Cannabis Mythen - Cannabis Fakten - Mathias Bröckers - E-Book

Cannabis Mythen - Cannabis Fakten E-Book

Mathias Bröckers

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Beschreibung

Dieses Buch bringt die gängigen Argumente der Gegener einer Cannabisreform auf den Punkt und zeigt: Die Einwände der Reformgegner basieren nicht auf Fakten, sondern auf Mythen. Gerade für die anstehenden Abstimmungen in der Schweiz und die umstrittene Cannabisliberalisierung in Europa ist dieses Buch besonders wichtig: als fundierte Argumentationshilfe und als objektiver Diskussionsbeitrag. Aus dem Inhalt: Ist Cannabis eine Einstiegsdroge? Welchen medizinischen Wert hat Cannabis? Wie wirkt Cannabis auf die Sexual-Hormone? Was hat es mit dem amotivationalen Syndrom auf sich? Welchen Einfluss hat Cannabis auf Gedächtnis und Wahrnehmung? Ist Cannabis während der Schwangerschaft schädlich? Ist Cannabis eine wesentliche Unfallursache im Strassenverkehr? Ist Cannabis heute potenter als in der Vergangenheit? "Eine enthmythologisierende und wissenschaftlich fundierte Neubewertung der Cannabisdiskussion, die mit den vorherrschenden Klischees aufräumt und eine objektivere Meinungsbildung zulässt. Dieses Buch war seit langem überfällig". Die New Yorker Autoren Lynn Zimmer und John P. Morgan, Professoren der Soziologie bzw. der Pharmakologie, halten sich bei diesem Buch an die strengen Kriterien wissenschaftlicher Arbeiten. Sie belegen jede ihrer Aussagen mit exakten Quellenangaben - die Literaturliste umfasst mehr als 60 Seiten. Mathias Bröckers hat zusammen mit Jack Herer den richtungsweisenden Bestseller "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf" herausgegeben. Als Mitherausgeber der deutschsprachigen Ausgabe des Buches "Cannabis Mythen - Cannabis Fakten" berücksichtigt er die hiesigen Rechtsverhältnisse und Besonderheiten sowie die jüngsten Forschungsberichte aus dem europäischen Raum.

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Impressum

Verlegt durch Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4502 Solothurn Tel: 0041 32 621 89 49 Fax: 0041 32 621 89 47 [email protected] www.nachtschatten.ch

Die amerikanische Originalausgabe wurde 1997 unter dem Titel Marijuana Myths – Marijuana Facts vom Lindesmith Center, New York, publiziert.

© 1997 by Lynn Zimmer und John P. Morgan © 2004 für die deutsche Ausgabe by Nachtschatten Verlag AG

Herausgeber der deutschen Ausgabe Mathias Bröckers

Aus dem Amerikanischen übersetzt und kommentiert von Claudia Müller-Ebeling

Lektorat: Cornelia Schönfeld Layout und Umschlaggestaltung: trigger.ch, [email protected]

Druck: Druckerei Uhl, Radolfzell

Printed in Germany

eISBN 978-3-0378-8245-0

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische Medien und auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten und erfordern die schriftliche Genehmigung des Verlages.

Für Lester Grinspoon

Inhaltsverzeichnis

CoverTitelImpressumWidmungVorwort zur deutschen AusgabeVorwort zur OriginalausgabeGeleitwortDanksagung und ReferenzenEinleitung20 Mythen über Cannabis1 - Cannabis im Spiegel der Wissenschaft2 - Cannabis als Medizin3 - Cannabis und Abhängigkeit4 - Cannabis und die These von der Einstiegsdroge5 - Cannabisgesetze und Justiz6 - Cannabispolitik in den Niederlanden7 - Cannabis und Gehirn8 - Cannabis, Motivation und LeistungUntersuchungen an StudentenUntersuchungen an ArbeiternLaborstudien9 - Cannabis, Gedächtnis und DenkvermögenStudien an Versuchspersonen im RauschzustandStudien zu Langzeitwirkungen10 - Cannabis, Psychologie und GeisteskrankheitenKurzzeitige psychische Auswirkungen11 - Cannabis, abweichendes Verhalten und Kriminalität12 - Cannabis, Sex und Fruchtbarkeit13 - Cannabis in der Schwangerschaft14 - Cannabis und das Immunsystem15 - Cannabisrauch und Lungenschäden16 - Cannabis im Organismus17 - Cannabis im Straßenverkehr18 - Cannabis und Kliniknotfälle19 - Cannabis und THC-Gehalt20 - CannabispräventionResumee: Wissenschaft, Politik und DrogenpolitikEpilogLiteratur und AnmerkungenDeutschsprachige LiteraturInternetseiten zum ThemaBiographische Angaben

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Jeder Richter, der Angeklagte wegen Cannabis verurteilt, jeder Politiker, der die Gesetzesgrundlagen für diese Urteile schafft, jeder Arzt, Polizist oder Sozialtherapeut, der unter diesen Gesetzen arbeitet, sollte dieses Buch lesen. Ja, er sollte nicht nur, er muss. Und ginge es mit rechten Dingen zu, müsste er es eigentlich längst gelesen haben. Oder kann es tatsächlich angehen, dass jahrein, jahraus weltweit Millionen Gerichtsverfahren geführt, abertausend Jahre Gefängnis verhängt, Vermögen beschlagnahmt, Geldstrafen ausgesprochen werden – und all dies auf Grundlage eines Mythos, eines Glaubens, eines Märchens? Es kann, und zwar seit vielen Jahrzehnten. Genauer: seit Anbeginn der neuzeitlichen Prohibition von Cannabis, seit den 30er Jahren in den USA. Von seinem Ruf als »Killerweed«, als »Mörder der Jugend« und als »gefährlichstes aller Rauschgifte«, der dem Hanf damals angedichtet wurde, hat er sich bis heute nicht erholt. Die erste Propagandaschlacht, die wir heute als »Krieg gegen Drogen« kennen, war der Prohibition der Hanfpflanze gewidmet. Die Lügen dieses PR-Feldzuges sind immer noch tief im öffentlichen Unterbewusstsein. Dass diese Mythen weiterleben, hat damit zu tun, dass diese nicht auf Rationalität und Vernunft beruhen, sondern auf dogmatischem Glauben. Als Galilaei seinerzeit das Fernrohr erfand, weigerten sich die Mächtigen hindurchzuschauen, weil dies ihr Weltbild erschütterte. Als Leuwenhook nach dem Blick durch das erste Mikroskop erklärte, dass im Speichel kleine Tierchen leben, hielt man ihn für verrückt. Neue Werkzeuge gebären neue Weltbilder. Und Pioniere hatten zu allen Zeiten mit den Verteidigern des Alten zu kämpfen. Oft genug mussten erst ganze Generationen wegsterben, bevor das unerhörte Neue allgemeine Anerkennung fand. Mit dem Zeitalter der Aufklärung, der Etablierung der Vernunft und des wiederholbaren wissenschaftlichen Experiments zur Gewinnung objektiver, allgemeingültiger Erkenntnisse ist das dunkle Zeitalter der Glaubenskriege dennoch keineswegs beendet. Nach wie vor weigern sich die Mächtigen, ihr Weltbild durch neue Erkenntnisse erschüttern zu lassen – vor allem, wenn diese neuen Erkenntnisse den Abschied von alten Gewohnheiten fordern, wie zum Beispiel die Studie über die Wirksamkeit drogenpolitischer Maßnahmen, die eine europäische Kommission unter der Leitung des britischen Labour-Abgeordneten Paul Flynn für den Europarat erstellt hat. Am Beispiel von Schweden mit seiner sehr stark repressiven Drogenpolitik, von Großbritannien mit seinen überwiegend repressiven Maßnahmen sowie von den Niederlanden und der Schweiz mit ihren eher schadensreduzierenden Modellen hat die Kommission die Auswirkungen auf die Zahl der Konsumenten, des »Drogenschadens« und der »Drogentoten« untersucht. Das Ergebnis dieser Studie stellte keinen direkten Zusammenhang zwischen der Höhe der Strafen und der Häufigkeit des Konsums fest. Für die Hardliner im Europäischen Parlament war dieses Ergebnis so ernüchternd, dass die Parlamentarische Versammlung vor einer Annahme des Berichts 17 Klauseln ändern oder streichen wollte – und zwar vor allem jene, in denen die positiven Ergebnisse der Ansätze in der Schweiz und den Niederlanden herausgestellt wurden. Daraufhin zogen die Verfasser ihre Unterstützung für den Bericht zurück. Dort heißt es unter anderem: »Die Drogenpolitik der meisten Staaten scheint auf der Annahme zu beruhen, dass höhere Rechtsstrafen den Konsum begrenzen. Jedoch geht aus den Daten klar hervor, dass der Gebrauch von Cannabis in den Niederlanden, wo Besitz und Transport von ›Eigenbedarfsmengen‹ nicht bestraft werden, erheblich niedriger ist als in Großbritannien, wo die Rechtsstrafen relativ hart sind.«

