Blut über Deutschland - Thomas Benda - E-Book

Blut über Deutschland E-Book

Thomas Benda

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Beschreibung

Deutschland, im Jahre 2046, fünf Jahre nach dem Dritten Weltkrieg. "Der Krepierte is' im sechsten Stock, Wohnung sechs! Volz heißt das alte Dreckschwein!" Peter Müller bedankt sich mit einem wortlosen Nicken und sieht, dass der Alten einige Frontzähne fehlen. Ihre Hände sind mit offenen Schrunden übersät, aus denen dicker Eiter trieft. "Den Tod hat er verdient – und die Hölle dazu!", krächzt die Frau ihm hinterher, während er die dreckigen Stufen des Treppenhauses hinaufsteigt. Die packende Kurzroman-Reihe für Erwachsene von Thomas Benda. "Unangepasst anders!"

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Seitenzahl: 91

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Thomas Benda

Blut über Deutschland

Tiefe Wunden

Für Lumen GasmoBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Copyrighthinweise und Anmerkungen

Blut über Deutschland: Tiefe WundenThomas Benda

Blut über Deutschland: Tiefe WundenCopyright©2020 Thomas BendaAll rights reserved.Text: Thomas BendaKontakt: BookRix GmbH & Co. KG Implerstraße 24 D - 81371 MünchenCover/Bildquellen: https://www.pexels.com/photo/topless-woman-standing-near-shadow-2996172/

Personen und Handlung sind frei erfunden.Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig. Dieses Buch ist ausschließlich für Leserinnen und Leser, die volljährig sind und keinen Anstoß an der Darstellung sexueller Handlungen und an obszönen Beschreibungen haben. Ein Teil der Handlung schildert auch Gewaltakte und Religiöses. Der komplette Inhalt der Romane und die Meinungen und Ansichten der Romanfiguren spiegeln nicht die Meinung und Ansicht des Autors wider. Alles Beschriebene ist völlig fiktiv und dient nur der bloßen Unterhaltung für Erwachsene. Ich schreibe ausschließlich fantasievolle und satirisch überzeichnete Geschichten, die sich sehr deutlich vom Massengeschmack abgrenzen.Gesundheitlicher Hinweis: Fiktive Romanfiguren können auf Kondome verzichten – in der Realität gilt: Safer Sex!Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.Bitte respektieren Sie mein geistiges Eigentum und erwerben ein legales Produkt.Jeder Verstoß gegen mein Urheberrecht wird zur Anzeige gebracht und zieht gezielt rechtliche Konsequenzen nach sich!

Vielen Dank für den Kauf meines Romans und beste Unterhaltung bei meinen Fantasien!Wenn Ihnen meine Geschichte gefallen hat, freue ich mich über eine Bewertung von Ihnen!

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!

 

Thomas Benda, 16.06.2020

1. Kaffee frei

Es duftet nach frischen Brötchen und Angstschweiß an diesem trüben Montagmorgen. Ein blondes Mädchen und eine schmächtige Frau, wahrscheinlich die Großmutter, liegen weinend auf dem Boden und haben ihre Gesichter flach auf die abgewetzten Kacheln gedrückt. Der Typ mit der Knarre drängt den Ladenbesitzer an die alte Registrierkasse. Als es ihm nicht schnell genug geht, schlägt er ihm die Smith & Wesson ins Gesicht hinein. Der Ladenbesitzer jault auf. Seine aufgeplatzte Unterlippe hängt blutig ab. Er spuckt einen Zahn, beginnt zu wimmern und zu jammern. Eine Stimme herrscht ihn an: „Mach die verfickte Kasse auf, du Scheißer!“

„Bitte, … ich habe Frau und Kinder …“

Ein zweiter Schlag bricht ihm das Nasenbein. Der dritte Hieb mit dem Lauf des Revolvers zerfetzt seine Oberlippe. Der Ladenbesitzer wankt zur Kasse und betätigt die Kurbel an der Seite. Mit einem Klingelgeräusch springt die Lade auf, Geldscheine werden sichtbar.

