Bunburry - Der heilige Sünder - Helena Marchmont - E-Book

Bunburry - Der heilige Sünder E-Book

Helena Marchmont

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Beschreibung

Folge 10: Harold Wilson, der örtliche Polizist im malerischen Cotswolds-Dorf Bunburry, kann Alfie McAlister nicht ausstehen. Alfie ist alles, was er nicht ist: gutaussehend, beliebt, vermögend - und deutlicher erfolgreicher, wenn es darum geht, Verbrecher zu fangen. Aber es gibt jemanden, den Wilson noch viel weniger mag - und das ist Reverend Philip Brown. Als der Pfarrer verdächtigt wird, einen Bauernhofladen überfallen und verwüstet zu haben, ist das Wasser auf die Mühlen des Polizisten. Denn der Reverend behauptet, sich nicht erinnern zu können, wo er an dem fraglichen Abend war. Alfie ist von Philips Unschuld überzeugt und fängt gemeinsam mit Liz und Marge an zu ermitteln. Doch damit beschwören sie die Geister der Vergangenheit herauf...

Über die Serie:

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

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Inhalt

CoverBunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelProlog1. Der Polizist und der Vikar2. Die Polizistin und der Vikar3. Das Abendessen4. Emma und König Midas5. Die Gegenüberstellung6. Wie ein Ei dem anderen7. Einer raus, einer rein8. Mills’ Hofladen9. Die Beichte im Pfarrhaus10. Jede Geschichte hat zwei Seiten11. Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden …12. Ein Besucher im Dorf13. Eine Fahrt aufs Land14. Das PfarrhausImpressum

Bunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die Serie

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

Über diese Folge

Harold Wilson, der örtliche Polizist im malerischen Cotswolds-Dorf Bunburry, kann Alfie McAlister nicht ausstehen. Alfie ist alles, was er nicht ist: gutaussehend, beliebt, vermögend – und deutlicher erfolgreicher, wenn es darum geht, Verbrecher zu fangen. Aber es gibt jemanden, den Wilson noch viel weniger mag – und das ist Reverend Philip Brown. Als der Pfarrer verdächtigt wird, einen Bauernhofladen überfallen und verwüstet zu haben, ist das Wasser auf die Mühlen des Polizisten. Denn der Reverend behauptet, sich nicht erinnern zu können, wo er an dem fraglichen Abend war. Alfie ist von Philips Unschuld überzeugt und fängt gemeinsam mit Liz und Marge an zu ermitteln. Doch damit beschwören sie die Geister der Vergangenheit herauf …

Die Protagonisten

Alfie McAlister entflieht der Londoner Hektik und tauscht sie gegen die Ruhe und Stille der Cotswolds ein. Leider ist die Idylle im Herzen Englands tödlicher als erwartet …

Margaret »Marge« Redwood und Clarissa »Liz« Hopkins leben schon ihr ganzes Leben lang in Bunburry. Sie sind bekannt für den besten Karamell der Cotswolds. Zwischen dem Afternoon Tea und dem abendlichen Gin sind sie kleineren Schnüffeleien nicht abgeneigt.

Emma Hollis liebt ihren Beruf als Polizistin. Was sie jedoch gar nicht liebt, sind die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Tante Liz.

Betty Thorndike ist eine Kämpferin. Vor allem kämpft sie für Tierrechte. Sie ist das einzige Mitglied von Bunburrys Grüner Partei.

Oscar de Linnet lebt in London. Er ist der beste Freund von Alfie und versucht ihn zurück in die Stadt zu locken. Schließlich »kann auf dem Land jeder gut sein. Dort gibt’s keine Versuchungen.«

Augusta Lytton ist Alfies Tante. Auch nach ihrem Tod ist sie immer für eine Überraschung gut …

Harold Wilson zieht ein (oder zwei) Pint seinem Job als Polizeichef vor.

BUNBURRY ist ein malerisches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch hinter der perfekten Fassade lauern finstere Geheimnisse …

Über die Autorin

Helena Marchmont ist das Pseudonym von Olga Wojtas. Die schottische Schriftstellerin hat 2015 den Scottish Book Trust New Writers Award gewonnen. Auf Englisch sind von ihr neben zahlreichen Kurzgeschichten bislang die Romane »Miss Blaine’s Prefect and the Golden Samovar« und »Miss Blaine’s Prefect and the Vampire Menace« erschienen.

