Burnout und Achtsamkeit - Michael E. Harrer - E-Book

Burnout und Achtsamkeit E-Book

Michael E. Harrer

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Beschreibung

Dieses Buch vermittelt die Grundlagen der Achtsamkeit und bietet daneben eine fundierte Zusammenschau der Entstehungsbedingungen von Überforderung. Es informiert über die Vielfalt individueller Wege aus einem Burnout. Der Autor verknüpft zwei hochaktuelle Trends: die steigende Häufigkeit von Stress und stressbedingten Krankheiten bis hin zum Burnout und die zunehmende Sehnsucht nach Entschleunigung, Ruhe und innerem Frieden. Von Mönchen überliefert, gewinnt die jahrtausendelang bewährte Tradition der Achtsamkeit heute immer stärker an Bedeutung und ist von der Forschung belegt. Das Buch gibt einen wissenschaftlich fundierten Überblick. Es bietet alltagstaugliche Ideen und Möglichkeiten aus der -Burnout-Spirale, zeigt Wege zu mehr innerer Klarheit, zu Gelassenheit, Gleichmut, innerer Ruhe, innerem Frieden, zu Lebensfreude und Lebensqualität. Mit kleinen Übungen, die helfen, innezuhalten, sich selbst zu regulieren und zu sammeln und die Freude am Leben (wieder) zu entdecken.

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Seitenzahl: 364

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Michael E. Harrer

BURNOUT UND ACHTSAMKEIT

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Besuchen Sie uns im Internet: www.klett-cotta.de

Klett-Cotta

© 2013 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: www.buero-jorge-schmidt.de

Unter Verwendung eines Bildes von Oleksiy Maksymenko/getty images (brennender Umschlag) und Yamada Taro/getty images (fliegendes Papier)

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-94818-9

E-Book: ISBN 978-3-608-10590-2

Dieses E-Book beruht auf der 1. Auflage 2013 der Printausgabe

Downloadbereich unter www.achtsamkeitundburnout.at oder www.klett-cotta.de. Sie finden den Download, wenn Sie auf der Homepage des Verlages das Buch aufrufen.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Burnout

Die vielen Gesichter von Burnout – Symptome

Burnout als Prozess

Burnout aus Sicht der Forscher

Burnout: Ein Begriff mit unscharfen Grenzen

Gesundheitsfördernde Gegenpole

Unter welchen Bedingungen entsteht Burnout?

Achtsamkeit

Vier Aspekte der Achtsamkeit

Wozu Achtsamkeit?

Wie wirkt Achtsamkeit – auch zur Burnoutprävention?

Die Praxis der Achtsamkeit

Mit Achtsamkeit Burnout vorbeugen

1. Den Körper wahrnehmen und für ihn sorgen

2. Die Innenwelt erforschen

3. Werte- und bedürfnisbewusst leben und arbeiten

4. Lebensbereiche und Rollen gewichten

5. Achtsamkeit am Arbeitsplatz

6. Achtsamkeit in Beziehungen

7. Glück und Freude kultivieren

Prävention und Behandlung von Burnout

Die vier »E’s« in der Behandlung

Bausteine der Prävention und Behandlung

Die salutogenetische Perspektive

Effektivität von Therapie und Prävention

Burnout im Mitarbeiter- und Familienkreis

Umgang mit eigener Burnoutgefährdung

Wiedereinstieg nach einem Burnout

Anhang

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Weiterführende Literatur und Links

Verzeichnis der Arbeits- und Infoblätter, Übungsanleitungen und Audiodateien (Online-Material)

Glossar

Namen- und Sachregister

EINFÜHRUNG

»Wer sich selbst schützt, schützt andere. Wer andere schützt, schützt sich selbst.« Kann man sich selbst vor Burnout schützen? Kann man andere schützen? Der buddhistische Mönch Nyanaponika, auf dessen Grabstein diese beiden Sätze zu lesen sind, lehrte Geistestraining durch Achtsamkeit.1 Achtsamkeit bedeutet, sich darüber bewusst zu sein, was von Augenblick zu Augenblick geschieht – im Innen und im Außen. Rechte Achtsamkeit bedeutet darüber hinaus zu bemerken, was für einen selbst und für andere heilsam oder unheilsam ist, was krank macht oder die Gesundheit fördert. So kann Achtsamkeit sehr wohl dabei unterstützen, das eine immer öfter zu tun und das andere immer häufiger zu unterlassen.

