BROKEN AMERICA I: ZWISCHEN DEN FRONTEN - Inka Mareila - E-Book

BROKEN AMERICA I: ZWISCHEN DEN FRONTEN E-Book

Inka Mareila

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Beschreibung

In einer Welt, in der ein noch nie dagewesener Irrsinn regiert, fügen sich auf kuriosem Wege die Leben von Hannah, Bill sowie jene der Geschwister Ella und Ted wie Puzzleteile zusammen. Ihre Schicksale weisen rätselhafte Verstrickungen auf... Gleichzeitig fahndet der Geheimdienst nach einem mysteriösen Manuskript, dessen Autor unauffindbar bleibt. In seinem Schriftstück prophezeite Tom Madox Ward bereits vor Jahren eine düstere Zukunft mit verblüffenden Parallelen zur gegenwärtigen Realität, die sich erst seit dem Amtseintritt des neuen amerikanischen Präsidenten sukzessiv offenbaren. Noch ahnt keiner der vermeintlichen Helden, welche Rolle er übernehmen muss, um das Geheimnis zu lüften und ein damit verknüpftes Unheil aufzuhalten - denn nichts ist so, wie es den Anschein hat... Mit Zwischen den Fronten, dem ersten Band ihrer Broken-America-Trilogie, präsentiert Erfolgs-Autorin Inka Mareila einen Blick auf die Vereinigten Staaten der Gegenwart, der einem perspektivisch gebrochenen, vielfach zersprungenen Spiegel gleicht, den zu durchschreiten der Leser vielleicht nicht wagt... Zwischen den Fronten ist ein Roman auf der Höhe der Zeit – und zweifellos darüber hinaus.

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INKA MAREILA

BROKEN AMERICA

I. Zwischen den Fronten

Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autorin 

 

BROKEN AMERICA 1: ZWISCHEN DEN FRONTEN 

 

Prolog: Henry und Tammy 

Hannah & Ella 

Tom 

Hannah & Ella 

THE CLOU von Tom Madox Ward – Abschnitt 1 

THE CLOU - Abschnitt 2: Im Lager (Maine/Camden) 

Bill White 

THE CLOU - Abschnitt 3: Im Lager (Maine/Camden) 

Tom 

 

Das Buch

In einer Welt, in der ein noch nie dagewesener Irrsinn regiert, fügen sich auf kuriosem Wege die Leben von Hannah, Bill sowie jene der Geschwister Ella und Ted wie Puzzleteile zusammen. Ihre Schicksale weisen rätselhafte Verstrickungen auf...

Gleichzeitig fahndet der Geheimdienst nach einem mysteriösen Manuskript, dessen Autor unauffindbar bleibt. In seinem Schriftstück prophezeite Tom Madox Ward bereits vor Jahren eine düstere Zukunft mit verblüffenden Parallelen zur gegenwärtigen Realität, die sich erst seit dem Amtseintritt des neuen amerikanischen Präsidenten sukzessiv offenbaren.

Noch ahnt keiner der vermeintlichen Helden, welche Rolle er übernehmen muss, um das Geheimnis zu lüften und ein damit verknüpftes Unheil aufzuhalten - denn nichts ist so, wie es den Anschein hat...

Mit Zwischen den Fronten, dem ersten Band ihrer Broken-America-Trilogie, präsentiert Erfolgs-Autorin Inka Mareila einen Blick auf die Vereinigten Staaten der Gegenwart, der einem perspektivisch gebrochenen, vielfach zersprungenen Spiegel gleicht, den zu durchschreiten der Leser vielleicht nicht wagt... Zwischen den Fronten ist ein Roman auf der Höhe der Zeit – und zweifellos darüber hinaus.

Die Autorin

Inka Mareila, Jahrgang 1981.

Inka Mareila ist eine deutsche Schriftstellerin, die ihre Karriere im Jahr 2013 mit Science-Fiction- und Horror-Romanen begann.

Ihr Debüt – neben fünf Bänden für die Zombie-Serie Violent Earth - war die dystopische SF-Trilogie Fynomenon.

