Boston College - Nothing but You - Cindi Madsen - E-Book

Boston College - Nothing but You E-Book

Cindi Madsen

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Beschreibung

Wenn aus Freundschaft Liebe wird ...

Lyla Wilder dachte, dass am College alles besser wird. Aber es ist wie auf der Highschool: Sie bleibt eine Außenseiterin, die Nase immer in Büchern vergraben. Zum Glück lernt sie gleich zu Beginn ihres Studiums Beck kennen. Er ist das genaue Gegenteil von ihr: superheiß, beliebt und ein erfolgreicher Eishockeyspieler in der Collegemannschaft - und ihr bester Freund. Nach einem der schlimmsten Dates ihres Lebens hat Lyla die Nase voll. Sie will sich ändern und endlich das tun, was alle Studierenden tun: das Collegeleben genießen, flirten, daten, Freunde finden. Bei ihrer Verwandlung soll Beck ihr helfen, doch der merkt bald, dass seine Gefühle für Lyla gar nicht mehr rein freundschaftlicher Natur sind ...

"Ich habe gelacht, bis ich weinen musste, und habe geschwärmt, bis ich mich verliebt habe. Mit einem wahren Helden und einer Heldin, die man zur Freundin möchte, hat Cindi Madsen einen der besten New-Adult-Romane des Jahres geschrieben." Megan Erickson, Bestseller-Autorin

Auftakt der Boston-College-Reihe von Bestseller-Autorin Cindi Madsen

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Seitenzahl: 394

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

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Die Autorin

Die Romane von Cindi Madsen bei LYX

Leseprobe

Impressum

CINDI MADSEN

Boston College

NOTHING BUT YOU

Roman

Ins Deutsche übertragen von Hans Link

Zu diesem Buch

Lyla Wilder dachte, dass am College alles besser wird. Aber es ist wie auf der Highschool: Sie bleibt eine Außenseiterin, die Nase immer in Büchern vergraben. Zum Glück lernt sie gleich zu Beginn ihres Studiums Beck kennen. Er ist das genaue Gegenteil von ihr: superheiß, beliebt und ein erfolgreicher Eishockeyspieler in der Collegemannschaft – und ihr bester Freund. Nach einem der schlimmsten Dates ihres Lebens hat Lyla die Nase voll. Sie will sich ändern und endlich das tun, was alle Studierenden tun: das Collegeleben genießen, flirten, daten, Freunde finden. Bei ihrer Verwandlung soll Beck ihr helfen, doch der merkt bald, dass seine Gefühle für Lyla gar nicht mehr rein freundschaftlicher Natur sind …

Für Amanda,

die mich ermutigt, kühn zu sein, und die da ist, wenn ich deswegen Panikattacken bekomme. Und dafür, dass du einfach immer da bist.

1

Lyla

Ist euch jemals aufgefallen, dass Betrunkene die schlechtesten Flüsterer aller Zeiten sind? Die Männer waren in der Küche, holten weitere Drinks und diskutierten über den hübschen Hintern meiner Mitbewohnerin. Sie dachten garantiert, sie sprächen leise, während Whitney und ihre Freundin Kristen hinter mir im Flur standen und über Kondome tuschelten.

Und ich saß mitten auf dem Sofa und hatte wie üblich das Gefühl, überhaupt nicht dazuzugehören.

Ich wünschte, Einstein wäre kein Schisser, der beim ersten Klopfen an der Tür in meinem Schlafzimmer verschwand. Dann hätte ich den Kater zumindest auf den Schoß nehmen können und eine Beschäftigung für meine Hände gehabt, indem ich ihn streichelte. Wobei die Konzentration auf meinen entzückenden, grauweißen Fellball vermutlich nicht das war, was ich bei einem ersten Date tun sollte.

Als Whitney und Kristen in die Wohnung gestürmt waren und mir mitgeteilt hatten, dass wir heute Abend ein Gruppendate haben würden, hatte ich mich verweigert. Meine Forschungsarbeit, in der ich Generika und Markenmedikamente verglich, würde sich nicht von selbst schreiben. Aber dann hatte Whitney ein unschlagbares Argument vorgebracht.

»Komm schon, Lyla, du bist nicht mehr ausgegangen, seit dein Freund vor zwei Monaten mit dir Schluss gemacht hat, und erst recht hattest du seither kein Date mehr. Es wird langsam jämmerlich.«

Ich hätte gern gesagt, dass die Trennung erstens in gegenseitigem Einverständnis und freundschaftlich verlaufen war und dass ich zweitens sehr oft ausgegangen war. Nicht zu Partys oder in Klubs oder Bars oder … Okay, die vergangenen Wochen waren mir also entglitten, aber ich hatte sie mit Lernen verbracht, entweder hier, in dem Café auf dem Campus – was meiner Meinung nach gleichbedeutend war mit Ausgehen – oder in der Bibliothek. Ausgehen hin oder her, ich war nicht bemitleidenswert. Ich hatte an der Uni ein volles Programm, und wenn ich keine hervorragenden Noten bekam, würde ich mein Stipendium verlieren. Aber ja, streng genommen war mein Liebesleben nicht existent, seit Miles und ich während der Thanksgiving-Ferien Schluss gemacht hatten, und ich sah ein, dass das vielleicht ein winzig kleines bisschen jämmerlich war.

»Sie sind ebenfalls zu dritt«, hatte Kristen hinzugefügt. »Es wäre super merkwürdig, wenn du nicht dabei wärst. Keine Sorge, wir werden uns einen Film ansehen oder so, und es wird total entspannt sein. Nichts, wovor du Angst haben musst.«

Angst – ich verabscheue dieses Wort wirklich, größtenteils weil es so oft der Motor meiner Entscheidungen war. Die Begriffe »müde« und »ehrlich« waren bei Weitem vorzuziehen, aber ich neigte dazu, mich an das Vertraute zu klammern, und das vermittelte mir mehr und mehr das Gefühl festzusitzen. Alle waren weitergezogen und hatten sich verändert, Miles eingeschlossen, und ich war immer noch dieselbe.

Die drei Typen, die in unserer Wohnung auftauchten, waren süß, obwohl zwischen den Ohren und außer den Muskeln nicht viel los zu sein schien. Allerdings setzte auch mein Denken jedes Mal aus, wenn ich versuchte, etwas zu Colin zu sagen, dem Typen, mit dem ich angeblich ein Date hatte, daher konnte ich nicht wirklich große Töne spucken. Wie auch immer, der Begriff »Date« war jedenfalls nicht so genau zu nehmen, da bisher nur sehr viel getrunken worden war und die beiden anderen Paare gekuschelt und geflirtet hatten, während ich diejenige war, die um Worte rang. Ich hätte zustimmendes Nicken zu einer Wissenschaft machen können.

Kristen und Whitney brachen in Gekicher aus, während sie ihre Taschen mit Kondomen vollstopften, die sie aus dem Badezimmer geholt hatten, dann hörte ich Colin fragen: »Warum habe ich diese Potthässliche, Langweilige am Hals?«

Das Lächeln, das ich aufgesetzt hatte, verwandelte sich in Glas und zersprang. Ich umklammerte das Handy, auf dem ich gerade die To-do-Liste meiner Aufgaben studiert hatte, und die Hülle bohrte sich in meine Haut.