Manchmal bringen schicksalhafte Ereignisse und tragische Verluste Menschen an ihre Grenzen. Meist entwickelt sich Burnout aber über einen längeren Zeitraum. Dabei gibt es einen Zeitpunkt, ab dem man auf fremde Hilfe angewiesen ist und jeder Appell an die Eigenverantwortung überfordern würde. Davor aber gibt es Rastplätze und viele kleine und größere Abzweigungen von der Autobahn, auf der Menschen ins Burnout rasen. Eine Geistesschulung durch Achtsamkeit kann dazu beitragen, sich zu schützen, indem diese Möglichkeiten wahrgenommen und genutzt werden. Nach einem Burnout kann Achtsamkeitspraxis verhindern, wieder auf diese Autobahn aufzufahren, und daran erinnern, die Ausfahrten zu nutzen, wenn man auf der Autobahn der Automatismen wieder zu lange mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist.

Achtsamkeit ermöglicht auch, andere Menschen zu schützen. Um auf heilsame Weise für sie da zu sein oder zumindest ihre Grenzen wahrzunehmen, muss man ihre Signale empfangen. Aus dieser Wahrnehmung entstehen Mitgefühl und der Impuls, sie zu respektieren und nicht zu überfordern. Vielleicht gelingt es, sie mit der eigenen Achtsamkeit anzustecken und gemeinsam ein paar Augenblicke in einer kleinen Entschleunigungsoase zu genießen.

Um an diesem Buch zu schreiben, zog ich mich in eine solche Entschleunigungsoase zurück. Und immer, wenn ich spürte, wie bei der Ayurveda-Behandlung das warme Öl angenehm über meine Stirn floss, kamen mir die besten Einfälle zum Schreiben. Es tauchten weitere Gedanken auf: War meine Unfähigkeit abzuschalten, ein Zeichen von Burnout? Oder war es Ausdruck müheloser, spontaner Kreativität als Folge der Entspannung, die sich langsam einstellte? Gedanken sind nur Gedanken, machte ich mir klar und erinnerte mich wieder daran, das Öl zu spüren, die würzigen Kräuter zu riechen und die Brandung des Meeres im Süden Sri Lankas zu hören. Mit der Zeit wurde mein Geist ruhiger. Auf dieser kleinen Insel der Entschleunigung begann der Versuch, die beiden aktuellen Themen Burnout und Achtsamkeit miteinander zu verbinden.

Das Thema Burnout ist allgegenwärtig. Man steht einer Flut von Informationen gegenüber. Die vorliegende Einführung versucht, der Komplexität der Entstehungsbedingungen und der Vielfalt der Erscheinungsformen von Burnout gerecht zu werden. Sie entwirft eine Geschichte, die Burnout aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und von den Personen erzählt, die prägenden Einfluss auf unsere Vorstellungen über Burnout haben. Jeder einzelne Blickwinkel hat seine Berechtigung und trägt zum Verständnis dafür bei, wie Burnout entsteht und welche Ansatzpunkte es zur Vorbeugung gibt.

Den Hintergrund bilden die gesellschaftlichen Bedingungen, wobei dem Phänomen der Beschleunigung besondere Beachtung geschenkt wird. Vielleicht liegt ja eine der wichtigsten Herausforderungen unseres Jahrhunderts in einer kollektiven und individuellen Entschleunigung. Es ist wohl unter anderem die Sehnsucht, aus den Automatismen auszusteigen, innezuhalten und das Leben zu entschleunigen, welche die Achtsamkeit heutzutage so aktuell und dringlich macht. Darüber hinaus verschafft Achtsamkeit Zugang zu zwei anderen Luxusgütern der Gegenwart: zu Zeit und Stille. Neben den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verlangen auch arbeitsplatzbezogene und individuelle Faktoren Beachtung. Eine Zusammenstellung von Fragen soll zu einer Bestandsaufnahme inspirieren, wie diese Faktoren im Einzelfall zu gewichten sind und was zu verändern im Rahmen der eigenen Macht und Möglichkeiten liegt.

