Bücher der namenlosen Liebe - Wer sind wir? - John Henry Mackay - E-Book

Bücher der namenlosen Liebe - Wer sind wir? E-Book

John Henry Mackay

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Beschreibung

Dieses eBook: "Bücher der namenlosen Liebe - Wer sind wir??" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. John Henry Mackay (1864-1933) war ein deutscher Schriftsteller. Im Jahre 1885 trat Mackay erstmals mit literarischen Werken an die Öffentlichkeit. In Berlin verkehrte er im Umfeld des Friedrichshagener Dichterkreises. Mit Hilfe von Krafft-Ebings Psychopathia sexualis wurde er sich seiner homosexuell-päderastischen Neigung bewusst. Mackay präsentierte seine Konzeption des individualistischen Anarchismus in den "Büchern der Freiheit" (Die Anarchisten, Der Freiheitsucher). Seine unter dem Pseudonym Sagitta veröffentlichten Schriften über die "namenlose" oder "griechische" Liebe, das heißt die Zuneigung erwachsener Männer zu männlichen Adoleszenten, waren im Deutschland der Kaiserzeit und auch noch in der Weimarer Republik nach § 175 StGB strafbar. Seine Arbeiten über den "individualistischen Anarchismus" fanden demgegenüber größere Verbreitung. Aus dem Buch: "Niemals hat mich ein Mensch tiefer erregt als Du! Ueber die Jahre der Ferne winkst Du mir heimlich noch zu. Liebte ich Dich, mein Geliebter? — Weiss ich doch selber es kaum. Aber durch einsame Nächte gehst Du noch immer ein Traum... Damals war ich noch jung. Und es war in Paris. Wonnen verhiess mir die Welt, Wonnen, wie nie sie verhiess. Wenn ich die Stadt durchschritt, wie ein Sieger, die einzige Stadt, Tranken die Augen und tranken... tranken doch niemals sich satt."

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John Henry Mackay

Bücher der namenlosen Liebe - Wer sind wir?

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-2688-0

Inhaltsverzeichnis

DIE NAMENLOSE LIEBE
I
II
III

DIE NAMENLOSE LIEBE

Inhaltsverzeichnis

Ich singe die Liebe, die Ihr begraben, Die Ihr in Acht getan und in Bann: Ich singe die Liebe des Mannes zum Knaben,

In den Reichen der Welt welches ist unser Reich? . . .

I

Inhaltsverzeichnis

Niemals hat mich ein Mensch tiefer erregt als Du!

Ueber die Jahre der Ferne winkst Du mir heimlich noch zu. Liebte ich Dich, mein Geliebter? — Weiss ich doch selber es kaum. Aber durch einsame Nächte gehst Du noch immer ein Traum . . .

Damals war ich noch jung. Und es war in Paris. Wonnen verhiess mir die Welt, Wonnen, wie nie sie verhiess. Wenn ich die Stadt durchschritt, wie ein Sieger, die einzige Stadt, Tranken die Augen und tranken . . . tranken doch niemals sich satt.

Ledig der Fesseln, noch jung, von keiner Sorge beschwert, Hielt ich den Becher der Lust in der Hand . . .

Er ward nicht geleert.

Denn eines Abends sah ich Dein Antlitz zum erstenmal!

Aus dem Menschen-Gewühl auftauchte es traurig und fahl. An eine Strassen-Ecke lässig standst Du gelehnt, Wartend —. Und doch nicht wartend, wie Einer, der nichts mehr

ersehnt . . .

Lumpengewand des Bettlers um Glieder, edel und schlank, Hochmut, Verachtung und Stolz auf Zügen, müde und krank, Lässig die Arme verschränkt, reglos, unnahbar und stumm, — Und so jung noch, so jung! — standst Du wartend: — auf wen?

und warum? —

Und in das schwarze Gewühl, das wie ein Strom Dich umfloss,

An Dir vorüberraste und Dir vorüberschoss,

Sahst Du mit Augen, so traurig, wie ich noch keine gesehn!

Wie gebannt stand ich still. Dann trieb es mich, weiter zu gehn.

Wie ich nach Hause gekommen, weiss ich zu sagen kaum. Doch in der Nacht kamst Du zu mir — zum ersten Male —

im Traum!

