Broken Dreams - Gabriella Goldberg - E-Book

Broken Dreams E-Book

Gabriella Goldberg

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Beschreibung

Autorin Gabriella Goldberg wagt sich in ein abenteuerliches Leben auf der Ferieninsel Mallorca. Sie wohnt am Boulevard in Paguera und erlebt schonungslos die Schattenspiele des Glücks. Eine Achterbahn der Gefühle. Geschildert werden Erlebnisse, wo sich mancher wiederfindet. Frech, humorvoll und gnadenlos echt. Der Boulevard of Broken Dreams. Ein Bericht über Wege im Labyrinth des Lebens.

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Ich danke allen Menschen

und dem Universum

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

KAPITEL 01

KAPITEL 02

KAPITEL 03

KAPITEL 04

KAPITEL 05

KAPITEL 06

KAPITEL 07

KAPITEL 08

KAPITEL 09

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 29

KAPITEL 30

KAPITEL 31

KAPITEL 32

KAPITEL 33

KAPITEL 34

KAPITEL 35

EPILOG

PROLOG

Liebe ehrlich, lächle echt, sei friedlich und gut gesinnt.

Lass Dich weitertragen auf der Welle des Lebens und treibe irgendwann ruhig im fließenden Strom Deiner Mitte.

So scheint für dich, egal wo Du bist, immer die Sonne.

Denn sie strahlt aus Deiner Mitte heraus.

Reden ist Silber, nicht schweigen, sondern Schreiben ist mein Gold.

Und wer die Wahrheit nicht verträgt, der sollte dieses Buch lieber nicht lesen.

Gabriella Goldberg

KAPITEL

01

Das erste Mal 2008

Ella war knapp 8 Monate mit ihrem damaligen Freund zusammen, als es richtig Ernst wurde.

Ihr erstes Mal stand bevor. Sie war neugierig wie ein Kind, gespannt wie ein Flitzbogen, aber auch voller Vorurteile von Leuten die sich bereits auskannten. Dennoch ließ sie es ganz locker auf sich zu kommen, das erste Mal. Das erste Mal Mallorca in Ella´s Leben.

Wie üblich, in all ihren Beziehungen, buchte und plante sie sämtliche Urlaube.

Ella machte es immer eine riesige Freude, schon Monate vorher in Urlaubskatalogen herumzublättern, Unterkünfte und deren Preise und Leistungen zu vergleichen, etwas über die Urlaubsorte zu erfahren und das Beste aus 30 Tagen Urlaub im Jahr herauszuholen. Den ersten, gemeinsamen Frühlingsurlaub mit ihrer neuen, großen Liebe wollte sie eigentlich auf Sardinien verbringen, jedoch machte ihr der späte Saisonbeginn dort, einen Strich durch die Rechnung. Ihre geliebten Kanaren waren mittlerweile viel zu teuer geworden und dem damaligen Trend; Bulgarien sei das neue Mallorca, wollte sie nicht folgen.

Ella nahm sich irgendeinen Katalog aus ihrem Stapel Reisekataloge hervor, schloss die Augen und blätterte blind darin herum, bis sie bei einer Seite halt machte. „Mallorca – Santa Ponsa – Club Hotel “

Die Größe der Appartements gefielen ihr auf Anhieb. Es gab 74 Zimmer, also kein Bettenhochburg-Betonklotz, ganz in ihrem Sinne.

Sie las sich die Preis- und Reisespalte durch und der Preis, bzw. der Rabattdschungel überzeugte sie dann endgültig.

Halbpension für 10 Tage im Appartement, 480 € pro Person, abzüglich 100 € sowie 20 % auf den Reisepreis für Sofort- Früh- Frühbucher bis 25.11.2007. Mist, der war bereits gewesen.

Ella fragte sich schon, wie oder wer bei diesem Preis, überhaupt was daran verdienen würde, verabschiedete sich dann aber von dem Gedanken, als sie vor dem Reisebüro ihres Vertrauens stand, dessen Mitarbeiter sie mittlerweile gut kannten.

