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Als Rudi Gabinsky nach einer abendlichen Skatrunde zurück zu seiner Schrebergarten-Parzelle schwankt, sieht er plötzlich eine fliegende Untertasse am Himmel! Anfangs glauben die Kleingärtner ihm kein Wort, doch die Ankunft des Hobbyastronomen und UFO-Forschers Joachim Nebel macht selbst ärgste Skeptiker stutzig. Bevor aber auch nur ein einziges UFO landen kann, wird Nebel im Geräteschuppen der Anlage gefunden - mit einer Sense erstochen. Waren das etwa auch Aliens? Nele und Erik bezweifeln es doch sehr und machen sich auf die Suche nach einem durch und durch irdischen Täter.
Über die Serie:
Willkommen im Kleingartenverein Hortensia - Mord gedeiht hier prächtig!
Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal "Stiefmütterchens Rast" aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s - der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber Mord ist nicht so sein Hobby.
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhaltsverzeichnis
Über diese Folge
Titel
KAPITEL 1
Impressum
Cover
Inhalt
Grußwort des Verlags
Über diese Folge
Blut und Blümchen – Die Serie
Titel
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
In der nächsten Folge
Über den Autor
Weitere Titel des Autors
Impressum
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Als Rudi Gabinsky nach einer abendlichen Skatrunde zurück zu seiner Schrebergarten-Parzelle schwankt, sieht er plötzlich eine fliegende Untertasse am Himmel! Anfangs glauben die Kleingärtner ihm kein Wort, doch die Ankunft des Hobbyastronomen und UFO-Forschers Joachim Nebel macht selbst ärgste Skeptiker stutzig. Bevor aber auch nur ein einziges UFO landen kann, wird Nebel im Geräteschuppen der Anlage gefunden – mit einer Sense erstochen. Waren das etwa auch Aliens? Nele und Erik bezweifeln es doch sehr und machen sich auf die Suche nach einem durch und durch irdischen Täter.
Willkommen im Kleingartenverein Hortensia – Mord gedeiht hier prächtig!
Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal »Stiefmütterchens Rast« aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut’s – der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber nicht unbedingt mit einer Spürnase gesegnet.
CHRISTIAN HUMBERG
DER MÖRDER, DER VOM HIMMEL FIEL
Kleine grasgrüne Männchen
Die Klingen waren scharf und schnell. Mühelos verrichteten sie ihre Arbeit, kannten keine Gnade. Was sie durchtrennten, fiel achtlos zu Boden.
Nele Blum seufzte. »Ist das wirklich richtig? Ich dachte, was wir hier tun, wäre verboten.«
Ihre Begleiterin schüttelte den Kopf. »I wo«, sagte Renate Schultz. »Das sind unsere Obstbäume, Blümchen. Die können wir beschneiden, wann immer wir wollen.«
»Genau da bin ich mir ja nicht sicher«, gestand Nele. Die Einunddreißigjährige runzelte die Stirn. »Heißt es nicht immer, das müsse man im Frühjahr erledigt haben? Spätestens bis April, wegen des Naturschutzes und so?«
Es war keineswegs April, sondern ein recht durchwachsener Vormittag im Hochsommer. Nele und Renate befanden sich auf der Kleingartenanlage Hortensia im Bergischen Land, die ihrer beider Lieblingsort war. Die Ex-Städterin Nele hatte dort vor einigen Wochen das Vereinslokal ihrer geliebten Großeltern aus seinem Dornröschenschlaf gerissen und neu eröffnet. Schultz, die einige Jahre älter war, gehörte zum harten Kern der Hortensianer, wie die Kleingärtner sich nannten, und bewirtschaftete eine der vielen Parzellen gemeinsam mit ihrem Mann Ottmar. Und in einem hatte sie durchaus recht: Es waren ihre Bäume.
