Bunburry - Oldtimer sterben jung - Helena Marchmont - E-Book

Bunburry - Oldtimer sterben jung E-Book

Helena Marchmont

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Beschreibung

Folge 2: Das Glück liegt nicht immer auf der Straße ...

Schon nach kurzer Zeit hat Alfie McAlister in Bunburry eine ganze Reihe netter Leute kennengelernt. Doch damit ist jetzt Schluss: Bei einer unfreiwilligen Spritztour muss der arme Alfie feststellen, dass es eine sehr schlechte Idee ist, es sich mit der örtlichen Polizei in Gestalt von Sergeant Wilson zu verderben. Besonders, da er sich kurz darauf an einem Tatort wiederfindet und der Sergeant überzeugt ist, dass nur Alfie der Mörder sein kann! Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit: Alfie muss den wahren Mörder selbst aufspüren - und dafür seine schlimmste Angst überwinden ...

Über die Serie:

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Seitenzahl: 143

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Inhalt

CoverInhaltBunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressum1. Die Bushaltestelle2. Marge und Liz3. Gussies Garage4. Auftritt Mike5. Eine Verhaftung6. Der rätselhafte Fremde7. Mikes Mutter8. Lord Teflon9. Zurück im Pub10. Die VerfolgungsjagdEpilogIn der nächsten Folge

Bunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die Serie

Ein sympathischer Großstadt-Dandy trifft auf zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben – und gemeinsam lösen sie jeden Fall im malerischen Dorf Bunburry. Hier duftet es verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds, der Pub ist bekannt für sein leckeres Ale und das Verbrechen lauert direkt hinter dem nächsten Cottage. Denn auch hier in der schönsten Idylle gibt es Leidenschaft, Eifersucht, Hass und Mord – garniert mit einer guten Portion Humor.

Über diese Folge

Das Glück liegt nicht immer auf der Straße … Schon nach kurzer Zeit hat Alfie McAlister in Bunburry eine ganze Reihe netter Leute kennengelernt. Doch damit ist jetzt Schluss: Bei einer unfreiwilligen Spritztour muss der arme Alfie feststellen, dass es eine sehr schlechte Idee ist, es sich mit der örtlichen Polizei in Gestalt von Sergeant Wilson zu verderben. Besonders, da er sich kurz darauf an einem Tatort wiederfindet und der Sergeant überzeugt ist, dass nur Alfie der Mörder sein kann! Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit: Alfie muss den wahren Mörder selbst aufspüren – und dafür seine schlimmste Angst überwinden …

Die Protagonisten

Alfie McAlister entflieht der Londoner Hektik und tauscht sie gegen die Ruhe und Stille der Cotswolds ein. Leider ist die Idylle im Herzen Englands tödlicher als erwartet …

Margaret »Marge« Redwood und Clarissa »Liz« Hopkins leben schon ihr ganzes Leben lang in Bunburry. Sie sind bekannt für den besten Karamell der Cotswolds. Zwischen dem Afternoon Tea und dem abendlichen Gin sind sie kleineren Schnüffeleien nicht abgeneigt.

Emma Hollis liebt ihren Beruf als Polizistin. Was sie jedoch gar nicht liebt, sind die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Tante Liz.

Betty Thorndike ist eine Kämpferin. Vor allem kämpft sie für Tierrechte. Sie ist das einzige Mitglied von Bunburrys Grüner Partei.

Oscar de Linnet lebt in London. Er ist der beste Freund von Alfie und versucht ihn zurück in die Stadt zu locken. Schließlich »kann auf dem Land jeder gut sein. Dort gibt’s keine Versuchungen.«

Augusta Lytton ist Alfies Tante. Auch nach ihrem Tod ist sie immer für eine Überraschung gut …

Harold Wilson zieht ein (oder zwei) Pint seinem Job als Polizeichef vor.

BUNBURRY ist ein malerisches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch hinter der perfekten Fassade lauern finstere Geheimnisse …

Über die Autorin

Helena Marchmont ist das Pseudonym von Olga Wojtas. Die schottische Schriftstellerin hat 2015 den Scottish Book Trust New Writers Award gewonnen und bereits über 30 Kurzgeschichten veröffentlicht. Gerade ist auf Englisch ihr erster Roman »Miss Blaine’s Prefect and the Golden Samovar« erschienen.

