Bodyguard - Deanna Lee - E-Book

Bodyguard E-Book

Deanna Lee

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Beschreibung

Sein Körper beschützt sie, doch sie verlangt viel mehr. Nicht nur in ihrem Job hat Kunsthändlerin Jane Tilwell die Hosen an. Doch dann lernt sie Mathias Montgomery kennen, den neuen Sicherheitsbeauftragten der Galerie – groß, stark, charmant –, und plötzlich droht Jane der völlige Kontrollverlust. Mathias weiß, was er will, und lange kann Jane ihm nicht widerstehen. Eine hemmungslose Affäre beginnt, die Jane zurückführt zum dunkelsten Kapitel ihres Lebens …

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Deanna Lee

Bodyguard

Erotischer Roman

Aus dem Englischen von Meike Wolff

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Sein Körper beschützt sie, doch sie verlangt viel mehr.

 

Nicht nur in ihrem Job hat Kunsthändlerin Jane Tilwell die Hosen an. Doch dann lernt sie Mathias Montgomery kennen, den neuen Sicherheitsbeauftragten der Galerie – groß, stark, charmant –, und plötzlich droht Jane der völlige Kontrollverlust. Mathias weiß, was er will, und lange kann Jane ihm nicht widerstehen. Eine hemmungslose Affäre beginnt, die Jane zurückführt zum dunkelsten Kapitel ihres Lebens …

Über Deanna Lee

Deanna Lee ist Autorin mehrerer erotischer Romane.

Inhaltsübersicht

Für Erica und ...1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel

Für Erica und Annette

1

Das Leben ist nicht fair. Tatsächlich spielt es mit gezinkten Karten, belügt und beklaut einen ständig, ohne einen einzigen Gedanken an die Konsequenzen seines Handelns zu verschwenden. Da ich das weiß, sollte mich meine derzeitige Lage wirklich nicht so überraschen. Flach auf dem Rücken, unter einem mir unbekannten Mann.

Die Tatsache, dass er mir wahrscheinlich um mindestens 100 Pfund Lebendgewicht überlegen war, ließ jedes Bemühen, sich zu wehren, als Energieverschwendung erscheinen. Wie viele Minuten wohl vergangen waren, seit ich vor meiner Bürotür etwas gehört hatte und rausgegangen war, um nachzusehen? Ich hätte mich verstecken sollen, nachdem ich die Polizei gerufen hatte. Stattdessen schlich ich mich aus meinem Büro, entschlossen, dem Eindringling gehörig die Meinung zu sagen und ihn gleichzeitig mit einem Tritt in den Hintern in die Flucht zu jagen. Ich bin ansonsten aber nicht blöd, ehrlich nicht.

Der Mann hatte mich mühelos abgewehrt und warf mich zu Boden, als wöge ich nichts. Binnen weniger Sekunden war klar, dass jede Minute meines Trainings an der Polizeiakademie in Georgia sinnlos gewesen war und ebenso die Stunden, die ich beim Kickbox-Unterricht verbracht hatte. Der Mann, wer immer er auch sein mochte, hatte mir nicht mehr weh getan als nötig war, um mich zu überwältigen, und jetzt verkniff er sich spürbar jegliche Regung, die auf seinen Gemütszustand schließen lassen könnte.

Er war gut gebaut, feste Muskeln und ein schlanker, warmer Körper bedeckten mich fast völlig. Es war, für ein paar Sekunden, sogar irgendwie aufregend gewesen. Dann setzte, denn ich bin ja normal im Kopf, die Panik ein. Unter einem Mann zu liegen ist immerhin eine der verletzlichsten Situationen, in der sich eine Frau überhaupt befinden kann. Ich fühlte mich jeder nur erdenklichen physischen Bedrohung ausgesetzt. Und doch hatte er bislang nichts anderes getan, als mich zu Boden zu drücken und ungehalten zu knurren.

«Wenn Sie versprechen, mich nicht zu schlagen, denke ich, wir könnten beide aufstehen, ohne einander weiteren Schaden zuzufügen.» Seine Stimme drang sanft in mein Ohr. Eine Sekunde lang dachte ich, dass seine Lippen mein Ohrläppchen berührt hätten.

Ich holte tief Luft und drehte meinen Kopf abrupt vom Klang seiner Stimme weg. In dem stockfinsteren Raum bot mir selbst meine Ortskenntnis keinerlei Vorteile. Ich warf einen Blick auf seine Taschenlampe; sie lag in einiger Entfernung von uns auf dem Boden und leuchtete, natürlich, in die entgegengesetzte Richtung.

«Ich werde Ihnen jetzt mit voller Wucht ins Gesicht schlagen.» Bereits beim Gedanken daran ballten sich meine Finger zu einer festen Faust.

«Lady, Sie strapazieren meine Geduld.» Er erhob sein Gesicht über meines und seufzte.

Seine Geduld strapazieren? Er nagelte mich hier am Boden fest und ich sollte diejenige sein, die ihn nervte? «Der letzte Mann, der so viel Zeit auf mir verbracht hatte, hat wenigstens den Versuch unternommen, mich glücklich zu machen.» Ich bäumte mich unter ihm auf und gab dann ein mutloses Zischen von mir.

Der Mann wurde plötzlich ganz still und begann dann zu meiner großen Verblüffung zu lachen. «Jane?»

Dass er meinen Namen kannte, brachte wiederum mich für ein paar lange Augenblicke zum Schweigen. Wer zum Teufel war er, und warum schien er mich so gut zu kennen, dass er sogar meinen Vornamen wusste? «Gehen Sie, verdammt nochmal, runter von mir.» Ich versuchte meine Hände zu befreien und ihn von mir herunterzustoßen. Es war, als würde ich mich bemühen, eine Wand zu versetzen.

«Versprechen Sie, mich nicht zu schlagen», forderte er, und seine Stimme klang dabei mit einem Mal sanft und belustigt.

«Gar nichts werd ich versprechen. Sie brechen an meinem Arbeitsplatz ein, schleichen hier herum wie ein Dieb, halten mich auf dem Fußboden fest … und dann erwarten Sie ernstlich, dass ich Sie nicht schlage?» Ich würde ihn verprügeln und das auch noch genießen.

«Ich schleiche nicht herum wie ein Dieb. Wenn ich das getan hätte, würden Sie gar nicht bemerkt haben, dass ich hier bin», antwortete er, während in seiner Stimme so etwas schwang wie Enttäuschung und dann noch etwas, das fast wie peinliche Berührtheit klang.

«Aber eingebrochen sind Sie.» Warum zum Teufel stritt ich mich hier mit einem Dieb herum? «Was fällt Ihnen überhaupt ein, hier einzudringen! Diese Galerie ist eine gemeinnützige Einrichtung, und alle Erlöse fließen der Holman-Stiftung zu. Ich kann gar nicht fassen, wie jemand so niederträchtig sein kann, ein wohltätiges Projekt bestehlen zu wollen.» Als ich mich erneut von ihm zu befreien versuchte, zuckte ich zusammen und stöhnte auf, weil sich meine Hüfte bemerkbar machte. Ein stechender Schmerz schoss von meinem Hüftknochen durch meinen Oberschenkel bis hinunter ins Knie. «Sie tun mir weh.»

«Nein, Sie tun sich selbst weh», schnauzte er. «Und dass das klar ist: Ich habe in meinem Leben auch niemals nur eine einzige Sache gestohlen.»

