Brauchen wir nicht alle ein bisschen mental? - Harald Rüger - E-Book

Brauchen wir nicht alle ein bisschen mental? E-Book

Harald Rüger

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Beschreibung

Welche Rolle spielt Sportmentaltraining bei Erbringung der optimalen Leistungsfähigkeit? Wann setze ich Mentaltraining ein? Wieviel benötigt mein Sportler und was bewirkt ein effektives Mentaltraining? Wer oder was kann mich bei der Trainingsarbeit "mental" unterstützen? Was machen andere Sportarten und Trainer? Kann ich davon profitieren und mein Training verbessern? Nicht nur Trainer, Betreuer, Funktionäre und Sportler stellen sich wiederholt diese Fragen. Das Buch liefert die Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen zum Einsatz von Sportmentaltraining. Die Erkenntnisse von weit über 50 Interviews aktiver Trainer, aus über 20 verschiedenen Sportarten, zeigen deutlich die Bedeutung von mentalen Maßnahmen und Einheiten im Leistungssport. Damit Sie "mentale" Begriffe verstehen, werden Sie verständlich an das Thema herangeführt. Zum effektiven Einsatz von Sportmentaltraining, enthält das Buch einen eigenen Praxisteil. Episoden, Hinweise, Anmerkungen und Kurzgeschichten zu speziellen mentalen Themenstellungen, machen Sportmentaltraining allgemein verständlich. Bilder, Grafiken und Diagramme visualisieren mentale Maßnahmen und Momente.

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Seitenzahl: 580

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Das gesamte Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, auch nur auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen und die öffentliche Zugänglichmachung.

Die im Buch verwendeten Fotos durften mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Urheber verwendet werden. Grafiken, Schaubilder und Diagramme wurden vom Autor selbst erstellt und sind dessen geistiges Eigentum.

Copyright © 2018 Harald Rüger – Sportmentaltrainer

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg Umschlaggestaltung: Harald Rüger u. Angelika Fleckenstein Korrektorat u. Satz: Angelika Fleckenstein Herausgeber: Harald Rüger und tredition GmbH

ISBN

978-3-7469-4678-8 (Paperback)

978-3-7469-4679-5 (Hardcover)

978-3-7469-4680-1      (e-Book)

Vier Jahre intensiv einen älteren Herren 24 Stunden rund um die Uhr zu pflegen und zu betreuen erfordert eine enorme Willensstärke, Kraft und letzten Endes auch mentale Stärke. Wer nicht unmittelbar in diesen Lebensprozess eingebunden ist, kann diese Aufgabe nicht hoch genug einordnen. Misst man die andauernde Belastung, lässt sich so etwas nicht monetär aufrechnen. Wer dies trotzdem tut, handelt nur aus Geldgier und ignoriert bewusst die moralische Verpflichtung der Kinder gegenüber Ihren Eltern. Die Sucht nach Geld hat schon viele Banker in die Katastrophe geführt und verhindert auch hier eine äußerst wichtige mentale Lebenserfahrung. Eine solche Lebensaufgabe funktioniert nur, wenn die Abläufe und der Alltag der Zielperson nicht nur auf Einzelne, sondern das komplette familiäre Umfeld abgestimmt werden.

Eines hat mich der Umgang mit einem lebenserfahrenen und von unterschiedlichen Lebenssituationen geprägten Menschen gelehrt: Ein Mensch sammelt in seinem Leben Millionen von Informationen, mentalen Eindrücken und Empfindungen. Auch wenn diese mit zunehmendem Alter nicht immer sofort parat sind, lässt sich durch Schaffung einer Wohlfühlatmosphäre der Weg zu den richtigen mentalen Eindrücken finden. Das im „Hirnkaschtl“ liegende Inhaltsverzeichnis, verknüpft über Synapsen, bringt die längst als verschollen geltenden Eindrücke und Informationen zu Tage. Gepaart mit mentalen Ereignissen aus dem familiären Umfeld, machen sie aus einem gelassenen Menschen einen emotionalen Fan für Sportarten wie Fußball, Sportkegeln und Handball.