Sie freute sich schon sehr darauf in einigen Minuten nicht mehr Urlaubs- ungebucht zu sein für die erste Jahreshälfte.

Am 22.04.2008 begab sie sich in ein Flugzeug. Es war der kürzeste Flug in ihrem Leben und die schnellste Liebe, die Ella in ihrem bisherigen Leben widerfahren ist.

Ella überflog Mallorca, der Anblick von oben auf das wunderschöne Eiland und dessen sattes Grün, hatten dafür ausgereicht, dass Ella das erste Mal im Leben spürte und begriff, was Liebe auf den ersten Blick bedeutete.

Ein lautes „Schalalalala“ Gegröle riss sie aus ihrer Verliebtheit.

Ella schaute rechts rüber, eine Menge gutgelaunter Kerle sangen klischeehafte Lieder, während der Eine gleichaussehende T-Shirts verteilte.

Ella schaute sich den den Aufdruck an: Jürgens Junggesellen Abschiedsgeschwader 2008 und sie hoffte, Jürgen würde seinen Junggesellenabschied nicht in Santa Ponsa feiern.

Sie genoss die 2 Stunden Transferfahrt mit dem Bus und war sichtlich beeindruckt von der Landschaft und der Umgebung Mallorcas.

Es schien hier alles auf einem Fleck zu geben, egal wen es wohin mit seiner Sehnsucht treibt, jeder könnte hier auf Mallorca wohl ein Plätzchen finden.

Das Meer, die Berge, Wälder, lebhaftes Altstadttreiben, verwinkelte Gässchen, abgelegene Bauernhöfe, Fincas oder im Luxus verstrahlte Grundstücke.

All das sah Ella auf ihrem ersten, spannenden Weg quer durch Mallorca, der vom Flughafen nach Santa Ponsa gerade mal 30 KM Luftlinie betrug.

Jedoch mit ihrem Busfahrer dauerte die Fahrt geschlagene 2 Stunden, da er Ella und Partner nicht auf seiner Liste hatte, und sich wunderte, dass sie bei seinem letzten Hotelstopp nicht ausstiegen.

Ella tat ihm kund, dass ihr Hotel in Santa Ponsa sei.

Der Busfahrer lachte nur, machte die Musik seines Radios laut und sang mit.

Ella erfreute sich weiterhin an die Gratis Seight-Seeing Tour.

Eine halbe Stunde später erkannte sie, dass sie den Weg bereits lang gefahren sind.

Ihr fiel jedoch erst jetzt das Santa Ponsa Ortsschild auf.

Ella schob die Unaufmerksamkeit auf ihre große Müdigkeit.

So war es immer bei Ella, der erste Urlaubstag. Man steht mitten in der Nacht auf, weil die 6 Uhr Flüge ab Hamburg meist am günstigsten sind, fliegt ein paar Stunden und schläft nicht.

Das ist wohl so ein Frauending.

Die Männer von Ella´s Freundinnen können immer alle Bestens schlafen im Flugzeug, aber Ella kennt keine einzige Frau, die das kann.

Da hängt man nun, endlich in der Sonne, endlich mal ein Stückchen Freiheit spüren, da man ja schließlich Urlaub hat.

Und wie fühlt man sich am ersten Urlaubstag; Müde, kaputt, angeschlagen und am besten motzt man auch gleich darüber rum, dass es viel zu heiß ist.

Nun, zu heiß war ihr nicht, an ihrem allerersten Tag auf Mallorca aber Ella war müde, kaputt, angeschlagen und leicht quakig.

Gott sei Dank gab es dagegen eine tolle Erfindung:

Die Cocktailbars.

Und am Besten geht man nicht in die Bars, wo alle Cocktails den gleichen Preis haben .

Es sei denn, man steht auf Cocktail-Fertigmischungen aus der Dose.

Ella fand eine gemütliche, verschieden preisige Cocktailbar, etwa 300 Meter, bergabwärts von ihrem Hotel entfernt.

