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In einem Briefwechsel der besonderen Art entfaltet sich ein literarisches Mosaik, das den Leser durch die unsichtbaren Gänge des Alltags führt. "Briefe an einen unbekannten Freund" ist eine Sammlung poetischer Reflexionen und humorvoller Beobachtungen, die mit feiner Sprache und tiefem Gespür die kleinen, oft übersehenen Momente des Lebens beleuchten. Jeder Brief ist eine Einladung, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – mal zart und melancholisch, mal skurril und zum Schmunzeln. Der Autor verwebt Gedanken über die Flüchtigkeit der Zeit, das Geheimnis der Begegnung und die Magie der Gewohnheit zu einem lebendigen Geflecht aus Worten. Es sind Texte, die still verweilen, während sie lesen, und lange nachhallen, nachdem sie gelesen sind. Zwischen humorvollen Anekdoten und philosophischen Betrachtungen entsteht eine vertraute Nähe, die dem Leser das Gefühl gibt, selbst ein unsichtbarer Teil des Dialogs zu sein. Es sind Briefe, die nichts belehren wollen, sondern ein gemeinsames, leises Nachdenken anregen – ein sanftes Gespräch zwischen Autor und Leser. Mit einem Stil, der an die poetische Tiefe Rainer Maria Rilkes erinnert, und einer Authentizität, die jeden Brief wie eine persönliche Nachricht erscheinen lässt, entfaltet sich ein Werk, das zum Innehalten und Staunen einlädt. Die Themen reichen vom skurrilen Gespräch mit einer Banane bis hin zur stillen Erkenntnis vor einem verstaubten Buch im Regal. Dieses Buch ist eine Hommage an das scheinbar Unscheinbare, ein literarischer Spaziergang durch die Gedanken eines Menschen, der sich und seine Welt auf ehrliche und poetische Weise betrachtet. Ein Buch, das die Leser nicht nur unterhält, sondern sie dazu einlädt, die leisen Stimmen ihres eigenen Alltags wieder wahrzunehmen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Ich finde mich wieder vor den weißen Seiten, und es ist, als würde ich einem alten Freund erneut die Hand reichen. Vielleicht fragst du dich, warum ich dir wieder schreibe, warum ich nicht längst in das Schweigen übergegangen bin, das uns alle irgendwann einholt. Aber es ist genau dieses Schweigen, das mich immer wieder zu dir führt – wie ein Echo, das nach Worten sucht.
In diesen Briefen wird es anders sein als zuvor. Keine großen Gedanken über das Leben, die Liebe oder das Schicksal. Stattdessen die kleinen Dinge, die heimlichen Regentage im Sommer, das leise Fluchen vor einem streikenden Drucker, die ungesagten Worte, wenn der Nachbar einen freundlich grüßt, und man seinen Namen vergessen hat. Es sind die unscheinbaren Augenblicke, in denen sich unser ganzes Wesen verbirgt.
Ich glaube, wir sind mehr in den Momenten zu finden, die andere übersehen – im verschütteten Kaffee auf dem Schreibtisch, in der Frage, ob der Regen gegen das Fenster trommelt oder heimlich lacht, und im lautlosen Dialog mit einem Staubsauger, der seinen Weg sucht.
Diese Briefe sind keine Ratschläge, keine Lebensweisheiten – sie sind Spiegel. Ein Flüstern, ein Lächeln, vielleicht sogar ein Trost. Und sie sind für dich, der du mir zuhörst, auch wenn du mir nie antworten wirst.
Mein lieber Freund,
es ist ein alter, verbürgter Fluch, der uns Menschen trifft, wenn es um Technik geht. Man könnte fast glauben, Drucker seien die letzten lebendigen Wesen unserer modernen Welt, ausgestattet mit einem boshaften Humor und einem sicheren Instinkt für den richtigen Moment – den Moment, uns zur Verzweiflung zu treiben.