HELENA MARCHMONT

Der heilige Sünder

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

 

»Der einzige Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Sünder ist, dass jeder Heilige eine Vergangenheit hat und jeder Sünder eine Zukunft.«

Oscar Wilde

Prolog

Der große, grauhaarige Mann kniete sich am Wegrand nieder und sortierte sorgfältig den Inhalt seines Rucksacks neu, um sicherzugehen, dass nichts beschädigt würde.

Er schaute zurück zum Hofladen. Die Frau, die ihn bedient hatte, war verschwunden, und es sah nicht aus, als würde sie gleich wiederkommen. Der untersetzte Mann mit dem roten Gesicht, der sie holen gekommen war, musste ihr Ehemann sein. Anscheinend handelte es sich um irgendeinen Notfall. Mit wehender Schürze war sie hinter ihm aus dem Laden geeilt und dann mit ihm in Richtung Farm gelaufen. Sie hatte noch nicht einmal die Tür hinter sich zugemacht, geschweige denn abgeschlossen.

Der Grauhaarige lächelte. Vielleicht war sie in ihrer Eile unachtsam gewesen. Doch wahrscheinlicher war, dass sie es für unnötig hielt, den Laden abzuschließen. Er hatte ihr angesehen, dass sie einem Fremden gegenüber nicht misstrauisch war, ganz gleich wie ungewöhnlich seine Erscheinung sein mochte. Zumindest hatte er darauf achtgegeben, die Tür zu schließen.

Er schnürte seinen Rucksack wieder zu und hievte ihn auf seine Schultern. Niemand war in der Nähe, und von hier aus waren die benachbarten Höfe nicht zu sehen, nur Felder und Hügel. Es war ein schöner, sonniger Tag mit einer leichten Brise, die verhinderte, dass es zu heiß wurde.

Als er sich auf den Weg nach Bunburry machte, begann er zu singen.

1. Der Polizist und der Vikar

Sergeant Harold Wilson genoss einen geselligen Abend mit seinen alten Freunden im Drunken Horse Inn. Als sein drittes Pint kam, erzählte er ihnen von seiner brillanten Aufklärung eines Justizirrtums.

Edith, die Mutter des Wirts, hörte zufällig mit, während sie einen Tisch in der Nähe abräumte.

»Schmückst du dich mal wieder mit fremden Federn, Harry?«, rief sie. »Den Fall hatte das Bunburry-Trio aufgeklärt, wie du sehr wohl weißt.«

»Die Frau ist senil«, raunte Wilson leise, sodass Edith es nicht verstand. »Die weiß ja kaum, welchen Tag wir haben. Das Bunburry-Trio – die könnten nicht mal das leichte Kreuzworträtsel im Bugle lösen. Ein idiotischer Name für einen Haufen Idioten – zwei alte Tratschtanten und ein eingebildeter Lackaffe aus London.«

»Alte Tratschtanten? Ich würde gerne hören, wie du das in Gegenwart von Liz und Marge sagst«, entgegnete Steve Turner.

»Würde er nicht wagen«, meinte Dan Bryan lachend. »Die hauen ihn vielleicht mit ihren Handtaschen.«

Sergeant Wilson, der bereits Dresche mit Marge Redwoods Handtasche bezogen hatte, schnaubte abfällig und widmete sich seinem Pint.

»Eines muss man dem Bunburry-Trio lassen«, sagte Gerry Metcalfe. »Sie haben hier in der Gegend ziemlich viele Verbrechen aufgeklärt.«

Empört drehte Wilson sich zu Gerry um. »Machst du Witze? Glaubst du etwa all die Falschmeldungen? Verbrechen werden durch gute, altmodische Polizeiarbeit aufgeklärt, nicht von drei Amateuren, die heillos überfordert sind.«

Gekränkt von der Abtrünnigkeit seiner sogenannten Freunde, kippte er den Rest seines Biers herunter und verkündete, er würde jetzt nach Hause gehen, obwohl es seine Runde war.

Am nächsten Morgen hatte er immer noch schlechte Laune, und die besserte sich in keiner Weise, als er in die Polizeiwache kam und feststellte, dass Constable Emma Hollis nicht da war. Dann fiel ihm ein, dass sie zu irgendeiner Fortbildung in der Zentrale war. Er müsste sich selbst seinen Kaffee machen.