„Ist das alles?“, will der Ganove wissen.

Der Ladenbesitzer hält sich mit der Hand seinen verletzten Mund und nickt hektisch. Tränen rinnen aus seinen Augen. Die Großmutter am Boden betet flüsternd, das Mädchen weint.

Der brutale Kerl tritt der Alten in den Leib. „Maul halten, du Fotze!“

„Nehmen Sie das Geld und gehen Sie, … bitte!“, fleht der Ladenbesitzer, doch der Mann denkt nicht daran. Er spannt den Abzugshahn, zielt auf den Hinterkopf des blonden Mädchens.

„Zu viele Zeugen“, sagt er.

Dann spüren alle den Luftzug. Jemand hat die Ladentür geöffnet und ist eingetreten.

„Lassen Sie die Waffe fallen – oder ich schieße!“, schreit der Polizist, der zufällig in der Gegend ist, um im Bäckerladen einen Coffee-to-go zu kaufen.

Der Verbrecher schaut zur Tür, sieht den Uniformierten, blickt in seine Augen hinein und erkennt dessen Entschlossenheit, ohne zu zögern, töten zu können.

 

„Und was hat der Scheißkerl dann getan?“, fragt die Brünette und wischt mit einem Papiertuch frisches Sperma aus ihrem blank rasierten Schlitz heraus.

„Nun, er hat meine hübschen Augen gesehen“, sagt ihr Mann und zieht den schwarzen Slip hoch. „Dann hat er brav seinen Revolver fallenlassen. Der Rest war Routine.“

„Deutschland verkommt in Gewalt, Mord und Totschlag“, schnauft Corinna Müller. Sie zündet eine Filterlose an. „Wie lange geht deine Schicht heute?“

„Ich bin pünktlich zum Abendessen daheim, Schatz.“

Die Frau zeigt die Wangengrübchen, die er seit fünfzehn Jahren an ihr liebt. „Soll ich dir Frühstück machen?“

Peter Müller lächelt verschmitzt. „Nicht nötig. Ich fahr‘ noch an dem Laden vorbei. Dort habe ich Kaffee frei bis an mein Lebensende.“

Schließlich zieht er die rote Uniform an, die sie so geil an ihm findet, und verlässt das Haus am Rande der Stadt. Er hofft auf einen ruhigen Tag und weiß, dass er enttäuscht werden wird.

2. Peter Müller

Anno Domini 2046.

Es ist ein grau bewölkter Tag, mitten in Deutschland, im Herzen von New Europe.

Peter Müller ist leitender Polizeibeamter der neu gegründeten Abteilung für Kapitalverbrechen Levelstufe acht bis zehn. Der hagere Mittdreißiger, dessen stoppeliges Gesicht mit den dunklen Augenringen nicht zu einem frisch erholten Eindruck beiträgt, beißt in einen zuckersüßen Donut hinein. Sein Auto zuckelt die überfüllte Umgehungsstraße entlang. Die Einsatzzentrale hat ihn vor wenigen Minuten über das dienstliche Com-Phone an einen Tatort befohlen. Nachdem er den Bordcomputer mit den Adressdaten bestückt hat, schaltet der Polizist auf den Autopiloten um. Laut Displayanzeige würde er das Fahrziel in vierzehn Minuten und achtzehn Sekunden erreichen.

Zeit für einen Donut und einen Kaffee in einem Pappbecher!, denkt er.

