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"Chaos auf Dreen" ist in seiner gesamten Erscheinungsform einzigartig, da Hellstern in diesem Buch vollkommen und ohne Ausnahme der Hauptfigur das Wort überlassen hat! Somit wird eine Atmosphäre erzeugt, die an Dichte und Abwechslung ihresgleichen sucht! Hierin erfährt die interessierte Leserschaft von einer Zukunft, die sich wiederum in der Endzeit befindet. Und von genau dort stammen also denn die Aufzeichnungen, die in diesem Buch eins zu eins weitergegeben werden. - Wobei dies lediglich die buchstäbliche Spitze des Eisbergs darstellt, denn abgesehen von Traum-Reisen und Sprüngen in andere Welten berichtet dieses Zeit-Zeugnis von etwas, das so horrend schrecklich ist, dass es allemal besser ist, wenn man darüber gelesen hat! Gefunden hat der Autor diese Aufzeichnungen, bei einer Aufräumaktion auf dem Estrich seiner Grossmutter, worauf Hellstern dann also die Wahl getroffen hat, selbige zu veröffentlichen. Und nun liegen diese Aufzeichnungen, die im Grunde genommen nichts anderes, als "Erinnerungen an eine Zukunft" sind, in Buchform vor und können somit endlich gelesen und: miterlebt werden!
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Seitenzahl: 326
Veröffentlichungsjahr: 2025
Diese Geschichte ist einerseits als wichtiges Puzzlestück im Gesamtbild des Kosmos zu sehen, in dem all all diese meine Geschichten angesiedelt sind. Weiter handelt es sich bei „Chaos auf Dreen“ wiederum um eine Premiere: Hierbei handelt es sich nämlich um Aufzeichnungen (sogenannte „Logs“) die ich eins zu eins, sprich direkt abgeschrieben habe, und welche nun in diesem Buch gelesen, erfahren und miterlebt werden können.
Hierbei sei auch noch eine WARNUNG ausgesprochen: Dies ist weder ein Märchenbuch, noch sonst ein abgedroschenes Liebes-Drama – hierbei handelt es sich um weitaus mehr …! Mit ausreichend Fantasie solltet aber auch Ihr ohne weiteres in der Lage sein, um zu verstehen …
Im Traum erwacht sah ich – endlich! –, dass da noch SO VIEL MEHR ist …!
Hellstern
Chaos auf Dreen
– Traum-A
© 2024 Hellstern
Umschlag: Tredition
Umschlagbild: Hellstern
Lektorat, Korrektorat: Hellstern
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
ISBN: 978-3-384-58248-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impreßumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: impressumservice@tredition.com
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Erster Teil: Der Sichtpunkt bestimmt die wahrgenommene Realität
Zweiter Teil: Traum und Wirklichkeit
Dritter Teil: Traumgang
Vierter Teil: Weitere Puzzlestücke
Fünfter Teil: Die fließende Linie
Sechster Teil: Das Spiel
Siebter Teil: Ein Blick zurück
Achter Teil: Mehr, als „nur“ ein Traum
Neunter Teil: Hinter dem Vorhang
Zehnter Teil: Der Schlaf; der Bruder des Todes
Elfter Teil: Es ist alles „lediglich“ ein Spiel!
Zwölfter Teil: Ein spezieller Besuch, Hier auf Dreen
Dreizehnter Teil: Überreste der Zivilisation
Vierzehnter Teil: Der Wald der singenden Häute
Fünfzehnter Teil: Die „Feuergruppe“
Sechzehnter Teil: Die Linienränder
Siebzehnter Teil: Dornröschen
Achtzehnter Teil: Die Dinge kommen ins rollen
Neunzehnter Teil: Das Ende ist gleich dem Anfang
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Erster Teil: Der Sichtpunkt bestimmt die wahrgenommene Realität
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Erster Teil: Der Sichtpunkt bestimmt die wahrgenommene Realität
Log 22/13:
Zweiundsiebzig Stunden sind inzwischen vergangen, seit ich das letzte mal draußen gewesen bin. Heute oder morgen werde ich es wieder einmal machen.
Es ist still, draußen.
Log 22/14:
Heute ist einer von uns Hausgenossen gestorben, ich glaube ich werde erst morgen wieder rausgehen.
Die Stille draußen ist nach wie vor herrschend; selbst die Anzahl der Explosionen sind auf ein erheblich kleineres Maß gesunken. Es ist zu still. Die Schreie von anderen Menschen hingegen; solchen, die entweder draußen unterwegs sind oder jenen, die über gar keine Bleibe mehr verfügen, sind vor allem in der Nacht halt einfach nur verstörend.
Man kann machen, was man will; die Fenster abdichten, sich Watte in die Ohren stopfen, doch irgendwie finden die angsterfüllten Schmerzensschreie immer wieder einen Weg ins Gehör von uns paar Überlebenden.
Ich frage mich, weshalb ich das Hier überhaupt alles aufschreibe.
Log 22/15:
Ich muss rausgehen. Ich weis inzwischen auch, dass der Tod unseres Mitbewohners (Tom Markstein war sein Name) in direktem Zusammenhang damit steht, dass auch er draußen gewesen ist. Die verseuchte Luft ist es zwar nicht gewesen, doch hat das arme Schwein dort draußen irgendwo einen Zusammenstoß mit den Truppen gehabt, darum liegt die Annahme nahe, dass man ihm irgend einen tödlichen Giftcocktail verpasst hat.