Kaum steht man in Eile vor diesem kalten Kasten, voller Hoffnung, das dringende Dokument möge mit einem leisen Summen und surrenden Motoren zum Leben erwachen, da beginnt das Ritual. Erst ein zögerndes Rattern, dann ein Blinken, das mehr wie eine stille, aber hartnäckige Weigerung wirkt. „Papierstau“, verkündet das Display – doch das Papierfach ist leer. „Verbindung fehlgeschlagen“ – obwohl das Kabel so straff gespannt ist, als hielte es das Universum zusammen. Und schließlich der Klassiker: „Drucker offline“. Online, offline, irgendwo dazwischen, in einer Zwischenwelt der Sabotage.
Man redet dann mit ihm. „Bitte“, sagt man, „nur dieses eine Mal. Sei vernünftig.“ Und dann wird man wütend. „Du verdammter Haufen Plastik, du wirst doch wohl noch...!“ Doch auch Drohungen prallen an ihm ab wie Regentropfen an einem Schirm.
Ich denke, es gibt eine geheime Gesellschaft der Drucker, die sich nach Ladenschluss heimlich Nachrichten über unsere Verzweiflung schicken. „Habe heute jemanden fast zum Weinen gebracht“, schreibt der Drucker aus der Postfiliale. „Bei mir hat jemand vor lauter Wut den Stecker gezogen“, prahlt der Drucker im Büro des Steuerberaters.
Und dann, wenn man kurz davor ist, aufzugeben – fast schon versöhnt mit der Niederlage –, geschieht das Wunder. Ein Summen, ein leichtes Rattern. Der Ausdruck erscheint, wie ein verspätetes Friedensangebot. Man nimmt es, vorsichtig, fast zärtlich, als hätte man das Wunder selbst herbeigerufen.
Ich frage mich manchmal, ob nicht das wahre Geheimnis der Technik darin liegt, uns Demut zu lehren. Uns an den Rand des Wahnsinns zu bringen, nur um uns dann mit einem gedruckten Blatt Papier wieder zu versöhnen.
In solcherlei kleinen Kämpfen, mein lieber Freund, erkennt man, dass unser Stolz immer nur eine leise Stimme ist – und dass wir, trotz aller Technik, am Ende immer noch die Geduldigen sein müssen.
Dir in Freundschaft verbunden, dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt Momente, die in ihrer scheinbaren Schlichtheit ein ganzes Universum tragen. Der erste Kaffee am Morgen ist einer dieser Augenblicke. Ein stiller Zauber, der sich in der Stille der Küche entfaltet, wenn der Duft frisch aufgebrühten Kaffees durch den Raum zieht wie eine leise Melodie, die uns auf den Tag einstimmt.
Du kennst es gewiss: Dieses erste Zischen der Kaffeemaschine, als atme sie selbst auf. Der heiße Dampf, der sich kräuselnd in die Luft hebt, und das dunkle, samtige Rinnsal, das langsam die Tasse füllt. Allein dieses Schauen ist wie ein kleines, privates Ritual. Man hält inne, noch halb schlaftrunken, doch voller Erwartung.
Dann der erste Schluck – ein flüchtiges Paradies. Warm, bitter und doch so tröstlich. Der Tag, der zuvor wie ein unbestiegenes Gebirge erschien, wird plötzlich zu einem Hügel, über den man leicht hinwegschreiten kann. Man trinkt nicht nur Kaffee, man trinkt Hoffnung.
Aber – und hier liegt die Tragödie – irgendwann ist die Tasse leer. Ein plötzlicher Abgrund tut sich auf. Wie konnte es so schnell geschehen? Wo ist all der Mut geblieben, den man noch eben mit jedem Schluck aufsog? Man sieht in den leeren Boden der Tasse, als könnte sie einem die Antwort geben, aber da ist nur Dunkelheit.
Vielleicht ist es diese kleine Melancholie, die uns jeden Morgen erneut zur Kaffeemaschine führt. Nicht nur die Sehnsucht nach dem Geschmack, sondern das stille Versprechen, dass selbst das Vergängliche immer wiederkehrt. Dass Trost nie endgültig verloren ist.
Es gibt Menschen, die behaupten, der zweite Kaffee sei der bessere. Doch ich zweifle. Der erste bleibt der wahre Zauberer, und seine flüchtige Magie ist gerade das, was ihn so wertvoll macht.
