreich abgeschlossen hat. Darauf folgte die Ausbildung auf der Polizeischule und seit einem Jahr ist er in der Polizeistation bei Oberkommissar Rolf Wulff. Fritz Becken ist ein Mann der Praxis, der sich vor langen Diskussionen scheut, um schnell zum Ziel zu kommen. Manchmal ereignen sich dabei kleine Flüchtigkeitsfehler, doch die korrigiert er problemlos.

Sein Kollege Jürgen Kröger ist 29 Jahre alt und ein gutes Gegenstück zu Fritz. Er ist gewissenhaft und jede Entscheidung bedarf einer gewissen Zeit.

Beide zusammen sind ein gutes Team. Ohne lange Vorreden ergänzen sie sich gegenseitig.

Kapitel 4

Bereits um 8:30 Uhr bittet Rolf jene Kollegin und Kollegen, die vorgestern spezielle Aufgaben erhalten haben, zu einem Gespräch in den Konferenzraum. Er begrüßt sie und beginnt:

„Liebe Kollegin und liebe Kollegen. Ich hatte euch gezielt besondere Aufgaben übertragen, die sämtlich den Doppelmord betreffen. Wegen der außergewöhnlichen Brisanz dieses Falles, habe ich mich entschlossen, eine SOKO zu bilden, die den Namen ‚Doppelmord‘ trägt. Ihr vier gehört dieser SOKO an.

Doch nun möchte ich erfahren, was Ihr bis heute ermitteln konntet. Bitte Christine, berichte:“

„Als Erstes habe ich mir das pinkfarbene Smartphone angesehen, das Maria gehörte. Darauf sind nur zwei Kontakte gespeichert, wobei einer die Rufnummer des anderen Smartphones ist, also dem Alois gehört. Der zweite Kontakt ist lediglich mit ‚Lena‘ bezeichnet. Ich hatte daraufhin diese Nummer gewählt, bekam aber keinen Anschluss.

In dem Handy von Alois sind mehrere Adressen gespeichert. Eine trägt den Namen ‚Firma‘. Ich vermute, dass Alois Inhaber eines Unternehmens ist und das könnte die Rufnummer seiner Sekretärin sein. Angerufen habe ich aber noch nicht. Ebenfalls ist auch auf seinem Smartphone ein Kontakt mit ‚Lena‘ beschriftet.

Wesentlich aufschlussreicher ist sein PC, der in seinem Arbeitszimmer gestanden hat. Alle Daten sind in einer gut strukturierten Form angelegt. Ein Ordner trägt die Bezeichnung ‚Haus‘.

Ich finde darin weitere Unterordner, die jeweils die Bezeichnungen von Zimmern tragen, zum Beispiel:

‚WoZi‘, ;SchlaZi‘, ArbZi’ und so weiter. Ich habe dann den Unterordner ‚WoZi‘ geöffnet. Darin sind fast nur Fotos abgelegt. Er hat alle Wände und detaillierte Schrankansichten fotografiert. Ich nehme an, dass Alois diese Fotos als mögliches Beweismittel haben wollte, wenn einmal eingebrochen und etwas gestohlen wird.

Besonders überrascht war ich, als ich den Ordner ‚BadZi’ öffnete und darin einen Unterordner ‚Schmuck‘ fand. Den habe ich natürlich sofort aufgemacht und siehe da: Jedes Schmuckstück hat er einzeln aufgenommen. Auch diese Fotos sollten wahrscheinlich als Beweismittel im Falle eines Diebstahls dienen. Weil ich unter anderem auch das Foto des Bernsteins fand, den wir im Badezimmerschrank in einem Fach entdeckt hatten, bin ich mir sicher, dass darin auch die anderen Schmuckstücke gelegen haben müssen, die auf den Fotos abgebildet sind.

Diese Fotos werden uns eine große Hilfe sein. Ich schlage vor, dass wir davon Prints herstellen lassen. So können wir uns in den einzelnen Räumen umsehen und vielleicht feststellen, dass zum Beispiel ein Wandbild fehlt. So, das war’s von mir.“

Rolf dankt und sagt:

„Christine, das ist ja ein beachtlich gutes Ergebnis. Natürlich lasse ich Prints herstellen und dann gehen wir noch einmal durch das Haus. Herr Schmidt hat sehr vorausschauend gehandelt. Leider hat er persönlich nun nichts mehr davon. Aber wir nutzen diesen Vorteil aus.

So, Klaus, jetzt bist du an der Reihe. Bitte fang an:“

„Ich habe mir die Fotoalben angesehen und mich gewundert, wie akkurat diese angelegt sind. Jedes Foto ist mit Datum und einem kurzen Text versehen. Wichtig für unsere Ermittlungsarbeit sind dabei die Familienfotos. Darauf entdeckte ich neben den Eltern noch einen Sohn und eine Tochter, die geschätzte 3–4 Jahre jünger ist als ihr Bruder. Natürlich sind auch Einzelfotos in dem großen Bilderschatz zu entdecken. Aus jüngster Zeit ist da ein Foto eines Mannes im Alter von etwa 30 Jahren. Im Hintergrund erkenne ich ein Hochhaus mit einer Werbebeschriftung in englischer Sprache. Unter dem Foto steht als Datum 12.07.2019 und als Text: „Rolf in Toronto.“ Ich nehme an, dass es der gemeinsame Sohn ist, der vielleicht in Toronto lebt. Ich habe aber auch nach einem Foto der Tochter gesucht und hierbei hatte ich Glück. Das neueste Bild trägt das Datum 24.09.2020 und als Unterschrift ist zu lesen: ‚Lena in München‘.

Neben diesen Personenbildern habe ich auf einer Seite eine aufschlussreiche Gegenüberstellung zweier Fotos entdeckt. Darauf sind jeweils Firmengebäude zu sehen, die unterschiedliche Größe und Gestaltung aufweisen. An beiden Gebäuden ist die folgende Bezeichnung zu lesen: Feinmechanische Werkstätten – Alois Schmidt‘. Unter dem linken Bild steht das Datum: