Lüneburg & Lüneburger Heide Reiseführer Michael Müller Verlag - Sven Bremer - E-Book

Lüneburg & Lüneburger Heide Reiseführer Michael Müller Verlag E-Book

Sven Bremer

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Beschreibung

Anders reisen und dabei das Besondere entdecken: Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Wer einmalige Naturschönheit sucht, muss nicht in die Ferne schweifen. Gehen Sie mit Sven Bremer und unserem Reiseführer "Lüneburg & Lüneburger Heide" auf Entdeckungsreise und erkunden Sie die bezaubernde Heide-Landschaft der Lüneburger Region. 288 Seiten mit 173 Farbfotos geben Ihnen einen Eindruck der an Sehenswürdigkeiten reichen Traum-Landschaft im Norden der Republik. Dank 38 Karten und Plänen sind Sie immer optimal orientiert. Zehn GPS-kartierte Wanderungen und Radtouren lassen Sie die Lüneburger Heide hautnah erleben. Ökologisch, regional und nachhaltig wirtschaftende Betriebe sind kenntlich gemacht. Alles vor Ort für Sie recherchiert und ausprobiert. Zahlreiche eingestreute Kurz-Essays vermitteln interessante Hintergrund-Informationen. Die Geheimtipps von Sven Bremer erschließen Ihnen die Highlights Lüneburgs und der Lüneburger Heide ebenso, wie Sehenswertes abseits ausgetretener Pfade. Erprobte Tipps und nützliche reisepraktische Ratschläge runden den Lüneburg-Reiseführer ab. Praktisch und interaktiv Kostenlos und registrierungsfrei stehen zehn redaktionell geprüfte GPS-Tracks und die mmtravel® App mit Online-Karten und Ortungsfunktion zum Download für genussvolle Wanderungen in der Lüneburger Heide bereit. Fakten über Lüneburg und die Lüneburger Heide, die Sie wahrscheinlich noch nicht kannten: - Johann Sebastian Bach lernte in der Lüneburger St.-Michaelis-Kirche das Orgelspielen. - Rund 40 Prozent aller in Deutschland erzeugten Kartoffeln stammen aus der Lüneburger Heide. - Im Kloster Ebstorf wurde 1830 die älteste mittelalterliche Weltkarte gefunden. - Das Rathaus ist mit 8.000 Quadratmetern Fläche das größte mittelalterliche Rathaus Norddeutschlands. - In der Eingangshalle des Klosters Lüne plätschert seit 600 Jahren unaufhörlich Wasser in die große bronzene Schale des gotischen Brunnens. Dieser sogenannte Handstein ist das Wahrzeichen des Klosters.