Ähnlich klare Daten hatte schon 1997 eine Studie der UN erbracht, derzufolge harte Repression harte Drogen fördert. Der Marktanteil von harten gegenüber weichen Drogen liegt in den USA bei einem Verhältnis von 7:1, in Holland dagegen von 2:3. Doch verhält es sich mit diesen Studien heute ähnlich wie mit Galilaeis Fernrohr am Beginn der Renaissance. Die Gralshüter der alleinseligmachenden Prohibition wagen nicht, hindurchzuschauen! Und wenn es sich doch nicht vermeiden lässt, setzen sie alles daran, die unerwünschten Erkenntnisse in Frage zu stellen und die Ungereimtheiten wegzuerklären. Dies wird ihnen mit diesem Buch ein ganzes Stück schwieriger gemacht. Auch wenn es Politik und Justiz nicht dazu bringen kann, die Realität anzuerkennen und die Gesetze endlich nach ihnen auszurichten, zwingen die hier dargelegten und umfangreich dokumentierten Fakten sie immerhin, künftig noch unverschämter zu lügen.

Mathias Bröckers, Februar 2004

Vorwort zur Originalausgabe

In den USA sowie in den meisten anderen Ländern ist Cannabis bei weitem die meist gebräuchliche illegale Droge. Mehr als siebzig Millionen US-Amerikaner probierten sie aus und mehr als zwanzig Millionen rauchten Cannabis im vergangenen Jahr. Der Konsum von Cannabis mag in den nächsten Jahren zurückgehen, wie möglicherweise auch der von Alkohol, Tabak, Koffein und Medikamenten wie Valium und Prozac. Dennoch wird uns dessen Konsum und der ähnlicher psychoaktiver Substanzen weiterhin beschäftigen.

»Cannabis Mythen – Cannabis Fakten« bietet zuverlässige Informationen über die Wirkung von Cannabis auf den Menschen. Das Buch wendet sich sowohl an Menschen, die sich für Hanf interessieren, wie auch an diejenigen, die sich Sorgen über die Konsumenten machen. Es richtet sich an Eltern und Jugendliche, Beratungslehrer und Polizeibeamte, ebenso wie an Mitarbeiter von Einrichtungen zur Drogenberatung und an Politiker, die mit Novellen zur Drogengesetzgebung befasst sind. Dieses Buch wurde sowohl für Menschen geschrieben, die Cannabis lieben, wie für jene, die es hassen.

Es wäre eigentlich durchaus nahe liegend, wenn sich politische und persönliche Entscheidungen über das Für und Wider bezüglich des Konsums von Cannabis an der wissenschaftlichen Beweislage, an Informationen, die auf Fakten beruhen, sowie am gesunden Menschenverstand orientierten. Unglücklicherweise ist dies jedoch nur selten der Fall. Stattdessen basieren politische und persönliche Entscheidungen auf Fehlinformationen – auf Mythen über Cannabis. Sie überschwemmen die US-amerikanische Gesellschaft und liegen Berichten in Tageszeitungen, Magazinen, im Fernsehen und Regierungsverlautbarungen zugrunde. Diese Mythen mögen manche Kinder und deren Eltern erfolgreich abschrecken und dazu beitragen, dass manch einer davon absieht, Cannabis auszuprobieren. Für eigenverantwortliche Handlungen und regierungspolitische Entscheidungen stellen solche Fehlinformationen letztlich jedoch keine solide Grundlage dar. Es mag riskant sein, Wahrheiten über Cannabis verlauten zu lassen. Verglichen mit den Risiken, schlagen Lügen und gezielte Fehlinformationen jedoch weitaus empfindlicher zu Buche.

Die Professoren Lynn Zimmer und John P. Morgan unterzogen die über Cannabis im Umlauf befindlichen Behauptungen einer systematischen und gewissenhaften Überprüfung und sichteten die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse bezüglich der Wirkungsweise von Cannabis. Wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen zufolge kann ein exzessiver Cannabiskonsum durchaus gesundheitsschädlich sein. Generell ist der Genuss von Cannabis jedoch nicht annähernd so schädlich, wie die darüber im Umlauf befindlichen Mythen behaupten. Das ist nicht verwunderlich. Immerhin kamen in den letzten hundert Jahren mehr als ein Dutzend Kommissionen hochrangiger Experten der USA und anderer Länder zum Ergebnis, dass die von Cannabis ausgehenden Gefahren übertrieben wurden, und dass ein moderater Genuss von Cannabis in der Regel nur selten schädlich ist.

Was die meisten Menschen vermutlich am stärksten beunruhigt, ist der Gebrauch psychoaktiver Substanzen bei Kindern. Die meisten Menschen teilen sicherlich die Ansicht, dass der Genuss von Hanfprodukten nichts für Kinder ist. Außerdem ist der Besitz von Cannabis illegal und wird es in den kommenden Jahren vermutlich bleiben. Wer immer es also konsumiert, setzt sich der Gefahr aus, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten und seine Zukunft eventuell sogar mit einem Eintrag ins Vorstrafenregister zu ruinieren. Doch trotz der Kriminalisierung von Cannabis, trotz konzentrierter Aktionen zum weltweit ausgerufenen »Krieg gegen Drogen« [ War on Drugs] und den damit verbundenen hohen Kosten kamen in den letzten Jahren mehr Jugendliche mit Cannabis in Berührung als jemals zuvor. Ein Umstand, der Eltern, Erzieher, Regierungsmitglieder und sogar Jugendliche gleichermaßen beunruhigt. Dies rechtfertigt jedoch weder Panikmache, Falschinformationen, noch jegliche Dämonisierung der Pflanze oder der Menschen, die sie nutzen. Wenn wir den Ausführungen der Professoren Lynn Zimmer und John P. Morgan folgen, sollte uns dieser Tatbestand eher dazu motivieren, über alternative Wege in der Drogenpolitik nachzudenken und aus den Erfahrungen anderer Länder zu lernen. Das Lindesmith Center versteht sich als drogenpolitisches Forschungsinstitut. Erklärtes Ziel ist es, öffentlichen Diskussionen über Drogen und einer auf Strafverfolgung basierenden Drogenpolitik Zugang zu kenntnisreichen Analysen zu verschaffen. Lynn Zimmer und John P. Morgan machten sich als ausgewiesene Wissenschaftler und Experten interdisziplinärer Studien über Drogen einen Namen. »Cannabis Mythen – Cannabis Fakten« ist als Titel einer Buchreihe konzipiert, für deren Veröffentlichung, Reprint oder Verbreitung sich das Lindesmith Center einsetzt. Die Veröffentlichung des vorliegenden Buches erfüllt uns als Mitglieder dieses Zentrums mit Stolz. Wir sind überzeugt, dass es zu einer ehrlicheren, präziseren und letztlich für alle Seiten produktiveren Diskussion über den Gebrauch von Cannabis und der damit verbundenen politischen Haltung beitragen wird.

Ethan A. Nadelmann, Lindesmith Center (1997)

Geleitwort

1971 widmete sich die National Commission on Marihuana and Drug Abuse [Nationale Kommission zu Marihuana und Drogenmissbrauch] dem Versuch der Entmythologisierung von Cannabis, um Wege für eine vernunftbetontere Drogenpolitik zu ebnen. Seither sind mehr als dreißig Jahre vergangen, doch nach wie vor beherrschen verzerrte Mythen und Übertreibungen über die Auswirkungen von Cannabis auf Konsumenten und Gesellschaft die öffentliche Meinung. »Cannabis Mythen – Cannabis Fakten« präsentiert präzise und unumwunden wissenschaftliche Erkenntnisse und leistet somit auf einer angemessen rationalen Grundlage einen wertvollen Beitrag zur öffentlichen Diskussion. Kein geringer Verdienst für den Umgang mit einem Thema, das jahrzehntelang durch Irrationalität gebrandmarkt wurde.