Schade, dass wir aufgrund der unbekannten Ansteckungsgefahr keine weiteren Untersuchungen an der Leiche vornehmen konnten; es wäre bestimmt interessant gewesen, herauszufinden, was den nun eigentlich verantwortlich für Marks Tod gewesen ist.
So haben wir Marks Leiche dann gleich unten im großen Ofen verbrannt.
Log 22/16: (Sprachmemo)
Die Wahl ist getroffen: Ich muss heute raus gehen. Die Abstimmung ist klar und eindeutig ausgefallen; ich muss raus gehen, um etwas zusätzlichen Proviant und Medikamente für uns Hier aufzutreiben.
So kann ich mich denn nun nicht mehr weiter davor drücken.
…
Ich bin bereit. Der Schutzanzug wiegt meiner Ansicht nach einfach zu viel. Doch tragen müssen wir ihn alle, wenn wir rausgehen wollen.
Hatte ich schon erwähnt, dass die alte Welt nicht mehr existiert?
Log 22/17: (Sprachmemo)
Ich bin draußen unterwegs. Es ist nach wie vor zu still. Obschon ab und zu ein Gebäude in der Ferne explodiert und ich auch hie und da das rattern von automatischen Waffen höre, ist es doch zu still.
Die Medikamente als auch den Proviant habe ich aufgetrieben und nun heißt es: „Heim gehen“!
…
Ich bin gleich vor unserer Bleibe; ein altes Wohnhaus das im Prinzip einer der letzten Außenposten der Rebellion ist.
Die oftmals sehr entstellten Leichen, die ich heute sehe, habe ich nach der fünften aufgehört, zu zählen.
Log 22/18:
Wieder zurück. Ich brauch jetzt erst mal ein Bad
Was bin ich froh, der stolze Besitzer eines riesigen Vorrats an Gras zu sein.
Log 22/19:
Gestern ist das Haus, welches gleich links neben dem unserem steht, explodiert. In unserem Haus haben die Wände gewackelt, doch ansonsten ist es „brav und still“ stehen geblieben. Das Pfeifen jedoch, das sich zeitgleich mit dieser scheisslauten Explosion zwischen unser aller Ohren gequetscht hat, ist nach wie vor konstant; das Gan ze hat sich vor circa dreieinhalb Stunden ereignet. Hoffentlich wird dieses grausige Pfeifen bald einmal aufhören.
Nach einer Lagebesprechung; sprich Sitzung mit den anderen Hausgenossen, wurde die Wahl getroffen, erst mal abzuwarten. Obschon es auch in unserem Viertel immer wieder zu Mord und Totschlag kommt, gehen wir davon aus, dass diesmal etwas anderes dafür verantwortlich gewesen ist, als die Gegen-Rebellion-Einheit.
Log 22/20:
Es war Selbstmord.
Der einzige Bewohner des Hauses nebenan; welches jetzt dem Erdboden gleichgemacht worden ist, hat die Wahl getroffen, seinem Leben ein Ende zu setzen, indem er alle Gasleitungen des Hauses aufgedreht und dann mithilfe eines kleinen Funkens seinem Leben ein Ende bereitet hat.
Eklige Sache.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich vorgestern; als ich das letzte mal draußen gewesen bin, den Geist eines Mädchens gesehen habe?
Log 22/21:
Dieses Geistermädchen lässt mir keine Ruhe; auf irgend eine Weise habe ich es geschafft, sie mit in meine Träume mitzunehmen. Ich bin in dieser Nacht nun bereits schon zum dritten Mal erwacht. Schweißgebadet und in den ersten bangen Minuten völlig orientierungslos.
Nun will ich probieren, das, was ich geträumt habe, niederzuschreiben. Ich denke mal, dass es mir anschließend dann wieder besser gehen wird.
Das Mädchen hat blondes Haar, das sie zu zwei Zöpfen zusammengebunden hat, die ihr von beiden Seiten des Kopfes bis runter auf die Brust reichen. Das ist übrigens etwas, was ich wiederum erst im Traum festgestellt habe. Vorgestern draußen, als ich sie das erste Mal wahrgenommen hatte, war das Mädchen nur als Schemen erkennbar. Und trotzdem war es mehr als eine einfache Luftspiegelung oder sonst ein Irrtum, was mir meine Augen da gezeigt hatten. Das konnte ich sofort spüren.
Und nun bin also bereits schon zum dritten Mal erwacht, und die Träume, die ich bisher in dieser Nacht gehabt habe, machen mich einfach fertig. – So gesehen sind es also keine Träume; es sind denn Alpträume.
Das blonde Mädchen hat mich jedes mal in meiner Traumwelt an der Hand genommen, und mir dann etwas gezeigt. Doch ist das, was ich dabei gesehen habe, einfach zu grässlich und so unvorstellbar fremd, dass ich daher momentan lediglich fähig bin, Eindrücke dieser Alpträume aufzuschreiben, die mich in dieser Nacht aufs heftigste malträtieren.
Es sind Träume voller Absurditäten und obendrein sind sie noch randgefüllt mit einem bestialischem Verhalten, dass ich fast unmöglich als „menschlich“ bezeichnen kann.
Blut habe ich in jedem der drei Träume gesehen. Meere voller Blut. Blut, das zum Beispiel aus offenen Halswunden sprudelte. … Blut, das zwischen den Beinen von Weibern haltlos herausfloss, ähnlich kleinen roten Flüssen. Hallen, mit einem roten Teppich; eine Handbreit Blut bedeckte den gesamten Boden.