«Überhaupt gar nichts?» Ich glaubte ihm das nicht einen Moment. Jeder hat mal irgendwo was geklaut.

«Niemals.»

«Büromaterial von der Arbeit?»

«Nein.»

«Süßigkeiten, als Sie fünf Jahre alt waren?»

«Nein.»

Bei diesem Spiel schlägt mich so leicht niemand. «Bei der Bank einen Kugelschreiber?»

«Ich … verdammt nochmal, Sie. Stifte von Banken zählen nicht.»

«Aber haben Sie dafür bezahlt?»

«Nein.»

«War da ein Schild, auf dem stand ‹Diebe, bitte bedienen Sie sich bei unseren Kulis›?»

«Nein», stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

«Dann erzählen Sie niemandem mehr solche Lügengeschichten. Sie haben nämlich doch was gestohlen», antwortete ich selbstgefällig.

«Ich bin kein Krimineller.»

«Sie sind in dieses Gebäude eingebrochen», erinnerte ich ihn, wobei mir klarwurde, dass ich es möglicherweise etwas zu weit mit ihm trieb.

«Ja. Das ist mein Job.» Er erhob sich von mir und zog mich unsanft in eine sitzende Position. «Sie heißen Jane Tilwell. Sie haben braunes Haar mit blonden Strähnchen, das Sie für eine Frau viel zu kurz geschnitten tragen, und blaue Augen. Außerdem sind Sie die stellvertretende Direktorin dieser Galerie.»

«Zu kurz geschnitten?»

«Das habe ich gesagt.»

«Mögen Sie die Strähnchen nicht?» Ich war sauer. Da hatte mich mein Friseur in einer schwachen Stunde erwischt.

«Ich mochte Ihre Naturfarbe jedenfalls lieber.»

«Bitte, aber wen zum Teufel interessiert überhaupt, was Sie denken?» Ich zerrte an einer meiner Hände und war überrascht, dass ich plötzlich frei war. Ich schlug ihm mitten ins Gesicht und hätte es sofort noch einmal getan, wenn er nicht meinen Arm gepackt hätte. «Lassen Sie mich los.»

Um mich zum Schweigen zu bringen, zog er mich abrupt nach vorn und fragte herausfordernd: «Wollen Sie nicht wissen, wer ich bin?»

«Nein. Ich will, dass Sie Ihren Arsch von mir runterbewegen.» Ich rammte ihm meine Arme in den Brustkorb, aber es half nichts. «Gehen Sie runter von mir.»

«Wir wären jetzt nicht in dieser Lage, wenn Sie mich nicht angegriffen hätten.»

«Ich habe mich verteidigt.» Na ja, das stimmte eigentlich nicht. Ich hatte ihn angegriffen, aber ich verteidigte damit ja die Galerie, und das war wichtig für mich, auch wenn es hirnrissig gewesen war, das zu tun.

«Sie haben für eine Sache Ihr Leben riskiert.» Er zerrte kurz an meinem Arm, so als ob er mich schütteln wollte. «Für eine Sache. Ein paar Kringel auf einem Stück Leinwand, die nur deshalb eine Bedeutung haben, weil ein paar reiche Schnösel dran glauben. Aber jeder weiß, dass mein fünfjähriger Cousin den Krempel gemalt haben könnte. Was haben Sie für ein Glück gehabt, dass ich kein Krimineller bin.»

«Unterstehen Sie sich, mir hier Vorträge zu halten! Sie wissen doch, verdammt nochmal, gar nichts über mich und wie wichtig dieser Ort für mich ist. Sie haben kein Recht, mir überhaupt nur erzählen zu wollen, wofür es sich lohnt zu kämpfen.» Ich versuchte mich loszureißen, konnte mich aber nicht aus seinem Griff befreien. «Außerdem halten Sie mich hier als Geisel fest. Aus meiner Sicht haben Sie damit der Straftat eines räuberischen Einbruchs auch noch das Vergehen der vorsätzlichen Freiheitsberaubung hinzugefügt.»

Er stand abrupt auf und zog mich innerhalb einer einzigen, atemlosen Sekunde auf die Füße. «Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Frau geschlagen, aber wenn Sie auch nur auf den Gedanken kommen sollten, mir Ihr Knie zwischen die Beine zu rammen, werde ich Sie k.o. schlagen müssen.»

«Ich werde Sie schon nicht in den Schritt treten.»

«Es beruhigt mich sehr, das zu hören.»

«Soweit ich das beurteilen kann, könnte Ihr Schwanz so ziemlich das Einzige sein, was für Sie spricht.» Ich befreite mich aus seinem Zugriff und hätte ihm dabei am liebsten einen Stoß versetzt, wenn er nicht von sich aus zurückgewichen wäre. Beinahe im selben Augenblick vermisste ich bereits die Wärme seines Körpers. Das war sehr irritierend. Ich hatte keinerlei Anlass, in dieser Weise über einen Kriminellen zu befinden. «Machen Sie das verfickte Licht an.»

«Hübsch gesagt.»

«Davon fällt mir noch mehr ein, Arschloch.» Und das wäre mir sicherlich auch. Dieser Mann hatte meine Welt in mehr als einer Dimension erschüttert, und dazu hätte ich ihm eine ganze Menge mitzuteilen.

Im Dunkeln und jetzt aus einer Entfernung von mehr als einem Meter, anstatt nur ein paar Zentimetern, konnte ich seine Bewegungen kaum mehr ausmachen, bis er schließlich die Taschenlampe aufhob. Ich beobachtete, wie sich der Lichtkegel zu seiner Linken über die Wand bewegte, bis er den Lichtschalter entdeckte.

Ich blinzelte in dem grellen Licht, als er ihn betätigte und ich zum allerersten Mal meinen Blick auf ihn richtete. Sein Schwanz war nicht das Einzige, was für ihn sprach. Er sah aus wie die Sünde. Dunkle, schokoladige Sünde. Er war mindestens einen Meter neunzig groß, und die dunklen Jeans, die er trug, schmiegten sich um seine schlanke, äußerst knackige Mitte.

Ich betrachtete sein Gesicht, nahm die ebenmäßigen Züge in mich auf, die vollen, aber männlichen Lippen und den sanften Schwung in seinen Augenwinkeln. Er war schön, und das brachte mich ganz aus dem Konzept. Welcher Mann braucht ein Gesicht wie ein Engel?

Dieser Mann war wahnsinnig attraktiv, aber selbst gutaussehende Männer können eine Klatsche haben. Ich wich ein paar Schritte von ihm zurück und sah mich um.

Wir befanden uns in der Mitte des ersten Stocks, wo Shamus Montgomerys neueste Ausstellung gezeigt wurde. Es war kein einziges Stück im Raum, das ich mir schnappen und als Waffe benutzen konnte, außer seiner Taschenlampe. Ich richtete meinen Blick darauf; fest hielt er sie in seiner Hand.

«Daran sollten Sie nicht mal denken.»

Ich begegnete seinem Blick und trat einen weiteren Schritt zurück. «Was also tun Sie hier, wenn Sie nicht vorhaben, etwas zu stehlen?»

«Ich erledige meine Arbeit, wie ich Ihnen schon zu erklären versuchte.»

Ich musste fast lachen. «Wer, zum Teufel, hat eine Arbeit, die es erfordert, in Kunstgalerien einzusteigen?»

