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Zum ersten Mal liegen die romantischen Gedichte der böhmischen Lyrikerin Gertie Hampel- Faltis in deutscher und tschechischer Sprache vor. Angereichert mit bislang unveröffentlichten Fotografien aus dem Privatbesitz der Familie kann so das Leben der Schriftstellerin aus der Felsenstadt Weckelsdorf/ Teplice nad Metuji nachvollzogen werden. Mit der tschechischen Übersetzung werden gezielt lokalhistorisch interessierte tschechische Leserinnen und Leser angesprochen, da die ehemalige österreich- ungarische Felsenstadt Weckelsdorf im heutigen Tschechien liegt und die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes eben halt tschechisch sprechen.
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Seitenzahl: 44
Veröffentlichungsjahr: 2022
In Erinnerung an meine Großmutter, meine böhmischen Familie und meine Mutter, die mit 16 Jahren aus dem böhmischen Paradies vertrieben wurde.
Hinter dem Schloss 1901: v.l. Augusta Hoser, Karl Hoser (Großeltern), Fritz jun. Faltis, Jutta Faltis, Gertie Faltis
Vorwort
Anlitz der Welt
Der Weg des Wandrers
Erweckung
Der Morgen
Frühlingswiese
Marienabend
Wir wollen wieder über Wiesen gehen
Im Schwimmen
Warnung
Der dunkle Strom
Einweihung
Wie eine Traube
Trennung
Noch einmal
Sommer
Die dunkle Straße
Ich lese ein Buch, daß dir gehörte
Geständnis
Zwölfnächte
Autofahrt
Anders
Reinigung
Die Dornenkrone
Ahnung
Ergebung
Zuspruch in schweren Stunden
Die Brücke
Zu höheren Kreisen
Gebet
Die Mutter denkt
Verspätete Sommerseligkeiten
Herbstflammen
Herbstliche Rast
Abend
Jede Nacht
Im stillen Boot auf nächtlich weitem See
Sapphische Strophen
Heimat
Am jenseitigen Ufer
Nachtstille
Předmluva
Tvář světa
Cesta poutníka
Probuzení
Ráno
Jarní louka
Mariánský večer
Rádi bychom opět kráčeli loukami
Při koupání
Varování
Temný proud
Zasvěcení
Jako hrozen
Rozloučení
Ještě jednou
Léto
Temná ulice
Čtu knihu, která patřila tobě.
Vyznání
Dvanáct posvátných nocí
Jízda autem
Jinak
Očista
Trnová koruna
Tušení
Odevzdanost
Útěcha v těžkých chvílích
Most
K vyšším sférám
Modlitba
Matčiny myšlenky
Letní blaženosti
Podzimní plameny
Podzimní spočinutí
Večer
Každou noc
V tiché loďce na širém nočním jezeře
Sapfické strofy
Domov
Na vzdálenější straně břehu
Ticho noci
Velký šum
Viele Jahrzehnte schlummerte der Gedichtband meiner Großmutter Gertie Hampel- Faltis „Das große Rauschen“ in der Nachttischschublade ihrer Tochter Renate Hampel, meiner Mutter, und geriet so in Vergessenheit. Nach dem Tod meiner Mutter letztes Jahr am 1. September und der damit verbundenen traurigen Wohnungsauflösung fand ich ihn dort liegen: abgegriffen, die Seiten z.T. stark beschädigt und der Einband zerfleddert. Zeichen dafür, dass meine Mutter wohl immer wieder die wirklich schönen Gedichte ihrer Mutter, der sudetendeutschen Dichterin Gertie Hampel- Faltis gelesen hat. Für eine Verbreitung oder eine erneute Veröffentlichung hatte sie aber keine Kraft.
Dies möchte ich nun tun. Diese schönen Liebes- und Heimatgedichte kommen direkt aus dem Schloß Wekelsdorf, aus dem heute bei vielen Touristen so beliebten Teplice nad Metuji. Viele wandern in dem herrlichen Felsen, klettern dort, fahren Ski, Mountain bike und vieles mehr.
Vor über 100 Jahren lebte meine Großmutter dort mitten im Dorf. Dort schrieb sie ihre Gedichte, dort arbeitete sie, lebte und liebte sie. Wenn man heute ihre Gedichte liest, verwischt die Zeit, man hört die gleichen Geräusche wie sie damals, man sieht die gleichen Naturphänomene wie sie, man erlebt die gleichen Jahreszeiten! Kurzum, man liebt das gleiche Stück Erde wie sie: das böhmische Paradies!
Die Enkeltochter
Beate Baron
Bad Oeynhausen
März 2021
Anlitz der Welt, das neu sich mir enthüllt.
Von Liebe, Liebe bist du ganz erfüllt.
Kein Kampf, kein Leid, das nicht aus Liebe quillt,
kein Schmerz und keine Not, die nicht durch Lieb gestillt.
Gertie Faltis, 1911
Duft der späten Wiesen säumt den Weg,
Himmel überstrahlt ihn,
Grillen geigen Takt dem Schritt des Wanders.
Ach, der Tag war lang, die Sonne schwül.
Weißer Wetterwolken Gipfel drohten schattend nahe,
Donner grollte, Wind sprang wild heran
und des Regens feuchte, laue Schwingen
streiften Stirn und Haar.
Manchmal hat der Mund dunkle Schollen angerührt im Niedersinken...
Doch dann
grüßte Kinderlachen, Menschen winkten fern
zu dem einsam Schreitenden herüber.
Jetzt, von Abendwolken rings umkränzt,
höht sich überirdisch klarer Himmel.
Wind, der Tänzer, flügelt seinen Schritt
und die Wiesen, später Blumen voll
leiten süßen Dufts, des Wandrers Weg.
Der gelben Wintersonne karge Gnade
hat mich berührt. O mein Herz!
Wunderstilles Herz. Frorst du? Starbst du?
Ach nein, du begannst zu zittern, zu atmen
im schrägen Lichte. Die Baumgebilde warfen Schatten
auf deinen erblindeten Spiegel
und der blaue, klare Himmel beschwor deinen Atem,
schlug deine Eisflächen durch.
Nun blinken die lebendigen Wasser, nun öffnen sich wieder
die erstarrten Ohren, ahnen Vögel und Laub, Regen und
Wind--
nun flattern wieder die eingefalteten Schwingen,
weiten sich, o so weit und groß!
Und wollen mich wieder tragen
über die Erde hinauf in den Himmel!
Der gelben Wintersonne Gnade hat mich berührt.
Am Himmel steht noch bleich der volle Mond,
da doch im Osten mählich schon verblasst
der Morgenstern, der leuchtend dort gethront.
Ein kühler Hauch, abschüttelnd alle Last
der Nacht, die im Geschöpfe wohnt,
erwacht und eilt voraus dem fernen Gast
des jungen Tages! Nebelduft umhüllt
wie leises Lächeln ihn, und sanft erfüllt
vereinzelt Vogellaut das Dämmergrau.
Erschauernd und köstlicher Gewißheit bebt.
Die Erde, da sie feucht sich kränzt im Tau.
Des Morgensternes Glanz ist längst verschwebt,
und immer klarer wird des Himmels Blau.
Ein Krähenschwarm nur, eilig rudernd, strebt
fort von der goldenen Sonne erstem Speer
und plötzlich--- ist die Welt ein Flammenmeer.
In dem grünen, bronzegoldnen Leuchten
steht der weiche, sammetdunkle Schatten
fernen Wälder...
und das zarte Glitterwerk der Äste hoher, ernster Bäume