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Seitenzahl: 494

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Sven BremerOrientiert in Lüneburg und der Lüneburger HeideDie Region im ProfilErlebnis KulturErlebnis NaturDie Lüneburger Heide mit KindernUnterwegs in Lüneburg und der Lüneburger HeideLüneburgStadtgeschichteSehenswertesPraktische InfosRund um den NaturschutzparkRund um den Wilseder BergUndelohBispingenSchneverdingenEgestorfAmelinghausenDer NordenBuchholz in der NordheideJesteburgBendestorfBardowickWinsen (Luhe)Die zentrale HeideregionUelzenEbstorfWalsrodeSoltauMüden (Örtze)Der Südosten und WolfsburgCelleGifhornHankensbüttelWolfsburgDas WendlandHitzackerBleckedeDannenbergLüchowDie RundlingsdörferGartowNachlesen & NachschlagenEntstehung der HeideGeschichte der RegionKulinarisches aus der HeideFeste und VeranstaltungenReisepraktisches in StichwortenKleiner Rad- und WanderführerÜber dieses BuchPräambelImpressumFotonachweisWas haben Sie entdeckt?Vielen Dank!Übersichtskarten und PläneZeichenerklärungLüneburger-Heide ÜbersichtIndex
Alles im Kasten
Zukunftsstadt LüneburgDie Sage von der SalzsauLeuphana-Universität – Brutkasten für neue IdeenRote Rosen – eine Telenovela als TouristenmagnetAuf Salz gebaut: Lüneburg und das „weiße Gold“Heide-PatenschaftenHannibals GrabGehörnte LandschaftspflegerUndelohs HungerteichDas Neuschwanstein der HeideHermann LönsVorsicht, Schusswaffengebrauch: Militär in der HeideDas weiße Gold der HeideDramen am HofeDas Celler LochHeidenarbeit mit dem HeidehonigDie Katastrophe von EschedeVW-CurrywurstDie Göhrde-MordeHochwasser an der ElbeStorchenheimat ElbtalauenBiosphärenreservat Niedersächsische ElbtalaueEingesperrt in der Heimat„Gorleben ist überall“Unterwegs auf dem HeidschnuckenwegUnterwegs auf dem Elberadweg
Kartenverzeichnis
LüneburgRund um den NaturschutzparkSchneverdingenDer NordenDie zentrale HeideregionUelzenMüden (Örtze)Der Südosten und WolfsburgCelleWolfsburgDas WendlandHitzackerDannenbergLüchowDie RundlingsdörferÜbersicht der Wanderungen und RadtourenTour 1: Nemitzer HeideTour 2: Durchs BüsenbachtalTour 3: Auf dem sagenhaften HünenwegTour 4: Misselhorner Heide und TiefentalTour 5: Durch die Behringer HeideTour 6: Aufs Dach der HeideTour 7: Kleiner Grenzverkehr bei GartowTour 8: Durch die NordheideTour 9: Heide und Militär rund um MunsterTour 10: Rund um LüneburgZeichenerklärungLüneburger-Heide Übersicht
Tourenverzeichnis
GPS-Tour 1: Nemitzer HeideLänge/reine Gehzeit: 7,2 km/1:45 Std. Einkehr: Nemitzer Heidehaus.GPS-Tour 2: Durchs BüsenbachtalLänge/reine Gehzeit: 7 km/2 Std. Einkehr: Café-Restaurant Schafstall, Di und Do–Sa auch Hofladen Wörme.GPS-Tour 3: Auf dem sagenhaften HünenwegLänge/reine Gehzeit: 10 km/3 Std. Einkehr: Erst am Ende der Tour am Lopausee mit einem kleinen Abstecher möglich.GPS-Tour 4: Misselhorner Heide und TiefentalLänge/reine Gehzeit: 10 km/2–3 Std. Einkehr: Unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten.GPS-Tour 5: Durch die Behringer HeideLänge/reine Gehzeit: 11,5 km/knapp 3 Std. Einkehr: Hof Tütsberg.GPS-Tour 6: Aufs Dach der HeideLänge/reine Fahrzeit: 36,3 km/2:30 Std. Einkehr: Die Auswahl ist riesig.GPS-Tour 7: Kleiner Grenzverkehr bei GartowLänge/reine Fahrzeit: 28,7 km/2 Std. Einkehr: Hafencafé Felicitas (ob es 2021 noch geöffnet hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest), nach der Tour Imbiss Zur Schlossecke oder Imbiss am See.GPS-Tour 8: Durch die NordheideLänge/reine Fahrzeit: 69,1 km/2:30 Std. mit dem Rennrad, knapp 4 Std. mit dem Tourenrad.GPS-Tour 9: Heide und Militär rund um MunsterLänge/reine Fahrzeit: 55,2 km/ca. 3 Std. Einkehr: Eiscafé Aldo oder Sinja’s Café am Kloster in Ebstorf.GPS-Tour 10: Rund um LüneburgLänge/reine Fahrzeit: 46,9 km/3 Std. Einkehr: Restaurant/Imbiss Rusticus am Schiffshebewerk.
Unterwegs mit
Sven Bremer
Sven Bremer ist 1963 in Bremen geboren, also nicht allzu weit entfernt von der Lüneburger Heide. Er lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt, wenn er nicht für Magazine und Verlage durch die Weltgeschichte reisen darf. Nachdem das mit dem Profifußball nichts wurde, arbeitete Sven Bremer zunächst als Sportredakteur. Seit 2003 schreibt er als Freelancer über Fußball und Radsport sowie Reisereportagen. Er hat Fußballbücher, Bücher zum Thema Radsport und mehrere Reiseführer veröffentlicht, darunter die Bände Bremen und Lüneburger Heide für den Michael Müller Verlag.
Die Lüneburger Heide hatte ich nie auf dem Zettel als Reiseziel. Klingt irgendwie nicht so sexy wie Réunion, Korsika oder Australien. Wenn ich an die Heide gedacht habe, musste ich an langweilige Ausflüge mit Tante Gerda und Onkel Wilfried denken. Die Lüneburger Heide war für mich eine klassische „Draußen nur Kännchen“-Region. Dann hat es mich für eine Reisereportage dorthin verschlagen - und mich umgehauen. Als wir in der Abendstimmung hinaufgewandert sind zum Totengrund, da habe ich mich gefragt: Wie konnte ich so viel Schönheit direkt vor der Haustür so lange ignorieren? Rund um den Wilseder Berg liegen die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas - nicht nur während der Blütezeit ein Anblick zum Niederknien. Zur Heideblüte wird es voll, und auch die Skihallen und Riesen-Achterbahnen sind nicht so meine Welt. Aber darüber kann man hinwegsehen, genauso wie über den gelegentlichen „Overtourism“ in Lüneburg. Die altehrwürdige Hansestadt ist die vielleicht schönste Stadt im Nordwesten Deutschlands: Fisch- und Stintmarkt sehen aus wie vor ein paar Hundert Jahren - nur dass sich die Menschen damals nicht um das beste Handyfoto gedrängelt haben. Unbedingt einen Abstecher wert ist das Wendland mit seinen einzigartigen Rundlingsdörfern und dem Naturparadies Elbtalauen.
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Schreiben Sie an: Sven Bremer, Stichwort „Lüneburg & Lüneburger Heide“
c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen
Orientiert in Lüneburg und der Lüneburger Heide
Die Region im Profil
Die Lüneburger Heide ist ...
Lüneburg mit Fisch- und Stintmarkt, Celles Altstadt mit fast 500 Fachwerkhäusern, die wunderschönen Heideflächen rund um den Wilseder Berg, im Büsenbachtal oder in der Misselhorner Heide sollte man nicht verpassen. Unbedingt einen Abstecher wert sind das Wendland und die Elbtalauen.
Wussten Sie, dass ...
... vor rund 150 Jahren noch über 500.000 Heidschnucken in der Lüneburger Heide gehalten wurden?
... mehr als die Umgebung von Lüneburg
Die Lüneburger Heide ist geografisch gar nicht so einfach einzuordnen. Zumal der Begriff Lüneburger Heide ein wenig in die Irre führt. Denn die namengebende Hansestadt liegt am äußersten nordöstlichen Rand der Urlaubsregion. Die Lüneburger Heide zählt zum Bundesland Niedersachsen, erstreckt sich über die Landkreise Celle, Gifhorn, Uelzen, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg sowie den Südostteil des Landkreises Harburg. Im Gegensatz zur sonstigen Norddeutschen Tiefebene, die überwiegend platt wie ein Pfannkuchen ist, kommt die Lüneburger Heide als vielfach bewaldete Hügellandschaft daher. Durchzogen wird die ländliche und dünn besiedelte Region u. a. von den Flüssen Wümme, Ilmenau, Este, Böhme, Örtze, Seeve und Luhe. Dieser Band widmet sich auch der VW-Stadt Wolfsburg sowie dem Wendland und den Niedersächsischen Elbtalauen.
... die Region mit den größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas
Bereits seit Anfang der 1920er-Jahre stehen die Heideflächen rund um den Wilseder Berg unter Naturschutz und bilden damit eines der ersten offiziell eingerichteten Naturschutzgebiete Deutschlands. Mit 169,2 m ist der Berg die höchste Erhebung in der Norddeutschen Tiefebene. Im Laufe der Jahre wurde die schützenswerte Fläche immer wieder erweitert. Heute umfasst der Naturschutzpark Lüneburger Heide eine Fläche von rund 23.400 Hektar und ist Teil des 107.700 Hektar großen Naturparks Lüneburger Heide, in dem zahlreiche weitere Landschaftsschutzgebiete liegen. Zum Naturpark zählen neben den Heideflächen in erster Linie ausgedehnte Wälder, Hochmoore und einige hübsche Heidedörfer mit ihren reetgedeckten Bauernhäusern. Allerdings sind gerade einmal zwei Prozent der Urlaubsregion Lüneburger Heide klassische Heideflächen, im Naturschutzgebiet hingegen sind es immerhin 20 Prozent.
... zur Blütezeit ein Meer aus zartem Lila
Im Hochsommer blüht die Calluna vulgaris, alias Besenheide, die ansonsten fast das ganze Jahr über ein eher unscheinbares Dasein als immergrüner Zwergstrauch fristet. Normalerweise beginnt die Heideblüte Anfang August und reicht bis in den September hinein (Faustformel: 8.8. bis 9.9.). In Zeiten des Klimawandels setzte die Blüte mehrfach bereits im Juli ein. Damit niemand etwas verpasst, wurde ein Heideblüten-Barometer eingerichtet, das über den aktuellen Stand unterrichtet (lueneburger-heide.de).
... Heimat von pittoresken Alt- und modernen Autostädten
Lüneburg zählt mit seinen zahlreichen mittelalterlichen Giebelhäusern, dem Stint- und dem Fischmarkt am historischen Hafen zu den schönsten Städten Norddeutschlands, wenn nicht ganz Deutschlands. Reich geworden ist die Stadt einst durch die Gewinnung von Salz, heute ist sie lebendige Studentenstadt mit der angeblich größten Kneipendichte Deutschlands. Celles Altstadt schmücken rund 500 Fachwerkhäuser, zudem war Celle über Jahrhunderte Residenz der Welfenfürsten. Ganz anders ist Wolfsburg. In der erst in den 1930er-Jahren von den Nazis gegründeten „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ sucht man vergeblich nach historischen Gassen und Häusern. Spannend ist eine Reise in die VW-Stadt trotzdem, dank Autostadt und phæno.
... eine Nachbarin des Wendlands
