Bremen MM-City - mit Bremerhaven Reiseführer Michael Müller Verlag - Sven Bremer - E-Book

Bremen MM-City - mit Bremerhaven Reiseführer Michael Müller Verlag E-Book

Sven Bremer

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Beschreibung

Anders reisen und dabei das Besondere entdecken Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Sven Bremer, ein gebürtiger Bremer, schreibt über Bremen. Auf 184 Seiten mit 100 Farbfotos zeigt er Ihnen die Vielfalt der Hansestadt an der Weser. Dank zehn Karten und Plänen finden Sie sich in Deutschlands elftgrößter Stadt so gut zurecht, wie die Einheimischen. Sechs ausführlich beschriebene Touren führen Sie durch die ganze Stadt. Ausflüge in die Umgebung sowie ein Abstecher nach Bremerhaven runden den Reiseführer ab. Die Touren und Ausflüge führen in alle Winkel der Stadt, wobei auch Viertel abseits der Top-Sehenswürdigkeiten berücksichtigt werden. Subjektiv, persönlich und wertend - die MM-Bücher mit ihren Restaurant- und Einkaufstipps, ihren Hintergrundgeschichten und Service-Infos zu Einkaufsmöglichkeiten und Hotels sind, was sie schon immer waren: mehr als "nur" Reiseführer. Praktisches Reise-Extra: Eine doppelseitige Übersichtskarte mit 22 zentral gelegenen Hotels und Pensionen von günstig bis luxuriös. Mit den Geheimtipps von Sven Bremer entdecken Sie alles Sehenswerte der Stadt, sowie Orte und Plätze, die garantiert nicht jeder kennt: versteckte Sehenswürdigkeiten. Ökologisch, regional und nachhaltig wirtschaftende Betriebe sind kenntlich gemacht. Alles hat unser Autor akribisch vor Ort recherchiert und für Sie ausprobiert. Zahlreiche Features machen die City-Guides übersichtlich und ermöglichen schnelle Orientierung: dank Themenseiten zu Stadtvierteln und Sehenswürdigkeiten, zur Kulinarik, zum Nachtleben und zum Shopping. Weitere hilfreiche Informationen bieten extra Kapitel mit Low-Budget-Tipps, Tipps für Familien und Kids oder kurz kommentierte Listen mit allen Restaurants und Museen auf einen Blick. Eingestreute Kurz-Essays vermitteln Anekdoten und interessantes Hintergrundwissen zur Geschichte der Stadt.

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Seitenzahl: 323

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Sven BremerOrientiert in Bremen und BremerhavenStadt und StadtviertelSightseeing-HighlightsEssen und AusgehenWege durch BremenTour 1: Rund um den MarktplatzTour 2: Böttcherstraße und SchlachteTour 3: SchnoorviertelTour 4: Ostertor und OsterdeichTour 5: Zum Bürgerpark und UniversumTour 6: Die ÜberseestadtAusflugszieleKünstlerkolonie WorpswedeFischerhudeBlocklandVegesackKomplette PaletteDangastBremerhavenNachlesen & NachschlagenStadtgeschichteKultur- und NachtlebenVeranstaltungenBremen mit KindernBremen (fast) umsonstMobil in BremenÜbernachten in BremenBremen von A bis ZBremen kompaktAlle MuseenAlle RestaurantsÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
SchaffermahlzeitBremens BanksyBremer LochDomtreppen fegenEin Spuckstein für die Giftmörderin Gesche GottfriedChance vertan: kein Libeskind-Bau in BremenEin Bremer Original – Heini HoltenbeenKleiner Bremen-SprachführerEin Irrsinn namens MozarttrasseDas Bremer HausWunder von der WeserDas Rollo – eine Bremer ErfindungDer KlangbogenEin Park von Bürgern für BürgerBremen fliegt ins AllDas Geschäft mit dem schwarzen GoldMetalhengeBraunkohl und PinkelDer schiefe Molenturm von BremerhavenEin Berg an Schulden
Kartenverzeichnis
Tour 1: Rund um den MarktplatzTour 2: Böttcherstraße und SchlachteTour 3: SchnoorviertelTour 4: Ostertor und OsterdeichTour 5: Zum Bürgerpark und UniversumTour 6: Die ÜberseestadtBremerhavenÜbernachten in BremenZeichenerklärungBremen ÜbersichtBSAG-Netzplan
Tourenverzeichnis
Tour 1: Rund um den MarktplatzDie Tour im historischen Zentrum führt zum Roland – Symbol für Freiheit und Bürgerrechte –, der zusammen mit dem Rathaus zum UNESCO-Welterbe erhoben wurde. Außerdem zum stattlichen Dom, zum Schütting und natürlich zu den Bremer Stadtmusikanten.Tour 2: Böttcherstraße und SchlachteDie Böttcherstraße wurde vom Kaffeekaufmann Ludwig Roselius Anfang des 20. Jh. vor dem Verfall gerettet und nach seinen Vorstellungen neu gestaltet. Herausgekommen ist ein einzigartiges expressionistisches Gesamtkunstwerk. Die Schlachte ist Bremens maritime Flanier- und Gastromeile an der Weser.Tour 3: SchnoorviertelEinst das Quartier der Handwerker und Fischer, heute Touristenattraktion. Die kleinen Häuschen reihen sich wie an einer Schnur (Schnoor) aufgezogen aneinander. Seinen Namen hat das mittelalterliche Gängeviertel aber wohl eher erhalten, weil hier u. a. die Taumacher arbeiteten.Tour 4: Ostertor und OsterdeichDas Ostertor ist der Kiez der Bremer. Hier gibt es die meisten Cafés, Kneipen und Restaurants. Wer keine Lust hat auf die ewig gleichen Filialisten, ist auch in puncto Shopping richtig im „Viertel“. Der Osterdeich an der Weser verwandelt sich im Sommer in eine kilometerlange Chill- undGrill-Area.Tour 5: Zum Bürgerpark und UniversumBremer Besonderheit – kommt der wunderschöne Landschaftspark doch seit Jahrhunderten ohne öffentliche Zuwendungen aus. Zwischen Park und Universität lädt das Universum Bremen zu einer spannenden Entdeckertour durch die Welt der Wissenschaft.Tour 6: Die ÜberseestadtEinst Welthafen, nun Stadtteil am Wasser. Wo einst die dicken Pötte anlegten, wird heute nobel residiert, gut gespeist und immer noch gearbeitet. Die Überseestadt ist Bremens jüngster Stadtteil – ein Quartier im steten Wandel.
