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Beschreibung

"Das Berliner Archiv der Jugendkulturen entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Postillion e. V. ein Organisationsentwicklungsmodellprojekt inklusive einer regionalen Jugendstudie, auf deren Basis gezieltes und nachhaltiges politisches und pädagogisches Handeln möglich ist. Mehr als 2.400 Jugendliche der Region wurden befragt, über 100 Jugendliche nahmen an parallel stattfindenden Kreativworkshops teil und entwickelten dabei eigene Ideen, Wünsche und Positionen. Sie erkannten dabei, dass die Erwachsenenwelt sich für ihre Perspektive interessiert und ihre Partizipation ausdrücklich erwünscht ist. Denn nachhaltige Veränderungen lassen sich heute nur noch erzielen, wenn die Zielgruppe bei der Entwicklung selbst beteiligt wird. Das gilt nicht nur für Großbauprojekte, sondern auch für die kleinteilige Beziehungsarbeit mit Jugendlichen vor Ort. Identifikation – mit der Schule, dem Jugendhaus, der Gemeinde – entsteht letztlich nur durch Teilhabe und die Erfahrung von Respekt. Die Arbeit des Postillion e. V. und das in diesem Buch dokumentierte zukunftsweisende Modellprojekt zeigen, wie eine engagierte Jugendarbeit gemeinsam mit den kommunal Verantwortlichen etwas für Jugendliche bewegen kann. Die im Rhein-Neckar-Kreis erhobenen Daten lassen sich auf viele andere Landgemeinden in Deutschland übertragen. Aber vor allem das Beispiel dieses Projektes kann und soll andere für die Jugend Engagierte anregen, es auch einmal zu versuchen. So wie "die Jugend" selbst, so erregt auch die Jugendarbeit meist nur dann öffentliche Aufmerksamkeit, wenn etwas mächtig danebengegangen ist, wenn Gewalt, Extremismus, exzessiver Rauschmittelkonsum oder ähnliches ins Spiel kommen. Viel zu selten erfahren wir von positiven Beispielen einer gelungenen Jugendarbeit. Hier ist eine Erfolgsgeschichte." Aus dem Vorwort von Klaus Farin

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Inhalt

Vorwort

Im Dorf ist die Welt noch in Ordnung?

Auf zu neuen Ufern!

Die Offene Jugendarbeit wird sich verändern

Herausforderungen für die Jugendarbeit von Trägern und Kommunen in der Zukunft

Jugend im Rhein-Neckar-Kreis

Jugendarbeit beim Postillion e. V.

Jugendarbeit im Landkreis

Warum das Projekt?

Aufbau des Buches

Postillion – wer ist das?

Kennst du das Gefühl …

Die Studie: Lokale Jugendberichterstattung Rhein-Neckar-Kreis

1 Ziele und Anlage der Jugendstudie

1.1 Untersuchungsziele

1.2 Jugendliche Lebenswelten im Spiegel des Jugendsurveys

1.3 Jugendarbeit in der Wahrnehmung von Expert_innen

2 Jugend im Rhein-Neckar-Kreis: vielfältig, bildungsorientiert, optimistisch

2.1 Hohe Berufseinbindung der Eltern und hoher Migrationsanteil

2.2 Hohe Bildungsziele und soziale Selektivität

2.3 Wertvorstellungen Jugendlicher: optimistisch und politikdistanziert

3 Jugendliche Freizeiträume: sozial, medial & institutionalisiert

3.1 Freizeit: Freund_innen, Medien & Jugendkulturen im Vordergrund

3.2 Vereine sind wichtige Freizeiträume

3.3 Schule strukturiert jugendliche Freizeit

3.4 Jugendarbeit als Frei(zeit)raum

4 Jugendliche Perspektiven auf die Region

4.1 Wohnorte im Blick: Gemeinschaften ohne Sinn für Jugend

4.2 Die Region: Die Angst vor soziokulturellen Problemlagen

4.3 Unzufriedenheit hängt mit Teilhabechancen zusammen

4.4 Anforderungen junger Menschen an ihre Kommunen

5 Jugendbilder im Rhein-Neckar-Kreis: Zwischen Moratorium, Partner­schaft und Störung

5.1 Jugend als Moratorium

5.2 Jugendliche als kompetente Partner_innen und jugendliches Engagement

5.3 Jugend als Gefährdung der öffentlichen Ordnung

5.4 Jugendbilder in ihrer Bedeutung für Jugendarbeit

6 Jugendarbeit zwischen Ermöglichung und Begrenzung jugendlichen Handelns

6.1 Jugendarbeit: marginalisiert in verschiedener Hinsicht

6.2 Was heißt hier Jugendarbeit?

6.3 Wer wird erreicht und wer nicht?

6.4 Pädagogische Orientierungen von Professionellen in der Offenen Jugendarbeit

6.5 Beteiligung in der Offenen Jugendarbeit

6.6 Netzwerke der lokalen und regionalen Jugendarbeit

6.7 Perspektiven der Jugendarbeit in der Region

7 Zusammenfassung: Jugendbeteiligung als Perspektive der Durchsetzung von Interessen junger Menschen

Check das

Regionale Jugendberichte in den einzelnen Kommunen

Brühl

Eberbach

Eppelheim

Ketsch

Plankstadt

Rauenberg

Reilingen

Schönau

Spechbach

Konzeption der Mobilen Jugendarbeit

Grundprinzipien Mobiler Jugendarbeit

Bedarfsorientierung

Partizipation und Engagement

Schaffung von Räumen

Weitere Grundprinzipien

Arbeitsformen Mobiler Jugendarbeit

Aufsuchende Arbeit

Gruppen-/Cliquenarbeit

Einzelfallarbeit

Gemeinwesenarbeit

Erkenntnisse: Welche Konsequenzen hat das Modellprojekt für die künftige Arbeit?

Raumsituation

Abgrenzung zum Ordnungsdienst

Erkennen von Bedarfen – Schaffung von Strukturen

Bedarf in Alltagssituationen erkennen

Jährlich stattfindende strukturierte Maßnahmen

Videogestützte Bedarfsanalyse

Gruppendiskussionen

Laufende strukturiert stattfindende Beteiligung von Jugendlichen

Jugendarbeit lebt von Reflexion und Personen

Fliegen

Fliegen #2

Danksagung

Anhang

Originalausgabe

© 2017 Hirnkost KG, vormals Archiv der Jugendkulturen Verlag

Lahnstraße 25

12055 Berlin

[email protected]

www.jugendkulturen-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage Mai 2017

Vertrieb für den Buchhandel:

Bugrim (www.bugrim.de)

Auslieferung Schweiz:

Kaktus (www.kaktus.net)

E-Books, Privatkunden und Mailorder:

shop.jugendkulturen.de

Layout: Linda Kutzki

Lektorat: Gabriele Vogel

ISBN:

PRINT: 978-3-945398-30-2

PDF: 978-3-945398-31-9

EPUB: 978-3-945398-32-6

Dieses Buch gibt es auch als E-Book – bei allen Anbietern und für alle Formate.