»Sei nett«, flüsterte einer der Jungen in einem trunkenen Dezibel-Level der Verstohlenheit. »Vielleicht lässt sie dich ja hinten ran. Wer weiß, was sie unter all diesen Kleidern versteckt? Manchmal sind die Ruhigsten die Perversesten.«

Alles in mir verschrumpelte und starb ab, und ich starrte auf den Couchtisch, wo noch immer mein Notizbuch und die wissenschaftlichen Bücher lagen. Colins schreckliche Worte hallten durch mein Gehirn. Es war nicht das erste Mal, dass ich wegen meiner Kleidung verspottet oder mit einem wenig schmeichelhaften Ausdruck belegt worden war – »Nerd« und »Spinnerin« waren viele Male hinter vorgehaltener Hand geflüstert worden, wenn ich in den Fluren der Highschool an Leuten vorbeigegangen war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte ich gedacht, auf dem College würde es anders sein. Sollte dies nicht der Ort sein, an dem ich reife Männer kennenlernte? An dem Menschen dachten, Klugheit sei sexy?

Beinahe wäre ich zusammengezuckt, als Colin sich neben mich setzte und mir ein Glas hinhielt. »Willst du wirklich nichts?«

Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle, zusammen mit Tränen. Whitney und Kristen hatten sich bereits auf den Schoß ihrer Dates gesetzt und schickten sich an, ihre Zungengymnastik fortzuführen.

»Nein danke.« Ich schaute auf mein Handy hinab. »Oh, ich bekomme einen Anruf. Ich habe wohl nicht gemerkt, dass es stumm geschaltet war. Ich sollte da wirklich rangehen.« Ich hielt mir das Telefon ans Ohr. »Was? Ich muss dich abholen? Wo bist …«

Plötzlich plärrte mir mein Klingelton ins Ohr, und ich ließ mein Handy los. Es glitt langsam in dem Schal um meinen Hals hinab, rutschte dann meinen langen Rock hinunter und landete klappernd auf dem Dielenboden. Dort vibrierte es weiter, und ich griff so schnell wie möglich danach. Mich rief kaum jemand an. Ich hob es auf und schaute auf das Display.

Meine Mom.

Natürlich.

Hitze flutete mein Gesicht, und Colin sah mich mit zusammengezogenen Brauen an. Genau genommen sahen alle mich mit so ziemlich dem gleichen Gesichtsausdruck an.

»Der Anruf wurde wohl unterbrochen, und ich habe es nicht gemerkt, daher …« Ich deutete matt auf das Telefon. Ich konnte nicht rangehen und mit meiner Mom reden, und ich konnte nicht hierbleiben. »Wie dem auch sei, ich muss los. Tut mir leid.«

Ich schnappte mir meine Schlüssel und eilte zur Tür hinaus. Die eisige Luft von Boston schlug mir wie eine Ohrfeige entgegen und rief mir ins Gedächtnis, dass ich eine Jacke hätte mitnehmen sollen, aber dafür war es jetzt zu spät. Sobald ich es in die Sicherheit meines Autos geschafft hatte, ließ ich den Tränen freien Lauf. Es war schlimm genug, potthässlich und langweilig genannt zu werden, aber ich, Lyla Wilder, kriegte nicht einmal einen geschickten Abgang hin. Nein, ich musste bei all der Peinlichkeit noch einen draufsetzen.

In Momenten wie diesen hätte ich mir wirklich einen Freund gewünscht, der ebenfalls eine Spur peinlich war. Miles hatte mir das Gefühl gegeben, normal zu sein, und wenn ich mit ihm zusammen gewesen war, war es mir leichter gefallen, Beleidigungen zu ignorieren und nicht darüber nachzudenken, wie wenige Freunde ich bloß hatte. Ich verstand, warum es an der Zeit gewesen war, dass wir uns trennten – Fernbeziehungen waren einfach zu schwierig, vor allem wenn er und ich beide Sklaven unseres Studiums waren. Ich dachte daran, ihn jetzt anzurufen, nur um eine freundliche Schulter zu haben, an der ich mich ausweinen konnte, aber dann hätte ich ihn – und wie es früher zwischen uns war – nur umso schlimmer vermisst.

Ich schaute auf die Tür meiner Wohnung im ersten Stockwerk. Wie lange sie wohl dort oben zugange sein werden? Wie ich meine Mitbewohnerin und ihre gleichermaßen mannstolle Freundin kannte, würde es ein Weilchen dauern. Auf keinen Fall kann ich heute Abend dorthin zurück.

Vielleicht überhaupt nie mehr.

Uh. Ich bin jämmerlich.

Weitere Tränen trübten meinen Blick, als ich den Wagen anließ und die Heizung hochdrehte. Es gab nur einen Ort, an den ich gehen konnte. Ich wusste, dass es gewagt war zu hoffen, dass er an einem Samstagabend zu Hause sein würde. Und wenn er es war, war die Chance, dass er allein war, noch geringer.

Das war der Nachteil, wenn man einen guten Freund hatte, der zufällig auch ein heißer Eishockeyspieler und ein Frauenheld war.

2

Beck

Meine Lippen schwebten über denen Monicas, während ich über meinen nächsten Schritt nachdachte. Ich hatte mein klingelndes Handy ignoriert, denn, nun ja, ich hatte alle Hände voll mit Monica zu tun gehabt. Das Klopfen an der Tür ließ sich nicht ganz so leicht ausblenden, vor allem da es von Lylas Stimme begleitet wurde.

»Beck, bist du zu Hause? Es ist ein kleiner Notfall.«

Sobald ich mich auf dem Sofa zurücklehnte, blitzten Monicas Augen auf. »Nimmst du mich auf den Arm?«

Tat ich es? Scheiße, ich war genauso erregt wie sie, aber was sollte ich machen? Lyla auf meiner Türschwelle stehen lassen? Wenn es um sie ging, konnte »ein kleiner Notfall« darin bestehen, dass sie eine Zwei bekommen hatte, es konnte sein, dass eine Katze in Nöten gerettet werden musste oder dass ein Axtmörder hinter ihr her war. Sie sprach wirklich nur in einem einzigen Tonfall, und der war »leise«.

»Gib mir einfach eine Minute.«

Monica packte mein Shirt und strich mir mit der Zunge übers Kinn, was sie bestimmt sexy fand, mir aber vorkam, als würde mich ein Labrador ablecken. »Lass mich nicht warten.«

Dringend benötigte kühle Luft traf mich, sobald ich die Tür öffnete. Lyla stand im Treppenhaus, die Arme um den Leib geschlungen. Sie trug keine Jacke, nur eine langärmelige Bluse und einen ihrer bunten Schals. »Hey, ich bin gerade beschäftigt«, sagte ich. »Können wir …«

Beim Anblick ihrer fleckigen, tränenüberströmten Wangen erstarrte ich. »Was ist passiert? Hat dir jemand wehgetan?«

Sie schüttelte den Kopf und stieß eine weiße Atemwolke aus. »Jedenfalls nicht physisch.«

Ich schaute von ihr zu Monica, die hingegossen auf dem Sofa lag, nur bekleidet mit ihrem BH und Jeans. Verdammt, sie würde sauer sein.

Lyla schaute in die Wohnung, und ihre Augen weiteten sich. »Du bist ganz offensichtlich beschäftigt – ich wusste, dass du beschäftigt sein würdest. Es ist nichts, wirklich. Wir sehen uns morgen Abend zum Filmgucken, okay?« Sie wandte sich zum Gehen, aber ich streckte die Hand aus und hielt sie am Arm fest.

