Bunburry - Schlechter Geschmack ist tödlich - Helena Marchmont - E-Book

Bunburry - Schlechter Geschmack ist tödlich E-Book

Helena Marchmont

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Folge 3: Der Weg allen Fleisches ...

Alfie genießt seinen sonntäglichen Lunch mit Liz und Marge im "Drunken Horse" - bis die aufgebrachte Betty Thorndike in den Pub stürmt und die Gäste darüber aufklärt, woher das Fleisch auf ihren Tellern kommt! Nämlich von Edwards‘ Farm, eigentlich dem Vorzeigebetrieb der Region. Doch Betty hat einige unappetitliche Details zu berichten ... Leider ist auch Nigel Edwards selbst gerade im Pub, und es kommt zu einer hässlichen Szene. Kurz darauf ist Edwards tot - und Betty sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Doch Alfie, Liz und Marge sind überzeugt, dass der wahre Mörder noch frei ist und sie Bettys Unschuld beweisen müssen! Nur leider ist das Ermitteln auf einer Farm nicht so einfach, wenn man wie Alfie panische Angst vor Kühen hat ...

Über die Serie:

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 145

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Inhalt

CoverInhaltBunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die SerieÜber diese FolgeDie ProtagonistenÜber die AutorinTitelImpressum1. Das Paket2. Der Sonntagslunch3. Der nächste Morgen4. Vivian5. Die Polizeiwache6. Die Anwältin7. Bovinophobie8. Die Mordermittlung9. Oxford University10. Der QuietscherEpilogIn der nächsten Folge

Bunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die Serie

Ein sympathischer Großstadt-Dandy trifft auf zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben – und gemeinsam lösen sie jeden Fall im malerischen Dorf Bunburry. Hier duftet es verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds, der Pub ist bekannt für sein leckeres Ale und das Verbrechen lauert direkt hinter dem nächsten Cottage. Denn auch hier in der schönsten Idylle gibt es Leidenschaft, Eifersucht, Hass und Mord – garniert mit einer guten Portion Humor.

Über diese Folge

Der Weg allen Fleisches …Alfie genießt seinen sonntäglichen Lunch mit Liz und Marge im »Drunken Horse« – bis die aufgebrachte Betty Thorndike in den Pub stürmt und die Gäste darüber aufklärt, woher das Fleisch auf ihren Tellern kommt! Nämlich von Edwards’ Farm, eigentlich dem Vorzeigebetrieb der Region. Doch Betty hat einige unappetitliche Details zu berichten … Leider ist auch Nigel Edwards selbst gerade im Pub, und es kommt zu einer hässlichen Szene. Kurz darauf ist Edwards tot – und Betty sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Doch Alfie, Liz und Marge sind überzeugt, dass der wahre Mörder noch frei ist und sie Bettys Unschuld beweisen müssen! Nur leider ist das Ermitteln auf einer Farm nicht so einfach, wenn man wie Alfie panische Angst vor Kühen hat …

Die Protagonisten

Alfie McAlister entflieht der Londoner Hektik und tauscht sie gegen die Ruhe und Stille der Cotswolds ein. Leider ist die Idylle im Herzen Englands tödlicher als erwartet …

Margaret »Marge« Redwood und Clarissa »Liz« Hopkins leben schon ihr ganzes Leben lang in Bunburry. Sie sind bekannt für den besten Karamell der Cotswolds. Zwischen dem Afternoon Tea und dem abendlichen Gin sind sie kleineren Schnüffeleien nicht abgeneigt.

Emma Hollis liebt ihren Beruf als Polizistin. Was sie jedoch gar nicht liebt, sind die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Tante Liz.

Betty Thorndike ist eine Kämpferin. Vor allem kämpft sie für Tierrechte. Sie ist das einzige Mitglied von Bunburrys Grüner Partei.

Oscar de Linnet lebt in London. Er ist der beste Freund von Alfie und versucht ihn zurück in die Stadt zu locken. Schließlich »kann auf dem Land jeder gut sein. Dort gibt’s keine Versuchungen.«

Augusta Lytton ist Alfies Tante. Auch nach ihrem Tod ist sie immer für eine Überraschung gut …

Harold Wilson zieht ein (oder zwei) Pint seinem Job als Polizeichef vor.

BUNBURRY ist ein malerisches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch hinter der perfekten Fassade lauern finstere Geheimnisse …

Über die Autorin

Helena Marchmont ist das Pseudonym von Olga Wojtas. Die schottische Schriftstellerin hat 2015 den Scottish Book Trust New Writers Award gewonnen und bereits über 30 Kurzgeschichten veröffentlicht. Vor Kurzem ist auf Englisch ihr erster Roman »Miss Blaine’s Prefect and the Golden Samovar« erschienen.