Die Erfahrungen mit einem solchen „mentalen Phäno- men“ habe ich den Antrieb für dieses Buch zu verdan- ken. Das immer stärker werdende Interesse, viele Fra- gen und letztendlich die „mentalen“ Ratschläge und Ge- danken, haben dieses Werk geprägt. Die fortwährende Motivation, das Buch fertigzustellen und auch in diesem Umfang anzufertigen, zeigt von großer Weitsicht.

Die Lebensdevise „Man lebt und ist zufrieden“ drückt dies nochmals eindrucksvoll aus. Vielen Dank für die sehr intensive Zeit und den Erfahrungen im Umgang mit Gedanken und Gefühlen auch im hohen Alter. Leider konnte er das fertige Ergebnis nicht mehr in Händen hal- ten. Ich bin aber sicher, er blättert bereits in der exklusiv für ihn erstellten, mentalen Erstausgabe.

Harald Rüger

Sportmentaltrainer

Brauchen wir nicht alle ein bisschen mental?

Die Bedeutung von Sportmentaltraining in erfolgreichen Sportarten

Praxisbezogene Beschreibung mentaler Aspekte im Sport incl. Studie zum Einsatz von Sportmentaltraining

Erste Mentale Gedanken

Die heutige Zeit wird immer mehr von elektronischen Medien und einer ständigen Belastung der Menschen bestimmt. Dies erstreckt sich nicht nur auf das berufliche und private Umfeld, sondern verstärkt auch auf den sportlichen Bereich. Freizeitoder Breitensport und sogar im Spitzenbereich bestimmen die dauernde Belastung, Stresssituationen und die fehlende Möglichkeit abzuschalten, die Leistung der Sportler. Um diese Leistungsminderungen, mentalen Ausfälle oder gar den Kollaps – auch Burnout genannt – zu verhindern, werden sehr oft Psychologen, Mentalcoaches oder auch erfolgreiche Sportler eingesetzt. Oftmals fehlt jedoch das sportartspezifische Verständnis, sodass der Einsatz dieser Experten häufig zeitlich sehr begrenzt ist.

Als Trainer im Deutschen Sportkegeln, stellte ich mir immer die Frage: „Wo gibt es Erkenntnisse aus dem mentalen Bereich und wo sind diese praxisbezogen dargestellt?“ In jeder erfolgreichen Sportart gehören Physiotherapeuten, Ärzte, Diagnostiktrainer und ein großer Beraterstab zum unmittelbaren Umfeld. „Wo sind die Trainer für eine effektive und erfolgreiche Kopfarbeit?“

Meine Schwerpunkte als Fachtrainer lagen in der Vergangenheit sicherlich hauptsächlich im Kegelsport und in der Sportart, bei denen 22 Spieler gegen einen Ball treten. Nicht nur hier spielt das Training der kognitiven Prozesse, kurz den Abläufen im Kopf, eine immer größere Rolle. Sie sind ein essentieller Erfolgsfaktor, jedoch auch bei Fehlen, Grund für eine Erfolgslosigkeit. Gerade bei vorübergehenden Fehlern oder Niederlagen, bei sogenannten Stressspielen, spielt die geistige Stärke eine ganz wichtige Rolle. Viele Trainer oder Verantwortliche haben dies erkannt, greifen aber sehr schnell nach teilweise sehr kostspieligen Lösungen. Oftmals werden bei Problemen der Trainingsumfang drastisch erhöht, sogenannte „Fachleute“ eingekauft, Bewegungsabläufe und Techniken komplett umgebaut und wenn nichts mehr hilft, der Trainer als „Sündenbock“ entlassen. Dabei ist das ganze Problem vielfach in den Köpfen der Sportler versteckt. Ein fundiertes Mentaltraining und eine Integration in den laufenden Trainingsbetrieb machen diese Verstecke transparent und helfen, die mentalen Blockaden zu lösen. Dies führt auch zwangsläufig wieder zurück zum Erfolg. Was liegt da näher, das mentale Training als „Komplettpaket“ bei Misserfolg kurzfristig einzukaufen.