»Komm rein.« Auf keinen Fall konnte ich mich jetzt noch konzentrieren. Sicher, es würde nur wenige Minuten dauern, um die Sache mit Monica wieder in Schwung zu bringen, aber ich würde mir die ganze Nacht über immer wieder Sorgen um Lyla machen. Irgendwann im Laufe der Zeit hatte ich angefangen, mich für sie verantwortlich zu fühlen, und wenn jemand sie verletzt hatte, würde ich ihn persönlich zur Strecke bringen.

Nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen und somit diesen Samstagabend zu einer Dreierkonstellation geleitet hatte – und zwar nicht zu einer delikaten –, fuhr ich mir mit einer Hand durchs Haar. »Ähm, Monica, wir werden es ein andermal nachholen müssen.«

Die Frau musterte Lyla mit einem angewiderten Stirnrunzeln, das schrie: Du ziehst sie mir vor?, und es wurde plötzlich sehr viel leichter, auf Wiedersehen zu sagen.

»Träum weiter, Arschloch«, zischte sie mich an, als sie an mir vorbeiging. Also, da hatte ich keine große Liebe verloren. Ich begleitete sie trotzdem zur Haustür, obwohl meine Oberschenkel auf den vielen Treppenstufen noch vom heutigen Spiel brannten, denn ich fühle mich ganz gern zumindest halbwegs wie ein Gentleman.

Als ich wieder hereinkam, schaute Lyla von ihrem Platz auf dem Sofa auf. »Wie hat das Special der Woche es aufgenommen?«

Ich ließ mich neben sie plumpsen und zuckte zusammen, als ich mich dort stieß, wo ich am frühen Abend einen Rempler abgekriegt hatte. Der Typ dachte, er sei wirklich tough, aber am Ende hatte ich den Puck und erzielte den Treffer – dafür lohnten sich alle daraus resultierenden Prellungen. »Wir treffen uns sogar schon das dritte Wochenende, herzlichen Dank.«

»Oh, ein Wiederholungstäter. Ich bin beeindruckt.«

»Ich kann hören, dass du es nicht gutheißt. Ziemlich hart, nachdem mir dein Erscheinen blaue Eier beschert hat. Ich schätze, ich werde mich einfach mit dir begnügen müssen.« Ich beugte mich zu ihr vor, den Mund so weit wie möglich geöffnet und die Zunge herausgestreckt.

»Igitt!« Sie lachte und stieß mich weg. Gut. Jetzt lächelte sie. Das traurige Gesicht brachte mich um. Aber allzu bald war es wieder da. Wenn es jemand anders gewesen wäre, hätte ich Hals über Kopf die Flucht ergriffen, um nicht über Gefühle sprechen zu müssen oder über das, was immer sie zum Weinen gebracht hatte. Aber Lyla war mein Mädchen, und wie gesagt, ich fühlte mich verantwortlich für sie. Wahrscheinlich weil es immer einfach war, mit ihr zusammen zu sein – eine Pause vom Leben, die ich gelegentlich brauchte –, und ich hatte nicht viele enge Freunde, die mich so gut kannten wie sie. Es gefiel mir so, und ehrlich, mir war schleierhaft, wie sie es geschafft hatte, so mühelos an mich heranzukommen.

»Spuck’s aus.«

Sie schaute auf ihre Hände, mit denen sie sich über die Oberschenkel strich. »Jemand hat heute Abend ein Date für mich eingefädelt. Oder besser gesagt, ich war das sechste Rad am Wagen und ein Mitleids-Date.«

»Sechstes Rad?«, fragte ich.

Sie erzählte mir von dem eingefädelten Date, dem Alkohol, und als sie an sich herabschaute und im Flüsterton zu der Stelle kam, an der irgendein Arschloch sie potthässlich und langweilig genannt hatte, ballte ich die Fäuste und wollte den Kerl finden, um sie gegen ihn einzusetzen. »Ich kann heute einfach nicht dorthin zurück.« Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. »Darf ich auf deinem Sofa pennen?«

»Du weißt, dass du das darfst. Jederzeit.« Im Laufe der vergangenen Monate hatte ich ganz vergessen, wie zerbrechlich sie sein konnte. Mir gegenüber hatte sie kein Problem mehr damit, ihre Meinung zu sagen, aber es hatte eine Weile gedauert, und manchmal machte ich mir Sorgen, dass jemand sie ausnutzen könnte. Ich hatte jedoch nie damit gerechnet, dass jemand so dermaßen gemein sein könnte. »Dieser Typ hat einen Knall, Lyla. Er ist offensichtlich ein Riesenidiot.«

Sie wickelte den Schal von ihrem Hals und warf ihn beiseite. Dann raffte sie ihre hellbraunen Locken zu einem lockeren Knoten zusammen, nahm einen Bleistift vom Beistelltisch und stieß ihn durch ihr Haar, um es zu befestigen. »Ich denke nicht, dass ich potthässlich bin, aber ich bin auf jeden Fall reizlos. Und ich bin langweilig. Ich tue niemals etwas anderes, als zu lernen. Genau wie in der Highschool. Ich dachte, auf dem College in einer großen Stadt würde alles anders sein. Nur dass alle anderen sich verändert haben, ich aber genauso unbeholfen und schrullig bin wie immer. Dieses ganze Gerede davon, dass nach der Highschool alles besser würde, ist totaler Quatsch.«

Ich wusste nicht einmal, womit ich anfangen sollte. Es schien mir, dass eine Menge Tretminen explodieren konnten, wenn ich das Falsche sagte.

»Ich habe es satt, Beck. Ich will nicht mehr immer nur auf Nummer sicher gehen, nur weil ich zu große Angst davor habe, etwas anderes auszuprobieren.« Entschlossenheit trat in ihre Züge – es war der gleiche Ausdruck, den sie gehabt hatte, als wir im vergangenen Semester schwierige chemische Gleichungen gelöst hatten oder wenn einer unserer Laborversuche nicht ganz richtig lief und wir herausfinden mussten, warum. Sie konzentrierte sich manchmal auf eine geradezu Furcht einflößende Art und Weise. »Es ist Zeit für eine Veränderung. Zeit, ein wenig lockerer zu werden. Ich bin im zweiten Semester am College, und ich habe nichts von den Dingen getan, die man tun sollte. Zum Beispiel sich so sehr betrinken, dass man kotzt und sich an den Rest der Nacht nicht mehr erinnern kann.«

»Das wird überbewertet, das schwöre ich dir.« Sie sah mich an, mit diesem tödlichen Ausdruck auf dem Gesicht, und ich hob die Hände. »Na schön. Wenn du dich betrinken und kotzen willst, werde ich dich nicht aufhalten.«

»Aber ich will mehr tun, als nur zu trinken.« Sie legte die Stirn in Falten, und ich konnte praktisch sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten. »Ich sollte eine Liste erstellen und mir einen Plan machen.«

Ich wollte darauf hinweisen, dass Listenmachen nicht die beste Methode war, um die Zügel schießen zu lassen, aber ich beschloss, es einfach so hinzunehmen.