Doch ich verliere mich in Details. So will ich es denn nun trotzdem wagen, dem Ganzen mehr Ausdruck zu verleihen …
Log 22/22:
/Der erste Traum
Das Mädchen hat scheinbar auf mich gewartet. Gleich am Rande von meiner Traumwelt; hat auf das Kommen meines Traumbewusstseins gewartet … Und als mein Traumbewusstsein danach mehr aktiv war, als mein Wachbewusstsein, ist es losgegangen. Wehren konnte ich mich nicht. Doch hatte ich, zumindest beim ersten Mal, auch nicht das Bedürfnis dazu. (– Und gleichsam sollte es in den noch folgenden Träumen bleiben …)
„Ich will dir etwas zeigen“, sagte das Mädchen zu mir und nachdem es meine Hand ergriffen hatte, schritten wir dann zusammen durch einen seltsam anmutenden Torbogen, welcher übersät war von Schriftzeichen und Symbolen, wovon ich aber kein einziges gekannt habe.
Und dann sah ich die Grausamkeiten.
Ich sah, wie das Blut aus eben zugefügten Wunden, aus abgetrennten Armen und Beinen, aus aufgeschlitzten Bäuchen, und wie es aus abgerissenen Köpfen floss.
Und erst die Schreie der Sterbenden; heiliger Teufel! Noch immer dröhnt mir der Kopf davon. (…)
Log 22/23:
/Der zweite Traum
– Anzufügen ist dem Ganzen, dass ich zwischen dem ersten und dem zweiten Traum gar nicht richtig wach gewesen bin. Zu dieser Zeit ist es mir mit anderen Worten gar nicht so richtig bewusst gewesen, dass ich da zwischen zwei Träumen wach gewesen bin. – Dass es sich anschließend dann aber um einen weiteren, neuen Traum handelte, habe ich erst später in dieser Nacht begriffen.
Wieder stand das Mädchen aufs Mal an meiner Seite und nahm mich anschließend, genauso wie in meinem vorherigen Traum, bei der Hand, um mich wieder durch diesen kuriosen Torbogen zu führen.
Doch diesmal gab es nicht so viel Blut zu sehen. Dafür aber Feuer. – Alles verzehrendes Feuer!
Das eine Mal wurde das Feuer durch Bomben entfacht, die vom Himmel fielen und dann auf diese Weise ihr lebensvernichtendes Werk vollbrachten. Menschen, die von einem auf den anderen Augenblick zu Asche erstarrt sind; mitten in der Bewegung. Denn egal, wie schnell sie liefen: die Welle aus Hitze und Tod erreichte schlussendlich einen jeden von ihnen.
An einem anderen Ort (in diesem Traum) sah ich wiederum Menschen, die maschinengleich, mit Flammenwerfern auf dem Rücken vorwärts marschierten; um diejenigen, die sie mit ihren tödlichen Zungen erreichten, im wahrsten Sinne des Wortes zu rösten. Und wieder diese verdammten Schreie derer, die dem Tod geweiht waren! – Schreie voller Pein und: voller Erkenntnis darüber, dass dies wiederum das Letzte ist, was sie in ihrem Leben tun …
Und weiter gab es da noch diesen Gestank nach verbranntem Fleisch, der mir selbst nach dem Aufwachen noch irgendwie in der Nase hängen geblieben ist. Ekliger geht es wohl kaum.
Die Welt schien nur noch aus Feuer zu bestehen; die meisten Menschen, die ich sehen konnte, hatten eine schreckliche Wandlung durchgemacht: sie waren lebende Fackeln, die jedoch immer ganz schnell herunterbrannten.
…
Dieser Gestank von verbranntem und verkohltem Fleisch hat mich, nachdem ich dann wieder aufgewacht war, etwa eine halbe Stunde lang völlig im Griff gehalten, bevor ich nach einer gefühlten Ewigkeit dann endlich wieder einschlafen konnte. – Wo es dann prompt wieder weiter ging.
Log 22/24:
/der dritte Traum
Komischerweise kann ich mich, was den Inhalt anbelangt, kaum noch an diesen Traum erinnern.
Der Ablauf war genau derselbe als in den beiden vorderen Träumen: Das Mädchen, dass mich bei der Hand nahm, um dann mit mir zusammen anschließend wieder durch den seltsam anmutenden Torbogen zu schreiten. – Etwas war aber ohne Frage äußerst stark gewesen: die Präsenz von Gevatter Tod! – Er war überall, wo ich hinsah. Das weis ich noch ganz genau. Der Tod war allgegenwärtig.
Und doch war der Schmerz hierbei etwas gewichen, dass ich so eigentlich nur als „Erlösung“ beschreiben kann.
Auch das konnte ich genau spüren.
Zweiter Teil: Traum und Wirklichkeit
Log 22/25:
Bevor ich nun mit der weiteren Rekapitulation dieser, meiner drei Träume fortfahre, ist es erwähnenswert, dass ich inzwischen den Namen des besagten Mädchens kenne, sie heißt: Sophia. Ihr Name ist mir – man verzeihe mir die schlichte Beschreibung, doch entspricht diese wieder um der Wahrheit! – heute einfach so in den Sinn gekommen. Ich bin für mich außerdem zum Schluss gelangt, dass es für mich besser ist, wenn ich diesen Umstand zumindest momentan weder hinterfrage, noch etwa in Frage stelle. Ich nehme die Dinge; wie gesagt, zumindest momentan als gegeben.
Und inzwischen weis ich auch nicht mehr so ganz genau, ob es sich denn bei Sophia wirklich lediglich „nur“ um ein Geistermädchen handelt. (…)
Doch mehr dazu später.