Aber halt!! Mentaltraining im Sport hat viel mit individuellen Bedürfnissen und der Gefühlswelt der Sportler zu tun. Die vermeintliche mentale Stärke ist neben der körperlichen Leistungsfähigkeit ein entscheidender Faktor und kennzeichnet erfolg-

reiche und nach außen hin „cool“ wirkende Sportler. Innere Abläufe in den Köpfen der Sportler entscheiden über Erfolge im Ligabetrieb genauso, wie bei nationalen und internationalen Meisterschaften. Wer glaubt, Sportmentaltraining hätte etwas mit Handauflegen, mystischen Techniken oder gar Zauberei zu tun, ordnet dies ganz falsch ein.

Dieses Buch soll dem Leser Sportmentaltraining näherbringen, das Thema verständlich machen und im Inneren das Feuer wecken, um zukünftig mentale Training gewinnbringend einzusetzen. Beschäftige auch Du Dich, intensiv mit diesem Thema, den ein effektives Mentaltraining öffnet bisher unbekannte Leistungsreserven. Dieses Buch bringt Dich an den Punkt des optimalen Leistungsvermögens.

Harald Rüger, Sportmentaltrainer

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – „über 400 Seiten geballte mentale Kraft“

Gleichberechtigung

Anstoß

Genereller Aufbau im Buch

Kapitel 2 – Die Bedeutung von Sportmentaltraining

Wie kommt eine sportliche Bestleistung zustande?

Einfluss von Sportmentaltraining

Was ist Sportmentaltraining?

Leistung durch mentale Stärke

Zusätzliches Leistungspotenzial

Wie viel Mentaltraining braucht der Sportler?

Spitzensport und Amateure

Koordinative Fähigkeiten und Fertigkeiten

Koordinative und kognitive Prozesse

Koordination der Prozesse

Innen und außen im Gleichklang

Wie kann man die Abläufe im Kopf trainieren?

Die optimale Leistungsfähigkeit

Kapitel 3 – Methoden, Verfahren Innovationen

Die Entwicklung zum Sportmentaltraining

Training der Selbstgesprächsregulation

Kompetenzerweiterung

Aufmerksamkeitsregulation

Aktivationsregulation

Stressmanagement im Sport

Antizipieren eines Bewegungsablaufes

Kapitel 4 – Studie „Sportmentaltraining im Einsatz“

Wird Sportmentaltraining richtig verstanden?

Wer kann über den Einsatz von Mentaltrainern entscheiden?

Daten und Methoden

Informationen zum Aufbau

Kapitel 5 – Was geht in den Köpfen vor?

Allgemeine Themen

Kapitel 6 – Ich alleine gegen alle

Mentale Anforderungen an den Einzelsportler

Golf

Leichtathletik

Minigolf

Nordic-Walking

Trampolin

Triathlon

Kapitel 7 – Kampftechniken und Waffen

Grundlegende, mentale Anforderungen

Fechten

Karate

Ringen

Schießen

Kapitel 8 – Bälle, Kugeln und Figuren

Anforderungen

Billard

Schach

Sportkegeln

Tischtennis

Kapitel 9 – Mannschaftssportarten

Mentale Besonderheiten im Mannschaftssport

Basketball

Fußball

Handball

Kanupolo

Volleyball

Kapitel 10 – Balance und Koordination

Anforderungen

Hallenradsport

Tanzen

Turnen

Kapitel 11 – Gegenseitiges Lernen

Ist Erfolg übertragbar?