Unterwegs mit
Sven Bremer
Sven Bremer - ehrlich, kein Scherz, kein Pseudonym - ist 1963 in Bremen geboren. Er lebt und arbeitet seitdem in seiner Heimatstadt - wenn er nicht für diverse Magazine und Verlage durch die Weltgeschichte reisen darf. Weil es mit dem Profifußball nichts geworden ist, wurde Sven Bremer zunächst Sportredakteur. Seit 2003 schreibt er als Freelancer Geschichten über Fußball und Radsport sowie viele, viele Reisereportagen. Er hat zudem schon mehrere andere Reiseführer, Fußballbücher und diverse Radsport-Bücher verfasst. Dieser Reiseführer über Bremen ist eindeutig eine Herzensangelegenheit.
Wo gibt es die beste Pizza, wo kann man gut chillen, wo sind die besten Radstrecken rund um Bremen und was geht ab bei der Schaffermahlzeit? All das weiß ich. Aber so einiges, was ich noch über Bremen wusste, war dann doch eher „gefährliches Halbwissen“. Auch deshalb hat die Recherche Spaß gemacht, ich habe viel gelernt über diese spannende und liebenswerte Stadt. Ich hoffe, der Reiseführer kommt nicht als unkritische Lobhudelei eines Lokalpatrioten rüber. Bremen hat wunderschöne Ecken, auch wenn auswärtige Tatort-Fans das kaum glauben mögen. Im Bremer Tatort wird nämlich überwiegend das zerrockte Bremen gezeigt. Die altehrwürdige Hansestadt ist beides: eine weltoffene, pulsierende Großstadt und Provinz. Bremen ist hoch verschuldet und bei PISA fast immer Letzter. Gleichzeitig ist die Uni als besonders exzellent ausgezeichnet worden, an kaum einem deutschen Wirtschaftsstandort fällt das Bruttoinlandsprodukt so hoch aus wie hier. Und in Bremen kennt fast jeder jeden. Das ist nett und deutet auf Gemütlichkeit und Solidarität hin. Für die Bremer ist Bremen eine überaus lebenswerte Stadt - und für alle anderen auf jeden Fall eine Reise wert!
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!Schreiben Sie an: Sven Bremer, Stichwort „Bremen“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen [email protected]
Orientiert in Bremen
Stadt und Stadtviertel
Eine Besonderheit Bremens ist, dass ein Teil des Stadtstaates knapp 60 km vom Marktplatz entfernt liegt. Seitdem die Hansestadt 1827 ein Areal an der Wesermündung vom Königreich Hannover kaufte, gehört Bremerhaven zum Zwei-Städte-Staat Bremen. Die touristischen Highlights findet man rund um den Bremer Marktplatz und in den Bremerhavener Havenwelten.
Bremer Wappen und Flagge
Bremens rot-weiß gestreifte Flagge wird gerne als „Speckflagge“ bezeichnet. Das offizielle Bremer Wappen zeigt einen silbernen Schlüssel auf rotem Grund, und im Hinblick auf Hamburgs Wappen heißt es spöttisch an der Weser: Hamburg mag ja das Tor zur Welt sein, aber Bremen hat den Schlüssel dazu.
Deutschlands elftgrößte Stadt
Die Stadt Bremen liegt inmitten von Niedersachsen, rund 60 km von der Nordsee entfernt. Auf einer Fläche von rund 325 km² lebten Ende 2022 etwa 560.000 Menschen, was Bremen zur elftgrößten Stadt Deutschlands macht. Gemeinsam mit Bremerhaven kommt das Bundesland Bremen auf rund 683.000 Einwohner. Das bremische Stadtgebiet zieht sich von Südosten nach Nordwesten entlang der Weser. Nördlich der Häfen beginnt Bremen-Nord mit den drei Stadtteilen Vegesack, Burglesum und Blumenthal. Vom nördlichsten Zipfel der Hansestadt, dem Bunker Valentin in Farge-Rekum, bis zum Bremer Kreuz im Südosten ist es eine halbe Weltreise, gute 40 km. Von der Bremer Innenstadt bis zum Flughafen auf der Neustadt-Seite ist es nur ein etwas größerer Katzensprung.
Stadt am Fluss
Bremens Altstadt liegt zwischen den Wallanlagen als östliche Begrenzung und der Weser im Westen. Gemeinhin wird zur Altstadt der Bereich zwischen dem Brill und dem Ostertor gezählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwaiste das Gebiet an der Weser. Erst im Zuge des Projektes „Stadt am Fluss“ vor der EXPO 2000 rückte die Stadt wieder näher ans Wasser. Die Neugestaltung der Schlachte, des historischen Hafens an der Weser, hat Bremen touristisch attraktiver gemacht. Der Marktplatz mit Rathaus und Roland gehört sowieso zu den schönsten in Deutschland. Etwas weiter östlich und ebenfalls in Wesernähe liegt das Ostertor, wenn man so will das „Kreuzberg“ der Hansestadt.
Neustadt
Die heutige Alte Neustadt entstand im Verlauf des 17. Jh., als es den Bremern auf der östlichen Weserseite zu eng wurde. Auch hier gibt es im Flüsseviertel einige typische Altbremer Häuser. Lange hieß es in Bremen, wer auf der Neustadtseite wohnt, der wohnt auf der „falschen“ Seite. Inzwischen haben vor allem Studenten die Neustadt für sich entdeckt, weil die Mieten hier günstiger sind, und sie beleben den einst relativ langweiligen Stadtteil. Direkt an der Weser liegt das Naherholungsgebiet Stadtwerder, Namensgeber für den mehrfachen deutschen Fußballmeister Werder Bremen. Im an die Neustadt angrenzenden Stadtteil Woltmershausen entstand - und entsteht noch - das Tabakquartier auf dem ehemaligen Gelände der Zigarettenfabrik Brinkmann. Angesiedelt haben sich dort u. a. Restaurants, ein Hotel der Atlantic-Gruppe, das Bremer Boulevardtheater und die Bremer Philharmoniker.
Häfen / Überseestadt
Die stadtbremischen Häfen bzw. das, was von ihnen übrig geblieben ist, liegen nordwestlich der Innenstadt. Heute entsteht hier die Überseestadt, ein städtebauliches Experimentierfeld, eine Spielwiese für Investoren und (Star-)Architekten. Liverpool, Hamburg oder London haben es vorgemacht, und Bremen konnte nur bedingt von den Fehlern lernen, die dort begangen wurden. Hafenbecken wurden zugeschüttet, anstatt Wohnen am Wasser zu ermöglichen. Zunächst entstanden fast ausschließlich Behausungen für die Besserverdiener, Infrastruktur wurde kaum geschaffen. Aber aus Fehlern lernt man, und es bleibt spannend, wie aus dem einstigen Welthafen ein Stadtteil entstehen soll, der neues Wohnen mit altem Hafengewerbe vereint.