Mehrfach wurde sie in den Folgejahren für den Vincent Preis nominiert: 2013 für die Kurzgeschichte Gramla, 2014 für Mordsucht GmbH und Co. KG (vier Horror-Märchen) und schließlich 2015 für den Mystery-Thriller Fleischfang – Parademonium.

2015 folgten die Romane Gladium - Schattenlicht und Gladium - Die Cyborg-Dämonin sowie das Drama Lila Floh in Lavendel - Das Rätsel des stummen Kindes. Für Phillip Schmidts SF-Serie Schattengewächse schrieb sie 2016 den Roman Tod und Spiele.

Außergewöhnliche Wege beschritt sie anschließend mit dem Kinderbuch/Spendenprojekt Die Superalma gibt es wirklich - ein Buch, gemeinsam verfasst mit neun Kindern und deren alleinerziehenden Müttern.

Nach der Veröffentlichung des modernen Märchens Milans bunte Flügel (2016) entschied sie sich für eine neue thematische Richtung; insbesondere mit ihren frühen Horror-Geschichten konnte sie sich nicht länger identifizieren. Sie trennte sich von ihrem bisherigen Verlag, um schriftstellerisch mehr Freiheiten zu haben und wagte einen Neustart.

Seither widmet sie sich vorrangig gesellschaftskritischen Texten, verfasst unerschrocken Texte zu Tabu-Themen - beispielhaft umgesetzt in ihrem aktuellen Thriller Der Feind, der im Apex-Verlag erscheint.

BROKEN AMERICA 1:

ZWISCHEN DEN FRONTEN

Prolog: Henry und Tammy

Wir waren zwei Soldaten, verliebt in die Seele des anderen und im Patriotismus vereint. Tammy war meine Göttin; stark, wunderhübsch, zärtlich und dennoch voller Gewalt. Sie kämpfte wie ich für das Richtige, für unser Land, für unser Volk. Doch dann kam der Tag, der alles veränderte, der unsere Grenzen verschwimmen ließ, weil uns die Regierung verriet. Es war der Tag, an dem ich mich das erste Mal fragte, wofür ich eigentlich noch stand, wenn ich mich weiterhin dem System und seinen Befehlen ergab. Und Tammy ging es gleich.

Einander zu lieben war im Soldaten-Alltag eine kräftezehrende Herausforderung, ja es war eine echte Last, dem anderen häufig so fern sein zu müssen. Tammy war anfangs in einem anderen Kader als ich stationiert, erst nach drei Jahren kamen wir in die gleiche Eliteeinheit. Wir brauchten uns, wie die Luft zum Atmen. Sie motivierte mich und ich sie.

Wir hatten uns in der Ausbildung kennengelernt. Ich war sofort Feuer und Flamme gewesen, hatte das Gefühl, meine Seelenverwandte gefunden zu haben, weil sie tief in meinem Innern eine Seite ansprach, von der ich bis dahin nicht ahnte, sie zu besitzen. Zudem verkörperte Tammy alles, was ich unter einer starken Frau verstand. Ich war ihr hoffnungslos verfallen, ja ich war süchtig nach ihrem durchtrainierten Körper, ihren langen dunkelblonden Haaren, die sie meist zu einem Zopf gebunden hatte, und nach ihren strahlenden, grünen Augen. Diese Frau hatte Macht über mich, weil sie mich geradezu magisch anzog und sie ihre Anziehungskraft wie ein verzauberndes Gift einsetzte. Und sie ließ sich niemals erschüttern. Bis zu diesem Tag …

Es war, als wäre die Welt plötzlich eine andere, als drehte sie sich falsch herum. Es war noch schlimmer als damals, als das Kalifat ausgerufen wurde und alle dachten, jetzt würde es losgehen - die Apokalypse, der Atomkrieg, das unbeherrschbare Chaos -, doch stattdessen zog sich der Anfang vom Ende noch eine Weile hin. Eingeläutet wurde der Beginn der gesellschaftlichen Zerstörung erst durch die Präsidentschaftswahlen im Herbst.