Das Wendland erstreckt sich nordöstlich von Lüneburg bis zur Elbe. Und ist eine so außergewöhnliche Region, dass es ein eigenes Kapitel verdient hat. Das Wendland dürfte vielen ein Begriff durch das geplante Atommülllager Gorleben sein, besser gesagt durch den Widerstand, den die Bewohner von „Niedersachsens wildem Osten“ zusammen mit Aktivisten aus ganz Deutschland hier organisierten. Die Jahrzehnte des gemeinsamen Widerstands haben die Region verändert. Nirgendwo sonst in Deutschland haben so viele Bauern auf biologische Landwirtschaft umgestellt, Alteingesessene und Zugezogene feiern mit der „Kulturellen Landpartie“ das größte Non-Profit-Kulturfestival Deutschlands. Landschaftlich hat die Region mit dem Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue und dem Naturpark Elbhöhen-Wendland einiges zu bieten, und mit den Rundlingsdörfern haben sich die Wendländer gar bei der UNESCO beworben.
Klöster, Kunst und Co.
Erlebnis Kultur
Sowohl das prächtige Welfenschloss zu Celle als auch die sechs historischen Heideklöster bergen zahlreiche Kunstschätze. Celles Fachwerkhäuser und Lüneburgs Altstadt sind jeweils eine Art Gesamtkunstwerk, genauso wie die Rundlingsdörfer im Wendland. Deutlich jünger sind die architektonischen Highlights in Wolfsburg sowie das von Daniel Libeskind entworfene Zentralgebäude der Lüneburger Leuphana-Universität.
Alles andere als schön, aber ein wichtiger Ort der Erinnerungskultur ist die Gedenkstätte Bergen-Belsen, die an die Gräueltaten erinnert, die in dem Konzentrationslager in der Lüneburger Heide von den Nazis verübt wurden.
Die Heideklöster
Sechs an der Zahl sind es, die im Stil der Backsteingotik, im Renaissancestil oder auch im Barock erbauten Heideklöster, auch „Lüneburger Klöster“ genannt. Sie schauen auf eine z. T. mehr als 800 Jahre alte Geschichte zurück und bergen wunderschöne Kunstschätze. Das älteste von ihnen ist das bereits 986 gegründete Kloster Walsrode. Das Kloster Ebstorf beherbergt die größte Weltkarte aus dem Mittelalter, im Kloster Wienhausen stockt einem förmlich der Atem beim Anblick des Nonnenchors. Das Kloster Lüne wurde bereits 1172 gegründet und Ende des 14. Jh. im Stil der Backsteingotik wiederaufgebaut. Es beherbergt heute u. a. ein Museum für sakrale Textilkunst. Das ursprünglich im frühen 13. Jh. gegründete Kloster Medingen wurde Ende des 18. Jh. nach einem Brand im spätbarocken bzw. neoklassizistischen Stil neu errichtet; es schrieb Geschichte, als sich die Nonnen weigerten, zum lutherischen Glauben zu konvertieren und sogar öffentlich die Lutherbibel verbrannten. Bei Hankensbüttel schließlich findet man das Kloster Isenhagen, sehenswert dort ist vor allem der Flügelaltar in der gotischen Klosterkirche.
Museen und Kunst
Versteckt im Wald hat sich die Kunststätte Bossard in der Nähe von Jesteburg. Rund um den 1926 im Stil des Backsteinexpressionismus errichteten Kunsttempel hat das Ehepaar Johann Michael und Jutta Bossard eine Vielzahl von Kunstwerken geschaffen. Mitten in der Stadt befindet sich das Celler Kunstmuseum; vor allem am Abend und in der Nacht ist es nicht schwer zu finden, das Museum wird nämlich bei Dunkelheit beleuchtet und ist damit das weltweit erste 24-Stunden-Kunst-Museum. Das Kunstmuseum Wolfsburg hat eine imposante Sammlung an Werken zeitgenössischer Künstler zusammengetragen; darunter Werke von Nam June Paik, Andreas Gursky, Anselm Kiefer und Neo Rauch.
Schlösser und Burgen
Über Jahrhunderte war das Welfenschloss zu Celle die Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Schloss und Residenzmuseum sind zu besichtigen. Der Waldemarturm in Dannenberg ist das letzte Überbleibsel einer mittelalterlichen Festung aus dem 12. Jh. und beherbergt heute ein Heimatmuseum. Namensgeber für die VW-Stadt Wolfsburg ist die gleichnamige Burg aus dem 14. Jh., die um 1600 zu einem Renaissance-Schloss umgestaltet wurde. In den Gebäuden residiert heute u. a. das Stadtmuseum.
Kunst am Bau
Unterschiedlicher könnten die architektonischen Highlights der Region nicht sein - von historischen Fachwerk- und Backsteinbauten bis hin zu gewagten Ikonen der modernen Architektur. Gleich mehrere absolut bemerkenswerte Bauten sind in Wolfsburg zu finden, darunter das grandiose, von der irakisch-britischen Stararchitektin Zaha Hadid entworfene Science Center phæno. Der deutsche Stararchitekt Hans Scharoun ist für den Bau des Wolfsburger Theaters verantwortlich. Und natürlich ist auch die Autostadt zu nennen, in der sich gleich mehrere renommierte Architekten austoben durften. Mit Daniel Libeskind ist ein Architekt von Weltruhm verantwortlich für das Zentralgebäude der Leuphana-Universität in Lüneburg.
Rundlinge
Schon seit einigen Jahren bemüht man sich im Wendland darum, dass die Rundlingsdörfer bei Lüchow von der UNESCO in deren Welterbeliste aufgenommen werden. Die von slawischen Siedlern gegründeten Dörfer sind kreisrund angelegt, bestens erhalten und in dieser Form tatsächlich nur im Wendland zu finden.
Kultursalat
In den Filmstudios Bendestorf, dem „Hollywood der Heide“, wurden zwischen 1947 und 2005 um die hundert abendfüllende Spielfilme gedreht. Ein Museum erinnert an die Stars wie Zarah Leander und Hildegard Knef. Ulli Schröder aus Lüchow präsentiert in seinem Stones Fan Museum unzählige von Exponaten rund um Jagger, Richards & Co. In Uelzen halten die Züge seit dem Jahr 2000 an einem Kulturbahnhof, entworfen vom Multitalent Friedensreich Hundertwasser und laut Uelzens Bürgermeister eine „begehbare Märchenwelt mit Gleisanschluss“.
Viel mehr als Heide
Erlebnis Natur
In der Lüneburger Heide findet man die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas, doch letztendlich macht diese wunderschöne und außergewöhnliche Kulturlandschaft nur einen kleinen Teil aus. Endlose Wälder, schaurig-schöne Moore sowie das Biosphärenreservat Elbtalauen sorgen für ein höchst abwechslungsreiches Landschaftsbild in der Region. Ein lohnendes Ziel für Wanderer, Spazier- und Müßiggänger sowie für Radtouristen.
„Die Naturverhunzung arbeitet ‚en gros‘, der Naturschutz ‚en détail‘.“ (Hermann Löns)
Schützenswerte Kulturlandschaft
Die Heideflächen in der Lüneburger Heide sind keine natürliche Landschaft, sondern eine über Jahrhunderte vom Menschen verursachte Kulturlandschaft. Im 19. Jh. drohten die typischen, im Sommer so wunderschön blühenden Heideflächen gänzlich von der Bildfläche zu verschwinden. Ehe Naturschützer Anfang des 20. Jh. den Wert dieser außergewöhnlichen Landschaft erkannten und begannen, für ihren Erhalt zu kämpfen. 1909 gründete sich der Verein Naturschutzpark und kaufte bald erste Flächen rund um den Wilseder Berg, um die noch bestehenden Heideflächen zu erhalten und um u. a. die geplante Ansiedlung von Ferienhäusern in der Heidelandschaft zu verhindern. Zu Beginn der 1920er-Jahre wurde hier schließlich eines der ersten Naturschutzgebiete Deutschlands eingerichtet. Heute zählen die über die gesamte Region verteilten Heideflächen zu den beliebtesten Urlaubszielen in ganz Norddeutschland.
Heideflächen in der Lüneburger Heide
Rund um den Wilseder Berg sind die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas zu finden. Eine außergewöhnliche Landschaft, insbesondere wenn im Sommer die Besenheide in zartem Lila erblüht. Eine der schönsten Heideflächen ist der Totengrund, ein Heidetal von geradezu magischer Schönheit, zwischen Wilsede, Sellhorn und Behringen gelegen. Daran schließt sich der Steingrund an, der seinen Namen erhalten hat, weil hier zwischen Besenheide und Wacholder zahlreiche Findlinge zu finden sind. Bei Schneverdingen blüht die Heide auf dem Höpen und inzwischen auch wieder in der rekultivierten Osterheide. Bei Amelinghausen findet man am Kronsberg und im Marxener Paradies sehr schöne Heideflächen, noch weiter nördlich bei Handeloh erstrahlt das Büsenbachtal im Sommer in zartem Violett. In der Südheide lohnt sich der Weg zum Wietzer Berg, einem der Lieblingsorte des Heidedichters Hermann Löns. Weitere Heideflächen im Süden sind die Misselhorner Heide, das Tiefental und die Oberoher Heide. Und sogar im Wendland findet man inmitten endloser Wälder mit der Nemitzer Heide eine klassische Heidefläche vor.
Elbtalauen und Naturpark Elbhöhen-Wendland
Das Wendland wartet mit gleich zwei außergewöhnlichen Landschaftsgebieten auf. Zum einen ist das der Naturpark Elbhöhen-Wendland mit ausgedehnten Wäldern, darunter auch die Göhrde, der größte Mischwald Norddeutschlands. Das zweite ist das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Die Flusslandschaft der Elbe, umrahmt von den größten zusammenhängenden Auenwäldern Mitteleuropas, wurde bereits 1997 zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ernannt. 2002 wurden die Elbtalauen des Wendlands offiziell als „Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue“ anerkannt. Die Elbtalauen sind Heimat für rund 150 zum Teil gefährdete Vogelarten, darunter Seeadler, Schwarzstörche und Kiebitze. Sie sind außerdem ein Paradies für brütende Störche und willkommener Rastplatz für Zigtausende von Zugvögeln. Seit mehr als 20 Jahren sind die Elbtalauen zudem wieder Heimat für zahlreiche Biber.
Paradies für Wanderer
Die Lüneburger Heide ist ein Wanderparadies. Der Naturschutzpark rund um den Wilseder Berg ist überwiegend autofrei und bestens für Tages- oder Halbtagestouren geeignet. Die ausgewiesenen Touren sind höchstens 25 km lang und tragen kreative Namen wie „Der Gipfel ruft“, „Nur Fliegen ist schöner“ oder „Wie Phoenix aus der Asche“. Die Wege sind bestens ausgeschildert und in der Regel als Rundwanderwege angelegt. Ebenfalls toll zum Wandern ist die Südheide, u. a. mit dem Wietzer Berg und der Misselhorner Heide. Zudem führen einige Fernwanderwege durch die Lüneburger Heide, allen voran der mehr als 200 km lange Heidschnuckenweg. Radfahrer haben es aufgrund der sandigen Wege in der Heide teilweise etwas schwerer. Viele Strecken sind aber inzwischen mit feinem Schotter ausgestattet und gut befahrbar. Ein Klassiker für Radtouristen ist natürlich der Elberadweg, der auch durchs Wendland und die Elbtalauen führt.
Am Ende dieses Buches werden fünf Wanderungen und fünf Radtouren ausführlich beschrieben - samt Karten und GPS-Tracks zum Downloaden.
