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Kreuzfahrt: Simone hat so lange gedibbert, bis ich den Scheiß gebucht habe. Die kalte Angst im Nacken, dass sie mich verlässt. Meine Erfahrung mit Frauen ist nicht nennenswert, weshalb es mich auch kalt erwischt, als ich Bernhard kennen lerne. Er ist anders, als andere Männer … Bora Bora: Von diesem Urlaub habe ich schon immer geträumt, nur leider ist meine Begleitung nicht das, was ich mir dafür gewünscht habe. Zwischen Hassan und mir brennt es nicht mehr, noch nicht einmal glimmern tut es. Als ich eines Morgens am Swimmingpool einen Mann mit einer Behinderung antreffe, ändert sich vieles...
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Chancen, Risiken, Folgen 3 - Kreuzfahrt
Chancen, Risiken, Folgen 4 - Bora Bora
Chancen, Risiken, Folgen
Band 2
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.
Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!
Text: Sissi Kaiserlos/Kaipurgay
Bilder: shutterstock_85950235, Strand mit Palmen: IStock KI Generator
Kontakt:https://www.sissikaipurgay.de/
Sissi Kaiserlos/Kaipurgay
c/o Autorenservice Karin Rogmann
Kohlmeisenstieg 19
22399 Hamburg
Kreuzfahrt. Simone hat so lange gedibbert, bis ich den Scheiß gebucht habe. Die kalte Angst im Nacken, dass sie mich verlässt. Meine Erfahrung mit Frauen ist nicht nennenswert, weshalb es mich auch kalt erwischt, als ich Bernhard kennen lerne. Er ist anders, als andere Männer…
Meine Freundin Simone bricht in spitze Begeisterungsschreie aus, als sie die MS Ozeania im Hafen von Santa Cruz auf Teneriffa liegen sieht. Wir kommen gerade vom Flughafen und ein Taxi bringt uns bis kurz vor die Gangway. Der freundliche Fahrer lädt unser Gepäck aus und ich gebe ihm ein großzügiges Trinkgeld, bevor ich Simone folge. Ihren Koffer ziehe ich hinter mir her, nebst meinem eigenen.
Wie immer bin ich der Träger, was ich aber von ihren ausgedehnten Einkaufsbummeln her schon kenne. Meist bin ich nach so einer Aktion mit Taschen und Tüten beladen, während sie lediglich ihr winziges Täschchen geschultert hat.
„Willkommen an Bord“, begrüßt uns ein schneeweiß Uniformierter, nachdem wir den schmalen Steg gemeistert haben.
Der Mann weist uns den Weg, lächelt verbindlich und wendet sich den nächsten Ankömmlingen zu. Wir betreten einen Gang und wenden uns nach rechts, es geht zwei Treppen hinauf und dann stehen wir vor unserer Kabine mit der Nummer dreihundertsechs.
Simone öffnet die Tür und quiekt: „Oh, wie wundervoll! Cord, sieh nur, wir haben einen Balkon.“
Mich verwundert das nicht, habe ich doch eine Balkonkabine gebucht, doch ich lächle pflichtschuldig und murmele ein ‚wie schön‘. Die Koffer lass ich vor dem Doppelbett stehen und sehe mich erst mal um. Ein Schrank und zwei Sessel mit einem Tisch runden die Einrichtung ab, auf dem Balkon stehen zwei Stühle. Ganz schön eng wird es werden, denn groß ist der Raum nicht.
„Oh Cord, das ist alles so romantisch“, piepst Simone und hängt mir unerwartet am Hals.
Sie gibt mir einen feuchten Schmatzer und fährt mir durchs Haar, strahlt, und als ich fast glaube, dass sie Sex von mir will, löst sie sich von mir und wendet sich den Koffern zu.
„Ich weiß noch gar nicht, was ich anziehen soll“, singt sie und beginnt, ihre Klamotten auszupacken.
Diese Reise ist Simones Idee, um unsere Beziehung neu zu beleben. Ich selbst hasse Kreuzfahrten und habe mich nur breitschlagen lassen, weil ich ein bisschen an ihr hänge. Ich bin immerhin fast dreißig und dazu sehr schüchtern, wo soll ich eine neue Frau herbekommen, wenn sie mich verlässt? Simone ist der Traum eines jeden Mannes: Blonde Locken, blaue Augen, ein hübsches Gesicht, einen Kopf kleiner als ich, nur ihre Intelligenz – um die ist es nicht gut bestellt.