Von anderen Bereichen übernehmen

Von medizinischen Standards und Abläufen lernen

Von anderen Sportarten und Einrichtungen lernen

Zusammenarbeit mit anderen Trainern

Ausblick

Kapitel 12 – Der Weg zum effektiven Training

Mental ist ständig präsent

Mit Sportmentaltraining zurück in die Erfolgsspur?

Sportmentaltraining als ständiger Begleiter

Rezept für die Umsetzung von Sportmentaltraining

Stufenweise Einführung

Entwicklung von Strategien

Fach- und Mentaltraining kombinieren

Kapitel 13 – Restliche Gedanken

Dangge

Abbildungsverzeichnisse

Sie wollen mehr über Sportmentaltraining wissen?

Kapitel 1 – „über 400 Seiten geballte mentale Kraft“

Wer eine Sammlung von Methoden zum Mentaltraining erwartet, sollte zu einschlägiger Literatur greifen. Solche Werke wurden bereits vielfach publiziert.

Eine Schulungsunterlage für Ausbildung als Mentaltrainer? Dann besser zu einem Kurs oder einer Bildungsmaßnahme.

Dieses Buch ist keine komplette Beschreibung möglicher Vorgehensweisen zum Thema Mentaltraining im Sport.

Wer jedoch methodische Ansätze verstehen und das damit verbundene Wissen in die tägliche Praxis seiner Sportart transferieren möchte, sollte alle Kapitel – am besten mehrfach – lesen.

Nur einzelne Kapitel, Themen oder Sportarten herauszupicken, ist die falsche Vorgehensweise. Man verliert den Gesamtblick für das Thema Mentaltraining im Sport und verzichtet auf sehr interessante, mentale Beschreibungen, Meinungen und Wissensstände der Trainer bis hin zu Episoden, Hinweisen und Kurzgeschichten zu ganz speziellen mentalen Themenstellungen.

Sportmentaltraining wird Sie komplett fesseln. Aber Vorsicht!!! Sie werden dieses Buch nie mehr aus dem Kopf bekommen. Beginnen Sie doch erst einmal, das nachfolgende Zitat zu entschlüsseln.

„Frü Rekisin nud Negnukriwneben fegarn iSe am betsen Ierhn Seniartlatnemtropr, tegelloKreniarn, ierhn Kpof oedr helon ecafnih das Bcuh wedeir aus dem Bücagerrehl“*)

*) Die Auflösung finden Sie im Laufe dieses Buches.

Gleichberechtigung

Liebe Leser, Leserinnen oder LeserInnen, ich habe ganz intensiv versucht, eine gleichberechtigte Sprache für Frauen und Männer in diesem Buch zu finden. Es ist mir aber nicht gelungen. Auch wenn unser Handeln glücklicherweise schon viel weiter ist, unser Sprach- und Schreibvermögen ist der Gegenwart immer noch unterlegen und braucht möglicherweise ein intensives Mentaltraining, um den Rückstand aufzuholen. Die unzähligen Formulierungen wie Trainer und Trainerinnen oder Mentalcoaches und Mentalcoachinnen oder ähnliches sowie die unnötigen und unschönen grammatikalischen Wurmfortsätze richtig zu treffen, vergeudet nur Zeit und Energie und lenkt vom eigentlichen Thema „Sportmentaltraining“ ab. Selbstverständlich denke ich bei jeder Ausführung sowohl an weibliche als auch an männliche Kollegen. Aus diesem Grund versuche ich nur von gleichberechtigten Fach- oder Sportmentaltrainern zu schreiben, es sei denn, jemand bezeichnet sich selbst anders oder die Häufung im Text zwingend zum Wechsel.

