Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie - Klabund - E-Book

Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie E-Book

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Beschreibung

Die Anthologie 'Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie' entfaltet ein breit gefächertes Panorama von Geschichten, die das komplexe Geflecht von Macht, Intrige und Leidenschaft innerhalb der berüchtigten Borgia-Dynastie beleuchten. Diese Sammlung vereint verschiedene literarische Stile, die von eindringlicher Prosa bis zu poetischen Reflektionen reichen, um ein fesselndes Bild dieser schillernden Ära zu zeichnen. Sie lädt die Leser ein, in eine historische Welt voller politischer Ränkespiele und persönlicher Ambitionen einzutauchen, die trotz ihrer Distanz zu unserer Zeit lebendig und relevant bleibt. Indem sie die Tiefe und Vielfalt der thematischen Erkundungen vereint, bietet die Sammlung eine wertvolle Perspektive auf menschliche Moral und Macht. Die Autoren, darunter Klabund alias Alfred Henschke, sind bekannt für ihren feinen Sinn für literarische Ausdruckskraft und historische Erkundung. Gemeinsam arbeiten sie am Puls des frühen 20. Jahrhunderts und zeigen eine kreative Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Borgias, die sowohl informativ als auch provokant ist. Klabunds tiefes Eintauchen in die historische Materie und seine Fähigkeit, komplexe Charaktere zum Leben zu erwecken, machen diese Anthologie nicht nur zu einem literarischen Genuss, sondern auch zu einem wertvollen historischen Dokument. Für jeden, der sich für die faszinierenden Verflechtungen von Geschichte und Literatur interessiert, ist 'Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie' ein unverzichtbares Werk. Die Anthologie bietet eine seltene Gelegenheit, innerhalb eines einzigen Bandes die Weite und Tiefe menschlichen Strebens und Scheiterns zu erkunden, angereichert durch die vielschichtigen Stimmen verschiedener Autoren. Es lädt Leser ein, wertvolle Einblicke zu gewinnen und an einem intertextuellen Dialog teilzunehmen, welcher das Verständnis von historischem Wandel und menschlicher Natur vertieft. Erforschen Sie die dynamischen Perspektiven dieser Anthologie und lassen Sie sich von ihrer erzählerischen Kraft und Weisheit bereichern. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Klabund / Alfred Henschke

Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie

Bereicherte Ausgabe. Historischer Roman - Geschichte einer Renaissance-Familie
In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen
Einführung, Studien und Kommentare von Alexis Prichard
Bearbeitet und veröffentlicht von Good Press, 2023
EAN 8596547798996

Inhaltsverzeichnis

Einführung
Synopsis
Historischer Kontext
Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie
Analyse
Reflexion
Unvergessliche Zitate
Notizen

Einführung

Inhaltsverzeichnis

Im Zentrum steht der Preis der Macht: eine Familie, die ihren Aufstieg erkauft und an eigener Hybris zu zerbrechen droht. Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie zeigt, wie Ehrgeiz, Glanz und Gewalt sich in den Korridoren der Geschichte verschränken. Aus dem Wechselspiel von öffentlicher Pose und privater Kalkulation entsteht ein Panorama, in dem Loyalitäten verhandelbar werden und Moral zur Verhandlungssache gerät. Das Buch lädt dazu ein, die Mechanik hinter Legenden zu betrachten, und macht spürbar, wie ein Name zum Symbol wird. Wer eintritt, begegnet einer Welt der maskierten Wahrheiten, der kalkulierten Gesten und des unablässigen Strebens nach Einfluss.

Dieses Werk ist eine literarische Annäherung an die Geschichte der Borgias; es bewegt sich im Feld historischer Prosa mit deutlich verankertem Schauplatz in Rom und den italienischen Machtzentren der Renaissance. Verfasst wurde es von Klabund, dem Pseudonym des deutschen Autors Alfred Henschke. Entstanden ist es im frühen 20. Jahrhundert, innerhalb eines Œuvres, das historische Stoffe in prägnante, atmosphärische Prosa überführt. Die Verbindung von Vergangenheit und moderner Perspektive prägt den Ton: keine trockene Chronik, sondern ein gestaltetes Bild, das Wirkung, Nachhall und kulturelles Gedächtnis betont. Damit positioniert sich das Buch zugleich in einer Tradition deutschsprachiger Literatur, die Geschichte erzählerisch verdichtet.