„Was hältst du von dem roten Kleid?“, fragt sie in meine Gedanken hinein.
„Das steht dir sehr gut, zieh es an“, murmele ich abwesend und starre weiter auf den Hafen.
Zwischen Simone und mir läuft schon seit einem Jahr nichts mehr. Anfangs war sie es, die ständig Ausreden hatte, wie Kopfschmerzen oder ihre Periode. Später hatte ich selbst keine Lust mehr, denn der Sex mit ihr war schon immer recht eintönig gewesen. Sie ist so leidenschaftlich wie eine Waschmaschine im Schleudergang und ich habe sowieso den Verdacht, dass ihre Orgasmen stets vorgetäuscht sind.
„Du guckst ja gar nicht“, mault Simone.
Ich schaue über die Schulter und werfe ihr ein Lächeln zu.
„Sieht toll aus“, sage ich begeistert, zwinkere und drehe den Kopf zurück zum Balkon.
Simone ist fünfundzwanzig und Friseuse. Seit vier Jahren sind wir ein Paar und eigentlich habe ich gedacht, dass wir irgendwann heiraten werden, Familie und Kinder, das Übliche halt. Inzwischen bin ich davon nicht mehr überzeugt, denn – ehrlich gesagt – nervt sie mich ganz schön und langweilen tut sie mich auch. Diese Frau liest nicht, guckt nur Soaps im Fernsehen und ins Kino geht sie nur, wenn ein Schmachtfetzen läuft. Andere Kultur ist für sie tabu.
„Was wirst du denn anziehen? Es gibt doch gleich Dinner“, zwitschert Simone und ich drehe mich ganz herum und widme mich nun meinem Koffer.
„Hast du den Smoking dabei?“ Sie dreht sich vor dem Spiegel und wirft mir einen kurzen Blick zu.
„Das ist overdressed, Liebling. Hier laufen alle in Jeans und T-Shirt herum, da werde ich bestimmt nicht wie ein Pinguin daherkommen.“
Sie schiebt die Unterlippe vor, was ich zwar mitbekomme, aber nicht beachte. Ich schlüpfe rasch in eine frische Jeans und greife nach einem blauen Hemd, das gut zu meiner Augenfarbe passt. Jedenfalls finde ich das, Simone würde so etwas nie bemerken. Manchmal glaube ich fast, sie sieht mich gar nicht.
„Bist du fertig?“ Sie wühlt in ihrem winzigen Handtäschchen, holt einen Lippenstift hervor und malt sich die Lippen signalrot an.
Sieht irgendwie nuttig aus. Ich seufze und schlüpfe in Slipper, stecke meine Geldbörse ein und gebe ein gestresstes ‚Ja‘ zurück.
Im Restaurant La Paloma herrscht schon emsiges Treiben, als ich Simone an meinem Arm hineinführe. Ein Ober eilt auf uns zu, fragt „Zwei Personen?“, und als ich nicke, bringt er uns an einen Tisch, an dem bereits ein fremdes Paar sitzt.
„Bitte sehr.“ Er verschwindet, bevor ich etwas sagen kann.
Ich mustere kurz den Mann, einen Kerl mit braunen Locken, und die Frau, eine korpulente Erscheinung mit langen brünetten Haaren, und frage: „Ist hier noch frei?“
Beide nicken und scheinen sogar erfreut, dass wir uns zu ihnen gesellen. Bis die bestellten Gerichte kommen, sind wir schon per ‚du‘ und die beiden Frauen scheinen sich sehr gut zu verstehen. Agnes, die korpulente, ist Verkäuferin und unterhält sich angeregt mit Simone über Fingernägel, ein Thema, dem ich nichts abgewinnen kann, warum auch immer.
„Und, Cord? Wie laufen die Geschäfte?“, fragt mich Bernhard.
„Seit dem Bankenskandal ist alles anders geworden. Alles muss dokumentiert werden und ich kann gar keine kleinen Anleger mehr übers Ohr hauen“, witzele ich.