Sie setzte sich sofort in den pompösen Hochstuhl, der aussah wie ein Thron aus geflochtenem Korb.

Ihr Freund schoss ein Foto von ihr.

Es war das erste Foto mit Ella´s Einwegkamera, die sie obligatorisch immer in ihrem Urlaubshandgepäck mitschleppte.

Vor ihr stand ein riesiger Cocktail Humpen, ein bunter Tiki Mann, gefüllt mit ihrem geliebten Pina Colada.

Ella fiel bereits am Flughafen der besondere Eigengeruch von Mallorca auf, sie schloss die Augen auf dem Thron, nahm einen Schluck von ihrem Tiki Mann-Cocktail und atmete den gleichen Geruch ein.

Es war so ein wohliges, vertrautes Gefühl, wenn auch sie lange Zeit nicht wusste, wie sie diesen Geruch beschreiben soll.

Heute weiß Ella nur einen einzigen Ausdruck dafür:

Freiheit.

Die Freiheit, die sie an ihrem allerersten Tag auf Mallorca spürte und roch, jedoch noch gar nicht kannte.

Diese Freiheit sollte sie erst 6 Jahre später kennen und lieben lernen.

3 geleerte Tiki Männer später, gingen sie zurück ins Hotel. Ella´s Freund schnarchte bereits nach 5 Minuten neben ihr ein, als sie sich in das selbst zusammen geschobene Ehebett legten.

Ella überlegte, wie es ihrer Katze wohl geht, und kontaktierte ihren Bruder, der für 10 Tage das Katzensitten übernahm: „Dicker geht es gut, sagte Ella´s Bruder, „er hat es sich auf meinem Bauch gemütlich gemacht und schnurrt so irre Laut, „unnormal!“

Sie war beruhigt, dass Dicker in guten Händen war.

Der orange getigerte Fellfreund hatte sich vor 5 Jahren in ihr Leben miaut.

Er war erst 5 Wochen alt, als sie ihn mitnahm.

Er war der, der sich am meisten bemerkbar machte, als er Ella sah.

Der kleine Kater sprang in seiner kindlichen Tolpatschigkeit wild umher, miaute und schnurrte so laut rum, wie sie es noch nie gehört hatte.

Ella nahm ihn mit und hoffte, der Bauer würde noch alle Katzenbabys loswerden, bevor er den Rest ertränkt.

So war und ist es leider immer noch üblich in unserer Überflussgesellschaft.

Der praktische Sinn der Mäusefänger auf den Bauernhöfen wird erkannt und gern gesehen.

Die Fürsorgepflicht und Verantwortung der Tiere aber ignoriert oder bequem und kostengünstig entsorgt.

Nach dem Telefongespräch mit ihrem Bruder ließ sie ihren ersten Urlaubstag auf Mallorca Revue passieren.

Keine Spur vom Ballermann Flair, keine Schlagersongs, wo sich bei Ella die Fußnägel hoch kräuseln und sie an ihren Schlaf hindern würden.

Keine volltrunkenen Touri´s, keine Brillenverkäufer, die an jeder Ecke standen und einen anquatschten.

Sie freute sich auf den nächsten Morgen und war gespannt, was die Insel noch so zu bieten hatte. Wie bei Ella üblich, wachte sie an ihrem zweiten Urlaubstag sehr früh am Morgen auf.

Es ist immer ihre unbewusste, riesige Neugier auf die Sonnenaufgänge, die sie so früh aufstehen lässt oder einfach nur die Angst, dass der letzte Urlaubstag zu schnell vor der Türe steht.

Sie stöpselte ihre Kopfhörer in die Ohren und legte ein Hörbuch in ihrem portablen CD-Player ein, setzte sich raus auf den Balkon und wartete auf den Sonnenaufgang.

Die Geburt des neuen Tages, das erste Mal die mallorquinische Sonne aufwachen sehen.

Die ersten Strahlen erreichten Ellas Wangen und es fühlte sich an wie ein leichter, warmer Kuss.