HELENA MARCHMONT

Oldtimer sterben jung

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

 

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln]

Titel der britischen Originalausgabe: A Murderous Ride

 

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Idee und Serienkonzept: Rebecca Schaarschmidt & Kathrin Kummer

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven

© shutterstock: Protasov AN | Canicula | Sk_Advance studio | ivangal | Ola-la und © iStockphoto: kievith | kbwills

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-6326-5

 

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Die Bushaltestelle

Alfie war sich sicher, dass die Haltestelle gegen die Baubestimmungen für den öffentlichen Personennahverkehr verstieß. Sie hatte ein Dach, das schon, war jedoch nach drei Seiten hin offen, was bedeutete, dass sie keinerlei Schutz gegen den Regen bot, der ihm waagerecht ins Gesicht peitschte.

Keine Spur von irgendeinem Bus, obgleich der ausgeblichene Fahrplan besagte, dass er schon vor fünfzehn Minuten hätte kommen sollen. Und Alfie wartete seit mindestens fünfundzwanzig Minuten.

Wie alle Londoner beklagte er sich bitterlich über die öffentlichen Verkehrsmittel in der Hauptstadt: stundenlang kein Bus, ehe drei gleichzeitig kamen, verspätete U-Bahnen und ausgefallene Züge. Doch nun, da er auf dem Land lebte, wurde ihm klar, dass der Bahn- und Busbetrieb in London ein Wunder an Effizienz darstellte. Hier in Bunburry schossen die Schnellzüge in Höchstgeschwindigkeit durch, während den Einheimischen uralte, unberechenbare Busse und Bahnen zugemutet wurden. Zudem hatte man die Landbusstrecke anscheinend eigens so gelegt, dass es für alle, die sich für eine solche Art der Beförderung entschieden, möglichst unbequem war. Die Haltestelle am Postamt in der High Street hatte man inzwischen stillgelegt: Die Busse fuhren jetzt nicht mehr mitten durch das Dorf, sondern hielten nur noch an dieser abgelegenen Haltestelle am Ortsrand, eine gute halbe Meile vom Windermere Cottage entfernt.

Alfie begann bereits, seinen spontanen Entschluss zu bereuen, sich die Umgebung anzusehen, als er in der Ferne einen Bus erblickte. Er trat vor, denn er stellte sich darauf ein, dem Fahrer zuwinken zu müssen. Auf keinen Fall wollte er riskieren, übersehen zu werden.

Plötzlich raste ein Wagen auf der Gegenfahrbahn der schmalen Straße an dem Bus vorbei. Er hielt dabei direkt auf ein zweites Auto zu, das in die andere Richtung fuhr und dessen Fahrer scharf bremste und hupte. Im letzten Moment scherte der überholende Wagen wieder auf seine Spur und brauste geradewegs durch eine große Pfütze, wobei er Alfie von oben bis unten mit Schmutzwasser besprühte.

»Hornochse!«, brüllte der andere Fahrer aus seinem halb offenen Fenster, doch da der Raser längst weg war, schien der Schrei an Alfie gerichtet zu sein.

Als ein paar Momente später der Bus vorfuhr, stand Alfie in dem Wartehäuschen und stützte sich mit einer Hand an der Glasscheibe ab. Er winkte mit der anderen Hand und hoffte, der Fahrer würde begreifen, dass er seinen geplanten Trip mit dem Bus aufgegeben hatte, da er jetzt vollkommen durchnässt war. Tatsächlich hatte seine neue gewachste Jacke das Schlimmste abgehalten; doch Alfie zitterte unkontrolliert, und in seinem Kopf war nichts als der Lärm von kreischenden Bremsen und reißendem Blech. Er hatte geglaubt, sich davon befreien zu können, indem er aus London floh.

Dass er unerwartet Tante Augustas Cottage geerbt hatte, hatte ihm ermöglicht, jenes Zuhause zu verlassen, das keines mehr war. Doch es gab kein Entrinnen. Auch hier wachte er mitten in der Nacht auf und glaubte, Vivian läge neben ihm im Bett. Bis ihn die Erkenntnis einholte, so brutal und schmerzhaft wie im ersten Moment.

»Es dauert«, hatte Oscar gesagt, »aber nach und nach wird es besser.«

Wurde es nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es das jemals würde. Und er war nicht mal sicher, ob er es sich wünschte. Denn das würde bedeuten, dass Vivian fortan nicht mehr bloß in seinem Leben fehlte, sondern auch in seinem Herzen.