Peter Müller liebt altmodisch aufgebrühten Arabica-Kaffee, auch wenn dieser von heute eindeutig zu lauwarm ist. Die praktischen Koffein-Tabletten, die seine Kollegen zum Frühstück einwerfen, lehnt er kategorisch ab. Nein, für ihn geht nichts über einen aromatischen Gourmet-Kaffee der Marke Bendermann’s Basics. Die Nobelmarke ist zwar sündhaft teuer, doch in seiner gehobenen Position verdient der Familienvater nicht schlecht. Die Währungsreform nach dem Dritten Weltkrieg im damaligen Europa hat ihn wie jeden anderen Bürger finanziell hart getroffen. Nach den Konflikten und der Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation ist Peter in einen Aufwind geraten. Die Neugestaltung des Kontinents und die Umstrukturierung Deutschlands hat für den erfahrenen, erfolgreichen Polizisten durchaus seine Vorteile mit sich gebracht. Heute: Mit einem monatlichen Grundbezug von 460,--NDM (Neue Deutsch Mark) kann er sich mehr leisten, mehr gönnen als die Offiziellen in den mittleren und unteren Dienstgraden.

Dafür mache ich mir die Hände besonders schmutzig und blutig!, pflegt er im Freundeskreis gerne und oft zu sagen, wenn man ihn auf seinen überdurchschnittlich guten Verdienst anspricht. Kapitalverbrechen der Levelstufe acht bis zehn sind eben keine Standardangelegenheiten.

Der 35-jährige Beamte stellt seinen leer getrunkenen Pappbecher in die Getränkehalterung hinein. Im Vorbeifahren nimmt er einige Häuserruinen, ausgebrannte Überbleibsel des Krieges, wahr. Eine Gruppe von ältlich wirkenden Trü-Me räumt dort Steine und Geröll auf schwebende Schubkarren, die von fliegenden Hilfsdrohnen gesteuert werden. Trü-Me ist die offizielle Bezeichnung für diese Trümmer-Menschen, meist arme, aber leistungsfähige Unterschichtler, die alles Verwertbare aus den zerstörten Gebäuden herausholen. Peter Müller beißt erneut in den leckeren Donut hinein und lässt die Trü-Me einfach Trü-Me sein.

Eine Viertelstunde später rollt der knallrote Elektro-Dienstwagen summend in die Slums der dicht bebauten Zwölf-Millionen-Großstadt hinein. Hier leben die annähernd Mittellosen, eingepfercht in einem Ghetto aus Beton und Trostlosigkeit. Abfall und Dreck kennzeichnen das Bild der Straßen. Penner lungern um brennende Blechtonnen herum, wärmen sich auf, trinken dazu billigen Absinth oder irgendein anderes häufig blind machendes alkoholisches Gesöff. Einer der Verwahrlosten sieht den Polizeiwagen vorbeifahren und streckt einen Mittelfinger hoch. Im nächsten Moment kotzt der Mann etwas Breiiges an die mit Graffiti bemalte Häuserwand.

Der Gute hat wohl zu viel des Schlechten intus!, überlegt der Polizist und vergisst den Gedanken gleich wieder.

Der Bordcomputer gibt ein akustisches Signal von sich. Das elektrisch betriebene Fahrzeug parkt daraufhin selbstständig ein. Peter Müller ist am Ziel angekommen: Konrad-Sachmann-Straße. Freaks haben mit einer Sprühdose den Namen Sachmann in Sackmann umbenannt und die vereinfachte Darstellung eines erigierten männlichen Geschlechtsteils hinzugemalt. Peter hasst diese Schmierfinken. Doch die sind im Fokus der Fußstreifen, also im Wirkungsbereich der unteren Dienstgrade.

Der Polizist verlässt sein Auto, verriegelt die Fahrertür mit dem rechten Daumenabdruck auf dem Fingerscanner des Türgriffs.

Vor dem tristen, mit unzähligen Rissen durchzogenen Wohnblock Nummer sechs parken zwei Dienstfahrzeuge seiner Abteilung. Peter erkennt das Kennzeichen seines Kollegen Hannes Ruppmann, der ihm direkt unterstellt ist. Das andere Fahrzeug, ein Kombi mit getönten Scheiben, gehört zur Forensischen Sektion.