Die Ausgangssituation führt in eine Epoche, in der der Kampf um Ämter, Allianzen und Territorien ebenso entschieden wird wie jener um Bilder und Gerüchte. Eine aus Spanien stammende Familie gewinnt im Rom der Renaissance an Einfluss; Karrieren, Patronage und Heiratsbündnisse formen den Weg nach oben. Namen wie Rodrigo, Cesare und Lucrezia klingen an und markieren Knotenpunkte eines Netzes, das sich über Höfe, Kanzleien und Ratssäle spannt. Schon zu Beginn ist spürbar: jede Gunst hat ihren Preis, jede Nähe ihre Gefahr. Aus diesem Spannungsbogen bezieht die Erzählung ihre Dringlichkeit, ohne den Blick für Zwischentöne, Nuancen und Ambivalenzen zu verlieren.

Klabunds Stimme wirkt konzentriert und bildkräftig. Die Prosa skizziert Szenen mit wenigen Strichen, lässt Räume, Gesichter und Gesten aufscheinen und hält die Spannung durch klare Konturen. Die Stimmung changiert zwischen schillerndem Glanz und drohender Finsternis, zwischen feierlichem Getöse und gedämpfter Intimität. Wo Macht in Worte gefasst wird, erscheinen Ritus und Theater, Kalkül und Zufall, Schicksal und Entscheidung. Der Text lenkt den Blick auf Details, die mehr sagen als lange Erklärungen, und vertraut darauf, dass Atmosphäre Bedeutung trägt. So entsteht ein Leseerlebnis, das zugleich sinnlich und gedanklich ist, dicht, aber nie schwerfällig, präzis, doch offen für Deutung.

Zentrale Themen sind die Techniken der Herrschaft, der Umgang mit Ruhm und Verleumdung, die Verschmelzung von sakraler Autorität und weltlicher Politik. Das Buch fragt, wie sich Familienbande unter dem Druck der Geschichte verformen, wie Loyalität handelbar wird, und wie Mythen entstehen, die stärker sind als jedes Dokument. Es verweilt bei der Spannung zwischen Bild und Wirklichkeit, zwischen öffentlicher Figur und privater Person. Dabei geht es nicht um bloße Skandalisierung, sondern um die Struktur von Macht: ihre Anziehung, ihre Kosten, ihre blinden Flecken. Indem es Atmosphäre und Analyse verbindet, eröffnet das Werk einen reflektierten Zugang zu einem überlieferten Stoff.

Für heutige Leserinnen und Leser ist die Relevanz evident: Die Borgias stehen exemplarisch für das Zusammenspiel von Netzwerken, Erzählungen und politischer Wirksamkeit. Fragen nach Reputation, Desinformation, Loyalitäten und charismatischer Führung sind nicht vergangen, sondern Gegenwart. Das Buch regt an, Mechanismen der Imageproduktion zu erkennen und die Ethik von Entscheidungen zu prüfen, wenn sie unter Zeitdruck, Konkurrenz und öffentlicher Beobachtung getroffen werden. Zugleich bietet es ein ästhetisches Vergnügen an verdichteter Sprache und ein historisches Echo, das moderne Debatten vertieft. Es lädt ein, Macht nicht nur als Skandal, sondern als Form der Organisation sozialer Wirklichkeit zu begreifen.

Diese Einleitung öffnet den Raum für eine Lektüre, die die Verführungskraft des Stoffes ernst nimmt, ohne sich ihr kritiklos zu überlassen. Sie skizziert den Weg von Glanz zu Gefahr, von Aufstieg zu Fragilität, und bewahrt das Geheimnis der weiteren Entwicklungen. Wer weiterliest, begegnet einer Welt, in der Rollen gewechselt, Bündnisse geschlossen und gebrochen, Bilder entworfen und bekämpft werden. Das Buch verspricht Intensität statt Breite, Prägnanz statt Überfülle, und führt über die Oberfläche der Anekdote hinaus. So wird die Geschichte der Borgias zur Folie, auf der Macht als menschliche Versuchung und als gesellschaftliche Praxis sichtbar wird.

Synopsis

Inhaltsverzeichnis

Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie zeichnet in zeitlicher Folge den Weg der aus Spanien stammenden Borgias an die Spitze der römischen Kurie und durch die politischen Verwerfungen der italienischen Renaissance. Klabund erzählt konzentriert und quellennah, ohne gelehrte Abschweifungen, und richtet den Blick auf Mechanismen von Einfluss, Loyalität und Berechnung. Er zeigt, wie Stadtrepubliken, Fürstenhöfe und der Papstthron in einem Geflecht wechselnder Interessen verbunden sind. Die Darstellung bleibt erzählerisch, dennoch sachlich, und führt die Leserschaft Schritt für Schritt von den Anfängen der Familie bis zu jener Phase, in der das mühsam errichtete Machtgefüge ins Wanken gerät.