Anstoß

Bisher erschienene Publikationen und Bücher beschränken sich i. d. R. auf detaillierte, sportartenübergreifende Methodenbeschreibungen und leiden vielfach unter einem deutlichen Praxisbezug. Veröffentlichungen mit einer spezifischen Darstellung der jeweiligen Sportart in Verbindung mit mentalen Facetten, fehlt dagegen der Blick „über den Zaun“, – also die Bezugnahme und der Vergleich mit anderen Sportarten. Es ist für Trainer und Verantwortliche äußerst schwer den Einsatz von Sportmentaltraining richtig zu verstehen und so die Methoden erfolgreich einzusetzen. Sowohl Trainer und Funktionäre aber auch die Sportler selbst stellen sich immer wieder die Frage „Was bringt mir Sportmentaltraining eigentlich?“ Hier ein Ausschnitt aus der langen Liste an wiederkehrenden Fragen:

? Was passiert in der Sportart an mentaler Trainingsarbeit über Leistungs- und Spielklassen hinweg?

? Können niedrigklassige Vereine, Organisation oder Einzelsportler von höherklassigen, oftmals erfolgreicheren beim Einsatz von Sportmentaltraining lernen?

Auch fehlt der Blick auf andere, ähnliche oder ganz andere Sportarten. Einfach gesagt:

? Was kann man woanders abschauen?

? Welche Ansätze lassen sich auf die eigene Sportart transferieren bzw. welche Entwicklungen müssen stattfinden, um wie andere Sportler auch erfolgreich zu sein?

Sicherlich kann dies nur in einem bestimmten Rahmen stattfinden. Organisatorische und finanzielle Möglichkeiten geben hierbei die Grenzen vor. Es ist wichtig zu erkennen, was nötig ist, um diese Grenzen zu überwinden. Daher soll das Buch auch aufzeigen, was unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, um mit Hilfe geistiger Trainingseinheiten erfolgreich zu sein.

Um generelle Erkenntnisse für die Sportarten zu erlangen, wären Analysen aller Sportarten und dies nicht nur bundes-, sondern weltweit notwendig. Aus logistischen Gründen wurde die Betrachtung auf erfolgreiche, lokale Sportarten begrenzt. Erstaunlicherweise ergab die erste Recherche allein über 50 erfolgreiche Sportarten im Umkreis der Coburger Veste. Der Leser dieses Buches stellt sich sicherlich die Frage, ob eine Untersuchung des Themas Sportmentaltraining im Umfeld des Coburger Wahrzeichens repräsentativ ist. Sicherlich sind Schwerpunkte gerade in den Ballsportarten zu finden, jedoch gibt es über 100 weitere, erfolgreiche Sportarten. Mehr als die Hälfte sind auch überörtlich erfolgreich. Spitzenleistungen werden z. B. in Spielklassen wie Bundes- oder Regionalligen, bei überregionalen Turnieren, Bayerischen oder Deutschen Meisterschaften oder auch in Landes- und Nationalkadern erbracht.

Auch der Bereich für Anfänger und Freizeitsportler ist hier zu finden. Eine Analyse zeigt, dass die Schwerpunkte in anderen Regionen anders gesetzt werden. Ausschlaggebend sind hier räumliche Voraussetzungen wie Sportstätten oder -anlagen, regionale Besonderheiten, Leistungszentren, spezielle Trainer aber auch Sponsoring und Unterstützung durch die Politik. In Summe sind fast immer die gleichen Sportarten zu finden, nur die Leistungsklassen unterscheiden sich. Daher sind die Erkenntnisse aus diesem Buch jederzeit auf andere Regionen portierbar.