Tipps für den Familienurlaub
Die Lüneburger Heide mit Kindern
Die Lüneburger Heide ist ein Paradies für Kinder, es kommt nur darauf an, was für sie das Paradies bedeutet. Wohl eher weniger der Spaziergang durch den Naturpark, dort begegnet man nicht selten Kids mit der Nase vorm Handy in Begleitung meckernder Eltern. Alternativen sind die Freizeitparks, Action auf Kartbahnen, in Achterbahnen und Skihallen, aber auch Tierparks und Mitmachmuseen.
Spannend, aber durchaus auch pädagogisch wertvoll ist ein Besuch im Barfußpark in Egestorf mit seinen 60 verschiedenen Stationen (barfusspark-egestorf.de).
Freizeitparks und Co.
Karussellfahren „bis der Arzt kommt“ kann man in erster Linie im Heide Park Resort in Soltau. In Bispingen kann man mitten im Sommer auf dem „Heidegletscher“ Ski fahren und snowboarden, gleich um die Ecke kommen Motorsportfans auf der Kartbahn des ehemaligen Formel-1-Rennfahrers Ralf Schumacher auf ihre Kosten. Und eine riesige Modelleisenbahn-Anlage macht dem Miniaturwunderland in Hamburg Konkurrenz. Ziemlich cool finden Kinder in der Regel auch das „Verrückte Haus“ in Bispingen, in dem alles auf dem Kopf steht.
Tierische Heide
Heidschnucken gibt es im Serengeti ParkHodenhagen keine, dafür Giraffen, Nashörner und Löwen. Und denen kann man auf Safari mit dem eigenen Auto ganz schön nahe kommen. Löwen und Nashörner sollte man lieber nicht streicheln, dafür gibt es für die Kleinsten einen Streichelzoo mit Ziegen, Alpakas und Eseln. Außerdem im Angebot: zahlreiche Fahrgeschäfte wie der Gantu Top Spin oder das Putu-Moto-Riesenrad.
Mehr als 4000 Vögel, vom winzigen Kolibri bis hin zu riesigen Raubvögeln, sind im Weltvogelpark Walsrode zu bestaunen. Tägliche Highlights sind die spektakulären Flugshows.
Der Wildpark Lüneburger Heide hat sich spezialisiert auf besondere Tierarten wie Sibirische Tiger, Vielfraße, Kodiakbären und einige Wolfsarten wie Polarwölfe und Timberwölfe. Ebenfalls einige Wölfe, ansonsten überwiegend friedliche, heimische Tiere sind im Wildpark Schwarze Berge sowie im Wildpark Müden zu sehen.
Weltweit einzigartig ist das Otterzentrum in Hankensbüttel.
Die Anlage widmet sich der Pflege und dem Erhalt des seltenen Fischotters und einigen seiner Verwandten wie dem Marder, dem Iltis oder dem Dachs.
In luftigen Höhen
In schwindelnden Höhen durch die Bäume klettern, den „Tarzansprung“ versuchen, das kann man in den unterschiedlich schwierigen Parcours im Kletterpark Scharnebeck. Den größten Kletterpark seiner Art in ganz Europa findet man mit der HöhenwegArena bei Schneverdingen. Weitere Kletterparks und Hochseilgärten findet man u. a. in Buchholz, Rosengarten, Bad Bevensen und bei Walsrode. Ebenfalls hoch über dem Waldboden verläuft der Baumwipfelpfad „Heide-Himmel“; vom 45 m hohen Turm kann man bis nach Hamburg blicken.
Spannende Museen
In Soltau gibt es gleich zwei Museen, in denen sich Kinder eigentlich nicht langweilen dürften. Das eine ist das Spielmuseum, das andere ist das Erlebniszentrum Felto, in dem sich alles um Filz dreht und Kinder selbst Sachen aus Filz basteln können.
Im Archäologischen Zentrum in Hitzacker kann man nicht nur sehen, wie die ersten Siedler vor mehreren Tausend Jahren hier lebten und arbeiteten, es gibt auch eine ganze Menge an Mitmach-Aktionen.
Im Biosphaerium Elbtalauein Bleckede erfährt man Wissenswertes zum Naturraum der Elbtalaue, kann aber auch Biber bei der Arbeit beobachten und sogar auf einer Webcam sehen, wie Störche in einem Nest brüten bzw. ihre Jungen aufziehen.
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist kein „Disney-Bauernhof“, sondern ein vielfach ausgezeichnetes Projekt, in dem Kinder auf anschauliche Art und Weise erleben, wie das Leben in früheren Zeiten hier verlief.
Die Autostadt in Wolfsburg dürften Autofans richtig cool finden. Und im Science Center phæno kann man selbst experimentieren und dabei spielend auch noch eine ganze Menge lernen.
Natur mal anders
Durch die Heide zu wandern, könnte für Kinder deutlich aufregender sein, wenn man die Wanderung an der Seite von ausgewachsenen Lamas macht. Mitten durch den Wald bei Jesteburg führt der Märchenwanderweg mit dem Namen „Der Trickser“. Die Figuren und die Geschichte, die man auf dem Rundweg erlebt, haben sich übrigens Kinder und Jugendliche aus Jesteburg selbst ausgedacht. Im Naturum Göhrde gibt es u. a. ein Wildtierkino. In dem Film erklären die Tiere den Zuschauern, was so abgeht in ihrem Wald.
Unterwegs in Lüneburg und der Lüneburger Heide
Lüneburg 77.000 Einwohner
Highlight einer jeden Reise in die Lüneburger Heide ist ein Besuch der namengebenden Hansestadt. Einst zu Reichtum gekommen durch das Salz, blieb Lüneburg im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Bombardierungen verschont und präsentiert sich heute in einem überaus hübschen historischen Gewand. Gleichzeitig ist Lüneburg lebhafte Studentenstadt mit der angeblich höchsten Kneipendichte Deutschlands.
Lüneburg Marketing, Rathaus/Am Markt, 21335 Lüneburg, Tel. 04131-2076620, lueneburg.info.
Lüneburg ist zwar nicht der geografische Mittelpunkt der Lüneburger Heide, aber eindeutig das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum sowie der touristische Leuchtturm der Region. Weil die im Mittelalter einst so bedeutende Handelsmetropole später mehr oder minder in der Bedeutungslosigkeit verschwand, war Lüneburg auch kaum lohnenswertes Ziel der Alliierten bei den Bombardierungen Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. Dadurch blieb das historische Antlitz der Altstadt weitgehend erhalten. Mit ihren zahlreichen hübschen Giebelhäusern ist die altehrwürdige Hansestadt definitiv eine der schönsten Städte Norddeutschlands, wenn nicht ganz Deutschlands.
Zu Reichtum kam die Stadt an der Ilmenau einst durch den Abbau von Salz. Über Jahrhunderte trieb man Handel mit dem „weißen Gold“, erst 1980 wurden die letzten Produktionsstätten geschlossen. Seit 1990 wurde der Bundeswehrstandort Lüneburg verkleinert. Stattdessen kamen immer mehr Studenten, um an der außergewöhnlichen Leuphana-Universität zu studieren - was der Stadt eindeutig gutgetan hat. Und vor allem kommen immer mehr Touristen. Um am Stint- und am Fischmarkt die Seele baumeln zu lassen, das größte mittelalterliche Rathaus Norddeutschlands zu besichtigen, sich auf die Spuren der Salzgewinnung zu begeben, die Dreharbeiten der Telenovela „Rote Rosen“ zu erleben oder einfach nur das ganz besondere Flair dieser Stadt zu genießen.
Was anschauen?
Historisches Rathaus Lüneburg: Das größte mittelalterliche Rathaus Norddeutschlands kommt in einem Mix aus mehreren Stilepochen daher und beherbergt u. a. die bereits im 14. Jh. erbaute und prächtig ausgeschmückte Gerichtslaube.
Stintmarkt, Fischmarkt und Alter Kran: Wo einst Fisch und das „weiße Gold“ auf die Schiffe auf der Ilmenau verladen wurden, sitzt man heute bei Kaffee und Kuchen oder beim Bier und staunt über das mittelalterliche Ambiente.
Kloster Lüne: Eines der sechs Heideklöster liegt nur ca. einen Kilometer nördlich der Lüneburger Altstadt. Bereits 1172 gegründet, beherbergt das wunderschöne, überwiegend im gotischen Stil erbaute Backsteinensemble heute u. a. ein Textilmuseum.
Deutsches Salzmuseum: Dort, wo sich einst die Produktionsstätten der Lüneburger Salinen befanden, informiert heute ein Museum über alles Wissenswerte zum „weißen Gold“.
Was unternehmen?
SALÜ Salztherme: Auch im Sole-Erlebnisbad dreht sich alles ums Salz. Hier dümpelt man bei angenehmen Temperaturen im Sole-Entspannungsbad, genießt eine Salzmassage oder einen Salzaufguss in der Sauna.
Alter Wasserturm: Zwischen Ilmenau und dem Platz Am Sande gelegen, bietet der Wasserturm einen tollen Ausblick über die Stadt, bei guter Sicht soll man sogar Hamburg erkennen können.
Was sonst noch?
Libeskind-Bau Leuphana-Universität: Die Uni ist nicht nur für Architektur-Freaks einen Abstecher wert. Das Gebäude des Stararchitekten Daniel Libeskind ist absolut sehenswert - und das Essen in der Mensa wirklich lecker.
Dreharbeiten „Rote Rosen“: Seit 2006 wird die Telenovela „Rote Rosen“ in Lüneburg gedreht. Man muss die Herz-Schmerz-Schmonzetten nicht mögen, aber die Dreharbeiten zu beobachten, ist interessant.
Sülfmeistertage: Alljährlich Ende September bzw. Anfang Oktober feiert die alte Salzstadt Lüneburg die Sülfmeistertage und kürt nach einem großen Umzug den neuen Sülfmeister.
Wo essen gehen?
Röhm’s Deli: Michael Röhm hat’s definitiv nicht verlernt. Im Heidkrug wurde seine Kochkunst einst mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, in Röhm’s Deli kocht er auf ähnlich hohem Niveau.
Zum Alten Brauhaus: Jahrhundertealte Tradition trifft erstklassige Küche. Im Alten Brauhaus werden norddeutsche Klassiker modern interpretiert.
Frühstücken in Lüneburg: Empfehlenswerte Frühstücks-Adressen in Lüneburg sind Annas Café, das Café Zeitgeist und das Bell & Beans. Leckeren Kuchen gibt es dort ebenfalls.
Stadtgeschichte
Die Entstehung der Stadt Lüneburg wird gerne zusammengefasst unter der lateinischen Formel „Mons, Pons, Fons“. Mons steht für den Kalkberg, auf dem zu jener Zeit bereits eine Burg des Markgrafen Hermann Billung bestand, Pons für die Brücke über die Ilmenau, die Lüneburg mit der Siedlung Modestorpe verband, als Fons wurde die Salzquelle bezeichnet. Hinzu kam alsbald das Sandviertel als Umschlagplatz der Waren. Lüneburg stand zwar noch im Schatten Bardowicks, entwickelte sich aber nicht zuletzt durch den Salzabbau rasch. Mitte des 10. Jh. wurde die erste Kirche errichtet, 956 erstmals als „Lhiuniburc“ erwähnt. Lüneburg wuchs weiter, 1230 wurde das erste Rathaus erbaut, 1247 erhielt die prosperierende Stadt an der Ilmenau von Herzog Otto I. (Otto das Kind) offiziell das Stadtrecht, drei Jahre später wurde um das aus den ursprünglichen vier Vierteln zusammengewachsene Lunaborch eine Wehrmauer errichtet, 1273 erhielt die Saline zu Lüneburg vom Fürstentum Lüneburg das Salzmonopol.