»Ottmar hat sich da schlaugemacht«, sagte sie gerade und setzte ihre Bypass-Schere an einem weiteren kleinen Ast an. Ein schneller Schnitt, und schon war der Ast Geschichte. »Er hat sogar bei irgendwelchen Ämtern angerufen und nachgefragt. Du weißt ja, wie er ist, wenn er sich in ein Thema vertieft – so gründlich wie der Papst beim Evangelium.«
Nele lachte leise. Ottmar Schultz, Frühpensionär und ehemaliger Bahnbeamter, war eine Seele von Mensch, doch er konnte auch ganz schön stur und pingelig sein. Sein Name war da das perfekte Beispiel, buchstabierte er ihn doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit, damit niemand ihn falsch schrieb. Auch deshalb nannten die Hortensianer ihn nur noch »Tehzett«.
»Und die haben ihm gesagt, dass man Obstbäume auch im Sommer schneiden kann«, fuhr Renate fort. »Vorausgesetzt man macht es richtig und achtet auch auf die Tiere und so weiter. Darauf, dass man keinen Vögeln ihren Lebensraum nimmt. Die Bäume heilen im Sommer sogar besser als zu jeder anderen Zeit im Jahr. Im Winter ist es dafür viel zu feucht.«
Nele brummte zustimmend. Was Renate da sagte, klang logisch – zumindest für sie und ihre Laienohren. Und irgendwelche Vögel oder Eichhörnchen hatte sie in Tehzetts Birnbaum tatsächlich noch nie gesehen.
Dabei komme ich hier quasi täglich vorbei, dachte sie. Die wären mir aufgefallen.
Die Obstbäume standen am Rand der Parzelle. Man sah sie schon vom Weg aus, der jenseits der Hecke quer durch die Anlage führte. Neles Haus, in dessen Erdgeschoss sich das Lokal Stiefmütterchens Rast befand, lag nur einen Katzensprung weit entfernt.
»Von daher«, meinte Renate, »brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir tun das Richtige – auch für die Bäume.«
Wieder ließ sie die kleine Bypass-Schere sprechen. Ein weiterer winziger Nebentrieb fiel ins Gras, für störend befunden und entfernt.
»Wo ist Tehzett überhaupt?«, wunderte sich Nele. Genau wie Renate stand auch sie auf einer kleinen Trittleiter. Sie hatte gute Sicht auf die gesamte Kleingartenparzelle – auf die Blumenbeete, das Gemüse und sogar das kleine Gewächshaus neben der Laube. Von Renates schlechterer Hälfte sah sie keine Spur. »Wollte der nicht helfen?«
Renate lachte. »Und ob. Das alles war sogar seine Idee. Und jetzt?« Sie deutete auf die Laube. »Jetzt schläft der seinen Rausch aus. Wirklich eine Schande, findest du nicht auch? Wir fragen dich extra, ob du uns unterstützen kommst, und dann fällt Ottmar aus.«
»Och, das macht doch nichts.« Nele winkte ab. »Ich helfe gern.«
»Trotzdem«, beharrte ihre Begleiterin. »Das ist regelrecht peinlich. Andere Leute herzubitten und dann selbst mit Abwesenheit zu glänzen? Das macht man nicht. Ich habe ihn gewarnt, Blümchen. Wirklich. Schon gestern Abend, als er meinte, er wolle kurz rüber zu Bohnen-Karl. Schon da habe ich gesagt: ›Ottmar, denk an die Obstbäume.‹ Und was war? Selbstverständlich kam er so betrunken zurück, als hätten Karl und er nur an Obstler gedacht und nicht an Bäume. Ganze zehn Minuten lang habe ich vorhin versucht, ihn zu wecken. Aber da ist Hopfen und Malz verloren, Blümchen. Wenn mein Ottmar einmal schläft, dann schläft er.«
Nele nickte. Eigentlich war es verboten, auf dem Gelände der Hortensia zu übernachten. Doch die wenigsten Laubenbesitzer hielten sich dauerhaft daran, und die Vereinsleitung sah gnädig über derartige Verstöße hinweg – zumindest beim harten Kern.