Dieses Buch hilft Trainern, Sportlern und Verantwortlichen Sportmentaltraining richtig einzuordnen, einen Vergleich zwischen den Sportarten zu erhalten, bestimmte Erkenntnisse unter den Sportarten zu vererben und damit Verständnis und Einführung von Sportmentaltraining vorantreiben. Auch wenn der Fokus auf das Mental-training im Leistungssport gerichtet ist und die Funktionen des Sportmentaltrainings intensiv behandelt werden, soll keinesfalls Sportpsychologie allgemein und die gute Arbeit der Sportpsychologen infrage gestellt werden, sondern dazu beitragen, Sportmentaltraining begreifbar und anwendbar zu machen. Da die Begriffe Sportmentaltraining und der Sportpsychologie oft synonym verwendet werden, werden diese auch in diesem Buch gleichermaßen angewandt. Dies ist zwar fachlich und methodisch gesehen nicht ganz korrekt, spiegelt aber die in der Studie gemachten Erfahrungen wider und soll dazu führen, ein einheitliches Verständnis zu entwickeln.

Genereller Aufbau im Buch

Vorstellung und Vorbemerkung in Kapitel 1

Kapitel 2 – „Die Bedeutung von Sportmentaltraining“ soll das Thema vorstellen und beschreiben, die nachfolgenden Kapitel richtig einordnen und einen unmittelbaren Bezug zwischen Leistungserbringung und der „Kopfarbeit“ herstellen.

Im Kapitel 3 – „Methoden, Verfahren und Innovationen“ werden die später angesprochenen Methoden grundlegend erklärt. Die nachfolgend dargestellten mentalen As-pekte, Fragen und Aussagen sollen hierdurch besser verstanden werden.

Kapitel 4 – Studie „Einsatz von Sportmentaltraining“ beschreibt Entstehung und Vorgehen der Erhebung. Welche Auslöser standen zu Beginn, auf welchen räumlichen Bereich beschränkt sich die Auswahl der Interviewten und letztendlich mit welchen Fragestellun genwurde versucht dem Phänomen „Sportmentaltraining“ auf den Grund zu gehen.

„Was geht in den Köpfen vor?“ beschreibt im Kapitel 5 die allgemeinen Erkenntnisse zu allen untersuchten Sportarten. Ausgelöst durch die Antworten aus den Interviews enthält dieser Teil eine Komprimierung allgemeiner Themenstellungen.

Die nachfolgenden Kapitel 6–10 behandeln gruppiert nach Themenkomplexen jede der insgesamt 22 analysierten Einzelsportarten. Kapitel 6 „Allein gegen alle“ umfasst alle Sportarten, bei denen ein Einzelsportler gegen „viele“ andere Gegner antritt.

Das Kapitel 7 „Kampftechniken und Waffen“ stellt alle Sportarten dar, bei denen es gilt, den Gegner mit besonderen, körperbezogen Techniken oder unter Zuhilfenahme von Waffen zu bezwingen. Sportarten mit Bällen, Kugeln und Figuren sind im Kapitel 8 aufgeführt, Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball oder Basketball umschreibt das Kapitel 9, während die sportliche Betätigung mit Koordination und Balance im Kapitel 10 zusammengestellt ist.

Teil 1 erklärt die Sportdisziplin aus mentaler Sicht und fördert ein grundlegendes Verständnis der mentalen Anforderungen. Teil 2 beschreibt die Ergebnisse aus den Interviews, Einschätzungen und Antworten der befragten Übungsleiter. Die aus den Interviews, Beobachtungen, Wettkämpfen und Gesprächen entstandenen Fragestellungen, Gedanken und Hinweise finden sich im Teil 3 der jeweiligen Sportart wieder.

Kapitel 11 – Zusammenfassung und Diskussion enthält übergreifende Themenstellun gen aus den zahlreichen Interviews und Gesprächen.

Kapitel 12– zeigt einen Weg zum effektiven Sportmentaltraining. Wie kann Sportmentaltraining erfolgreich eingesetzt und welche Strukturen zur Unterstützung des fachlichen Trainings müssen geschaffen werden.

Restliche Gedanken runden im Kapitel 13 das Buch ab.