HELENA MARCHMONT

Schlechter Geschmack ist tödlich

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

 

Deutsche Erstausgabe

 

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

 

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der britischen Originalausgabe: »A Taste of Murder«

 

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Idee und Serienkonzept: Kathrin Kummer & Rebecca Schaarschmidt

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock: schankz | Sk_Advance studio | ivangal | Ola-la | Patryk Kosmider | WDG Photo

 

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-6327-2

 

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Das Paket

Alfie saß bei einem Kaffee in der grellbunt gefliesten Küche, als der Halleluja-Refrain erscholl. Die ohne Zweifel ungewöhnlichste Türklingel in den Cotswolds erschreckte ihn jedes Mal aufs Neue, trotzdem hatte er nicht vor, sie gegen eine gängige auszutauschen. Tante Augusta hatte sie ausgesucht, und er betrachtete dieses Cottage nach wie vor als ihres.

Er ging zur Haustür, die aus demselben Grund immer noch in Tante Augustas typischem dunklem Lila gehalten war, und wurde von der Postbotin begrüßt.

»Ein weiteres Paket von Ihrem Freund Oscar in London«, sagte sie. »Er ist sehr nett zu Ihnen, nicht wahr? Wir sind nicht sicher, was es ist, aber wenn man es ordentlich schüttelt, hört es sich nach Rumbakugeln an.« Zum Beweis hielt sie das Paket neben sein Ohr und schüttelte es. »Es hat aber das falsche Format für Rumbakugeln. Machen Sie es auf, und geben Sie uns Bescheid, was es ist, ja? Ach, und richten Sie Oscar aus, dass wir immer herzlich über die Adresse lachen. Bye!«

»Bye«, antwortete Alfie benommen, als sie durch die kleine Straße zurückging. Im Vergleich zur Anonymität der Großstadt kam ihm das Leben auf dem Dorf immer noch sehr befremdlich vor. In Bunburry schien jeder alles über jeden zu wissen, und was die Leute nicht wussten, dachten sie sich kurzerhand aus.

Seit Oscar mitbekommen hatte, dass in einem so kleinen Ort sämtliche Postsendungen, auf denen Alfies Name stand, korrekt zugestellt wurden, kreierte er zusehends absurdere Adressen. Den eigenen Namen, Oscar de Linnet, sowie seine Postleitzahl in Belgravia hatte er auf der Rückseite des Pakets in seiner gestochen scharfen Handschrift richtig wiedergegeben. Doch als Empfänger stand da »Alfie McAlister Esq., Zum maroden Schuppen, Ende der Welt«, gefolgt von der richtigen Postleitzahl.

Oscar und ihn verband eine außergewöhnliche Freundschaft, denn Oscar war ein Müßiggänger mit Eton-Ausbildung, der in ein Leben voller Privilegien hineingeboren worden war, während Alfie mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und auf eine staatliche Gesamtschule gegangen war, bevor er sich aus dem Nichts ein Vermögen erarbeitet hatte. Zusammengeführt hatte sie die Liebe zum Theater. Sie waren in derselben Laienschauspielgruppe gewesen, wo sie die beiden männlichen Hauptrollen in Oscar Wildes Ernst sein ist alles gespielt hatten. Alfie wurde als der Lebemann Algernon Moncrieff besetzt, und Oscar spielte Jack Worthing, den Filou mit dem Doppelleben. Es war außerdem Oscar gewesen, der Alfie vor zwei Jahren mit Vivian verkuppelt hatte. Doch nun war Vivian tot, und Alfie hatte sich nach Bunburry davongemacht.

Seitdem tat Oscar alles in seiner Macht Stehende, um seinen Freund zurück nach London zu locken.

Zunächst hatte er dies versucht, indem er ihm eine Predigt hielt. »Du kannst nicht im Cottage einer alten Frau mitten in der Einöde leben.«

»Es ist keine Einöde, sondern der Dorfrand von Bunburry, das sogar auf Landkarten verzeichnet ist. Und es ist nicht das Cottage einer alten Frau, sondern meines, das mir von meiner Tante vererbt worden ist.«

Zugegeben, Windermere Cottage hatte seine Makel, beispielsweise eine psychedelische Tapete im Wohnzimmer und ein in Avocado-Grün gestaltetes Badezimmer. Doch Alfie fehlte die Energie für eine Renovierung, zumal er noch nicht sicher war, ob er in den Cotswolds bleiben sollte. Was er Oscar gegenüber nicht zugeben würde, der sich mittlerweile auf subtilere Überredungsstrategien verlegt hatte.