So fühlt sich wohl der Ausdruck „Von der Sonne geküsst“ an. Gänsehaut überfuhr sie von Kopf bis Fuß und ein leichter Anflug von Panik. Irgendetwas war anders hier.

Die Sonne schien hier ganz anders als in Deutschland, Schweden, Dänemark, den Kanaren, und auf den griechischen Inseln.

Ella hatte das erste Mal in ihrem Leben ein Gefühl, was ihr bisher fremd war.

Ihr fehlte es an nichts und sie genoss das Hier und Jetzt und war einfach glücklich mit sich und diesem Sonnenaufgang.

Einige Zeit später verschattete es sich vor ihrem Gesicht.

Ihr Freund stand vor ihr, wie morgens üblich, mit ausgebeulter Unterhose. Ella pausierte ihr Hörspiel, dessen Hauptfigur gerade knapp dem Tod entkommen war.

„Komm wieder zu Bett.“ sagte er flehend, „ist doch noch früh.“

Ella schaute auf die Uhr und befand, dass es nicht zu früh war. Die Sonne strahlte bereits, das Frühstücksbuffet hatte schon geöffnet. Ihr gierte es nach ihrem geliebten Urlaubsritual am Morgen. Cafe` con leche draußen auf der Terrasse trinken, die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und dazu eine Zigarette rauchen. Also machte Ella WSD, Waschen statt Duschen, zog ihre bequeme Lieblingstunika an und ließ ihren Freund mit seinem morgendlichen Zirkuszelt alleine.

Sie atmete das Aroma von dem frischen Kaffee ein, der sie gerade mehr zu befriedigen schien.

Ist wohl eines der vielen Zauberkünste Mallorca´s, der ungeahnt leckere Kaffee.

Später machte sie sich über ihr erstes Frühstücksbuffet auf der Insel her. Ella haute so richtig rein. Toast mit Käse, Spiegelei und nochmal Käse drauf, danach noch eins. Dann noch einen leckeren Obstteller hintendran und wenn es noch passte, ein Croissant mit Marmelade. So machte sie es fast die ganzen 10 Tage lang. Kein Wunder, dass am Ende des Urlaubs 3 Kilo mehr an Gewicht auf ihren Rippen waren.

Auch das war bei Ella ein übliches Urlaubsmerkmal.

Kurz vor Ende des Frühstücksbuffets bequemte sich nun endlich auch Ella´s Freund dazu.

Er häufte sich rasch den Teller voll, mit dem was es noch gab, schaufelte es in sich hinein und schüttete sich zum Schluss noch den Kaffee nach. Damals war es Ella völlig entgangen, dass ihre Beziehung nicht wirklich in Gleichklang war.

Nach dem Frühstück spazierten die Beiden zum Strand, zum Baden jedoch war es ihr zu kalt. Ella´s Freund ging alleine ins Wasser, während sie sich in den Sand setzte.

Ella schaute sich das Wasser an, es war einfach wunderschön. So würde sie die Farbe: karibisches Meer - türkis nennen.

Am 4. Urlaubstag gingen Ella und ihr Freund spontan wandern. Sie folgten einfach dem Küstenpfad, der später etwas waldig wurde und dann überraschend einer Wüstenlandschaft ähnelte.

Ein verwester Geruch stieg ihnen in die Nase, ein stark verwester Hund lag auf einem Hügel, den sie passierten.

Er muss schon länger dort gelegen haben, die Haut war schon ledrig zusammengeschrumpft und diverse Insekten Armeen schienen sich um diese Beute zu streiten.

Ein lautes Summ Summ und Gekrabbel war das. Ella kribbelte es beim Anblick am ganzen Körper und wollte schnellstmöglich weiter.

Nach einigen Stunden erreichten sie einen felsigen Pfad, Ella war froh, dass sie das Meer wieder sah und in der Ferne ein Ort zu erkennen war. Sie erreichten den Ort, durch den Küstenweg, der immer schmaler und felsiger wurde. Ella ging etwas langsamer als ihr Freund und sie schaute sich die beeindruckenden Felsformationen vor ihr an.