– Richard J. Bonnie, Lehrbeauftragter der School of Law [Juristische Fakultät] an der Universität von Virginia; Mitglied der von Präsident Nixon initiierten nationalen Kommission für Cannabis und Drogenmissbrauch und verantwortlich zeichnender Autor des Berichtes dieser Kommission aus dem Jahre 1972.

Danksagung und Referenzen

Wir widmen dieses Buch Lester Grinspoon, der seine 25-jährige Forschungstätigkeit in den Dienst von Cannabis stellte. In seiner 1971 veröffentlichten Publikation »Marihuana Reconsidered« kommentierte er erstmals die bis dahin erschienene wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema. 1993 überarbeitete und erweiterte er mit James B. Bakalar die erstmals 1993 bei der Yale University Press erschienene Publikation »Marihuana  – The Forbidden Medicine« [Marihuana – Die verbotene Medizin]. Die erste Auflage wurde in acht Sprachen übersetzt und gilt weltweit als Standardwerk zum medizinischen Gebrauch von Cannabis. Wir sind Lester Grinspoon für sein wissenschaftliches Geleit sehr dankbar.

Als Mitglied einer siebenköpfigen Expertengruppe prüfte er unser Manuskript im Laufe seiner Entstehung und gab uns manchen hilfreichen Hinweis. Die sechs anderen Experten waren Louis Lasagna M.D., David Levis M.D., die Soziologen Harry G. Levine und Marsha Rosenbaum, Aryeh Neier vom Open Society Institute und Ethan Nadelmann vom Lindesmith Center. Folgende Personen baten wir im Laufe unserer Bearbeitung, um kritische Meinungen zu einzelnen Kapiteln: Dan Abrahamson, Marianne Apostolides, Dan Baum, Wally Bachman, Joel Brown, Gregory Chesher, Peter D. A. Cohen, Jeffery Fagan, JoAnn Gampel, Dale Gieringer, Jean-Paul Grund, Lana Harrison, Leo E. Hollister, Douglas Husak, Denise Kandel, Steven B. Karch, Claudia B. Morgan, Herbert Moscowitz, Laura Murphy, Sheigla Murphy, Rik Musty, Stanton Peele, Craig Reinarman, John K. Robinson, G. Alan Robison, Sidney Schnoll, Loren Siegel, Steven Sifanek, William S. Slikker, Keith Stroup, Donald Tashkin, Chuck Thomas, Andrew Weil, Charles Winick und Kevin B. Zeese. Ihnen allen sind wir für ihre förderlichen Hinweise dankbar. Wir nahmen sie ernst und reagierten auf alle Hinweise und Kritikpunkte, auch wenn sie nicht immer deren Ansichten entsprachen. Für eventuelle falsche Auswertungen der erhaltenen Hinweise, Aussagen und Schlussfolgerungen zeichnen wir als Autoren verantwortlich.

Wesentliche Unterstützung und Kritik erfuhren wir in der Zeit, die wir in dieses Projekt investierten, von unserem Herausgeber Harry G. Levine. Er korrigierte unsere Aussagen, wenn wir von deren Richtigkeit überzeugt waren, überredete uns zur Weiterarbeit, wenn wir dachten, das Manuskript abgeschlossen zu haben, und überzeugte uns, es abzuschließen, als wir kein Ende fanden. Sollten wir uns je zu einem weiteren Buch entschließen, sind wir Harry G. Levine schon jetzt für ähnliche Hilfestellungen dankbar.

Besonderen Dank schulden wir Ethan Nadelmann und der Smart Family Foundation, die uns Zugang zur Princeton-Arbeitsgruppe verschafften. Bei dieser Gruppe handelt es sich um eine wissenschaftliche Forschungsgruppe, die sich im Zeitraum von 1990 bis 1994 in regelmäßigen Abständen traf, um über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Wege in der Drogenpolitik zu beraten. Unsere vorliegende Dokumentation verdankt diesen Treffen wesentliche Einsichten. Sie ermöglichten uns Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung, vermittelten uns aktuelle Erkenntnisse und förderten einen regen Informationsaustausch mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe. In seiner Funktion als Direktor vom Lindesmith Center engagiert sich Ethan Nadelmann auf wissenschaftlicher und sozialer Ebene für seriöse Studien über Drogen und für Wege in der Drogenpolitik, die sich an diesen Erkenntnissen orientieren.

Ohne die Unterstützung der Bibliothekarinnen Estelle Davis am City College von New York und Leigh Hallingby am Lindesmith Center hätten wir unsere Recherchen nicht abschließen können. Sie machten uns auf viele Titel aufmerksam und verschafften uns Zugang zu Büchern, Artikeln und Berichten, auf die wir uns im vorliegenden Buch beziehen. Josef Filip-Ryan, Bethami Cooper und Julie Copper sichteten kritisch diverse Fassungen von nahezu allen vorliegenden Kapiteln. Simon Rodberg stellte uns wochenlang als wissenschaftlicher Assistent seine Zeit zur Verfügung. Brent Gardner verdanken wir ein überaus zuverlässiges Lektorat unseres Manuskriptes. Karynn Fish vom Lindesmith Center, die mit der Betreuung unserer Arbeit betraut war, verblüffte uns wiederholt mit ihrem gesunden Menschenverstand und ihrer Effektivität. Ihr ist es letztlich zu verdanken, dass diese Untersuchung das Licht der Welt erblickte.

Ein von Regierungsseite ausgeschriebener Forschungspreis und ein Forschungsjahr befreiten Lynn Zimmer achtzehn Monate lang von ihren Lehrverpflichtungen am Queens College der City University of New York und ermöglichten ihr die Arbeit an diesem Buch. Peter Lewis unterstützte uns finanziell. Bei der Produktion unterstützte uns das Lindesmith Center. Moralischen Rückhalt fanden wir bei unseren Familien und Freunden. All das lies uns freie Hand, während der Arbeit an unserem Manuskript.

Lynn Zimmer, John P. Morgan (1997)

Danksagung zur Deutschen Ausgabe

Insbesondere Michael Schlichting sowie auch Ulrike und Paul Grossman, Wolf-Florian Kemper, Christian Rätsch, John Baker und William Mahoney verdankt die Übersetzerin sachkundige Hilfe bei medizinischen, therapeutischen, juristischen und sprachlichen Fragen. Ihr Dank für eine reibungslose Verständigung während der Produktion gilt Cornelia Schönfeld, Roger Liggenstorfer, Claude Steiner und Mathias Bröckers.

Claudia Müller-Ebeling

Einleitung

Im vergangenen Jahrhundert eruierte eine Vielzahl unabhängiger Kommissionen die Wirkungsweisen von Cannabis. 1893 beauftragte das britische Parlament die Kommission zur Erforschung von Cannabis indica [Indian Hemp Commission] mit einer Bestandsaufnahme zu den Auswirkungen des Gebrauches von Cannabis auf die »soziale und moralische Verfassung« des indischen Volkes. Die Untersuchung kam zum Schluss, dass »der gemäßigte Gebrauch von Hanfdrogen mit keinerlei Übel einhergeht«. 1925 erforschte ein Ausschuss den Cannabiskonsum bei den US-Soldaten, die in der Region des Panama-Kanals stationiert waren und konstatierte, dass die Auswirkungen von Cannabis »offensichtlich stark übertrieben wurden«. 1944, zwanzig Jahre später, kam ein medizinisches Expertenteam, das vom damaligen New Yorker Bürgermeister Fiorello La Guardia eingesetzt worden war, zum – von diesem selbst formulierten – Ergebnis, wonach »die Missstände auf soziologischer, psychologischer und medizinischer Ebene, die Cannabis gewöhnlich zugeschrieben werden … übertrieben sind«.