«Mercy Rothell hat mich beauftragt, das Sicherheitssystem der Galerie zu überprüfen. Mein Name, Ms. Tilwell, ist Mathias Montgomery», sagte er und vermittelte mir diese Neuigkeit mit einer gewissen zurückhaltenden Arroganz, die so irritierend und, ja, anziehend war, dass ich es kaum ertragen konnte, ihn anzusehen.

Mathias Montgomery.

Klasse. Einfach klasse. Warum musste es, von allen vermeintlichen Einbrechern, die mir unter die Finger kommen könnten, ausgerechnet der ältere Bruder des künftigen Ehemannes meiner Chefin sein. Dies war einer jener Momente, wo ich mir wünschte, die Erde würde sich unter mir auftun und mich verschlingen. Wie oft hatte Mercy wohl in den vergangenen Wochen die Sicherheit des Gebäudes mit mir erörtert? Zu häufig, um es überhaupt noch zählen zu können, da sich diese Angelegenheit zu ihrem Lieblingsthema entwickelt hatte, seit sie Direktorin geworden war.

Und da James Brooks sie mehrfach hingehalten hatte, musste sie wohl drastischere Maßnahmen ergriffen haben. Ich hätte allerdings nicht geahnt, dass sie dabei auf die Idee eines getürkten Einbruchs verfallen könnte. Nun, jetzt war es ihr mit Sicherheit gelungen, seine Aufmerksamtkeit zu wecken.

«Ich wusste gar nicht, dass Sie schon in Boston sind.» Ich verzog mein Gesicht über den Eindruck der Schwäche, den ihm meine Worte vermitteln mussten.

Er zeigte mit einem Finger auf mich. «Sie können’s einfach nicht lassen –»

«Reden Sie nicht so mit mir. Ich bin eine verdammt erwachsene Frau, und wenn ich mir von einem Mann Vorhaltungen machen lassen wollte, der meint zu wissen, was gut für mich ist, dann hätte ich auch gleich zu Hause in Savannah und unter der Fuchtel meiner Brüder bleiben können. Und abgesehen davon habe ich gedacht, Sie seien ein Dieb.» Wenn ich etwas hatte, worüber ich mich aufregen konnte, ging es mir gleich besser. Ich machte meine Schultern gerade und blickte ihn wütend an.

«Warum? Weil alle Schwarzen Kriminelle sind?», fragte er herausfordernd, und seine Stimme klang beinahe beleidigt.

«Nein, Sie Esel, weil Sie heimlich in einer Kunstgalerie herumgeschlichen sind, dunkel gekleidet und mit einer Taschenlampe in der Hand.» Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, wütend, dass ich mich in die Defensive hatte drängen lassen, und guckte böse. «Glauben Sie eigentlich, dass alle Südstaatler Rassisten sind?»

«Natürlich nicht.»

Ich legte meinen Kopf schräg und sah ihn von oben bis unten an. Er war wirklich sehr hübsch – für ein Arschloch. «Ich habe die Polizei angerufen.»

«Na super.»

«Das ist, verdammt nochmal, Ihr eigener Fehler.» Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging weg. «Sie sollten zusehen, dass Sie sich ausweisen können, Mr. Montgomery, oder ich werde dafür sorgen, dass Sie in Handschellen abgeführt und wegen Hausfriedensbruchs, versuchten Diebstahls und Körperverletzung angeklagt werden.»

«Lady, Sie haben mich angegriffen!»

«Das wird nicht die Sicht der Dinge sein, wie ich sie schildere.»

Ich pirschte hinüber zu der Treppe, die zur Verwaltungsetage führte.

Er hatte ohne Zweifel bewiesen, dass es schlecht um die Sicherheit der Galerie bestellt war. Mehr als schlecht, was mich ziemlich fassungslos machte. Ich war ernstlich besorgt um meine persönliche Unversehrtheit in diesen Räumen. Wir hatten sechs Wächter am Tag und einen in der Nacht. Mit einem Ruck drehte ich mich um und sah ihn wütend an. «Was haben Sie mit Wendell gemacht?»

«Er ist nicht hier.»

«Wie bitte?» Ich versteckte meine Hände hinter dem Rücken, um zu vermeiden, dass ich sie in meine Hüften stemmte. Was für einen dramatischen Eindruck hätte das wohl gemacht?

«Euer sogenannter Sicherheitsbeauftragter hat den Parkplatz bereits vor mehr als zwanzig Minuten verlassen und ist seitdem nicht zurückgekehrt. Ich habe dieses Gebäude seit mehr als einer Woche beobachtet, und jeden Abend hat er dasselbe getan.» Er funkelte mich an, als sei das mein Fehler. «Sie haben bloß Glück gehabt, dass ich es war, der das so genau beobachtet hat und nicht jemand mit üblen Absichten.»

«Na klasse.» Ich zuckte zusammen, als ich die Sirenen hörte. Die Polizei hatte fast fünfzehn Minuten gebraucht, um hier aufzutauchen. «Nun, ich denke, da kann ich wirklich froh sein, dass Sie kein Krimineller sind.»

«Am besten rufen Sie jetzt wohl Mercy und den Besitzer an.»

Ja, wirklich. Diese Sache würde ich nie im Leben allein durchstehen. Niedergeschlagen stieg ich die Treppe hinauf, um in mein Büro zu gehen. Auf dem Treppenabsatz drehte ich mich noch einmal um und blickte auf ihn herunter. «Sie gehen besser nicht weg.»

«Das wäre mir nicht im Traum eingefallen.»

 

«Also, lassen Sie mich nochmal versuchen, das alles richtig zu verstehen.»

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits beide Hände vor meine Augen geschlagen. Zum dritten Mal musste ich jetzt wiederholen, was geschehen war, und diesmal war es für James Brooks – den Besitzer der Galerie und den einzigen Mann, von dem ich derzeit das Gefühl hatte, dass er mich irgendwie einschüchterte. Ich fühlte mich schrecklich, dass ich ihn enttäuscht hatte.

«Sie haben also, wieder mal, bis spät gearbeitet. Irgendwann bemerkten Sie, dass sich ein Fremder im Gebäude befinden musste. Anstatt Alarm auszulösen, die Polizei anzurufen und Ihre Tür abzuschließen – rufen Sie zwar die Polizei an, aber machen sich dann auf, um ihn auf eigene Faust zu stellen.»

«Ich habe gehandelt, ohne darüber nachzudenken.» Zuzugeben, dass ich etwas Dummes getan hatte, war nicht gerade eine meiner Stärken, und ich wusste, dass ich nicht annähernd so zerknirscht klang, wie es ihm lieb gewesen wäre.

«Allerdings, das haben Sie.»

Ich ließ meine Hände sinken und sah ihn an. «Es war ein Fehler.»

Er blickte finster drein, aber ich konnte erkennen, dass er viel mehr betroffen und besorgt als böse war. «In der Tat.»

«Mr. Brooks …»

«Sagen Sie nicht Mr. Brooks zu mir, Jane. Man hätte Sie umbringen können.»

«Aber man hat es nicht getan.»

«Das tut nichts zur Sache.» Er erhob sich von dem Sessel, auf dem er wie ein König gethront hatte, und sah mich mit finsterer Eindringlichkeit an. «Dieses Haus ist mir wichtig, und mindestens ebenso wichtig war es meiner Mutter. Sie hat diesem Ort ihr Leben gewidmet, und dasselbe tue ich, um ihrem Andenken Ehre zu erweisen. Nachdem ich das noch einmal betont habe, sage ich aber auch dies: Nichts an diesem Ort ist mir so wichtig wie das Leben der Menschen, die für mich arbeiten. Sollte jemals wieder etwas Ähnliches geschehen, so würde ich von Ihnen erwarten, sich zu verstecken und auf Hilfe zu warten. Haben Sie das verstanden?»