Sie beugte sich vor und sah sich um. »Hast du keine anderen Bleistifte oder Kulis?«

»Es überrascht mich schon, dass ich den hatte, den du dir in die Haare geschoben hast. Wenn du wirklich etwas zum Schreiben brauchst, kann ich dir einen Stift aus der Küche holen.«

»Und ein Blatt Papier?«

Als würde sie jemals nur ein einziges benutzen – noch so etwas, das ich gelernt hatte, als wir im selben Kurs gewesen waren. Also ging ich statt in die Küche in mein Schlafzimmer, schnappte mir ein größtenteils leeres Notizbuch und einen Stift und überreichte ihr beides. Sie tippte sich mit dem Stift auf die Lippen. »Ich denke, ich fange mit einem neuen Look an – wie bei einem dieser extremen Imagewechsel. Das wird mir eine neue Denkweise bescheren, sodass ich ein ganz neues Ich entwickeln kann. Was meinst du? Würde ich hellblond gut aussehen? Oder sollte ich mich für etwas Dunkles entscheiden? Oder vielleicht Strähnchen?« Sie zog die Brauen hoch und schaute von der leeren Notizbuchseite auf.

Frauen liebten diese Art von Fangfragen, und ich hatte gelernt, vorsichtig zu sein, wann immer sie gestellt wurden. »Ich finde, du siehst gut aus, so wie du bist.«

Sie legte den Kopf schräg und seufzte. »Aber was hast du gedacht, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Du kannst ehrlich sein. Bestimmt warst du ein wenig enttäuscht, als du erfahren hast, dass ich deine Laborpartnerin sein sollte.«

»Na ja«, gestand ich, »aber das lag daran, wie verdammt süß du warst, und ich war mir sicher, du würdest dumm sein, und das hätte bedeutet, dass ich am Ende die ganze Arbeit hätte allein tun müssen.« Sie verdrehte die Augen, und ich lächelte und konnte mir nicht verkneifen hinzuzufügen: »Dann habe ich deinen Duft wahrgenommen, und dein Blut hat so gut gerochen, dass ich Angst hatte, ich würde dich töten und aufessen. Deshalb war ich am ersten Tag so abwesend und habe in die Tischkante gebissen.«

Lyla lachte und gab mir einen Stoß gegen den Arm. »Blödmann.«

»Ja, das bin ich. Ich habe dir letzten Sonntag erlaubt, mich zu diesem Twilight-Marathon zu überreden. Offensichtlich ein Fehler.«

»Hey, ich habe mir diesen blödsinnigen Film mit dem plumpen Badezimmer-Humor angesehen. Und auf uns warten immer noch zwei weitere Twilight-Filme. Also, sei jetzt ernst.«

»Okay. Ernst.« Ich legte den Arm auf die Sofalehne und sah ihr in die Augen. »Es ist dumm, deinen Look deswegen zu ändern, weil irgendein Arschloch was Blödes gesagt hat.« Ich log nicht, wenn ich behauptete, sie sei verdammt süß – sie hatte etwas Niedliches, Unschuldiges an sich, aber vor allem hatte mir immer gefallen, dass sie einzigartig war. »Und verstößt das nicht gegen deine feministischen Grundsätze?«

Sie verzog die Lippen zu einem Schmollmund. »Es verstößt nicht gegen den Feminismus, so gut auszusehen, wie ich nur kann. Und ich ändere meinen Look nicht für ihn. Ich ändere ihn für mich.« Sie legte sich eine Hand aufs Herz. »Ich will neue Dinge ausprobieren. Ich habe die Highschool damit zugebracht, auf Nummer sicher zu gehen. Das perfekte Mädchen mit den perfekten Zensuren zu sein, wie es meine Eltern von mir erwartet haben, damit ich an einem großartigen College aufgenommen werde. Aber hier bin ich endlich, und ich will nicht mehr das nette Mädchen sein. Ich will eine heiße Frau sein. Ich will kühner sein. Etwas total Verrücktes tun. Sogar etwas Gefährliches.«

Das Glitzern in ihren Augen war definitiv gefährlich, und in meinem Kopf schrillten Alarmglocken.

»Ich will nicht irgendwann zurückschauen und bereuen, dass ich all das nicht getan habe«, fügte sie hinzu, ihre Stimme fester und lauter als gewöhnlich. »Und wenn ich es in diesem Semester nicht tue, bevor meine Kurse noch schwieriger werden und ich total festgefahren bin in meinen langweiligen Bahnen, wird es noch viel schwerer sein.« Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne und sah wieder so verletzbar aus. »Aber ich gebe zu, dass das hier absolut nicht meine Liga ist. Um das zu tun, was ich tun will, brauche ich deine Hilfe.«

Ich schaute in ihre haselnussbraunen Augen, so voller Hoffnung und Entschlossenheit, und ein Stich durchzuckte mein Herz. Da waren wir im Chemielabor Partner gewesen, und bevor ich wusste, wie mir geschah, war sie diejenige, die mich dazu überredete, mir Frauenfilme anzusehen, und die mich beim Rummachen störte, ohne dass es Konsequenzen hatte. Außerdem sah sie so harmlos aus mit ihrem Hippie-Stil und ihrem wirren Knoten, in dem ständig ein Bleistift oder ein Kuli steckte.

»Bitte«, fügte sie hinzu und legte die Hände wie zum Gebet aneinander.

Wenn es das war, was sie wirklich wollte, würde ich ihr natürlich helfen. Wozu hatte man schließlich Freunde?

3

Lyla

Verzweiflung erfüllte mich, als Beck mich nur anstarrte, sein Mund zu einer festen Linie zusammengepresst. Plötzlich fühlte ich mich erstickt von all den Dingen, die ich noch nicht getan hatte – ich war es leid, auf Nummer sicher zu gehen, die Ruhige zu sein, die niemals irgendetwas ausprobierte und die um jeden Preis vermied, Ärger zu machen. Ich wollte nicht langweilig sein, und ich wollte keine Angst haben. Ich wollte einfach springen, ohne zu wissen, wo ich landen würde. Ich wollte vergessen, wer ich in der Highschool gewesen war, wollte meine Niedergeschlagenheit wegen meiner auf Gegenseitigkeit beruhenden Trennung von Miles abschütteln und die abenteuerlichen College-Erlebnisse haben, die andere Leute in meinem Alter hatten.

Aber ich war nicht verrückt genug zu denken, ich könnte das ganz allein schaffen – das war, als würde der Blinde den Blinden führen. Oder was immer es war, wenn da nur eine einzige sich abkämpfende, ahnungslose Person ohne einen Lebensretter war, auf den sie sich verlassen konnte.

Beck seufzte und sagte: »Na schön. Ich werde dir helfen, wo ich nur kann.«

Ein Kreischen entrang sich mir, und ich umarmte ihn. »Danke. Du bist der Beste.«

»Mhm.« Beck machte gern einen auf tough, und ich gebe zu, dass mich bei unserer ersten Begegnung seine Größe, seine Muskeln und sein natürlicher Charme total eingeschüchtert hatten. Mir waren sogar die Knie ein wenig weich geworden, als er mich zum ersten Mal angelächelt hatte, trotz meiner vorherigen Beteuerungen, dass ich noch nie verstanden hätte, was an muskulösen Sportlern reizvoll sein sollte.