Unsere Bücher kann man auch abonnieren: shop.jugendkulturen.de

Diese Publikation und das Gesamtprojekt wurden gefördert von Aktion Mensch

Vorwort

Klaus Farin

Für uns Großstädter_innen reimt sich auf Land sehr schnell Flucht. Land – Provinz – Kleinstadt ist das, wo man weg will, dahin, wo das wilde Leben pulsiert, in die Großstadt. Wo Punk, Techno, HipHop, Hardcore, Ultras, Skinheads, Cosplay und andere lebendige Szenen, Kulturen und Subkulturen blühen – je nach Geschmack, Style, politischer, sportlicher und musikalischer Orientierung für jeden etwas. Land bedeutet Saufen, Trachtenkapellen, Schützen- und Karnevalsvereine. Und Fußball, den gibt’s überall. Aber richtige Szenen? Aus zwei Punks im Dorf wird bestenfalls eine Skatrunde, wenn sie noch einen dritten Verrückten finden, aber niemals eine wirkliche Szene.

Land in homöopathischer Dosierung genossen ist natürlich okay – frische Luft ziehen auch Großstädter_innen gerne mal durch die Nase, und so ab und an vermisst man ja doch ein wenig Natur, vor allem, wenn man, wie ein Großteil der heutigen jungen Großstädter_innen, selbst vom Land kommt. Aber wirklich dort leben? Land ist das, wo man unverschuldet herkam, bevor das eigentliche Leben begann. Land bedeutet: Ich will hier raus!

Die Landflucht der Jungen hat oft ganz prosaische Gründe: Universitäten findet man in ländlichen Regionen eher selten. Überhaupt die beruflichen Perspektiven, geschweige denn, einen Beruf zu finden, den man wirklich Jahrzehnte ausüben möchte, sind auf dem Land eher dünn gesät. Und sich vielleicht mal eine Weile selbstständig zu machen, von Projekt zu Projekt durchzuhangeln, um herauszufinden, wo man eigentlich hin will, oder gar zu versuchen, aus seiner Leidenschaft – etwa Musik oder Mode – einen Lebensunterhalt zu machen wie die zu den Techno-Hochzeiten der 1990er Jahre rund 20.000 Menschen, die allein in Berlin mehr oder weniger von Techno lebten – das klappt auf dem Land nun einmal nicht.

Die große Mehrheit – 87 Prozent – der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Rhein-Neckar-Region lebt gerne dort. Doch drei Viertel der Befragten stellen auch fest, dass in ihrer Gemeinde „nichts los“ sei, fast jede_r Zweite ist mit den Freizeitangeboten unzufrieden. Vor allem die Jüngeren klagen über fehlende Räume für sie, in denen sie sich frei und unkontrolliert aufhalten dürfen, mit ihren Freund_innen treffen können. Besonders in den kalten Jahreszeiten wissen sie oft nicht wohin. Und nicht wenige Jugendliche fühlen sich „unerwünscht“ in ihrer Gemeinde, haben das Gefühl, ständig irgendwo vertrieben und misstrauisch beobachtet zu werden, als gehörten sie allesamt gewalttätigen Gangs an – dabei ist die große Mehrheit der Jungen so brav, integrationswillig und leistungsorientiert wie schon lange keine Generation zuvor. „Die befragten Jugendlichen sind bildungsorientiert, zukunftsoptimistisch, zufrieden, eingebunden in lokale Strukturen und verwurzelt mit ihrer Region“, fasst Nicolle Pfaff das Ergebnis ihrer Studie zusammen.

Trotzdem wandern nicht alle Jungen ab – obwohl fast jede_r Zweite sich das durchaus vorstellen kann, vor allem junge Frauen und Höherqualifizierte. Viele bleiben dann doch, weil sie es sich schlicht nicht anders leisten können, weil sie nicht zu der von Hause aus gut bestückten Bildungs- und Kulturelite ihrer Re­gion gehören, andere, weil sie gar nicht weg wollen. Es ist ja auch nicht so, dass alle darunter leiden, dass jede_r im Dorf sie kennt und jeden ihrer Schritte begleitet. Dass Rollenveränderungen eigentlich nicht vorgesehen sind. Für viele übersetzt sich die engmaschige soziale Kontrolle in Landgemeinden mit sozialer Wärme, füreinander da sein, familiale Intimität statt gesichtsloser Anonymität. Und, durchaus nicht unwichtig: Natur. Anders als etwa noch in den Jugendszenen der 1980er Jahre wird ein Leben in der Natur von den Jungen wieder als positives Qualitätsmerkmal geschätzt. Dafür nimmt man eben manches in Kauf. „Ruhe“, die immer wieder genannte Assozia­tion zum Dorfleben, ist Chance und Dilemma zugleich.

Wir erleben generell in Europa gerade eine Renaissance des Regionalpatriotismus, auch unter Jugendlichen. „Heimatliebe“ zu zeigen und auszuleben ist auch für viele Junge außerhalb von Bayern heute nicht mehr peinlich, nicht mehr per sé „rechts“ und „nationalistisch“, sondern Teil ihrer Alltagskultur und Identitätssuche. Nicht Nationalismus, sondern Regionalismus steht auf ihren Agenden – und der Wunsch nach einer Entschleunigung und Wiederüberschaubarkeit ihrer Lebensumwelt: das Dorf als Hort der Sicherheit, als Ruhepol inmitten einer sich global immer schneller und unbeeinflussbarer verändernden Welt. „Hier ist die Welt noch in Ordnung.“

Im Dorf ist die Welt noch in Ordnung?

Ist sie das wirklich? Gelingt es Dörfern und Landgemeinden wirklich noch, die Welt draußen zu halten? Wollen sie das überhaupt, vor allem die Jungen, auch die, die gerne in ihrem Dorf und in ihrer Landgemeinde leben?

Aktuelle Beobachtungen zeigen eher, dass Veränderungen, die „die Jugend“ in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat, zwar in den Städten sichtbarer zutage treten, aber auch auf dem Land stattfanden und weiter stattfinden. Freiwillige Feuerwehren, kirchliche und andere Jugendgruppen und -verbände, sogar Karnevals- und Schützenvereine klagen vielerorts über Nachwuchsmangel. Traditionen erodieren. Auch Jugendliche, die gerne in Landgemeinden leben, schließen sich nicht mehr automatisch den Jugendgruppen und Vereinen ihrer Eltern und Großeltern an. Sondern sie prüfen kritisch: Was bringt MIR das, wenn ich mich dort engagiere? Sinn und Spaß, nicht Pflichtbewusstsein motivieren Jugendliche zu Engagement. Auf dem Land nicht anders als in der Stadt. Werde ich dort, wo ich mich einbringe, akzeptiert, so wie ich bin? Werde ich auch in meiner Andersartigkeit als Jugendliche_r, was Sprache, Mode, Musik und andere Elemente meines Stils angeht, ernst genommen und respektvoll behandelt, nicht von oben herab? Kann ich von Anfang an nicht nur mitarbeiten, sondern auch mitbestimmen? Ist das Ziel unverrückbar festgeschrieben oder habe ich noch Einfluss darauf? Ist das Ziel überhaupt erreichbar, in einem absehbaren Zeitraum, nicht erst nach der Revolution oder für die nächste Generation? Ist der Weg zum Ziel spannend, aufregend, eine He­rausforderung für mich? Wird dort nur geredet, geredet, geredet oder auch gehandelt? Sind die Menschen, mit denen ich mich engagiere, nett, cool, interessant? Kann ich mir vorstellen, mit ihnen nicht nur im Verein etc. zusammenzukommen, sondern auch ganz privat eine Party zu feiern und mehr? Finde ich bei meinem Engagement vielleicht sogar nicht nur neue Freund_innen, sondern auch eine feste Beziehung?