«Absolut.»

«Gut.» Er seufzte. «Jetzt wird Mercy kommen und sich um Sie kümmern, wie nur eine Frau es kann. Ich werde jetzt was trinken gehen, denn mit der Angst, die Sie mir eingejagt haben, haben Sie mich glatt zehn Jahre meines Lebens gekostet.»

«Ich bin eben nicht schwach.»

«Nein. Das sind Sie nicht.» Er lehnte sich über meinen Schreibtisch, streckte seine Hand aus und drehte mein Gesicht in seine Richtung, bis sich unsere Blicke begegneten. «Sie sind außerdem von ungeheurem Wert für mich, Ms. Tilwell. Merken Sie sich das.»

Ich lehnte mich in meinem Schreibtischsessel zurück und sah, wie er aus meinem Büro hinaus in die Empfangshalle ging. Er hatte mir glatt den Wind aus den Segeln genommen. «Verdammt.»

«Dass du immer fluchen musst.»

Ich sah auf und lächelte meiner Freundin und Vorgesetzten Mercy Rothell entgegen. «Hey.»

«Na, GI Jane, ich würde dir natürlich jetzt gern jede Menge Vorwürfe machen, wenn ich nicht wüsste, dass James es gerade getan hat.» Sie sah hinaus in die Halle, wo dieser gerade mit Mathias Montgomery sprach. «Du hast ihm einen ganz schönen Schrecken eingejagt.»

«Es war völlig hirnrissig, so zu handeln.» Als Zeichen dafür, dass ich mich geschlagen gab, hob ich meine Hände und ließ mich dann in meinen Stuhl zurücksinken.

«Akzeptiert.» Sie setzte sich auf den Sessel, den James eben verlassen hatte. «Na, und wie lange habt ihr beiden euch auf dem Fußboden herumgerollt?»

Ich wurde rot und biss mir auf die Lippen. «Mercy!»

«Was denn? Du hast also nicht mehrere Minuten wie hingegossen flach unter ihm gelegen?»

«Wenn du es sagst, klingt es richtig schlüpfrig.»

«Ich dachte ja nur mal so.»

«Ich hab geglaubt, er sei ein Krimineller.»

«Ein Krimineller zum Anbeißen, würde ich sagen.» Sie grinste. «Das Gute daran ist, dass James davon jetzt aufgerüttelt worden ist und bereits zugestimmt hat, dass wir die Sicherheitsmaßnahmen des Gebäudes verbessern und eine neue Sicherheitsfirma beauftragen.»

«Ich hab nicht wie hingegossen dagelegen.»

«So hat es aber geklungen.» Mercy lachte, als ich sie wütend ansah.

Ich blickte hinaus zu den beiden Männern. «Er ist wirklich hübsch.»

«Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass das wohl auf alle Montgomery-Männer zutreffen muss.»

«Warum hast du mir nicht erzählt, dass er hier sein würde?» Das klang jetzt irgendwie kindisch. Ich hasste es, beleidigt zu spielen; es stand in totalem Gegensatz zu dem Bild, das ich in meinem Inneren von mir hatte.

«Ich hab’s selbst nicht gewusst. Wenn er uns vorher gesagt hätte, dass er’s heute Nacht versuchen wollte, hätten wir vielleicht irgendwas anders gemacht. Eine ehrliche Einschätzung der Lage war wichtig, um unsere tatsächlichen Sicherheitsbedürfnisse zu bestimmen.»

Eine ehrliche Einschätzung. «Rückblickend betrachtet muss man sagen, dass er kein besonders guter Dieb wäre. Er hat einen Lärm gemacht, mit man dem Tote wecken könnte.»

Sie lachte. «Das wirst du ihm ja wohl kaum vorhalten, oder?»

«Als du und Shame über ihn gesprochen habt, hat keiner von euch beiden erwähnt, wie arrogant er ist.»

Mercy grinste. «Ich mag arrogante Männer ja irgendwie. Er war vier Jahre bei der Army und sechs Jahre beim FBI, bevor er in den Bereich der privaten Sicherheitsdienste wechselte; vielleicht verleiht ihm das so eine gewisse Aura. Er weiß eben, was er kann.» Sie stand auf. «Ich werd jetzt mal wieder nach Hause gehen und in mein Bett krabbeln. Wir sehen uns Montag.»

Immerhin hatte ich das ganze Wochenende vor mir, um mich zu erholen. Ich sah hinaus in die Empfangshalle, genau in dem Augenblick, als James sich mit einem kurzen Winken verabschiedete. «Hey, ich werde gemeinsam mit dir gehen.»

Mercy lachte. «Allerdings glaube ich, dass dein Dieb noch nicht ganz fertig ist mit dir.»

Atemlos beobachtete ich, wie sie sich liebevoll von ihrem zukünftigen Schwager verabschiedete und hinauseilte. Sie hatten mich wirklich mit ihm allein gelassen. Ich hatte den Eindruck, ich würde mir in Zukunft meine Arbeitgeber und meine Freundinnen besser aussuchen müssen.

Ich bemühte mich sehr, nicht in seine Richtung zu sehen, während ich meine Tasche nahm und mein Büro verlassen wollte. Er stand genau vor meiner Tür und ließ mich genau einen Schritt an ihm vorbeigehen, bevor er meinen Arm ergriff und mich zu sich umdrehte, bis ich ihn ansah.

«Mr. Montgomery, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich heute Abend bereits mehr männlicher Einflussnahme ausgesetzt war, als ich gewöhnlich hinzunehmen bereit bin.» Ich warf einen scharfen Blick auf seine Hand und sah ihn dann an. «Ist mein Haar wirklich zu kurz?»

«Shamus scheint das so zu sehen.» Er berührte sanft mein Kinn und drehte meinen Kopf. «Aber es passt gut zu Ihrem Gesicht.»

Ich trat einen Schritt zurück; seine Berührung war angenehm und eine zu große Gefahr für meinem Seelenfrieden. «Ich sollte jetzt gehen.»

«Lassen Sie mich Sie zu Ihrem Wagen begleiten.»

«Ich kann schon allein auf mich aufpassen.» Ich hob mein Kinn und sah ihn mit aller Entschlossenheit an, die ich aufbringen konnte. Bloß weil er mich herumgestoßen hatte, als würde ich fünf Pfund wiegen und mir damit unmissverständlich klargemacht hatte, dass ich nicht gegen ihn ankam, bedeutete das nicht, dass ich irgendeine Schwäche eingestehen würde.

«Ich weiß.»

Ich funkelte ihn kurz an. «Wollen Sie mir damit Ihre Herablassung zeigen?»

«Nein, das will ich nicht. Ich bin einfach schwerer als Sie und habe mich stärker gewehrt, als Sie erwartet haben. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass Sie jemand anderes zu Boden gezwungen hätten. Ich habe einfach zu viel Zeit mit einer Dienstmarke in der Tasche verbracht, um mir langsame Reflexe leisten zu können.» Er kam dichter an mich heran, hielt aber inne, als ich mich doch aufrichtete. «Ich habe Sie wirklich ziemlich aus der Fassung gebracht, oder?»