Weitere Stadt- und Ortsteile
Die Stadtteile Walle, Gröpelingen und Oslebshausen liegen entlang der ehemaligen stadtbremischen Hafengebiete. Der Bremer Westen ist traditionell die Gegend der kleinen Leute, früher überwiegend der Werft- und Hafenarbeiter. Hier wurden im Zweiten Weltkrieg die meisten Häuser zerbombt. Die wohlhabenderen Bremer wohnen eher im Osten der Innenstadt, in Schwachhausen oder in den ländlichen Ortsteilen Oberneuland und Borgfeld, an die sich das Blockland anschließt: Bremens bäuerlicher Ortsteil und Naherholungsgebiet mit der Wümme, attraktiven Radwegen und zahlreichen Gasthöfen.
Bremerhaven
Bremerhaven ist eine verhältnismäßig junge Stadt, entstand erst, als Bremen 1827 wegen der zunehmenden Versandung der Weser ein Areal an der Wesermündung dazukaufte. Heute hat die kleine Schwester Bremens rund 113.000 Einwohner, die auf einer Fläche von knapp 94 km² leben. Längst können Häfen, Schifffahrt oder Fischerei den Bremerhavenern nicht mehr genug Arbeit geben. „Fishtown“ ist das Sorgenkind des Zwei-Städte-Staats mit einer vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit. Touristisch interessant ist die Stadt durch die Havenwelten mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum, dem Deutschen Auswandererhaus und dem Klimahaus.
Sightseeing-Highlights
Die meisten Sehenswürdigkeiten in Bremen liegen nur einen Steinwurf auseinander und selten mehr als zwei von der Weser entfernt. Der Marktplatz mit Roland, Rathaus und den Stadtmusikanten ist Bremens „gute Stube“, die Böttcherstraße die „heimliche Hauptstraße“ der Hansestadt - und jenseits des Bürgerparks sorgt ein Wal für Furore.
UNESCO-Welterbe
Das Bremer Rathaus und der Roland wurden 2004 gemeinsam von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt - als „einzigartiges Zeugnis“ für die Entwicklung von bürgerlicher Autonomie und Marktrechten in Europa.
Am Marktplatz
♦ Bremer Rathaus: Viele Touristen stehen staunend vor dem Bremer Rathaus mit seiner prachtvollen Fassade im Stil der Weserrenaissance. In der historischen Oberen Rathaushalle wird gefeiert, wenn es etwas zu feiern gibt (Schaffermahlzeit, Werder-Meisterschaften - zuletzt leider seltener). Im Ratskeller lagern überaus edle Tröpfchen, die allenfalls die Queen von England mal probieren durfte. → Tour 1
♦ Bremer Stadtmusikanten: Die meisten Handy-Fotos und Selfies in Bremen werden in einer etwas abgelegenen Ecke hinter dem Rathaus gemacht. Dort steht die Plastik der Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks: Esel, Hund, Katze und Hahn sind genau genommen ja nie in der Hansestadt angekommen, dennoch eines der Wahrzeichen Bremens. → Tour 1
♦ Bremer Roland: Der Roland ist das Symbol für Freiheit und die Rechte der Bremer Bürger. Die mehr als 600 Jahre alte Statue des edlen Ritters haben die Bremer so richtig ins Herz geschlossen. Der Roland bekommt zu seinem Geburtstag einen Strauß Blumen, zu Zeiten des Freimarkts hängt man ihm ein großes Lebkuchenherz um und schenkt ihm ein paar bunte Luftballons. Und weil er ihnen so wichtig ist, wird der originale Kopf der größten Roland-Statue der Welt gut geschützt im Focke-Museum aufbewahrt. → Tour 1
♦ St.-Petri-Dom: Der mächtige Bremer Dom ragt knapp 100 m in den Himmel. Vor mehr als 1200 Jahren wurde hier auf einer Weserdüne der erste Dom errichtet. In seinen heutigen Ausmaßen entstand das überwiegend im gotischen Stil umgebaute Gotteshaus erst im Laufe der Jahrhunderte. Zu Zeiten der Reformation war der Dom über hundert Jahre geschlossen, sein prachtvolles Erscheinungsbild innen wie außen erhielt er erst bei umfangreichen Renovierungsmaßnahmen Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. → Tour 1
Historisches Bremen
♦ Böttcherstraße: Die einstige Straße der Fassmacher (Böttcher) wird heute gern als Bremens heimliche Hauptstraße bezeichnet. Sie ist mehr Gasse als Straße und darf als einzigartiges Gesamtkunstwerk durchgehen. Anfang des 20. Jh. ließ der Bremer Kaffeekaufmann Ludwig Roselius die baufälligen Häuser überwiegend im expressionistischen Stil umbauen. → Tour 2
♦ Schnoor: Der Schnoor ist das älteste Quartier in Bremen. Die schmalen Kopfsteinpflaster-Gassen in dem ehemaligen Viertel der Fischer und Handwerker locken zum Bummeln und zum Shoppen, zudem gibt es dort einige gute Restaurants. Besonders Amerikaner und asiatische Touristen geraten oft völlig aus dem Häuschen, wenn sie die winzigen und bisweilen arg schiefen Häuser erblicken. → Tour 3
♦ Bürgerpark: Im wahrsten Sinne des Wortes ein Park von Bürgern für Bürger. Seit seiner Entstehung 1866 wird der Bürgerpark fast ausschließlich durch Spenden der Bremer Bürger finanziert. Mit seinen Wiesen und Wäldern, Wasserläufen und Seen, den Brunnen und denkmalgeschützten Gebäuden ist er mehr als nur Bremens „grüne Lunge“. → Tour 5
Wissenschaft erleben
♦ Universum: Zwischen Stadtwald und Universität gelegen, war das Universum bei der Eröffnung im Jahr 2000 das erste ScienceCenter seiner Art in Deutschland. Wissenschaft zum Anfassen, zum Ausprobieren, zum Erleben und zum Staunen. Inzwischen wurde der markante Bau, der an einen glitzernden Wal oder an eine Muschel erinnert, um den EntdeckerPark und die SchauBox erweitert und umfassend modernisiert. → Tour 5
Havenwelten in Bremerhaven
♦ Klimahaus Bremerhaven: Museum, Science-Center und Erlebnispark in einem. Hier begibt man sich auf eine Reise einmal um die ganze Welt auf dem 8. Längengrad. Im Klimahaus warten weitere Ausstellungsbereiche (u. a. das World Future Lab und ein Wetterstudio). → Bremerhaven
♦ Deutsches Auswandererhaus: Besucher schlüpfen in die Rolle eines der Abertausenden von Emigranten, die Deutschland einst via Bremerhaven verlassen haben, um ihr Glück in der Neuen Welt zu suchen. 2012 wurde ein erster Erweiterungsbau eröffnet, in dem über 300 Jahre deutsche Einwanderungsgeschichte präsentiert werden. 2021 wurde der zweite Erweiterungsbau eröffnet, der ein Pop-up-Museum, die Academy of Comparative Migration Studies (ACOMIS) und ein Besucherforschungszentrum beherbergt. Durch die Verbindung von historischer sowie aktueller Aus- und Einwanderungssituation gilt das Auswandererhaus als erstes Migrationsmuseum in Deutschland. → Bremerhaven
Essen und Ausgehen
Gute Restaurants jeglicher Couleur sind über die ganze Stadt verteilt, aber spätestens, wenn man in Bremen die Nacht zum Tag machen will, landet man im Ostertor oder im Steintor, dem Bremer „Viertel“. Kein Geheimtipp mehr, aber definitiv eher fürs Jungvolk ist die Kneipenlandschaft in der Bremer Neustadt.