Spaß und Sinn müssen eine Einheit bilden, will man Jugendliche motivieren, sich zu engagieren, sich an eine Gruppe zu binden, sei es auch nur auf Zeit. Das bedeutet: wirkliche Partizipation, Eigenverantwortlichkeit, die Möglichkeit eines Engagements auf Zeit, Ganzheitlichkeit (Kopf und Körper werden beansprucht), möglichst flache Hierarchien, kreative Herausforderungen, Respekt. Mit anderen Worten: Im Vergleich zwischen traditionellen Vereinen, Jugendverbänden und anderen Großorganisationen wie Kirchen oder Parteien – mit ihren oft patriarchalen, jugendfeindlichen Strukturen, nicht zu hinterfragenden Autoritäten und sinnentleerten Alte-Männer-Ritualen – und den informellen jugendkulturellen Szenen ergibt das einen eindeutigen Punktsieg für Letztere. In den Jugendkulturen fanden sich schon immer überwiegend jene zusammen, die mit den engmaschig normierten Strukturen und nicht hinterfragbaren Regeln der formellen Engagementangebote nicht klarkamen, die selbst jederzeit die Entscheidungsfreiheit behalten wollten, ob, wann, wie und mit welchen Menschen sie sich in ihrer Freizeit amüsieren und engagieren wollten. Sicher hat auch die Punk-, Gothic- oder Ultra-Szene „Gesetze“, doch die sind nirgendwo schriftlich fixiert, jede einzelne Punk-, Gothic- oder Ultra-Clique und jede_r einzelne ihrer Angehörigen entscheidet selbst, welche Regeln er oder sie befolgen möchte und welche eben nicht. Sicher gibt es auch dort wie überall im Leben Menschen, deren Meinung mehr Gewicht hat als die anderer, aber die haben es sich durch langjährige Zugehörigkeit, Witz, verbale und nonverbale Schlagfertigkeit und vor allem durch eigenes kreatives Engagement verdient und nicht, weil sie formal gewählt oder von oben ernannt wurden (was nicht bedeutet, dass unter den Gewählten oder von oben ernannten Repräsentant_innen formaler Organisationen nicht auch Engagierte und Kreative sein können).

Selbstverständlich prägen die (großstädtischen) Jugendkulturen auch Jugendliche auf dem Land. Wie sollte es auch anders sein, ist doch das world wide web längst die wichtigste Quelle und das größte Transportmittel zur Verbreitung von Jugendkulturen. Was für (eher) großstädtische Jugendkulturen schon immer galt, überträgt sich nun auf die Vereine und Organisationen auch in den Landgemeinden. Die Jugendlichen dort fordern dies explizit eher selten – sie stimmen mit den Füßen ab und bleiben den Angeboten, die sich ihnen nicht zumindest ein wenig anpassen, einfach fern. Landgemeinden und dort beheimatete Organisationen werden sich gegenüber den Bedürfnissen der jugendkulturell geprägten Jugendlichen öffnen müssen, wollen sie nicht zur jugendfreien Zone werden.

Das bedeutet neue Herausforderungen auch für die Jugendarbeit auf dem Lande – nicht zuletzt, damit aus dem „Ich bin dann mal weg“ vieler Jugendlicher vielleicht ein „Ich bleib erst mal hier“ wird.

Und das bedeutet zunächst, die Bedürfnisse der Jungen auch zu kennen. Das Archiv der Jugendkulturen entwickelte deshalb in Zusammenarbeit mit dem Postillion e. V. ein Organisationsentwicklungsmodellprojekt inklusive einer regionalen Jugendstudie, auf deren Basis gezieltes und nachhaltiges politisches und pädagogisches Handeln möglich ist. Die Besonderheit der Studie liegt darin, dass die Jugendlichen selbst aktiv eingebunden wurden: Sie wurden nicht nur befragt, sondern entwickelten in verschiedenen Settings eigene Ideen, Wünsche und Positionen. Sie erkannten dabei, dass die Erwachsenenwelt sich für ihre Perspektive interessiert und ihre Partizipation ausdrücklich erwünscht ist. Denn nachhaltige Veränderungen lassen sich heute nur noch erzielen, wenn die Zielgruppe bei der Entwicklung und Implementierung neuer Methoden selbst aktiv mitwirkt. Das gilt nicht nur für Großbauprojekte, sondern auch für die kleinteilige Beziehungsarbeit mit Jugendlichen vor Ort. Identifikation – mit der Schule, dem Jugendhaus, der Gemeinde – entsteht letztlich nur durch Teilhabe und die Erfahrung von Respekt.

Nach einem ersten Durchlauf in Waldshut-Tiengen 2013 wurde das Projekt von 2014 bis 2017 in zehn Städten und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis um­gesetzt.

Auf zu neuen Ufern!

Die Offene Jugendarbeit des einst als Verein ehrenamtlich Engagierter gegründeten Postillion e. V. bot früher vor allem eine sogenannte Komm-Struktur an, d. h., Jugendliche mussten den Weg zu den Angeboten der Jugendarbeit größtenteils selbst finden, auch wenn die Postillion-Mitarbeiter_innen durchaus im Gemeinwesen präsent waren. So konnte „oft nur der dominante Teil der Jugendszene(n) aufgefangen werden und gerade diejenigen Jugendlichen fielen durch das Raster der sozialpädagogischen Fachkräfte, die Hilfe und Unterstützung am meisten benötigten“ (siehe den Postillion-Beitrag in diesem Buch). Gleichzeitig machten von Postillion e. V. und anderen durchgeführte Sozialraumstudien deutlich, dass Jugendliche sich oftmals von der Erwachsenenwelt ausgegrenzt oder diskriminiert fühlten. Hinzu kam, dass die Kommunalpolitik noch traditionell stark darauf fixiert war, die Jugendlichen mit Hilfe der Jugendarbeiter_innen von den Straßen weg in die Jugendhäuser zu bringen. So wurde die Offene und Mobile Jugendarbeit als „Instanz der Lösung von Generationenkonflikten“ eingesetzt, analysiert Nicolle Pfaff in ihrer Studie. „Der Offenen Jugendarbeit wird die Funktion der Betreuung und kommunalen Integration Jugendlicher wie auch deren räumliche ‚Verwahrung‘ zugeschrieben, wobei diese geografisch wie infrastrukturell marginalisiert werden. Mobile Jugendarbeit wird als Instanz der ‚Krisenintervention‘, Kontrolle und Disziplinierung junger Menschen gefasst.“ „Der Wunsch der Kommunen war immer, Ruhe im Gemeinwesen herzustellen“, berichtet auch Stefan Lenz. „Das bedeutet, die Plätze und Straßen jugendfrei zu machen, als Erfolg der Mobilen Jugendarbeit zu werten.“

Infolge dieser Beobachtungen bzw. Probleme in der Offenen Jugendarbeit hatte der Postillion e. V. schon ab 2009 sein System auf Mobile Jugendarbeit umgestellt. So konnten die Mitarbeiter_innen der Jugendarbeit sehr viel flexibler auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen und auf der einen Seite im Jugendhaus Angebote machen, gleichzeitig aber auch verstärkt auf der Straße präsent sein. Dennoch fehlte es bislang an geeigneten Methoden, die Beteiligung von Jugendlichen in der Jugendarbeit nicht nur als einmaliges Event, sondern dauerhaft in den Kommunen zu etablieren. Neben Methoden brauchte es auch eine neue Haltung der Fachkräfte – und der sie finanzierenden Gemeindeverwaltungen und Kommunalpolitiker_innen.