«Es passiert mir eben nicht jeden Tag, dass ein Mann mich umlegt, zu Boden wirft und rittlings auf mir sitzt, ohne auch nur im Entferntesten schwer zu atmen.» Ich verschränkte die Arme über meinen Brüsten. «Ich bin keine Zimperliese, müssen Sie wissen.»

«Das weiß ich.»

«Ich hab fünf Jahre lang Kickboxen gemacht.»

«Ja, und seien Sie sicher, dass ich das Ergebnis dieses Trainings bestimmt noch ein paar Tage lang spüren werde.» Er griff sich mit der Hand an seine linke Seite.

«Ich hab im Parkhaus am Ende der Straße geparkt.» Ich ging zu der Garderobe am Kopf der Treppe und griff nach meinem Mantel. Meine Finger kuschelten sich für einen Moment in die weiche Wolle, bevor ich ihn anzog.

Ich war nicht schwach, und ich hätte wirklich nicht erleichtert sein sollen, dass er mich zu meinem Wagen brachte. Aber davon abgesehen war ich wirklich froh darüber. Wenn ich das recht sah, war er bestimmt nicht der einzige Kriminelle, der dieses Gebäude im Visier hatte und meine Gewohnheiten studierte. Seit wann ging ich so unbedacht mit meiner eigenen Sicherheit um? Warum hatte ich überhaupt nicht bemerkt, dass Mathias die Galerie die ganze Zeit beobachtet hatte?

Zwar war ich schon seit sechs Jahren keine Polizistin mehr, aber selbst vor meiner Zeit bei der Polizei hatte ich meine Umgebung aufmerksamer wahrgenommen, als ich es jetzt tat. Mein Beruf hatte mich in vielen Bereichen weicher gemacht, das war mir klar. Wenn man nicht jeden Tag kriminellen Elementen ausgesetzt ist, wird einem die Gewalttätigkeit der Welt eigentlich nur am konkreten Fall bewusst, und jetzt hatte es eben mich erwischt.

Lange Zeit hatte ich es vermisst, Polizistin zu sein, aber über die Jahre war dieses Gefühl langsam vergangen und hatte in mir eine seltsame Erleichterung zurückgelassen. Die Erleichterung darüber, dass ich jeden Tag zur Arbeit gehen konnte und mir dabei nicht ständig Gedanken über den Tod machen musste. Und genau diese Erleichterung musste mich wohl blind und unaufmerksam gemacht haben.

2

Ich schloss meine Autotür auf und warf meine Tasche hinein. «Vielen Dank.»

«Kein Problem.» Er sah sich in dem Parkhaus um und schob dann die Hände in die Taschen seiner Jacke. «Ich denke, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass dies hier nicht der sicherste Ort zum Parken ist.»

«Nein, das ist mir schon klar. Ich hab mich auch schon ein paarmal beschwert.» Ich zuckte mit den Schultern. «Die Stadt interessiert das so lange nicht, bis mal jemand Wichtiges hier zur Brust genommen wird.»

«Politik ist ein schmutziges Geschäft.»

«Ich weiß. Und deshalb versuche ich auch, mich davon so fern wie möglich zu halten.» Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah hinab auf meine Schuhe. «Ich gehe davon aus, dass Mr. Brooks Ihrer Firma den Auftrag erteilen wird?»

«Ich habe die Möglichkeit, ein Angebot einzureichen», gab er kleinlaut zu. «Ich habe ehrlicherweise auch nichts anderes erwartet. Ich habe genug über James Brooks gehört, um zu wissen, dass er, selbst wenn er überraschend in eine Situation hineingerät, immer noch besonnene und wohlüberlegte Entscheidungen trifft.»

Ich lachte. «Tja, und außerdem ist er ein sehr sparsamer Mann, wenn es um das Geld der Holman-Stiftung geht.»

«Das werde ich mir merken.»

Er streckte seine Hand aus und berührte mein Gesicht mit den Fingerspitzen. Ich wollte seiner Hand ausweichen, merkte aber, wie ich mich stattdessen an ihn schmiegte. Mich nach der Berührung eines Mannes zu sehnen war ein fremdartiges Gefühl für mich, und einen Augenblick lang war ich geneigt, ihm weiter nachzugeben. Doch beim Gedanken daran begann ich zu zittern und zog mich von seiner Hand zurück. «Der Sommer war einfach zu kurz.»

«Ja.» Mathias nickte. «Sie haben so was an sich …»

«Ach ja?»

«Ja, etwas, das mich irgendwie innerlich aufgewühlt hat. Ich spüre das, seit ich Sie zum ersten Mal gesehen habe.» Er zuckte mit den Schultern und sah von mir fort. «Es würde schon helfen, wenn Sie nicht so verdammt schön wären.»

«Soll ich mir wünschen, hässlich zu sein, nur damit es für Sie bequemer ist?», fragte ich, erheitert von seiner Ausdrucksweise.

«Es wäre ja nicht nur meinetwegen. Ich kann ja wohl nicht der einzige Mann sein, mit dem Sie das anstellen.» Er hob seine Hand, als ob er mich noch einmal berühren wollte, und ließ sie dann sinken. «Ich habe ehrlich nicht gewusst, dass Sie überhaupt noch im Gebäude waren.»

«Ich weiß.» Ich errötete; die Erinnerung, wie wir beide auf dem Fußboden miteinander gerungen hatten, kam wieder hoch, und Verlangen zog in meinen Körper ein wie ein alter Freund. Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich zum letzten Mal allein durch die bloße Gegenwart eines Mannes so erregt worden war.

Mathias Montgomery war ein Fremder, während er es unter verschiedenen Aspekten wiederum auch nicht war. Durch seinen Bruder Shamus wusste ich eine Menge über ihn, über sein Leben und was er damit vorhatte. Ich wusste, wie viel Zeit er beim Militär verbracht hatte und wie sehr er sich verändert hatte, als er dann schließlich wieder nach Hause kam. Aber Dinge über einen Mann zu hören und direkt vor ihm zu stehen, erzeugten in mir ganz unterschiedliche Gefühle.

Schon meine Vorstellung von ihm war äußerst attraktiv gewesen. Ein starker, ehrgeiziger Mann mit langfristigen Plänen für sein Leben und einer tiefen Liebe zu seiner Familie. Aber diese Vorstellung verblasste im Vergleich mit dem lebenden, atmenden Exemplar. Ich wollte diesen Mann, meiner selbst zum Trotz und allen Regeln zuwider, nach denen ich mich zu leben bemühte. Ich konnte keine Komplikation wie Mathias Montgomery gebrauchen. Nicht im Ansatz, aber ich wusste, diese Erkenntnis würde mich nicht davon abhalten, in Dingen zu schwelgen, in die ich mich besser nicht verwickeln lassen sollte.

Er bewegte sich direkt auf mich zu, und ich wappnete mich. «Sie haben heute schon einmal über mir gelegen, Mr. Montgomery.»

«Und?»

«Ich meine nur, dass …» Ich keuchte an seinem Mund und verschmolz mit ihm.

Seine Zunge presste sich in einem Gefühlsausbruch gegen meine Lippen und in meinen Mund hinein, was mich nach seinen Schultern greifen und ihn dicht an mich ziehen ließ. Er schmeckte unglaublich, und jede Bewegung seiner Zunge ließ einen Sturzbach der Lust durch mich hindurchrinnen. Ich stöhnte an seinem Mund, während seine Hände meinen Rücken hinabglitten und meinen Arsch umfassten. Selbst durch mehrere Lagen Kleidung hindurch erregte mich der feste Griff seiner Finger.