Log 22/26:
Es spielt keine Rolle, wie stark ich mich konzentriere und mich zusammenreiße: ich komme einfach auf keinen grünen Zweig. Was auch immer – neben dem Tod, der dort stets und überall allgegenwärtig war – Sophia mir in meinen Träumen zeigen wollte, ist für mich, zumindest momentan noch, nicht ersichtlich.
Log 22/27:
Ich war heute nochmal draußen.
Wir brauchten eine neue Sicherung für unsere Funkanlage, da die alte durchgeschmort war. Schwierig war es nicht, diese aufzutreiben und wohlbehalten wieder zurückzukehren. Schwieriger war es aber, Sophia aus meinen Gedanken zu verbannen, was mir trotz allem irgendwie nicht gelungen ist. Draußen habe ich sie an diesem Tag nicht gesehen. Und doch habe ich sie gespürt.
Hatte ich schon erwähnt, dass die Bevölkerung des gesamten Planeten um ein großes Maß dezimiert worden ist? Es ist zwar kein Krieg. – Der ist schon lange vorbei. Doch sind die Zustände, welche Heute herrschen, wohl kaum als „friedlich“ zu bezeichnen. Die Lenkwaffen sind dabei wohl das grausamste, was bis jetzt gegen die Bevölkerung verwendet worden ist. (…)
Log 22/28:
Ja; die Lenkwaffen. Schmutzig und todbringend sind sie.
Gelenkt werden diese schmutzigen Zerstörer durch ein eingebautes elektronisches Gehirn. Das heißt also, dass sie sich vollkommen selbst lenken, bis sie dann schlussendlich ihr Ziel erreicht haben.
Gefüllt sind diese Todesboten mit allerlei vorstellbarem Mühl; neben dem Explosionsmaterial tragen diese auch noch radioaktive Abfälle und chemische Giftstoffe bei sich mit.
Man will eben auf Nummer sicher gehen.
Das Geräusch, das diese Raketen dabei während ihrem Flug machen, lässt sich kaum beschreiben; doch hast du es einmal gehört, so wirst du es kaum wieder vergessen! …
Es ist ein hohes Sirren, dass ganz und gar böse klingt.
Log 22/29:
Es ist an der Zeit, dass ich Hier, an dieser Stelle, mal über etwas erfreuliches schreibe. – Ich weis zudem auch nicht, ob all das, was ich Hier niederschreibe, jemals von jemandem gelesen wird. Aber was soll’s? – Ansonsten habe ich halt einfach mal meine Gedanken „zu Papier“ gebracht! … Über was ich nun schreiben werde, ist die neue sexuelle Freiheit, die sich zeitgleich mit dem großen Knall ergeben hat. Die Zustände, die heute herrschen, lassen sich ganz gut mit den Sitten des damaligen alten Griechenlands, oder denen des damaligen alten Roms vergleichen. …
Alle zwei Wochen finden die sogenannten „freizügigen Riten“ statt. Wer damit angefangen hat, oder von wo diese Riten stammen, lässt sich heute kaum noch sagen. Sie sind einfach da und gemäß der Tatsache, dass Lust eben nun mal die treibende Kraft hinter dem Leben ist; sprich da Lust wiederum ganz einfach Leben bedeutet, erfreuen sich die freizügigen Riten grosser Beliebtheit. Es besteht die Wahl, die freizügigen Riten entweder in Gruppen, oder zusammen mit einer Partnerin, oder einem Partner zu zelebrieren. Ich bin nicht so der Gruppengänger. – Ich hatte meine Erfahrungen; um dabei nicht zu fest ins Detail zu gehen, diesbezüglich schon gemacht und ich kann sagen, dass die Liebe mit gleich vier Partnerinnen ein besonderes Erlebnis ist, das ich nun; im Nachhinein trotzdem nicht missen möchte! …
Erst gestern war wieder Freizügigkeitstag. Ich genoss zusammen mit einem junggebliebenen Weib die pure Lust am Vergnügen. Und wir hatten uns zudem darauf geeinigt, dass wir möglichst bald dort weiter machen würden, wo wir aufgehört hatten. Und für das brauchen wir nun nicht erst auf den nächsten Freizügigkeitstag zu warten. – Die Lust lässt sich ja auch an den anderen, dazwischenliegenden Tagen genauso zelebrieren!
Falls dies also tatsächlich jemals jemand lesen sollte, so habe ich doch wohl hoffentlich eine etwas mehr, als nur schwarze Sicht der Dinge präsentiert …
Log 22/30:
Die kleingeistigen und heuchlerischen Kriecher der Obrigkeit, haben heute zu einem heftigen und großen Schlag ausgeholt! Später werde ich vermutlich noch mehr darüber schreiben, doch vorerst werde ich nun an die spontan organisierte Party gehen, die unten im Gemeinschafts-Raum stattfindet …
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Die Party war ein voller Erfolg! Waslinsky hatte afghanischen Hasch mitgebracht und dieser war wirklich ein Genuss. Und: (ich freue mich gleich einem kleinem Kind!) ich hatte mir sogar ein mittelgroßes Stück davon gekauft.
Nun aber zurück zu dem, was gestern Vormittag geschehen ist. Das Ganze ist am Vormittag, um zehn Uhr fünfzehn losgegangen. Zuerst hatten wir alle das hohe und ganz und gar böse klingende Sirren gehört, das unverkennbar die Ankunft einer mörderischen Lenkwaffe ankündigte. Selbstverständlich bin ich dann umgehend mit all den anderen Hausgenossen und mit anderen Mitstreitern der Revolution, die gerade Hier im Haus zugegen waren, in den Schutzraum runter gegangen.