Ihm gegenüber bin ich gar nicht schüchtern, aber er ist auch ein Mann, außerdem ist er sympathisch. Bei Frauen ist das ganz anders und ich kann wirklich froh sein, Simone zu haben, auch wenn es zwischen uns nicht besonders harmonisch ist.
„Ehrlich gesagt, habe ich davon kaum etwas mitbekommen. Ich mag keine riskanten Anlagen und investiere mein Geld lieber woanders“, sagt Bernhard.
Ich werfe ihm ein abwesendes Lächeln zu und konzentriere mich für eine Weile auf den Fisch, den ich dummerweise bestellt habe. Das Tier scheint nur aus Gräten zu bestehen. Nach der Hälfte gebe ich auf, lege das Besteck beiseite, nehme einen Schluck aus dem Weinglas und das Gespräch wieder auf.
„Wie findest du Kreuzfahrten?“
Bernhard grinst, versichert sich mit einem Seitenblick, dass die Damen beschäftigt sind, und antwortet leise: „Grauenvoll.“
„Da sind wir ja einer Meinung.“
„Tja, und was tun wir dann hier?“
„Ich weiß es nicht“, gestehe ich und seufze.
„Also, ich begleite meine Schwester, die nicht allein reisen wollte“, sagt Bernhard und sofort gucke ich von ihm zu Agnes und versuche, Ähnlichkeiten zu finden.
Bis auf die braunen Haare finde ich allerdings nichts. Bernhard grinst breit.
„Wir haben verschiedene Väter, daher sind wir so unterschiedlich.“
„Aha“, mache ich dumm.
Die Frauen beschließen, dass wir noch in einen der Nachtclubs ziehen, und so gehen wir gemeinsam ins Schacka-Schacka, einen Club im Stile der 80er Jahre. Grüne Plüschsessel, Discokugel und Rockmusik aus dieser Zeit machen das Ambiente perfekt. Ich finde das zwar kitschig, aber es ist auch gemütlich und mir geht es ohnehin nur darum, dass sich Simone wohlfühlt. Die unterhält sich ausgezeichnet und tanzt abwechselnd mit Agnes oder Bernhard, während ich an der Bar sitze und an einem Drink nippe.
Wenn meine Freundin zufrieden ist, dann bin ich es auch und habe vor allem meine Ruhe. Simone ist unleidlich, wenn ihr etwas nicht passt. Während ich so herumhocke, überlege ich, wie unser späteres Leben aussehen wird, und zu meinem Erstaunen habe ich da überhaupt keine klare Vorstellung. Will ich Kinder? Wie steht Simone überhaupt dazu? Irgendwie haben wir darüber noch gar nicht gesprochen, kann auch an unserem nicht vorhandenen Sexleben liegen.
Werden wir denn wieder miteinander schlafen, wenn wir verheiratet sind? Ich schaue zu Simone hinüber, die gerade mit Bernhard auf der Tanzfläche herumschwoft. Sie hat die Arme um seinen Hals geschlungen und flirtet ihn an, das kann ich an ihrem Wimperngeklapper, aber auch an ihrer Körperhaltung sehen. Sie klebt förmlich an ihm und mein Blick wandert an Bernhard herunter, bleibt auf seinem Hintern liegen.
Sieht ganz sexy aus in der engen Jeans. Versonnen glotze ich und nehme dabei einen Schluck aus meinem Glas, bis mir aufgeht, was ich hier tue. Schnell reiße ich den Blick von ihm los und wende mich stattdessen Agnes zu, die neben mir steht, mit dem Fuß im Takt der Musik wippt und ungeduldig darauf wartet, dass Bernhard sie für den nächsten Tanz abholt.
Ich habe gleich klargestellt, dass ich Nichttänzer bin, und Simone kennt meine zwei linken Füße, weshalb sie auf das Vergnügen dankend verzichtet. Agnes hat zum Glück keinen Versuch unternommen, mich vom Gegenteil zu überzeugen, was sie in meinen Augen sympathisch macht.
„Ganz schön warm hier“, sage ich, um irgendetwas zu sagen.
„Finde ich auch“, murmelt sie und wirft mir einen scheuen Blick zu.
„Dein Bruder, der ist nett.“
„Ja, das finde ich auch.“
„Das Schiff ist ganz schön groß.“
„Oh ja, das ist es“, nuschelt Agnes und ich gebe auf.