Sie blieb stehen und schaute auf eine gegenüberliegende Küste. Ganz oben auf dem Hügel befand sich ein kleiner Turm. Ella fragte sich, an welchem Ort sie hier wohl gelandet sind. Sie wollte gerade weitergehen als sie auf den felsigen Boden schaute. Ein Herz aus Stein wie aus dem Berg ausgemeißelt, lag ihr direkt zu Füßen.

Sie gingen weiter, bis sie den Strand erreichten. Ein schöner Promenadenweg rundete das Bild ab. Beide waren ziemlich verschwitzt. Ella´s Freund ging wieder alleine ins Wasser. Sie suchte sich derweil einen schönen, schattigen Sitzplatz am Strand. Erblickte eine Pinie direkt an der Promenade. Ihr Stamm war zweigeteilt, ein Teil wuchs in die Höhe, die andere eher waagerecht, wenn auch etwas krumm und schief. Der waagerechte Teil bot (heute immer noch) einen sehr gemütlichen Sitz- und Liegeplatz.

Wieder überkam sie dieses ungewohnte Gefühl der Zufriedenheit, dass es ihr gerade an überhaupt nichts fehlte. Sie schaute sich die Umgebung an und erblickte ein Hochhaus. Ella stellte sich vor, wie es wäre dort im 9.

Stock zu wohnen, das müsste ein ziemlich geiler Ausblick von dort oben sein.

Später erkundeten sie den Ort.

Ella kam alles so erschreckend vertraut vor, obwohl sie noch nie dort gewesen war. An der Bushaltestelle fand sie den Namen des Ortes „Paguera“.

Sie schlenderten die typisch touristische Einkaufsstraße auf und ab. Ella bekam eine Riesenlust auf eine Pizza, jedoch hatten wenige Restaurants geöffnet und weit und breit gab es keine Pizzeria zu sehen, nicht einmal einen kleinen Pizza Imbiss.

Wieder erblickte sie das Hochhaus. Diesmal stand Ella direkt davor. „Es Turo “ - so heißt also die Wohnanlage.

Der Straßenname: Boulevard. Ella musste an das Bild ihrer Mutter denken, welches schon jahrelang bei ihr an der Wand hängt. Wo einstige Hollywood Berühmtheiten gemeinsam, einsam an einer Bar verweilten. Ihr schießt der Titel des Bildes in den Kopf: Boulevard of broken Dreams.

Ein Schatten überkam Ella. Sie schaute in den Himmel.

Schwarze Wolken tauchten urplötzlich aus dem Nichts auf und es bildete sich in kürzester Zeit ein gewaltiger schwarzer Wolkenteppich über ihr. Es fing gewaltig an zu regnen, sie winkte das nächste Taxi heran und verließ Paguera.

Die 5 KM nach Santa Ponsa fuhr der Taxifahrer im Schritt Tempo. Ella beobachtete die Regenmassen, die sich ihren Weg von den Bergen und Hängen abwärts bahnten und alles mit sich trugen, was ihnen in den Weg schwamm, bis es als braune, schlammige Masse unten ankam und sich weiter ihre Wege in Richtung Meer suchten. Endstation Meer. Es schien, als reinige sich die Insel von selbst gerade.

Die nächsten Tage erkundeten sie die Insel weiter. Sie besuchten, dass Laut Reiseführer, östliche Gegenstück von El Arenal: Magaluf.

Während abends da der britische Bär tobt, amüsierte man sich tagsüber in Action- und Showparks oder gut gelungenen Cocktail Pubs. Ella und ihr Freund entschieden sich, als Erstes das umgedrehte Haus zu besuchen, ein kleiner Familienpark, der für jeden, egal ob groß oder klein, etwas zu bieten hatte. Gleich zweimal hintereinander ließen sie sich im 4- D Kino von den interaktiven Sitzen durchrütteln, und lachten nonstop, bis die „Fahrt“ zu Ende war.