Burnout kann wie ein Chamäleon verschiedene Farben annehmen und sich in einer Vielfalt von Symptomen zeigen, die auch in den Fallbeispielen Niederschlag finden. Ob Burnout eine Krankheit ist, wird unterschiedlich beurteilt. Unbestritten ist jedoch, dass Burnout Leiden verursacht und es Überschneidungen mit Stress und Krankheiten wie Depression, Arbeitssucht oder Traumafolgestörungen gibt. Anmerkungen dazu finden sich im Glossar im Anhang des Buches. Neben der Ursachenforschung stellen sich noch andere Fragen: Was erhält gesund? Was hilft uns, im Fluss des Lebens zu schwimmen, und wohin soll die Reise führen? Statt Burnout kann man dessen Gegensätze Work Engagement, Flow und Selbstwirksamkeitserwartung ansteuern. Achtsamkeit ist darüber hinaus ein Weg zu Balance, Selbstsorge und Lebenskunst.

Das Herzstück des Buches bilden Anregungen, wie Achtsamkeit dazu beitragen kann, gar kein Burnout zu entwickeln bzw. nach einem durchgemachten Burnout nicht wieder in alte Muster der Überforderung zurückzufallen. Es wendet sich an alle, die Achtsamkeit in ihrem ursprünglichsten Sinn dazu nutzen wollen, sich selbst und andere zu schützen. Es gibt einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der Achtsamkeitspraxis. Daneben gibt es konkrete Hinweise für den Umgang mit Burnout im Arbeitsumfeld, aber auch in der Familie und bei eigenem Betroffensein. Bausteine von Präventions- und Behandlungsprogrammen jenseits der Achtsamkeit vervollständigen das Bild.

Das Buch gibt eine kurze Einführung in das Wesen der Achtsamkeit und ihre Komponenten und beschreibt, wie das Erwachen eines inneren Beobachters es ermöglicht, die Aufmerksamkeit zu steuern und sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Es erklärt, wie die Praxis der Achtsamkeit zu mehr Akzeptanz und Mitgefühl und zu einem freundlicheren Blick auf sich selbst führt. Es verdeutlicht, wie lohnend es ist, Achtsamkeit zu üben, sei es nur fünf bis zehn Minuten am Tag oder zumindest einige Male bewusst ein- und auszuatmen. Es werden Studien referiert, die zeigen, dass Achtsamkeit zur Stressreduktion, zur emotionalen Stabilisierung, zur Burnout-Prävention und zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen kann.

Im Zentrum stehen sieben Ansatzpunkte, wo die Achtsamkeit wirksam werden kann. Der Körper bildet den Ausgangspunkt sowohl in der Achtsamkeitsschulung als auch in der Vorbeugung von Burnout. Um auf angemessene Weise für sich zu sorgen, sollte man ihn möglichst genau wahrnehmen und mit ihm vertraut sein. In der Achtsamkeitspraxis dient er auch als Anker, mit dem man den unruhigen Geist nach Hause bringt und auf diese Weise immer wieder in der Gegenwart und bei sich selbst ankommt. Der nächste Schritt führt in die Innenwelt. Achtsamkeit ist ein altbewährtes Werkzeug zur Erforschung des Geistes. Durch die Beobachtung automatisch ablaufender Muster erkennt man, wie unnötiges zusätzliches Leiden entsteht. Dies ist der erste Schritt, um aus destruktiven Mechanismen auszusteigen. Es verhindert Unheil, negative Gedanken einfach nur zu beobachten, ohne ihnen glauben und folgen zu müssen. Wiederkehrende Muster in der Aktivierung von Persönlichkeitsanteilen zu beobachten, schafft Abstand, um sich nicht mit ihnen zu identifizieren. Diese Beobachtungen führen zu einem Überblick über die Innenwelt und geben Orientierung auf einer inneren Landkarte. Innere Achtsamkeit verhindert auch, dass wesentliche Bereiche des Lebens bzw. Persönlichkeitsanteile und ihre Bedürfnisse vernachlässigt werden.