Ich hatte mich schon auf was weis ich was alles vorbereitet, als kurze Zeit später schon wieder das Signal für die Entwarnung zu hören gewesen war. Als wir dann den Schutzraum wieder verlassen hatten, um einen Blick aus den Fenstern zu werfen, bot sich uns ein paar Straßen weiter hinten ein (leider) altbekanntes Bild des Schreckens. Dort hatte die Lenkwaffe nämlich ihr Ziel gefunden. Unsere Ohren hatten uns nicht getäuscht; etwas schreckliches war vom Himmel gefallen …
Log 22/32:
Bevor ich nun aber weiter davon berichten kann, habe ich noch etwas anderes zu erzählen: wir bekamen, kurz nachdem wir die Detonation der Lenkwaffe aus dem Schutzraum heraus gehört hatten, nämlich noch Besuch: Es handelte sich um einen Angestellten der Obrigkeit. Wie wir gleich von Anfang an richtig gedacht hatten. Doch auch nach mehrmaligem foltern blieb dieser Abschaum seiner verlogenen Geschichte, die er uns da auftischte, treu. Schnell hatten wir diese stinkende Ratte, als sie sich Zugang in unser Gebäude verschaffen wollte, überwältigt. Mittlerweile ist auch klar, dass das Hirn dieses vormaligen Angestellten der Obrigkeit größtenteils nur noch aus Brei besteht. Was wiederum auch der Grund für seine Flucht sein mag. Fest steht, dass dieses hirnlose Arschloch auf gar keinen Fall wieder zurück will. Das ist das eine.
Jetzt zum anderen: wir alle hatten dann auch einstimmig gewählt, diesen Mann, den wir ganz einfach „XY“ nennen, und der also was weis ich welche Gräuel an anderen Menschen begangen hat, vorerst mal wegzusperren. Viel anstellen kann dieses dreckige Aas jetzt; in seinem Zustand, sowieso nicht mehr.
Es kann gut sein, dass dieser „Fang“ noch von Bedeutung für uns sein wird.
Log 22/33:
Nun denn; es ist an der Zeit, dass ich jenen dunklen Moment von vorhin rekapituliere; ansonsten drehe ich wohl buchstäblich durch.
Das Bild, dass sich uns beim darauf folgendem Blick aus einem der Fenster bot, war mit einem Wort lediglich grausam! Das erste, was uns dabei auffiel, war das Feuer, das scheinbar überall in der Straße; unter dem Fenster, hinter welchem wir standen, am wüten war. Das mit dem Feuer wäre noch eine Sache gewesen. Die andere Sache ist jedoch die, dass der heutige Wochentag eben ein Markttag ist. Und da also heute weitaus mehr Menschen draußen gewesen waren, als das sonst; während den anderen Wochentagen der Fall ist, fanden die Flammen, wiederum ausreichend Nahrung. Überall wo ich hinsah, waren verkohlte Leichen zu sehen, welche in grotesk verrenkten Haltungen herum lagen …
Und dann sah ich all die Menschen, die noch am seidenen Faden des Lebens hängend, mit sengenden und brennenden Kleidern, Haut und Haaren darauf warteten, dass dies endlich ein Ende nehmen würde. Obschon das Fenster, hinter dem wir standen, fest verschlossen war, hörten wir doch alle die markerschütternden Schreie derer, die da im wahrsten Sinne des Wortes am verrecken waren. Es muss an dieser Stelle wohl nicht speziell aufgeführt werden, dass herum rennende, brennende, menschliche „Fackeln“ der Gipfel dessen sind, was ein normaler Mensch wiederum ertragen kann. …
Was darauf folgte, war eine tief empfundene, grausige Übelkeit, die es mir unmöglich machte, irgend einen klaren Gedanken zu fassen … Dieser Zustand hielt sich über mehrere Stunden.
…
Erst jetzt; nach gut und gerne fünf Stunden, die etwas Liebelei mit einer Mitbewohnerin namens Nicole – jenem Weib, dass ich während den letzten Freizügigkeitstagen näher und vor allem tiefer kennen gelernt habe – einem anschließendem entspannenden Bad, und ein paar gute, starke Joints beinhalten, bin ich einigermaßen im Stande, noch ein paar Worte niederzuschreiben. Bestimmt hat der Sex mit Nicole; der erfüllend und befriedigend für uns beide gewesen ist, damit zu tun. Will sagen, das steht wohl ziemlich außer Frage. Der Hasch, den ich vor Kurzem erstanden hatte, und das lange und wohltuende, heiße Bad taten dann ihr übriges dazu …
Log 22/34:
Sophia. Der Name des Mädchens aus meinen Träumen spukt gehörig in meinem Kopf herum. Und das nicht erst seit vorhin; im Grunde geht das nämlich schon länger so. Es dauerte eine Weile, bis ich zu dieser Einsicht gekommen bin. Die Action, die ich vorhin mit Nicole erlebt hatte, war trotz allem eine mehr schlechte, als rechte Ablenkung für mich gewesen; das weis ich inzwischen auch. Und nun, da es mittlerweile Abend geworden ist, und seit dem Niedergang der letzten mörderischen Lenkwaffe der Obrigkeit ein paar Stunden vergangen sind, ist also die Ruhe wieder eingekehrt. Unser Gefangener, der meistens einfach nur doof vor sich hinstarrt und dann und wann völlig idiotisch zu brabbeln und dazu irre hoch zu kreischen beginnt, ist in einem schalldichten Raum im Kellergeschoss unseres Wohnhauses sicher verwahrt.