Aktion Mensch erklärte sich bereit, das Modellprojekt zur Entwicklung und Implementierung einer bedarfsorientierten Jugendarbeit drei Jahre lang zu fördern. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. und der Universität Essen-Duisburg und fachplanerisch unterstützt vom Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreis startete das Projekt mit einem groß angelegten Jugendsurvey zu den Bedarfen der ansässigen Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren. Mehr als 2.400 Jugendliche der Region wurden dabei befragt. Weit über 100 Jugendliche nahmen an parallel stattfindenden Kreativworkshops teil. Diese Bedarfsabfrage war einmalig und diente der Diskussion mit den Kommunen. Mit Fortbildungen und Exkursionen der Postillion-Mitarbeiter_innen wurden Veränderungen der Arbeit angestrebt. Im abschließenden Sachbeitrag dieses Buches von Stefan Lenz werden einzelne (methodische) Verfahrensweisen, auf die die Offene und Mobile Jugendarbeit in der Praxis bisher zurückgreift oder zukünftig zurückgreifen kann, in ihren Potentialen und Schwierigkeiten genauer erläutert.

Die Offene Jugendarbeit wird sich verändern

Die Offene Jugendarbeit wird sich verändern. Nicht nur, weil die Jugendlichen sich verändern, sondern auch, weil in Zeiten knapper werdender Ressourcen und einer immer älter werdenden Gesellschaft, in der „Jugend“ unfreiwillig in eine aussichtslose Konkurrenz zu ihren Großeltern gerät, der Druck auf sie wächst. Aus Sicht vieler kommunalpolitisch Verantwortlicher – auch das hat diese Studie ergeben – hat die Jugendarbeit ohnehin zuvorderst eine ordnungspolitische Funktion: Sie soll Störungen im öffentlichen Raum durch Jugendliche mit ihrer überbordenden Energie beseitigen oder präventiv verhindern. Tendenziell besteht hier also ein latenter Interessenkonflikt für die Jugendarbeit, deren tragende Säulen kreatives Engagement und Partizipation der Jugendlichen sind, die sich häufig jener annimmt, die viele Probleme haben und viele(n) Probleme machen, aber aus der Perspektive der Politik – derjenigen, die entscheiden, ob überhaupt professionelle Jugendarbeit sein darf und für wen und unter welchen Rahmenbedingungen – primär jugendliche Ruhestörer_innen ruhigstellen und damit erwachsene Wähler_innen beruhigen soll. Die Jugendarbeit will Jugendliche fördern, unterstützen, auf ihrem bisweilen schwierigen Weg zu selbst denkenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen begleiten, stellt nicht ihre Defizite in den Mittelpunkt, wie sie es ohnehin tagtäglich, zum Beispiel in der Schule, erleben – „Du kannst nichts, du bist nichts, aus dir wird nichts!“ –, sondern ihre Talente, ihr Potential. Diese Lobbyarbeit für Jugendliche zu betreiben ist schwierig in Zeiten, in denen diese – völlig losgelöst von der Realität – in erster Linie als Bedrohung wahrgenommen werden. Bundesweit lässt sich die Tendenz beobachten, dass die Jugendarbeit immer stärker in die Pflicht genommen wird, die bürgerliche Gesellschaft vor ihrer Jugend zu schützen; die Einrichtung von Stellen und die Vergabe von Projekt- und anderen Fördermitteln werden immer stärker an negativ stigmatisierende Jugendbeschreibungen und repressive Vorgaben und Ziele geknüpft. Pädagogisch und „jugendschützerisch“ verbrämt werden jugendliche Freiräume immer weiter eingeschränkt. Die Jugend ist heute von einem „pädagogischen System fürsorglicher Belagerung“ umstellt, „das ausufernde Präventionsdenken in unserer Gesellschaft stattet sich mit immer rigideren Kontrollwünschen aus, welches ganz besonders Jugendliche betrifft“, stellt Werner Lindner, Professor für Sozialwesen in Jena, fest. Sein Fazit lautet, dass es „öffentliche, frei zugängliche und unverzweckte Räume, also Räume ohne vorab festgelegte Funktionserwartungen, kaum mehr gibt. Die Alltags- und Lebenswelten von Jugendlichen – insbesondere in den Städten – werden zusehends funktionalisiert, verdichtet, kommerzialisiert und der öffentlichen Überwachung und Kontrolle unterworfen.“ (Lindner 2011, S. 106; 110)

Immer häufiger muss sich die Offene Jugendarbeit dafür rechtfertigen, dass sie meist nur für bestimmte Jugendliche arbeitet und nicht alle erreicht. Doch aus Sicht der Jugendarbeit, die sich stets als Lobby für und nicht gegen Jugendliche identifiziert, zeigt sich die Qualität der Jugendarbeit und -förderung nicht in den „Leuchttürmen“, den Festivals und anderen affirmativen Großevents, die der Gemeinde durch bunte Jugendprojekte ein junges Image schenken, sondern darin, wie die erwachsene Mehrheitsgesellschaft mit dem umgeht, was die Bürgerkultur eigentlich nicht mag – etwa mit der nicht autorisierten Wiederaneignung des öffentlichen Raums durch Punk, Graffiti, Street Art, Parcours oder andere Straßencliquen.

Die Offene Jugendarbeit erreicht immer nur Minderheiten, und das ist gut so! „Aus bundesweiten Studien ist bekannt, dass im Alter zwischen 12 und 21 Jahren etwa 8–10 % regelmäßig und weitere 20 % gelegentlich Angebote der Offenen Jugendarbeit nutzen“, fasst Nicolle Pfaff die Ergebnisse der Forschung zusammen. Besucher_innen der Offenen Jugendarbeit sind:

überproportional aus bildungsfernen, sozial belasteten Milieusüberproportional Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrundüberproportional männlichvorwiegend Stammbesucher_innen, die die Einrichtung bereits seit mehreren Jahren mehrmals wöchentlich besuchen (vgl. dazu auch Pothmann/Schmidt 2013, S. 543).