Als Reaktion auf den gestiegenen Cannabisgebrauch in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beriefen die Regierungen der USA, von Kanada, Großbritannien, Australien und den Niederlanden Kommissionen ein, um die wissenschaftlichen Ergebnisse über die Gefahren von Cannabis für Einzelne und die Gesellschaft auszuloten. Der britische Wootten Report kam 1969 zu Ergebnissen, die mit denen der Indian Hemp Commission und von La Guardia übereinstimmten. Er folgerte, dass »ein langfristiger Gebrauch von Cannabis in moderaten Dosierungen keine schädlichen Auswirkungen« habe. 1972 resümierte der Bericht einer von der niederländischen Regierung eingesetzten Kommission: »Die physiologischen Auswirkungen des Cannabisgebrauchs sind als relativ harmlos einzustufen«. Die 1972 von Präsident Richard Nixon eingesetzte National Commission on Marihuana and Drug Abuse [Nationale Kommission zu Marihuana und Drogenmissbrauch] folgerte: »Die Kommission ist einstimmig der Meinung, dass der Konsum von Cannabis kein derart gravierendes Problem darstellt, dass es Strafverfolgungen von Cannabiskonsumenten oder Individuen, die es zu diesem Zweck besitzen, rechtfertigen würde.«

Die Erkenntnisse dieser Expertenkommissionen wurden im Verlauf des 20. Jahrhunderts von Extrempositionen bezüglich der Gefahren von Cannabis überschattet. In den 20er und 30er Jahren wurden Gesetze auf Bundes- und Staatsebene gegen Cannabis erlassen. Diese basierten in der Regel auf Aussagen leitender Polizeibeamter, Ankläger und staatlicher Drogendezernenten 1, wonach Cannabis zu gewalttätigen und verabscheuungswürdigen Verbrechen verleite. »Cannabissüchtige« stellten für die Polizei der USA ein »massives Problem« dar, ließ Harry Anslinger, Direktor des Federal Bureau of Narcotics [Bundesministeriums für Betäubungsmittel und psychotrope Substanzen]2, verlauten. Er behauptete, dass »50% aller von Mexikanern, Türken, Filipinos, Griechen, Spaniern, Lateinamerikanern und Negern verübten Gewalttaten« auf den »Missbrauch von Cannabis zurückzuführen« seien. Auf diesen Anti-Cannabisfeldzug schworen sich Organisationen ein, wie die World Narcotic Defence Association [Weltweite Vereinigung zum Schutz gegen Drogenmissbrauch], die International Narcotic Education Association [Internationale Vereinigung zur Drogenerziehung] und die Women’s Christian Temperance Union [Christlich abstinenter Frauenbund]. Sie alle propagierten die Meinung, Cannabis mache süchtig, bewirke Geisteskrankheiten und sexuelle Promiskuität.3 Ebenso behaupteten sie, dass »Cannabisdealer« den Stoff an Schulkinder verscherbelten, um sie süchtig zu machen.4

Ausgedehnte Untersuchungen und Undercover-Operationen auf den Schulhöfen in New York City veranlassten die La Guardia Kommission 1944 darauf hinzuweisen, dass die Öffentlichkeit unnötigerweise mit Hinweisen über Gefahren von Cannabis verunsichert worden sei. Nichtsdestotrotz wurden dreißig Jahre nach Beginn der National Commission on Marihuana and Drug Abuse noch immer dieselben Behauptungen aus den 20er und 30er Jahren ins Feld geführt. In den 50er Jahren bezeichneten Polizeibeamte Cannabis als »Sprungbrett« zu Heroin. Sie überzeugten den Kongress und die staatlichen Gesetzgeber davon, dass härtere Strafen für Cannabisdelikte – bis zu lebenslänglichen Verurteilungen – notwendig seien, um der Anzahl von Heroinsüchtigen entgegenzuwirken. In den 60er Jahren beteuerten Cannabisgegner die Gefährlichkeit der Droge, weil sie das Denkvermögen beeinträchtige und ein »Amotivationssyndrom« [Generelles Desinteresse, Lust- und Motivationslosigkeit] bewirke und somit die heranwachsende Generation zu akademischen Versagern verurteile. In den 70er Jahren erschienen die ersten wissenschaftlichen Berichte über gravierende organische Schäden durch Cannabis. Darin wird unter anderem ausgeführt, dass Cannabis die Chromosomen schädige, das Immunsystem beeinträchtige und dauerhafte Gehirnschäden bewirke .5

In den vergangenen dreißig Jahren untersuchten Wissenschaftler mit Hilfe von Regierungsgeldern alle erdenklichen Gefahren, die von Cannabis für einzelne Konsumenten und die Gesellschaft ausgehen. Sie fahndeten nach Belegen für Delikte, psychische Schäden und Amotivation, die mit Cannabis in einem ursächlichen Zusammenhang stehen. Sie studierten die Auswirkungen der Droge auf das Verhalten, auf psychomotorische und intellektuelle Fähigkeiten und fahndeten nach Gemeinsamkeiten zwischen dem Gebrauch von Cannabis und anderer Drogen. Auf der Suche nach organischen Schäden durch Cannabis verabreichten sie Labortieren hoch dosiertes THC (dem für die psychogene Wirkung von Cannabis verantwortlichen Wirkstoff) und versetzten Petrischalen mit Kulturen menschlichen Zellgewebes mit THC. All diese Versuchsreihen mündeten schließlich in einer Flut von hochgradig spezialisierter Fachliteratur, welche diverse wissenschaftliche Disziplinen umfasst.

Mit diesem Buch wollen wir Journalisten, Parteiideologen, Lehrern, Eltern, Ärzten, Cannabiskonsumenten und all jenen, die über diese weltweit genutzte Droge mehr erfahren wollen, den Zugang zu den wissenschaftlichen Untersuchungen über Cannabis erleichtern. Unsere Ausführungen orientieren sich an einer Reihe allseits bekannter Behauptungen über negative Auswirkungen von Cannabis, die sich allesamt auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen. Die zitierten Aussagen entstammen Regierungsberichten, Newsletters und Pressemitteilungen neueren Datums. Wir entdeckten sie in Informationsschriften zur Drogenaufklärung, in Anzeigen von Bündnissen für ein drogenfreies Amerika, in Reden von Regierungsmitgliedern. Ferner tauchten diese Statements immer wieder in unzähligen Artikeln von Tageszeitungen und Magazinen auf, die über negative Auswirkungen von Cannabis berichteten.

Auf der Suche nach relevanten Fakten für diese Behauptungen erforschten wir die wissenschaftliche Literatur. Dabei entdeckten wir immer wieder, dass Regierungsbeamte, Journalisten und sogar viele »Drogenexperten« die wissenschaftlichen Ergebnisse falsch interpretierten, unrichtig darstellten oder verdrehten. Da die hier aufgelisteten zwanzig Behauptungen, mit denen wir uns bei unseren Recherchen zu diesem Buch auseinandersetzten, jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren, entschlossen wir uns, sie als »Mythen« zu definieren. Wie allen Mythen liegt ihnen ein Funken Wahrheit zugrunde – aber nicht mehr.

Heute wie früher schüren Mythen über Cannabis in der Bevölkerung Ängste und sorgen dafür, dass Rufe nach einer verstärkten polizeilichen Kontrolle der Konsumenten laut werden. Mit den vorliegenden Fakten über Cannabis wollen wir eine Diskussion über den Umgang mit diesem Thema anregen, damit dieser weniger als bisher auf Sanktionen setzt und Eltern ihre Ängste nimmt. Wie die meisten US-Amerikaner glauben wir, dass psychoaktive Substanzen in die Hände von Erwachsenen gehören und nicht in die von Kindern. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass Lügen und Übertreibungen hinsichtlich der Gefahren von Cannabis nicht geeignet sind, Jugendliche davon fernzuhalten, sondern eher einen gegenteiligen Effekt bewirken.

Ergebnisse der Kommissionen, Studien und Gerichtsentscheide

Indian Hemp Drugs Commission, 1894Cannabis indica-Kommission

Die Kommission kam zum Schluss, dass ein moderater Genuss von Hanfprodukten keinerlei schädliche Auswirkungen hat.6

Panama Canal Zone Report, 1925Report zum Gebiet des Panama-Kanals

Die Gefährdungen durch [Cannabisgenuss] … wurden offensichtlich stark übertrieben.  … Für nennenswerte schädliche Einflüsse auf Konsumenten liegen keine Beweise vor.7

La Guardia Commission Report, 1944

Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Gewalttaten und Cannabis … und Cannabis weist keine spezifische Stimulation des Geschlechtstriebes auf.8 Der Gebrauch von Cannabis führt nicht zu Abhängigkeiten von Morphin, Kokain oder Heroin.9

The British Wootten Report, 1969

Wir sind der Ansicht, dass die in der Vergangenheit viel beschworenen von (Cannabis) ausgehenden Gefahren … überbewertet wurden.… Es gibt keine Belege dafür, dass ernstliche Gesundheitsgefährdungen westlicher Gesellschaften unmittelbar auf das Rauchen von Cannabis zurückzuführen sind.10