»Das macht nichts«, sagte sie. »Wir bekommen die Bäume auch im Alleingang beschnitten. So lange du mir nur immer genau sagst, was zu tun ist. Ich selbst wüsste nämlich echt nicht, welcher Ast bleiben darf und welcher …«
Sie wollte den Satz gerade beenden, da fiel ihr eine Person auf, die in einigen Metern Entfernung um eine Zierhecke bog. Niemand Geringeres als Hortensia-Präsidentin Ursula »Uschi« Gabinsky kam den Weg zwischen den Parzellen entlang – und das um diese Uhrzeit.
»Nanu?« Auch Renate war die Präsidentin aufgefallen. »Uschi an einem Vormittag? Da stimmt doch was nicht.«
Die Mittvierzigerin Gabinsky arbeitete im nahen Dorf Schönrath an der Kasse eines kleinen Tante-Emma-Ladens. Als zweifache Mutter hatte sie eigentlich immer gut zu tun, fand in ihrer Freizeit aber dennoch die Muße, sich auch um die Hortensia zu kümmern – und das mit vollem Einsatz. Es geschah nur sehr wenig auf diesen Parzellen, von dem Gabinsky nichts wusste. Drüben im Dorf sah das ähnlich aus.
»Uschi?«, wandte Nele sich an den Neuankömmling. »Ist alles okay? Was machst du hier?«
Gabinsky hatte Tehzetts Gartentor erreicht. Nele sah, dass sie erstaunlich blass im Gesicht war. Selbst das Make-up, an dem die Präsidentin nie sparte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen.
»Ach, Blümchen.« Gabinsky seufzte. »Ich weiß auch nicht so recht, was ich hier soll. Dieser törichte Rudi und seine Geschichten …«
Rudi Gabinsky war ihr Ehemann und der Vater ihrer zwei schulpflichtigen Jungs. Nele kannte ihn flüchtig.
»Hat er was ausgefressen?«, fragte Renate. Genau wie Nele, kam auch sie von ihrer Trittleiter herunter und ans Tor. »Genau wie meiner? Diese Männer kann man echt keine Sekunde aus den Augen lassen.«
»Na ja«, meinte die Präsidentin. »Ausgefressen würde ich nicht sagen. Zumindest nicht zwingend. Er meint, er hätte etwas gesehen. Letzte Nacht, hier auf der Anlage.«
Oh, oh.
Neles Fingerkuppen begannen zu kribbeln. Sie ahnte schon, worauf das hier hinauslief. Aus unerfindlichen Gründen war die Kleingartenanlage Hortensia das reinste Mörderparadies. Gefühlt alle paar Wochen stolperten die Gartenfreunde über eine neue Leiche, und Nele unterstützte den Dorfpolizisten Erik Gertner meist bei der Ermittlungsarbeit. Gertner war ebenso sympathisch wie attraktiv, mit rätselhaften Morden aber schnell überfordert. Seltsamerweise fielen Rätsel der Einunddreißigjährigen jedoch leicht, weshalb sie und Gertner einander perfekt ergänzten.
Das ist ein neuer Mord, wollen wir wetten?, zuckte es Nele nun durch den Kopf. Rudi hat eine Leiche entdeckt.
»Könnt ihr kurz mitkommen?«, bat die Präsidentin. »Er sitzt drüben bei Kartoffel-Paul. Dann erzählt er es euch. Vielleicht habt ihr es ja auch gesehen oder könnt es ihm ausreden.«
Sofort willigten die beiden Frauen ein. Die Parzelle von Kartoffel-Paul, dessen richtigen Namen nicht einmal Gabinsky kannte, lag recht mittig im Herzen der Hortensia. Dort züchtete der Siebzigjährige mit den silbergrauen Haaren die wohl beeindruckendsten Kartoffeln diesseits des Rheins. Seine Ernten waren legendär und Pauls ganzer Stolz. Auch zu seinem Garten gehörte eine kleine Laube, und als Nele mit ihren Begleiterinnen eintraf, saß Kartoffel-Paul vor dieser im Schatten, Rudi Gabinsky an seiner Seite.