Er sank auf die Metallplanke, die als Sitzbank in dem Bushäuschen herhalten musste. Bunburry hatte ihm eine unerwartete Ablenkung beschert, als er sich kurz nach seiner Ankunft auf der Spur eines Mörders wiederfand. Allerdings war das inzwischen drei Monate her, und jetzt folgte ein dunkler, eintöniger Wintertag dem anderen.

Ein Kleinwagen fuhr an der Bushaltestelle vor, langsam genug, um Alfie kein zweites Mal zu durchnässen, aber doch so schnell, dass er erschrak. Das Seitenfenster auf der Fahrerseite glitt nach unten.

»Alfie! Hast du den Bus verpasst?«

Eine weißhaarige alte Dame beäugte ihn durch sehr große Brillengläser.

Er brachte ein reumütiges Lächeln zustande. »Guten Morgen, Marge! Ja, ich denke, das habe ich wohl.«

»Wo willst du hin? Ich nehme dich mit.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich habe entschieden, dass es kein Wetter für einen Ausflug ist.«

Marge schnaubte verächtlich. »Verweichlichter Londoner. In deinem Alter hätte ich drauf gepfiffen und wäre zwanzig Meilen durch das hier gewandert.«

»Tja, ich pfeife auch drauf«, entgegnete Alfie. »Ich gehe wieder nach Hause und setze mich vor den Kamin.«

»Das ist fast eine Meile. Ich glaube nicht, dass du so einen langen Marsch schaffst. Hüpf rein, ich fahre dich zurück.«

»Danke, aber ehrlich, mir geht es gut. Ich möchte dir keine Umstände machen.«

»Ich habe es nicht eilig. Komm schon!«

»Mich hat ein vorbeifahrender Wagen nass gespritzt. Ich will dir deine Polster nicht einsauen.«

»Alfie, das hier ist keine schicke Limousine. Der Wagen hat schon weit Schlimmeres gesehen. Jetzt hör auf, dich zu sträuben, und steig ein.«

Alfie tat, wie ihm geheißen, und schnallte sich an. Seine Beine waren eingeklemmt, und die Knie drückten gegen das Armaturenbrett. Vorne war es nur unwesentlich bequemer als auf der Rückbank. Für die zierliche Marge war dieses kleine Auto prima, auch für Liz, wenn sie mit ihr fuhr. Doch es war definitiv kein Gefährt für einen Mann wie ihn mit einer Größe von einem Meter fünfundachtzig.

»Also, wo wolltest du hin?«, fragte Marge, während sie zurück ins Dorf fuhren.

»Wo auch immer der Bus mich hinbringen würde. Es sollte eine Überraschungsfahrt sein.«

»An Cheltenham ist nichts überraschend. Und es ist nichts gegen Bunburry.«

»Aber ich habe gehört, dass man in den Wohlfahrtsläden dort einige sehr verwegene Bücher ergattern kann.«

Marge grinste. »Gussie und ihre Bücher! Ja, ich hätte nicht gewagt, sie hier im Ort als Spende abzugeben – der Vikar hätte einen Herzkasper bekommen. Ach, Alfie, Liz und mir fehlt Gussie jeden Tag. Es tut gut, dich hier zu haben. Du bist unsere Verbindung zu ihr.«

Er war keine Verbindung zu irgendwem. Man hatte ihn im Dorf freundlich aufgenommen, weil so viele Leute Tante Augusta sehr gemocht zu haben schienen; auf seine Kindheit indes hatte sie so wenig Einfluss gehabt, dass er sich nicht mal genau erinnerte, wie sie ausgesehen hatte.

Er und seine Mutter waren nach dem Tod der Großeltern nie wieder in Bunburry gewesen, und als Kind hatte er schlicht akzeptiert, dass es so war. Erst jetzt, dreißig Jahre später, fragte er sich, warum seine Tante kein Teil seines Lebens gewesen war. Und bedachte man, dass es nie Kontakt zwischen ihnen gegeben hatte, wunderte es ihn bis heute, dass sie ihm ihr Cottage vermacht hatte.

Er konnte nicht einmal Liz und Marge danach fragen. Sie schienen anzunehmen, dass Tante Augusta eine enge Beziehung zu ihm gehabt hatte, und er wollte ihnen nicht ihre Illusion von der glücklichen Familie rauben.

»Du bist sehr still, Alfie«, bemerkte Marge.