Ich schlang ein Bein um seins und drückte mich so eng an seinen Körper wie möglich. Er reagierte sofort, drückte mich gegen das Auto und hob mich so weit an, dass er seinen Schwanz gegen mich drücken konnte. Ich zitterte bei der Berührung mit seinem harten Ding, das ich selbst durch alle Klamotten hindurch spürte, und als er mich weiter anhob, schlang ich beide Beine um seine Hüften.

Ich riss meinen Mund von seinem los und ließ meinen Kopf nach hinten fallen, während seine Lippen sich über meinen Hals abwärtsbewegten. Einen Augenblick lang verlor ich mich völlig in diesen sanften, unglaublichen Küssen. Dann zwang ich mich dazu, ihn loszulassen.

Er ließ mich meine Beine auf die Erde stellen und seufzte. «Wenn ich eine Frau fest anpacke, dann bevorzuge ich normalerweise diese Form der Annäherung.»

Ich lachte und atmete tief ein. «Da stimme ich Ihnen zu. Aber Sie werden einsehen, dass es ein Fehler war.»

Mathias lachte leise und zog sich von mir zurück. «Dann werde ich mir jetzt im Hinblick auf Sie ein paar ganz schreckliche Dinge vornehmen.»

«Ach wirklich?» Ich beobachtete, wie er sich einige Schritte von mir entfernte. «Und was soll das bedeuten?»

«Das bedeutet, Ms. Tilwell, dass ich das nächste Mal, wenn ich mich auf Ihnen befinde, verdammt nochmal eine ganze Menge mehr tun werde, als nur zu versuchen, Ihnen Vergnügen zu bereiten.»

Schweigen ist kein für mich typisches Verhalten, aber jetzt versteckte ich mich dahinter, während er lachte und dann davonschlenderte. Es hatte mich schlimmer erwischt als erwartet. Er hatte meinen Schalter auf heiß gestellt und mich dabei noch nicht einmal entsprechend berühren müssen, und jetzt ging er einfach weg. Nicht dass ich von ihm erwartet hätte, dass er ihn sofort rausholt und mich im Stehen am Auto fickt. Aber immerhin sollte ein Mann doch wissen, wenn er eine Situation heraufbeschworen hat, die seine weitere Aufmerksamkeit erfordert. Ich glaube, das tat er. Ich konnte das nächste Mal kaum erwarten, bei dem er sich auf mir wiederfinden würde.

Ich glitt hinters Steuer und begann, mir selbst Vorhaltungen zu machen. Sich mit einem Mann wie ihm einzulassen, verstieß gegen meine einzige Regel: Vögele niemals mit einem Mann, mit dem du auch außerhalb deines Schlafzimmers zusammentriffst. Diese Regel zu verletzen konnte jede Menge Probleme bereiten, und ich sollte alt genug sein, um diese Erfahrung bereits gemacht zu haben.

Trotzdem wusste ich, dass ich mit ihm ficken würde, und zwar bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Hart, unnachgiebig und verrückt, wie in meinen kühnsten Phantasien – genau das war es, worauf Mathias Montgomery sich gefasst machen konnte.

 

Ich schreckte aus dem Schlaf hoch, da ich einen stechenden Schmerz in meiner Schulter spürte, der sich wie eine frischen Wunde anfühlte und nicht wie die gutverheilte Narbe, die ich dort hatte. Ich setzte mich vorsichtig auf, und der Schmerz beruhigte sich. Die Träume waren immer dieselben und immer schmerzhaft.

Während ich meine Decke zurückschob, zog ich mir das feuchte T-Shirt über den Kopf. Seit fast fünf Jahren hatte ich nicht mehr von jenem Abend geträumt, an dem ich angeschossen worden war. Ich ließ die Hand von meiner Schulter sinken, wobei mir erst jetzt bewusst wurde, dass ich sie mir überhaupt gerieben hatte, und ich verließ mein Schlafzimmer. Meine Wohnung war klein, aber hübsch und zweckmäßig eingerichtet.

Unordnung war schon seit der Grundschule mein Todfeind. Eine adrette, aufgeräumte Umgebung gab mir das Gefühl, alles im Griff zu haben, und das ist es, was eine Frau braucht. Meine Kindheit war zum Bersten voll mit unnützem Krempel gewesen, hauptsächlich dem meiner Mutter. Sie hob jeden Mist auf, und schließlich kostete es uns Monate permanenten Räumens, um wenigstens das meiste davon zu beseitigen, nachdem sie fort war. Zuerst hatte mein Vater sich vehement darum bemüht, alles so zu lassen, wie sie es zurückgelassen hatte. Aber ich denke, nachdem er endlich realisiert hatte, dass sie nicht zurückkommen würde, gab er auf.

In jener Zeit begann ich zu begreifen, dass meine Brüder den ganzen Müll genauso hassten wie ich. Ich kann kaum beschreiben, wie befreiend es war, die über Jahre angehäuften Zeitschriften wegzuschmeißen. Jetzt, als Erwachsene, weiß ich, dass wir damals das Verlassenwerden durch unsere Mutter damit zu überwinden versuchten, dass wir ihre Spuren im Haus tilgten. Nur schade, dass es nicht annähernd so einfach war, unsere Seelen von dem Ballast der Erinnerung zu befreien. Alle drei entwickelten wir Probleme mit dem Verlassenwerden, und keiner von uns ist bis heute auch nur im Entferntesten auf die Idee gekommen, heiraten zu wollen. Ich habe ernsthafte Zweifel, dass auch nur einer meiner Brüder jemals vor den Traualtar treten wird.

Ich nahm mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank, zog knackend den Verschluss auf und hatte bereits die Hälfte davon hinuntergestürzt, während ich noch in der Küche stand. Koffein war sicher ein Fehler, besonders um drei Uhr morgens, aber es tat gut. Natürlich wäre es noch netter gewesen, ein paar Fingerbreit Rum hineinzuschütten.

Nur mit meinem Höschen bekleidet ging ich in den Flur und hielt vor dem Spiegel inne, der bis hinunter zum Boden reichte. Ich verzog das Gesicht, schaltete das Licht ein und starrte mein Spiegelbild an. Meine Augen wanderten sofort zu meinen Narben, wo meine Haut uneben war. Eine auf der Schulter, eine weitere auf der Hüfte und die letzte schließlich auf dem Oberschenkel. Im Dienst angeschossen worden zu sein, hatte meine Karriere in Uniform beendet. Es hatte mich außerdem in einer Art verändert, die ich nie für möglich gehalten hatte.

Ich ließ den Blick über meine Brüste gleiten und dann über den Rest meines Körpers. Ich treibe Sport, aber ich esse wie ein Scheunendrescher. Dabei ist es mir bisher nicht gelungen, irgendwie an Gewicht zuzulegen oder etwas mehr Busen zu bekommen. Ich muss wohl in der Schlange bei der Ausgabe des Eigensinns gewesen sein, um noch ein bisschen mehr davon zu bekommen, während irgendwo anders im Himmel gerade die Brüste ausgeteilt wurden. Ich löschte das Flurlicht. Mich selbst im Spiegel anzuschauen gehörte zu den Dingen, die bei mir immer über kurz oder lang irgendeine Form von psychischer Störung auslöst.