Das bedeutet: Für mindestens jede_n zehnte_n Jugendliche_n in Deutschland sind die Angebote der Offenen Jugendarbeit bedeutende und nachhaltig wirkende Momente ihrer Freizeitgestaltung und die Mitarbeiter_ innen oft erste Ansprechpartner_innen, wenn Beratungsbedarf entsteht. Und ein Großteil dieser Jugendlichen hat keine Alternativen: Die kommerziellen An­gebote können sie sich finanziell nicht leisten oder sie werden dort aus rassistischen Gründen ausgegrenzt oder schon die Programmpalette macht deutlich: Ihr seid hier nicht erwünscht! Die Offene Jugendarbeit ist für diese Jugendlichen oft die einzige Möglichkeit, gemeinsam mit ihren Peers am aktuellen jugendkulturellen Geschehen aktiv teilzuhaben, sich durch eigenes kreatives Engagement Respekt und Anerkennung zu erwerben. Das Selbstverständnis der meisten Jugendhäuser und -treffs, ein „Haus für alle“ zu sein, und die nicht nachlassenden Versuche der Mitarbeiter_innen, das Spektrum ihrer Besucher_innen zu erweitern, steht dazu nicht im Widerspruch: Selbstverständlich darf niemand von den Angeboten der Offenen Jugendarbeit ausgeschlossen werden (vor allem, wenn es in einem Ort nur ein Jugendhaus gibt), doch dies darf nie um den Preis der Aufgabe des eigenen Profils zugunsten eines Anything Goes, das niemanden mehr befriedigt, und auf Kosten des Stammpublikums gehen. Denn für dieses – zehn Prozent der Jugendlichen in Deutschland – ist die Offene Jugendarbeit eine Erfolgsgeschichte.

Und doch wird die Offene Jugendarbeit sich auch deshalb verändern müssen, weil sie diese und andere Jugendliche immer schwieriger erreicht. Jugendliche verbringen ihre Freizeit schon längst nicht mehr an nur einem Ort. Sie sind heute mobiler und flexibler als jede frühere Generation, bewegen sich selten nur in einem Stadtteil oder einer Gemeinde. Die sozialen Netzwerke erweiterten einerseits die Möglichkeiten der Offenen Jugendarbeit, weil nun Jugendliche in Echtzeit über WhatsApp, SIMSme, Facebook etc. z. B. über aktuelle Angebote und Öffnungszeiten informiert werden können, bedeuten aber andererseits auch, dass Jugendliche nicht mehr einen gemeinsamen Ort wie ein Jugendhaus aufsuchen müssen, um sich zu verabreden oder miteinander zu kommunizieren. Eine Offene Jugendarbeit ohne mobile Anteile wird in der Zukunft nicht mehr überlebensfähig sein.

Zudem ist die Mobile Jugendarbeit die demokratischste Form der Jugendarbeit bzw. die mit den meisten Beteiligungsrechten für Jugendliche. Denn die „Mobilen“ treffen Jugendliche nicht in den trägereigenen Räumen, wo sie es zumeist sind, die die Schlüsselgewalt besitzen und über die Hausordnung entscheiden, sondern an ihren jugendeigenen Treffpunkten, dort, wo sie in ihrer Freizeit „zuhause“ sind und entscheiden, ob und nach welchen Regeln sie mit den Jugendarbeiter_innen reden wollen oder nicht. Wenn die Jugendlichen etwas (durchsetzen) wollen, müssen sie sich selbst dafür engagieren, denn Mobile Jugendarbeiter_innen unterstützen sie gerne mit Rat und Tat, kommen aber in der Regel nicht mit einer bunten Angebotspalette daher, sondern reagieren auf Bedarfe der Jugendlichen.

Um die Mobile Jugendarbeit der Zukunft zu stärken und auszubauen, bedarf es nicht nur Änderungen in der Haltung der Mitarbeiter_innen, die bisher gewohnt waren, dass ihr Arbeitsplatz eine eindeutige Postanschrift hat, sondern auch der kommunalpolitisch und finanziell Verantwortlichen, die sich davon werden lösen müssen, dass möglichst viele Arbeitsstunden in die Öffnungszeiten von Jugendtreffs gesteckt werden sollten.

Und das sind nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich die Jugendarbeit und die sie tragenden Ver­bände, Gemeindeverwaltungen und kommunalpolitisch Verantwortlichen stellen müssen.

Herausforderungen für die Jugendarbeit von Trägern und Kommunen in der Zukunft

1. Die Geschlechterverhältnisse und -sichtweisen der Jungen ändern sich; geschlechtersensible Wahrnehmungen, aber auch entsprechende Personalstrukturen seitens der Träger, sind jedoch längst noch nicht Alltag. Die explodierende Gender-Forschung an den Universitäten und Fachhochschulen mit derzeit weit über 100 Professuren mit einer Denomination für Gender Studies allein in Deutschland (siehe die Datensammlung www.database.mvbz.org/database.php) erschöpft sich als relativ junger Forschungsbereich noch weitgehend in Inhouse-Theorie-Diskursen und hat die Praxis noch lange nicht erreicht. Im realen Leben werden feministische Empowermentstrategien für die Mädchen- und Jungenarbeit heute, da man sich allerorts empathisch den benachteiligten Jungen zuwendet, skeptizistischer betrachtet als noch vor einem Jahrzehnt. Jungenarbeit ist in der Jugendarbeit häufig noch lediglich nichtreflektierende Jugendarbeit „zufälligerweise“ mit Jungen, weil die eben die Angebote zum Beispiel im HipHop-Bereich häufiger nutzen als Mädchen. Rappen und Kickern ausschließlich mit Jungen ist jedoch noch lange keine Jungenarbeit …

2. Trotz jahrzehntelanger Präsenz von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auch in der Jugendarbeit sind Diversity und Inklusion heute häufig immer noch nur gern verwendete Schlagworte für Projektförderanträge, aber nicht alltägliche Realität der postmigrantischen Jugendarbeit. (Zum Begriff der „postmigrantischen Gesellschaft“ siehe vor allem die Veröffentlichungen und wunderbaren Vorträge von Mark Terkessidis, etwa: www.br.de/interkulturell/interkulturelle-tagung-terkessidis-100.html oder www.youtube.com/watch?v=OGUDg6Jyg8c.) Hier sind die Projekte und Strukturen der (sozio-)kulturellen Bildung und verbandlichen wie Offenen Jugendarbeit kaum besser als die der „Hochkultur“: Künstler_innen, Dozent_innen, Hauptamtliche und andere Engagierte mit Migrationshintergrund werden in der (jugend-)kulturellen Bildung, der Offenen und Verbandsjugendarbeit nach wie vor in ihrem Engagement auf „ihr“ Thema Migration/Rassismus festgelegt und finden sich nur selten als Entscheidungsträger_innen hinter den Kulissen, als Regisseur_innen, Dramaturg_innen, in den Leitungsgremien von Jugendmusik- oder -kunstschulen, -theatern oder soziokulturellen Zentren, Sportvereinen und Verbänden. Jedes zweite Kind, das im kommenden Schuljahr in Deutschland eingeschult werden wird, wird einen Migrationshintergrund haben. Nicht einmal jedes zehnte von ihnen wird im Laufe seines Lebens, sollte sich nichts ändern, ein deutsches Theater, Museum, eine Kunst- oder Musikschule, einen Schwimm- oder Tennisverein besuchen. Drei Viertel dieser Kinder werden weder bei den Pfadfinder_innen noch der Freiwilligen Feuerwehr, beim Deutschen Roten Kreuz oder anderen Freiwilligenorganisationen und Jugendverbänden landen, die gleichzeitig händeringend um Nachwuchs kämpfen, weil ihnen an allen Ecken Mitglieder und ehrenamtlich Engagierte zum Beispiel zur Erfüllung ihrer gemeinnützigen Tätigkeiten fehlen. In Zeiten, in denen die „biodeutschen“ Jugendlichen zur Minderheit in Schule, Ausbildung und Jugendarbeit werden (in vielen Großstädten bereits geworden sind), muss interkulturelle Kompetenz vom politisch proklamierten Ziel zur professionellen Selbstverständlichkeit der beteiligten Einrichtungen, Träger und Verbände werden.