Tammy und ich hatten beide keine Familie mehr, wir hatten nur noch uns - und unseren Stolz auf unser Land. Doch als dieser Stolz erlosch, fehlte uns der Sinn hinter unserer einstigen Berufung. Deshalb trafen wir eine Entscheidung.

Es war bereits tiefe Nacht, als wir uns aus unseren Zimmern schlichen und auf dem Dach eines Gebäudeblocks trafen. Der Mond schien hell, er stand wie ein Tor vor uns - ein Tor zu einer besseren Welt. Nur dort oben schien Licht, alles andere präsentierte die Gier der ewigen Nacht, die uns verschlingen würde, wenn wir ihr nicht rechtzeitig entkamen.

Ich hatte schon so viel gesehen, zu viel. Abgerissene Gliedmaße, erhängte Kameraden, die sich durch den Tod von ihrem Albträumen erlöst hatten, zersplitterte Kinderkörper, zerfetzt von Granaten oder irren Schießwütigen, die ihre Waffe erst sinken ließen, wenn ihre Opfer bis zur Unkenntlichkeit zerstört waren.

Solche Bilder bleiben ewig, verblassen nie, dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, was Soldaten nach ihren Einsätzen noch mit sich herumschleppen. Sie nehmen alles mit, denn kein derart extremes Bild wird ohne Emotionen aufgenommen. Diese Bilder bleiben für immer. Sie machen aus starken Muskelmännern hagere, zerbrechliche Nervenbündel. Sie zwingen Helden dazu, wie Kinder zu schreien, und lassen sie in einsamen Stunden verzweifeln.

Ich hatte bereits nach meinem ersten Einsatz begonnen, sämtliche Actionfilme zu verachten. Nichts, was dort gezeigt wird, reicht auch nur annähernd an die Realität heran. Kein Mann strotzt auch nur entfernt derart vor innerer Stärke, wie Stallone, Schwarzenegger oder Van Damme in ihren typischen Rollen. Was bis dato aus den Fernsehern flimmerte, war pure, stinkende Fantasyscheiße.

Tammy und ich waren in diesen grundlegenden Ansichten immer der gleichen Meinung. Ich liebte sie, weil sie meine bessere Hälfte war, weil sie meine Gedanken ergänzte, meine Hoffnungsbilder mit Farben füllte und mein Herz zum Glühen brachte. Das wärmte mich, egal wo ich war. Egal ob in Afghanistan, im Irak oder sonst wo. Ich hatte sie die ganze Zeit in mir gehabt.

Krieg macht, dass man mit jedem Schuss, den man auf einen Fremden abfeuert, einen Teil von sich selbst vernichtet. Unwiederbringlich. Unheilbar. Zum Schluss fühlt man sich wie eine Hülle, so leer wie man sich nur fühlen kann.

Tammy ließ mich wieder mehr spüren. Sie zeigte mir, dass ich noch ein Herz hatte. Doch als der Tag kam, der uns deutlich machte, dass wir nicht länger für eine eindeutige und gute Sache kämpften, starb etwas in Tammys Augen. Danach schien unser Glück verschwunden zu sein. Keiner konnte dem anderen mehr die Sonne ins Herz zaubern, keiner konnte den anderen mehr mit seinem Lachen anstecken - wenn er denn mal lachte. Es war die Fähigkeit, Freude zu empfinden, die gänzlich aus uns verpufft war, weil wir keinen anderen Lebenssinn fanden als das, was Vergangenheit war.

Und plötzlich sahen wir uns nur noch als die Spielfiguren eines Wahnsinnigen, eines ganzen wahnsinnig gewordenen Landes, ja einer verrückt gewordenen Welt. Für meine Kameraden empfand ich plötzlich Mitleid, da war kein Stolz mehr. Nirgendwo in mir. Und weil Tammy und ich einen Entschluss gefasst hatten, trafen wir uns also in dieser Nacht.

Heute.