Anschließend waren nämlich die Programmhefte vom National Theatre, dem Barbican, dem Globe, dem Royal Opera House und der Albert Hall gekommen, begleitet von handgeschriebenen Briefen, in denen jede Aufführung hymnisch gelobt und zu dem Besten erklärt wurde, was Oscar je gesehen hatte.

Als Nächstes benutzte er greifbarere Lockmittel. Im ersten seiner Pakete war Achiote-Paste und dazu ein handgeschriebenes Zitat von Oscar Wilde: »Ich kann Menschen nicht leiden, die die Mahlzeiten nicht ernst nehmen.« Eine Woche später folgte Zitronengras, danach kamen schwarzer Knoblauch, koreanisches Gochujang-Gewürz, gemahlenes Baobab und Acaifrüchte.

Alfie war hinter all diesen Zutaten her gewesen, als er noch in London lebte. Er hatte es geliebt, für Vivian zu kochen, dafür zu sorgen, dass sie nach stundenlangen Proben oder anstrengenden Aufführungen etwas Vernünftiges aß. Wenn sie nicht arbeitete, schlenderten sie beide oft über die Lebensmittelmärkte und schnappten neue Ideen auf.

Oscars unterschwellige Botschaft war natürlich, dass Alfie leichten Zugriff auf derlei Dinge hätte, würde er einfach nach London zurückkehren. Doch ohne Vivian begeisterte Alfie sich nicht mehr fürs Kochen. Es schien ihm zu aufwendig. Außerdem konnte er zum Drunken Horse Inn gehen, wo sie eine exzellente Küche mit regionalen Produkten boten.

Zu dieser Zeit hatte er die neue Oscar-Wilde-Biografie gelesen – ein Geschenk seines Freundes – und darin ein passendes Zitat gefunden. Das schrieb er auf die Rückseite einer Postkarte mit einer Abbildung des idyllischen Bunburrys inmitten sanfter Hügel: »Ich hätte bedenken müssen, dass man, um ein gänzlich neues Leben zu führen, regelmäßige und nahrhafte Mahlzeiten braucht.« Dieser Einsicht fügte er die Feststellung hinzu: »Die hiesige Gastronomie wird meinen diesbezüglichen Bedürfnissen bewundernswert gerecht.«

Aber Oscar hatte sich geweigert, den Wink zu verstehen. Alfie nahm jetzt das neueste Päckchen, dessen Inhalt tatsächlich entfernt nach Rumbakugeln klang, und öffnete es vorsichtig. Chia-Samen, ein ganzes Kilo. Damit würde er tun, was er mit allen exotischen Nahrungsmitteln getan hatte. Natürlich nicht, ohne Oscar anzurufen und sich zu bedanken.

Natürlich telefonisch und natürlich übers Festnetz. Einer von Oscars zahlreichen Spleens war, dass er zwar gern Textnachrichten schrieb und bekam, jedoch nur via Festnetz telefonierte. Und diesmal griff sein Freund erst am Sonntagvormittag nach dem Hörer, obwohl Alfie zuvor schon mehrfach versucht hatte, ihn zu erreichen.

»Und, warst du gestern Abend wieder bei einer sagenhaften Kulturveranstaltung?«, fragte er.

»Es war überragend. Wärst du doch nur dabei gewesen. Du verpasst so viel auf dem Lande, und du hättest es geliebt. Wir waren hinterher im Club.« Oscar gähnte. »Ich bin noch im Bett.«

Alfie blickte auf seine Uhr: halb elf. Er war seit ein paar Stunden auf und nicht im Bett, sondern saß auf dessen Kante. Er hatte sich angewöhnt, Oscar von Tante Augustas Festnetztelefon aus anzurufen, das auf dem Nachttisch stand. Dies war sein Lieblingszimmer – ganz in Lavendelblau, Grau und Weiß gehalten. Als er sich auf dem Bett zurücklehnte, sah er durch das Fenster nichts als Bäume und hörte nichts als das sanfte Zwitschern der Vögel. Im Moment zog es ihn überhaupt nicht ins lärmige London zurück.