Möglicherweise liegt hier in der Zunahme von Ge­flüchteten und der dadurch forcierten gesellschaftlichen Debatte eine Chance der positiven Sensibilisierung für das Thema. Schon heute haben zum Beispiel Dörfer in Brandenburg und Thüringen damit begonnen, um Geflüchtetenfamilien zu werben – um zum Beispiel die Schließung von Schulen und anderen gefährdeten Infrastruktureinrichtungen noch abzuwenden oder dringend benötigte Arbeitskräfte zu bekommen.

3. Die Jugend selbst, so engagiert sie auch sein mag, hat keine Chance, ihre Situation zu verbessern. Sie braucht Bündnispartner_innen bei den älteren Generationen. Jugendarbeit, die nicht zur bloßen (Freizeit-)Pädagogik und PR-Show gerinnen will, wird verstärkt intergenerative Lobbyarbeit betreiben und sich (wieder) politisieren müssen.

Die Arbeit des Postillion e. V. und das in diesem Buch dokumentierte Modellprojekt zeigen, wie dies gelingen kann. Wie eine engagierte Jugendarbeit gemeinsam mit den kommunal Verantwortlichen etwas für Jugendliche bewegen kann. „Das Buch ist zunächst von regionalem Interesse. Es soll einer Standortbestimmung dienen und die Ausgestaltung der Jugendarbeit im Rhein-Neckar-Kreis vorantreiben“, schreibt der Postillion-Geschäftsführer Stefan Lenz in seinem einführenden Beitrag. Hier muss widersprochen werden: Die im Rhein-Neckar-Kreis erhobenen Daten lassen sich auf viele andere Landgemeinden in Deutschland übertragen. Aber vor allem das Beispiel dieses Projektes kann und soll andere für die Jugend Engagierte anregen und motivieren, es auch einmal zu versuchen. So wie „die Jugend“ selbst, so erregt auch die Jugendarbeit meist nur dann öffentliche Aufmerksamkeit, wenn etwas mächtig danebengegangen ist, wenn Gewalt, Extremismus, exzessiver Rauschmittelkonsum oder ähnliches ins Spiel kommen. Viel zu selten erfahren wir von positiven Beispielen einer gelungenen Jugendarbeit. Hier ist eine Erfolgs­geschichte.

Quellen

Archiv der Jugendkulturen e. V. (Hrsg.): Ich bleib erst mal hier – Jugend in Waldshut-Tiengen. Berlin 2014.

Archiv der Jugendkulturen e. V. (Hrsg.): Jugendkulturelle Projekte in Jugendarbeit und Schule. Berlin 2012.

Farin, Klaus: Über die Jugend und andere Krankheiten. Berlin 2008.

Heinzlmaier, Bernhard: Performer, Styler, Egoisten. Über eine Jugend, der die Alten die Ideale abgewöhnt haben. Berlin 2013.

Lindner, Werner: „Lebenssituationen junger Menschen in Bezug auf die Veränderung von Zeit, Raum und Lebensort“, in: Kammerer, Bernd (Hrsg.): Chancen und Herausforderungen der Kinder- und Jugendarbeit. Nürnberger Forum der Kinder- und Jugendarbeit. Nürnberg 2011, S. 103–116.

Margherita-von-Brentano-Zentrum, Freie Universität Berlin: Datensammlung Geschlechterforschung. www.database.mvbz.org/database.php (04.02.2017).

Pothmann, J./Schmidt, H.: „Datenlage zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit – Bilanzierung empirischer Erkenntnisse“, in: Deinet, U./Sturzenhecker, B. (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit, 4. Aufl. Wiesbaden 2013, S. 537–548.

Jugend im Rhein-Neckar-Kreis

Stefan Lenz

Der Titel des Buches Jugend im Rhein-Neckar-Kreis suggeriert eine Einheitlichkeit der Jugend im Rhein-Neckar-Kreis. Doch so wie es nirgendwo eine einheitliche Jugendszene gibt, ist auch der Rhein-Neckar-Kreis mit über 500.000 Einwohner_innen und 90.000 jungen Menschen unter 18 Jahren in 44 Kreiskommunen mit unterschiedlichsten Sozialstrukturen keine einheitliche Szene. Wenn wir hier von Jugend im Rhein-Neckar-Kreis sprechen, sprechen wir eigentlich von zehn Kommunen mit unterschiedlichen Szenen, in denen der Postillion e. V. für die Mobile Jugendarbeit zuständig ist.

Das Buch ist Ergebnis eines Organisationsveränderungsprozesses, den der Postillion e. V. gemeinsam mit dem Archiv der Jugendkulturen in Berlin und mit Unterstützung der Universität Duisburg/Essen und vor allem mit finanzieller Förderung der Stiftung Aktion Mensch in die Wege geleitet hat und der noch immer andauert. Zunächst handelt es sich bei dem Buch um eine Standortbestimmung, denn durch das Projekt konnten wir eine groß angelegte Jugendbefragung und andere Maßnahmen durchführen.

Jugendarbeit beim Postillion e. V.

Ursprünglich hatte der Postillion e. V. nur Offene Jugendarbeit angeboten und arbeitete von 1985 bis 1999 rein ehrenamtlich. Erst 1999 ist er in eine professionelle Offene Jugendarbeit eingestiegen. Über die Jahre hinweg kam es immer wieder zu Veränderungen, teilweise dem Zeitgeist geschuldet. Jugendarbeit ist immer auch abhängig von den unterschiedlichen Kostenträgern, den einzelnen Kommunen. Einige Veränderungen sollen hier aufgezeigt werden.