Lüneburgs historisches Wasserviertel an der Ilmenau

Beitritt zur Hanse
Die Salzstadt Lüneburg stieg auf zu einer der wichtigsten Städte in Nordeuropa. Das Salz, auch „weißes Gold“ genannt, war damals lebensnotwendig, um Lebensmittel wie beispielsweise Fisch haltbar zu machen. Und so war es kein Wunder, dass Lüneburg schon alsbald der Hanse beitrat, jenem mächtigen Kaufmannsbund des Mittelalters. Vollmitglied der Hanse wurde Lüneburg, das zuvor dem Sächsischen und dem Wendischen Städtebund angehörte, erst im Jahr 1363, als die Lüneburger am Hansetag in Lübeck teilnahmen und zudem einen Feldzug gegen die Dänen mitfinanzierten. Anderen Quellen zufolge wurde Lüneburg erst 1371 vollwertiges Hansemitglied, schon bald allerdings so einflussreich, dass in der Folge 36 Hansetage an der Ilmenau abgehalten wurden.
Nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg in den 1370er-Jahren fiel Lüneburg letztendlich an das Haus der Welfen. Die Hansestadt hatte sich seit 1371 jedoch gewisse Privilegien und eine weitgehende Unabhängigkeit von den Herzögen gesichert, die inzwischen nach den zahlreichen Kriegen hoch verschuldet waren. Die Salzstadt Lüneburg war nie offiziell als freie Reichsstadt anerkannt, die Rechte ihrer Bürger unterschieden sich jedoch kaum von denen freier Reichsstädte. Maßgeblichen Anteil daran hatte auch die sogenannte „Lüneburger Sate“, ein Vertrag, der Lüneburg u. a. durch gewisse Pfandrechte weiteren Besitz an Land und Burgen sowie das Stapelrecht sicherte.
Reich und verschuldet zugleich
Lüneburg galt Mitte des 15. Jh. einerseits als eine der reichsten Städte Nordeuropas, andererseits wurde die Stadt inzwischen von massiven Schulden geradezu erdrückt, u. a. nachdem die Stadt komplett von einem Befestigungswall umgeben worden war. Der Rat der Stadt forderte die Besitzer der Salzsiedepfannen auf, ihren Teil zur Entschuldung beizutragen. Zunächst sollten sie den zehnten Teil des Pfennigs, später ein Viertel ihrer Einkünfte und ab 1445 schließlich die Hälfte ihrer Einnahmen aus der Salzgewinnung an die Stadt zahlen. Das passte insbesondere den geistlichen Siedepfannenbesitzern nicht; es kam zum Streit. Von 1446 bis 1462 schwelte der sogenannte Lüneburger Prälatenkrieg, ehe der Zwist mit Hilfe des dänischen Königs Christian I. sowie der Bischöfe von Schwerin und Lübeck beigelegt werden konnte.
In diese Zeit fiel auch der sogenannte Forderungskatalogder Sechziger. Seinen Namen hatte er erhalten, weil genau 60 Bürger Lüneburgs im Jahr 1454 den Rat der Stadt mit Forderungen nach mehr Gerechtigkeit, Bürgerbeteiligung und Gleichbehandlung im öffentlichen Leben konfrontierten und zudem Kontrollgremien einsetzen wollten, die dem Rat genauer auf die Finger schauen sollten - was allgemein als Schritt in Richtung Demokratie gewertet wird.
Im Laufe des 16. Jh. wurde auch in Lüneburg die Reformation eingeführt. Während die Residenzstadt Celle bereits 1524 (nach Wittenberg) die zweite Stadt Deutschlands war, in der sich die Reformation komplett durchsetzte - bzw. von Herzog Ernst dem Bekenner durchgedrückt wurde -, war Lüneburg etwas zögerlicher. Der Rat der Stadt sperrte sich zunächst, doch schließlich fügte man sich, und 1530 fand in der Kirche St. Nicolai zu Lüneburg der erste evangelische Gottesdienst statt; wenig später wurde auch die Kirche St. Michaelis evangelisch-lutherisch. Endgültig für die Umsetzung der Reformation in Lüneburg sorgte Wilhelm der Jüngere bis zum Jahr 1580.
Ende des goldenen Zeitalters
Langsam, aber sicher war es den Herzögen des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Otto und Ernst, im Laufe des 16. Jh. gelungen, ihre Landeshoheit gegenüber der Stadt Lüneburg wieder zu stärken. Im März 1562 unterschrieben beide Seiten einen Vertrag, der die Salzstadt u. a. zu jährlichen Abgaben verpflichtete. Zudem kam es im Laufe des Jahrhunderts immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Rat der Stadt und den Bürgersleuten, wobei sich insbesondere die Brauer unter den Aufrührern hervortaten. Anfang des 17. Jh. - Lüneburgs große Zeiten als Salzstadt waren vorbei, die goldenen Zeiten der Hanse näherten sich dem Ende - erreichten die Aufstände ihren vorläufigen Höhepunkt, und 1619 schließlich verpflichtete sich der elitäre Rat der Stadt, wenigstens fünf Bierbrauer und Heringskaufleute (die sogenannten Kagelbrüder) in den Rat aufzunehmen.
Der Dreißigjährige Krieg, 1618 als Religionskrieg mit dem sogenannten „Prager Fenstersturz“ begonnen, hinterließ anschließend in ganz Europa und so auch in Lüneburg seine Spuren. Es waren jedoch nicht nur die durchmarschierenden, feindlichen Truppen, die der Stadt zusetzten, sondern vor allem auch die Pest, die von 1624 bis 1627 in Lüneburg wütete. Die Zahl der Pesttoten in den drei Jahren wird mit 6000 angegeben, was ungefähr knapp der Hälfte der damaligen Bevölkerung entspricht. Von Brandschatzungen und Zerstörungen der Häuser blieb Lüneburg weitgehend verschont, was die Stadt hingegen wirtschaftlich enorm traf, war die Tatsache, dass sie durch den Krieg weitgehend von allen Handelswegen abgeschnitten war.
Die Hanse verlor weiter an Macht, Lüneburg nahm 1627 letztmals am jährlich stattfindenden Hansetag teil, längst nagte ein Großteil der Bevölkerung in der einst so reichen Stadt am Hungertuch. Dass Lüneburg die schwedischen Belagerer in den 1630er-Jahren mehrfach nur durch enorme Geldzahlungen von Plündereien abhalten konnte, machte die Situation nicht besser. 1637 wurde der bisherige, überwiegend von reichen Patriziern besetzte Rat der Stadt von Herzog Georg Eisenhand ausgetauscht, der neu eingesetzte Rat erwies sich allerdings als komplett handlungsunfähig. Schließlich erlangte der Landesherr zwei Jahre später die absolute Kontrolle über die Stadt und bestimmte über die Belange Lüneburgs. Die einst so reiche und stolze Salz- und Hansestadt war nach dem Westfälischen Frieden, der 1648 in Münster und Osnabrück mit Schweden und Franzosen geschlossen wurde, nur noch eine ganz gewöhnliche herzogliche Landstadt.
Nachdem Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg 1692 vom Kaiser zum Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs ernannt wurde, regierte er Lüneburg als einen Teil des neu geschaffenen Kurfürstentums Hannover. Die Stadt erlebte unter seiner Herrschaft im frühen 18. Jh. wieder einen kurzen Aufschwung.
Verkehrsknotenpunkt und Garnisonsstadt
Anfang des 19. Jh. wurde Lüneburg gleich mehrfach von Franzosen besetzt, 1810 schließlich von Frankreich als Teil des Departements Elbmündung annektiert. 1813 schlugen preußische und russische Truppen während der sogenannten Befreiungskriege (1813 bis 1815) die napoleonischen Truppen bei der Schlacht von Göhrde, Lüneburg wurde von der französischen Besatzung befreit. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn im Jahr 1847 verlor der alte Hafen an der Ilmenau seine Bedeutung, Lüneburg profitierte als Knotenpunkt dennoch von den neuen Verkehrswegen, wurde Industrie- und vor allem Garnisonsstadt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Stadt sukzessive zu einem Kasernenstandort ausgebaut und Hauptstadt des Gaues Ost-Hannover. Während die nicht allzu ferne Hafenstadt Hamburg in den letzten Kriegsjahren bei Bombenangriffen der Alliierten dem Erdboden gleichgemacht wurde, blieb zumindest die Altstadt Lüneburgs fast vollständig verschont.
Am Abend des 4. Mai 1945 unterschrieb eine Delegation der letzten deutschen Reichsregierung auf dem Timeloberg bei Wendisch Evern (3 km südöstlich von Lüneburg) im Beisein des britischen Feldmarschalls Montgomery die Teilkapitulation der deutschen Truppen in Norddeutschland, Dänemark, Norwegen und den nördlichen Niederlanden - was letztlich das Ende der Kampfhandlungen bedeutete. Als am 18. April 1945 die britischen Truppen in die Stadt einmarschierten, war unter den Gefangenen auch ein gewisser Heinrich Himmler. Am 23. Mai nahm sich der ehemalige Reichsführer SS in einem britischen Gefangenenlager das Leben. Wenige Monate nach Kriegsende begann in Lüneburg - und damit noch vor den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozessen - der Prozess gegen die SS-Schergen, die im nahen Konzentrationslager Bergen-Belsen für den Tod Tausender Gefangener verantwortlich waren.

Blick über die Altstadt auf die St.-Michaelis-Kirche

Historische Bausubstanz vielfach gerettet
Lüneburgs Altstadt war kaum zerstört worden im Zweiten Weltkrieg, aber viele der historischen Häuser schienen in einem eher erbärmlichen baulichen Zustand zu sein. Wohnraum wurde vor allem auch für die zahlreichen Flüchtlinge dringend benötigt. Nachdem die junge Bundesrepublik im Laufe der Wirtschaftswunderjahre wieder zu Geld gekommen war, sollte überall gebaut werden, modern und funktional sollte es sein, vor allem viel Platz für Autos sollte geschaffen werden - so auch in Lüneburg. Man mag sich das gar nicht vorstellen. Aber wäre da nicht ein gewisser Curt Pomp gewesen, dann hätte man in der westlichen Altstadt jetzt keine Bilderbuchstraßen mit wunderschönen Giebelhäusern, sondern riesige zubetonierte Flächen und Neubauten. Das jedenfalls war der Plan der Verantwortlichen in der Hansestadt. Pomp startete Unterschriftenaktionen, immer wenn er davon Wind bekam, dass eines der historischen Giebelhäuser abgerissen werden sollte, stand er bei Bauamtsdirektor Bärenbruch auf der Matte und machte Rabatz. Letztendlich konnte Pomp die zuständigen Behörden immer wieder davon überzeugen, dass die historischen Gebäude doch nicht so marode waren wie angenommen. Angeblich hat Pomp an die 70 Häuser vor dem Abriss bewahrt. Er hat den Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA) gegründet, das Atelier für Restaurierung und Bauplanung (ARB) und erhielt schließlich sogar das Bundesverdienstkreuz. Auf einem Balken an seinem eigenen Haus in der Unteren Ohlingerstraße hat er folgenden Sinnspruch eingearbeitet: „Herr schütze mich und die hier hausen vor Planern und Kulturbanausen“.
Irgendwann hatten schließlich auch die Stadtoberen kapiert, dass die historische Bebauung ein Glücksfall ist für die Stadt. Mehr als tausend Häuser in Lüneburg stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Der Tourismus ist spätestens seit den 1990er-Jahren einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. 1980 wurde die nicht mehr rentabel arbeitende Saline geschlossen, 1990 wurden zwei der drei Bundeswehrkasernen aufgegeben und die dritte deutlich verkleinert, gleichzeitig lockte die Leuphana-Universität verstärkt Studenten in die Stadt. Man kann schon sagen, dass die Stadt sich neu erfunden hat und dass der Wandel von Kasernenstuben zu Hörsälen auch der Atmosphäre der gesamten Stadt verdammt gutgetan hat. Seit 2007 darf Lüneburg sich wieder offiziell Hansestadt nennen, seit 2008 trägt sie den Titel „Ort der Vielfalt“. Lüneburg hat (Stand 2023) rund 77.000 Einwohner.
Zukunftsstadt Lüneburg
Bereits seit 2015 entwickeln Lüneburger Bürger, Wissenschaftler, Studenten der Leuphana-Universität und Politiker im Rahmen des bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerbs „Zukunftsstadt 2030+“ gemeinsam ihre Visionen vom Lüneburg von morgen und übermorgen. In verschiedenen Experimenten von 2020 bis 2023 wurden die zuvor theoretisch erdachten Möglichkeiten in einem sogenannten „Reallabor“, also fast wie im richtigen Leben, ausgetestet. Es ging u. a. um ein grüneres und nachhaltigeres Lüneburg, um die Arbeit und das Lernen der Zukunft in der Hansestadt, darum, wie der Verkehr fließen soll, um Wohnprojekte, die bezahlbares Wohnen möglich machen und gleichzeitig soziales Miteinander fördern. Ein Ernährungsrat kümmerte sich um die gesundere Ernährung in den Kitas und Schulen, ein anderes Projekt förderte und unterstützte den lokalen Handel. Das Fazit der Verantwortlichen nach der dreijährigen Experimentierphase fiel positiv aus. Viele Ideen seien vor allem durch die aktive Beteiligung der Lüneburger Bevölkerung entwickelt worden und vieles davon, so die Verantwortlichen, könne kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden.
Sehenswertes
Es sind weniger Sehenswürdigkeiten von Weltrang, es ist vielmehr die heitere Atmosphäre, das Pittoreske, was die Besucher so an Lüneburg fasziniert. Wer nach Lüneburg kommt, sollte sich vielleicht einfach treiben lassen durch die von wunderschönen Giebelhäusern gesäumten Kopfsteinpflasterstraßen, bis man irgendwann unweigerlich am Stint- und am Fischmarkt landet. Einst wirtschaftliches Zentrum, heute der „Place to be“ für alle Lüneburg-Reisenden. Wenn man dann in einem der Cafés am Ufer der Ilmenau sitzt, kann man sich immer noch überlegen, beispielsweise dem historischen Rathaus einen Besuch abzustatten. Das geht nur im Rahmen einer Führung und ist eine beeindruckende Reise ins Mittelalter. Und wenn man schon in Sachen Kultur unterwegs ist, geht man ein paar Schritte weiter - in der Lüneburger Altstadt ist alles fußläufig zu erreichen - und informiert sich im Deutschen Salzmuseum über die 1000-jährige Geschichte der Saline und weiß hinterher u. a., warum die Stadt einst so stinkreich war und welche Bedeutung das Salz früher hatte.
Von der alten Stadtbefestigung, die die Hansestadt einst komplett umgab, ist lediglich die Bardowicker Mauer als rund 400 m langes Relikt erhalten, das heute die nördliche Altstadt vom Park mit dem schönen Namen Liebesgrund abgrenzt. Mittelalterliche Häuser gibt es in der im Zweiten Weltkrieg von Bombardierungen fast komplett verschonten Altstadt hingegen immer noch wie Sand am Meer.
Stintmarkt und Fischmarkt
Einst wurde hier malocht, es roch nach Fisch, Fässer mit Salz rumpelten über das Pflaster, ehe sie auf die Schiffe verladen wurden. Der alte Hafen an der Ilmenau war über Jahrhunderte das wirtschaftliche Zentrum der Stadt. Heute sind der Fischmarkt und vor allem der Stintmarkt unbestritten das touristische Zentrum der altehrwürdigen Hansestadt. Die Brücke über die Ilmenau an der Lünertorstraße ist nicht selten voll von Menschen. Manche verrenken sich abenteuerlich, um das beste Foto von dem wunderschönen Altstadtensemble am Fluss zu ergattern - und fallen dabei fast ins Wasser. Andere lauschen den bisweilen historisch kostümierten Gästeführern, wieder andere versuchen krampfhaft, die Drehorte der in Lüneburg gedrehten Telenovela „Rote Rosen“ zu erspähen, am besten gleich noch einen der Hauptdarsteller. Auf der Brücke und auf den Bordsteinen vor den nahegelegenen Cafés und Bars hocken zahlreiche Youngster, Lüneburger Studenten, beim sogenannten „Cornern“ und wundern sich ihrerseits über die vielen Touristen. Denn bisweilen, in den Ferien und an den Wochenenden im Sommer, nimmt es schon ein wenig überhand im Wasserviertel mit den Besuchern von außerhalb. Es hat sich halt herumgesprochen, wie schön und sehenswert die historische Altstadt Lüneburgs ist.