Ella erinnerte sich, es war wie damals, als sie noch ein Kind war. Ihr Vater ging immer mit ihr auf den Jahrmarkt. Am liebsten mochte sie das Fahrgeschäft mit den Mexikanerhüten, so nannte Ella es damals. Vater und Tochter setzten sich rein, drehten und drehten sich die ganze Zeit, nonstop bis die Fahrt zu Ende war und kamen aus dem Lachflash garnicht mehr heraus.

Nach dem „umgedrehten Haus“ landeten sie in der nächsten sehenswerten Attraktion. Die Black Pearl Bar.

Hammermäßig sah es darin aus, ein beleuchteter Steg, der über einen Pool führte, bis hin zur Hauptbar, die aussah wie ein kleiner, alter gemütlicher Segelkahn aus dem 18. Jahrhundert.

Die Cocktails und Tapas schmeckten hervorragend und waren nicht, wie eigentlich typisch, touristisch überteuert.

Das einzige, was Ella ärgerte war, dass sie keine Badesachen mit dabei hatte. Denn man konnte dort sogar im Pool schwimmen.

Danach shoppte Ella noch ihre Insel Souvenire zusammen. Da ein Laden neben dem anderen war, war der Preiskampf dort ziemlich groß und sie freute sich über einige Schnäppchen. 2 Porzellan Wandlöffel, einen für Ella´s Mutter und einen für sich selbst.

Ein großes Badetuch für ihren Bruder, 2 Keramikkübel zum Hängen für ihre zukünftigen Schwiegereltern, ein Glückstöpfchen und ein Aschenbecher für Papa und Biggi.

Am nächsten Tag besuchten sie die Hauptstadt Palma.

Bereits aus der Ferne erblickte Ella die beeindruckende Kathedrale, dessen künstlerischen Einfluss von Gaudi´ kaum zu übersehen war.

Der schöne, flanieranregende Altstadtkern, der die Kathedrale umgab, sowie die Kutscher mit ihren Pferden, rundeten das Bild ab.

Wieder umgab Ella das Gefühl, der vollsten Zufriedenheit, während sie sich die Mittagssonne auf ihre Sommersprossen schienen ließ. Sie schoss die letzten Bilder mit ihrer Einwegkamera, und sie spürte das erste Mal, das typische flaue Gefühl im Magen.

2 Tage noch, dann war der Urlaub zu Ende.

Dann würde sie wieder (so weiß sie es heute) auf ihr Hamsterrad steigen, sich wochenlang abstrampeln bis der nächste Urlaub vor der Türe steht.

Bis dahin würde sie Klamotten kaufen, Bars besuchen, Pizza bestellen, ihre Rechnungen bezahlen und ihre oberflächliche Beziehung weiter führen.

Ja, sie würde alles so weiter machen, wie bisher.

KAPITEL

02

Mallorca Urlaub 2.0

Kaum war Ella zu Hause, plante sie schon den nächsten Mallorca Urlaub.

Sie plante ihn für den September ein.

Diesmal weg sein, nicht wie gewohnt zu Hause hocken an ihrem Geburtstag mit Kaffee und Kuchen, weil in der Woche eh niemand Zeit hatte für eine ausgiebige Geburtstagsfeier.

Die Vorstellung gefiel ihr sehr.

Auf der Insel feiern, die sie gerade in ihr Herz geschlossen hatte und sie seit dem Abflug erst einmal gedanklich sehr beschäftigte und mit den vielfältigen Eindrücken nicht mehr losließ.

Dort will sie nochmal hin, unbedingt. Ella kontaktierte zwei ihrer Lieblingsmenschen (Papa und Biggi) und fragte, ob sie mitkommen möchten.

Sie sagten natürlich sofort zu und freuten sich, genau wie Ella, dass sie in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr ungebucht waren.

Sie entschieden sich für die Ostküste, ein gemütliches Fischerstädtchen mit typisch mallorquinischem Flair, so die Ortsbeschreibung laut Katalog, des Städtchens Porto Colom.