Welchen Persönlichkeitsanteilen man Gehör schenkt und welchen Impulsen man folgt, bestimmt den Lebensweg. Werte weisen dabei so wie ein Kompass die Richtung. Klarheit über Prioritäten in den eigenen Werten erleichtert die vielen kleinen und großen Entscheidungen des Alltags. Achtsamkeit dient als Werkzeug, um ihnen auf die Spur zu kommen und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bei der Gewichtung der Lebensbereiche und Rollen hilft es, zu bemerken, was erfüllt. Um im Arbeitsbereich aus krank machenden Automatismen auszusteigen, werden jene Persönlichkeitsanteile erforscht, die in Richtung Burnout führen, aber auch jene, die davor schützen. Burnout-Prävention bedeutet auch, bewusst mit den Grenzen zwischen den einzelnen Lebensbereichen umzugehen. In Beziehungen kann man durch Achtsamkeitsschulung besser für andere da sein, sich leichter in sie einfühlen und auf heilsamere Weise kommunizieren. Achtsamkeit fördert die emotionale Intelligenz und ist die Basis dafür, in Beziehungen bewusst für Ausgleich zu sorgen, um langfristig nicht zu kurz zu kommen. Oft bedarf es dazu einer Stärkung der Fähigkeit Nein zu sagen, wenn es notwendig ist.

Bei all den Anstrengungen gilt es, eines nicht zu vergessen: die Fülle des Lebens zu genießen. In diesem Sinn wird erörtert, wie Glück, Dankbarkeit und Verbundenheit durch Achtsamkeit kultiviert werden und wie sie Kreativität und Genussfähigkeit fördert.

Bei Burnout-Betroffenen gilt es, an einem Verständnis jener Mechanismen zu arbeiten, die ins Burnout führten, um aus destruktiven Automatismen auszusteigen und alternative Strategien zu entwickeln. Bei dieser Rückschau bringt es nicht weiter, sich oder andere Personen zu beschuldigen, man sei nicht genügend achtsam gewesen. Das Buch möge dazu dienen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Verstehen führt zu Verständnis und macht es meist einfacher, mit einem freundlicheren Blick akzeptierender und gelassener mit dem Unveränderbaren umzugehen. Gemeinsam mit der Praxis der Achtsamkeit hilft ein Verstehen, das Leben dort leichter zu nehmen, wo wir es uns selbst schwer machen. Achtsamkeit kann uns selbst und andere schützen und unnötiges Leiden verhindern. Möge das Buch darüber hinaus Mut und Lust machen, Neues auszuprobieren und Wege zu mehr Lebensfreude und Lebensqualität ebnen.

Hinweise

Die Leserinnen und Leser sind eingeladen, dort in die Lektüre einzusteigen, wo sie sich beim Durchblättern von Überschriften oder Textstellen angezogen fühlen. Die Inhalte sind vielfältig miteinander verwoben und sollten ein sinnvolles Ganzes ergeben, von wo auch immer man ausgeht.

Zur Vertiefung der Praxis der Achtsamkeit werden ergänzende Darstellungen empfohlen, z.B. das Achtsamkeits-Übungsbuch.2 Bei offenen Fragen kann es ratsam sein, sich fachkundige persönliche Anleitung und Beratung zu gönnen. Diese kann und soll das Buch nicht ersetzen.

Das Buch richtet sich an Burnout-Gefährdete und Betroffene aus allen Berufen und an jene, die sie unterstützen und schützen wollen. Entsprechend dem Erfahrungshintergrund des Autors erzählen Fallbeispiele von Menschen, die in helfenden und lehrenden Berufen arbeiten. Somit ist oft von Ärzten, Pflegepersonal, Lehrern und Sozialarbeitern bzw. von Patienten, Klienten und Schülern, seltener von Gästen oder Kunden die Rede. Wenn im Folgenden meist die männlichen Formen von Berufs- oder Rollenbezeichnungen gewählt wurden, so erfolgt das im Sinne des generischen Maskulinums, das bei aller Unterschiedlichkeit männliche und weibliche Personen gleichermaßen ansprechen will. Die Leserinnen und Leser sind gebeten, bei Klientel und Geschlecht jene Bezeichnungen einzusetzen, die der persönlichen Situation entsprechen.