2009 kam es zur Veränderung weg von einer Komm-Struktur, in der die Jugendlichen den Weg ins Jugendhaus finden mussten, hin zu einer stärker aufsuchenden Jugendarbeit. Wir wollten damit einen sozialräumlichen Ansatz verfolgen, gleichzeitig auch mehr Jugendliche in einem Ort erreichen. Ziel war es, nicht nur den dominanten Teil der Jugendszene aufzufangen, sondern auch diejenigen Jugendlichen zu erreichen, die sonst durch das Raster der Fachkräfte fallen. Hierzu wurden viele verschiedene Modelle und Ansätze versucht. Jeder Ort des Landkreises ist selbst für die Ju­gendarbeit zuständig, mit jedem Bürgermeister und jedem Gemeinderat musste eine eigene Definition von der Notwendigkeit einer hauptamtlich bezahlten Jugendarbeit als Infrastrukturmaßnahme erarbeitet werden. Die Debatte in den Orten wurde vor allem über Jugendliche geführt, die sich im öffentlichen Raum aufhielten und dort Bürger_innen störten. Der Wunsch der Kommunen war immer, Ruhe im Gemeinwesen herzustellen. Es gab kreisweit die Tendenz, sogenannte Schwarze Sheriffs einzusetzen, also private Sicherheitsdienste, die für Ordnung im Gemeinwesen sorgen, da die Polizei hierzu personell nicht ausgestattet war. Es war aber vor allem die Aufgabe der Jugendarbeit, Jugendliche an den Orten aufzusuchen, an denen sie sich aufhielten, da zu sein, zuzuhören. Also Sozialarbeit. Hinzu kamen Gespräche mit Anwohner_innen, aber auch, Jugendliche und Anwohner_innen zusammenzubringen und Vorurteile abzubauen. Wie überrascht waren Anwohner_innen eines Parks in Brühl, als ihnen anhand einer kleinen Studie präsentiert wurde, wer sich tatsächlich in dem Park aufhielt. Es waren ganz normale Jugendliche. Die Anwohner_innen hatten hier ganz andere Vorstellungen. Wer sich kennt, geht anders miteinander um.

Um private Sicherheitsdienste im öffentlichen Raum zur Reglementierung und Vertreibung von Jugendlichen zu vermeiden, hatte Postillion e. V. 2008 in Eppelheim Mobile Krisenteams eingesetzt. In den Nächten auf Samstag und Sonntag waren zwei Sozialarbeiter unterwegs und kooperierten eng mit der Polizei. Ziel war es, Jugendliche vor Ort zu begleiten bzw. zu reglementieren und durch pädagogisches Einwirken mit Anwohner_innen und Jugendlichen gemeinsam Lösungen zu finden. Dort, wo der Krisendienst unterwegs war, hielt sich die Polizei in der Ansprache zurück. Ziel war es auch, die öffentliche Diskussion, die sich in dieser Zeit sehr stark gegen Jugendliche wandte, zu beruhigen. Dieser Ansatz war aus unserer Sicht besser als der Einsatz von privaten Sicherheitsdiensten, da wir dadurch eine stärkere Eskalation der Konflikte befürchteten. Gemeinsam mit der Polizei haben wir zudem alle kommunalen Hausmeister_innen und Ordnungskräfte geschult. Thema war hier vor allem der Umgang mit Eskalationen. Unter anderem wurde mithilfe von Rollenspielen erarbeitet, wie man auf Konflikte angemessen und konstruktiv reagieren kann. Mit diesen Maßnahmepaketen ist es rückblickend gelungen, diese Debatte zumindest zu beruhigen. Flankierend hatten wir immer wieder Gespräche mit Jugendlichen, die wir strukturiert bzw. teilweise auch unstrukturiert angegangen sind, um Meinungen von Jugendlichen zusammenzutragen. Dabei haben wir festgestellt, dass es so etwas gab wie ein „sich in einer Kommune nicht angenommen fühlen“ (Herrmann 2008). Dennoch war das Vorgehen gefährlich: „Hilfspolizei“ getarnt als wohlwollende soziale Arbeit. Das war nicht einfach.

Im Jahr 2012 haben wir im Rahmen eines Streetwork-Einsatzes in Hockenheim zusammen mit einem Filmemacher ein Video gedreht, mit dem Titel Eine Bank und ein Dach, in dem Jugendliche aus Hockenheim, die wir am Abend und in der Nacht aufgesucht haben, zu Wort gekommen sind. Entstanden ist ein eindrückliches Dokument über Meinungen und Haltungen von Jugendlichen. Letztlich ist hier schon der Bedarf formuliert worden: Jugendliche wünschen sich „eine Bank und ein Dach“, einen Ort, an dem sie sich ungestört aufhalten können, wo sie sich einfach mit Gleichgesinnten treffen können.

Ursprünglich war aufgrund der Größe der von uns betreuten Orte mit zirka 6.000 bis 12.000 Einwohner_innen in der Regel eine Person für einen Ort zuständig. Dies wurde verändert, indem wir interkommunale Teams bildeten, die zwei bis drei Ortschaften betreuen. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass die Jugendarbeiter_innen die im Alltag erworbenen Eindrücke, Erfahrungen und Kenntnisse über die jeweiligen Jugendlichen im Ort gemeinsam im Team zusammentragen und daraus Angebote planen und durchführen konnten. Jugendarbeit ist geprägt von den Personen, die in diesem Bereich tätig sind. Natürlich ist es so, dass die Kollegen_innen sehr viel Alltagswissen über die Jugendszenen und -kulturen, kurz über die Jugendlichen in ihrem Ort, besitzen. Dieses Wissen erwerben sie durch Zuhören, indem sie mit Jugendlichen reden, durch persönliche Motivation, aber auch durch Fachwissen. Dieses Wissen tragen sie im Team zusammen und entwerfen gemeinsam Arbeitskonzepte.

Im Jahr 2009 sind wir von verbindlichen Öffnungszeiten der Jugendhäuser abgerückt. Der zunehmende Einsatz von sozialen Netzwerken im Internet (zunächst Facebook, später WhatsApp) ermöglichte ein sehr viel flexibleres Arbeiten mit Jugendlichen und ein stärkeres Eingehen auf deren Bedürfnisse.

Jugendarbeit im Landkreis

Der Postillion e. V. bewegt sich in einem Landkreis. Dies sind andere Strukturen als in einem Stadtkreis, in dem für die präventive Jugendarbeit sowie die eingreifenden Hilfen zur Erziehung die jeweilige Stadt zuständig ist. Die Grenzen und die Ressourcen können hier miteinander verschwimmen, wodurch eine gemeinsame Aufgabenbewältigung möglich wird und nicht zunächst zu klären ist, ob eine Aufgabe der präventiven Jugendarbeit vorliegt oder eine Aufgabe, die über den Leistungskatalog der Hilfen zur Erziehung zu bewältigen ist. Dies ist in einem Landkreis immer eine besondere Schwierigkeit. Gleichzeitig kommt hinzu, dass wir mit jeder Kommune kommunalpolitische Vereinbarungen treffen müssen, welche Aufgaben die hauptamtliche Jugendarbeit denn hat. Im Bereich der Kindertagesbetreuung ist dies per Gesetz sehr klar geregelt und auch mit Rechtsansprüchen belegt. Alle Gemeinderät_innen wissen zumindest, dass es eine Aufgabe der Kindertagesbetreuung ist, die Berufstätigkeit von Eltern zu ermöglichen. Das bedeutet, dass hierfür ein gewisses Angebot kommunalpolitisch geschaffen werden muss. In der Jugendarbeit haben wir diesen Luxus nicht. Es handelt sich vielmehr um eine weisungsfreie Pflichtaufgabe, was jedoch nicht bedeutet, dass sich jede Gemeinde hauptamtliches Personal in einer Mobilen oder Offenen Jugendarbeit leisten muss. Hier ist immer wieder Überzeugungsarbeit zu leisten, auch bezüglich der Ausstattung. In den Kindertagesstätten ist es in jedem Bundesland soweit geregelt, dass die Mindestanzahl an Personalstellen vom Land zentral koordiniert wird.