Canadian LeDain Commission Report, 1970Bericht der kanadischen LeDain-Kommission

Es gibt keinerlei Belege für physische Abhängigkeiten durch Cannabis. Selbst bei Langzeitkonsumenten resultiert Abstinenz normalerweise in keinerlei physischen Nebenwirkungen. 11

National Commission on Marihuana and Drug Abuse, 1972Nat. Kommission zu Marihuana und Drogenmissbrauch

Zum einmaligen oder sporadischen Konsum natürlicher Hanfprodukte liegen nur unzulänglich geprüfte Daten zu physischen oder mentalen Schädigungen vor.… Die derzeitigen sozialen und legislativen Maßgaben befinden sich in einem unverhältnismäßigen Kontrast zu den schädlichen Auswirkungen auf individueller oder sozialer Ebene.12

Dutch Baan Commission, 1972Holländische Baan-Kommission

Bei Cannabis gibt es keine Toleranzschwelle oder körperliche Abhängigkeit. Die physiologischen Auswirkungen des Cannabisgenusses sind relativ harmlos.13

Commission of the Australian Government, 1977Kommission der australischen Regierung

Es ist eine vollkommen überraschende Tatsache, dass seine unmittelbare Toxizität gegenüber der aller anderen Drogen sehr niedrig ist.… In der Szene manifestierten sich keine gravierenden gesundheitlichen Probleme.14

National Academy of Science Report, 1982Bericht der nationalen Akademie der Wissenschaft

In den vergangenen vierzig Jahren beschuldigte man Cannabis, antisozialen Zündstoff zu bergen, unter anderem … die Auslösung von Straf- und Gewalttaten, … Heroinabhängigkeit, … und dass es die Arbeitsmoral junger Menschen in Nord- und Südamerika mindere. Diese Vorstellungen wurden von wissenschaftlichen Studien nicht bestätigt.15

Entscheidung des Schweizerischen Bundesgerichts 1991

»Cannabis kann nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse auch in grossen Mengen die Gesundheit vieler Menschen im Sinne von Art. 19 Ziff. 2 lit. a BetmG nicht in Gefahr bringen.« Auszug aus dem Urteil des Kassationshofes vom 29. August 1991 http://www.bger.ch/index/juridiction.htm

Die Cannabis-Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts, 1994

Der Gesetzgeber wurde verpflichtet, neuere wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Ausland zu berücksichtigen um in Zukunft zu entscheiden, ob das Strafrecht tatsächlich das geeignetste Mittel ist um die angestrebten Schutzfunktionen zu erreichen

http://www.oefre.unibe.ch/law/dfr/bv090145.html

Report by the Dutch Government, 1995Bericht der holländischen Regierung

Cannabis wirkt sich körperlich nicht sehr toxisch aus.… Aus allem, was bislang bekannt ist, kann gefolgert werden, dass die Risiken des Cannabiskonsums nicht als »ungeheuerlich / unakzeptabel« zu bezeichnen sind.16

Studie der Weltgesundheitsorganisation zu Cannabis, 1997

»Es gibt gute Gründe festzustellen, dass Cannabis nicht dieselben Risiken für die öffentliche Gesundheit mit sich bringt wie Alkohol und Tabak, selbst wenn genauso viele Menschen Cannabis benutzten wie jetzt Alkohol trinken oder Tabak rauchen.« http://www.cannabislegal.de/studien/who/index.htm

Die Cannabisstudie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol-und andere Drogenprobleme, 2000

Diese Studie zeigt dass die Kriminalisierung von Konsumenten in der Westschweiz keine niedrigeren Konsumraten erreichte als die liberalere Politik der Deutschschweiz. Die SFA nahm Stellung zum Cannabiskonsum in der Schweiz und sprach sich für eine Entkriminalisierung des Besitzes, Erwerbs und Anbaus von Cannabis für den Eigenkonsum aus. http://www.sfa-ispa/Actions/de/Cannabisbefragung1.PDF

Studie des Büro für Verbrechensstatistiken und Forschung New South Wales,Australien, 2001

Das strafrechtliche Verbot von Cannabis schreckt kaum von seinem Gebrauch ab und scheint im Vergleich zum Nutzen zuviel kosten.

http://www.cannabislegal.de/studien/nsw.htm

Euregio-Studie »Jugendliche 2001«

Die Untersuchung Jugendliche 2001 der Gesundheitsdienste der Euregio hat festgestellt, dass der Cannabisgebrauch unter Schülern im Alter von 14-16 Jahren auf der deutschen Seite der Grenze weiter verbreitet ist als in den Niederlanden, wo Cannabis seit Jahrzehnten in Coffeeshops an Erwachsene verkauft wird.

http://www.cannabislegal.de/studien/euregio.htm

20 Mythen über Cannabis

· Die Schädlichkeit von Cannabis ist wissenschaftlich erwiesen.

· Cannabis ist von keinem medizinischen Wert.

· Cannabis wirkt stark Sucht erregend.

· Cannabis ist eine Einstiegsdroge.

· Cannabisdelikte werden nicht streng genug bestraft.

· Die Cannabispolitik in den Niederlanden ist fehlgeschlagen.

· Cannabis zerstört die Gehirnzellen.

· Cannabis bewirkt ein Amotivationssyndrom.

· Cannabis schädigt das Gedächtnis und das Denkvermögen.

· Cannabis wirkt sich auf die Psyche schädlich aus.

· Cannabis führt zu Straftaten.

· Cannabis beeinträchtigt die Produktion männlicher und weiblicher Sexualhormone.

· Cannabiskonsum während der Schwangerschaft schadet dem Fötus.

· Cannabis schädigt das Immunsystem.

· Cannabis schädigt die Lungen stärker als Tabak.

· Cannabis lagert sich im Fettgewebe ein.

· Der Genuss von Cannabis ist eine wesentliche Ursache für Unfälle im Straßenverkehr.

· Auf Cannabisgenuss zurückzuführende stationäre Behandlungen häufen sich.

· Cannabisprodukte haben heutzutage einen stärkeren Wirkstoffgehalt als früher.

· Man kann den Genuss von Cannabis verhindern.

MYTHOS

Die Schädlichkeit von Cannabis ist wissenschaftlich erwiesen. In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts glaubten viele Cannabis sei harmlos. Inzwischen wissen wir, dass Cannabis weitaus gefährlicher ist als bislang angenommen.

»Jede einzige wissenschaftliche Studie der letzten Jahre belegt einen alarmierenden Anstieg der Toxizität und der Gefahr, die vom Cannabiskonsum ausgeht.«1

»Eltern von heute, … die [als Jugendliche] Cannabis rauchten … sollten wissenschaftliche Forschungen zur Kenntnis nehmen, … denen zufolge die Droge weitaus gefährlicher ist, … als man in den 60er und 70er Jahren annahm.«2

»Neue Forschungsmethoden und hoch spezialisierte bildgebende Verfahren [PET, Positronen- Emissions- Tomografie], mit deren Hilfe man die Konzentration biochemischer Botenstoffe im Gehirn studieren kann, … vermitteln neue Einblicke in die meist überaus subtilen Wirkungsweisen von Cannabis.«3

»Es liegen über 10.000 dokumentierte Studien vor, welche die schädlichen Auswirkungen des Rauchens von Cannabis auf körperlicher und psychischer Ebene belegen.«4

»Was immer du in den 60er, 70er und 80er Jahren über Cannabis gehört und gedacht hast: Vergiss es.«5

FAKTUM

Nach Sichtung der wissenschaftlichen Literatur kam die National Commission on Marihuana and Drug Abuse [Nationale Kommission über Marihuana und Drogenmissbrauch] 1972 zu dem Schluss, der Konsum von Cannabis sei zwar nicht bedenkenlos sicher, die daraus resultierenden Gefahren seien jedoch stark überbewertet worden. Seither wurden tausende Studien an Menschen, Tieren und Zellkulturen durchgeführt. Kein Ergebnis unterschied sich wesentlich von denen der Kommission von 1972. Vor dem Hintergrund einer 30-jährigen wissenschaftlichen Forschung stellten Herausgeber der medizinischen Fachzeitschrift LANCET 1995 fest, dass »der Genuss von Cannabis selbst bei langjährigen Gewohnheitsrauchern nicht gesundheitsschädlich ist.«

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Cannabis im Spiegel der Wissenschaft

Angesichts der rasch anwachsenden Popularität von Cannabis genehmigte der Kongress 1970 eine Million US-Dollar für eine nationale Kommission über Cannabis.6 Die auch unter der Bezeichnung Shafer-Kommission bekannte National Commission on Marihuana and Drug Abuse [Nationale Kommission über Marihuana und Drogenmissbrauch) wurde vom ehemaligen Gouverneur von Pennsylvania, Raymond Shafer, geleitet. Unter den zwölf Mitgliedern dieser Kommission waren vier Mediziner, zwei Anwälte und vier Kongressmitglieder.