Als ich schließlich im Schlafzimmer ankam, kam ich zu dem Schluss, dass meine Stimmung und mein Albtraum ganz allein seine Schuld waren. Wenn er mich nicht so aus der Fassung gebracht hätte, hätte ich bestimmt auch nicht von der Schießerei träumen müssen. Ich musste Mathias Montgomery aus meinem Kopf verbannen, aber leider war es gar nicht wirklich mein Kopf, von dem er Besitz ergriffen hatte … es war mein Körper. Ich hatte mich von ihm schon angezogen gefühlt, noch bevor er seinen Namen gesagt hatte. Als ich noch der Meinung gewesen war, er sei ein Krimineller. Ich, die Tochter eines Polizisten, fühlte mich angezogen von einem Kriminellen. Mein Vater würde sich im Grabe umdrehen.

Aber er war kein Krimineller. Ich hob meine Coladose und kippte den Rest hinunter. An ihn zu denken tat mir nicht gut … in diesem Zustand würde ich zurück in mein Bett gehen und wilde, sexuelle Träume von ihm haben.

Mathias «Sex-am-Stiel» Montgomery würde ein fester Bestandteil meines Lebens werden, und deshalb war es überaus wichtig, dass ich ihm in meiner Gedankenwelt gleich den richtigen Platz zuwies. Beruflich konnte ich es mir nicht leisten, meine Ziele aus den Augen zu verlieren und mich ablenken zu lassen. Meine Position in der Holman-Galerie war noch zu neu, zu frisch, um sie zu belasten. Ich hatte nur begrenzt Zeit, mich als stellvertretende Direktorin zu bewähren. Als Mercy Rothell die Leitung der Galerie im August übernommen hatte und mich auf ihren Stuhl bugsierte, verschlug mir diese Chance fast den Atem. Seit Monaten hatte ich darauf gehofft, aber als es schließlich passierte, haute es mich dann doch ziemlich um.

Übellaunig ging ich ins Schlafzimmer und zerrte meine Sportklamotten hervor. Wenn ich schon nicht schlafen konnte, dann könnte ich auch genauso gut zusehen, dass ich ein bisschen Zeit auf dem Laufband abriss. In meinem Gebäude befand sich eines der besten hauseigenen Fitness-Studios in Boston. Und eigentlich hatte ich mir danach sogar meine Wohnung ausgesucht.

 

Meine Hüfte tat noch weh von dem Geraufe mit Mathias, aber da das eher meine als seine Schuld gewesen war, konnte ich ihm das wohl kaum vorwerfen. Ich zog mein durchgeschwitztes T-Shirt aus und warf es auf den Boden neben meine Shorts. Sechs Kilometer auf dem Laufband, und noch immer war ich innerlich aufgewühlt.

Als ich nach Boston zog, hatte ich zunächst gehofft, die veränderte Umgebung würde bewirken, dass ich meinen Kopf klarkriegen und meine Vergangenheit hinter mir lassen könnte. Das war nicht geschehen. Tatsächlich lag die einzige Veränderung darin, dass durch die Trennung von meinen Brüdern die tiefe Verzweiflung nur verstärkt wurde, die sich in mir eingenistet hatte, nachdem ich angeschossen worden war. Noch immer spürte ich das heiße Pflaster unter mir, wenn ich an jenen Tag dachte.

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort auf der Straße gelegen hatte. Doch ich erinnere mich, dass mein Bruder Stan mir Teerklümpchen vom Fahrbahnbelag aus den Haaren kämmte, als ich im Krankenhaus war. Den geduldigen und nachdenklichen Ausdruck auf seinem Gesicht trage ich noch heute in mir, sechs Jahre später. Weniger als zwei Jahre lang war ich in Savannah, Georgia, Polizistin gewesen, als eine Verkehrskontrolle sich für mich in den schlimmsten Albtraum verwandelte.

Wes, der Mittlere von uns Geschwistern, hatte mir immer wieder gesagt, ich solle vor allem nicht in den Streifendienst gehen. Aber deswegen wollte ich es nur noch mehr. Wie oft hatte ich bis dahin schon versucht, ihm zu beweisen, dass seine ewige Sorge um mich unberechtigt war? An jenem Tag hatte ich gezeigt, dass ich mich selbst verteidigen kann; der Preis allerdings, den ich dafür bezahlen musste, war schrecklich hoch.

Mein Partner lag plötzlich tot auf der Straße, weil wir beide einen anscheinend zivilisierten Geschichtslehrer vollkommen falsch eingeschätzt hatten. Auch ein früheres zusammentreffen mit dem Mann am selben Tag hatte uns nicht glauben lassen, dass er gefährlich sein könnte. Bis zum heutigen Tag begreife ich nicht, warum er überhaupt aus seinem Auto ausgestiegen ist und auf uns geschossen hat, und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Denn an demselben Tag, an dem ich im Dienst angeschossen wurde, habe ich ein Leben beendet.

Ich stemmte meine Hände kurz gegen die Wand unter dem Brausekopf, bevor ich nach unten griff und das Wasser andrehte. Es war zu heiß, aber es tat gut. Ich seufzte leise, als meine Muskeln sich unter dem scharfen Strahl unwillkürlich entspannten. Den Tag zu beginnen, noch ehe die Sonne am Himmel steht, ist nicht als idealer Verlauf eines Samstags zu bezeichnen; aber das gilt im Prinzip auch für jeden anderen Tag.

Ich verließ die Dusche und griff nach einem Handtuch, um mich abzutrocknen, als es an meiner Tür klingelte. Genervt ging ich in mein Schlafzimmer, schnappte mir schnell ein T-Shirt, um meine Blöße zu bedecken, und streifte es mir über den Kopf, während ich zur Tür ging. Es klingelte nochmal, als ich gerade den kleinen Eingangsflur meiner Wohnung erreicht hatte. Schlimmer als ein frühmorgendlicher Besucher war eigentlich nur noch ein ungeduldiger frühmorgendlicher Besucher.

Ein Blick durch den Spion sagte mir, dass dieser Besucher weit mehr als nur ungeduldig sein musste. Ich schob hektisch die Kette zurück und öffnete alle vier Schlösser, so schnell ich konnte. Dann riss ich die Tür auf, starrte wütend auf Mathias Montgomery.

«Ach, wollen Sie das jetzt zur Gewohnheit werden lassen, dieses nächtliche Rumschleichen?» Ich lehnte mich in den Türrahmen und sah ihn von oben bis unten prüfend an. Er war an meine Tür gekommen; ich hatte den Eindruck, dass mich diese Tatsache dazu berechtigte, ihn wie ein frisches Blaubeertörtchen anzusehen, wenn mir danach sein sollte.

«Es ist schon mindestens sechs Uhr morgens.» Er ließ seinen Blick über mich gleiten und fluchte verhalten. «Machen Sie das immer, dass Sie praktisch nackt an die Tür gehen, wenn es klingelt?»

«Ich bin nicht nackt.»

«Nein. Sie sind klatschnass unter einem T-Shirt. Was den meisten Männern noch besser gefallen dürfte als ganz nackt.»

Ich zuckte zurück, als er einen Schritt vortrat, und ich sprang beinahe zur Seite, als er die Tür hinter sich zuschlug. «Ich habe Sie nicht hereingebeten, Mr. Montgomery.»

«Ja, und das war ziemlich unhöflich von Ihnen.»

«Unhöflich von mir?»