Wo die Präsidentin blass gewirkt hatte, war Rudi weiß wie eine Wand. Ein dünner Schweißfilm klebte an seiner Stirn, und seine Bewegungen waren eigenartig fahrig. Fast hätte Nele ihn für krank befunden, doch sie spürte, dass da mehr sein musste. Was in aller Welt war diesem Mann widerfahren?
»So, Rudi«, sagte Kartoffel-Paul gerade. Er hatte ein paar Schnapsgläser auf den kleinen Klapptisch neben Rudi Gabinsky gestellt und goss nun – ungeachtet der Uhrzeit – klare Flüssigkeit hinein. Aus einem Einmachglas. »Jetzt nimm erst mal einen kräftigen Schluck. Deine Nerven brauchen das.«
»Was gibst du ihm da, Paul?«, fragte Uschi. Sie klang skeptisch.
Kartoffel-Paul winkte ab. »Nur vom Feinsten, Gaby. Keine Sorge. Dein Männe muss zu Kräften kommen. Der ist ja das reinste Wrack. Hier, wollt ihr auch?«
Er reichte weitere Gläser in die Runde. Nele roch an dem Getränk. Wie befürchtet, schien es mächtig stark zu sein – und durch und durch alkoholisch.
»Kartoffelschnaps?«, vermutete Renate.
Der Gastgeber nickte stolz. »Vom letzten Herbst. Meine Grüne Annelise eignet sich hervorragend fürs Schnapsbrennen. Die gibt das beste Stöffchen ab.«
Uschi runzelte die Stirn. »Grüne Annelise? Meinst du nicht Blaue?«
Kartoffel-Paul zwinkerte ihr zu. »Nur Amateure brennen mit den herkömmlichen Sorten. Bei mir bekommt ihr Schnaps aus Kartoffeln, für die der Rest der Welt noch gar nicht reif ist! Zum Wohl, zusammen!«
Er setzte sein Glas an und leerte es in einem Zug. Auch Rudi Gabinsky trank sofort und sichtbar willig.
Ich hoffe, ich überlebe das, dachte Nele und nahm – ganz vorsichtig – einen winzigen Schluck.
Dann hustete sie. Und gleich noch mal, nur lauter.
»Aaah.« Kartoffel-Paul seufzte wohlig. »So, Rudi. Geht’s schon besser? Falls ja, leg gern noch mal los. Die Damen wollen die Geschichte bestimmt ebenfalls hören. Sie ist ja auch wirklich faszinierend. Wo warst du, als die Aliens kamen?«
Nele riss die noch immer tränenden Augen auf. »Die was?«
Doch Rudi Gabinsky war bereits in seine Erinnerungen gestartet.
»Es war so gegen Mitternacht«, sagte er. »Ich kam vom Kartenspielen, drüben bei Bohnen-Karl in der Laube. Dein Mann war auch da, Uschi. Wir … Na ja, wir hatten einen über den Durst getrunken. Das gebe ich offen zu. Aber es hat nichts mit dieser Geschichte zu tun, das schwöre ich euch. Ich hatte keine Halluzinationen oder so, ja? Das war alles echt. Jedenfalls ging ich den Weg entlang, vorbei an den Gärten. Es war kalt geworden, das weiß ich noch. Echt überraschend kalt. Und ich ärgerte mich, denn ich hatte zu Fuß bis nach Hause gehen wollen, und ihr wisst ja, dass es noch ein Stück Weg bis nach Schönrath ist. Mir war klar, dass ich frieren würde. Was ist das auch für ein Wetter in dieser Woche?