Und mit der Ruhe kam nun eben die Erkenntnis für mich, dass an diesen drei Träumen – wobei Sophia jedes mal dabei gewesen ist – doch mehr dran sein muss, als dies auf den ersten oberflächlichen Blick erscheinen mag. Dazu kommt dann eben noch das mit ihrem Namen: Es ist so, als ob ich eine Schallplatte mit einem Kratzer in meinem Kopf am Laufen habe, während „Sophia“ das einzige ist, was dabei zu hören ist … Sophia. Sophia. Sophia … Immer, und immer wieder.
Das Ganze begann gleich, nachdem ich heute morgen aufgestanden bin. Sophia; immer wieder ihr Name. Nur hat es eben einen Moment gebraucht, bis ich mir dessen sicher sein konnte … und nun bin ich es! Wie viele Male ist ihr Name wohl schon in meinem Kopf erklungen? …
Es ist an der Zeit, dass ich mich diesem Dilemma stelle!
Log 22/35:
Nun denn; wir alle haben die Möglichkeit des Wählens. Und somit traf ich also die Wahl, mich dem soeben beschriebenem Dilemma zu stellen, anstatt mich davon fertig machen zu lassen. Nun; „stellen“ mag sich wohl ein bisschen hochtrabend anhören; einigen wir uns deshalb auf: „studieren“! – Es muss ja schliesslich einen Grund haben, weshalb ich nun schon seit beinahe zwölf Stunden immer und immer wieder den gleichen Namen in meinem Schädel höre: „Sophia“.
Nachdem ich nun meine Konzentration mit etwas von diesem durchaus feinen afghanischen Hasch in die richtigen Bahnen gelenkt habe, kann es los gehen!
Log 22/36
Ich hatte also eine meditative Körperhaltung eingenommen, war gerade tief am Durchatmen und als ich den Blick zu meinem Fenster schweifen ließ, bevor ich dann mit dem studieren loslegen wollte, sah ich es! … Oder besser gesagt: sah ich sie! Das Geistermädchen; sprich Sophia, war für mich ganz deutlich draußen, vor meinem Fenster zu erkennen, während die Nacht bereits ihre Flügel über das Land gebreitet hatte … Außerdem muss ich an dieser Stelle ergänzend anfügen, dass sich mein Zimmer im zweiten Stock unseres Hauses befindet. Unser Haus besitzt zudem große, hohe Räume, was wiederum bedeutet, das es gut und gerne fünf Meter zwischen meinem Fenster und der Straße unten dran sind.
Hatte ich schon erwähnt, dass nach dem großen Knall, der ohne Frage in jeder Ecke auf Dreen zu spüren gewesen war, die Elektrizität weltweit zum Stillstand gekommen ist?
Log 22/37:
So ging es also dann, nachdem ich in einen Schutzanzug geschlüpft war, hinaus in die finstere Nacht! Na ja; so dunkel war es nicht, da wir derzeit Vollmond haben. Doch ist das Leben, seit dem weltweiten Stillstand der Elektrizität nicht mehr dasselbe. Vor allem Nachts. Die Nächte können sehr dunkel sein, hier auf Dreen. Trotzdem bin ich also dann umgehend nach draußen und dann gleich zur Gebäudefront gegangen, an der, weiter oben, auch mein Fenster liegt, durch welches ich kurz zuvor Sophias Geist draußen wahrgenommen hatte. Die Erscheinung war für mich klar und eindeutig; noch klarer war allerdings die Aufforderung, die Sophias Geist mir übermittelt hatte: „Komm!“
Log 22/38:
Als ich um die Ecke kam, hinter der auch das Fenster meines Zimmers liegt, sah ich lediglich den rechten nackten Fuß des Mädchens, welcher wiederum gleich hinter der nächsten Ecke unseres Wohnhauses verschwand. (Zum besseren Verständnis sei hier noch angefügt, dass der Haupteingang in unser Wohnhaus sich auf der Innenseite des Gebäudes befindet.) Also beschleunigte ich meinen Schritt und lief „meinem“ Geist hinterher. Was dann folgte ist schnell geschrieben, obschon die ganze Sache für mich ausgesprochen anstrengend war.
Log 22/39:
Ich habe soeben einen Moment in meinem Schreiben innegehalten, um das, was ich in den vorderen Logs geschrieben habe, durchzulesen. Und ich kann meine Freude darüber, dass ich nun also niederschreibe, was mir da zuvor draußen widerfahren ist, kaum in Worte fassen! Mit jedem weiteren Log scheint es mir, als ob ein grosser Druck von mir genommen wird. – Also mache ich nun weiter. Obschon ich, wie schon gesagt, nicht weis, ob dies alles jemals von jemand anderem gelesen wird; aber es geht ja schliesslich ums Prinzip!
Log 22/40:
Da stand ich also dann; „wie bestellt und nicht abgeholt“, als ich gerade noch den rechten Fuß „meines“ Geistermädchens hinter der nächsten Ecke verschwinden sah. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich mir noch nie zuvor in meinem Leben so doof vorgekommen bin, wie in ebendiesem Moment, als ich kurz darüber nachdachte, ob ich weiter „meinem“ Geistermädchen nachrennen soll. … Oder ob ich es einfach lieber sein lassen, und stattdessen zurück ins Haus gehen sollte. Aber: Was sollte ich drinnen? Was gab es schon zu machen? DAS hier war einiges interessanter, als das meiste, was drinnen auf mich wartete. Also war die Wahl schnell getroffen. Ich nahm die Verfolgung wieder auf. – Wenn man dies dann so nennen kann …
Doch fühlte ich mich in genau dem Moment, als ich mich wieder in Bewegung setzte, um einem Geist(!), der zu allem hinzu scheinbar auch noch etwas von mir wollte, hinterher zu rennen, sonderbar leicht und frei. Das letzte Mal, als ich mich so gefühlt habe, war ich noch ein kleines Kind.