Wie üblich, war Ella nachts aufgestanden, hatte den Flieger um 6.00 Uhr früh genommen.

Sie war müde und erschöpft, von der Zwischenzeit, wie sie damals die Zeit zwischen den Urlauben nannte und leicht quakig vor Müdigkeit, als sie auf Mallorca landete.

Sie genoss dennoch die Fahrt im Transferbus, der diesmal eine ganz andere Richtung nahm. Genau wie beim ersten Mal, beeindruckte sie die Landschaft und die blühende, satte Umgebung.

Der September hatte einen ganz anderen Flair, als der April und war nicht weniger bezaubernd.

Ella fühlte sich sehr wohl, atmete bereits den Duft der Insel seit dem Flughafen ein. Ein gewohntes, zufriedenes Gefühl umgab Ella und sie fühlte sich fast so, als würde sie nach Hause kommen.

Sie erreichten ihr Hotel, es lag unweit des Hafens.

Der gemütliche Marktplatz befand sich direkt vor der Tür.

Die Zimmer waren zweckmäßig, sauber und gut instand gehalten.

Das familiäre Hotelpersonal war äußert freundlich und dass Ella die richtige Wahl des Hotels getroffen hatte, spiegelte sich auch noch in den All- Inclusiv- Buffets wider.

Reisen macht hungrig, wenig schlaf macht träge.

Und so machten sie erst einmal Stopp am Mittagsbuffet.

Danach folgte Ella´s lang ersehnter Café con leche´ und ihre erste Urlaubszigarette.

Und gerade als sie sich noch zu dem Pool aufraffen wollte, weil es hier so schön heiß war, wurde das Mittagsbuffet abgeräumt und sofort mit einem vielfältigen Kuchen – und Eisbuffet aufgefüllt.

Ella widmete sich weiter der Völlerei und ließ sich danach die Sonne auf ihren vollen Bauch scheinen. Wie üblich hatte sie ihre Einwegkamera dabei und schoss das erste Foto.

Die restlichen Fotos gingen an einem einzigen Tag drauf. 3 Tage später war Ella´s Geburtstag und es war einer der lustigsten Tage überhaupt in ihrem Leben, den sie sich in ihr geschenktes Gedankenbuch schrieb:

Gleich nach dem ausgiebigen Frühstück begaben wir uns an die Poolbar und becherten uns die Freigetränke rein, die in unserem All- Inclusiv- Paket enthalten waren. Mittags waren wir schon ganz schön angeheitert.

Keine Menschenseele war dort, außer uns, und dem Barmann, den wir Erwin tauften.

Wahrscheinlich störte die anderen Gäste der Regen.

Uns machte es nichts aus, es waren 30 Grad und der Regen wahrlich eine erfrischende Abkühlung.

Aus Jux hatte ich uns kleine Partyhüte besorgt, die aussahen wie ein, bei Kindern beliebter Bärenkopf.

Ich verteilte sie und einen Stift, damit jeder sie gestalten konnte. Mein Freund setzte seinen zuerst auf, alles lachte.

Er hatte sich ein schwarzes Bärtchen, sowie einen rechten Scheitel auf sein Bärchen gemalt.

Wir tauften ihn Addi Bär und kriegten uns nicht mehr ein vor Lachen.

Biggi war der nächste Lacher, sie hatte sich sehr markante Augenringe auf ihren Bärenkopf gemalt und wir tauften sie schließlich Augenrinden Bär.

Unsere Becher waren bereits wieder leer getrunken.

Von Erwin war weit und breit keine Spur, also bedienten wir uns schließlich selbst an der Theke.

Mein Vater stand gerade hinter der Theke, als ein Pärchen an die Poolbar kam.

Der Mann des Pärchens bestellte 2 Bier. Mein Vater ließ sich nichts anmerken, begrüßte das Pärchen mit einem Hola´, que tal?