»Was hast du gesehen?«

»Brechts Der kaukasische Kreidekreis«, antwortete Oscar. »Ein absoluter Triumph, erhebend für die Seele. Und du hängst dort in der Wildnis fest.«

Alfies Stimme war seidenweich, als er antwortete: »Oscar, selbst in der Wildnis kann ich online auf Informationen zugreifen und Zeitungen bekommen. Ist das die Inszenierung, die tatsächlich jeder einzelne Kritiker verrissen hat – und wo dringend geraten worden ist, man solle sich das Geld für die Theaterkarte lieber sparen?«

»Ah«, sagte Oscar. »Ja, das könnte sie gewesen sein. Deshalb waren wir anschließend im Club; wir brauchten große Mengen Alkohol, um die Erfahrung auszulöschen.«

»Du hast mich belogen, Oscar. Jetzt werde ich dir nie wieder vertrauen können.«

Oscar schien kein bisschen beschämt, dass er ertappt worden war. »Es geschah nur zu deinem Besten, das mir stets am Herzen liegt. Aber es mag sein, dass das Landleben seine Vorzüge hat. Wie geht es deinem Harem?«

»Das wirst du eher beantworten können als ich, handelt es sich bei dem doch um ein Produkt deiner Fantasie«, entgegnete Alfie trocken.

»Ganz und gar nicht. Meiner Berechnung nach bist du jetzt bei sechs. Die beiden Miss Marples, die Polizistin, die Baumherzerin, die Bardame Edith und die temperamentvolle Carlotta. Dein kultivierter Großstädtercharme wirkt wie Katzenminze auf die schlichten Mädchen vom Lande.«

Alfie legte sich aufs Bett und rieb sich die Augen. »Lass es mich dir noch einmal erklären, Oscar. Ich mache es auch ganz langsam, und ich möchte, dass du dich diesmal konzentrierst. Liz und Marge mögen mich, weil Tante Augusta ihre beste Freundin war. Sie hegen keinerlei romantisches Interesse an mir. Allerdings denken sie, dass ich ideal für Liz’ Nichte wäre, Police Constable Hollis, die jedoch ebenfalls nicht das geringste romantische Interesse an mir hat. Edith wiederum ist keine gewöhnliche Barbedienung, sondern die Mutter des Wirtes vom Drunken Horse und müsste an die siebzig sein, mithin ebenfalls desinteressiert an mir. Kannst du mir noch folgen?«

Oscar stieß einen Laut aus, der alles Mögliche bedeuten konnte.

»Carlotta ist glücklich mit dem Besitzer des Drunken Horse verheiratet und hat entsprechend auch kein romantisches Interesse an mir. Überdies ist sie nur gelegentlich temperamentvoll, gemeinhin dann, wenn ihre Schwiegermutter Edith ihre italienische Küche als ›Mafiakost‹ bezeichnet, die Gerichte aber trotzdem verschlingt.«

»Ach ja«, sagte Oscar. »Nach einem guten Dinner kann man jedem vergeben, sogar der eigenen Verwandtschaft. Du bist jedoch verdächtig still, was die Baumherzerin angeht.«

Alfie war ein klein wenig froh, dass Oscar über sein angebliches Liebesleben scherzte. Noch vor wenigen Monaten, als Alfie ohnmächtig vor Kummer gewesen war, hätte er nicht im Traum daran gedacht, so etwas zu empfinden. Oscar musste glauben, dass es ihm besser ging. Tat es nicht; er war nur besser darin, es zu verbergen. Dennoch war Oscars launiges Necken eine willkommene Ablenkung.

»Ich bin still, weil es nichts zu erzählen gibt. Edith ist grundlos der Überzeugung, Betty Thorndike und ich wären ein Paar, nur weil ich zu ihren Versammlungen der Grünen gehe. Ms Thorndike kommt übrigens aus Washington, D.C. und hat demzufolge genug großstädtische Kultiviertheit für uns beide, indes auch nicht den geringsten Funken romantisches Interesse an mir.«

»Nehmen wir mal an, sie sind wirklich nicht an dir interessiert – bei welcher der Damen schlägt dein Herz schneller?«

»Ganz klar bei Edith, der besten Köchin Englands«, antwortete Alfie. »Übrigens muss ich jetzt Schluss machen. Treib du nur weiter, was kultivierte Großstädter sonntags so treiben – ich treffe mich mit Liz und Marge im Horse zum besten Sonntagslunch im Umkreis von fünf Grafschaften.«

2. Der Sonntagslunch

Alfie nahm das Päckchen Chia-Samen mit und gab es Liz und Marge, die ihnen bereits einen Tisch im vollen Pub gesichert hatten.