Möge dir morgen dein erster Kaffee auch wieder ein stilles Wunder sein.
Dir in Freundschaft verbunden, dein Freund
Mein lieber Freund,
es ist ein ungeschriebenes Gesetz, eine Regel des Universums, die man nirgends nachlesen kann und die doch so unfehlbar ist wie der Sonnenaufgang: Kaum stellt man sich im Supermarkt in die längste Schlange, öffnet eine neue Kasse. Doch das wahre Paradoxon entfaltet sich erst dann – mit der Anmut eines Schachspiels und der Grausamkeit eines Wettlaufs.
Man beobachtet den anderen, schneller reagierenden Kunden, der sich zügig in Bewegung setzt, einen Augenblick lang wie einen modernen Gladiator. Ein Blick des Erkennens, ein zögernder Schritt – und schon ist es zu spät. Man bleibt in seiner Schicksalsreihe gefangen, die Körbe schwer wie die eigene Entscheidung, zu lange gezögert zu haben.
Dann beginnt das große Rechnen. „Sind wir schneller als die anderen?“ Man vergleicht, zählt die Artikel der Mitwartenden, wirft verstohlene Blicke auf den Kassierer. Der eine scannt wie ein Virtuose auf der Tastatur eines Klaviers, der andere wie ein Archäologe, der jedes Etikett vorsichtig untersucht.
Es gibt jene, die sich sofort zur neuen Kasse drängen – schnell, entschlossen, fast schon heroisch. Sie verkörpern den Mutigen, der das Schicksal in die Hand nimmt. Und dann gibt es die anderen, die sich träge weiterziehen lassen, als hätten sie eine philosophische Erkenntnis über das Leben erlangt: „Es ist, wie es ist.“
Doch das Universum liebt die Ironie. Manchmal, wenn man endlich an der Reihe ist, gerät die eigene Schlange ins Stocken. Der Scanner verweigert seinen Dienst, ein umständlicher Preisnachschlag ist nötig, die Kassiererin ruft nach einem Kollegen. Plötzlich sind all die anderen, die einst hinter einem standen, längst draußen, mit vollen Tüten und einem Anflug von Überlegenheit in den Augen.
Aber ich frage mich, ob nicht gerade darin eine geheime Weisheit liegt. Vielleicht zwingt uns die Kassenschlange dazu, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Geduld zu üben, das hektische Rennen für einen Moment zu vergessen.
Manchmal lächle ich dem Schicksal zu, wenn ich wieder in der längsten Schlange stehe. Es ist, als würde das Universum mir einen kleinen Streich spielen – einen Streich, den ich inzwischen gerne mitspiele.
Mit einem Lächeln und der leisen Erkenntnis, dass wir vielleicht alle nur Reisende sind, die an irgendeiner Kasse des Lebens warten.
In jener unsichtbaren Gemeinschaft des Wartens, dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt einen Ort, an dem das Leben in seiner reinsten Form pulsiert, einen Ort, an dem Geschichten wie lose Fäden durch die Luft tanzen und manchmal an uns hängen bleiben – die öffentlichen Verkehrsmittel. Ein fahrenden Theater, in dem die Passagiere Schauspieler und Zuschauer zugleich sind, und der Vorhang sich mit jedem Stopp hebt und senkt.
Man sitzt da, ein stiller Beobachter, scheinbar in sich gekehrt, den Blick auf das Handy oder aus dem Fenster gerichtet. Und doch sind da die Worte, die einem wie Tropfen ins Ohr fallen. Man will nicht lauschen – wirklich nicht. Doch wie ein Regen, der gegen das Fenster prasselt, kann man sie nicht überhören.
„Ich hab ihm gesagt, dass das so nicht geht“, erklärt eine Stimme im Vordergrund, während ihr Gegenüber nickt, als hätte es die Weisheit der Welt empfangen. Zwei Sitze weiter geht es um eine verschwundene Katze, und ein Mann im Gang telefoniert lautstark mit jemandem, der offenbar weder zuhört noch schweigt.