Und Paris war nicht mehr, was es noch gestern war. Alles war seltsam verändert: aus der endlosen Schar Dieser Millionen hob Einer sich, heute empor sich, empor — Schritt durch sie hin, vor mir her — bis er sich wieder verlor. . .

Und ich sagte zu mir, immer wieder an diesem Tag, Diesem, ach! allzulangen: Was auch geschehen mag — Ist es mir nicht vergönnt, diese Augen wiederzusehn, Wird ihr Blick durch mein Leben wie Zerstörung gehn!

Und eine Angst, wie noch nie ich sie fühlte, stieg in mir auf, Trieb mich die Boulevards hinunter und wieder hinauf,

An jeder Strassen-Ecke stand er — und war es doch nicht! Endlich — wie Trost man sich selber in letzter Verzweiflung

spricht —

Sprach ich zu mir immer wieder:

Wenn ich wiedersehe ihn heut’,

Heute, am Abend, wie gestern, will ich tun, als sei ich erfreut, (Und ich bin es ja auch, wenn das Herz mir auch heimlich bebt, Und der Fuss sich nur zögernd zum nächsten Schritte hebt) Wenn ich ihn wiedersehe — will auf ihn zu ich gehn, Will in diese Augen mit meinen Augen sehn, Will ihn fragen: Wer bist Du? Darf ich Dir helfen nicht? Siehe, Dein Blick ist so trüb und so bleich Dein Gesicht. Sprich: was hat Dich so bitter? früh Dich so alt gemacht? Und was tust Du auf der Strasse? Du, hier so spät, in der Nacht?! — Hast Du kein Heim, keine Eltern? Nichts, was Dich hütet?

Dich liebt? —

Kommt komm zu mir! — Ich will Dir geben, was Freundschaft

nur gibt!

Nichts von Allem geschah. Ich habe ihm nichts gesagt,

Nichts gegeben, getan . . . habe ihn nichts gefragt —

Bin vorüber geschritten wie am Tage vorher,

Denn mein Mund war zu voll, und mein Herz war zu schwer . . .

Und doch standst Du wie gestern an der Strassen-Ecke allein, Und Deine traurigen Augen starrten ins Leben hinein. Und es floss wie ein Strom um Dich, der ebbt und schwillt, Alle Freude der Welt . . . Alles in einem Bild

Unerhörter Verschwendung sahst Du vorüberziehn An Deiner Strassen-Ecke, sahst es nahen und fliehn, Und Du hobst nicht die Hand, es zu halten, den Blick nicht,

es einmal zu sehn —

Hast Du die Kraft nicht mehr, Du, noch so jung und — so

schön?! . . .

Rätsel, Du fremdes Rätsel! Ich erstickte den Schrei

Jäher Sehnsucht nach Dir. Und wie gestern schritt ich vorbei.

Doch ich begriff: das war mehr als Furcht vor dem Fremden,

vor Dir:

Das war jähes Entsetzen vor mir selber, vor mir!

Tun die Gründe sich auf? die heimlichen Gründe der Brust? Wagt sich herauf, was dort, keiner Gefahren bewusst, Schlummerte? — Kommt da herauf, was leben, mitleben will?

Stimmen tönen empor, die einen wie Schreie schrill,

Und wie Flehen um Glück die anderen, so sehnsuchtsheiss . . .

Fort, ihr Gedanken! — was wollt Ihr? — Ich weiss Nichts von

Euch! — Ich weiss

Nur das Eine: heut’ Abend, heute Abend um zehn - An jener Strassen-Ecke — werd’ ich ihn wiedersehn! —

Und ich weiss: Glück oder Unglück — Eins ist von Beiden mir

nah! — —

Und es war nicht ein Tag, wo ich Dein Antlitz nicht sah.

Wenn auf Paris, diese Hölle von Schweiss und Glut, dies Paris, Das Paris nicht mehr war, der Abend sich niederliess, Kam ich, um Dich zu suchen nach dem langen, verlorenen Tag.

Immer fand ich Dich leicht. Immer zum Stundenschlag Standst Du an Deiner Ecke müde, gleichgültig und blass, Und Dein Auge war leer, leer von Liebe und Hass.

Wenn mein Herz dann laut auf wie in Entsetzen schlug,