Warum das Projekt?

Klaus Farin war es, der die Ideen für ein Organisationsentwicklungsprojekt gegeben hat. Ausschlaggebend waren seine bereits durchgeführten Studien in Neukölln (siehe Archiv der Jugendkulturen 2012) und in Waldshut-Tiengen (siehe Archiv der Jugendkulturen 2014). Bei beiden Projekten wurden Jugendliche großflächig befragt. Es wurden Workshops angeboten und dadurch ein Eindruck von Jugendlichen in der Region gewonnen. Dies wurde im Nachgang in Form einer Buchveröffentlichung dokumentiert und in die lokale Diskussion eingespeist. Auslöser war vor allem die Kritik von Klaus Farin (2008) an sehr erwachsenenzentrierten Beteiligungsformen wie Jugendgemeinderäten und Jugendforen. Kritisiert wurde auch das Bild, das Erwachsene von Jugendlichen haben, da dies selten von Gesprächen bzw. der Auseinandersetzung mit ihnen geprägt wird.

Uns hat sich die Frage gestellt, wie wir auf der einen Seite die alltagsintegrierte Bedarfsfeststellung in der Jugendarbeit erhalten und auf der anderen Seite immer wieder systematische Bedarfsfeststellungen über Jugendliche bekommen. Es gibt bereits bei Ulrich Deinet (2008) einige Methoden, die wir erprobt haben, die sich aber im Alltag als sehr aufwendig erwiesen haben.

Das Projekt hatte das Ziel, das Arbeitsfeld Jugendarbeit so zu reformieren, dass es sich mindestens einmal jährlich neu an den Bedarfen der Jugendlichen orientiert und sich dadurch dem steten Wandel anpasst.

Das Projekt lief vom 01.03.2014 bis 28.02.2017. In dieser Zeit konnten wir die Jugendbefragung, Gruppen- und Expert_inneninterviews durchführen. Hinzu kamen Workshops für Jugendliche, qualifizierende Maßnahmen (Fortbildungen und Exkursionen) für Mitarbeiter_innen. Insbesondere das Lernen von anderen stand bei den Mitarbeiter_innen im Vordergrund. Exkursionen in andere Regionen, aber auch das Einladen anderer in unsere Region, um die Arbeit zu reflektieren, waren hilfreich.

Das Modellprojekt eröffnete Jugendlichen die Teilnahme an verschiedensten szenetypischen und ju­gendspezifischen Workshops, die im Kontext des „Culture on the Road“ von Teamer_innen des Archiv der Jugendkulturen durchgeführt wurden. Wie sich herausstellte, wurden insbesondere die HipHop/Rap-Workshops und die Graffiti-Workshops stark nachgefragt. Der HipHop/Rap-Workshop wurde an drei Schulen und einem Standort der Mobilen Jugendarbeit durchgeführt. Der Graffiti-Workshop fand zweimal mit der Mobilen Jugendarbeit und an einer Schule statt. Zudem wurden noch ein Comic- und Storytelling-Workshop, ein Urban-Dance-Styles-Workshop sowie zwei zusätzliche Literatur- und Foto-Workshopwochen umgesetzt.

Die stattgefundenen Workshops konnten sowohl Jugendliche als auch Lehrkräfte begeistern. In den teilnehmenden Schulen konnten die Workshops meist in die Projekttage integriert werden. Einzelne Schulen hätten sich auch mehr als die verfügbaren zwei Workshops pro Schule gewünscht. Die externen Szenereferent_innen des Archiv der Jugendkulturen kamen bei Jugendlichen und Fachkräften größtenteils sehr gut an.

Das Projekt war in die sozialen Strukturen vor Ort eingebunden. Es war mit dem öffentlichen Träger, dem Kreisjugendamt Rhein-Neckar, abgestimmt, der das Konzept fachplanerisch begleitete. Lokal waren vor allem der Kreisjugendring Rhein-Neckar e. V. sowie die Kommunen, also Verwaltung und Gemeinderäte involviert. Gleichzeitig wurden bereits bestehende Kooperationskulturen genutzt wie Hilfen zur Erziehung und Schulen etc.

Aufbau des Buches

In Kapitel zwei des Buches findet sich die Veröffentlichung der Studie, die wir gemeinsam mit der Universität Duisburg/Essen und Frau Prof. Nicolle Pfaff durchgeführt haben. Nicolle Pfaff hat aus Befragungen bzw. aus Gruppen- und Expert_inneninterviews ein Bild der Jugendlichen im Rhein-Neckar-Kreis im bundesweiten Vergleich erstellt. Gleichzeitig wurde ein kritischer Blick auf die Jugendarbeit im Rhein-Neckar-Kreis geworfen. Ergänzt wurde die Studie durch regionale, kleinräumigere Porträts.

In Kapitel drei haben wir zur Verdeutlichung den Stand unseres Konzepts der Mobilen Jugendarbeit dargelegt, um in Kapitel vier die Ergebnisse des Projekts herauszuarbeiten, wie wir künftig die Bedarfserfassung durchführen wollen.

Das Buch ist zunächst von regionalem Interesse. Es soll einer Standortbestimmung dienen und die Ausgestaltung der Jugendarbeit im Rhein-Neckar-Kreis vorantreiben.

Postillion – wer ist das?

Mitgliedschaftlich wird der Verein getragen von Städten und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis sowie von den Mitarbeitern_innen. Er ist Mitglied im kommunalen Arbeitgeberverband und der kommunalen Zusatzversorgungskasse Baden-Württemberg und damit von der Idee her ein kommunaler Zweckverband mit der Besonderheit, dass auch die Mitarbeiter_innen dort Mitglied werden und ihre Interessen in die Vereinsstruktur einbringen können.

Der Postillion e. V. ist ein freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe, der lediglich im Rhein-Neckar-Kreis aktiv ist. Mit 450 Mitarbeiter_innen, die zurzeit in 71 Einrichtungen und Diensten tätig sind (10 Orte mit dem Angebot Mobiler Jugendarbeit, 9 Schulsozialarbeit, 21 Krippen, 11 Kindergärten, 7 Horte, 8 Kernzeitbetreuungen, 1 Wohngruppe für Jugendliche und 4 Teams für Sozialpädagogische Familienhilfe), ist der Verein im Landkreis breit aufgestellt. Übergeordnetes Vereinsziel ist es, die Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und deren Familien im Rhein-Neckar-Kreis zu verbessern. Wir beraten die Kommunen bei der Gestaltung einer sozialen Infrastruktur, mischen uns politisch ein und bieten auch eigene Angebote an.

Gegründet 1985 in Wilhelmsfeld, war der Postillion e. V. bis ins Jahr 1999 ein ausschließlich ehrenamtlich betriebener Verein, der sich mit Jugendarbeit in der Gemeinde Wilhelmsfeld beschäftigte. Einige Jugendliche ergriffen damals die Initiative und wollten die soziale Infrastruktur für Jugendliche im Ort verbessern. Diese Gruppe ging eine Allianz mit Busfahrer_innen der Deutschen Bunde