»Fortbildung – was für ein Blödsinn«, murmelte er, als er den Wasserkocher einschaltete. »Man lernt bei der Arbeit.«

Dann entdeckte er, dass die Milch im Kühlschrank sauer war, er also seinen Kaffee schwarz trinken müsste, und seine Stimmung wurde noch mieser.

Es gab noch eine halb volle Packung Schokoladenkekse im Schrank. Wilson tunkte eines der Plätzchen in seinen Becher, um den Kaffee genießbarer zu machen. Es half ein wenig, weshalb er noch eins eintunkte, sich hinsetzte und den Sportteil der Zeitung las.

Plötzlich piepte der Computer.

Wilson konnte den Computer nicht ausstehen. Man drückte eine Taste, und im nächsten Moment war irgendwas Wichtiges verschwunden. Es war besser, dieses Ding Hollis zu überlassen. Auf die Weise konnte er, wenn etwas schiefging, ihr die Schuld geben. Doch jetzt blieb ihm keine Wahl. Er stemmte sich von seinem Stuhl hoch und schlurfte hinüber zu Hollis’ Schreibtisch.

Die Nachricht kam aus der Zentrale. Sie begann mit einer Zeichnung – keiner von diesen elektronischen Darstellungen, die selten einer echten Person ähnelten, sondern einer sehr gut erkennbaren Skizze.

»Gott sei Dank«, raunte Wilson und lachte raspelnd über seine eigenen Worte.

Es gab einen Mann in Bunburry, den er noch mehr hasste als Alfie McAlister. Und das war Reverend Philip Brown. Wilson würde ihm nie verzeihen, was er getan hatte.

»Hab dich«, sagte er zum Computermonitor.

Bunburrys Vikar hatte einen erbärmlichen Versuch unternommen, sich zu maskieren, aber er war es ohne Frage – das hagere Gesicht, die tief liegenden Augen, das scheinheilige Lächeln. Wilson überflog die Information unter der Zeichnung. Ein gemeines, abscheuliches Verbrechen. Der Vikar würde umgehend aus Bunburry vertrieben – ein Gedanke, der den Sergeant förmlich entzückte.

Grinsend zog er seine Jacke an und knöpfte sie über seinem dicken Bauch zu, bevor er raus zum Wagen ging und zum Pfarrhaus fuhr.

Die Eingangstür des zweistöckigen viktorianischen Gebäudes war geschlossen. Sergeant Wilson drückte auf die Klingel und hämmerte danach mit dem Klopfer gegen die Tür.

Von fern hörte er eine Stimme rufen: »Ja, ja, ich komme ja schon!«

Kurz darauf öffnete sich die Tür, und vor ihm stand der Vikar mit seinem üblichen dunklen Anzug und dem Priesterkragen. Diese Kleidungsstücke hatte er nicht getragen, als er die Straftat beging.

Sein leicht besorgter Gesichtsausdruck veränderte sich beim Anblick des Sergeants. Schuld? Angst?

»Du meine Güte«, sagte er matt.

»Haben Sie mich nicht erwartet, Sir?«, fragte Wilson. »Ich habe gedacht, das würden Sie.«

»Nein – nein, das habe ich nicht. Was ist passiert, Sergeant?«

»Ich habe eigentlich gehofft, dass Sie mir das sagen würden, Sir.« Sergeant Wilson amüsierte sich prächtig. »Ich frage mich, ob Sie mit mir zur Wache kommen könnten, damit wir uns ein wenig unterhalten.«

»Jetzt?« Der Vikar zögerte. »Bedaure, Sergeant, aber ich habe heute Vormittag recht viel zu tun. Ich könnte nachmittags kurz vorbeischauen, falls Ihnen damit geholfen ist.«

Sergeant Wilson drückte seine Brust heraus und grinste verkniffen. »Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, Sir. Das ist keine Einladung. Ich möchte, dass Sie einige Fragen im Zusammenhang mit einem Vorfall gestern beantworten.«

»Einem Vorfall?« Der Vikar runzelte die Stirn. »Ich habe von keinem Vorfall gehört. Deshalb denke ich wirklich nicht, dass ich …«

Sein Blick wanderte von Sergeant Wilson zu etwas anderem, das seine Aufmerksamkeit erregte. Wilson drehte sich halb um. Dorothy von der Post kam den Weg entlang. Der Tag wurde immer besser.