Ausführliche Restaurantbeschreibungen befinden sich am Ende jeder Tour.
Eine Liste aller Restaurants bieten wir Ihnen ab Link.
Alle Kneipen und Klubs sowie Theater- und andere Bühnen finden Sie im Kapitel Kultur- und Nachtleben.
Bremer Küche
Die typische Bremer Küche ist im Grunde genommen eine norddeutsche Regionalküche: Labskaus, Knipp sowie Grünkohl und Pinkel sind die regionalen Klassiker. Von den Bremer Spezialitäten wird man nicht satt: als da wären der Bremer Babbeler, eine Pfefferminz-Lutschstange, der Bremer Kluten, ein Pfefferminzfondant mit Schokolade, oder der Bremer Klaben, ein stollenartiger Kuchen. Angeblich ist das Bremer Kükenragout das „Nationalgericht“, eine Komposition aus jungen Stubenküken mit Rinder- oder Kalbszunge sowie mit Krabben- und Krebsfleisch. Aber das kennt kaum ein Mensch und es steht höchst selten auf den Speisekarten. In Traditionshäusern findet man zuverlässig das Knipp auf der Karte. Knipp war früher ein „Arme-Leute-Essen“. Hergestellt wird es aus Hafergrütze sowie allerlei Zutaten vom Schwein (so genau will man das gar nicht wissen). Es wird kross gebraten und ist - serviert mit Bratkartoffeln und sauren Gurken - eine Delikatesse. Ende Februar bis Ende März kommen Stinte auf den Teller. Die kleinen Fische riechen nach Gurke (!) und schmecken, in Roggenschrot paniert, kross in Butter gebraten am besten. Das weltberühmte Beck’s-Bier ist seit 2008 Teil der weltgrößten Brauereigruppe Anheuser-Busch InBev. Lecker sind auch das Kräusenbier aus dem Hause Haake Beck sowie das Kellerpils und das Hanseat 2.0 der Bremer Union Brauerei.
Ansonsten bietet die Gastronomie-Szene Bremens fast die ganze Bandbreite, viele gute Restaurants sind im Ostertor beheimatet, dort findet man auch die meisten Imbisse. Was fehlt, ist die absolute Spitzenküche. Schon seit Jahren leuchtet kein Michelin-Stern mehr am Bremer Gastro-Himmel.
3 Tipps zum Essengehen
♦ Medoo: Eingerichtet im Stil eines französischen Bistros, stehen auch einige Klassiker der französischen Küche auf der täglich wechselnden Karte. Die Atmosphäre könnte man wohlwollend als lebhaft beschreiben, anders gesagt, es ist abends schon ziemlich laut in dem fast immer rappelvollen Restaurant. → Tour 4
♦ Küche 13: Das kleine Restaurant gehört zu den besten in Bremen. Auf der alle zwei Wochen wechselnden Karte stehen Vorspeisen wie „Pikantes Thunfischtatar mit roh marinierter grüner Papaya, Spargel und Mango-Chilicreme“ oder Hauptspeisen wie „Gebratenes Kabeljaufilet im Kerbelrahm mit Blattspinat, kandierten Tomaten und Knollenselleriecreme“. → Tour 4
♦ El Mundo: Bremens größtes Restaurant ist zwar nicht das beste, aber eines der beliebtesten. Das liegt am wirklich guten Preis-Leistungs-Verhältnis und wohl auch am besonderen Ambiente im Schuppen Eins in der Überseestadt. Im Sommer sitzt man draußen direkt am Hafenbecken. → Tour 6
Bremer Kultur- und Nachtleben
Bremen ist keine Partymetropole. An der Discomeile in Bahnhofsnähe gibt es die meisten Klubs, die von Mainstream bis Elektro alles spielen. Die Amüsiermeile an lauen Sommerabenden ist die Schlachte. Und ganzjährig „versacken“ kann man in den Kneipen und Bars im Ostertor und Steintor. Im Bereich des Sielwalls und am sogenannten „Bermuda-Dreieck“ gibt es einige Spelunken, wo bis in die späte Nacht hinein gefeiert wird. Vorteil in Bremen: Es gibt keine Sperrstunde. Kulturell hat Bremen einiges zu bieten, vom Theater am Goetheplatz über Weltmusik und Punk im Kulturzentrum Schlachthof, diversen Musik-, Theater- und Literatur-Festivals bis hin zu Elektro-Klubs auf ausrangierten Binnenschiffen.
3 Tipps für 3 Abende
♦ Bermuda-Dreieck: Wer einfach nur mit Freunden feiern will, der ist am Bermuda-Dreieck (Humboldtstraße/Fehrfeld/Römerstraße) richtig. In der Capri-Bar hockt man in den Grotten einer ehemaligen Animier-Bar, den letzten Absacker nimmt man im Heartbreak Hotel.
♦ Sneak-Preview in der Schauburg: Seit über 20 Jahren präsentiert die Schauburg jede Woche eine Sneak-Preview, also Filme in Originalsprache, die deutschlandweit noch nicht gezeigt wurden. Die Einführungen von Marc Sifrin besitzen inzwischen Kultcharakter. Von Blockbuster bis Experimental-Film kann an den Sneak-Montagen alles dabei sein.
♦ Sonnenuntergang am Metalhenge: Mit dem (Leih-)Rad ins Blockland fahren, Knipp mit Bratkartoffeln an der Wümme essen und danach zum Metalhenge mit seinen Kunstinstallationen. Auf dem 40 m hohen Aussichtspunkt eine Flasche Wein entkorken und den Sonnenuntergang über der Stadt genießen. → Blockland
Wege durch Bremen
Im Zentrum
Tour 1
Eine gewisse Zurückhaltung gilt als hanseatische Tugend. Geht es um ihre „gute Stube“, dann legen die Bremer diese Zurückhaltung schon mal ab und behaupten selbstbewusst, ihr Marktplatz mit Roland und Welterbe-Rathaus sei der schönste in ganz Deutschland.