Witzigerweise hatte ich, als er mir als Laborpartner zugewiesen worden war, außerdem gedacht, ich würde den größten Teil der Arbeit tun müssen – nicht dass ich Beck eine Sekunde lang abkaufte, dass er tatsächlich das Gleiche gedacht hatte. Er war schlauer, als ich erwartet hatte, ganz zu schweigen davon, dass er freundlicher war, und nach einigen Wochen, in denen wir zusammen Experimente und Hausaufgaben gemacht hatten, standen für mich weniger die Muskeln und das perfekt verwuschelte goldblonde Haar im Vordergrund, sondern eher unsere gute Zusammenarbeit. Er spielte so deutlich auf jeder Ebene außerhalb meiner Liga, dass es mich überraschte, wie leicht wir Freundschaft geschlossen hatten.

Wenn ich einen schlechten Tag hatte, wusste er, wie er mich mit einem Scherz aufmuntern konnte, und bei meiner Trennung von Miles hatte Beck mir geholfen, mich davon abzulenken. Sonntage mit Filmen und Eiscreme waren zu einer unserer Gewohnheiten geworden, und nach einer langen Woche des Lernens war es das ideale Mittel, sich zu entspannen. Ich wusste, dass er den größten Teil seiner übrigen Tage und Nächte mit Eishockey und Frauen verbrachte, und manchmal staunte ich immer noch darüber, dass er einen Abend für uns freihielt, um rumzuhängen und darüber zu streiten, welchen Film wir uns als nächsten ansehen sollten.

»Okay, Mr Ein-Jahr-älter-und-weiser, welche Erfahrungen brauche ich, um das College-Erlebnis komplett zu machen?« Ich zog das Notizbuch näher heran und schrieb den einen Punkt auf, von dem ich bereits wusste, dass ich ihn verzweifelt dringend brauchte:

1. Neuer, schärferer Look.

»Ich sollte schön langsam anfangen und mich zu den großen Sachen vorarbeiten. Was ist ein gutes Trinkziel? Ich meine, ich will nicht wirklich irgendwo aufwachen und keine Ahnung haben, wie ich dort hingekommen bin. Das geht zu weit. Aber ich möchte mich unbedingt betrinken. Sehen, wie es ist. Und ich will auf einer Party etwas Kühnes tun. Mehr als nur den ganzen Abend an einem Glas Rotwein nippen, aber ich will auch nicht, dass die Sache so peinlich wird, dass sie mir bis an mein Lebensende nachhängt.«

Beck strich sich mit zwei Fingerspitzen übers Kinn. »Wie wär’s mit einem Handstand auf einem Bierfass? So wirst du schneller betrunken und erregst zugleich Aufmerksamkeit. Zwei Fliegen mit einer Klappe.«

2. Handstand auf einem Bierfass machen. (Dran denken, an dem Abend keinen Rock anzuziehen.)

Ich zeigte auf den Punkt, den ich gerade hinzugefügt hatte. »So viel Aufmerksamkeit will ich nun auch wieder nicht. Aber wenn ich es Schritt für Schritt angehe, werde ich schon keine Panikattacke kriegen.«

Zwei Falten bildeten sich zwischen Becks Brauen, und ich sah Zweifel über seine Züge huschen. Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich will das wirklich. Aber ich bin auch ich. Hilf mir einfach, einen guten Mittelweg zu finden. Und einen Ort, an dem ich Handstand auf einem Fass machen und richtig betrunken werden kann. Weißt du von irgendwelchen Partys in der nächsten Zeit?«

»Wir werden mit Sicherheit kommenden Freitag oder Samstag genug Auswahl haben.«

»Ooh, das wäre perfekt, denn das gibt mir Zeit, mir einen neuen Look zuzulegen. Wir werden diese Woche shoppen gehen.«

»Wir?« Beck verzog den Mund. »Weißt du das denn nicht? Männer gehen nicht gern shoppen.«

»Wir haben doch bereits festgestellt, dass ich Hilfe dabei brauche herauszufinden, was Männer mögen. Deshalb hilfst du mir, erinnerst du dich?« Was mich zu der Entscheidung brachte, dass Nummer drei etwas Tollkühnes sein sollte, das sich um einen Mann drehte.

3. Zu einer Party gehen und mit einem wildfremden Mann flirten.

Beck las über meine Schulter gebeugt mit und stieß ein Summen aus.

»Was denn?«, fragte ich. »Das ist ja wohl das Mindeste auf dem College. Es muss mehr sein als ein bloßer Flirt. Oh Gott, das wird heikel, denn ich bin wirklich mies in solchen Dingen. Mein Gehirn und mein Mund verlieren die Verbindung zueinander, wenn ich heiße Jungs sehe. Ich blinzele dann einfach irgendwie oder sage dumme Dinge.«

»Du hast, ähm …« Beck rieb sich den Nacken. Ich sah ihn so selten verwirrt, dass automatisch Furcht meinen Magen zusammenkrampfen ließ. Er glaubte nicht, dass ich es schaffen konnte. Vielleicht hatte er recht und keine noch so große Hilfe würde mich zu einer Frau machen, die einen Mann ergattern konnte. Miles war einfach ein Ausreißer gewesen – ich hätte wetten können, dass er sich nicht einmal von mir angezogen gefühlt hatte, sondern mehr von meinem Grips und meinem Ehrgeiz. »Wenn dies eine Mission ist, um deine Jungfräulichkeit zu verlieren, bin ich raus, Ly. Es besteht ein zu hohes Risiko, dass die Sache schlecht ausgeht, und dann werde ich mich dafür verantwortlich fühlen und …«

»Nein.« Hitze flutete meine Wangen. »Ich war über zwei Jahre mit Miles zusammen. Wir … du weißt schon. Bei dieser ›Mission‹ geht es darum, Ziele zu haben, die nicht mit Zensuren oder einer zukünftigen Karriere zu tun haben. Das mit Miles und mir ist ein perfektes Beispiel dafür, eine nette, sichere Beziehung zu haben, aber ohne viele Überraschungen oder Aufregung oder … Leidenschaft. Natürlich …« Ich schüttelte den Kopf. Wie waren wir überhaupt auf diesen Punkt gekommen?

Beck tätschelte mein Knie. »Ist schon gut. Ich brauche keine Details. Ich dachte nur, ich sollte nachfragen, bevor ich mich Hals über Kopf in deinen hirnrissigen Plan hineinstürze.«

Ich strich Nummer drei wieder durch.

3. Zu einer Party gehen und mit einem wildfremden Mann flirten.

3. Mit jemandem rummachen, den ich nicht kenne. (Inklusive erfolgreiches Küssen)

»Besser?«, fragte ich.

»Besser«, bestätigte Beck, ein schiefes Lächeln mit einem Anflug von Spott auf den Lippen.