Aber ich schweife ab. Ich ging also den Weg entlang, immer weiter in Richtung Ausgang der Kleingartenanlage. Ich kam auch bei dir vorbei, Blümchen. Hinter deinen Fenstern war alles dunkel. Und überhaupt war es stockfinster auf der Hortensia. Nirgends brannte mehr ein Licht, nicht einmal ein Lagerfeuer. Und immer mal wieder zogen dichte Wolken am Mond vorbei. Dann war auch dessen Licht futsch, und man sah die Hand kaum noch vor Augen. Ich sah die ohnehin nur verschwommen, das gebe ich gern zu.«
Dankbar griff er nach seinem Glas, das Kartoffel-Paul ihm unaufgefordert gefüllt hatte. Einmal mehr leerte er es in einem Zug und ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ich ging also so vor mich hin«, fuhr er fort, »und auf einmal fiel mir der Nebel auf. Der kam ganz plötzlich, wirklich von einem Augenblick zum nächsten. Vom See, klar, aber auch von überall sonst. Es kam mir vor, als stiege der einfach aus dem Boden hoch. Hatten wir jemals solch seltsamen Nebel hier auf der Anlage? Ich glaube nicht. Und nennt mich ruhig verrückt, aber da war etwas in dem Nebel. Etwas ganz Seltsames. Etwas, das ich nur umrisshaft erkennen konnte … oder erahnen.
Ich bin kein Feigling, da könnt ihr jeden fragen. Ich fürchte mich vor nichts und niemandem. Aber in dem Moment, letzte Nacht? Da ging mir die Muffe.
›Hallo?‹, hab ich gerufen. ›Ist da wer?‹
Doch die Umrisse im Nebel haben gar nicht auf mich reagiert. Sie schienen meine Worte nicht gehört zu haben … oder nicht hören zu können. Das weiß ich noch, wie ich das plötzlich dachte. Rudi, dachte ich mir, was ist, wenn die da vorn gar keine Ohren haben wie Menschen?
Ist ein bescheuerter Gedanke, das weiß ich. Völlig absurd hört der sich an. Auch für mich. Aber ich schwöre euch: Letzte Nacht kam er mir völlig logisch vor – und völlig passend. Ich war komplett überzeugt, dass das da im Nebel keine Menschen sind.«
»Du warst komplett betrunken«, warf seine Gattin ein.
Rudi schüttelte den Kopf. »Dachte ich auch, ehrlich. Am Anfang dachte ich das. Selbst als ich die Schemen im Nebel sah, hatte ich noch Zweifel. Aber dann … Dann kam dieses fliegende Ding!«
Schon wieder griff er zum Schnapsglas. Seine Hände zitterten dabei, stärker noch als seine Stimme. Was immer er da erzählte, er glaubte fest daran.
»Ich hörte es, bevor ich es sah«, setzte er seinen Bericht fort. »Ein Geräusch, wie ich es noch nie gehört hatte. Ein Brummen und Zischen, ganz gespenstisch klang das. Und es kam von direkt hinter mir.
Sofort wirbelte ich herum. Ich weiß noch, dass ich geschrien habe und abwehrend die Arme hochriss. Dabei muss ich irgendwie das Gleichgewicht verloren haben, denn ich taumelte plötzlich rückwärts – einen Schritt, dann zwei weitere. Und mit einem Mal lag ich im See.«
Der See grenzte direkt an die Kleingartenanlage, wusste Nele. Auch ihre Bleibe, das Stiefmütterchens Rast, lag direkt an seinem hübschen Ufer. Dass jemand dort ins Wasser gestolpert wäre, hatte sie noch nie gehört.
»Ihr könnt euch sicher vorstellen«, sagte Rudi, »wie eisig der um die Uhrzeit ist. Ich war wirklich stocknüchtern, spätestens dann und von einem Augenblick auf den nächsten. Als ich prustend auftauchte, war von dem Alkohol echt nichts mehr zu spüren.
Aber das Geräusch war noch immer da. Mehr noch: Es war lauter geworden, wurde immer noch lauter! Ich bekam es einmal mehr mit der Angst zu tun, Leute. Erst recht, als ich den Kopf hob und endlich sehen konnte, woher dieses unheimliche Geräusch stammte!«
»Jetzt mach’s nicht noch spannender, Rudi«, murmelte Renate Schultz. Fragend und ein wenig unsicher sah sie Nele an, dann wieder zu dem zitternden Mann der Präsidentin. »Woher kam es?«