»Du lieber Himmel, Sergeant Wilson!«, sagte sie, als sie näher kam. »Was ist denn hier los?«

»Ich weiß nicht ganz …«, begann der Vikar, wurde jedoch gleich von Wilson unterbrochen.

»Mr Brown ist bei unseren Ermittlungen zu einem Vorfall in Mills’ Hofladen behilflich«, erklärte der Sergeant in einem höchst offiziellen Ton. Er packte den Vikar beim Arm und fing an, ihn auf den Weg zu ziehen. »Kommen Sie jetzt, Sir. Der Wagen steht an der Pforte.«

Der Vikar stolperte ein wenig, als er den Pfad entlanggezerrt wurde, sträubte sich aber nicht.

»Ich werfe Ihre Post durch den Briefschlitz, Reverend!«, rief Dorothy ihm aufgeregt nach.

Wilson konnte sein Glück kaum fassen. Dorothy war eine nie versiegende Nachrichtenquelle im Dorf, und bald würden alle wissen, dass der ach so heilige Philip Brown wegen Diebstahl und Vandalismus vernommen wurde.

»Haben Sie Mills’ Hofladen gesagt?«, fragte der Vikar von der Rückbank, als sie losfuhren. »Ich …«

»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, reden Sie jetzt bitte nicht mehr. Sie sollten warten, bis wir auf der Wache sind, wo alles aufgenommen werden kann. So vermeiden wir Missverständnisse.«

Es wurde nichts mehr gesagt, bis sie im Verhörraum waren. Nachdem Sergeant Wilson das Aufnahmegerät eingeschaltet hatte, nannte er das Datum, die Uhrzeit nach seiner Armbanduhr, seinen Rang und Namen und ergänzte sicherheitshalber: »Police Constable Emma Hollis ist derzeit nicht verfügbar.«

Der Vikar wurde um seinen vollen Namen und sein Geburtsdatum gebeten und gab beides mit leicht zitternder Stimme an. »Ich verstehe dies hier nicht. Was ist passiert? Stehe ich unter irgendeinem Verdacht?«

»Beschränken Sie sich bitte darauf, die Fragen zu beantworten, anstatt selbst welche zu stellen, Sir. Wo waren Sie gestern zwischen elf Uhr vormittags und mittags?«

Der Vikar änderte abrupt seine Sitzposition auf dem Plastikstuhl. »Gestern?« Er überlegte. »Da muss ich nachdenken.«

»Kommen Sie schon, Sir. Gestern ist nicht lange her. Das ist keine schwierige Frage.«

»Ich war … Da müsste ich im Pfarrhaus gewesen sein.«

Sergeant Wilson entging nicht, dass er die Zeitform wechselte.

»Müssten Sie, Sir? Und müsste noch jemand anders dort gewesen sein?«

Der Vikar zögerte. »An dem Tag trifft sich immer der Strickzirkel der Damen.«

»Tatsächlich? Das ist sehr hilfreich«, sagte Sergeant Wilson und zog das Telefon zu sich. »Wenn Sie mir den Namen einer der Damen nennen, kann sie mir Ihre Anwesenheit im Pfarrhaus bestätigen.«

Wieder rutschte der Vikar auf seinem Sitz herum. »Sie treffen sich in einem der Gemeinderäume unten. Mein Arbeitszimmer ist oben.«

Wilson nahm den Hörer auf. »Geben Sie mir trotzdem einen Namen, Sir. Eine Überprüfung ist es wert. Sie könnten gehört haben, wie Sie umhergegangen sind, als Sie an Ihrer Predigt gearbeitet haben.«

»Ich … ich könnte nicht im Haus gewesen sein, während sie dort waren.«

»Sie könnten nicht im Haus gewesen sein«, wiederholte Wilson langsam. »Ihr Gedächtnis scheint mir besorgniserregend schlecht, wenn die Bemerkung erlaubt ist. Vielleicht sollten Sie mal einen Termin bei Dr. Anderson machen.«

Der Vikar setzte sich sehr aufrecht hin und sah den Sergeant nicht an, als er eingestand: »Ich war nicht im Haus.«

»Und wo waren Sie?«

»Nur … nirgendwo im Besonderen.«

»Das geht sicher genauer, Vikar«, sagte Sergeant Wilson, der einen schrofferen Ton anschlug. »Wo waren Sie?«

»Ich bin bloß herumgefahren.« Der Vikar schluckte. »Könnte ich vielleicht ein Glas Wasser bekommen?«

»Später. Ich möchte Ihren Gedankengang nicht stören. Also, wohin sind Sie gefahren?«

Der Vikar biss sich auf die Unterlippe und schwieg.