Stintmarkt und Fischmarkt: Lüneburgs historisches Wasserviertel zieht die meisten Besucher an

Steht man auf der Brücke an der Lünertorstraße, weiß man gar nicht, was man zuerst knipsen soll. Den Alten Kran am Fischmarkt, eines der Wahrzeichen der Stadt? Die wunderschönen Giebelhäuser und Salzspeicher am Stintmarkt, wo ein Café, ein Restaurant, eine Kneipe neben der anderen zum Verweilen lockt? Die wuchtige backsteinerne Abtsmühle etwas weiter im Verlauf der Ilmenau oder die hübsche Lüner Mühle am gegenüberliegenden Ufer? Und wer richtig gut ist im Erinnerungsfotos Knipsen, der kriegt auch noch die originalgetreu nachgebauten historischen Frachtkähne mit aufs Bild.
Der Stintmarkt am westlichen Ufer der Ilmenau wurde nach dem gleichnamigen kleinen und äußerst schmackhaften Fisch benannt. Bereits im Mittelalter hatten die Lüneburger an dieser Stelle Vorrichtungen im Wasser angebracht, um den Stint zu fangen. Hatten sie die kleinen silbrigen Edelfische aus dem Wasser gezogen, wurden diese direkt vor Ort verarbeitet und schließlich schräg gegenüber im Alten Kaufhaus verhökert. Während die Stintsaison lediglich wenige Wochen zwischen Februar und März dauerte, ist am heutigen Stintmarkt das ganze Jahr über Saison. Fast jedes Haus ist Kneipe, Restaurant, Café oder alles zusammen. Glücklich können sich die Gastronomen schätzen, die Plätze direkt an der Ilmenau anbieten können. Bisweilen kommt man ohne Gedränge nicht mehr durch, bei gutem Wetter im Sommer einen Tisch draußen zu bekommen, ist Glückssache.

Der Stintmarkt: Norddeutschlands vielleicht schönste Gastromeile

Auf der gegenüberliegenden Uferseite am Fischmarkt, von mächtigen Bäumen bestanden und vom historischen Kran geprägt, geht es ruhiger zu als am Stintmarkt. Zwar strömen tagsüber die Touristen hier in Richtung Abtsmühle und Brausebrücke, gastronomisch wird die Straße Am Fischmarkt (bereits 1410 erstmals als „by deme vischmaecke“ erwähnt) nur eingeschränkt genutzt. Vom Alten Kaufhaus an der Ecke Lünertorstraße/Kaufhausstraße, bereits 1302 als „Häringshus“ erstmals erwähnt, ist nur noch die barocke Fassade aus der Mitte des 18. Jh. erhalten. Der Rest des langgezogenen Gebäudes am nördlichen Ende des Fischmarkts fiel im Jahr 1959 einem Brand zum Opfer. Passenderweise logierte hier lange Jahre die Freiwillige Feuerwehr Lüneburgs, ehe 2010 in einem Neubau hinter der barocken Fassade das Hotel Altes Kaufhaus seine Pforten öffnete.
Alter Kran
Er ist eines der Wahrzeichen, vielleicht sogar das Wahrzeichen der Hansestadt: der Alte Kran im Wasserviertel. Schon im 14. Jh. soll an dieser Stelle am Fischmarkt ein Kran gestanden haben, mit dessen Hilfe die Waren auf die Schiffe in der Ilmenau geladen wurden - das Salz der Saline Lüneburg wurde in aller Herren Länder und das Brennholz in Richtung Saline transportiert, um die Siedepfannen zu befeuern. Der hölzerne Drehkran in seiner heutigen Gestalt wurde 1797 errichtet, wobei der bzw. die Vorgänger nicht allzu viel anders ausgesehen haben sollen. Der Neubau des Krahns (so die frühere Schreibweise) war notwendig geworden, nachdem Hochwasser mit Eisgang im Februar 1795 nicht nur die Kaufhausbrücke über die Ilmenau (heute Brücke Lünertorstraße) zum Einsturz gebracht, sondern auch den Kran stark beschädigt hatte.
In Betrieb gehalten wurde der Kran durch zwei hölzerne Treträder, die von Knechten des Heringshauses (später Altes Kaufhaus, heute Hotel) bewegt wurden und die wiederum die neun Meter hohe Welle in Gang brachten. Als Gegengewicht dienten tief in die Erde eingelassene Konstruktionen aus Eichenholz, Findlingen bzw. 200 Kilogramm schweren Sandsteinbrocken. So viel zur Technik. Am schönsten beschrieben hat den Kran vielleicht die deutsche Dichterin Ricarda Huch nach einer Lüneburg-Reise im Jahr 1927. Der Kran, so Huch, sei „ein wunderlicher Alraun mit langer, grünpatinierter Nase, auf einer Seite von grauen Weiden umhangen, die tief in das vorüberfließende Wasser der Ilmenau tauchen“.

Eines der Wahrzeichen Lüneburgs: der hölzerne Drehkran

Als Huch Lüneburg besuchte, war der Kran bereits fast 70 Jahre außer Betrieb. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Hamburg-Hannover hatten der Lüneburger Hafen und somit auch der Kran an Bedeutung verloren. Eine der letzten großen Lasten, die Mitte des 19. Jh. hier an Land gehoben wurde, war eine gut neun Tonnen schwere Lokomotive für die Braunschweig-Vienenburger Bahn, die über den Wasserweg von England nach Lüneburg kam. 1860 dann wurde der historische Drehkran endgültig stillgelegt.
♦ Das Innere des historischen Krans ist im Rahmen einer Stadtführung zu besichtigen, buchbar über die Tourist-Information.
Abtsmühle und Abtswasserkunst
Die Abtsmühle, einst auf Plattdeutsch auch „Nedderste Molen“ (Niederste Mühle) genannt, war ein Geschenk von Heinrich dem Löwen im Jahre 1148 an den damaligen Abt des Michaelisklosters, den Bischof Eberhard von Holle. Der Welfenfürst schenkte dem Kloster die Mühle angeblich anlässlich des Todes seines erstgeborenen Sohnes und ließ sich im Gegenzug das Versprechen der Geistlichen geben, dass diese sich der Seele des Verstorbenen annehmen würden. Zunächst nutzten die frommen Brüder die Mühle selbst, ab 1366 ging sie als Lehen an die Patrizierfamilie van der Molen. Fortan hatte die Mühle zahlreiche verschiedene Besitzer. 1880 wurde die ursprüngliche Mühle durch einen Neubau ersetzt. Bis 1992 wurde hier noch Korn gemahlen. Inzwischen wird das Gebäude vom noblen Hotel Bergström genutzt, genauso wie der nahe Turm der sogenannten Abtswasserkunst. Er wurde 1530 auf Initiative von Lüneburger Bürgern, überwiegend Bierbrauern, und mit Genehmigung des Michaelisklosters errichtet. In den Turm wurde mit Hilfe eines wasserradbetriebenen Schöpfwerks Wasser aus der Ilmenau gepumpt, um Anwohner und Betriebe mit dem kostbaren Nass zu versorgen. Die Brauer hatten sich vor allem deshalb für die Wasserkunst stark gemacht, weil das Brunnenwasser in Lüneburg sich nicht zum Bierbrauen eignete; und schließlich gab es zu jener Zeit an die 80 Bierbrauereien in der Stadt. An bestimmten Tagen, so ist es überliefert, durften die Lüneburger keine Fäkalien in den Fluss leiten; denn dann wurde das Wasser aus dem Fluss für die Bierherstellung in den Turm gepumpt.
Um 1630 herum wurde der Turm der Abtswasserkunst renoviert und die Brausebrücke errichtet. Ihren Namen verdankt sie dem rauschenden Mühlenwehr. Von hier aus hat man einen der schönsten Blicke hinüber zum Stintmarkt, an den Geländern hier haben Verliebte Hunderte von sogenannten Liebesschlössern angebracht. Anfang des 20. Jh. schaffte man den Durchgang durch den Turm zur Brausebrücke. Neben dem Torbogen ist eine kleine Holzrutsche als Fischtreppe angebracht und ermöglicht es den Fischen, vom Teich zurück zum Laichen in die Ilmenau zu gelangen. Erst 1950 wurde der Turm der Abtswasserkunst stillgelegt. Bis dahin hatte er als einer der ältesten Wassertürme Deutschlands diverse Betriebe in Lüneburg mit Wasser versorgt. Und heute sorgt er dafür, dass sich zahlungskräftiges Publikum im Lüneburger Wasserviertel besonders wohlfühlt, denn die Abtswasserkunst beherbergt die schönsten Suiten des Hotels Bergström, im Erdgeschoss das italienische Café/Restaurant Mama Rosa.
Lüner Mühle
1391 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte die Mühle einst zum Kloster Lüne und hieß deshalb auch Klostermühle. Mitte des 16. Jh. wurde das bis heute erhaltene backsteinerne Fachwerkgebäude mit einer sogenannten oberschlächtigen Öl- und Kornmühle errichtet. Später übernahm das Amt Lüne die Mühle, der Name wurde in Amtsmühle geändert, und diese wurde im Verlauf der Zeit immer wieder an andere Pächter vergeben. Eines war jedoch stets vertraglich geregelt: Bis in das 20. Jh. hinein mussten alle späteren Müller sowohl das Kloster Lüne als auch das Amt Lüne mit dem in der Mühle gemahlenen Getreide versorgen. Die drei Wasserräder der Mühle wurden erst im 19. Jh. durch Turbinen ersetzt. Heute wird auch dieses Gebäude vom Hotel Bergström bzw. der Hotelgruppe Dormero genutzt.

