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Luis Eder kehrt widerwillig nach Bad Waizenbach zurück. Nach Monaten fernab seiner dunklen Vergangenheit zwingt ihn ein verzweifelter Hilferuf zurück in die Stadt, der er eigentlich für immer den Rücken kehren wollte. Ein neuer, eiskalter Schurke treibt dort sein Unwesen und die Wahrheit ist näher und schmerzhafter, als Luis je geahnt hätte. Auch Oberinspektor Wittelsberger ist erneut dicht an Le Assassine dran und rechnet sich gute Chancen auf eine Verhaftung aus. Doch nichts ist, wie es scheint. Alte Wunden aus Luis‘ Kindheit reißen wieder auf, als seine Schwester in einen Strudel aus Rache, Verrat und moralischen Abgründen gerät. Während Luis versucht, seine Wiederkehr von den Toten geheim zu halten, muss er sich einem Feind stellen, den er längst totgeglaubt hätte.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Prolog
(1) Irgendwas ist immer
(2) Böses Schwesterherz
(3) Voll auf Kurs
(4) Die rote Speedo
(5) Der Feind meines Feindes
(6) Rehaugen
(7) Führerschein adé
(8) Duell an der Biotonne
(9) Wetterfühlig
(10) Trittbrettfahrer
(11) Turteltauben
(12) Ayran
(13) Mein Spezi, der Mörder
(14) Hosen runter
(15) Ich bin Le Assassine
Epilog
Impressum
Für Thomas und Anna
„Kum scho Luis! Zah aweng an“, rief Franzi ihrem Bruder energisch zu. Sie war erst sechs Jahre alt und dennoch hatte der doppelt so alte Luis Mühe, mit dem Energiebündel Schritt zu halten. „Ja ja, i kim schon“, erwiderte er mit Seitenstechen und folgte ihr durch das Dickicht rund um den Wald am Stausee von Bad Waizenbach. Für die zwei Kinder war das Herumstrawanzen in der frischen Luft eine willkommene Abwechslung zum strengen Elternhaus. Fast täglich waren sie daher in Bad Waizenbach und Umgebung unterwegs und Franzi gab dabei im Regelfall das Tempo vor. Mit dabei hatten sie immer ihre Luftbüchsen und eine irgendwo gefladerte Verpflegung in Form von Sinalco-Limo und Raider-Schokolade. So auch am heutigen Tag, den Luis noch lange in Erinnerung behalten würde. Endlich konnte Luis zu seiner Schwester aufschließen. Diese war plötzlich auf einer Lichtung stehen geblieben, wo ein paar andere Kinder aus dem Ort spielten. Besser gesagt, sie betrachteten das neue Fahrrad eines der Kinder. „Wer isn des?“, fragte Franzi. Luis blickte schweren Atems auf den Burschen und sein schnittiges Gefährt. „Der heißt Georg glaub i. Des is da Bua vom oiden Dr. Steinhauser“, antwortete er und beobachtete mit seiner Schwester, wie Georg auf seinem Drahtesel einige Kunststücke aufführte. Ein plumper Versuch, neue Freunde zu gewinnen, aber der Versuch kam bei den Eder Kindern nicht so gut an. „Arroganter Zipfl“, dachte Luis, denn in seinem Elternhaus wurden sie nicht mit derartigen Geschenken versorgt. Erschöpft, angefressen und eifersüchtig legte Luis seine Luftbüchse an und zielte auf die Reifen des Fahrrads. „Draust da nie“, sagte Franzi zu ihrem Bruder, der just in dem Moment abdrückte. Mit lautem Geschrei fiel Georg von seinem Fahrrad und krümmte sich vor Schmerzen am Waldboden. Luis war entsetzt, hatte er die Kraft seines Luftgewehrs doch bei weitem unterschätzt. „Hob in troffen?“, fragte er entgeistert, was Franzi eindeutig mit „Ja“ beantwortete. Im blutenden Oberarm von Georg steckte eine kleine schmerzende Bleikugel. „Ane gib i erm nu, und dann geh ma“, sagte sie und zielte ebenfalls auf den armen Buben. Luis riss ihr die Waffe aus den Händen und verschwand mit ihr. Panisch eilten sie durch den Wald, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Er wusste nur, dass sie nicht nach Hause konnten, denn dort wäre wieder die Hölle los. Sie hatten nur eine Option: Oma Eder. Zu ihrer Großmutter konnten sie stets kommen und diese versuchte die Fürsorge auszugleichen, die ihr Elternhaus vermissen ließ. So auch diesmal, wo Luis das Geschehene beichtete. „I woas, du mogst d‘Leid ned, Luis, aber sie meng di“, sagte seine Großmutter zu ihm und strich verständnisvoll durch seine wuschelige Haarpracht. Es war eine der wenigen schönen Erinnerungen an seine Kindheit, die er sich behalten hatte. Öfter erinnerte er sich daran, wenn er etwas Trost brauchte. Deshalb tat es nicht nur in den Ohren weh, als er lautstark und abrupt aus dieser Kindheitserinnerung gerissen wurde. Mit laut quietschenden Bremsen fuhr der Zug, in dem Luis saß, in den Bahnhof von Bad Waizenbach ein. Er war zurück in seiner Heimat und blickte mit müden Augen auf ein bekanntes Umfeld, dem er eigentlich den Rücken gekehrt hatte. In Luis hatte sich jedoch etwas verändert. Er tat es nicht des Geldes wegen oder aufgrund seiner schwierigen Kindheit. Nein. Eigentlich war er bereits ausgestiegen, aber nun brauchte jemand, den er liebte, seine Hilfe. Franzi war schließlich Familie und hatte dasselbe durchgemacht wie er. Eine Seelenverwandte, die es nun zu beschützen galt.
Gerade am Bahnhof angekommen, führte ihn die Neugierde zu seinem letzten Aufenthaltsort, bevor er Bad Waizenbach verließ – die Durststube. Im Glauben, diese sei abgebrannt, staunte er nicht schlecht, als er dort ein top renoviertes Gebäude vorfand, in dem sich nun „Die Dürümstube“ befand. „Ein türkisches Tschechal“, dachte Luis irritiert.