Roland, mehr als 600 Jahre altes Symbol der Freiheit
Rathaus, Perle der Weserrenaissance und UNESCO-Weltkulturerbe
Stadtmusikanten, Bremer Wahrzeichen, obwohl Esel, Hund, Katze und Hahn nie in Bremen angekommen sind
Bleikeller im Dom, gruselige Gruft mit mumifizierten Leichen
Rathaus, Roland & Stadtmusikanten
Rund um den Marktplatz
Der Marktplatz ist unbestritten das Zentrum Bremens, die „gute Stube“ ihrer Stadt, wie die Bremer zu sagen pflegen. Hier steht der Roland, seit 2004 gemeinsam mit dem Rathaus von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Vis-à-vis findet man den Schütting, einst als Gildehaus der Bremer Kaufmannschaft errichtet, und an der Südostseite tagt das Landesparlament im 1966 errichteten Haus der Bürgerschaft. Etwas abseits des eigentlichen Marktplatzes ragt der St.-Petri-Dom knapp 100 m in den Himmel. Etwas versteckt hinter dem Eingang zum Ratskeller steht die Plastik der weltberühmten Bremer Stadtmusikanten.
Treffpunkt auch vieler Bremer bei ihren Verabredungen in der Innenstadt ist der Roland. Von hier aus hat man fast alle Sehenswürdigkeiten am historischen Marktplatz im Blick. In welcher Reihenfolge man sie besichtigt, ist jedem Besucher selbst überlassen. Unmittelbar an den Marktplatz schließt der Domshof mit dem St.-Petri-Dom an.
Spaziergang
Symbol für Freiheit und Bürgerrechte
Bremer Roland
Seit nun mehr als 600 Jahren steht er auf dem Bremer Marktplatz unweit des Rathauses - der Bremer Roland. Stolz und gleichzeitig freundlich schaut er in die Welt, dieser aparte junge Rittersmann mit seiner Langhaarfrisur, die im Jahr 1404 ganz offensichtlich modern war. Den Bremern war und ist er geradezu heilig, wobei der Begriff „heilig“ eher in die Irre führt. Der Bremer Roland symbolisiert seit jeher die Freiheit und die Rechte der Bürger. Mit der Errichtung der Roland-Statue setzten sie ein Zeichen gegen die alleinige Macht der Kirchenfürsten, die vor kaum etwas zurückschreckten. Erzbischof Albert II. jedenfalls ließ rund fünfzig Jahre vor dem Bau des bis heute erhaltenen steinernen Rolands dessen hölzernen Vorgänger von seinen Schergen umstoßen und abbrennen.
Errichtet wurde der Bremer Roland zeitlich noch vor dem Rathaus. Er war nicht der Einzige; im Mittelalter schmückten viele Roland-Statuen die Marktplätze vor allem nordostdeutscher Städte. Und kopiert wurde der Bremer Roland später auch gerne. Einer ziert eine Kirche im New Yorker Stadtteil Brooklyn, einer die ecuadorianische Hauptstadt Quito und einer erfreut die Besucher eines Freizeitparks in Japan. In Brasilien wurde gar eine Stadt namens Rolândia gegründet; ihr spendeten Bremer Kaufleute Ende der 1950er-Jahre eine Roland-Statue.
Der Bremer Roland ist jedoch nicht nur das Original, er ist auch der größte. 5,47 m misst die aus einem besonderen Kalkstein gehauene Statue, die auf einem 60 cm hohen Podest thront. Gestützt wird der edle Rittersmann von einem Pfeiler, den ein gotisch anmutender Baldachin krönt, sodass das Denkmal insgesamt auf eine Höhe von etwas über 10 m kommt. 170 Bremer Mark, damals eine stolze Summe, bekamen die Steinmetze Claws Zeelleyher und Jacob Olde einst von den Kaufleuten für ihre Arbeit. Den Bremern ist er seitdem viel mehr wert. Weil sie natürlich ganz besonders in Kriegszeiten darum fürchteten, hatten sie ihrem Roland während des Zweiten Weltkriegs eigens einen maßgeschneiderten Bunker verpasst und mauerten ihn rundherum ein. Seit 1973 steht er unter Denkmalschutz, 2004 wurde er, gemeinsam mit dem Rathaus, in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen.
Umschrift auf dem Schild des Rolands:
Vryheit do ik yu openbar
de karl und mennich vorst vorwar
desser stede ghegheven hat,
des dankt gode is min radt.
Auf Hochdeutsch:
Freiheit verkündige ich euch
die Karl und mancher andere Fürst, fürwahr,
dieser Stadt gegeben hat.
Dafür dankt Gott, dies ist mein Rat.
Das Schwert des Rolands steht weniger für seine Kampfeslust, als für die Gerichtsbarkeit; seine Handschuhe für das freie Marktrecht Bremens, was sich dadurch erklärt, dass der Kaiser den Städten im Mittelalter symbolisch einen Handschuh überreichte, wenn er ihnen das Marktrecht erteilte. Das kaiserliche Wappen mit dem doppelköpfigen Adler auf seinem Schild verdankt der Bremer Roland allerdings den dreist, aber von den Bremer Bürgersleuten offensichtlich gut gefälschten kaiserlichen Urkunden. „Vvryheit do ik ju openbar“ verkündet die Inschrift auf dem goldverzierten Schild - „Freiheit verkündige ich euch“.
Dass der Roland so spitze Knie hat, soll einen ganz und gar banalen Grund haben: Das Maß zwischen den beiden Knien beträgt eine sogenannte Bremer Elle (ca. 55 cm) und soll den Händlern als Maßstab gedient haben. Eindeutig mehr gerätselt bzw. gestritten wurde über die Bedeutung der Figur zu seinen Füßen: Bis heute hält sich die Sage, dass es sich dabei um jenen Krüppel handelt, der anno 1032 ein Areal umrundete, das der Stadt schließlich von der Gräfin Emma geschenkt wurde und heute den Bürgerpark bildet.
Dass der Roland immer noch den Bremer Marktplatz ziert, ist übrigens auch der Gutgläubigkeit Napoleons zu verdanken. Der französische Kaiser wollte die Statue während der Besatzung zu Beginn des 19. Jh. eigentlich in den Louvre nach Paris bringen lassen. Doch die cleveren Bremer redeten es ihm aus: Der Roland sei künstlerisch von viel zu geringem Wert - und so blieb er auf dem Marktplatz stehen in seiner ganzen Pracht - was nicht ganz richtig ist. Denn der originale Kopf wird seit 1983 im Focke-Museum ausgestellt, der Roland auf dem Marktplatz erhielt eine Kopie.
Bis heute ist der Roland das Wahrzeichen der Stadt und der Sage nach bleibt Bremen so lange eine freie Stadt, wie er auf dem Marktplatz steht. Sicherlich auch deshalb hängen ihm die Bremer zur Zeit des Freimarktes liebevoll ein großes Lebkuchenherz um und schmücken ihn mit bunten Luftballons. Und alljährlich an seinem Geburtstag, dem 5. November, bekommt der steinerne Geselle einen bunten Strauß Blumen geschenkt.