Doch die wahren Perlen sind die Fragmente, die abreißen. „…und dann hat sie einfach…“ – Stille. Was hat sie getan? Man wird es nie erfahren. Oder der Satz, der mitten in einem Leben beginnt: „Ich habe damals nie gedacht, dass ich nach all dem…“ – und schon erhebt sich der Sprecher, steigt aus, und das Fragment einer Geschichte verschwindet in der Menge.
In diesen flüchtigen Dialogen liegt eine seltsame Magie. Sie sind wie die Bruchstücke eines zerbrochenen Spiegels, in denen man sich selbst erkennt. Ein Gespräch über den Ärger im Job erinnert einen an den eigenen Alltag. Ein Wort der Versöhnung lässt einen an längst vergessene Freunde denken. Und manchmal, ja manchmal hört man etwas, das bleibt. Ein Gedanke, ein Satz, den man wie einen geheimen Schatz mit sich trägt.
Manchmal frage ich mich, ob nicht all diese Gespräche Teil eines großen, gemeinsamen Romans sind – ein endloses Werk, das nur in den Köpfen der Zuhörer weitergeschrieben wird.
Und während das Rattern der Räder leise wie ein Herzschlag klingt, während Gesichter kommen und gehen, während Leben sich für Augenblicke berühren und wieder trennen, bleibt man selbst still – ein stummer Zeuge, der nichts anderes tut, als zu lauschen.
Mit einem leisen Lächeln und der Demut, dass jedes Wort ein kleines Universum sein kann, dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt eine seltsame Gesetzmäßigkeit im Leben, die uns immer wieder überrascht – oder besser gesagt, nass macht. Der Regen, jener ewige Begleiter, der scheinbar einen sechsten Sinn dafür hat, genau dann aufzutauchen, wenn man ihm schutzlos ausgeliefert ist.
Du kennst das sicher. Man steht an der Haustür, blickt kurz zum Himmel, der grau, aber harmlos wirkt. Kein Tropfen in Sicht. Der Schirm bleibt im Flur. Man ist ja schließlich kein Pessimist. Und kaum biegt man um die erste Straßenecke, da öffnet der Himmel seine Schleusen mit der Begeisterung eines Kindes, das sein neues Spielzeug ausprobiert.
Es gibt dabei immer zwei Arten von Menschen: Die einen, die sich ergeben, den Kopf senken und die Tropfen auf ihrer Haut als unvermeidbares Schicksal akzeptieren. Und dann die anderen – die Läufer. Sie huschen von Vordach zu Vordach, als gäbe es ein geheimes Versprechen, dass der Regen weniger nass sei, wenn man rennt.
Doch der Regen ist nicht einfach nur ein Ärgernis. Nein, manchmal ist er auch ein seltsamer Lehrer. Er lehrt uns, dass Pläne eine Illusion sind. Dass unsere Kontrolle über den Tag oft nicht mehr ist als ein zerbrechlicher Schirm, den eine Windböe in ein nutzloses Etwas verwandeln kann.
Ich erinnere mich an eine alte Frau, die mir einmal sagte: „Kindchen, man wird nicht wirklich nass, wenn man langsam geht.“ Eine seltsame Weisheit, die ich anfangs für Unsinn hielt. Doch je älter ich werde, desto mehr erkenne ich den tieferen Sinn dahinter. Der Regen ist nicht der Feind. Es ist unser Widerstand gegen ihn.
Manchmal bleibe ich stehen, schaue in den Himmel und lasse die Tropfen auf mein Gesicht fallen, als würde ich einen stummen Dialog mit der Welt führen. „Hier bin ich“, sage ich dem Regen, „und du? Was hast du mir heute zu sagen?“
Und manchmal, ja manchmal, ist es, als würde der Regen antworten. Mit einem sanften Plätschern, einem beruhigenden Rauschen, einem leisen Versprechen, dass alles vergeht – auch der schlimmste Schauer.
Mögen deine Wege trocken bleiben oder deine Seele mutig genug sein, durch den Regen zu tanzen.
In stiller Verbundenheit, dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt kaum etwas im Haushalt, das uns so wortlos an unsere eigene Vergesslichkeit erinnert wie der Kühlschrank. Ein schlichter, kühler Kasten, der unsere besten Vorsätze und schlimmsten Geheimnisse gleichermaßen aufbewahrt.