Marge beäugte das Paket finster. »Oh«, sagte sie. »Das ist nicht, was ich mir erhofft hatte.«

Alfie setzte sich ihr gegenüber hin. »Das ist Superfood«, erklärte er. »Voller Proteine, Ballaststoffe und gesunder Fette. Man kann es auf Cornflakes streuen oder in Smoothies.«

»Ich weiß, was Chia-Samen sind, vielen Dank«, entgegnete sie spitz. »Aber wir hatten auf der Post gewettet. Ich dachte, dass es Wildreis ist, und Liz hat auf Macadamia-Nüsse getippt. Jetzt sehe ich meine fünfzig Pence nie wieder.«

»Ich glaube, keiner hat auf Chia-Samen gewettet«, sagte Liz. »Das Geld wandert folglich in die Spendendose.«

Alfie starrte die beiden an. »Verzeihung, es lief eine Wette auf den Inhalt von Oscars Paket?«

»Da laufen immer welche«, antwortete Marge. »Seit Dorothy gesagt hat: ›Ich wette, das ist Zitronengras‹, und es stimmte. Wie wäre es, wenn du dir nächstes Mal vorher von Oscar verraten lässt, was er dir schickt, und wir teilen uns den Gewinn?«

Liz hüstelte warnend. »Marge, meine Liebe, denk an die Regeln. Jeder, der mit Alfie über die Pakete redet, wird sofort disqualifiziert.«

Marge tätschelte Alfies Hand. »Na gut, dann sag kein Wort darüber. Schreib mir einfach eine Textnachricht. Und du kannst Oscar ausrichten, er soll nicht so unverschämt bei der Adresse sein. Was hat er diesmal geschrieben? Zum maroden Schuppen? So darf man nicht von Windermere Cottage reden. Ginge es um Betty Thorndikes Haus, ja dann …«

Alfie warf ihr einen prüfenden Blick zu, doch sie sah wie der Inbegriff der Unschuld aus. Ediths Fantasiegespinst, Betty wäre seine Freundin, hatte im Dorf die Runde gemacht. Und Alfie hatte gegenüber Liz und Marge diesem Gerücht nicht widersprochen, weil er hoffte, dass sie dann aufhören würden, ihn mit Emma verkuppeln zu wollen.

»Was stimmt damit nicht?«, fragte er.

»Na, passend zu ihren Ansichten ist es, als würde man wieder im 19. Jahrhundert leben. Lauter Wachskerzen und keine modernen Geräte, die einem die Arbeit im Haus erleichtern. Mich wundert, dass wir sie nicht unten am Fluss ihre Wäsche waschen sehen.«

»Oder, noch besser, sich selbst«, murmelte Alfie gerade laut genug, dass sie ihn hören konnten. Dann ergänzte er in normaler Lautstärke: »Ich glaube nicht, dass eine Parteimitgliedschaft bei den Grünen automatisch bedeutet, man müsse im 19. Jahrhundert verharren. Heutzutage gibt es grüne Energie. Aber ist es nicht irgendwie bewundernswert, wenn jemand seine Bequemlichkeit zugunsten seiner Prinzipien opfert?«

Marge schniefte. »Du nennst es bewundernswert, ich nenne es bekloppt. Dann magst du ihr Cottage also?«

Alfie hatte kein Problem damit, sie in die Irre zu führen, aber die Vorstellung, sie geradewegs anzulügen, gefiel ihm überhaupt nicht.

»Ich kenne es nicht«, gestand er und wappnete sich für den triumphierenden Blick, den die Damen gleich wechseln würden.

Doch Liz war abgelenkt. »Marge, meine Liebe«, flüsterte sie, »wer ist das da bei Emmas furchtbarem Sergeant?«

Es verblüffte Alfie immer wieder, welche offene Verachtung Liz, einer der sanftesten und freundlichsten Menschen, denen er je begegnet war, für den hiesigen Polizisten an den Tag legte. Nicht, dass er widersprechen würde; er konnte Sergeant Harold Wilson genauso wenig leiden – erst recht nicht, seit der ihn verhaftet hatte.

Marge wandte sich um und starrte zu dem Polizisten und seinem Tischnachbarn, wobei sie vorgab, das Gemälde von den Jagdhunden an der Wand zu betrachten, das sie an die tausendmal gesehen haben dürfte. Dann drehte sie sich wieder um und schnalzte mit der Zunge. »Also wirklich, Liz, erkennst du ihn denn nicht wieder?«

»Nein, meine Liebe, sonst würde ich ja nicht fragen«, entgegnete Liz, die wieder ruhig und gefasst wie üblich klang.

»Das ist Nigel, der Junge von Norman Edwards«, antwortete Marge.