Ratsmühle, Ratswasserkunst und Alter Wasserturm (v. l. n. r.)

Ratswassermühle und Ratswasserkunst
Etwas weiter südlich, gleich neben dem Neuen Wasserturm, stehen die Ratswassermühle und die Ratswasserkunst am Ufer der Ilmenau. Im Mittelalter war reichlich was los an der im 14. Jh. errichteten Ratsmühle, die u. a. als Getreidemühle, als sogenannte Walkmühle zur Herstellung von Walkstoffen, als Lohmühle (Weiterverarbeitung der gerbsäurehaltigen Lohe zum Gerben von Leder) sowie als Papier-, Öl-, und Schleifmühle genutzt wurde. Seit 1928 ist der Mahlbetrieb in der ursprünglichen Form stillgelegt. Im ehemaligen Kornmühlengebäude wurden stattdessen Turbinen eingebaut, die Strom produzieren, der ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Bereits seit 1572 steht neben der Mühle der von der Lüneburger Ratswasserkunst-Gesellschaft erbaute und nach ihr benannte Turm. Ein vom Wasserrad der Ratsmühle angetriebenes Schöpfwerk transportierte das Wasser der Ilmenau in das obere Stockwerk des Turms, von wo aus es über Rohrleitungen die Menschen in der Stadt versorgte. Mit dem Bau des benachbarten Wasserturms verlor der Turm der Ratswasserkunst seine Bedeutung. Er befindet sich in Privatbesitz, wobei die oberste Etage als Ferienwohnung vermietet wird.
Rathaus
Lüneburgs Rathaus schaut prächtig aus von außen, die 259 Räume sieht man ihm dennoch nicht an. Bereits ab 1230 überwiegend im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtet, wurde es im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder erweitert, vereint dadurch verschiedenste Baustile. Es gilt heute mit seinen 8000 m² Fläche als größtes mittelalterliches Rathaus Norddeutschlands.
Auf die Gotik gehen u. a. die Gerichtslaube, der Fürstensaal, das Alte Archiv, die Kanzlei und die Bürgermeisterkammer zurück. Aus der Renaissance stammt die Große Ratsstube, die zu den größten erhaltenen Sälen dieser Zeit in Deutschland gehört, während das Rathaus sich zum Markt hin seit 1720 mit einer barocken Fassade schmückt. Gestaltet bzw. errichtet wurde sie, nachdem ein schweres Unwetter zu Beginn des 18. Jh. die bisherige gotische Fassade stark in Mitleidenschaft gezogen hatte und diese einsturzgefährdet war. Ebenfalls aus dem Barock stammt der Huldigungssaal.

Die barocke Fassade des mittelalterlichen Rathauses

Das Highlight im Inneren des Rathauses dürfte wohl die Gerichtslaube (Ratsdörnse) aus dem 14. Jh. sein, der älteste Raum im gesamten Rathaus. Hier tagte ab 1330 das Hohe Gericht der Stadt. Die Malereien an der Nordwand stammen aus dem späten 15. Jh. und stellen Jesus Christus als Weltenrichter zwischen Maria und Johannes dem Täufer dar. Die Buntglasfenster aus dem frühen 15. Jh. zeigen u. a. die „Neun guten Helden“, die im Mittelalter die Ratsherren in ganz Europa zu einer gerechten Rechtsprechung und zu gutem Regieren mahnten.
In der Alten Kanzlei arbeiteten einst die Justiziare und ihre Schreiber. Interessant ist der Raum aber vor allem wegen einer eigentlich unscheinbaren barocken Laterne. Denn in ihr sind angeblich die Knochen jener Wildsau ausgestellt, die der Sage nach die Lüneburger auf die Solequelle aufmerksam gemacht und der Stadt letztendlich über Jahrhunderte Wohlstand beschert hatte. Wissenschaftlich untersuchen lassen die Lüneburger die Knochen lieber nicht, damit würde man sich vielleicht eine der Touristenattraktionen und zudem eine schöne Geschichte selbst kaputt machen.
Weitaus prunkvoller als die „Schreibstube“ kommt der Fürstensaal daher, einst für Festivitäten und Empfänge genutzt. Die Wände schmücken auf Leinwand gezauberte Portraits der Herrscher aus dem einstigen Hause Braunschweig-Lüneburg, die Deckenmalereien stellen rund 150 Kaiser und Könige des deutschen bzw. des Heiligen Römischen Reichs dar.
Die große Ratsstube im Renaissancestil wurde errichtet, nachdem der alte Saal den Ratsherren nicht mehr repräsentativ erschien. Zudem hatten sich die Lüneburger Gastgeber und ihre edlen Gäste dort - auf gut Deutsch - häufig den A ... abgefroren. Die neue Ratsstube mit ihren prächtigen Schnitzereien und Wandmalereien des Lüneburger Künstlers Daniel Frese war nicht nur größer, sondern auch besser beheizbar.

Die Gerichtslaube aus dem 14. Jh. im Lüneburger Rathaus

Der Huldigungssaal wurde zu Beginn des 18. Jh. an der Stelle der während der Reformation entweihten und 1702 abgerissenen Ratskapelle errichtet. Ursprünglich sollte hier eigentlich nur ein verhältnismäßig schmuckloser Verwaltungsbau entstehen. Doch dann kündigte der Welfenfürst Georg Ludwig seinen Besuch auf dem Weg nach England an (wo er später zum britischen König Georg I. gekrönt wurde). Die Lüneburger mussten flugs umdisponieren, da der Fürstensaal wegen der Renovierung der Marktfassade ausfiel als repräsentative Räumlichkeit. Also motzte man den Saal zum Huldigungssaal auf, ließ die Wände prächtig ausmalen und stellte ein riesiges Bild mit dem Kurfürsten hoch zu Ross auf. Der spätere König bekam es nur dieses eine Mal zu Gesicht, denn sein Besuch im Jahr 1706 blieb der letzte in Lüneburg. Der bis heute weitgehend unveränderte Barocksaal dient immer noch als Versammlungs- und Tagungsort.
Einst lagerte im Lüneburger Rathaus übrigens der größte Silberschatz Norddeutschlands. Nachdem der Rat schon zuvor einiges an Silber verkauft oder verschenkt hatte, veräußerte man die restlichen Stücke im Jahr 1874 an das Berliner Gewerbemuseum, ließ aber immerhin originalgetreue Nachbildungen anfertigen, die heute im Gewandhaus ausgestellt sind. Und wenn die 41 Glocken aus Meißener Porzellan im Rathausturm um 18 Uhr eine Melodie zu spielen, dürfte diese wohl den meisten Besuchern bekannt vorkommen. Es ist das Lied „Der Mond ist aufgegangen“, komponiert von Johann Abraham Peter Schulz, einem Sohn der Stadt.
♦ Teile des historischen Rathauses dienen auch heute noch als Sitz der Stadtverwaltung. Die schönsten Räume und Säle wie Gerichtslaube, Alte Kanzlei, Fürstenkammer und Große Ratsstube können im Rahmen einer rund einstündigen Führung besichtigt werden. Am Ochsenmarkt 1, tägl. mehrere Führungen, buchbar über die Tourist-Info. Mi und Sa 7-14 Uhr ist Marktzeit vor dem Rathaus.
Die Sage von der Salzsau
Lüneburgs einstiger Reichtum war auf Salz gebaut. Das ist Fakt. Durch welche Begebenheit die Lüneburger angeblich auf die Sole aufmerksam wurden, gehört hingegen ins Reich der Sagen und Legenden. Anders ausgedrückt: Die Lüneburger haben „Schwein gehabt“, wenn man einer alten Geschichte Glauben schenkt. Und die geht so: Ein paar Jäger folgten eines Tages der Spur einer Wildsau entlang der Sümpfe an der Ilmenau. Sie erspähten das stattliche Tier schließlich schlafend an einem sonnigen Hang und wunderten sich. Denn das Fell war nicht schwarz wie gewöhnlich. Stattdessen blitzten schneeweiße Borsten in der Sonne. Die Jäger erlegten die Wildsau und untersuchten die merkwürdige weiße Kruste auf den Borsten des Tieres. Vorsichtig testeten sie die kleinen weißen Körnchen und stellten fest, dass es sich um Salz handelte. Flugs verfolgten die Waidmänner die Spur zurück, wurden fündig und verstanden. Das Wildschwein hatte sich in einer Solequelle gesuhlt. In der Alten Kanzlei im Rathaus befindet sich deshalb immer noch ein kleiner Schrein, in dem angeblich die origi-nalen Schulterknochen dieser legendären Wildsau ausgestellt sind.
Am Sande
Es ist ein Platz mit „Wow-Effekt“, so groß und von solch prächtigen Bürgerhäusern umgeben. Am Sande ist der schönste Platz Lüneburgs, der beliebteste und der belebteste. Leider fahren immer noch die städtischen Busse über die 225 m lange „Piazza“, sonst wäre Am Sande wahrscheinlich noch ein bisschen schöner und noch ein bisschen beliebter und belebter.
Über die Entstehung des Namens streiten die Gelehrten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Am Sande im Jahr 1229 als „in harena“, so sagt eine Quelle. Eine andere Quelle behauptet, eine angesehene Patrizierfamilie hätte hier ihren Wohnsitz gehabt; der Name der Familie: van deme Sande. Wenn dem so wäre, dann wäre es nichts mit der Theorie, woher der Platz später seinen Namen erhalten habe. Die geht nämlich davon aus, dass der Platz so heißt, wie er heißt, weil er im Mittelalter zunächst nicht asphaltiert, sondern eben sandig gewesen sei. Vielleicht stimmt aber ja auch beides ...
Wie auch immer. Auf dem Platz wurde im Mittelalter reger Handel getrieben, hauptsächlich Salz, Korn und Bier wurden verkauft, Gaukler und fahrendes Volk kamen hier zusammen, genau wie Wanderprediger und Wandergesellen, die in den zahlreichen Gasthäusern am Platz eine Schlafgelegenheit fanden. Am Sande war Umschlagplatz und gleichzeitig so etwas wie ein städtischer Parkplatz. Pferdefuhrwerke und Karren wurden hier beladen und danach auf dem langgestreckten Areal abgestellt, während man seine Einkäufe tätigte oder in eine der zahlreichen Brauerei-Wirtschaften ging, um etwas zu essen und zu trinken. In Spitzenzeiten soll es in Lüneburg über 80 Brauereibetriebe gegeben haben. Dass der Platz Am Sande bereits im Mittelalter so ein belebter Handelsplatz war, ist wohl in erster Linie seiner Lage zu verdanken. Er lag quasi in Verlängerung der einzigen Furt und bald der einzigen Brücke weit und breit über die Ilmenau, dort wo heute die Altenbrückertorstraße über den Fluss und vom Platz aus schnurstracks zum Bahnhof führt.