Die Musik endet, ein neues Stück beginnt und Bernhard holt Agnes auf die Tanzfläche. Simone bestellt einen Cocktail, sicher schon ihr dritter, und nimmt einen ordentlichen Schluck.
„Ganz schön warm hier“, meint sie und fächelt sich mit der Hand Luft zu.
„Stimmt. Sag, Liebste, hast du nicht schon genug getrunken?“
Ich ernte einen giftigen Blick. „Ist das nicht meine Sache?“, zischt Simone.
Natürlich hat sie recht und ich bin der Blödmann, also halte ich den Mund und gucke weiter in die Gegend, nippe gelegentlich an meinem Cocktail und warte darauf, dass ich ins Bett darf. Wie soll ich solche Abende eine Woche lang überstehen? Ich würde lieber lesen oder mich mit einem vernünftigen Menschen unterhalten, wie zum Beispiel Bernhard, doch die Chancen dafür stehen schlecht.
Zwei Stunden später hat Simone endlich genug und schwankt gefährlich auf ihren hohen Absätzen, während ich sie zurück zur Kabine führe. Sie verschwindet im Bad und ich ziehe eine Schlafanzughose an, warte geduldig, bis ich dran bin.
Als ich zurückkomme, ist das Licht gedämpft und Simone sitzt gegen das Kopfende des Bettes gelehnt. Ihr Lächeln ist lüstern und mir wird mulmig, während ich zu meiner Seite husche und unter die Decke schlüpfe.
„Cord? Küss mich“, wispert meine Freundin und bei dem Versuch, sich zu mir zu beugen, verliert sie die Balance und fällt auf mich drauf.
Gierige Hände grapschen an mir herum, fahren in die Pyjamahose und betasten meinen schlaffen Schwanz. Simone war schon immer recht ungeschickt in der Handhabung meines Gemächts, im betrunkenen Zustand wird sie regelrecht grob und schüttelt wild an dem Weichteil herum.
„Verdammt, du liebst mich nicht mehr.“ Endlich lassen ihre Krallen meinen malträtierten Kumpel los.
„Quatsch, ich bin nur müde.“
„Das sagst du immer. Bernhard würde über mich herfallen, das habe ich in seinen Augen gesehen. Der findet mich begehrenswert, du nicht.“
„Natürlich bist du sehr begehrenswert. Können wir nicht morgen darüber reden?“
Simone versucht, mich zu fixieren, ihr Blick verschwimmt und sie schiebt sich von mir runter.
„Scheißkerl“, brummt sie und als Nächstes ertönt lautes Schnarchen.
Ja, ja, Frauen können nicht schnarchen, behaupten sie jedenfalls immer. Ich finde keinen Schlaf und lausche Simones Röchelkonzert, während ich über mein Leben nachdenke. Plötzlich erscheint es mir nicht mehr erstrebenswert, dieses mit ihr zu verbringen. Ich sehe uns dick werden, altern, zwei Kinder, ein Haus, auf dem eine Hypothek lastet. Nein. Das will ich alles gar nicht, auch wenn es normal erscheint.
In den frühen Morgenstunden, die Sonne streckt schon die ersten Finger über das Meer, finde ich endlich Schlaf.
„Verdammte Kreuzfahrt. Ich will nicht mehr mit dir in einem Bett schlafen, du liebst mich gar nicht.“
So dreht sich das Gespräch in gezischter Lautstärke seit Stunden im Kreis. Beim Aufstehen hat Simone mir schon einen giftigen, wenn auch verkaterten Blick zugeworfen und seitdem spielen wir verbal Karussell.
Während des Frühstücks hält sie sich etwas zurück, da wir wieder mit Bernhard und Agnes an einem Tisch sitzen, doch danach, in unserer Kabine, prasseln die Vorwürfe auf mich ein.
„Du liebst mich nicht, bist nur zu faul, dir eine Neue zu suchen. Auf deinen Heiratsantrag kann ich ja wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag warten, und selbst wenn er käme, ich würde ‚Nein‘ sagen, denn so will ich nicht weitermachen. Ich will hier weg. Kümmere dich darum“, fällt Simone über mich her und ich muss ihr, wenigstens zum Teil, recht geben.
Nein, ich liebe sie nicht und werde das wohl auch nie tun, nach diesem Tag sowieso nicht mehr.