Die Shafer-Kommission sichtete Stellungnahmen zu den von Cannabis ausgehenden Gefahren, die bis in die 20er Jahren zurück reichten und sich noch in den 70ern allgemeiner Akzeptanz erfreuten. Die Kommission beauftragte Gutachter mit der Sichtung der wissenschaftlichen Literatur und finanzierte Grundlagenstudien, um offenkundige Lücken in der Beweislage zu schließen. Ferner veranstaltete die Kommission im ganzen Land öffentliche Anhörungen, bei denen Anwälte, Mediziner, Forscher, Erzieher, Studenten und Polizeibeamte ihre Meinungen über Cannabis, seine Wirkungsweisen und die Strafregelungen zum Verkauf und Gebrauch darlegten.

Die Shafer-Kommission fand keine überzeugenden Beweise zur Unterstützung der Behauptungen, Cannabis stimuliere zu Straftaten, bewirke Geisteskrankheiten, sexuelle Promiskuität und generelles Desinteresse [Amotivationssyndrom] oder fungiere als Sprungbrett zum Konsum härterer Drogen. Ergebnisse aus Tierversuchen ergaben, dass keinerlei Dosierungen von Cannabis für Menschen tödlich sind und selbst hohe Dosierungen weder Zellstrukturen noch Organe schädigen. Eine auf Geheiß der Kommission durchgeführte Versuchsanordnung, bei welcher die Forscher Versuchspersonen unter Laborbedingungen über einen Zeitraum von 21 Tagen unbegrenzten Zugang zu Cannabis gewährten, ergab selbst bei Verabreichung hoher Dosierungen keinerlei Beeinträchtigungen auf körperlicher oder mentaler Ebene. Wissenschaftliche Studien in Jamaika und Griechenland, die von der US-Regierung finanziert wurden, konstatierten keinerlei physische oder mentale Probleme bei männlichen Probanden, die Cannabis jahrelang in großen Mengen rauchten. Zahllose Studien belegten, dass Cannabis – selbst bei langzeitigem Gebrauch und in hohen Dosierungen – keine physische Abhängigkeit und Entzugserscheinungen bewirkt.

Die Shafer-Kommission räumte für jede von Menschen genutzte Substanz ein gewisses Restrisiko ein. Von der gesundheitsschädlichen Wirkung des Tabakrauchens schlossen die Kommissionsmitglieder auf eine Schädigung der Lungen durch das Rauchen von Cannabis. Sie waren in Sorge, dass Verkehrsteilnehmer unter dem Einfluss von Cannabis eine Unfallgefahr darstellten. Wie die meisten US-Amerikaner waren die Kommissionsmitglieder der Meinung, dass Cannabis nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen gehört, und befürchteten, dass langjähriger gewohnheitsmäßiger Konsum von Cannabis bei Erwachsenen zu sozialen Anpassungsproblemen führt. Dennoch kamen sie zum Schluss, dass »die auf Cannabis zurückzuführenden Probleme, welche nur bei einem drastisch hohen Konsum über einen langen Zeitraum zu Tage treten, verallgemeinert und dramatisiert wurden«. Mit Bezug auf ein beträchtliches Forschungsmaterial resümierte die Shafer-Kommission: »aus den gegenwärtigen Erkenntnissen über Cannabis und dessen Gebrauch … resultiert keine gravierende Gefahr für die öffentliche Gesundheit«.7

Die Shafer-Kommission hoffte, ihre Auswertung wissenschaftlicher Studien könne dazu beitragen, soziale Konflikte zu lösen, die sich in der US-amerikanischen Gesellschaft seit mehr als einem Jahrzehnt an der Cannabispolitik entzündeten. 1972, zu Beginn der Untersuchung, hatten mehr als 24 Millionen Amerikaner Cannabis konsumiert. Die Jugend hatte Cannabis zum Erkennungszeichen der Rebellion erkoren. Den bis dahin verlauteten Behauptungen, Cannabis führe zu Straftaten und Wahnsinn begegnete diese Generation mit größter Skepsis. Desgleichen misstrauten sie den damaligen Verlautbarungen, dass Cannabis geistige und körperliche Schäden bewirke. Eine große Zahl Jugendlicher widersetzte sich durch den öffentlichen Genuss von Cannabis dem Gesetz. Solche Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz führten zu einer stetig wachsenden Zahl von Inhaftierungen. Der Besitz geringer Mengen von Cannabis brachte jugendliche Konsumenten ohne Vorstrafenregister ins Gefängnis. Aus diesen (und anderen Gründen) gab die Shafer-Kommission zu bedenken, dass die Cannabispolitik der amerikanischen Gesellschaft weitaus mehr Schaden zufüge als der Konsum von Cannabis. »In Anbetracht des hohen Grades von Fehlinformationen über Cannabis« bestand das vorrangige Ziel der Kommission »im Versuch seiner Entmythologisierung« zugunsten einer Diskussion der Cannabispolitik auf einer rationaleren Grundlage.8

Bezüglich der Cannabispolitik empfahlen alle dreizehn Mitglieder der Shafer-Commission das Verbot der Kultivierung und des Verkaufs von Cannabis aufrecht zu erhalten, von Strafverfolgungen auf staatlicher und Bundesebene bezüglich des Besitzes und Konsums von Cannabis jedoch abzusehen. Diese Empfehlung wurde von allgemein akzeptierten Organisationen unterzeichnet, beispielsweise von der American Bar Association [der amerikanischen Rechtsanwaltskammer], der American Medical Association, der American Public Health Association [der US-amerikanischen medizinischen Vereinigung], dem National Council of Churches [dem nationalen Konzil aller Kirchen], der National Education Association [der nationalen Bildungsorganisation]9 und der New York Academy of Medicine [Akademie der Medizin von New York].10 Aufgrund einzelner Auswertungen der wissenschaftlichen Beweislage pflichteten mehrere unabhängige Forscher der Shafer-Kommission bei, dass ein moderater Konsum von Cannabis gefahrlos sei.11 Zur selben Zeit konstatierten Kommissionen in Großbritannien, Kanada, Australien und den Niederlanden im Auftrag ihrer Regierungen, dass die Risiken des Cannabiskonsums zu minimal seien, um rigorose Strafverfolgungen zu rechtfertigen .12

Gabriel Nahas, Anästhesist an der Columbia University und langjähriger Gegner des Cannabiskonsums in den Vereinigten Staaten und in seinem Heimatland Ägypten, forderte die Shafer-Kommission öffentlich heraus.13 Er unterstützte 1974 Senator James Eastland, richterliche Kommissions-Anhörungen zu organisieren, mit dem expliziten Ziel, die Ergebnisse der [Shafer] Kommission zu widerlegen. 14 Dabei waren nur Zeugen zugelassen, die für ein Cannabisverbot eintraten. Sie alle beklagten, die Shafer-Kommission habe Beweismaterial für die sozialen und moralischen Gefährdungen von Cannabis außer Acht gelassen. Die Zeugen beschrieben den schädlichen Einfluss von Cannabis auf Motivation, Persönlichkeit, Urteilsvermögen, Intelligenz und die persönliche Lebensführung der Konsumenten und äußerten, dass sich Cannabismoleküle in den Gehirnzellen ablagern. Daher seien selbst Menschen, die Cannabis nur einmal pro Woche rauchten, in einem permanenten Rauschzustand. Die Redner verwiesen auf das Suchtpotenzial von Cannabis und die darauf zurückzuführenden Gewalttaten. Sie behaupteten, Cannabis setze die Hemmschwelle herab, sich auf homosexuelle Abenteuer einzulassen und mache für kommunistische Propaganda empfänglich. Ferner verwiesen sie auf viele College-Studenten, die durch den Konsum von Cannabis der Heroinsucht verfallen seien.