»Ich weiß, du hältst mich für dumm, aber ich will wissen, wie es ist, auszugehen und zu flirten und einen Typen zu küssen, ohne irgendetwas zu erwarten – keine feste Beziehung, nichts Ernstes. So bin ich offen für jedes Abenteuer, das an der nächsten Ecke auf mich wartet.« Je länger ich darüber nachdachte, umso sicherer war ich, dass dies ein brillanter Plan war. Ich legte das Notizbuch auf den Couchtisch. »Ich werde mir später weitere Punkte ausdenken, dann kannst du mir helfen, sie wenn nötig zu modifizieren. Aber eins nach dem anderen. Hol deinen Laptop, damit ich online gehen und nach Haarschnitten gucken kann.«

»Mach mir ein paar Pfannkuchen.«

Ich schlug Beck auf den Arm. »Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich dir Pfannkuchen mache. Das verstößt gegen meine feministischen Grundsätze.«

Beck wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, als reinige er die Luft von dem Wahnsinn, den ich hier verbreitete. »Wie bitte? Du darfst mich herumkommandieren, aber ich« – er berührte mit zwei Fingern seine Brust – »ich darf nicht das Gleiche tun?«

»Genau, du hast es kapiert.« Ich schleuderte meine Schuhe von den Füßen und schlug auf seinem weichen Sofa die Beine übereinander, nicht ohne meinen Rock glatt zu streichen, damit alles bedeckt war. Jetzt, da er von Essen gesprochen hatte, knurrte mir der Magen. »Lass uns eine Pizza bestellen.«

Beck schnitt eine Grimasse, als hätte ich vorgeschlagen, geröstete Würmer oder so zu essen. »Nicht mit Tomate und grünem Pfeffer. Das mit den Peperoni kann ich ja irgendwie noch verstehen, aber Tomaten sind schon in der Sauce. Warum noch extra welche bestellen?«

Ich seufzte. »Wir haben schon hundertmal darüber gesprochen, und wie bei den vergangenen hundert Malen liegt es daran, dass es um unterschiedliche Texturen und Gewürze geht, und ich esse das einfach gern, also sollte ich meine Wahl nicht rechtfertigen müssen. Ich bitte dich ja auch nicht, deinen Fleischfresserwahnsinn zu erklären.«

»Weil Fleisch essen keiner Erklärung bedarf.«

»Bestell die Tomaten und den grünen Pfeffer einfach für eine Hälfte, wie immer.«

Er holte bereits sein Handy hervor und schickte sich höchstwahrscheinlich an, unseren gewohnten Pizzaservice anzurufen – hoffte ich jedenfalls. Jetzt, da das Wort Pizza gefallen war, würde mein Magen über nichts anderes glücklich sein. »Aber du isst deine Hälfte nie ganz auf«, beklagte er sich. »Und am nächsten Tag muss ich die widerlichen Tomaten runterpflücken und die Pizza essen, während ich mir wünsche, es wäre etwas Fleisch drauf.«

»Dein Leben ist auf tragische Weise hart. Stell dich ihm und bring mir deinen Laptop.« Ich ließ ein übertriebenes Grinsen aufblitzen. »Bitte mit Peperoni obendrauf, ja? Ich erlaube dir sogar, für meine Hälfte der Pizza extra Wurst zu bestellen.«

»Und sie lernt, wie man Kompromisse schließt«, verkündete er mit der lauten Stimme eines Fernsehmoderators. »Diesen Punkt können wir schon mal abhaken.«

»Tja, ich fürchte, das ist das Gegenteil von Kühnheit.«

»Ah, aber es ist genau das, was Männer wollen.« Er grinste und stupste mich mit dem Ellbogen an. »Du wirst im Handumdrehen ein Profi sein, was das betrifft.«

Das hoffte ich inständig. Denn es würde für meinen Plan außerdem notwendig sein, die Kreditkarte zu benutzen, die ich NUR für Notfälle hatte.

Doch in diesem Moment befand sich mein Leben in einem Katastrophenzustand, und wenn ich mich nicht irrte, war das so ziemlich das Gleiche wie ein Notfall.

4

Beck

Manche Leute schwammen, manche joggten, manche fuhren voll auf Zen oder Yoga ab oder meditierten. Ich zog es vor, Männer gegen die Bande zu schmettern. Ich checkte meinen Verteidiger, und als er am Glas der Bande hinabrutschte, spielte ich den Puck, fuhr ihm nach und hielt aufs Tor zu.

Dies war für mich der Ort, an dem alles andere von mir abfiel. In den Kursen wurde es mir langweilig, und meine Gedanken neigten dazu abzuschweifen, und neuerdings gefiel es mir nur selten, wohin sie drifteten. Wenn man es lange genug hinauszögerte, etwas in Angriff zu nehmen, verfolgte es einen wohl einfach, wenn man das am wenigsten gebrauchen konnte.

Ich holte mit dem Schläger aus, peilte die linke Hand von Charlie, dem Torhüter, an und zog den Schläger durch, als ob ich damit alles in den Wind schlagen könnte. Charlie versuchte, den Puck zu fangen, griff aber ins Leere, und der Puck schlitterte ins Tor.

Ich riss die Hände hoch, und meine Mannschaftskameraden krachten in mich hinein. Dann pfiff der Coach das Training ab, und wir machten uns auf den Weg in Richtung Umkleideraum. Gerade als ich gehen wollte, fielen mir Lyla und ihre verdammten Ziele wieder ein. Ich verstand ihr Ansinnen und dachte, es würde ihr vielleicht guttun, die Dinge ein wenig lockerer anzugehen, aber sie war auch so süß und naiv, dass sie das in Schwierigkeiten bringen konnte. Ich war entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Schwierigkeiten nicht außer Kontrolle gerieten, selbst wenn es das war, was sie zu wollen glaubte.

»He, weiß jemand, ob es an diesem Wochenende irgendwo eine Party gibt?«

»Auf jeden Fall bei meiner Studentenclique«, sagte Daniel.

Ein großes Hölle, nein dazu. Diese Clique und Lyla waren die denkbar schlechteste Kombination. Daniel war kein übler Kerl, aber die meisten anderen Typen, mit denen er rumhing, waren Mistkerle, die sich für Markenkleidung interessierten, für schicke Autos und Frauen, die wie Models von Victoria’s Secret aussahen.

Carsten schlug die Tür seines Schließfachs zu. »Es findet eine Hofparty statt. Da gibt es garantiert jede Menge Bier und hübsche Frauen.«

»Was ist mit Männern?«, fragte ich, und Carsten sah mich an, als sei mir ein Horn aus der Stirn gewachsen. »Nicht für mich, du Depp. Ich habe eine Freundin, die feiern möchte.«

»Schick sie zu mir, und ich werde mich gut um sie kümmern.«

Ein weiteres Hölle, nein. Er schlief mit noch mehr Frauen als ich. Aber ehrlich, das war nicht einmal besonders schwer, trotz der Dinge, die man mir unterstellte. Sex führte für gewöhnlich zu Bindungen, was der Grund war, warum ich in einem ständigen Zustand der Frustration lebte und nur mit Frauen etwas anfing, von denen ich wusste, dass sie nicht ständig anrufen und mir auf Schritt und Tritt folgen würden. Nicht dass ich nicht schon mal falschgelegen hätte, aber ich gab mir Mühe. Carsten versprach den Frauen, dass sie etwas Besonderes seien, und behandelte sie dann wie Scheiße. Er würde nicht in Lylas Nähe kommen.

Aber die Hofparty war wahrscheinlich die passendere Wahl von den beiden. Ich würde mich weiter umhören, vielleicht ergab sich ja noch etwas Besseres. Ich wusste nicht, was ich wirklich wollte, für einen Handstand auf einem Bierfass gab es jedenfalls Möglichkeiten wie Sand am Meer. Hoffentlich konnten wir die ersten beiden Punkte von Lylas Liste gleichzeitig erledigen, und dann konnte sie die Sache abhaken und wieder glücklich sein. Mir kam es so vor, als sei sie während der letzten Monate, seit sie und ihr Freund Schluss gemacht hatten, trauriger gewesen. Danach waren sofort die Abschlussprüfungen gefolgt. Ich führte das Ganze auf Stress zurück, aber vielleicht steckte auch mehr dahinter.