Der Platz Am Sande mit dem wohl schönsten Giebelhaus der Stadt

Den langgezogenen und zur Johanniskirche leicht abfallenden Platz zieren Kaufmannshäuser aus mehreren Jahrhunderten, was die verschiedenen Giebelformen der Häuser erklärt: Treppengiebel, Schneckengiebel und Dreiecksgiebel sind hier nebeneinander zu sehen. Das älteste Giebelhaus aus dem Jahr 1400 ist das Haus an der Nordseite mit der Hausnummer 53. Der wohl prächtigste Bau ist der aus dem Jahre 1548 an der Westseite zwischen Heiligengeiststraße und Grapengießerstraße. Das Gebäude mit seinen markanten schwarz lasierten Backsteinen, weißen Fugen und den Staffelgiebeln wurde im Auftrag des Lüneburger Bürgers Hermann Kloppenburg errichtet. Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte war es Sitz einer Brauerei, wurde als Bank, als Lagerhaus und Schankwirtschaft genutzt, heute residiert die Industrie- und Handelskammer in dem Schmuckstück. Längst sind in den alten Giebelhäusern Geschäfte und Gastronomie aller Art untergebracht. Und auch hier ist das die Krux, wie an vielen historischen Orten. Vor lauter Burgerbrätern, Bäckereifilialen oder Dönerläden in den Erdgeschossen nimmt man die wunderschöne Architektur definitiv weniger war. Also, wenn man den Platz Am Sande entlangschlendert, dann sollte man seinen Blick bewusst gen Himmel bzw. in Richtung der Fassaden und Giebel richten.
Wasserturm
Zwischen Am Sande und der Ilmenau steht seit 1907 der imposante Wasserturm, der nach dem Vorbild eines spätmittelalterlichen Stadttores der Hansestadt Stendal errichtet wurde. 56 m hoch ist er und versorgte knapp 80 Jahre lang die Lüneburger mit Trinkwasser. Nach der Stilllegung 1985 blieb er zunächst 13 Jahre lang ungenutzt, ehe ein Trägerverein sich seiner annahm und den Turm bis zum Jahr 2000 restaurieren ließ. Seitdem dient er Touristen in erster Linie als Aussichtsturm. Von der 360-Grad-Plattform aus kann man die Stadt sehr gut überblicken, und bei guter Sicht reicht der Blick wirklich bis nach Hamburg. Doch der Turm ist mehr als ein Aussichtsturm: Auf Ebene 2 werden regelmäßig die Vollmondnächte gefeiert, an jedem 1. Sonntag im Monat steigen Konzerte aus der Reihe „Jazz im Turm“, Ausstellungen informieren rund ums Thema Wasser. Zudem kann man sich hier trauen lassen. Die Zeremonie wird sogar ins Internet übertragen, so dass auch Tante und Onkel in Australien die Trauung live verfolgen können. Und alljährlich in der Vorweihnachtszeit wird oben am Turm der wahrscheinlich höchste Adventskranz Deutschlands aufgehängt.
♦ Tägl. 10-19 Uhr, Eintritt 5 €, erm. 4 €, Familienticket 10 €, Führungen zusätzlich 2 €, erm. 1 €. Am Wasserturm 1, Tel. 04131-7895919, wasserturm.net.
Lüneburgs Stadtkirchen
St.-Michaelis-Kirche: Ein gewisser Johann Sebastian Bach lernte um 1700 in der St.-Michaelis-Kirche zu Lüneburg das Orgelspielen - weshalb man die wuchtigste der drei Lüneburger Hauptkirchen auch gerne „Bachkirche des Nordens“ nennt. Als Bach auf der Orgel spielte, da war die 1376 (Grundsteinlegung) bis 1434 erbaute Kirche noch halbwegs gerade, heute sind die Säulen des Gotteshauses ca. 70 cm aus dem Lot geraten, Tendenz steigend. Eine Theorie besagt, das liege daran, dass St. Michaelis genau auf einer Abbruchkante des sogenannten Senkungsgebietes stehe. Andere Quellen behaupten, es habe in diesem Fall nur bedingt mit dem unterirdischen Salzabbau zu tun, aufgrund dessen sich viele andere Häuser in Lüneburg absenken. Das Gotteshaus steht jedenfalls definitiv auf beweglichem, porösem Grund und auch noch in einer gewissen Hanglage am Kalkberg, weshalb unter der Kirche Schildsteinplatten verlegt wurden. Zwischen diesen Schildsteinplatten gibt es jedoch einen Spalt. Bei starken Niederschlägen steigt das Grundwasser, und es dringt Wasser in den Spalt. Durch den Wasserdruck driften die Platten auseinander und ziehen sich nach Abnahme des Wasserspiegels wieder zusammen, eine Art Ziehharmonika-Effekt, der dafür sorgt, dass die Säulen in der Michaeliskirche immer weiter aus dem Lot geraten.

Blick vom Wasserturm auf die St.-Johannis-Kirche

Einst barg die gotische Hallenkirche aus Backstein bedeutende Kunstschätze, in aller erster Linie zu nennen ist die sogenannte Goldene Tafel, ein aufklappbarer Wandelaltar mit Reliefdarstellungen aus dem Leben Jesu und Mariens, besetzt mit kostbaren Edelsteinen. Im Jahr 1698 drangen Nickel List und seine Räuberbande mit einem Nachschlüssel in das Gotteshaus ein, brachen einen Großteil des Schatzes aus dem Hauptaltar heraus, ca. fünf Kilogramm pures Gold, und zerstörten so einen der bedeutendsten Kirchenschätze Norddeutschlands. Erhalten in dem imposanten Kircheninneren sind bis heute die Kanzel des Bildhauers Daniel Schwencke aus dem Jahr 1602 und der Orgelprospekt von Matthias Dropa aus dem Jahr 1708.
♦ Johan-Sebastian-Bach-Platz. Öffnungszeiten und Führungen siehe sankt-michaelis.de.
St.-Johannis-Kirche: Auch der 108 m hohe Turm der St.-Johannis-Kirche, eines der wichtigsten Bauwerke norddeutscher Backsteingotik, ist ein wenig schief geraten. Allerdings von Beginn an, und das gleich um 2,20 m. Als der Baumeister dies einst bemerkte, soll er sich der Legende nach vor lauter Verzweiflung vom Kirchturm gestürzt haben - überlebte aber, weil er punktgenau in einem vorbeifahrenden Heuwagen landete. Der brave Mann glaubte, es konnte nur Gottes Wille gewesen sein, dass er noch am Leben war, und genauso konnte es nur der Wille des Herrn gewesen sein, dass der Kirchturm so schief geraten war. Das musste gefeiert werden. Der Baumeister ging in die nächste Kneipe, goss sich ordentlich einen hinter die Binde, krachte von der Bank, brach sich das Genick und war tot. So jedenfalls geht die Legende.
Fakt ist: Bereits 927 wurde die Johanniskirche erstmals als Taufkirche erwähnt. Die Bauarbeiten für den gotischen Backsteinbau am östlichen Rand des Platzes Am Sande dauerten von 1289 bis 1308, südliches und nördliches Seitenschiff folgten im 14. Jh., ehe nach einem Brand im Jahre 1406 der zweite, bis heute erhaltene Turm erbaut wurde. Die nun also fünfschiffige Hallenkirche mit nahezu quadratischem Grundriss enthielt einst sage und schreibe 39 Altäre. Der Hauptaltar ist der berühmte Hochaltar aus dem 15. Jh. mit Gemälden von Hinrik Funhoff. Sie zeigen u. a. die Kreuzigung Jesu Christi, Szenen aus der Passions- und Ostergeschichte. Sehenswert sind außerdem die wunderschön bemalten Fenster sowie der Marienleuchter aus dem späten 15. Jh. Die prächtige Barockorgel wurde 1533 erbaut und 1715 vom Arp-Schnitger-Schüler Matthias Dropa umgebaut. Auch auf dieser Orgel spielte der spätere „Weltstar“ Johann Sebastian Bach unter der Anleitung seines Onkels Georg Böhm, der als Kantor und Komponist in der St.-Johannis-Kirche arbeitete.