Wilson schlug mit der flachen Hand auf den Tisch zwischen Ihnen. »Warum waren Sie bei Mills’ Hofladen?«

Der Vikar zuckte auf seinem Stuhl zurück. »Ich war nicht mal in der Nähe von Mills’ Hofladen. Das kann ich Ihnen versichern.«

»Ich muss schon sagen, dass ich es komisch finde, wie genau Sie wissen, wo Sie nicht waren, wenn Sie anscheinend keine Ahnung haben, wo Sie waren. Wären Sie ein ganz gewöhnlicher Mitbürger, könnte ich glauben, dass Sie mich belügen. Aber da Sie ein Mann der Kirche sind, kann das offensichtlich nicht sein. Ich frage Sie noch einmal: Wo waren Sie?«

Die Miene des Vikars war ihm aus jahrelangem Umgang mit Bösewichten vertraut: reine Widerspenstigkeit.

Er sagte laut die aktuelle Uhrzeit und schaltete das Aufnahmegerät aus.

»Dann kann ich jetzt gehen?«, fragte der Vikar.

Sergeant Wilson schüttelte den Kopf. »Ein wenig Bedenkzeit in der Zelle hilft Ihrem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge. Und keine Sorge, ich bringe Ihnen das Glas Wasser, um das Sie gebeten haben.«

2. Die Polizistin und der Vikar

Constable Emma Hollis holte tief Luft und wappnete sich für Sergeant Wilson. Er war immer schlecht gelaunt, wenn sie weg gewesen war, und behauptete, vor lauter Arbeit nicht zum Luftholen gekommen zu sein, obwohl sie noch nie irgendeinen Hinweis auf besagte Arbeit gesehen hatte.

Sie öffnete die Tür zum Büro. Der Sergeant saß auf seinem Platz, die Füße auf dem Schreibtisch, einen Becher Kaffee neben sich und die Zeitung vor der Nase.

Er drehte sich um, und Emma entsann sich nicht, wann sie jemals einen solchen Ausdruck bei ihm wahrgenommen hatte. Er strahlte regelrecht.

Anstelle der erwarteten Vorwürfe hörte sie ihn verkünden: »Wir haben einen Gast, Hollis. Machen Sie für ihn ein heißes Getränk, und bringen Sie mir noch einen Kaffee, wenn Sie schon dabei sind. Aber vorher müssen Sie rausgehen und Milch besorgen. Und neue Kekse.«

Emma war so verblüfft, dass ihr als Antwort nur einfiel: »Da ist noch eine halb volle Packung Schokoladenkekse im Schrank.«

»Jetzt nicht mehr«, konterte Wilson. »Gehen Sie schon. Er wird dringend einen Tee wollen.«

Als sie zuletzt auf der Wache gewesen war, hatte ihr Vorgesetzter keinen Besuch erwähnt.

»Wo ist er?«, fragte sie. »Im Verhörraum?«

Sergeant Wilson grinste noch breiter. »In der Zelle.«

»Wer?«, fragte Emma. Ihr Mund wurde trocken, denn sie fürchtete, dass es sich um Alfie handelte.

Der Sarge zeigte zum Computer. »Da«, sagte er triumphierend. »Sehen Sie selbst.«

Emma starrte auf den Bildschirm. »Der Vikar?«, rief sie erstaunt. »Warum hat er eine Perücke auf?«

»Weiß der Himmel«, erwiderte der Sergeant und lachte dröhnend. »Vielleicht findet er, dass sie besser zu seiner Verkleidung passt. Oder er trägt sie schon mal ein für seine Zeit am Pranger?«

Emma verdrehte die Augen, wobei ihr egal war, ob der Sarge es mitbekam. Er hing noch im Mittelalter fest.

»Ich glaube nicht, dass wir jemanden verhaften dürfen, weil er eine Perücke trägt«, sagte sie schneidend.