Auf irgend einer Ebene hatte ich es wahrgenommen, dass ich dabei war, mich zu hetzen. Ich hatte mich dabei selbst gewaltig unter Druck gesetzt; so stark war der Wille, „mein“ Geistermädchen zu erreichen, um endlich Klarheit zu schaffen, dass ich wiederum dabei war, mich voll und ganz zu erschöpfen. Die Verfolgungsjagd ging also weiter. Weiter um das Haus herum. Ecke für Ecke. Runde um Runde. Ich war dann irgendwann in einem angenehmen und antreibenden Endorphinrausch. Und das für eine ziemlich lange Zeit, wie mir scheint. Aber irgendwann war diese körpereigene Droge; das Endorphin, welches also bei längerer körperlicher Anstrengung ausgeschüttet wird, dann eben aufgebraucht. Und ich sank in mich zusammen. An Ort und Stelle. Soviel mir ist, befand ich mich da auf der Rückseite unseres Wohnhauses. So genau kann ich das jetzt nicht sagen. Auf alle Fälle habe ich kurz zuvor meinen Gleichgewichtssinn verloren. – Vom einen, auf den anderen Moment. Die Puste blieb mir für einen qualvollen Augenblick in den Lungen stecken, und dann sank ich wie gesagt zusammen. Ich verlor für einen kurzen Moment das Bewusstsein, doch glaube ich, dass ich dabei voll auf die Schnauze geflogen bin. Mein Kiefer schmerzt nämlich immer noch, wenn ich etwas esse. Obschon der Schutzanzug ja eigentlich einen gewissen Schutz vor Verletzungen bieten sollte.
Log 22/41:
Auf irgend eine Weise hatte ich es aber doch irgendwie zurück, in mein Zimmer geschafft, in dem es ohne Frage sicherer ist, als dies draußen der Fall ist! Mit schmerzendem Kiefer; wie schon erwähnt, bin ich dann Stunden später, in meinem Bett wieder langsam aber sicher zu mir gekommen. Das war ein Erwachen!
Was ich ganz sicher weis, ist, dass diese Grabesstille die Dreen schon seit mehr als drei Jahrzehnten in ihrem Griff hält, draußen viel intensiver ist und somit auch bedrohlicher wirkt, als dies Hier drinnen der Fall ist. Und doch sind sie mit peinlicher Genauigkeit zu hören: Die Schreie all derer, die allesamt so grausam am verrecken sind.
Fakt ist, dass ich, nachdem ich erst „meinem“ Geistermädchen, welches auf den Namen Sophia hört, scheinbar unzählige Runden um das Haus nachgerannt bin, dann etwas später also einen körperlichen Zusammenbruch erlitten hatte. Und später bin ich dann wiederum in meinem Bett; in meinem Appartement erwacht! Ohne meinen Schutzanzug. Was dazwischen geschehen war, entzieht sich voll und ganz meiner Kenntnis. Da war lediglich die erdrückende Stille, welche durch die mal nah, und manchmal ganz weit entfernten Schreie der Sterbenden entsprechend untermalt wurde. Ich weis auch nicht, wie lange ich wach in meinem Bett gelegen bin und mir allerhand irre Gedanken über diesen besonderen Umstand der Stille gemacht habe, die doch alles andere als eine wirkliche Stille ist; ich spreche hierbei also von einer scheinheiligen Stille. – Das musste auch mal gesagt sein.
Log 22/42:
Nach und nach kam sie dann doch: die Erinnerung! Nachdem ich die Frage, auf welche Weise ich denn nun also in mein Bett gekommen bin – ohne dass mir ein Haar gekrümmt worden wäre; mit Ausnahme meines schmerzenden Kiefers, doch hatte ich mir das im Prinzip ja selbst zuzuschreiben – dann in meinem Kopf auf die Seite gelegt hatte, kam mir alles wieder hoch. Ich bin ja nach draußen gegangen, um … Ja; um was zu tun? Um gleich einem verspielten jungen Hund scheinbar stundenlang seinem „Spielzeug“ nachzurennen? Ständig um das gleiche Haus rum; Runde für Runde? War das wirklich Sophias Absicht gewesen? Mit diesen Gedanken schlief ich danach noch mal ein, um dann ein weiteres mal auf Sophia zu treffen; inmitten meines Traumes!