Redner der Eastland-Anhörungen beklagten zudem, die Shafer-Kommission habe wissenschaftliche Belege über biologische Gefährdungen durch Cannabis außer Acht gelassen. Viele von ihnen hatten eigene Studien zum Nachweis der biochemischen Toxizität von Cannabis durchgeführt. Einer von ihnen berief sich auf eigene Beweise für Gehirnschädigungen bei jugendlichen Cannabiskonsumenten. Ein anderer verwies auf gravierende Lungenschäden bei US-Soldaten, die seit weniger als einem Jahr Haschisch geraucht hatten. Ein weiterer brachte eigene Forschungsergebnisse ins Spiel, die bei männlichen Cannabisrauchern einen verminderten Testosteronspiegel und eine geringere Anzahl von Spermien attestierten. Einige der Referenten der Eastland-Anhörungen hatten Versuchstieren hoch dosiertes THC verabreicht, die Hormonstörungen, Unfruchtbarkeit und Schädigungen der Föten zur Folge hatten. Ein Wissenschaftler berichtete, das forcierte Inhalieren von Cannabisrauch habe bei Rhesusaffen zu irreversiblen Gehirnschäden geführt. Andere referierten Ergebnisse von Zellstudien, bei denen menschliches Zellgewebe unter Laborbedingungen in Petrischalen mit THC geimpft worden war. Sie erklärten, diese Versuchsanordnungen belegten, dass THC Chromosomschäden und Immunschwäche auslöse.

Alle Anwesenden der Eastland-Anhörungen warnten vor einem sozialen Desaster als Folge der Entkriminalisierung von Cannabis. Sie sagten voraus, dass dies zu einem explosiven Anstieg des Cannabiskonsums führe und Probleme im Zusammenhang mit Cannabis epidemische Ausmaße annähmen. Manche gaben zu bedenken, das Angebot potenterer Cannabiszüchtungen bewirke zwangsläufig eine verstärkte Nachfrage und somit größere Gefährdungen. Auf der Basis dieser Ergebnisse prognostizierte Senator Eastland einen alarmierenden Verfall der amerikanischen Gesellschaft durch den fortgesetzten Cannabiskonsums in der Jugend:

»Unser Land wird von einer Cannabisepidemie paralysiert. … Wenn wir dieser Entwicklung nicht Einhalt gebieten, wird unsere Gesellschaft von einer ›Cannabiskultur‹ vereinnahmt werden, … einer Gesellschaft, welche jede Orientierung an höheren moralischen Werten in den Wind schreibt und lediglich darauf aus ist, sich mit Hilfe dieser Droge eine schnelle Lustbefriedigung zu verschaffen. Eine derartige Gesellschaft wäre nicht lange überlebensfähig.«15

Im Verlauf der vergangenen 25 Jahre finanzierte das National Institute on Drug Abuse (NIDA) Studien zur Erforschung nahezu aller Behauptungen, die bei den Eastland-Anhörungen vorgebracht worden waren. Die an diesen Studien beteiligten Wissenschaftler verglichen Hormonspiegel und Gehirnwellen von Cannabiskonsumenten mit einer Vergleichsgruppe cannabisabstinenter Probanden. Sie fahndeten nach abnormen Spermienproduktionen bei männlichen Cannabiskonsumenten und nach Beeinträchtigungen / Schäden bei Kindern von Frauen, die während der Schwangerschaft Cannabis geraucht hatten. Mediziner untersuchten das Lungengewebe von Langzeit-Cannabiskonsumenten und unterzogen diese wiederholten Tests zur Überprüfung ihrer Lungenfunktion. Sozialwissenschaftler unterzogen Cannabiskonsumenten und eine abstinente Vergleichsgruppe Tests zur Erfassung der Persönlichkeitsentwicklung, sozialen Anpassungsfähigkeit und Intelligenz. Sie verglichen die Leistungen von Studenten, die Cannabis rauchten, mit denen abstinenter Studenten und die Löhne von Arbeitern, die Cannabis zu sich nahmen, mit denen, die es nicht konsumierten. Wissenschaftler gingen der Frage nach, inwiefern Verkehrsunfälle auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen seien. Epidemiologen erforschten Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Cannabis und dem anderer illegaler Drogen. Um die Auswirkungen von Cannabis auf Gedächtnisleistungen, Motivation, psychomotorische Fähigkeiten und soziale Interaktionen zu überprüfen, verabreichte man Testpersonen unter Laborbedingungen Cannabis. Um Aufschluss über das physische Suchtpotential von Cannabis zu gewinnen, verabreichte man Testpersonen, Ratten, Mäusen und Affen monatelang hoch dosiertes THC. Um mit dem Mikroskop Aufschluss über etwaige Zellveränderungen zu erhalten, setzte man menschliches Zellgewebe im Labor THC oder dem Rauch von Cannabis aus,

1982 sichteten die Komitees des Institute of Medicine (IOM) und der World Health Organization (WHO) die Cannabisliteratur, inklusive der zehnjährigen im Anschluss an die Shafer-Kommission von 1972. Kein Komitee-Mitglied stieß auf überzeugende Belege für körperliche und geistige Beeinträchtigungen oder soziale Fehlleistungen bei Menschen, die Cannabis moderat konsumierten. Zwar verwiesen Studien darauf, dass manche starken Gewohnheitsraucher von Cannabis Probleme hatten, doch aus keiner Studie resultierte, dass diese unmittelbar auf Cannabis zurückzuführen waren. Stattdessen stellten die Forscher immer wieder fest, dass starke Raucher bereits vor ihrem Cannabiskonsum mit gravierenden psychischen und sozialen Problemen zu kämpfen hatten.

Obwohl die Studien am Menschen keinerlei Rückschlüsse auf Gesundheitsschädigungen infolge von Cannabis erlaubten, waren die IOM- und WHO-Komitees von der großen Zahl der Tierversuche und Zellkultur-Untersuchungen beunruhigt, die eine mögliche physische Toxizität suggerierten. Obgleich die meisten der bei den Eastland-Anhörungen zitierten Studien von anderen Forschern nicht bestätigt worden waren, boten neue Behauptungen Anlass für weitere Tierversuche und Zellkulturstudien. Komitee-Mitglieder bezweifelten zwar, ob derartige Studien für Menschen relevant seien, wollten sie jedoch nicht gänzlich verwerfen. Kein Untersuchungsbericht enthielt deutliche Warnungen bezüglich der Gefahren von Cannabis. Trotzdem fielen die IOM- und WHO-Vorlagen von 198216 zurückhaltender aus, als die der Shafer-Kommission ein Jahrzehnt zuvor.

Nach 1982 stellte die Regierung zunehmend mehr Geld zur Erforschung der Auswirkungen von Cannabis zur Verfügung. 1982 belief sich das Budget des NIDA-Forschungsberichtes über Cannabis auf etwa 3 Millionen US-Dollar, 1987 auf 15 Millionen und 1990 auf 26 Millionen.17 Die Forschung konzentrierte sich vor allem auf die Behauptungen, Cannabis wirke physisch toxisch, die erstmals in den frühen 70er Jahren verlautet worden waren. Zellstudien erwiesen, dass hohe Dosierungen von THC oder Cannabisrauch regelmäßig die Funktion der Zellen in den Laborkulturen störte. Tierversuche erlaubten Forschern die Simulation einer Vielzahl biochemischer Wirkungsweisen, vor allem wenn sie THC unmittelbar in die Venen, die Bauchhöhle oder ins Gehirn der Tiere injizierten. Derartige Tierversuche und Zellstudien ergaben wiederholt biologische Beeinträchtigungen, die bei Testreihen mit Cannabiskonsumenten niemals zu Tage getreten waren, zum Beispiel Unfruchtbarkeit, Hirnschäden, Immunschwäche und körperliche Abhängigkeit.

Im Gegensatz zu den 70er Jahren finanziert die NIDA heutzutage nur wenige Forschungen mit Cannabiskonsumenten. Frühe Versuche am Menschen stützten sich meist auf Vergleiche zwischen einer Gruppe von moderaten Cannabisrauchern und einer Vergleichsgruppe von Nichtrauchern. Nur selten ergaben sich daraus Hinweise auf physische oder psychische Schäden, auf Beeinträchtigungen des Denkvermögens oder auf ein gestörtes Sozialverhalten infolge von Cannabis. Zeigten sich Unterschiede zwischen beiden Vergleichsgruppen, führte man selten zusätzliche Studien durch, um diese Daten zu verifizieren. Heutzutage beziehen sich die an Menschen durchgeführten Versuchsreihen nahezu immer auf Vergleiche zwischen starken Gewohnheitsrauchern und Gelegenheitskonsumenten oder Nichtrauchern. Von den beiden letzteren Gruppen unterscheiden sich starke Cannabisraucher gewöhnlich in mancherlei Hinsicht – nicht nur was ihren Umgang mit Cannabis betrifft. So sind beispielsweise die meisten starken Cannabiskonsumenten Männer. Die meisten von ihnen haben Erfahrungen mit diversen Psychedelika und die Lebensläufe vieler offenbarten mannigfaltige Probleme, die schon vor ihrer ersten Begegnung mit Cannabis bestanden. So könnten solche Studien also negative Aspekte bei Cannabiskonsumenten aufspüren, die auf Faktoren zurückzuführen sind, welche mit dem Gebrauch von Cannabis nichts zu tun haben.