Es beginnt immer mit einer harmlosen Neugier. Man öffnet die Tür, das kalte Licht flutet den Raum, und da liegt es – in einer durchsichtigen, leicht beschlagenen Box. Ein Rest, der sich hartnäckig behauptet hat, der überdauert hat wie ein stiller Beobachter. Doch seine Farbe... seine Form... beides scheint aus einem fernen Land zu stammen, in dem wir einst kochten, aßen und dann vergaßen.
Man steht davor wie ein Archäologe vor einem alten Artefakt. Was war es? Ein Auflauf? Eine Suppe? Ein Experiment, das keine Erinnerung hinterlassen hat? Man hebt den Deckel vorsichtig an – ein Geruch entweicht, der alles Mögliche verspricht, außer Klarheit.
Der mutige Teil in uns sagt: „Vielleicht ist es noch gut.“ Der vorsichtige Teil murmelt: „Es lebt vielleicht bereits.“ Und so beginnt das zögerliche Abwägen: Wegwerfen oder ein letztes Mal wagen? Wie oft hat uns diese kleine Box in eine philosophische Krise gestürzt, in der wir uns fragen, warum wir Dinge aufbewahren, die wir niemals wiedersehen wollen.
Doch ist es nicht auch ein wenig tröstlich? Ein Zeichen, dass selbst in unserer strukturierten, geplanten Welt immer noch Raum für das Unvorhergesehene bleibt? Dass selbst der Kühlschrank uns daran erinnert, dass das Leben – bei allem Planen und Sortieren – immer auch ein wenig Chaos in sich trägt.
Vielleicht sollten wir ihn nicht verfluchen, diesen vergessenen Rest. Vielleicht sollten wir ihm dankbar sein. Dankbar, dass er uns zeigt, dass wir Menschen sind, vergesslich und voller guter Absichten.
Und dann, mit einem sanften Seufzen, nimmt man die Box und bringt sie zur Mülltonne. Der Kühlschrank ist wieder ordentlich – für einen kurzen Moment.
Mögen deine Reste dir immer Rätsel aufgeben und deine Sinne wachhalten.
In dankbarer Freundschaft, dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt eine stille Magie, die in der Begegnung mit fremden Hunden liegt. Ein Moment, der sich anfühlt wie ein kleines Wunder – und doch so einfach geschieht. Man spaziert durch den Park, versunken in Gedanken, als plötzlich ein sanftes Schnüffeln an der Hand die Welt verändert.
Der Blick, der dann folgt, ist oft ein kurzer, ein fragender. Doch in den warmen, treuen Augen dieser Tiere liegt keine Skepsis. Sie wissen nichts von unseren Fehlern, unseren Sorgen oder unseren Plänen. Für sie zählt nur dieser Augenblick – eine Hand, ein freundliches Gesicht, ein leises Wort.
Und wie oft sind es gerade die Hunde, die uns zuerst wählen, nicht wir sie. Ihr Vertrauen ist eine Gabe, ein Geschenk, das wir uns nicht verdienen müssen. Ein wedelnder Schwanz, eine feuchte Nase, die sich sanft gegen unser Bein lehnt – das ist ihre Sprache, ihr einfaches „Ich mag dich“.
Manche Menschen verstehen das nicht. Sie sehen einen streunenden Hund und denken an Schmutz oder Gefahren. Aber wir, die wir diese kleinen Begegnungen lieben, wissen es besser. Wir wissen, dass in den Augen eines Hundes ein Geheimnis liegt, das uns an unsere eigene Menschlichkeit erinnert.
Es sind diese flüchtigen Momente, die uns wieder erden. Die uns zeigen, dass Freundschaft nichts mit Worten zu tun hat, sondern mit Nähe, mit Wärme und mit dem einfachen Mut, dem anderen zu vertrauen.
Und manchmal, wenn ich einen Hund treffe, der mich einfach so mag, frage ich mich, ob wir Menschen nicht auch ein wenig mehr wie diese Tiere sein sollten – offener, neugieriger, freundlicher.
Möge dir auf deinem Weg stets ein vierbeiniger Freund begegnen, der dir zeigt, wie leicht das Herz sein kann.