«Ja. Unhöflich. Sie stehen nackt in der Tür und haben dann nicht den Anstand, mich hereinzubitten.» Sein Blick wanderte hinab bis zu meinen Füßen, bevor er sich auf mein Gesicht konzentrierte. «Nennen Sie mich nicht Mr. Montgomery.»

«Ich entscheide, wen ich beim Vornamen nenne, nicht Sie.» Ich ließ mir die Finger durchs Haar gleiten und bewegte mich auf ihn zu. «Was war denn nun so wichtig, dass es nicht bis Montag warten konnte? Es mag ja Leute geben, die am Wochenende arbeiten, aber ich für meinen Teil bevorzuge es, einfach nur in meiner Wohnung rumzuhängen und nichts zu tun, was sich wie Arbeit anfühlt.»

«Das bezweifle ich. Ich hab gesehen, wie viel Zeit Sie in Ihren Beruf investieren. Aber darum geht’s nicht; ich bin nicht hier, um etwas wegen der Galerie zu besprechen.» Sein Blick wanderte kurz abwärts und dann wieder zurück zu meinem Gesicht.

«Weshalb also sind Sie dann hier?» Ich sah ihn düster an und verschränkte die Arme vor meinen Brüsten, als er sich umdrehte und eines der Schlösser sicherte. «Normalerweise schließe ich damit Leute aus, nicht ein.»

«Dann werde ich die Ausnahme sein», antwortete er. Es gab mehrere Dinge, die er jetzt vorhaben könnte, und keines schien mir erfreulich. Weder wollte noch brauchte ich ein arrogantes Alpha-Männchen, das meine Wohnung mit Testosteron flutete. Aber zum Rausschmeißen war er einfach zu verlockend. «Was glauben Sie, wer Sie sind, zum Teufel?»

«Ich bin ein Mann, der Ihretwegen die ganze Nacht wach geblieben ist.» Er kam auf mich zu, jeder Schritt besitzergreifend und überlegt.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mich zum letzten Mal ein Mann derart erregt hatte, ohne mich auch nur zu berühren. Mir fielen sofort die wenigen Augenblicke im Parkhaus wieder ein, sein Mund auf meinem … abschätzend und eindringlich im selben atemlosen Moment.

«Meinetwegen?» Ich rang nach Luft, während ich plötzlich in meinem Rücken die Wand spürte. Dieser verflixte Mann schaffte es doch glatt, mich in Panik zu versetzen. Ich gerate nicht in Panik. Niemals. «Warum sollte das mein Problem sein?»

«Es ist mein Problem, und ich bin gekommen, um es zu lösen.»

«So ein Benehmen kann ich weder gutheißen, noch mag ich es. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, ich bräuchte in meinem Leben unbedingt einen sich auf die Brust trommelnden Neandertaler, dann hätte ich auch gleich in Georgia bleiben und einen der Freunde meiner Brüder heiraten können.» Ich stieß ihm meine Finger in den Brustkorb, woraufhin er ein paar Schritte zurückwich. «Es gibt sicherlich Frauen, die Ihr besitzergreifendes Verhalten charmant und anziehend finden, ich allerdings nicht.»

«Ist das wahr?», fragte er, und seine Stimme wurde dabei auf eine Art und Weise seidenweich, die in mir das Bedürfnis auslöste, wegzulaufen und mich vor ihm zu verstecken.

«Ja. Ich sollte Sie jetzt wirklich aus meiner Wohnung werfen.» Ich denke, es war uns beiden klar, dass dies nicht geschehen würde. «Wie sind Sie überhaupt an meine Adresse gekommen?» Ich hob meine Augenbrauen und wartete.

«Morgens um vier neigt mein Bruder zur Indiskretion.»

«Dem werd ich den Marsch blasen.»

«Wenn Sie dazu noch die Energie haben, wenn ich mit Ihnen fertig bin, werde ich Sie rüberfahren in sein Studio.»

«Fertig mit mir?», fragte ich und hoffte, dass er die Erregung in meiner Stimme nicht bemerkte. So wie die Dinge lagen, konnte ich es kaum aushalten abzuwarten, dass er die Initiative ergriff.

«Hhmm.» Er stützte sich mit beiden Händen über meinem Kopf an der Wand ab und sah mir tief in die Augen. «Ich habe da eine Theorie über uns beide.»

«Und die wäre?»

«Ich glaube, wenn wir die nächsten beiden Tage damit verbringen würden, uns um Kopf und Kragen zu vögeln, wären wir am Montagmorgen über alles hinweg, was zwischen uns ist – was immer es auch sein mag.» Er streckte seine Hand aus und berührte mein Gesicht. Seine Finger strichen sanft über meinen Wangenknochen. «Was meinen Sie?»

Das war das Unglaublichste, was ich jemals in meinem Leben gehört hatte. Allerdings merkte ich, als seine Hand abwärts über meinen Hals glitt und er seinen Blick auf meine Brüste senkte, dass ich wild entschlossen war, seine Theorie einer genauen Prüfung zu unterziehen. Trotzdem war mir bereits jetzt klar, dass ich mich am Montag früh zwar mit Sicherheit ausgiebig gefickt fühlen, keineswegs jedoch über das hinweg sein dürfte, was er bis dahin mit mir getan haben mochte.

«Ich hab den Eindruck, Sie sind sich Ihrer Sache ziemlich sicher.»

«Das bin ich.»

«Und ziemlich dreist.»

«Ja.» Seine Finger streiften von meinem Hals hinunter zwischen meine Brüste.

«Ich mag keine arroganten Alpha-Männchen.» Ich schnappte nach Luft, als ein Finger über eine meiner steifen Brustwarzen strich. «Das gilt übrigens für die meisten Frauen. Wir mögen es nur, in Liebesromanen über solche Männer zu lesen.»

«Das sagt sich so leicht. Aber ist es auch das, was Sie fühlen?»

«Sie sind wirklich arrogant.» Obwohl er das adrette, gutgekleidete Aussehen eines ganz normalen Großstadtmannes hatte, war da etwas kraftvoll Ungestümes an ihm, das dazu nicht zu passen schien, und diese mir unvertraute, raue Art machte mich sehr neugierig.

«Nein. Ich meine, es stimmt nicht, dass Sie arrogante Männer nicht anziehend finden.» Er bedeckte meine Brust mit der Hand und rieb meinen Nippel durch den viel zu dünnen Stoff des T-Shirts hindurch. «Sie wollen mich doch.»

«Sie sind ein attraktiver Mann, und dagegen bin ich nicht immun.» Mein Körper summte wie mein Lieblingsvibrator, und mir war klar, dass er das genauso wahrnahm.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, und er nahm die Hand von meinem Busen. «Sagen Sie mir, dass ich gehen soll.»

Ich würde ihn nicht wegschicken, und das wusste er, verdammt nochmal, genau. Ich presste meine Schenkel zusammen und drückte mich fest gegen die Wand, während ich sein Gesicht beobachtete. Er war unglaublich, und am liebsten hätte ich ihn umarmt und ihn dann tagelang nicht wieder losgelassen. «Erzählen Sie mir, was Sie gerade denken.»

Er lachte leise, wobei seine dunkelbraunen Augen vor Belustigung aufleuchteten. «Ich denke, dass meine Theorie für dieses Wochenende vielleicht hinken könnte.»

«Ach nein, wirklich?»

«Ja, aber das Risiko würde ich schon auf mich nehmen.»