Einige Schaulustige diskutieren unüberhörbar am Eingang zum Häuserblock. Als der Polizist mit seiner auf Passform geschneiderten roten Dienstuniform die verdreckten Klingelknöpfe anschaut, raunzt neben ihm eine faltige Frau, die wie ein verwildertes Großmütterchen aus einem Kindermärchen wirkt: »Der Krepierte is’ im sechsten Stock, Wohnung sechs! Volz heißt das alte Dreckschwein!«

Peter Müller bedankt sich mit einem wortlosen Nicken. Er bemerkt, dass der Alten einige Frontzähne fehlen. Ihre Hände sind mit offenen Schrunden übersät, aus denen dicker Eiter trieft.

»Den Tod hat er verdient – und die Hölle dazu!«, krächzt die Frau ihm hinterher, während er die dreckigen Stufen des Treppenhauses hinaufsteigt.

3. Der kopflose Sünder

Leere Flaschen und offene Müllsäcke liegen auf den Fluren der Stockwerke. Überall stinkt es ein wenig nach Urin, Feuchtigkeit und Fäulnis, auch nach tierischem oder menschlichem Kot. Eine weitere Gruppe, wahrscheinlich angrenzende Mieter des sechsten Stockwerks, steht vor der Wohnung Nummer sechs und gafft durch den Türspalt. Peter Müller drängt sich mit den scharfen Worten »Polizei, Platz machen!« durch die Leute. Wegen der roten Uniform ist die Nennung des Wortes Polizei nicht notwendig. Die Personen glotzen ihn aus ungepflegten, teilweise kranken Gesichtern an. Peter bahnt sich grob den Weg zur Wohnungstür. Die Mieter, die ihn umringen, dünsten mitunter entsetzlich ungewaschen, manche stinken nach hochgradiger Zahnfäule. Der Polizist hält den Atem an, kämpft gegen einen Würgereflex, schlüpft rasch unter dem Polizeiabsperrband durch – und ist endlich drin. Hier schnauft er erstmal tief durch, obwohl die durchdringenden Gerüche in der Mietwohnung nicht angenehmer sind als der Gestank auf dem Flur vor der Tür und im Treppenhaus des Wohnblocks. Am Küchentisch sitzt ein blasser Junge. Peter schätzt ihn auf vierzehn, vielleicht fünfzehn. Der Jugendliche hat Handschellen an den Gelenken. Ihm gegenüber hockt eine Polizistin, eine brünette Frau namens Hannah Pflüger. Sie hat ein Com-Phone in der Hand und ist mit dem Jungen in einem Zweitgespräch. Hannah wirkt ernst, hat sogar ein wenig Furcht in den Augen, wie Peter Müller feststellt. Die Kleidung des Teenagers und die zitternden Hände sind verdreckt, über und über mit stellenweise trockenem, teilweise noch schmierigem Blut voll. Peter nickt Hannah zur Begrüßung zu. Besorgt blickend nickt sie zurück.

Der Polizist geht weiter nach hinten, schreitet in einen düsteren Flur hinein. Auf dem abgewetzten Dielenboden liegt von fetten Blutspritzern umgeben ein langes Fleischermesser. Ein Forensiker macht ein Foto. Ein Lichtblitz erhellt kurz den gesamten Flur. Neben dem mit Blut benetzten Messer steht ein Pappschildchen mit einer handschriftlichen Notiz Waffe Nummer zwei.

Peter Müller tritt an ein halb geöffnetes Zimmer heran, aus dem Blitzlichter zucken und männliche Stimmen zu vernehmen sind. Er hört Hannes Ruppmann sprechen. Sein Kollege ist an Tatorten immer sehr gereizt und schnell genervt. Peter tritt ein. Es ist das Schlafzimmer des Vaters. Hier riecht es stark nach Blut. Ein zweites Messer, ein kleineres als im Wohnungsflur, befindet sich vor dem Bett. Daneben liegt ein abgeschnittener Penis, auf dem sich erste Fliegen laben. Ein Beamter fotografiert die nackte Leiche, deren Kopf auf dem Nachttisch thront.