Jetzt.

»Inzwischen bin ich froh darüber, dass ich keine Kinder bekommen kann. Selbst wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich keine gewollt. Nicht in dieser dunklen Zeit.«

Ich nicke bloß und halte ihre Hand. Wir lassen unsere Füße über den Rand des Flachdaches baumeln. Der frische Herbstwind lässt Tammy frösteln, die lediglich in einem Unterhemd neben mir sitzt. Wenigstens trägt sie dazu ihre Soldatenhose und die schwarzen Stiefel - so wie ich. Denn ich kann sie nicht wärmen, kann meinen Arm nicht um sie legen, weil ich vor Angst wie versteinert bin. Das Einzige, was ich in diesen Minuten zu tun vermag, ist, ihr eine Herbstaster ins geflochtene Haar zu stecken, die ich aus der Vase der Sekretärin stibitzt habe.

Tammy lächelt. Im Licht des Mondes erinnern ihre sanften Konturen an Porzellan. Ein silberner Schimmer liegt auf ihre Haut. Tammy schwitzt kalten Schweiß. Ich weiß, dass sie sich fürchtet. Auch ich spüre Todesangst.

Sie legt mir ihre Waffe in die Hand und spricht: »Lass und nicht mehr warten. Lass uns gehen. Gemeinsam … für immer.«

Eine Träne kullert ihr über die Wange.

Ich küsse sie. Zuerst auf den Mund, dann auf die Wange. Ich schmecke das Salz ihrer Tränen. Erst danach nicke ich. Wir haben uns bereits vor  Stunden alles gesagt. Es war nicht viel, denn es gibt nichts Wichtiges mehr. Für uns zählt nur noch eine leise Hoffnung, die sich wahrscheinlich nie erfüllen wird, und doch ist sie das Einzige, woran wir noch glauben können.

Vereint im Jenseits - fern einer Welt, in der wir weder Frieden noch Glück finden können.

Ich gebe ihr meine Waffe. Wir lächeln uns an.

»Willst du stehen, mein Engel?«

»Nein. Ich lege mich hin.«

Tammy legt sich auf den Boden und ich knie mich breitbeinig über sie. Neben mir geht es steil hinab, ich knie direkt am Rand des Gebäudes. Mir ist schwindelig vor Furcht und ich bemühe mich, nicht umzukippen.

»Setz dich auf mich«, fordert Tammy, und sie lächelt, als sie mich auf sich spürt. In einer anderen Situation, zu einer anderen Zeit wäre ich erregt gewesen, doch jetzt macht es mich noch trauriger. Nie wieder werde ich ihr näher sein als in diesem Augenblick. Ich schlucke meine Tränen, bin ganz leise.

Jeder richtet seine Waffe auf den Schädel des anderen.

»Ich liebe dich, Tam«, flüstere ich.

»Und ich liebe dich, Henry McCollister.«

Wir zählen gemeinsam von drei rückwärts.

Drei …

Zwei …

Eins …

Dann drücken wir ab.

Ein Knall gellt durch die Luft, flutet die Nacht und überschwemmt die Kasernendächer wie eine mächtige Welle. Dann fliege ich. Ich kippe … und falle lange …

Ich sehe den Himmel über mir, entferne mich von meinem Herzen, meinem Engel. Als hätte ich einen Film vor Augen, sehe ich sie vor mir, wie ihre seidigen Haare gierig das Blut aufsaugen, das aus ihrer Stirn sickert.

Mein Herz geht für immer. - Tammy.

Ich habe keine Schmerzen, nicht einmal dann, als ich auf dem Boden aufschlage und der Mond sich verfinstert, bis alles um mich schwarz wird. Das Tor zur Ewigkeit hat sich verschlossen. Ich weiß, ich werde nicht sterben. Ich weiß es einfach. Ich will schreien, doch stattdessen holt mich die Ohnmacht. Sie macht mich stumm, und der Herbstwind berührt mein schweißnasses Gesicht, bis ich nichts mehr spüre.

Gar nichts.