Dritter Teil: Traumgang
Log 22/43:
Sie schien mich bereits zu erwarten. Schon wieder! Doch jetzt erschien Sophia nicht mehr kindlich; inzwischen hatte sie ohne Frage ein jugendliches Aussehen angenommen und ich schätzte sie mittlerweile auf 16 Jahre. – Worüber ich mir aber zumindest keine weitere Gedanken machte. Ohne ein weiteres Wort nahm Sophia mich wieder bei meiner Hand, wir schritten durch den seltsam erscheinenden Torbogen und dabei fiel mir auf, dass die Schriftzeichen, die sich darauf befanden, andere waren, als dies bei meinen vorderen Träumen der Fall gewesen war. Also war meine Überlegung logischerweise die, dass wir nun an einen anderen Ort gelangen würden. – An einen Ort, an dem ich demzufolge auch noch nicht gewesen bin. All diese Gedanken machte ich mir binnen eines Augenblinzelns und da waren wir dann auch schon durch geschritten. Aufgrund der vorderen Träume, in denen ich zusammen mit Sophia also dann im buchstäblichen Inferno „gelandet“ war, nachdem wir den Torbogen passiert hatten, erwartete ich bereits ähnliches. Doch es gab weder Schmerzensschreie von Menschen, die qualvoll ihr Leben aushauchten, noch gab es hier an diesem Ort die Stille des Todes, oder Flüsse voller Blut …
Log 22/44:
Wo wir nun gelandet waren, war ich noch nie zuvor. Und zudem schien es mir, als ob dies Hier nun ihre Welt war: Sophias Reich. Schon die Farben, die nach unserer Passage auf der anderen Seite nur darauf warteten, gesehen und entsprechend genossen zu werden sprachen eine eigene Sprache. Alles schien erfüllt mit einem pulsierendem Licht, und trotzdem war es nirgendwo Hier, in dieser Welt, so hell, dass ich blinzeln oder gar meine Augen hätte bedecken müssen.
Genauso verhielt es sich auch mit den Klängen, Hier auf der anderen Seite: vom lieblichem Vogelgesang, den ich seit meiner Jugend her infolge des Krieges und der unmittelbar darauf folgenden Endzeit nicht mehr gehört hatte, über das sanfte Plätschern eines Flusses, dessen Wasser stetig über Steine fließt, bis zum reißenden Rauschen eines Wasserfalls gab es hier vor allem eines: Harmonie. In jedem Rascheln der Blätter, in jeder süßen Liebkosung des Windes auf meinem Traumkörper, in jedem einzelnen Lichtstrahl, selbst unter meinen Füssen; in der Erde als auch in den Bäumen, und in jedem einzelnen Tropfen war eine harmonische Ordnung vorhanden, die pulsierend zum Ausdruck kam. So ließ ich mich durch die auf mich einwirkenden Eindrücke forttragen. – Und nachdem ich meine Augen danach wieder öffnete; ich hatte mich diesen berauschenden Eindrücken vollends hingegeben und meine Augen bewusst geschlossen gehalten, stand ich dann mit Sophia in einem riesigen Steingewölbe. Das muss Magie sein!, war danach mein erster und bis dahin auch einziger klarer Gedanke in diesem Traum. Sophia stand vor mir und sah mir tief in die Augen, wobei ich das Gefühl hatte, in ihren Augen; in unergründlicher Tiefe zu versinken. Bevor mich diese Emotion dann aber vollständig überwältigte, fing sie an zu sprechen:
„Ich heiße dich herzlich willkommen in meinem Reich!“, Sophia nickte mir respektvoll zu und ich tat, ohne darüber nachzudenken, das Gleiche. Nachdem ich dies getan hatte, bemerkte ich dass Sophia mich mit einem halb abwartenden, und halb bereiten Ausdruck in ihren dunklen, unergründlich tiefen Augen ansah. Ich setzte an, um zu sprechen, doch mehr als: „Ich … ehm … ich danke dir!“, bekam ich nicht heraus. Doch dann sagte ich ganz einfach, ohne dass ich mich dabei anstrengen musste, noch ihren Namen: „Sophia!“ – Der Moment, der sich darauf einstellte, schien sich unendlich in die Länge zu ziehen. Sophia und ich standen uns in diesem riesigen felsigen Gewölbe lediglich gegenüber, und schauten einander in die Augen. Ich weis nicht, wie lange dieser Moment dauerte; ob Minuten, Stunden, Tage, Monate oder Jahre. Im Traum geht die Zeit oft sonderbare Wege.
Log 22/45:
Dann sprach Sophia weiter. Was so nun folgte, hatte ich weder erwartet, noch hätte ich jemals angenommen, dass so etwas geschehen würde. Woran ich mich nun, nachdem ich wieder wach bin, außerdem genau erinnern kann, ist der grün-gelbe Grundton von Sophias Reich, der dort scheinbar überall vorhanden war. Doch ich schweife ab. Sophia sprach also wieder, und was sie mir als nächstes sagte, stellte alles in den Schatten, was ich bis dahin in meinem Leben gehört und erfahren hatte! Ich werde nun denn Versuch wagen, den ungefähren Wortlauf dessen, was mir von Sophia gesagt worden ist, wiederzugeben. Obschon ich mich kaum noch an einzelne Sätze erinnern kann, ist mir das Grundlegende dessen, was sie mir sagte, durchaus nach wie vor gewahr. – Obschon ich mir jetzt; nachdem ich nun wieder wach bin und ich das Hier niederschreibe nicht sicher bin, ob Sophia es auch tatsächlich so gesagt hat. Nun, zumindest gemeint hatte sie es so, als ich es nun also schreiben werde! … Sophia sagte:
„Du bist der, auf den ich schon lange gewartet habe!“ Und ich schloss ein weiteres mal meine Augen in diesem Traum …
Vierter Teil: Weitere Puzzlestücke
Log 22/46:
Sophia hatte also, als sie es mir gerade eben gesagt hat, schon lange auf mich gewartet. … Dieser Satz verschlug mir erst mal gehörig die Sprache. – Wenn das denn in einem Traum überhaupt möglich ist! Tausend Fragen, die mir durch den Kopf gingen; Abermillionen
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