Perle der Weserrenaissance
Rathaus
Der Roland stand bereits auf dem Marktplatz, da begannen 1405 die Bauarbeiten am Bremer Rathaus, die bis 1409 andauerten. Der zunächst im spätgotischen Stil errichtete Bau war - wie der Roland - als ein Zeichen des Bürgertums an die Kirche zu deuten: „Schaut her, ihr klerikalen Herrscher, das Bürgertum ist auf dem Vormarsch.“ Ausgedrückt wurde das neue Selbstbewusstsein insbesondere durch die überlebensgroßen Figuren an der Südseite, die den Kaiser und seine sieben Kurfürsten darstellten. Nur einen hatten die Auftraggeber dort nicht verewigen lassen - den damaligen Landesherren, den Erzbischof von Bremen.
Die Bremer Bürger bauten ihr Rathaus direkt an die Grenze des damaligen Dombezirks, genau neben den Palast des Erzbischofs und provozierten den damaligen Machthaber zudem damit, dass das Rathaus in seinen Abmessungen größer war als der Bischofspalast. Das in seiner Grundfläche rund 40 m mal 16 m große Gebäude erhielt bereits den Ratskeller, eine Untere Halle für das Marktvolk sowie eine Obere Rathaushalle, Versammlungsort und Repräsentationsraum für den Rat der Stadt. Ziemlich genau 200 Jahre später wurde die zum Markt gewandte Seite umfassend verändert, während die beiden schmalen Seiten an der Nordwest- und an der Südostfront des Gebäudes weitgehend erhalten blieben. Insofern darf man durchaus behaupten, dass das Bremer Rathaus das einzige europäische Rathaus des Spätmittelalters ist, das nie zerstört wurde.
Inspiriert für die Neugestaltung Ende des 16. Jh. wurden die Bremer Bürger durch die prächtigen Bauten in den reichen Bürgerstädten Flanderns, in Gent, Brügge oder Antwerpen - und sie kopierten sie dennoch nicht. Der Rat beauftragte den Architekten Lüder von Bentheim mit der Neugestaltung der Fassade. Dieser hatte in den Jahren zuvor bereits mehrere Bauten in der Stadt im Stil der Weserrenaissance errichtet. So wie von Bentheim es damals plante und realisierte, präsentiert sich das Bremer Rathaus weitgehend auch heute noch. Die Bremer sagen, dass es das schönste Rathaus in ganz Deutschland sei. Der ehemalige Leiter der Bremer Kunsthalle, Emil Waldmann, nannte es „eines der großartigsten Denkmale genialer Stilverschmelzung“. Und etwas muss schon dran sein, denn sonst hätte die UNESCO den Bau 2004 nicht als Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Bremens gute Stube: Rathaus, Dom und Haus der Bürgerschaft

Die Umgestaltung des Bremer Rathauses, die 1608 begann, wurde das Lebenswerk von Bentheims, der im Jahr der Fertigstellung 1613 starb. Und es wurde definitiv geklotzt und nicht gekleckert. Der komplette Mittelteil der Fassade wurde abgerissen und durch einen gläsernen Erker ersetzt, der von einem prächtigen Renaissancegiebel gekrönt wird. Die gotischen Spitzbogenfenster mussten eckigen Fenstern weichen. Die Pracht des Gebäudes drückt sich jedoch vor allem in dem reichhaltigen Fassadenschmuck aus, ein wahres Meisterwerk der Bildhauerkunst. Immer noch sind nicht alle Figuren und Symbole entschlüsselt, immer noch zerbrechen sich Kunsthistoriker ihre Köpfe darüber, was die Baumeister und Künstler aus dem beginnenden 17. Jh. ausdrücken wollten.
Über jedem der Arkadenbögen - in den sogenannten Zwickeln - tummeln sich Frauenfiguren, teilweise nur leicht bekleidet, teilweise wie der liebe Gott sie schuf. Engel und Fabeltiere bevölkern die Arkaden, auf den darüber liegenden Friesen findet man Darstellungen der Sternzeichen, der Schwächen und Tugenden der Menschheit, aber durchaus auch Politisches. Auf einem der Friese außerhalb der sogenannten Mittelrisaltis hockt ein Mann rittlings auf einem anderen. Er drückt ihn zu Boden, entwendet seinem Widersacher das Schwert. Schaut man genauer hin, erkennt man in dem Opfer den Papst, dessen Stab in seinem eigenen Hintern steckt. Einmal mehr drückt sich in der Darstellung - erschaffen rund hundert Jahre nach der Reformation - das Aufbegehren gegen die Allmacht der katholischen Kirche aus.

Im Bremer Ratskeller lagern unbezahlbare Tropfen

Die meisten Betrachter, die versuchen, die ungeheure Fülle der Figuren zu erfassen, verrenken sich im Bereich des zweiten Arkadenbogens (von links aus betrachtet) den Hals. Sie sind auf der Suche nach der Gluckhenne, die irgendwo an der Rathausfassade gemeinsam mit ihren Küken im Nest sitzt - gehalten von einer Frauengestalt. Diese Henne, so die Legende, soll verantwortlich gewesen sein für die Ansiedlung der späteren Stadt Bremen im Jahre 778 n. Chr. Der Gründungsmythos lautet folgendermaßen: Auf der Flucht vor Feinden sahen einige Flussfischer am Ufer der Weser eine Henne, die im Abendlicht ihre Küken zu einem sicheren Ort in den Dünen brachte - just als die Sonne durch die dunklen Wolken brach. Die Fischer, die arm waren und denen nichts so wichtig war wie ihre Freiheit, sahen darin ein Zeichen: Wo eine Glucke mit ihren Jungen ihr Nest baut, da würden auch sie frei und sicher leben können.
So hübsch die Geschichte auch sein mag, sie ist der blühenden Fantasie der Erzähler und des Sagenschreibers Friedrich Wagenfeld entsprungen, der sie 1845 als Erster aufgeschrieben hatte. In Wahrheit steht die Gluckhenne wohl - neben den erwähnten anderen Tugenden - für „Custodia“, was sich als die Fürsorglichkeit des Rates gegenüber seinen Bürgern interpretieren lässt; korrespondierend mit einer gegenüberliegenden Darstellung („Vigilantia“) einer Frau, die einen Hahn auf der Hand trägt, was ebenfalls für Wachheit oder Schutz steht.
1909 bis 1913 wurde an der Seite in Richtung Dom das Neue Rathaus angefügt, dreimal so groß wie das Alte Rathaus und dennoch kaum wahrnehmbar im Gesamtensemble. Genau so sollte der im Neorenaissance-Stil errichtete Anbau sein, nicht das Gesamtbild störend, unauffällig, zweckmäßig - insofern auch ein Meisterwerk. Im Inneren des Neuen Rathauses befinden sich u. a. der Kaminsaal, daran angrenzend das Gobelinzimmer (in dem man sich das Ja-Wort geben kann), der Senatssaal und der große Festsaal mit seinem imposanten Jugendstil-Leuchter.