»Ich taue noch auf«, sagte er. »Auf dem Land ist es richtig kalt. Ihr braucht mehr Gebäude.«

Sie hielt vor Tante Augustas niedrigem, lang gestrecktem Cottage und gab ihm mit ihren behandschuhten Fingern einen leichten Klaps auf den Arm. »Wenn du weiter so redest, schicken wir dich von hier weg.«

»In eine warme, sonnige Gegend, hoffe ich.«

»Warte, bis der Frühling da ist. Gussie sagte immer, dass Bunburry im Frühling der schönste Ort auf der Welt ist.«

»Und wenn Tante Augusta das gesagt hat, muss es stimmen.« Er versuchte, so zu klingen, als wären ihm unzählige Aussprüche von Tante Augusta geläufig. »Danke fürs Fahren!«

Marge betrachtete ihn prüfend. »Du siehst nicht gut aus«, sagte sie. »Hoffentlich brütest du nichts aus.«

Er rang sich ein Lächeln ab. »Ehrlich, es geht mir gut. Mir ist nur ein bisschen kalt.«

»Sieh dich doch an – nur Haut und Knochen! Du isst nicht anständig. Komm heute Abend zum Essen zu uns.«

»Sehr gerne, danke!« Er beugte sich zu ihr rüber, küsste sie auf die Wange, stieg aus und winkte ihr nach, als sie wegfuhr.

Im Cottage lehnte er sich an die Haustür und atmete langsam aus. Er wollte nicht wieder nach draußen, aber wenn er hier im Haus einfach nur herumsitzen würde, riskierte er, den Schockmoment mit dem Raser neu zu durchleben.

Oscar. Genau die Zerstreuung, die er brauchte. Er würde Oscar anrufen.

Alfie ging ins Schlafzimmer, setzte sich auf die Bettkante und wählte Oscars Nummer auf Tante Augustas altmodischem Telefon. Oscar hatte kein Problem damit, per Handy Textnachrichten zu verschicken, doch eine seiner zahlreichen Marotten war, dass er sich weigerte, mit selbigem zu telefonieren. Und neuerdings hatte Alfie sich angewöhnt, ihn gleichfalls vom Festnetz aus anzurufen, nicht von seinem Handy.

Es klingelte, und Alfie wappnete sich für Oscars allerjüngsten Spleen: sich zur Abschreckung von Werbeanrufen als Butler auszugeben.

Prompt erklang die krächzende Altmännerstimme: »Bei de Linnet. Lane, der Butler, am Apparat. Sie wünschen?«

»Lane, würden Sie dem jungen Herrn ausrichten, dass Alfie McAlister ihn zu sprechen wünscht?«

»Alfie McAlister«, wiederholte der unechte Butler. »Ich glaube, ich hörte den jungen Herrn schon einmal diesen Namen erwähnen. Ich werde mich bemühen, ihn an Ihre Existenz zu erinnern, Sir.«

Es wurde erst lauter, dann allmählich immer leiser auf die Muschel getippt, was offenbar Schritte imitieren sollte.

»Alfie McAlister«, sagte Oscar in seiner eigenen Stimme. »Alfie McAlister … Bist du der Bursche, der auf eine Expedition in die Cotswolds zog und danach nie wieder gesehen wurde?«

»Ich denke, du wirst dich noch erinnern können, dass wir erst am letzten Dienstag miteinander gesprochen haben.«

»Aber ich habe dich nicht gesehen.«

»Und wessen Schuld ist das? Ich habe dich oft genug hierher eingeladen. Die Zimmer im Drunken Horse sind hervorragend.«

»Oh, bitte! Ich hoffe, dass ich niemals so tief sinken werde, in einem Etablissement zu nächtigen, welches Alkoholismus bei Huftieren feiert.«

»Pech für dich«, erwiderte Alfie. »Also, wie ist das Leben in der alten Heimat?«

»Ein endloser Rausch der Vergnügungen. Die Eröffnung einer neuen Galerie – du würdest nie glauben, was man mit Pappmaschee und Pfeifenreinigern alles anstellen kann – und dann eine Premiere im National Theatre, die Standing Ovations erntete. Wahrscheinlich, weil die Sitze so unbequem sind. Und gestern Abend führte ich Kathrin und Rebecca zum Dinner im Ivy aus, wo wir mehrere Flaschen der Witwe Clicquot leerten.«

Alfie wusste, dass er neidisch oder wehmütig sein sollte, empfand jedoch nur Erleichterung. Ihm kam es gleichermaßen anstrengend wie leer vor. Man würde von ihm erwarten, gesellig und unterhaltsam zu sein. Hier in Bunburry hingegen übte man eine altmodische Rücksicht gegenüber Trauernden … und jeder dachte schließlich, dass er um Tante Augusta trauern würde.