Ergänzt wird das Buch durch Online-Material: Arbeitsblätter zum Ausdrucken, weiterführende Informationen, Texte zu Übungen und Audiodateien (→ S. 284).

BURNOUT

Was macht den Begriff des Burnout so populär? Wieso kann man heute kaum mehr eine Zeitschrift aufschlagen, ohne darin einen Artikel über Burnout zu finden? Burnout ist eine Metapher für etwas, für das es sonst keinen sprachlichen Ausdruck gibt. Im Bild des Burnout finden sich viele Menschen wieder. »Ja genau, das ist es, was ich fühle: Ich habe gebrannt, der Ofen ist aus, die Energie ist verbraucht. Ich kann nicht mehr.« Manche Menschen vergleichen ihren ursprünglichen Enthusiasmus mit einer Kerze, die an beiden Enden brennt. Manche können sich nicht mehr erholen und ziehen Parallelen zu einer leeren Batterie oder einem Akku, der sich nicht mehr aufladen lässt. Die Analogie zu einem ausgebrannten Gebäude verdeutlicht die Leere, die viele Menschen in sich spüren, wenn ihre Reserven aufgebraucht sind. Die Bilder machen klar, dass man etwas zuführen muss, damit wieder Energie abgegeben werden kann. Einen Akku lädt man auf, beim Feuer legt man Holz nach. Bei Burnout fehlt der Ausgleich von Geben und Nehmen. Menschen brennen aus, wenn sie über längere Zeit mehr geben, als sie bekommen oder annehmen können.

Vielleicht hat die Popularität des Begriffs Burnout auch etwas mit unserer Epoche zu tun, in der etwas ausgebrannt ist und verlöscht und etwas zu Ende geht. Viele Menschen erfassen intuitiv, dass etwas zu Ende gehen muss. Die Grenzen von Leistung, Beschleunigung und Wachstum sind vielfach erreicht. Es scheint die Herausforderung des 21. Jahrhunderts zu sein, sich zumindest in manchen Bereichen in Richtung Entschleunigung zu entwickeln.

Uns Menschen steht nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten zur Verfügung, auf Belastungen zu reagieren. Wie diese Reaktionen genannt werden, hängt von den Betroffenen und von der Zeitepoche ab, in der sie leben. So ist es nicht verwunderlich, dass man Schilderungen von Burnout findet, lange bevor es diesen Begriff gab. Schon im Alten Testament finden sich zwei Beispiele: Moses und Elias. Vom Morgen bis zum Abend kamen Menschen zu Moses, um in Streitfällen nach den Gesetzen Gottes zu fragen. Sein Schwiegervater sagte zu ihm: »So richtest du dich selbst zugrunde und auch das Volk, das bei dir ist. Das ist zu schwer für dich; allein kannst du das nicht bewältigen. Suche dir Männer, die dem Volk jederzeit als Richter zur Verfügung stehen.«1 Das Erste Buch der Könige erzählt vom Propheten Elias, der sich todmüde in die Wüste zurückzieht und nur noch sterben möchte.2 Ein Engel berührt ihn und gibt ihm Lebensmittel. Elias schöpft wieder Kraft für seine Wanderung durch die Wüste und seinen Weg zu Gott. Der heilige Bernhard von Clairvaux schrieb an Papst Eugen III., seinen ehemaligen Ordensbruder, er möge sich von Zeit zu Zeit seinen Beschäftigungen entziehen, um nicht an einem Punkt zu landen, »wo das Herz hart wird«.3

Auch Goethe war gefährdet, dichterisch »auszutrocknen«. Er verließ seinen Ministersessel und nahm eine Auszeit, um nach Italien zu reisen. Er hatte Glück, sein Arbeitgeber Herzog Karl-August von Weimar ermunterte ihn dazu, sich ausgiebig zu erholen, um wieder voll dichterischer Schaffenskraft zurückzukommen. Goethe nutzte die Krise und die Zeit in Italien für sich und seine Entwicklung und streifte das belastende Ende der ersten Lebenshälfte »wie eine Schlangenhaut ab«.

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