»Er hat viel mehr als das getan. Hat den Hofladen der Mills verwüstet und ist mit einem Haufen Schnaps und Bargeld auf und davon.«

»Der Vikar?« Das war unglaublich. Sie scrollte zu dem Text unter dem Bild. Philip galt als verdächtig – aber nur, weil er in dem Laden gewesen war.

»Und was für Beweise gibt es, die seine Verhaftung rechtfertigen?«, fragte sie.

»Ich habe ihn ja nicht direkt verhaftet«, murmelte Wilson.

»Der Vikar ist nicht verhaftet? Was macht er dann in einer Zelle?«

»Er soll nur ein wenig Bedenkzeit haben.« Wilson zuckte mit den Schultern. »Na gut, dann gehen Sie eben und bügeln alles wieder glatt.«

Emma war es gewohnt, eine Menge Zeit damit zu verbringen, die Patzer des Sarge auszubügeln. Hauptsächlich tat sie es, weil sie die Polizeihierarchie akzeptierte, aber ein wenig auch aus Mitleid. Er trank zu viel, hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich, und seine Vorgesetzten ließen ihn auf seinem Posten in Bunburry versauern. Jeder Tag musste ihn daran erinnern, dass er niemals die glänzende Karriere machen würde, die er sich gewünscht hatte. Wobei es eine Sache war, dass Emma seine Arbeit erledigte, während er verkatert im Bett lag. Aber das hier war etwas völlig anderes.

»Sarge, er könnte uns verklagen«, sagte sie.

Der Sergeant wurde kreidebleich: Offensichtlich begriff er, dass sie eigentlich meinte, der Vikar könnte ihn verklagen.

»Jetzt machen Sie schon, Hollis. Holen Sie ihn raus, und stellen Sie die Sache richtig.« Beinahe klang er flehend. »Ich kann nicht mit ihm reden. Nicht, nachdem … Sie wissen schon. Damals haben Sie die Geschichte in Ordnung gebracht. Ihnen ist es gelungen, ihn zu bezirzen. Und das machen Sie eben wieder.«

Stumm sah Emma ihn an. Natürlich wusste sie, welche Geschichte er meinte. Aber was glaubte der Sarge, was damals passiert war? Dachte er ernsthaft, sie hätte den Vikar bezirzt? Dann hatte er alles komplett missverstanden. Und war das ihre Schuld? Jedenfalls würde es nur noch schlimmer, sollte sie es ihm jetzt erklären.

»Ich sehe mal, was ich tun kann.« Sie nahm die Schlüssel zum Zellentrakt an sich.

Bevor sie die Tür aufschloss, hinter der sich Reverend Brown befand, blickte sie durch den Spion. Der Vikar saß auf der Bank neben der blauen Plastikmatratze, die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt. Emma konnte nicht erkennen, ob er betete oder sich der Verzweiflung hingab. Aber vielleicht gab es da auch keinen großen Unterschied.

Sie schloss auf, und er blickte zu ihr hoch. Sein typisches Lächeln fehlte.

»Emma?«, fragte er unsicher.

Sie war in Uniform und hätte ihn daran erinnern sollen, dass sie im Dienst mit »Constable Hollis« angesprochen wurde, verzichtete aber darauf.

»Reverend Brown, ich fürchte, es liegt ein Irrtum vor. Sie sollten nicht hier sein. Ich fahre Sie nach Hause. Und natürlich steht es Ihnen frei, eine offizielle Beschwerde einzureichen. Ich kann Ihnen sagen, wie Sie dabei vorgehen müssen.«

»Das ist nicht nötig«, sagte er erschöpft. »Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich fahren könnten.«

»Einen Moment, ich hole nur die Autoschlüssel.«

Emma kehrte ins Büro zurück, wo Wilson auf und ab lief wie ein gefangenes Tier.

»Und?«, fragte er barsch.

Sie wusste, was er wissen wollte, antwortete jedoch nur: »Ich fahre Reverend Brown zurück zum Pfarrhaus. Kann ich die Autoschlüssel haben?«

Er drehte sich zum Schlüsselbrett an der Wand, sah, dass der Haken leer war, und begann, seine Taschen zu durchsuchen. Schließlich fand er die Schlüssel, und als er sie Emma reichte, bemerkte sie, dass seine Hand zitterte.