In stiller Dankbarkeit, dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt etwas zutiefst Menschliches, ja fast Tragisches, in dieser ewigen Jagd nach der zweiten Socke, die sich in den Tiefen der Waschmaschine verliert. Eine kleine, unscheinbare Sache, die uns doch so viel fragt. Wo bleibt sie nur, diese andere Socke? Kaum haben wir sie in die gewohnte Ordnung eingeordnet, da ist sie auch schon fort. Ein Augenblick der Unvollständigkeit. Ein unsichtbarer Riss im Gewebe unserer Erwartungen. Und dennoch – wer sind wir, dass wir uns über diese Kleinigkeit wundern? Über die Dinge, die nicht gleich sind, die sich aus dem gewohnten Blickfeld herausstehlen?
Es ist eine kleine Tragödie, wie wir, ohne es zu wissen, mit allem, was wir tun, nach einer Form der Vollständigkeit streben. Wir denken, die Welt müsse in Paaren existieren, in einer Art von Symmetrie, und doch bleibt der weite Raum der Unvollständigkeit immer offen. Es sind die Dinge, die fehlen, die uns so viel mehr sagen als jene, die wir halten. Das Fehlen der zweiten Socke ist wie das Fehlen eines Gedankens, den wir in einem Gespräch nie aussprechen, ein Moment der Stille, der so viel mehr zu sagen hat als alle Worte.
Aber vielleicht ist es genau dieses Unvollständige, das uns bewegt, das uns dazu bringt, weiterzusuchen, immer wieder. Nicht, weil wir glauben, dass wir irgendwann eine Antwort finden, sondern weil die Suche selbst einen tiefen Sinn in uns erweckt. In jedem Moment, in dem wir nach der zweiten Socke greifen, geht es nicht mehr um die Socke selbst, sondern um das Streben – das Streben nach dem, was wir nicht haben, nach dem, was wir nicht verstehen können. Und so bleibt es vielleicht ein ständiges Warten auf eine Antwort, die wir nie erhalten werden, aber deren Bedeutung uns immer wieder begleitet.
Ich frage mich, ob es nicht genau dieser Verlust ist, der uns das Leben lehrt, wie wir mit den Unvollständigkeiten umgehen sollen. Mit dem, was fehlt, aber uns doch so sehr bestimmt.
Möge es dir gelingen, in den ungestillten Momenten Ruhe zu finden, und in den verlorenen Socken vielleicht ein Stück von dir selbst zu erkennen.
In Verbundenheit und nachdenklicher Stille, dein Freund
Mein lieber Freund,
manchmal gibt es Momente im Leben, die so unscheinbar erscheinen, dass wir sie fast übersehen, und doch sind sie voller Bedeutung. Der Keks, der zu jedem Kaffee gehört, ohne dass wir ihn je bestellt hätten – er kommt einfach, als sei er Teil eines unsichtbaren Vertrages, den wir mit der Welt geschlossen haben. Niemand spricht davon, niemand fordert ihn ein, und doch ist er immer da, als wäre er schon immer Teil des Ganzen.
Was ist es an diesem Keks, dass er immer so gut schmeckt? Ist es der kleine Hauch von Überraschung, der uns durchströmt, wenn wir ihn auf dem Teller entdecken? Oder ist es die Ruhe, mit der er uns begegnet, ohne jegliche Forderung, einfach nur da zu sein, ein stiller Begleiter zum Kaffee? Wir wissen es nicht. Doch jedes Mal, wenn wir in das kleine, goldbraune Stückchen Geschmack beißen, erleben wir eine unschuldige Freude, die keiner Worte bedarf. Vielleicht ist es genau dieser Moment des Unaufdringlichen, der uns so anzieht.
Es ist merkwürdig, wie dieser Keks, der niemanden stört und dennoch jeden erfreut, ein Symbol sein könnte für all das, was wir im Leben suchen: das, was nicht aufdringlich ist, was sich unscheinbar im Hintergrund hält und doch unser Herz erreicht. So wie dieser Keks. Nicht bestellt, nicht erwartet, aber immer willkommen. Und in seiner Stillheit gibt er uns einen Moment der Vollkommenheit, der ausreicht, um die Welt für einen Augenblick ruhen zu lassen.