An der Westseite des Alten Rathauses führt eine Treppe hinunter in den Ratskeller, eine hinauf in die Untere Rathaushalle, einen der bedeutendsten Profanbauten der späten Gotik. Die in drei Längsschiffe gegliederte Halle - getragen von mächtigen Eichenbalken - mit einem einfachen Steinfußboden und weiß gekalkten Wänden hat ihr mittelalterliches Antlitz weitgehend bewahrt und wird überwiegend als Ausstellungsraum genutzt.
Ein Stockwerk höher geht es deutlich prächtiger und schmuckvoller zu. Und man vermag gar nicht zu sagen, was nun das Prunkstück im Inneren des Bremer Rathauses ist - die Güldenkammer oder die Obere Rathaushalle. Hier begrüßten die Bremer Bürgermeister von jeher ihre Gäste aus aller Welt, die sich ins Goldene Buch der Stadt eintrugen. Und hier wird und wurde gefeiert, beispielsweise bei der Schaffermahlzeit, dem ältesten noch zelebrierten Brudermahl der Welt. Und schon so manches Mal musste man um die prachtvolle historische Einrichtung bangen, wenn die nicht mehr ganz nüchternen Spieler des SV Werder hier Meisterschaften und Pokalsiege feierten.
Beeindruckende acht Meter beträgt die Deckenhöhe der Halle. Unterhalb der ornamental bemalten Eichenholzdecke fallen die mächtigen Kronleuchter und die bis zu 450 Jahre alten Schiffsmodelle ins Auge. Die Kanonen der Schiffsmodelle wurden früher tatsächlich mit Pulver gefüllt und zu besonderen Anlässen wurde aus ihnen Salut geschossen. Auffällig und besonders wertvoll sind die Wandbilder von Bartholomäus Bruyn in der Halle: Eines (aus dem Jahr 1532) stellt die Gründung Bremens dar, ein weiteres, „Das salomonische Urteil“, gilt als Symbol und gleichzeitig als Ermahnung zu guter und weiser Rechtsprechung.
Die Güldenkammer wurde wahrscheinlich bereits während des großen Umbaus zu Beginn des 17. Jh. von Lüder von Bentheim geplant. Eine zweigeschossige Kammer, die der Baumeister wie einen Schrein in die Obere Rathaushalle hineinbauen ließ, ein fein ziseliertes Portal, eine filigran verzierte, barocke Wendeltreppe, die in das obere Stockwerk führte sowie „güldene“ Ledertapeten machten den Versammlungsraum zu einer ganz besonderen Schatzkammer. Anfang des 20. Jh. glänzte rein gar nichts mehr gülden. Der Raum war arg vernachlässigt worden, außer ein paar kaputten Stühlen war er nackt und leer - ehe sich Heinrich Vogeler in der Güldenkammer austoben durfte. Der junge Künstler aus der nahen Künstlerkolonie Worpswede hatte 1903 einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Raumes gewonnen und verzauberte zwei Jahre später die Kammer in ein wunderschönes, fantasievolles, üppiges Jugendstil-Ensemble, wie es in der Form heute weltweit nur noch ganz selten erhalten ist. Reiher und Rosen verarbeitet der Künstler thematisch in seiner ornamentalen Kunst, die Wände zieren selbsterklärend goldene Tapeten. Seither werden Staatsgäste, aber auch andere wichtige Persönlichkeiten in der Güldenkammer empfangen und verwöhnt.
Rathaus-Führungen finden Mo-Sa um 11, 12, 15 und 16 Uhr statt, So nur um 11 und 12 Uhr (jeweils nur in deutscher Sprache, zusätzliche Führungen in Englisch finden Mo-Sa um 16 Uhr und So um 12 Uhr statt). Eintritt 7,50 €, zu buchen über die BTZ (bremen-tourismus.de).
Bremen im Kasten
Schaffermahlzeit
Bremens ehemalige Häfen sind im ständigen Wandel, das Haus Seefahrt hingegen wahrt Traditionen seit Jahrhunderten. Paradebeispiel dafür ist die Bremer Schaffermahlzeit. Dabei handelt es sich um das älteste, alljährlich ausgetragene Brudermahl der Welt, ausgerichtet seit 1545. Das Haus Seefahrt (ursprünglich „Arme Seefahrt“) wurde einst gegründet, um die Seefahrer zu unterstützen, ihnen mit der „Rente“ unter die Arme zu greifen bzw. den Witwen und Waisen der auf dem Meer gebliebenen Seefahrer zu helfen. Insofern gilt das Haus Seefahrt als der älteste noch bestehende Sozialfonds in Europa.

Hepp, hepp, hepp - hurra: Die Schaffermahlzeit kann beginnen

Die Schaffermahlzeit war einst ein einfaches Abschiedsessen, das Kaufleute und Reeder ihren Kapitänen spendierten, bevor diese nach dem Winter wieder auf große Fahrt gingen. Heutzutage werden während der Veranstaltung Kontakte geknüpft, Seilschaften gefestigt, Geschäfte eingefädelt, Politik gemacht. Seit 1952 findet die Schaffermahlzeit immer am zweiten Freitag im Februar statt. Geladen sind rund 300 Teilnehmer, je 100 kaufmännische und 100 seemännische Mitglieder des Hauses Seefahrt sowie 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben. Jeder dieser Gäste darf nur einmal in seinem Leben an der Veranstaltung teilnehmen. Darunter waren seit Heinrich Lübke u. a. alle Bundespräsidenten und sämtliche Bundeskanzler und die Bundeskanzlerin. Die drei ausrichtenden Schaffer werden gewählt und rekrutieren sich aus den kaufmännischen Mitgliedern des Hauses Seefahrt. Sie haben etwas „geschafft“, weshalb ihnen die Ehre zuteil wird, sie müssen aber auch für den ganzen Spaß bezahlen. Die sechs Kapitäns-Schaffer werden nach der Reihenfolge ihres Eintritts in die Stiftung Haus Seefahrt benannt und haben das Recht, lebenslang an der Schaffermahlzeit teilzunehmen.
Bei der Schaffermahlzeit gibt es eine strenge Kleiderordnung: Das Tragen von Frack ist für die Männer vorgeschrieben (bislang hat sich nur der Philosoph Martin Heidegger geweigert, sich in einen Frack zu werfen), und so mutet es an wie eine Parade von Pinguinen, wenn die Teilnehmer vom Schütting hinüber zum Rathaus gehen. Nur die Kapitäne und Militärs dürfen ihre Uniform tragen.