»Schreib mir eine WhatsApp mit den Details«, bat ich, dann verließ ich den Umkleideraum. Auf dem Weg zu meinem Land Rover warf ich einen Blick aufs Handy. Es war eine Nachricht von Monica gekommen, die schrieb, dass sie sich heute Abend mit mir treffen wolle – anscheinend war mir verziehen worden.

Gerade als ich antworten wollte, dass wir uns bei mir zu Hause sehen konnten, klingelte das Handy. Es war Lyla, also nahm ich den Anruf an. »Ja?«

»Meinst du, du kannst mich abholen und mit mir in die Mall fahren? Ich muss mich unbedingt um meinen ersten Punkt kümmern.«

Einen Moment lang dachte ich daran, ihr zu antworten, dass es mir ernst gewesen war, als ich gesagt hatte, Shoppen sei nicht mein Ding. Ich war ganz allein in eine Wohnung gezogen und verbrachte meine Zeit mit Gewichte heben, Eishockeytraining und spielen, damit ich keinen Umgang mit Menschen haben musste, es sei denn zu meinen Bedingungen. Damit niemand es sah, wenn die Vergangenheit auf mich einstürmte und die Oberhand gewann. Wenn ich Lylas Bitte nachkam, würde ich zudem das zweite Mal zulassen, dass sie sich zwischen mich und eine schnelle Nummer schob. Monica war eine Frau, die keine feste Bindung wollte, und solche Frauen waren nicht gerade leicht zu finden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich für Shoppen entschied, wenn Sex die Alternative war.

Aber dann stellte ich mir Lylas trauriges Gesicht vor und dachte an all die Male, die sie mich aufgemuntert hatte, wenn ich einen beschissenen Tag gehabt hatte. »Ich muss noch duschen und mich umziehen. Gib mir dreißig bis vierzig Minuten.«

»Wie wäre es damit?«, fragte Lyla und schob ihren rosa-violetten Schal beiseite, um sich ein schwarzes T-Shirt über ihren weißen Pulli zu halten. »Oder ist das zu langweilig? Ich trage für gewöhnlich jede Menge Farben, aber vielleicht ist das ja zu viel? Vielleicht sollte ich mich für eine einzige Farbe entscheiden. Oder nehme ich schwarz? Interessiert das Männer überhaupt?«

Ich betrachtete die einfarbigen Oberteile. Ich hatte nie viel darüber nachgedacht, aber sie wirkten recht reizlos neben Lylas gewohnten Outfits – schon witzig, da »Reizlosigkeit« anscheinend das Problem war, das sie bewältigen wollte. Ich hatte noch nie jemanden gekannt, der so viele Schichten übereinander trug wie sie, ob es regnete oder die Sonne schien. Sie hatte Schals in jeglicher Farbkombination, und fast alle ihre Röcke und Kleider waren wild gemustert und unglaublich bunt. »Also kein Hippie-Stil mehr?«

»Hippie?« Sie schob die Unterlippe auf eine Weise vor, die in mir den Verdacht weckte, dass ich das Falsche gesagt hatte. »Ich würde es eher unkonventionellen Chic nennen. Eine Spur künstlerisch und nicht so sehr Friede, freie Liebe und Verzicht aufs Duschen.«

Ich starrte sie einen Moment nur an. »Oh. Ich bitte um Verzeihung.« Wenn ich es recht bedachte, sah sie eher wie eine Kunststudentin aus und weniger wie ein hartgesottener Chemie-Nerd. Aber ich sah vermutlich aus wie ein blöder Muskelprotz, und ich zog es vor, die Leute glauben zu lassen, dass das alles war, was in mir steckte. Auf diese Weise wurden weniger Fragen gestellt. »Ich bin die falsche Person dafür, Ly. Du brauchst jemanden, der mehr Ahnung von Mode hat.«

»Okay, ich will ja keinen Druck machen, aber du bist irgendwie einer meiner wenigen Freunde hier. Und ich brauche niemanden, der sich mit Mode auskennt – ich brauche die Meinung eines Mannes. Ich will wissen, welche Kleider Männer bei Frauen mögen und welche sie hassen. Wie zum Beispiel Rollkragenpullover oder was auch immer.«

Ich rümpfte die Nase. »Ja, Rollkragenpullover gehen gar nicht.«

»Siehst du«, sagte sie. »Die wichtigen Dinge weißt du sehr wohl. Und wenn ich etwas anprobiere, das Männern im Allgemeinen gefällt, mir aber nicht steht, musst du mir das ebenfalls sagen. Du musst ganz ehrlich sein.«

Darüber wäre sie wahrscheinlich entsetzt oder würde mich ohrfeigen, denn obwohl sie versuchte, sich so zu benehmen, als sei das total normal, verrieten mir ihre leicht schrille Stimme und ihr nervös hin und her flackernder Blick, dass das Ganze sie ein wenig überforderte.

»Ehrlich gesagt ist es ziemlich simpel«, erwiderte ich. »Männer sehen gern den Körper eines Mädchens. Hebe hervor, was du hast, und verstecke, was du nicht hast. Beschränktere Männer könnten von all deinen Kleiderschichten und Farben eingeschüchtert sein – ich persönlich finde das charmant.«

»Aber du willst auch nicht mein Date sein.« Sie wedelte mit den Händen. »Nicht dass ich dein Date sein will. Wir sind, hm, füreinander Neutren. Das kapiere ich, und das ist so großartig an uns beiden. Ich meine, es freut mich sehr, dass du meine Klamotten charmant findest, aber ich will wissen, ob ich einen Mann dazu bringen kann, stehen zu bleiben und mich anzustarren. Ich will einsetzen, was ich habe.«

Ich stieß den Atem aus und fühlte mich total überfordert. Die kribbelnde Vorahnung warnte mich, dass ich in ein Gespräch hineingezogen werden würde, bei dem ich unausweichlich das Falsche sagte. »Nun, was hast du denn?«

Sie trat einen Schritt auf mich zu. »Keine Ahnung. Sag du es mir.«

Ehrlich, ich hatte sie noch nie so betrachtet. Ich meine, natürlich hatte ich ganz allgemein wahrgenommen, dass sie schöne, elfenbeinfarbene Haut hat, eine niedliche kleine Nase und ein wirklich großartiges Lächeln. Außerdem hatte sie etwas von einer heißen Bibliothekarin an sich, wenn sie ihre Brille trug und ihr Haar zu einem Knoten frisierte. Aber sie war nicht der Typ Frau, mit dem man etwas anfing, und als ich sie kennengelernt hatte, hatte sie von Miles erzählt. Hatte oft von ihm erzählt. Das war der einzige Grund, warum ich nicht gezögert hatte, sie zum Lernen in meine Wohnung einzuladen.