Vielleicht ist das die tiefere Weisheit dieses Kekses: dass wir oft die Dinge am meisten schätzen, die einfach da sind, ohne dass wir sie fordern oder verstehen müssen. Sie kommen zu uns, nicht als Antwort, sondern als ein leises Versprechen, dass das Leben uns immer wieder kleine, unbestellte Freuden schenkt.
In der Hoffnung, dass du auch einen solchen Keks finden wirst, der einfach da ist und die Leichtigkeit des Seins verkörpert, verbleibe ich in stiller Verbundenheit.
dein Freund
Mein lieber Freund,
es gibt eine leise Ironie im Leben, die uns manchmal mit voller Lautstärke begegnet – so wie der Rasenmäher des Nachbarn, der in dem Moment zu dröhnen beginnt, in dem wir uns niederlegen. Ein einziges Geräusch, das sich wie ein unsichtbares Messer durch die Stille schneidet, als hätte es nur auf diesen Augenblick gewartet. Ein Dröhnen, das die sanfte Stille zerteilt, die wir uns so sehr herbeisehnen.
Aber ist es nicht merkwürdig, wie dieser Lärm uns zu einem Spiegel unserer eigenen Unruhe wird? In der Stille, die wir suchen, sind es oft unsere eigenen Gedanken, die laut sind. Der Nachbar, der da draußen seinen Rasen mäht, ist vielleicht nichts weiter als ein Mann, der seine Ordnung sucht, der versucht, das Gras zu bändigen, das unaufhaltsam wächst. Er kämpft gegen das Unkontrollierte, so wie wir es auf andere Weise in uns selbst tun. Und während er das Gras kürzt, wühlen sich in uns die Gedanken auf – Gedanken an die verlorene Ruhe, an das, was wir nicht kontrollieren können.
Doch, mein Freund, ist es nicht auch eine seltsame Form von Nachbarschaft, die hier entsteht? Er, der sich um seinen Garten sorgt, und wir, die in der plötzlichen Unruhe nach einem Stück Frieden suchen. Zwei Welten, die sich durch einen Zaun getrennt begegnen. Und wie oft sind wir selbst es, die zum Lärm der anderen werden? Wie oft durchbrechen wir die Stille eines anderen, ohne es zu ahnen?
Ich frage mich, ob das Leben uns vielleicht gerade in diesen kleinen Ärgernissen eine Lektion erteilt – dass die wahre Stille nicht die Abwesenheit von Lärm ist, sondern die Fähigkeit, Frieden zu finden, auch wenn die Welt lärmt. Vielleicht ist es die Stille in uns, die wachsen muss, wie Gras, das sich in der Sonne wiegt, auch wenn der Wind es zerteilt.
Und so könnte der Rasenmäher des Nachbarn ein Lehrer sein – ein Lehrer der Geduld, der Gelassenheit. Denn wenn wir lernen, selbst im Lärm Ruhe zu finden, dann wird keine Unruhe uns mehr beugen können. Vielleicht ist das der geheime Sinn in diesem lärmenden Moment: dass wir erkennen, dass Ruhe nicht ein Geschenk der Welt ist, sondern eine Entscheidung des Herzens.
Möge dir auch dann, wenn das Dröhnen des Rasenmähers die Luft erfüllt, eine Stille begegnen, die tiefer reicht als jeder Lärm.
In gedankenvoller Verbundenheit, dein Freund
Mein lieber Freund,
es war ein sonniger Nachmittag im Zoo, und die Luft war erfüllt vom Rufen der Tiere, vom Murmeln der Besucher und vom Knistern der trockenen Blätter unter den Füßen. Ich war allein, trieb mich ohne Ziel umher, als ich plötzlich vor einem Käfig stand, der eine farbenprächtige Gestalt beherbergte – einen Papagei, der mir mit einem hellwachen Blick entgegenstarrte. Sein Federkleid leuchtete in allen Farben, ein schillerndes Mosaik, und seine Augen waren von einer unergründlichen Klugheit durchzogen.