Auch der Ablauf ist strengen Regeln und einem minutiös geplanten Ritual unterworfen. Sobald sich die Tür der Oberen Rathaushalle für die Teilnehmer öffnet, stimmt das Hanseatische Salonorchester Richard Wagners „Einzug der Gäste“ aus der Oper Tannhäuser an. Die Tische sind seit jeher in der Form von Neptuns Dreizack angeordnet und das opulente Sechs-Gänge-Menü wird durch den Verwaltenden Vorsteher des Hauses Seefahrt mit dem Ruf „Schaffen, schaffen unnen un boven - unnen un boven schaffen“ eröffnet, was übersetzt ins Hochdeutsche so viel bedeutet wie „Essen fassen, Essen fassen unter Deck und an Deck, unter Deck und an Deck Essen fassen.“
Und auch die Speisenfolge ist seit Jahrhunderten unverändert, wobei die Gäste - mit Ausnahme des Löffels für die Hühnersuppe - nur ein Besteck bekommen. Das muss reichen und es muss mit dem bereit gelegten Löschblatt nach jedem Gang abgewischt werden. Zwischen den Gängen werden reichlich Reden gehalten, wobei exakt nach der ersten Rede des zweiten Schaffers auf das Staatsoberhaupt und das Vaterland die dritte Strophe des Deutschlandliedes geschmettert wird. Klatschen ist übrigens verpönt bzw. streng untersagt: Die Beiträge werden mit einem „Hepp, hepp, hepp - hurra!“ bedacht. Der Hühnersuppe folgen Stockfisch, ein eigens für die Schaffermahlzeit gebrautes, dickflüssiges Seefahrtsbier, Kohl und Pinkel, Kalbsbraten und als sechster und letzter Gang Rigaer Butt, Sardellen, Wurst, Zunge, Chester- und Rahmkäse sowie ein Fruchtkorb. Wenn das alles verspeist ist, wird Tabak aus langen Tonpfeifen geraucht, dazu wird Mokka gereicht.
So weit, so ehrenwert. Frauen allerdings waren bei den traditionsbewussten „Pfeffersäcken“ jahrhundertelang ausgeschlossen. Lediglich am Seefahrtsball nach dem Essen durften sie teilnehmen, während der eigentlichen Schaffermahlzeit waren sie unerwünscht - was regelmäßig zu Protesten geführt hatte. 2004 durfte eine Kapitänin als erste Frau überhaupt teilnehmen, 2007 dann ließ man die Kanzlerin mitmachen. Angela Merkel positionierte sich außergewöhnlich deutlich für ihre Verhältnisse und kritisierte die anachronistische und chauvinistische Haltung des Hauses Seefahrt. Zunächst vergebens, und es blieb dabei: Frauen durften beim Ball hübsch aussehen und tanzen, aber nicht am Festakt teilnehmen. Doch dann lenkten die konservativen Herren endlich ein: An der 471. Schaffermahlzeit im Februar 2015 durften als Gäste die Politikerinnen Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer sowie die Unternehmerinnen Nicola Leibinger-Kammüller und Isolde Liebherr teilnehmen. Im Januar 2020 ernannte die Generalversammlung des Hauses Seefahrt Janina Marahrens-Hashagen zur 1. Schafferin. Sie durfte 2023 das Brudermahl ausrichten, nachdem es 2021 und 2022 aufgrund der Coronapandemie abgesagt worden war. Die Unternehmerin war 2019 als erste Frau zur Präses der Bremer Handelskammer gewählt worden.
„Nur über meine Leiche“
Ratskeller
Wer im Bremer Ratskeller (Eingang an der Westseite neben dem Aufgang zur Unteren Halle) einen Wein kaufen möchte, der kann sich in die angeschlossene Weinhandlung begeben und dort einen sehr anständigen Tropfen für 10 bis 15 € erstehen. Er könnte aber auch bis zur nächsten Versteigerung warten und mitbieten um eine der kostbaren Raritäten, wie beispielsweise einen Rüdesheimer Apostelwein aus dem frühen 18. Jh. Die letzte Flasche, die von diesem guten Schluck unter den Hammer kam, lag bei etwa 15.000 €. Einige Weine, die in den Regalen des Bremer Ratskellers liegen und reifen und reifen und reifen - und nach Hunderten von Jahren immer noch trinkbar sind - könnten wohl höchstens Scheichs oder chinesische Milliardäre kaufen. Aber noch nicht einmal das, denn sie sind unverkäuflich. Im Rosekeller, den man bei einer besonderen Führung besichtigen kann, duftet es überaus intensiv; hier lagert im sogenannten Rosefass auch der älteste noch trinkbare Weißwein der Welt, der Rüdesheimer Rosewein, Jahrgang 1653. Besagte Scheichs haben noch kein Angebot abgegeben, aber ein Chinese wollte vor einigen Jahren eine Flasche kaufen. Summen, für die man ein Einfamilienhaus kaufen könnte, waren da im Spiel. Doch der damalige Bremer Kellermeister Karl-Josef Krötz stellte jedes Mal klar, wenn wieder so ein unmoralisches Angebot einging: „Nur über meine Leiche!“ Nur ganz selten durfte wichtiger Bremen-Besuch - wie Queen Elizabeth II. im Jahr 1978 - von dem edlen Tropfen kosten. Insgesamt erstrecken sich die Katakomben über ca. 5500 m² unterhalb des Rathauses, des Liebfrauenkirchhofs, des Neuen Rathauses und des Domshofs. In dem 600 Jahre alten Kellergewölbe lagern mehr als 1200 verschiedene Sorten.
Wer einfach nur ein gutes Glas Wein kosten oder eine regionale Spezialität probieren möchte, ist im gastronomischen Bereich des Bremer Ratskellers gut aufgehoben. Während in so manchem Privathaushalt unter den ordentlich aufgeräumten Wohnräumen ein chaotischer und muffiger Keller wartet, setzt sich im Bremer Rathaus die Pracht auch unterirdisch fort - zumindest in dem Teil, der heute als Restaurant genutzt wird. In den riesigen Prunkfässern der Großen Säulenhalle, die man als Besucher als erstes betritt, wird kein Wein mehr gelagert. Das größte dieser vier gigantischen, bunt bemalten und reich verzierten Holzfässer (Affenfass, Löwenfass, Drachenfass und Delfinfass) würde das Volumen von 37.000 Flaschen fassen. Auffällig beim Betreten der von 20 Säulen getragenen Historischen Halle sind die kleinen Separées zur Marktplatzseite, die den hübschen plattdeutschen Namen „Priölken“ tragen. In diesen kuscheligen Kabinen wurde traditionell nicht etwa herumgeknutscht, hier wur<den Geschäfte zwischen den Kaufleuten und heimgekehrten Kapitänen abgewickelt. Integriert in die Halle ist der Bereich „Vor dem Bacchus“ mit einem weiteren Prunkfass und der Abbildung des Rolands. Unter strenger Beaufsichtigung durch den Weingott Bacchus werden im gleichnamigen Keller aus dem Jahr 1620 Weinproben abgehalten. Sehenswert im Hauff-Saal sind die von den Geschichten des Bremer Dichters inspirierten Gemälde von Max Slevogt, darunter eine Darstellung der Stadtmusikanten.