Ausgangspunkt ist die Karriere Alfonsos de Borja, der als Calixt III. den Weg für seine Verwandten ebnet. Klabund skizziert, wie Rodrigo Borgia in der Kurie aufsteigt: mit juristischer Schulung, organisatorischem Geschick und einer ausgeprägten Fähigkeit, Allianzen zu knüpfen. Ämter, Benefizien und Patronage werden sachlich als Werkzeuge beschrieben, mit denen ein Netzwerk entsteht, das über Rom hinausgreift. Früh zeigt sich, dass persönliches Ansehen und institutionelle Macht nur gemeinsam tragen. Der Text verdichtet diese Entwicklung zu einer klaren Linie: Von der Provinz über den Kardinalspurpur hin zu einer Position, die die Weichen für größere Ambitionen stellt.

Das Konklave, das Rodrigo den Papstthron eröffnet, erscheint als Knotenpunkt europäischer Interessen. Klabund führt nüchtern vor, wie Stimmen, Versprechen und politische Kalkulationen ineinandergreifen. Mit der Wahl etabliert Alexander VI. rasch eine Ordnung, die Loyalitäten bindet und Gegner beschäftigt. Rom wird zum Schauplatz repräsentativer Inszenierungen und diskreter Verhandlungen; Finanzen, Verwaltung und Diplomatie werden straffer organisiert. Die Erzählung betont nicht Skandal, sondern System: ein Herrscher, der das Instrumentarium seiner Zeit beherrscht und die Zersplitterung Italiens nutzt. Zugleich wächst der Druck, die Basis dieser Autorität ständig zu erneuern und gegen wechselnde Koalitionen zu sichern.

Im Zentrum steht das familiäre Gefüge als politisches Instrument. Klabund zeichnet die Kinder des Pontifex – Cesare, Juan, Jofré und Lucrezia – als Knotenpunkte strategischer Bindungen. Heiraten, Titel und Ämter dienen der Einbindung von Neapel, Mailand und römischem Adel. Der Text zeigt, wie private Entscheidungen öffentliche Wirkung haben: Vermittelte Friedensschlüsse, neu verhandelte Bündnisse, vorsichtige Distanzierungen. Cesares Rolle verändert sich, als militärische Aufgaben Priorität gewinnen; Lucrezias Verbindungen eröffnen Zugänge in Höfe und Kanzleien. Ohne zu dramatisieren, macht die Darstellung deutlich, dass Familienpolitik und Staatsräson in dieser Epoche kaum zu trennen sind.

Die Expansion in Mittelitalien wird als Mischung aus Kriegführung, Verwaltung und Propaganda geschildert. Cesare konsolidiert Gebiete, baut Garnisonen auf und ersetzt lokale Machtträger durch loyale Strukturen. Klabund hebt hervor, wie technische Neuerungen, Ingenieurskunst und effiziente Nachrichtenwege den Feldzügen eine moderne Prägung geben. Städtenamen und Operationen erscheinen skizzenhaft, stets eingebettet in das Ziel, die päpstliche Territorialmacht zu ordnen. Die Erzählung vermeidet Sensation und beschreibt stattdessen die Logik: Sicherheit gegen Abgaben, Rechtstitel gegen Gehorsam, sichtbare Stärke gegen latenten Widerstand. So entsteht der Eindruck einer systematischen, wenn auch vulnerablen, Staatsbildung.

Parallel dazu entfaltet sich ein europäisches Ringen um Einfluss. Frankreich, Spanien, Venedig und verschiedene Fürstentümer beobachten die Borgia-Politik, testen Grenzen und bieten temporäre Unterstützung. Klabund zeigt, wie diplomatische Briefe, Gesandtschaften und dynastische Pläne den Kriegszug flankieren. Bündnisse werden geschlossen, angepasst und wieder gelöst, oft getrieben von außenpolitischen Notwendigkeiten. Florenz erlebt religiöse und politische Spannungen, Mailand wechselnde Herren, Neapel dynastische Ansprüche – all dies wirkt auf Rom zurück. Der Text bleibt nüchtern: Er dokumentiert Verschiebungen, ohne sie zu überhöhen, und macht deutlich, wie stark Erfolg auf Timing, Ressourcen und verlässlichen Partnern beruht.