Kapitel 3 – Methoden, Verfahren Innovationen

Die Entwicklung zum Sportmentaltraining

Von Preußen über Buddhas bis zur heutigen Zeit

Um die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern, die mentale Stärke im Kopf zu trainieren, wurde Sportmentaltraining entwickelt. Hierbei soll der Kopf zur optimalen Leistung beitragen und dadurch alle Reserven im Körper mobilisieren. Sportmentaltraining taucht erstmals 1920 an der Preußischen Hochschule für Leibesübungen in Berlin in Form eines sportpsychologischen Forschungslabors auf. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden später Sportpsychologen im Sport des Ostblocks installiert, welche fortan neben Fachtrainern zur Leistungsförderung beitrugen. Heute findet man Sportmentaltraining oft nur versteckt im Spitzenbereich, z. B. bei olympischen Disziplinen. Obwohl vereinzelt Mentaltraining auch mit Sportarten wie Fußball, Basketball oder Handball verbunden wird, haben Mentaltrainer immer noch einen zweifelhaften, eher mystischen Ruf. Vielen sind die durch die Presse aufgedeckten Aktionen von Christoph Daum und seinem Motivationstrainer bei Bayer Leverkusen sowie durch die öffentlichen Medien schon sehr überzeichneten Trainingseinheiten von Jürgen Klinsmann beim Rekordmeister Bayern München noch im Gedächtnis. Obwohl es bereits zahlreiche Erfolge wegen oder in Verbindung mit gezieltem Sportmentaltraining gibt, wird dies mit Einsatz eines Psychologen gleichgesetzt. Es wird über Vereine, Trainer und Sportler gelächelt und vielfach die Bedeutung missdeutet. Mancher Sportler wird daher als krank oder abgedreht eingestuft. Aus diesem Grund bleiben Mentaltrainer sehr oft im Hintergrund, wenn es darum geht, die Leistung des Sportlers einzuordnen. Passend hierzu eine Aussage von Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe und seit vielen Jahren bei der Fußballnationalmannschaft für die Kopfarbeit zuständig: „Wenn ich mich im Fernsehen oder gegenüber Bildreportern zusammen mit Oliver Kahn zeigen würde, so würde es postwendend in den Medien heißen, Oli hätte etwas an der Waffel und braucht einen Psychologen. So bleibe ich lieber im Hintergrund und verrichte meine Arbeit dort zielgerichtet.“

Wie wichtig ein vorhandener bzw. fehlender Sportmentaltrainer sein kann, soll nachfolgendes Beispiel zeigen. 1989 wurde in Paris das Achtelfinalspiel der French Open gespielt. Gegner Ivan Lendl und Michael Chang. Der Weltranglistenerste gegen einen 17-jährigen Nobody aus China. Die Favoritenrolle war klar auf der Seite von Lendl.

Das Spiel verlief zunächst recht deutlich für Lendl. Als es jedoch enger wurde, spielte Chang seinen zweiten Aufschlag plötzlich aus der Hand und von unten. Da Lendl auf diese unkonventionelle Spielweise nicht vorbereitet war, brachte es ihn total aus dem Konzept. Normalerweise wird ein solcher Anfängeraufschlag schon unter Ama- teuren mit einem unerreichbaren Return bestraft, aber in dieser Situation war Lendl gedanklich nicht vorbereitet, sodass ihn die Auseinandersetzung mit dieser Überra- schung aus dem Gleichgewicht brachte. Die Dominanz von Lendl war zu diesem Zeit- punkt zu groß, sodass seiner Meinung nach keine mentale Trainingsarbeit notwendig war. Chang hingegen beschäftigte sich als 17-Jähriger sehr intensiv mit der Auswir- kung von Sportmentaltraining und hatte einen mentalen Betreuer. Angesichts der großen Erfahrung hat sich Ivan Lendl sicherlich in Gedanken auf viele Situationen vorbereitet und eine Strategie zurechtgelegt, welche seine positiven Stärken noch besser unterstützt. Jedoch war er auf negative Situationen im Kopf