Und servierte ihnen das Bier. Ich konnte nicht mehr vor lachen. Biggi auch nicht, wir hielten uns die Bäuche vor Lachkrämpfe. Ich flog von der Liege und der Lachkrampf nahm kein Ende.

Etwas später beschlossen Ellas Vater und sein zukünftiger Schwiegersohn, sich im Pool etwas abzukühlen. Die Männer hatten einiges mehr intus, als die Frauen. Ella hielt schon die Hände vor den Augen, als sie sah, dass beide Männer am Rand standen, die Arme hinter dem Rücken verschränkten und „Flachköpper“ schrien.

Beide tauchten mit dem Kopf zuerst ins Wasser.

Nach dem fünften Mal Flachköpper hatte Ellas Freund sich dann den Kopf am Poolboden gestoßen.

Da ihm nichts passiert war, ging es wieder los, das Gelache.

Der Lachmuskelkater war für morgen vorprogrammiert.

Trotz des immensen Alkoholkonsums ging es allen nach dem Abendbuffet immer noch blendend.

Sie beschlossen noch aus zu gehen.

Der Marktplatz lud zum Verweilen ein. Sie wählten eine ansprechende Cocktailbar aus und genossen die Show eines Elvis Imitators, der wirklich sehr gut sang.

Ella mochte Elvis sehr und seine Musik und hier auf der Insel mochte sie sie noch wesentlich mehr. Ellas Vater machte ein Foto von seiner Biggi. Biggi mochte keine Fotos von sich selbst und machte immer extra Grimassen.

Dieses Foto allerdings gefiel selbst ihr. Der Vater hatte einen grimassenfreien Moment erwischt. Biggi lächelte und schaute direkt in die Kamera.

Was sie damals noch nicht wissen konnten, es war das letzte Foto von ihr, des letzten gemeinsamen Urlaubs mit ihr. Und in einigen Jahren würde der Vater dieses Foto auswählen, es vergrößern, einige Male kopieren und als Erinnerung an die Hinterbliebenen verteilen.

Ellas Geburtstag neigte sich dem Ende zu, und die Lust Alkohol zu konsumieren, ebenso.

Sie knipste das letzte Foto mit ihrer Einwegkamera, bezahlte ihre Rechnung, der Wirt gab noch einen doppelten Hierbas aus.

Sie würgte ihn sich herunter. Er wirkte wie ein Schlaftrunk, jedenfalls schlief Ella äußerst gut.

Sie verbrachten den Urlaub überwiegend im All-Inclusiv-Alltag, und fast ständig gemeinsam.

Jeder von ihnen genoss das Aufwachen ohne Wecker klingeln, das Aufstehen ohne gleich zur Arbeit zu müssen, die Sonne, die bei ihnen im Norden selbst im Hochsommer sehr unzuverlässig war, den Luxus, eine Pool-Landschaft täglich vor der Tür zu haben und den Komfort, dass jeden Tag das Essen für sie zubereitet und liebevoll serviert wurde. Ella überlegte: „Wahrscheinlich waren wir einfach nur Symptomträger im System.“

Du stehst jeden Tag auf, weil du zur Arbeit musst, weil du Geld brauchst, weil du sonst deine Rechnungen und Lebensunterhalt nicht bezahlen kannst und meinst, später kannst du dich dann ausruhen, wenn du in Rente gehst.

Bis du das Rentenalter erreichst, schleppst du dich dann Tag für Tag als Personal (deshalb haben wir ja den Personalausweis) durch den Arbeitsdschungel.

Irgendwann bist du dann immer erschöpfter, kriegst das eine oder andere Wehwehchen, die im Alter immer mehr werden, und schleppst dich trotzdem wie ein Schluck Wasser durch deinen gewohnten, öden Alltag.

Aufstehen, Arbeiten gehen, Gehorchen.

Dafür darfst du dir dann monatlich was von deinem Lohn abkratzen, es dir hart Zusammensparen, so dass du 4 Wochen im Jahr, dir eine Flucht aus deinem Hamsterrad erlauben kannst.