Einen breiten Raum nimmt die Betrachtung der Legenden ein, die die Borgias begleiten. Klabund sichtet Gerüchte, Chroniken und Pamphlete und zeigt, wie Erzählungen über Moral und Verfehlung politische Funktion übernehmen. Nicht jede Behauptung wird bestätigt; entscheidend ist, welche Geschichten anschlussfähig sind und Wirkung entfalten. Festmähler, Geheimnisse und Affären erscheinen als Bausteine eines Bildes, das Freunde wie Feinde nutzen. Die Darstellung bleibt zurückhaltend in den Wertungen und macht stattdessen nachvollziehbar, wie Reputation entsteht, wie sie gepflegt oder unterminiert wird und welchen Preis eine Familie bezahlt, deren Name zum Symbol geworden ist.

Die Wende setzt schrittweise ein und resultiert aus einer Verdichtung von Belastungen: militärische Überdehnung, Widerstände in eroberten Gebieten, wechselnde Loyalitäten und äußere Schocks. Klabund ordnet Ereignisse, ohne sie auszuweiden, und zeigt, wie Ungleichgewichte wachsen, während die Handlung auf einen kritischen Moment zuläuft. Das zuvor stabile Gefüge reagiert verzögert, Gegenmaßnahmen greifen nur teilweise. Entscheidungen, die zuvor Spielräume eröffneten, verengen nun Optionen. Der Text hält die Spannung, indem er Ursachen hervorhebt, statt Effekte auszuformulieren, und macht deutlich, dass Macht in dieser Konstellation von Konsens, Ressourcen und der Kontrolle über Erzählungen abhängt.

Am Ende steht weniger ein Einzelfallurteil als eine Gesamtschau über Aufstieg und Vergänglichkeit politischer Ordnungen. Klabund lässt den Nachhall der borgianischen Epoche in Kirche und italienischer Politik erkennbar werden: Verwaltungsreformen, territoriale Neuordnung, ein geschärftes Verständnis von Staatlichkeit. Zugleich zeigt er, wie Mythen historische Wahrnehmung prägen. Die zentrale Aussage kreist um die Mechanik der Macht: Sie entsteht aus Gelegenheit und Organisation, behauptet sich durch Anpassung und gerät ins Rutschen, wenn Vertrauen und Ressourcen erodieren. So bietet das Buch eine knappe, klare Orientierung über ein Kapitel der Renaissance, das exemplarisch bleibt.

Historischer Kontext

Inhaltsverzeichnis

Der Roman verortet sich im Italien des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts, vor allem in Rom und den Staaten des Kirchenstaates, aber auch in Florenz, Mailand, Neapel und Ferrara. Die Handlung durchmisst eine Epoche der Zersplitterung in rivalisierende Stadtstaaten, in der ausländische Mächte – Frankreich, das aragonesisch-spanische Reich und das Heilige Römische Reich – um Einfluss ringen. Prunkvolle Höfe, humanistische Kultur und technische Neuerungen stehen neben brutaler Söldnergewalt und dynastischer Politik. Rom ist Verwaltungssitz, Pilgerzentrum und Schauplatz baronialer Fehden. Diese Kulisse bildet die Bühne für den Aufstieg der Familie Borgia, deren Machtpraxis die politischen Regeln der Zeit radikal nutzt und entgrenzt.

Die Wahl Rodrigo Borgias zum Papst Alexander VI. am 11. August 1492 markiert den Wendepunkt: Zeitgenössische Berichte nennen weitreichende Bestechungen im Konklave, besonders zugunsten Ascanio Sforzas, der das Vizekanzleramt erhielt. Alexander VI. betrieb unverhohlene Nepotismuspolitik, erhob Verwandte zu Kardinälen, machte Juan Borgia zum Herzog von Gandia und Cesare 1493 zum Kardinal. 1500 nutzte er das Heilige Jahr, um Einnahmen und Prestige zu mehren. Im Buch erscheint diese Wahl als Ausgangspunkt einer kalkulierten, familienzentrierten Herrschaft, die Kirchenämter und Territorien als politische Ressourcen behandelt und damit die Mechanik spätmittelalterlicher Macht entlarvt.

Der Einmarsch Karls VIII. in Italien 1494 eröffnet die Italienischen Kriege. Der französische König marschierte im Dezember 1494 in Rom ein, zog im Februar 1495 nach Neapel und provozierte die Liga von Venedig (31. März 1495). Die Schlacht bei Fornovo am 6. Juli 1495 beendete den Triumphzug, zeigte aber Italiens Verwundbarkeit. Alexander VI. lavierte zwischen Frankreich, den Sforza in Mailand, Venedig und den aragonesischen Ansprüchen auf Neapel. Der Roman zeigt diese Episode als Bewährungsprobe päpstlicher Diplomatie: Die Borgias reagieren mit Bündniswechseln und Sicherheitsstrategien, die ihren Aufstieg schützen und die Fragmentierung der Halbinsel skrupellos ausnutzen.