Eines Tages hatte sie die DVD von Hangover in meinem Regal entdeckt und bemerkt, dass sie den Film noch nie gesehen habe, und ich hatte darauf bestanden, dass wir das zusammen nachholten. In der nächsten Woche hatte sie einen Film vorgeschlagen und sogar eine Packung Eis mitgebracht. Von da an hatten wir unser Sonntagabendritual. Sie war so lange ein – wie sie sagte – Neutrum gewesen, dass ich nie darüber nachgedacht hatte, was für einen Körper sie unter ihren vielen Kleiderschichten versteckte, seit ich ihr das erste Mal begegnet war.

Ich schnappte mir einige kurze Röcke und knappe Tops und drückte sie ihr in die Arme. »Zieh die da an, dann sehen wir weiter.«

Sie musterte, was ich ihr gegeben hatte, suchte sich die Sachen in ihrer Größe heraus und ging in die Umkleidekabine.

Mein Handy klingelte, und als ich es aus meiner Tasche zog, dachte ich, es sei Monica. Ich hatte bereits versucht, mir eine Ausrede zurechtzulegen, warum ich sie versetzt hatte.

Aber es war nicht Monica. Es war die einzige andere Frau auf dem Planeten, der ich je erlaubt hatte, mich in eine Mall zu schleppen.

5

Lyla

Man sagte immer, Umkleidekabinen hätten die denkbar schlechteste Beleuchtung und die miesesten Spiegel, und in diesem Moment hoffte ich, dass, wer auch immer »man« war, wusste, wovon er redete. Warum sollten Geschäfte nicht in fabelhafte Beleuchtung und Spiegel investieren, die Schönheitsfehler kaschierten? Würden sie damit nicht mehr Kleider verkaufen?

»Lyla?« Es war natürlich Beck. Ich hatte ihn vor einer Sekunde telefonieren hören, obwohl ich die Worte nicht verstehen konnte. Wer immer die Frau war, sie hatte ihm sofort einen süßen Tonfall entlockt, den ich bei ihm noch nie gehört hatte.

»Noch eine Sekunde«, rief ich und zupfte am Saum des Rocks. Wenn Männer den Körper einer Frau sehen wollten, nun, dann erfüllte dieses Outfit definitiv seinen Zweck. Ich hatte seit einem Band-Konzert in der Highschool, das langweilige, schwarze und knielange Röcke erfordert hatte, keinen Rock mehr getragen, der nicht um meine Knöchel wallte. Dieser Rock war schwarz, zeigte jede Menge Oberschenkel und war eher abenteuerlich als langweilig – wobei das Abenteuer darin bestand, dass ich vielleicht versehentlich allen meinen Slip zeigen würde. Juchhu!

Das perlenbesetzte violette Top hatte einen tiefen Ausschnitt und enthüllte eine ganze Menge Dekolleté. Und mit einer ganzen Menge meine ich, dass, heilige Hölleneier, eine Menge Busen zur Schau gestellt wurde. Wovon ich tatsächlich reichlich vorzuzeigen hatte, womit ich, glaubt mir, nicht prahlte. Tatsächlich hatte ich mir im Laufe der Jahre viele Male gewünscht, ich hätte weniger davon, vor allem als ich jünger war und meine Brüste der Fluch meiner Existenz gewesen waren.

Als ich mit elf plötzlich Brüste bekam, lange vor meinen Freundinnen, war meine Mutter ausgeflippt und hatte mir jede Menge super hochgeschlossener Blusen und Jacken gekauft. Sie hatte mir immer wieder eingeschärft – und zwar stirnrunzelnd –, dass ihrer Meinung nach schon die Andeutung eines Dekolletés oder eine Bluse, die »so eng war, dass sich etwas abzeichnete«, nur Stress bedeutete. Sie warnte mich davor, dass die Jungen mich für älter halten würden, als ich war, und dass ich vorsichtig sein müsse. Ich wollte sie nicht auf die falschen Ideen bringen. Wollte mich nicht zur Zielscheibe machen. Ich hatte das so viele Male gehört, dass ich deswegen ganz paranoid wurde. Dann hatte ich die Schals für mich entdeckt, und sie ließen meine langweiligen, hochgeschlossenen T-Shirts zumindest etwas niedlicher aussehen.

»Es tut mir leid«, sagte Beck durch die Tür, »aber es ist mir etwas dazwischengekommen. Ich muss gehen.«

Die Frau, die am Telefon gewesen war. Mir rutschte das Herz in die Kniekehlen. Natürlich würde er sie vorziehen, statt mir beim Shoppen zu helfen. Ich machte ihm keinen Vorwurf daraus, aber es schmerzte doch ein klein wenig – kapierte er nicht, wie wichtig das hier für mich war? Ich schlüpfte aus all den freizügigen Kleidungsstücken und zog meinen langen Pullover und die Leggings wieder an.

»Wenn du weitershoppen willst, könnte Whitney dich vielleicht abholen? Oder geht es auch mit dem Bus?« Seine Stimme kam näher, und ich sah seine Sneakers unter der Kabinentür. »Ich weiß, es ist blöd, und ich schwöre, ich würde nicht gehen, wenn es nicht wichtig wäre.«

Vielleicht war ich nicht die Einzige, die gegenwärtig in Nöten war und um die Beck sich kümmern musste. Soweit ich wusste, hatte er bedürftige Freundinnen wie mich quer über den Campus verteilt – er redete selten über irgendetwas anderes als Eishockey, mit gelegentlichen Bemerkungen über seine Seminare, aber ich wusste, dass in seinem Leben mehr los war.

»Dann werde ich vielleicht einfach den Bus nehmen. Es ist keine weite Fahrt bis nach Hause.« Ich schob die Tür einen Spaltbreit auf und wünschte, ich hätte das Outfit angelassen, damit er mir hätte sagen können, ob es eine Möglichkeit war oder nicht. Er sah ein wenig bleicher als gewöhnlich aus, und feine Linien durchzogen seine Stirn. »Ist alles in Ordnung?«

»Ja, keine Sorge.« Sein Versuch eines Lächelns war nicht ganz erfolgreich. Er schaute auf den Rock und das Shirt, die zusammengeknüllt auf dem Boden lagen. »Wie haben sie ausgesehen?«

»Dürftig.«

»Nun, das ist das Gegenteil von nett und süß. Ich würde sagen, schlag zu. Gib dich selbstbewusst, dann kannst du alles tragen.«

»Selbstbewusstsein.« Ich nickte einmal knapp, obwohl Selbstbewusstsein mir immer schwergefallen war, wenn es um irgendetwas anderes als die Schule ging. »Kapiert.«

Er griff nach meiner Hand und drückte sie, um die Sorge zu beschwichtigen, dass ich niemals in der Lage sein würde, so viel Selbstbewusstsein auch nur vorzutäuschen. »Noch mal danke, dass du so cool reagiert hast. Ich melde mich später bei dir.« Sein Blick ruhte immer noch auf mir, als er rückwärts aus dem Umkleideraum ging. »Und ich habe eine Party für uns aufgetan, also fang mit deinen Vorbereitungen an, denn ich weiß, dass du irgendeine Checkliste getippt hast.«

»Habe ich nicht.« Noch nicht. Das stand für heute Abend auf dem Plan. »Wobei, was soll ich da anziehen? Nur falls ich entscheide, was dafür zu kaufen.«

Beck schenkte mir ein Grinsen, das nichts Geringeres sagte als: »Hab ich’s doch gewusst.« »Analysier die Sache nicht zu Tode und mach dir keinen Stress. Kauf dir dieses Outfit, und ich kümmere mich um alles andere.«