Multiple-Choice-Tests erhöhen die statische Wahrscheinlichkeit positiver Befunde [nicht im wertenden, sondern im wissenschaftlichen Sinne]. Neue Technologien offenbaren heutzutage subtile Unterschiede zwischen Cannabiskonsumenten und Nichtkonsumenten, die zuvor nicht aufzuspüren waren. So wiesen Wissenschaftler neuerdings beispielsweise mit Hilfe computergenerierter quantitativer Analysen »statistisch signifikante« Unterschiede zwischen den Gehirnwellen-Mustern starker Cannabisraucher und denen von Nichtrauchern nach; Unterschiede, die mit tatsächlichen psychischen oder intellektuellen Beeinträchtigungen nicht in Zusammenhang gebracht wurden.

1972 warnte die Shafer-Kommission, dass die »Wissenschaft zur Waffe in einer Propagandaschlacht« geworden ist.18 Diese Aussage trifft heute mehr denn je zu. Das National Institute on Drug Abuse (NIDA) finanziert Forschungen zum Nachweis der Schädlichkeit von Cannabis. Die daraus resultierenden negativen Befunde [hier im wertenden und nicht im wissenschaftlichen Sinne gemeint] werden dann vom NIDA und anderen regierungstreuen Institutionen anhand von offiziellen Stellungnahmen, Pressemitteilungen und Flugblättern zur Drogenaufklärung an den Kongress und an die Presse verteilt. Ergebnisse von Tierversuchen und Zellkulturstudien werden als Belege für die gesundheitsschädliche Wirkung von Cannabis gewertet und als solche zitiert – selbst wenn Wissenschaftler derartige schädliche Auswirkungen auf den Menschen prinzipiell nicht nachweisen konnten, werden äußerst bescheidene Ergebnisse als »signifikant« präsentiert. Rein statistische Zusammenhänge – beispielsweise zwischen starkem Cannabiskonsum und Straftaten durch Jugendliche oder zwischen starkem Cannabis- und Kokainkonsum – werden zur Begründung kausaler Zusammenhänge angeführt. Studien, die diesbezüglich keinerlei Ergebnisse erbrachten – oder gar positive Wechselbeziehungen mit Cannabis belegten – werden hingegen vollständig ignoriert. Kurzum: Man bedient sich der Wissenschaft auf selektive Weise, um die Behauptung zu untermauern, die Gefährlichkeit von Cannabis sei wissenschaftlich erwiesen.

Bezüglich der Gefahren von Cannabis für den Menschen kamen wir, nach eingehender Sichtung der wissenschaftlichen Literatur, nicht zu anderen Ergebnissen als die Shafer-Kommission 1972. Im Gegenteil ergibt sich aus der Forschungslage, dass Cannabis unter gewissen Aspekten sogar weniger schädlich ist, als die Shafer-Kommission angenommen hatte. So formulierte 1995 ein Komitee der niederländischen Regierung: »Alles, was wir heute wissen … gibt Grund zur Annahme, dass die von Cannabis ausgehenden Risiken als solche nicht als ›unakzeptabel‹ bezeichnet werden können. « 19 Im selben Jahr konstatierte die Redaktion der britischen medizinischen Fachzeitschrift LANCET ohne jede Einschränkung: »Das Rauchen von Cannabis ist selbst über lange Dauer nicht gesundheitsschädlich.« 20

Im folgenden Kapitel untersuchen wir die 30-jährigen Forschungsergebnisse, auf denen die Aussagen der niederländischen Regierung und des Fachmagazins LANCET beruhen.

MYTHOS

Cannabis ist von keinerlei medizinischem Nutzen. Auf dem Markt sind sicherere und effizientere Medikamente erhältlich, zum Beispiel die synthetische Form von THC, dem wichtigsten Wirkstoff von Cannabis, die in den USA unter der pharmazeutischen Handelsbezeichnung Marinol® vermarktet wird [auch als Dronabinol® in Deutschland und in der Schweiz].

»Es gibt keinen Beleg für eine sinnvolle Anwendung von Cannabis in der Chemotherapie. Unzählige alternative Medikamente machen es überflüssig, Forschungen zu diesem Thema überhaupt in Angriff zu nehmen.«1»Das Thema ›Cannabis als Medizin‹ ist eine sorgfältig orchestrierte Kampagne … alternder Hippies, Anwälte und Cannabiskonsumenten, die mit diesem Gerücht ihr grausames Spiel auf Kosten Kranker und Sterbender treiben.«2

»In Anbetracht der bekannten Auswirkungen von Cannabis auf das Kurzzeitgedächtnis erscheint es plausibel, andere lebensrettende Medikamente in Erwägung zu ziehen.«3

»Die Pro-Drogen-Lobby beutet das Leid chronisch kranker Patienten aus  … im Rahmen einer Strategie, Cannabis für den allgemeinen Gebrauch zu legalisieren.«4

»Es gibt keine schlechtere Botschaft an junge Menschen … Just dann, wenn sich die Nation mit allen Kräften bemüht, Teenager davon zu überzeugen, vom Gebrauch psychoaktiver Drogen abzusehen, bekommen sie zu hören, Cannabis sei eine Medizin.«5

FAKTUM

Cannabis reduziert nachweislich die während der Krebs-Chemotherapien auftretende Übelkeit. Es stimuliert den Appetit bei AIDS-Patienten und reduziert den Innenaugendruck bei Glaukom-Patienten. Es liegen anerkennenswerte Belege vor, dass Cannabis unwillkürliche Muskelzuckungen von Patienten vermindert, die unter neuronalen Störungen leiden. Kapseln mit synthetischem THC sind gegen Rezept erhältlich. Für viele Patienten sind sie jedoch weniger effizient als das Rauchen von Cannabis. Zudem bewirkt reines THC unangenehmere psychoaktive Nebenerscheinungen als gerauchtes Cannabis. Trotz seiner Illegalität nutzen heutzutage viele Menschen Cannabis als Heilmittel und setzen sich somit der Gefahr aus, festgenommen und inhaftiert zu werden.

2

Cannabis als Medizin

Therapeutische Anwendungen von Cannabis sind in der modernen wissenschaftlichen Literatur gut belegt. Man führte kontrollierte Studien zum Einsatz von gerauchtem Cannabis oder oral verabreichten Zubereitungen von Delta-9-THC (dem wichtigsten Wirkstoff von Cannabis) durch. Sie erwiesen den sinnvollen Einsatz von Cannabis zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen 6, zur Anregung des Appetits und Förderung der Gewichtszunahme 7 sowie zur Reduzierung des Augeninnendrucks bei Glaukomen 8. Des Weiteren ergaben sie, dass das Rauchen von Cannabis, wie auch oral verabreichtes THC, Muskelspasmen bei Wirbelsäulenverletzungen 9 und Multipler Sklerose10 sowie die bei diesen Patienten auftretenden unwillkürlichen Zuckungen reduziert.11 Andere therapeutische Nutzanwendungen von Cannabis wurden nicht ausführlicher untersucht. Patienten und Ärzte erwähnten jedoch, dass das Rauchen von Cannabis Linderung bei Migräneanfällen, Depressionen, Schlaganfällen, Schlaflosigkeit und chronischen Schmerzen bringt. 12 Vermutlich ist Delta-9-THC für die meisten therapeutischen Wirkungen von Cannabis verantwortlich. Cannabidiol, eines der anderen Cannabinoide, scheint jedoch als krampflösendes Mittel nützlich zu sein.13 Der medizinische Wert weiterer Cannabinoide kann sich noch herausstellen.

In den Vereinigten Staaten ist der medizinische Gebrauch von Cannabis verboten, da es laut Betäubungsmittelgesetz zu den unter Schedule I aufgelisteten verbotenen Substanzen gehört [entspricht im europäischen Betäubungsmittelgesetz, Anhang 1]; einer Kategorie von Drogen, die als unsicher, stark missbrauchgefährdet und ohne jeglichen medizinischen Nutzwert gelten.