Cesare Borgia, 1498 vom Kardinalat entbunden, wurde durch Ludwig XII. zum Herzog von Valentinois erhoben und heiratete im Mai 1499 Charlotte d’Albret. Mit französischer Unterstützung begann er zwischen 1499 und 1502 einen Feldzug zur Unterwerfung der Romagna: Imola und Forlì (Januar 1500, Sturz Caterina Sforzas), danach Pesaro, Rimini und Faenza (1501), schließlich Urbino (1502). Am 31. Dezember 1502 ließ er in Senigallia abtrünnige Condottieri festsetzen und ausschalten. Niccolò Machiavelli beobachtete seine Taktik und nutzte sie später exemplarisch. Das Buch verknüpft Cesares Feldzüge mit der Idee moderner Staatsbildung durch Gewaltmonopol, Verwaltung und Furcht, gestützt von Technikern wie Leonardo da Vinci als Militäringenieur.

Die florentinische Reformbewegung unter Girolamo Savonarola kulminierte in den Scheiterhaufen der Eitelkeiten (7. Februar 1497), gefolgt von Exkommunikation (1497) und Hinrichtung am 23. Mai 1498. Savonarolas Angriffe auf päpstliche Korruption richteten sich faktisch gegen Alexanders Politik. Historisch steht der Konflikt für den Zusammenprall von Bußfrömmigkeit und höfischer Macht. Im Roman fungiert Florenz als moralischer Gegenpol zu Rom: Die Borgias erscheinen als Antithese asketischer Reform, ihre Prachtentfaltung und Machttechniken kontrastieren mit Savonarolas radikaler Tugendpredigt und veranschaulichen, wie religiöse Bewegungen in der politischen Praxis gebrochen werden.

Der Tod Alexanders VI. am 18. August 1503 leitete den Sturz der Borgias ein. Pius III. regierte nur wenige Wochen (September bis Oktober 1503), danach wendete sich Julius II. gegen Cesare. Dessen rasch aufgebautes Territorialgebilde in der Romagna zerfiel, viele Städte unterwarfen sich dem neuen Papst. Cesare wurde 1504 nach Spanien verbracht, floh 1506 und fiel am 12. März 1507 bei Viana in Navarra. Diese Sequenz bildet im Buch den dramatischen Gegenakkord zum Aufstieg: Ein System, das auf persönlicher Loyalität, Furcht und rascher Expansion beruht, kollabiert, sobald der zentrale Schutzschirm der päpstlichen Autorität verschwindet.

Die Wurzeln der Borgia-Macht liegen in der Papstwahl Calixtus’ III. (1455–1458), der Rodrigo Borgia 1456 zum Kardinal und 1457 zum Vizekanzler machte. Dieses valencianisch-aragonesische Patronagenetz verband Rom mit der iberischen Machtpolitik. Parallel setzte sich Spaniens Einfluss in Süditalien durch: Nach dem französisch-spanischen Vertrag von Granada (1500) eskalierten Kämpfe, bis Gonzalo de Córdoba 1501–1504 Neapel eroberte; der Vertrag von Lyon 1504 festigte die aragonesische Vorherrschaft. Das Buch spiegelt diese Verflechtungen, indem es die iberische Identität der Borgias, ihre Bündnisse und die strategische Nutzung spanischer Ressourcen als strukturellen Hintergrund ihres Projekts ausleuchtet.

Als politische Parabel seiner Entstehungszeit liest sich das Werk als Kritik an Machtakkumulation, Korruption und der Instrumentalisierung von Recht und Religion. Indem es Renaissance-Rom mit seinen Morden, Schauprozessen und Inszenierungen zeigt, verweist es auf die Verwundbarkeit moderner Gesellschaften gegenüber Propaganda, Gewalt und dynastischer Interessenpolitik. Für Leser der Zwischenkriegszeit lag darin ein Spiegel aktueller Krisen: ökonomische Not, Machtkämpfe und erodierende Institutionen. Das Buch macht sichtbar, wie Eliten soziale Ungleichheit verstetigen, wie Kriege externe Mächte stärken und wie Bürgerinnen und Bürger als Faustpfand politischer Spiele dienen, wenn keine wirksamen Kontrollen bestehen.

Borgia: Aufstieg und Fall einer machtbesessenen Familie

Hauptinhaltsverzeichnis
Prolog
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
XXXVIII
XXXIX
XL
XLI
XLII Thais
XLIII
XLIV
XLV
XLVI
XLVII
XLVIII
Epilog