»Und dein Anruf kommt sehr passend«, fuhr Oscar fort. »Ich habe gestern nach deiner Wohnung gesehen, und es fehlt etwas.«

Für einen Moment war Alfie in Sorge. »Was fehlt denn?«

»Du, du Tölpel. Der Portier hat sich mit Tränen in den Augen nach dir erkundigt. Deine Nachbarn verfassen eine Petition, um deine Rückkehr zu fordern. Also, wann kommst du nach Hause?«

Ohne Vivian würde die Londoner Wohnung nie wieder sein Zuhause sein. Und in Tante Augustas eigenwillig gestaltetem Cottage fühlte er sich wie ein Besucher. Ihm gefiel das heitere Schlafzimmer, und die grellbunte Küche konnte er gut aushalten, während er das Avocado-grüne Bad verabscheute, das Gästezimmer im Siebzigerjahre-Stil hasste und sich immer noch vor der psychedelischen Tapete im Wohnzimmer gruselte. Sollte er bleiben, müsste das Haus umfassend renoviert werden, doch ihm fehlte die nötige Energie dazu. Außerdem blieb Windermere Cottage vielleicht auch schlicht ein vorübergehender Stützpunkt.

»Hier hält mich viel zu viel beschäftigt«, sagte er. »Ich gehe zum Abendessen zu Liz und Marge.«

Oscar seufzte theatralisch. »Nun, das dürfte gewiss das Ivy weit in den Schatten stellen. Welche epikureischen Genüsse warten dort? Pochierte Eier auf Toast nach einem kleinen süßen Sherry?«

»Lass dir gesagt sein, dass die Damen exzellent kochen. Ich hatte neulich einen Wildauflauf, der einen Michelin-Stern verdient hätte. Und was den Apple Crumble mit Äpfeln aus ihrem eigenen Garten betrifft, wärst selbst du beeindruckt gewesen.«

Dann kam ihm der Gedanke, den Zwischenfall mit dem Wagen zu neutralisieren, indem er daraus eine amüsante Anekdote für Oscar machte. »Möchtest du hören, wie mein heutiger Tag bisher war? Beim Aufwachen stellte ich fest, dass es in Strömen regnete.«

»Unterhaltungen über das Wetter sind die letzte Zuflucht der Fantasielosen«, konterte Oscar. Alfie erkannte, dass es sich um eines von Oscar Wildes Bonmots handeln musste – Oscar zitierte seinen Namensvetter so oft, dass Alfie sich bisweilen fragte, ob er sich für eine Reinkarnation seines Helden hielt.

»Hab Geduld. Es wird noch aufregender. Ich beschloss zu ergründen, wo der Bus hinfährt, der mir vor einiger Zeit hier in der Gegend aufgefallen war. Doch zunächst musste ich erst einmal die Haltestelle finden – sie richten sie ungern an allzu offensichtlichen Plätzen ein, wo sie Fahrgäste anlocken könnten. Als ich sie schließlich entdeckt hatte, verbrachte ich eine halbe Stunde damit, bis auf die Haut nass zu werden, und als ich eben dachte, nässer könnte ich nicht mehr werden, schoss ein irrer Raser vor mir durch eine große Pfütze und verwandelte mich in menschliches Löschpapier.«

Er wartete, dass Oscar noch ein Wilde-Zitat einwarf, aber es herrschte Stille.

Nach einer Weile schlussfolgerte Oscar: »Also fährst du nicht.«

Schroffer als beabsichtigt antwortete Alfie: »Natürlich fahre ich nicht. Ich habe kein Auto.«

»Ich bin sicher, dass man sogar in der Pampa irgendwo ein Auto mieten kann.«

»Gewiss kann man das«, sagte Alfie. »Doch ich habe meinen Führerschein nicht dabei und keine Ahnung, wo in der Wohnung ich ihn gelassen habe. Also bin ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Mir ist klar, dass die Entbehrungen, die mit einem Leben ohne eigenes Auto einhergehen, unvorstellbar für dich sind.«

»Alfie, je länger du es aufschiebst, desto schlimmer wird es.«

»Ich schiebe nichts auf. Ich habe nur noch keine Zeit gehabt.«

»Du hattest mehr als genug.«

»Meinst du?«